Der Weg zum Kern des Falls - Dinesh Chauhan - E-Book

Der Weg zum Kern des Falls E-Book

Dinesh Chauhan

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  • Herausgeber: Narayana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2009
Beschreibung

Dinesh Chauhan, ein Schüler Rajan Sankarans, vermag wie kaum ein anderer, die neue Anamnesetechnik in einfache, verständliche Worte zu fassen und sie so zu vermitteln. Im vorliegenen Werk erklärt Dinesh Chauhan, wie er die Methode der Empfindung in der Homöopathie anwendet. Es geht darum, den Patienten in seiner Ganzheit zu verstehen, und nicht einzelnen Symptome zu behandeln. Ausgehend von der Hauptbeschwerde wird der Leser Schritt für Schritt von Ebene zu Ebene bis zum Kern des Falls geleitet. Anhand von mehreren Beispielfällen illustriert Dinesh Chauhan anschaulich, wie er den Patienten entlang der sieben Ebenen über die Wahnidee, der vitalen Empfindung bis zur tiefen inneren zentralen Störung führt und so zum passenden homöopathischen Mittel vordringt. Besonders anschaulich wird mit zahlreichen Skizzen die Verwendung und Verwertung der Gestik und Körpersprache des Patienten dargestellt. "In der Homöopathie gibt es zahlreiche inspirierte und intelligente Praktiker, großartige Autoren und talentierte Lehrer. In manchen Fällen finden sich all diese Eigenschaften in einer Person. Dinesh Chauhan ist einer von diesen. Mit großer Klarheit vermag er komplexe Sachverhalte auf einfachste Weise darzustellen, was zeigt, dass er das Thema meisterhaft beherrscht." Harry van der Zee, Herausgeber der Zeitschrift "Homeopathic Links" "Maria leidet an berstendem Kopfschmerz, der sich in der Sonne verschlechtert. Sie hat Angst bei Abwärtsbewegung und träumt davon, blind zu werden. Wenn wir aufgrund der körperlichen Symptome eine Arznei verabreichen, so denken wir an Mittel wie Natrium muriaticum oder Glonoinum. Wenn die Angst überwiegt, dann fällt einem als erstes Borax ein und wenn jemand nur auf der Grundlage der Träume verschreiben will, dann könnte er an Physostigma denken. Wenn man aber die ganze Störung sieht, die hinter diesem Kopfschmerz liegt, dann wird sich wahrscheinlich etwas ganz anderes ergeben. Versuchen wir Maria nur symptomatisch oder in ihrer Ganzheit zu behandeln? Wenn wir sie nur nach einzelnen Symptomen behandeln, dann wird es nur eine symptomatische Heilung und nicht eine Heilung in ihrer wahren Bedeutung. Dazu ist es erforderlich, dass wir Maria als ein vollständiges Individuum betrachten und ihren Körper, ihre Psyche und das, was darüber hinausgeht, berücksichtigen." Aus dem Vorwort von Dinesh Chauhan

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Dinesh Chauhan

Der Weg zum Kern des Falles

Anamnesetechnik nach Rajan Sankaran

Dinesh Chauhan

Der Weg zum Kern des Falles

Anamnesetechnik nach Rajan Sankaran

Titel der englischen Original-Ausgabe:

A Journey into the Human Core

© Dr. Dinesh Chauhan, Swasthya Homeopathic

Healing Center, Mumbai 2007

ISBN 978-3-943309-37-9

1. deutsche Ausgabe 2009

© 2009, Narayana Verlag GmbH,

Blumenplatz 2, 79400 Kandern, Tel.: +49 7626 974970-0,

Email: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Übersetzt von Heidi Bart

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Mein Weg zum Kern des Falles

