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Unterstützung auf dem Weg ins Vertrauen zum Leben
Jeder Mensch hat in seinem Leben schon Momente erlebt, in denen alles dunkel und schwer war. Manche verzweifeln daran, anderen gelingt es, trotz herber Rückschläge immer wieder Vertrauen ins Leben zu fassen.
Sandra Stelzner-Mürköster zeigt in ihrem Buch, dass jede*r in sich die Kraft hat, den Weg ins Vertrauen (wieder) zu finden. Über die akute Trauersituation und den Abschiedsschmerz hinaus hilft dieses Buch, sich im Leben zu stabilisieren, in einem fremd gewordenen Zuhause wieder anzukommen und Mut ins Leben zu erhalten. In dieser Gewissheit kann es mithilfe zahlreicher Tipps und Übungen gelingen, resilienter zu werden.
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Seitenzahl: 192
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Trauer um einen Verlust ist eine Grunderfahrung des Lebens. Ob ein geliebter Mensch stirbt, wir von einem Tier, das uns ein treuer Begleiter war, Abschied nehmen müssen, uns ein Arbeitsplatz gekündigt wird oder wir einen Traum aufgeben – etwas zu verlieren macht das Leben dunkel und schwer.
Aus Trauer und Verlust können aber neuer Mut und neue Lebensfreude wachsen. Jeder Mensch hat in sich die Kraft, auch nach schwierigsten Verlusterfahrungen wieder Vertrauen ins Leben zu fassen. Wie das gelingen kann, zeigt Sandra Stelzner-Mürköster in diesem Buch. Für den Schmerz bietet sie Hilfen, um sich selbst und seine Gefühle besser zu verstehen.
Zahlreiche Tipps und Übungen helfen, neue Stabilität zu finden und nach und nach zu entdecken, dass es das Leben auch gut mit uns meint.
Sandra Stelzner-Mürköster ist systemischer, energetischer und spiritueller Coach. Als Expertin und Mentorin für Trauer begleitet sie seit mehreren Jahren Menschen in dieser Ausnahmezeit intensiv und sorgsam. In ihrem Buch »Zurück ins Leben finden« hilft sie Menschen mit akuter Trauer umzugehen. Das von ihr gestaltete Kartenset »Zurück nach Hause finden« unterstützt beim Weg durch die Trauer sensibel und praktisch.
Sandra Stelzner-Mürköster
Der Weg
zurück ins
Vertrauen
Wie es gelingt, aus Verlusterfahrungen stark zu werden
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Copyright © 2025 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
(Vorstehende Angaben sind zugleich
Pflichtinformationen nach GPSR.)
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagmotiv: © GIS – Adobe Stock.com
ISBN 978-3-641-33466-6V001
www.gtvh.de
Inhalt
Zurück ins Vertrauen finden
Vorwort
Einleitung: Liebe ist Teil der Ewigkeit und Ausdruck Deiner Trauer
Kapitel 1
Normalität als Ausdruck des Lebens
Meine ersten Trauerjahre – auf der Suche nach Normalität
Die Frage nach dem Normal
INSPIRATION Lieber Schmerz
INSPIRATION Der Trauer in Liebe begegnen
Energiearbeit – Erzeugung von Resonanzfeldern
Ein Engel auf Erden
Gedankenreise – Die Macht der Gedanken
Richtig Wünschen
TIPPS
Kapitel 2
In der Stille kann die Stimme Deiner Seele erklingen
INSPIRATION Die leise Stimme unserer Seele
Heilung Deiner Trauer
INSPIRATION Stürme des Lebens
INSPIRATION Sehnsucht
7 mögliche Schritte auf dem Weg zurück ins Leben
Gefühle als Wegweiser der Heilung
Übung
Der Baum des Lebens
INSPIRATION Öffne Dein Herz
Fliegen ist doch so schön
TIPPS
Gedankenreise – Der Eisvogel
Erinnerungen als Resilienzfundament
Kapitel 3
Selbstliebe als Schlüssel zur inneren Stabilität
Gefühle und Emotionen im Trauerprozess
Gefangen im Dickicht der Emotionen
Ein verirrtes Herz sucht Heimat
INSPIRATION Ein Gebet
Emotionen sind der Motor unseres Seins
TIPPS
Wie reflektiere ich »richtig«?
Überblick über die menschlichen Basisgefühle
Gedankenreise – Die Reise in die Höhle des Seins
Kapitel 4
Dein Jetzt kreiert Deine Zukunft
Schwingung als Treibstoff des Lebens
INSPIRATION Wer bin ich?
Jeder Mensch ist spirituell
Genug ist genug
TIPPS
Was will ich?
Übung – Richtig »Tacheles« reden
Meditation – Über die Wirkung meiner Gedankenreisen
Liebe heilt Angst
Gedankenreise – Die Reise zu Deinem Kraftort
INSPIRATION Wer bin ich?
TIPPS
Kapitel 5
Das Prinzip Leben
Mein neues Leben
TIPPS zur Neuausrichtung
Gedankenreise – Der Engel des Todes
Wachstum als Konsequenz von Heilung
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
TIPPS für Dein inneres Wachstum
Kapitel 6
Das höhere Selbst
Weshalb ist es im Kontext von Trauer wichtig, sich mit dem Thema des höheren Selbst auseinanderzusetzen?
Verständnis für Dich selbst wandelt Starrheit in Bewegung
TIPPS zur Stärkung der eigenen Intuition
Gedankenreise – Entdecke die Vollkommenheit
Abschließende Überlegungen
Ausblick
Trägt Trauer eine Botschaft in sich?
Gedankenreise – Der Wasserfall
Der Ruf aus dem Jenseits ist ein Aufruf zum Leben
Visionsarbeit
INSPIRATION Botschaft der Verstorbenen
Gedankenreise – Vertrauen ins Leben
Abschließende Überlegungen
Überblick über die Gedankenreisen
Zurück ins Vertrauen finden
»Liebe über den Tod hinaus
Meine Hand hält Deine, spüre meine Liebe, meine Nähe, unsere Verbundenheit. Wir werden immer das füreinander sein, was wir sind und waren.
Mein Herz ist Dein, Dein Herz ist mein. Wir sind ganz und vollkommen in dieser Verbindung. Erinnere Dich immer wieder daran, dass diese Verbindung nie endet. Denn sie ist ohne Anfang und ohne Ende, sie ist Teil der Ewigkeit.
In der Stille kannst Du mich hören, kannst Du mich wahrnehmen. Für mich ist die Zeit ohne Bedeutung geworden, denn die Ewigkeit kennt keine Zeit. Lebe im Jetzt, finde in Dir die Vollkommenheit, die Du mit mir fühltest – sie ist da, sie war immer schon ein Teil von Dir, deswegen konntest Du sie gemeinsam mit mir überhaupt empfinden. Nun darfst Du diesen Anteil in Dir wieder finden, das ist Deine Aufgabe ohne meine irdische Präsenz.
Lebe, lebe für mich und nimm Deine Aufgabe an: zu erfahren, wer Du wirklich bist.«
Zur Erinnerung: Mein persönlicher Abschied
(siehe auch Kapitel 1 in »Zurück ins Leben finden«)
»Als ich gerade einmal 30 Jahre alt war, änderte sich innerhalb von drei Tagen mein Leben radikal. Wir schreiben das Jahr 2007. Es ist ein Montag Ende November. Die Vorbereitungen für die Adventszeit stehen an und die Luft riecht bereits nach Advent. Es soll das erste Weihnachten werden, das wir als kleine Familie feiern. Bis dahin war mein Leben für mich nahezu perfekt. Ich lebte meinen Traum: Ich war mit dem großartigsten Mann verheiratet, den ich mir je erdenken konnte, und wir hatten einen süßen kleinen Sohn. Der war gerade sechs Monate alt, ich mit der Ausbildung zur Gymnasiallehrerin fertig, hatte einen festen Job, eine tolle Wohnung und ich konnte mit meinem Mann herrlich über die Zukunft sinnieren. Wir konnten träumen und uns ausmalen, was uns noch alles gemeinsam erwarten würde.