Teil I – Der Weg zum Kern des Falles

Energie

Vitale Empfindung

Reaktionen

Gesundheit und Krankheit

Homöopathie und Allopathie

Bewältigung

Gesetz der Schwingung

Schwingung und Erscheinungsform

Verschiedene Schwingungsmuster

Unterteilung der Schwingungsmuster

Schwingungsmuster der Quelle

Verschiedene Energieformen und -muster

Von der Form zur Formlosigkeit

Energieformen in verschiedenen Bereichen des Menschen

Teil II – Erläuterung des Weges durch praktische Fälle

„Jemand hält meinen Magen, zieht ihn auseinander und verdreht ihn auf brutale Weise“

„Ich brauche einen Schubs von hinten ……“

„Der Jäger fängt die Beute“

„Mein Rücken reißt mich auseinander“

Ein paar Zitate

Bibliografie

Danksagung

Ich möchte all den wunderbaren Lehrern danken, den Gurus, meinen persönlichen Freunden und denen, die ich über ihre Bücher kennen gelernt habe. Sie haben so viel zu dem Wissen, das in dieses Buch eingeflossen ist, beigetragen.

An erster Stelle und am allermeisten bin ich meinem hoch verehrten Lehrer, Dr. Rajan Sankaran, zutiefst dankbar. Er hat mich die Konzepte wie auch die Grundlagen, auf denen diese Konzepte beruhen, und auf denen ich meine weiteren Schritte aufbauen konnte, gelehrt.

Ich danke Dr. Kshiti Mehta für ihre Mitarbeit an diesem Buch. Kshiti und ich haben dieselbe Freude daran, die richtigen, eindeutigen und klaren Formulierungen zu finden, und wir teilen auch die Faszination für Homöopathie und Philosophie. Vom Anfang bis zum Ende dieses Buches saßen wir im wahrsten Sinn des Wortes Seite an Seite und erstellten aus den Ideen und Daten ein stimmiges Konzept. Sorgfältig bearbeitete sie den Entwurf, gliederte die Kapitel und machte daraus ein gut lesbares Buch.

Ich danke Dr. Sarika Nanivadekar für ihre hervorragende Unterstützung in der Klinik.

Ich danke Ms. Ambereen Iqbal, Ms. Tejaswini Mishra und Dr. Samina Potia für ihre Anregungen bei der Edition des Buches. Nicht vergessen möchte ich meinen lieben Freund Kaare, der mit seinen Kenntnissen und Vorschlägen viel zur Übersichtlichkeit des Buches beigetragen hat.

Besonderer Dank gilt dem Berater der Jamnabai Narsee Schule, Dr. Sujata Kumar, für Abstimmung und Nacharbeitung der Buchgestaltung.

Und nicht zuletzt danke ich meiner Frau Dr. Urvi Chauhan dafür, dass sie immer da war, für ihre anhaltende Unterstützung und für ihre konstruktive Kritik. Der Druck, die Veröffentlichung und die ausgezeichnete sowie auch endgültige Prüfung des Buches ist ihrer Zuverlässigkeit zu verdanken, die letztendlich dem Buch seinen Charakter verlieh.

Darüber hinaus gilt mein Dank auch all meinen Lesern.

Mein Weg zum Kern des Falles

Das „Ganze“ besteht aus einzelnen „Teilen“ … alle „Teile“ miteinander verbunden ergeben das „Ganze“, das aber größer ist als die Summe seiner Teile.

Diese Zeilen fassen zusammen, was mit „Der Weg zum Kern des Falles“ gemeint ist.

Die Schwierigkeiten, die auftraten, als ich versuchte, den Kern des Falles zu verstehen, veranlassten mich, dieses Buch zu schreiben. In meinen ersten Jahren als Homöopath hatte ich den Eindruck, dass sich die Homöopathie in einem chaotischen Zustand befand. Ich stellte fest, dass viele Homöopathen ihre Verschreibungen auf rein pathologischen Symptomen begründeten. Für einige war die Causa wichtig, manche legten den Schwerpunkt auf die Begleitsymptome, während andere sich auf die Gefühlsebene der Patienten bezogen. Von diesen wiederum legten ein paar den Schwerpunkt auf die Wahnideen und Träume. Nachdem es so viele Richtungen für ein und dieselbe Sache gab, entschied ich mich dafür, den komplexen Organismus, nämlich das Wesen des Menschen in seiner Gesamtheit, zu erforschen. Die Frage war: „Wie muss ich vorgehen, um den einzelnen kranken Menschen, der an meine Tür kommt und um Hilfe bittet, zu begreifen? Was war es, was ich begreifen musste, um zu heilen? Was musste ich bei einer Verschreibung berücksichtigen? War die Gesamtheit der Symptome ausreichend? Reichten Gefühle oder Träume? Was musste ich in Erfahrung bringen, um das Wesen des Menschen zu verstehen? Wem sollte ich glauben, und was war die eigentliche Wahrheit?

Ein typisches Beispiel: Maria leidet an chronischem berstendem Kopfschmerz, der sich in der Sonne verschlechtert. Sie hat starke Angst bei Abwärtsbewegung und träumt immer wieder davon, blind zu werden. Wenn wir in diesem Fall aufgrund der körperlichen Symptome eine Arznei verabreichen, dann denken wir an Mittel wie Natrium muriaticum oder Glonoinum. Wenn die Betonung auf der Angst liegt, dann fällt einem als erstes Borax ein, und wenn jemand nur auf der Grundlage der Träume verschreiben will, dann könnte er an Physostigma denken. Wenn man aber die ganze Störung sieht, die hinter diesem Kopfschmerz liegt, dann wird sich wahrscheinlich etwas ganz anderes herausstellen.

Versuchen wir nun Maria nur symptomatisch oder in ihrer Ganzheit zu behandeln? Wenn wir sie nur nach einzelnen Symptomen behandeln, dann wird es nur eine symptomatische Heilung und nicht eine Heilung in ihrer wahren Bedeutung. Dazu ist es erforderlich, dass wir Maria als ein vollständiges Individuum betrachten und ihren Körper, ihre Psyche und das, was darüber hinausgeht, berücksichtigen.

Probleme entstehen dann, wenn wir Menschen in Fragmenten betrachten. Die Unstimmigkeiten werden sich von selbst auflösen, wenn wir lernen, auf die Gesamtheit zu schauen. Für Homöopathen ist es unerlässlich, den Menschen als ein Ganzes, als komplexe Einheit zu verstehen, und nicht als ein in voneinander unabhängige Einzelteile zerlegtes Wesen. In diesem Buch wird Schritt für Schritt das Verständnis für diese Ganzheit erklärt.

Ich hatte das große Glück, bei meinem hoch verehrten Lehrer Dr. Rajan Sankaran zu lernen, und deshalb war der Weg zum Verständnis der ganzheitlichen Betrachtung für mich sehr einfach. Viele Hürden auf dem Weg zu diesem Verständnis wurden durch seine Auffassung vom Wesen des Menschen überwunden, durch das, was wahrgenommen werden muss, um zu heilen, durch sein Konzept der Wahnideen, durch die Betrachtung der verschiedenen Ebenen der Erfahrung etc.

Etliche Fragen, die sich im Laufe dieses Prozess stellten, veranlassten mich dazu, mich auf das Universum zu besinnen und die grundsätzliche Einheit der Homöopathie mit den Gesetzen des Universums herauszufinden. Viele meiner Fragen wurden schon allein dadurch beantwortet, dass ich die Phänomene des Universums und die dort herrschenden Gesetze beobachtete. Ich konnte dadurch das Wesen der homöopathischen Philosophie viel tiefer verstehen und achten. Außerdem legte ich durch das Studium einiger physikalischer Gesetze eine stabile Grundlage für meine Ideen, die dadurch deutlicher und klarer wurden.

Nachdem nun geklärt war, was erforderlich ist, um zu heilen, stellte sich die nächste Frage nach der Wahl des richtigen Simillimums. Über die einzelnen Mittel und die verschiedenen Möglichkeiten zur Mittelfindung wird in der homöopathischen Literatur viel gesagt und geschrieben. Was aber nach der Gabe eines Mittels passiert, dieses Thema wird meistens ausgespart. Die erste Verschreibung ist zwar eine wichtige Entscheidung in der Homöopathie, aber die Folgeverschreibung ist höchstwahrscheinlich die schwierigere von beiden. Mit diesen Gedanken ist nun die Saat gelegt für die Untersuchung des Prozesses, der nach der Gabe des Simillimum im menschlichen Bewusstsein abläuft. In meinem nächsten Schritt „Der Weg zum Simillimum“ werde ich mich damit befassen.