An jenem Montag also wollte mein Mann vor dem Mittagessen kurz joggen gehen: »Ich werde nur eine kurze Runde laufen«, waren mehr oder weniger die letzten Worte, die er zu mir sprach. Tim, unser Sohn, bekam noch einen schnellen Kuss auf die Stirn, ich einen Abschiedskuss, bevor er schon aus der Tür draußen war. Wie sich später herausstellte, kam er wohl nicht weit.
Ich saß zu Hause und wartete auf ihn und ärgerte mich irgendwann, weil er einfach nicht zurückkam. Ich dachte nur: ›Was soll das denn? Du weißt doch, dass ich mit dem Essen auf dich warte?‹ Doch er kam und kam nicht. Plötzlich klingelte es an der Haustür. In der Hoffnung, dass mein Mann nun endlich den Weg nach Hause gefunden hatte, öffnete ich. Doch Fehlanzeige! Stattdessen stand meine aufgelöste Nachbarin in der Tür und teilte mir mit, dass die komplette Straße ganz in der Nähe von uns abgesperrt sei, da man dort einen toten Jogger gefunden habe.
Diesen Moment, der durch ein furchtbares Gefühl der Gewissheit begleitet wurde, werde ich nie vergessen. Ich erstarrte innerhalb von Sekunden, da ich genau spürte, dass etwas Schreckliches geschehen war und der Jogger mein Mann sein musste. Ich war wie gelähmt, sonst hätte es mir buchstäblich das Herz zerrissen.
Die darauffolgenden Stunden sind mir größtenteils nicht mehr greifbar. Ich kann mich nur bruchstückhaft an bestimmte Personen und Ereignisse erinnern. Ich versuchte, mich zu beschäftigen, nicht durchzudrehen, alles zu regeln, was möglich war, um endlich ins Krankenhaus zu können, in das er nach Aussage der Polizei, nach einer Wiederbelebung, eingeliefert worden sei. An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Irgendwann kam die Nachricht, dass mein Mann mit dem Hubschrauber in die Uniklinik gebracht werde, da die Behandlungsmöglichkeiten hier vor Ort zu begrenzt seien. Ich weiß nur, dass ich zwischen Wahnsinn und Verrücktsein, innerer Versteinerung und Bangen und Hoffen schwebte – ich war haltlos!
Gegen Abend konnte ich endlich zu ihm auf die Intensivstation der Uniklinik. Bis heute weiß ich nicht mehr genau, wie ich dorthin gekommen bin und wer mich begleitete. Nie werde ich den Anblick vergessen, der sich mir bot, als wir endlich zu ihm durften. Mein Herz zerbrach, als ich meinen Mann dort liegen sah: Meine große Liebe, mein Partner, mein Seelenverwandter, mein Mann, der Vater unseres Sohnes würde gehen. Das stand für mich ab diesem Zeitpunkt außer Frage.
Es vergingen Minuten, Stunden und letztlich zwei Tage, bis sich seine Seele von seinem Körper trennte und er starb. Am Montagmorgen war mein Leben noch so, wie ich es bis dahin kannte. Am Mittwochmorgen sollte ich zur Witwe und Alleinerziehenden eines Babys werden.«
Vorwort
Trauer und Verlusterfahrungen sind tiefgreifende transformative Prozesse, da sie eine Belastungsprobe für die Beziehung zu uns selbst, zu den eigenen Gefühle und dem eigenen Leben darstellen. Nichts ist mehr, wie es war.
Ich erinnere mich in meinem Leben an so viele Momente, in denen ich das Gefühl hatte, buchstäblich durchzudrehen – das erste Neujahr ohne meinen verstorbenen Mann ging mit dem tiefen Bewusstsein einher, dass es in dem folgenden Jahr keine gemeinsamen Erlebnisse mehr geben würde. Der Schmerz, den ich dadurch spürte, ließ mich kaum noch atmen, denn die Unvorstellbarkeit, dass er wirklich nicht mehr bei mir war, wurde so ein Stück weit real in mir.
Kennst Du dieses Gefühl?