Dr. Dinesh Chauhan Januar 2005 Mumbai

Der Weg beginnt …….

Ich habe mich oft gefragt….

Ich habe mich oft gefragt, ob wir mit der Fülle neuer Informationen, neuer Theorien, neuer Gesetze (die uns durch unglaubliche wissenschaftliche Entdeckungen zugänglich wurden), und mit der unermesslichen Kraft, die die homöopathische Wissenschaft uns vermittelt hat, glücklicher sind, als es unsere Vorfahren mit ihren begrenzten Informationen und Möglichkeiten gewesen sind?

Dies ist nicht nur eine akademische Frage. Trotz neuer wissenschaftlicher Entdeckungen, Theorien und Gesetze herrscht heute in der Welt der Homöopathie Verwirrung und ein heilloses Durcheinander, und wir Homöopathen unternehmen nichts angesichts dieser chaotischen Zustände. Der Grund für dieses Chaos ist meiner Meinung nach nicht die Flut neuer Theorien, Gesetze oder Hypothesen, sondern unsere Unfähigkeit, all dieses Wissen sowohl in der Homöopathie wie auch in anderen Bereichen anzuwenden. Wir sind es, die unfähig sind, wahrzunehmen und zu glauben, dass alle Religionen, alle Mythen, alle Philosophien der westlichen und östlichen Kulturen im Grunde genommen dasselbe sagen.

Allgemeine Gesetze des Universums sind auch für jedes gleichartige Einzelphänomen gültig, und auf wunderbare Weise können auch die Gesetze, die für den Einzelfall gültig sind, auf parallele Phänomene im Universum übertragen werden.

Alle Naturgesetze, die heute zutreffen, waren auch gestern gültig und werden morgen noch gelten, unabhängig davon ob wir klug genug sind, sie herauszufinden.

Wir lesen nicht, um zu widersprechen

und zu widerlegen, auch nicht, um zu glauben

oder etwas als gegeben hinzunehmen,

und auch nicht, um darüber zu sprechen

und Reden zu halten,

sondern um abzuwägen

und darüber nachzudenken.

Sir Francis Bacon

Teil I

Der Weg zum Kern des Falles

Energie

Wenn wir das Wort Energie hören, dann fällt uns Albert Einstein und seine berühmte Relativitätstheorie (e=m·c2) ein. Eine der bedeutsamsten Erkenntnisse Einsteins war die Tatsache, dass Materie und Energie in Wahrheit zwei Seiten derselben Sache sind. Materie kann in Energie umgewandelt werden und Energie in Materie. In der Wissenschaft ist belebte und unbelebte Materie nur dann endgültige Wirklichkeit, wenn sie aus Elektronen, Protonen, Neutronen und Energie zusammengesetzt ist. Für die Quantenphysik sind alle subatomaren Partikel gebündelte Energie. Somit ist das materielle Universum nichts anderes als sehr verdichtete Energie. Alles was im Universum existiert, angefangen bei den feinsten, energetischen Mikrostrukturen bis hin zur festen, dichten Materie, lässt sich auf einer Energieskala einordnen. Somit ist in der Wissenschaft Energie die einzige endgültige Realität.

Betrachten wir zuerst das Wort „Energie“.