Dieses Gefühl, das sich zwischen Wahnsinn und emotionaler Leere bewegt, ist ein Gefühl, das »man« kaum aushalten kann – meine Sehnsucht nach der jenseitigen Welt wurde in diesen Momenten noch intensiver und so groß, dass jeder Atemzug eine Qual war.
Heute blicke ich auf diese Zeit des großen Schmerzes zurück und bin dankbar, dass ich einen Wandel in mir erfahren durfte. Ein Normal, wie ich es zuvor gekannt habe, hat es nie wieder gegeben. Aber es gibt jetzt ein anderes Normal, ein Normal, das ich als Leben bezeichnen möchte. Diesen Weg zu gehen war hart, aber er hat sich gelohnt!
Ich wünsche Dir von Herzen, dass auch Du nach einer Verlust- oder Trauererfahrung Dein neues »Normal« finden wirst, mit vielen Lichtblicken, die Dein Herz erfüllen. Die Frage nach dem WIE ist essenziell. Lass Dich ein Stück weit tragen von den Ausführungen in diesem Buch und erfahre, wie Dein WIE ganz konkret aussehen kann.
Einleitung: Liebe ist Teil der Ewigkeit und Ausdruck Deiner Trauer
Liebe ist …
… bedingungslos
… grenzenlos
… die stärkste Macht und Kraft
… kennt nicht den Tod, denn sie ist Teil der Ewigkeit
… ewig.
»Wenn Du ich wärest und ich Du, was würdest Du Dir dann wünschen? Ich bin einen Schritt weiter gegangen, so war es bestimmt. Ich sehe Dich, ich spüre Dich und ich frage Dich noch einmal: Wenn Du ich wärest und Ich Du, was würdest Du Dir dann wünschen? Bitte leb, leb für mich. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir uns wiedersehen, doch nimm nun Deinen Auftrag und Deine Bestimmung an. Seh Dich selbst durch meine Augen und erkenne, was ich mir aus Liebe wünsche: Leb!«
Wir alle sind Teil der unendlichen Kette des Seins. Die Trennung, die Dich jetzt so schmerzt, ist Ausdruck der Liebe, die tief verbindet. Und dieses Band der Liebe ist unzerstörbar. Spür und fühl: Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Übergang zu einem anderen Dasein.
Ich wünsche mir von Herzen, dass Dir diese Worte Trost und Hoffnung spenden. Hoffnung ist wie ein Lichtstrahl in der Dunkelheit, der uns die Kraft verleihen kann, Grenzen zu überwinden.
In der Trauerarbeit geht es um eine grundsätzliche Neuausrichtung in Deinem Leben. Das Wort »Arbeit« steht hier für einen aktiven Prozess, den wir Menschen, den Du erst einmal zulassen darfst und muss. Hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was es wirklich bedeutet, Trauer zu »verarbeiten«?
Zu trauern bedeutet, viele kleine Tode zu sterben und wieder aufzuerstehen.Es bedeutet, durch den Schmerz zu gehen, und die Freude wieder zu entdecken.Es bedeutet, die Bereitschaft in sich zu finden, das Leben und Dich selbst neu kennen zu lernen, denn der- oder diejenige, der oder die Du einst warst, gibt es nicht mehr.Die Bereitschaft, all das in Dir zu finden und ein Ja zu Dir und Deinem Leben zu geben, ist ein Anfang, der aus vielen kleinen Momenten des Glücks und der Freude beginnen und sich von hier aus ausdehnen kann.
Wenn ich mich zurückerinnere, so sind die Momente, in denen ich wieder so etwas wie »Leben« in mir spürte, besonders kostbar; es war eine Umarmung, ein Kuss, ein kleiner Ausflug, der mir zeigte, dass das Leben wieder lebenswert sein kann. Es ist eine Entdeckungsreise, in der Du Dein Leben lernen darfst, neu zu erobern.
Welche kleinen Momente des Glücks fallen Dir spontan ein? Mach sie nicht klein, denn sie sind so kostbar! Mich persönlich hat der Glaube und die tiefe Gewissheit immer getragen, dass mein Mann und all die liebe Seelen, die schon vor mir gegangen sind, immer noch teilhaben an meinem Leben. Sie sind da, in Liebe verbunden und beschützen uns, geben sogar Ratschläge und weisen den Weg in ein erfülltes Leben, weil sie sich zutiefst wünschen, dass wir glücklich sind.
Kapitel 1
Normalität als Ausdruck des Lebens
Meine ersten Trauerjahre – auf der Suche nach Normalität
Ich möchte Dich, liebe*r Leser*in, teilhaben lassen an meinen ersten Trauerjahren und Dir daran exemplarisch zeigen, wie der Weg zurück ins Leben gelingen kann. Es geht nicht darum, Musterbeispiele zu kreieren, denn jede*r hat seine*ihre eigene Art, Trauer zu leben; es geht mir aber sehr wohl darum, Mut zu machen, Mut, dass das Leben wieder schön werden kann. Ich werde so oft gefragt, wie lange dieser furchtbare Zustand tiefster Trauer dauert. Gerne »klammern« sich Trauernde an das berühmte erste Trauerjahr. Sicherlich ist das erste Trauerjahr sehr wichtig im Prozess des Trauerns, denn das Jahr steht für viele »erste Male«:
Das erste Mal Geburtstag feiern ohne …
Dass erste Mal Einkaufen gehen ohne …
Und oft fragte ich mich bei diesen Gelegenheiten, ob mir die Menschen nun ansahen, dass ich Witwe und alleinerziehend war?
Ich weiß sehr wohl, wie schwer und zugleich wichtig diese »ersten Male« sind. Wir schaffen damit neue Erinnerungen, und mit jeder Wiederholung eines Ereignisses wird der Vorgang wieder mehr zur Gewohnheit und nicht zur Herausforderung, dennoch bedeutet dies nicht, dass die Trauer deshalb automatisch weniger wird. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass ich im ersten Jahr so mit der Sicherung und Organisation meines Lebens beschäftigt war, dass für die Trauer und für mich kaum Raum und Platz da waren. Einerseits war dies mit Sicherheit gut so, denn ansonsten wäre ich wahrscheinlich durchgedreht, andererseits führte dies dazu, dass ich irgendwann keinerlei Energie und Kraft mehr hatte. Erst als mein Umfeld wieder ruhiger und stabiler wurde, konnte ich mich mir selbst und meiner Trauer intensiver widmen (dazu später mehr). Deshalb rede ich gerne von meinen ersten Trauerjahren.
In meinen ersten Jahren der Trauer war ich eine Verlorene, eine Ertrinkende, die nach einem Strohhalm suchte, um Halt in einer Welt zu finden, die mir mit einem Mal vollkommen fremd, trost- und schutzlos erschien. Wie schon in meinem ersten Buch »Zurück ins Leben finden« erwähnt, spürte ich so gut wie nichts mehr, mein Überlebensmodus hatte auf Autopilot umgeschaltet – ich funktionierte einfach nur noch. Die alles entscheidende Frage, die ich mir stellte, war die Frage nach dem WANN? Wann werde ich wieder ein normales Leben führen können, wann werde ich wieder einmal so etwas wie Freude und Glück empfinden? Dass ich diese Gefühle wieder erreichen könnte, war für mich zu diesem Zeitpunkt unvorstellbar. Ich wollte eine Anleitung, eine Anleitung, wie man diesen entsetzlichen Zustand überleben kann. Ich weiß sehr gut aus eigener Erfahrung, dass es alles andere als einfach ist, diesen Weg zu gehen. Und wie oft habe ich gedacht, dass ich »es« nun geschafft habe, und kurz danach bin ich wieder im Tal der Tränen gelandet. Trauer ist nichts für Feiglinge; sich der eigenen Trauer zu stellen, bedeutet, wirklich großen Mut aufzubringen, indem man Angst vor Unbekannten überwindet und innerlich die Bereitschaft entwickelt weiterzugehen. Damit meine ich beispielsweise ganz konkret die vielen Fragen, die mit dem Tod eines nahestehenden Menschen zusammenhängen:
Wie ist der Nachlass geregelt?Gibt es eine Bankvollmacht?Gibt es eine Generalvollmacht?Wie sieht die finanzielle Versorgung grundsätzlich aus?Kann der Wohnraum gehalten werden?Was muss geregelt, entsorgt, getan werden?etc.Die Fragen und die damit einhergehenden Erledigungen nehmen viele Hinterbliebene sehr ein.