Es sieht so aus, als ob die Griechen schon damals die besondere Eigenschaft von Energie erkannt hätten. Das griechische Wort für Energie „Energos“ bedeutet „in Bewegung sein“. Energie hat also irgendwie mit Bewegung und Veränderung zu tun, und damit sind wir in der Lage, eine sehr brauchbare Definition von Energie als das, was den Wechsel eines Zustands hervorruft, vorzunehmen. Diese Definition ist sehr umfassend und deckt alle Gebiete ab, angefangen bei den in der Wissenschaft untersuchten physikalischen Vorgängen bis hin zu den mentalen, emotionalen und das tiefste Unterbewusstsein betreffenden Prozessen. Energie, das ist der Prozess der Verwandlung an sich, der sich hinter den verschiedenen Möglichkeiten verbirgt, die den Zustand einer Struktur zu einem anderen in Beziehung setzt.

Diese Energie kann weder vermehrt noch zerstört werden. Sie kann nur von einem Zustand in einen anderen transformiert werden. Das ist eines der grundlegendsten Gesetze der Energie, besser bekannt als der Erste Hauptsatz der Wärmelehre.

Das bedeutet, dass die Energie seit Beginn des Universums konstant geblieben ist und nur verschiedene Umwandlungen stattgefunden haben. Beim „Großen Urknall“ wurde Lichtenergie freigesetzt, Materiepartikel flogen in alle Richtungen und verwandelten so einen Teil der Lichtenergie in kinetische Energie. Als die Teilchen sich dann ablagerten, wurde ihre kinetische Energie in Potentialenergie umgewandelt. Wir sehen also, dass Energie bei den einzelnen Vorgängen nicht zerstört, sondern nur von einem Zustand in einen anderen umgewandelt wird.

Das Gesetz der Erhaltung der Energie ist immer gültig. Kann das bedeuten, dass wir es auch auf den Menschen anwenden können? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zuerst ausführlicher mit dem Menschen befassen. Der Mensch kann in zwei Energieeinheiten geteilt werden: Geist und Körper.

[Abb. 1]

[Abb. 2]

Unterbewusstsein: Auf der Ebene des Unterbewussten wird die Energie durch Träume ausgedrückt. Im Zusammenhang mit den Träumen sind die Gefühle und die damit verbundenen Empfindungen wichtig.

Wahrnehmung: Die tiefste Ebene des Geistes ist die Wahrnehmung. Jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise, die Wirklichkeit wahrzunehmen. Wir nehmen unser Inneres und die Welt um uns herum in Bezug auf unsere eigene Individualität wahr. Wenn diese Wahrnehmung sich verändert, nennen wir das Wahnidee. Eine Wahnidee ist nichts anderes als die falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit, die Art, wie wir Tatsachen, Situationen, Ängste, Gefühle etc. wahrnehmen.

Gefühle: Die nächste Form von Energie wird durch Gefühle wie zum Beispiel Ärger, Traurigkeit, Angst etc. ausgedrückt.

Allgemeinsymptome (A.G.S.): Auf der körperlichen Ebene wird Energie ausgedrückt in Schlaf, Durst, Appetit, Verlangen, Abneigungen etc.

Lokalsymptome (L.S.): Hier drückt sich Energie durch die ganz spezielle Erkrankung eines Körperteils aus.

Geist und Körper sind zwei verschiedene Arten von Energie. Welche von diesen beiden ist nun wichtiger, um den Menschen zu begreifen? Ist nur der Geist wichtig, oder sollte den körperlichen Symptomen der Vorzug gegeben werden? Kann man Geist und Körper überhaupt getrennt betrachten? Ist es überhaupt möglich zu sagen, ob sich ein Gefühl von „Un-wohlsein“ ausschließlich auf der Geistesebene oder nur auf der körperlichen Ebene entwickelt? Dazwischen muss es doch eine Verbindung geben. Wie wir wissen, können Körper und Geist nicht getrennt werden, weil sie voneinander abhängig und miteinander verbunden sind. Man kann das eine nicht ohne das andere verstehen. Es kommt selten vor oder ist eigentlich unmöglich, dass das eine befallen ist, während das andere unversehrt bleibt. Es muss eine gemeinsame Form von Energie für den Geist und den Körper geben. Eine übergeordnete Instanz, die von Geist und Körper abgetrennt und abgesondert werden kann. Somit gibt es eine Ebene, die dem Geist und Körper übergeordnet ist. Da diese Art der Energie der Lebenskraft sehr ähnlich ist, nennen wir sie „Vitale Empfindung“.

Vitale Empfindung

Nehmen wir zum Beispiel die Lichtenergie. Wenn wir einen Baum sehen, dann nur deshalb, weil das Licht, das auf den Baum fällt, von diesem reflektiert wird und dann ein Bild auf der Netzhaut unseres Auges erzeugt. Die Sehzellen der Netzhaut geben daraufhin Elektronen ab, die wiederum elektrochemische Impulse anstoßen. Diese wandern entlang dem Sehnerv bis zum Sehzentrum des Gehirns. Durch einen dort ablaufenden komplexen Prozess werden Form (Umriss, Gestalt), Muster, Farbe und Bewegung des aufgenommenen Bildes analysiert. Das Gehirn setzt dann diese Informationen wieder zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Bei Schallenergie (Musik), die letztendlich auch eine Art von kinetischer Energie ist, läuft der Vorgang ähnlich ab. Eine schwingende Violinensaite erzeugt Schwingungen in der Luft, die auf das Trommelfell übertragen werden. Diese Schwingungsenergie wird umgewandelt in elektrische Energie, die unser Gehirn dann als Geräusch erkennt.

Energie wird aufgrund ihrer dynamischen Kraft von unseren Sinnesorganen als Licht, Geräusch, mechanische Reizung etc. wahrgenommen. Es ist also die körperliche Ebene, über die wir Licht und Geräusch erfassen. Diese Wahrnehmung auf der körperlichen Ebene reicht aber nicht aus, um die dem Geist und Körper übergeordnete Ebene zu begreifen.

Beim Hören von Musik oder beim Betrachten von Bildern entstehen Gefühle. Die Schwingungen, die von Musik oder Bildern erzeugt werden, kommen in Resonanz mit unseren ganz eigenen Schwingungen und bewirken damit bestimmte Gefühle in uns. Diese Schwingungen werden nicht nur über unsere Seh- und Hörnerven als schönes Bild oder Klang wahrgenommen, sondern bewirken durch ihre Übertragung in unseren ganzen Körper angenehme Empfindungen.

Von den Nerven übertragene Energie wird immer zuerst in Empfindungen übersetzt. Empfindung ist somit immer die erste Energieform, die wir aufnehmen. Empfindung ist die höchste Erscheinungsform von Energie. Sie ist vergleichbar mit der zentralen Störung und deshalb nennen wir sie „Vitale Empfindung1“.

[Abb. 3]

Empfindung ist weder eine ausschließlich geistige Erfahrung noch eine nur körperliche. Sie steht außerhalb der Phänomene von Geist und Körper und kann nicht durch Systeme oder Organe erklärt werden. Sie wird zwar über den Körper wahrgenommen, aber sie hat dort nicht ihren Ursprung, Ähnlich ist es mit dem Geist, sie wird dort erfahren, kann aber nicht ausschließlich durch Gefühle und Gedanken ausgedrückt werden. Empfindung ist gemeinsame Erfahrung von Geist und Körper.

Folgende einfache Gleichung kann aufgestellt werden:

Um das Wesen des Menschen zu verstehen, müssen wir jede dieser unterschiedlichen Erscheinungsformen von Energie vollständig begreifen.

[Abb. 4] Energiefluss von höherer zu niederer Erscheinungsform

Energie fließt von den Empfindungen über die Wahrnehmungen und die Gefühle (höhere Erscheinungsformen) zu den Allgemein- und Lokalsymptomen (niedere Erscheinungsformen).

1 Anmerkung: Immer wenn in diesem Buch von Empfindung die Rede ist, dann ist damit diese „Vitale Empfindung“ gemeint

Reaktionen

Empfindung/Wahrnehmung/Gefühl lösen immer Reaktionen aus. Diese Reaktionen können auf drei verschiedene Arten erfolgen. Eine Möglichkeit ist tätig werden, das heißt „Aktive Reaktion“. Die zweite Möglichkeit ist untätig bleiben, „Passive Reaktion“, und die dritte Möglichkeit besteht darin, unbeteiligt zu bleiben, das ist dann „Kompensation“.

In einer plötzlich auftretenden Gefahr- und Schrecksituation, wie zum Beispiel bei einem Erdbeben, entstehen Angstgefühle, auf die man folgendermaßen reagieren kann:

i. aktives Reagieren, indem man sofort aus dem Haus rennt und vor Angst schreit und kreischt

ii. passives Reagieren, indem man völlig gelähmt und verschreckt durch die Angst sogar unfähig ist, sich aus dem Haus heraus zu bewegen

iii. Kompensation, das heißt so tun, als ob es einen nicht betrifft und gelassen und ruhig bleiben.

Auf die Empfindung von Kränkung oder Verletzung können zum Beispiel folgende Möglichkeiten der Reaktion auftreten:

i. auf aktive Art und Weise, indem man andere auch verletzt

ii. auf passive Weise, indem man gefühllos wird gegen Verletzungen

iii. indem man kompensiert, das heißt sich um die sorgt und kümmert, die gekränkt und verletzt wurden.

Um also das Wesen des Menschen begreifen zu können, müssen wir neben den anderen Komponenten der Gleichung auch die Reaktionen verstehen.

Gesundheit und Krankheit

Schon Dr. H. A. Roberts hat in Bezug auf die Energie festgestellt: „Zuallererst muss sich der homöopathische Arzt mit den verschiedenen Erscheinungsformen der Energie auskennen, weil nur auf dieser Grundlage homöopathische Verschreibung möglich ist.“ Außerdem führt er aus: „Jede Beeinträchtigung der Lebenskraft schlägt sich in gestörter Harmonie in unserem Äußeren nieder; in anderen Worten in Symptomen. Gestörte Harmonie, das heißt fehlende Harmonie im Fluss der Lebenskraft, führt dazu, dass wir krank werden“2. Energie ist dynamisch und es ist diese Dynamik, die jedes Teilchen, jede Zelle und jedes Atom eines Menschen durchdringt. Jede Störung dieser vitalen Energie bewirkt eine unregelmäßige und gestörte Entwicklung des ganzen Menschen.

Dr. Hahnemann führte in Paragraph 19 des Organon aus: „Indem nun Krankheiten nichts als Befindens-Veränderungen des Gesunden sind, die sich durch Krankheits-Zeichen ausdrücken, …3“, und diese Veränderungen müssen wir aufspüren um zu heilen.

Die Unausgewogenheit der Energie bewirkt Veränderungen in den anderen Bereichen, das heißt also veränderte Empfindungen, Wahrnehmungen und Gefühle, und daraus resultieren dann unangemessene Reaktionen. Auf der körperlichen Ebene erscheinen diese Veränderungen als Zeichen und Symptome. Wenn die Lebenskraft die Störung im Geist (höhere Ebene) nicht ausgleichen kann, dann manifestiert sie sich in den körperlichen Symptomen (niedrigere Ebene). Dort werden zuerst die relativ weniger wichtigen oberflächlichen Strukturen krank, wie zum Beispiel die Haut. Es beginnt mit funktionalen Störungen. Dann werden tiefere Strukturen befallen, und es stellen sich reversible strukturelle Veränderungen ein. Wenn dann nicht heilend eingegriffen wird, entwickeln sich im Anschluss an dieses Stadium irreversible, körperliche Veränderungen. Ohne weitere Hilfe führen diese dann letztendlich zum Tod. Während also die Energie von den höheren zu immer tieferen Ebenen fließt, manifestiert sich Krankheit in der Richtung von der oberflächlichen zur tieferen Pathologie.

[Abb. 5] Das Konzept von Krankheit

Krankheit ist somit nicht etwas Lokales, nicht eine Erkrankung von einzelnen Teilen, sondern der Zustand der ganzen Person, die Art und Weise, wie sie fühlt, denkt, wahrnimmt, sich selber empfindet, ihre Krankheit, ihr Inneres, ihre Umwelt, und auch die Art und Weise, wie sie reagiert. Dieser Gesamtzustand und nicht die einzelnen Teile müssen behandelt werden. Dr. Hahnemann schreibt in Paragraph 211 des Organon: „Dieß geht so weit, daß bei homöopathischer Wahl eines Heilmittels, der Gemüthszustand des Kranken oft am meisten den Ausschlag giebt, als Zeichen von bestimmter Eigenheit, welches dem genau beobachtenden Arzte unter allen am wenigsten verborgen bleiben kann4.“

Dr. Sankaran gab einen tieferen Einblick in diesen Gemütszustand, indem er die Auffassung „Krankheit ist Wahnidee und Erkenntnis ist Heilung“5 einführte. Nachdem er aber feststellte, dass Krankheit nicht nur Wahnidee ist, dass es darüber hinaus noch etwas geben muss, definierte er ein umfassenderes Verständnis von Krankheit und Gesundheit. Das Erkennen des gestörten Gesamtzustandes kann Heilung bewirken. Wenn also jemand diese veränderten Empfindungen, Wahrnehmungen und Gefühle in ihrer Gesamtheit erkennt, dann werden wie selbstverständlich geeignete Reaktionen erfolgen.

Das führt uns zu dem Konzept von Gesundheit. Gesundheit, das heißt harmonische Verteilung der Energie auf allen Ebenen. Wenn die Empfindungen, Wahrnehmungen und Gefühle erkannt werden, dann wird man von jeglichem körperlichen Leiden frei sein. Wenn die Energie auf allen drei Ebenen (das heißt Geist, Körper und das, was über Geist und Körper hinausgeht) ausgeglichen ist, dann erlangt man sicher die Freiheit, den höheren Zweck des Daseins in seiner wahren Bedeutung zu erreichen.

[Abb. 6] Das Konzept von Gesundheit

2 vgl. Roberts Herbert, The Principles and Art of Cure by Homoeopathy

3 Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6.Auflage, § 19

4 Samuel Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6.Auflage, §211

5 vgl. Rajan Sankaran, Das geistige Prinzip der Homöopathie

Homöopathie und Allopathie

Das Konzept von Krankheit zieht an sich schon eine Trennlinie zwischen Allopathie und Homöopathie. Moderne Medizin befasst sich nur mit Störungen der körperlichen Ebene (Diagnose), also da, wo auch Behandlung angesagt ist. Sie konzentriert sich sozusagen nur auf die Spitze des Eisberges, während Homöopathie den Krankheitsprozess als einen Weg betrachtet, der bei den Störungen auf der Ebene der Energie beginnt und bei den Erkrankungen endet. Die Betrachtung eines kranken Menschen beginnt in der Homöopathie bei der Diagnose und endet im vollständigen Erfassen der Störungen auf allen Ebenen.

[Abb. 7] Unterschiede zwischen Allopathie und Homöopathie

Bewältigung

Wenden wir uns nun der Frage zu, warum Krankheit überhaupt entsteht.

Belastungssituationen bewirken eine Erregung und Reizung im Menschen, die sich in der Empfindung und Wahrnehmung, im Gefühl und den damit verbundenen Reaktionen zeigt. Nachdem sich die Normalität dann wieder einstellt, sollte der Mensch auch wieder in seinen normalen Zustand zurückkommen. Wenn jemand, obwohl die stressige Situation vorbei ist, nicht in seinen normalen Zustand zurückkommen kann, ist es wahrscheinlich so, dass er nicht in der Lage dazu ist, den Stress zu bewältigen.

Nehmen wir als Beispiel den plötzlichen Tod von Eltern bei einem Unfall. Natürlich werden die Kinder aufgrund dieses Verlustes in großer Trauer sein. Tom, eines der Kinder, ist sehr traurig, fühlt sich alleingelassen, weint und ist schwermütig. Er fühlt sich, als sei er nun ganz allein auf der Welt, aber nach einigen Tagen fängt er sich wieder, verkraftet diesen Verlust und beginnt wieder sein normales Leben.