Auch ich kenne diese Zeit und Fragen nur zu gut, bei mir war sie mehr durch Schrecken als durch Konstanz geprägt, denn die einschneidendste und kräftezehrendste Etappe war wohl die Zeit um die Regelung des Erbes meines Mannes. Wir hatten diesbezüglich nichts veranlagt oder festgelegt. Neben der Trauer, die mich völlig aus der Bahn warf, waren es vor allem Existenzängste, die mir heute noch sehr präsent sind. Es war immer wieder so, als würde ich innerlich zerrissen, zerplatzen, als wäre nichts mehr in Ordnung in mir – ein grausames Gefühl, das ich kaum aushalten konnte, denn ich hatte Angst; Angst, dass mein Sohn und ich kein Zuhause mehr haben würden. Heute ist mir bewusst, dass diese Angst ja auch Ausdruck meines inneren Zustandes war, ich hatte gefühlt kein Zuhause mehr und das bisschen Vertrautheit, was in mir war, drohte nun auch zerstört zu werden in der ständigen Auseinandersetzung mit der Risikolebensversicherung. Denn es stellte sich heraus, dass wir einen Nichtrauchertarif abgeschlossen hatten, aufgrund dessen die komplette Auszahlung infrage gestellt wurde, da mein Mann wieder gelegentlich rauchte und dies bei verschiedenen Ärzten angab. Die Versicherung lehnte die Auszahlung aufgrund dieser Informationen zunächst ab; Wochen voller Ungewissheit folgten, die neben der Auseinandersetzung mit der Versicherung gepaart waren mit bürokratischen Auseinandersetzungen mit sowohl den Geschäftspartnern meines Mannes als auch dem Amtsgericht, da er kein Testament hinterlassen hatte. Ich rotierte zwischen Bergen an zu erledigenden Dokumenten, der Versorgung unseres Sohnes und der ständigen Angst, dass uns alles genommen würde. Die Trauer hatte mich fest im Griff, und ich fühlte mich wie eine Fremde im eigenen Leben, jeglicher Vorstellungskraft von einer erfüllenden Zukunft beraubt. Alles um mich herum empfand ich in dieser Zeit dumpf, beängstigend, erdrückend und sinnlos, ich war völlig konzept- und haltlos; so halt-los, dass dieser Zustand kaum aus-halt-bar war; einzig unser kleiner Sohn konnte mir Momente der Ruhe und Stabilität schenken. In dieser Zeit fühlte ich zugleich, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir mit bloßen Augen erkennen können, und auch das jagte mir wahnsinnige Ängste ein; zugleich wurde ich an Momente meiner Kindheit erinnert, die mit einem ähnlichen Gefühl einhergingen – das Gefühl, nicht ganz »normal« zu ticken, da ich andere Ebenen wahrnahm.
Die Frage nach dem Normal
Zwischen all dem Chaos fragte ich mich in dieser Zeit gerne, wann ich denn nun »endlich« wieder normal werden würde? Um es kurz zu machen: Ein Normal wird es nie wieder geben, aber ein anderes »Normal« wird es sehr wohl geben. Das ist möglich, wenn wir bereit sind zu heilen, wenn wir bereit sind, den Weg der Trauer zu gehen und das Jetzt zu akzeptieren und anzunehmen. Damit meine ich, dass wir als Trauernde sehr oft Kraft, Energie und Zeit damit zubringen, darüber zu sinnieren, was wäre, wenn der Verstorbene noch leben würde.
Hast Du Dir diese Frage auch schon einmal gestellt?
Wie oft höre ich von Klienten*innen, dass dieser Gedanke mit einem immer wiederkehrenden Schmerz verbunden ist, denn es ist ein Gedanke des Festhaltens an etwas, was es einfach nicht mehr gibt. Wie oft habe ich mich mit den Gedanken gequält, was mein Mann wohl zu der Entwicklung unseres Sohnes gesagt hätte, wie oft habe ich die beiden gedanklich gemeinsam Tennisspielen, Skifahren, Essen etc. gesehen, all das hat es nie gegeben und wird es auch in diesem Leben nie mehr geben. Und eins ist ganz klar, diese quälenden Gedanken helfen nicht, sich auf das Jetzt auszurichten, denn sie sind Teil einer Traumwelt, die in die Irre führt und nicht ins Jetzt. Das »Normal«, nach dem ich mich sehnte, konnte ich so nicht erreichen. Meine Familie und Freund*innen machten sich in der Zeit nach dem Tod meines Mannes große Sorgen um mich. Zudem wohnten wir sehr weit weg von meiner Heimat, so dass ich auf mich alleine gestellt war. Eines Tages fragte mich eine eng vertraute Seele, ob ich mich schon einmal mit dem Gedanken befasst habe, ein Medium aufzusuchen. Das war der Moment, in dem mein Leben eine andere Wendung bekommen durfte, denn es war der Augenblick, in dem ich mit meiner Herzenslehrerin in Kontakt trat, das sind nunmehr fast 17 Jahre her. Wir verabredeten einen Telefontermin, der für mich wie eine Offenbarung wurde, da ich hier in meiner Wahrnehmung bestärkt wurde, und ich die Gewissheit bekam, dass mein Mann in der anderen Ebene wirklich existiert, und er dort weiterlebt – meine Ängste wurden ruhiger, es war wie ein Knoten, der in mir platzte, denn ich konnte endlich weinen, weil ich aufgefangen wurde. Dies war der Beginn einer wundervollen Reise zu mir selbst, die ich in Begleitung gehen durfte. Ich erkannte und fühlte, wie wichtig die Persönlichkeitsarbeit in der Trauer ist und zugleich die mediale Anbindung, die mir Kraft, Geborgenheit, Liebe und Zuwendung schenkte, die es brauchte, damit ich mich wieder nach und nach öffnen konnte für das Leben und mein Herz Heilung empfing. Ein »anderes« Normal, das mir den Weg für ein neues Leben ebnete.
Heute weiß ich, dass das Normal, nach dem ich mich sehnte, eigentlich die Sehnsucht nach Geborgenheit, Schutz, Wärme, Vertrauen und Liebe war; damals suchte ich dies noch im Außen; heute weiß ich aus tiefstem Herzen, dass wir dieses »Normal« nur in uns finden können, in der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem eigenen Schmerz:
Inspiration
Lieber Schmerz
»Lieber Schmerz, ich verstehe nicht, weshalb Du in meiner Brust so heftig schlägst. Was ist Deine Botschaft, was willst du mir sagen? Du weckst in mir Verzweiflung, denn ich kann kaum atmen, da Du so viel Platz in mir einnimmst. Ich bin ständig mit Dir verbunden und doch begreife ich Dein Wesen nicht.«
»Mein liebes Kind, ich bin gekommen, um Dich zu beschützen, um Dich aufzufordern, dass Du Dich mit Dir beschäftigst und lernst, genau auf Dich zu hören. Ich bin da, um Dir zu zeigen, dass nichts selbstverständlich ist, denn ich lehre Dich die Kostbarkeit des Lebens. Ich bin der Bruder des Loslassens, denn wir beide gehen den Weg der Transformation Hand in Hand mit Dir. Gib mir eine Gestalt und sprich mit mir, dann wird es leichter, denn dann kannst Du Dich mir öffnen.«
»Lieber Schmerz, ich danke Dir, dass Du Dich mir so offenbarst, doch in mir ist so viel Widerstand, der es mir kaum möglich macht, Dir eine Gestalt zu geben – ich irre innerlich umher und finde den Zugang zu meinem Licht nicht – ich fühle mich so verloren, verloren wie noch nie zuvor. Die Welt hat sich für mich verändert, ich erkenne sie nicht mehr, erkenne mich nicht mehr. Und ich bitte Dich aus der Tiefe meines Herzens: »Hilf mir, hilf mir, mich wieder zurechtzufinden, zu leben, zu sein.«
Und der Schmerz antwortet ganz geduldig: