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Dieses Buch macht Mut - Ein ungewöhnlicher, biografisch grundierter Ratgeber zum Umgang mit tiefer Trauer
Mit 11 Gedankenreisen zum Anhören
Als Sandra Stelzner-Mürköster völlig unerwartet ihren Mann verliert, fällt sie in das schwarze Loch tiefer Trauer, ein Teil von ihr stirbt mit. Erst nach und nach begreift sie: Diese Trauer ist eine Botschaft des Lebens an mein eigenes Leben. Sie stellt mich vor eine Aufgabe, der ich nicht ausweichen kann, denn die Veränderung ist radikal und unumkehrbar.
Sandra Stelzner-Mürköster nimmt die Aufgabe an und findet nicht nur zurück ins Leben, sondern auch zu ihrer Berufung als Trauermentorin. Seitdem unterstützt sie andere Trauernde dabei, ihren je individuellen Trauerweg zu gestalten.
Dieses Buch ist aus der Erfahrung der Arbeit mit Trauernden und der eigenen Lebensgeschichte entstanden. Einfühlsam und authentisch führt es vor Augen, welche Herausforderungen an Geist, Körper und Seele Trauernde bewältigen müssen und hilft so, das eigene Leben, den eigenen Schmerz und die eigenen Gefühle besser zu verstehen und einordnen zu können. Aber dabei bleibt es nicht stehen. Trauer ist eine Aufgabe. Dieses Buch hilft, diese Aufgabe anzunehmen und den Weg zu gehen, der ins Leben zurückführt (zurückführen kann). Das Versprechen dieses Buches ist nicht, dass alles einfach wird. Das Versprechen dieses Buches ist aber, dass ein aktives, lebenswertes Leben durch die Trauer hindurch möglich ist. Es will Mut machen, dass das Leben wieder schön werden kann, wenn die innere Bereitschaft dazu geschaffen wird und eine klare Entscheidung für das Leben getroffen wird.
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Seitenzahl: 207
Veröffentlichungsjahr: 2024
Als Sandra Stelzner-Mürköster völlig unerwartet ihren Mann verliert, fällt sie in das schwarze Loch tiefer Trauer, ein Teil von ihr stirbt mit. Erst nach und nach begreift sie: Diese Trauer ist eine Botschaft und Aufgabe des Lebens an ihr eigenes Leben.
Sandra Stelzner-Mürköster nimmt die Aufgabe an und findet nicht nur zurück ins Leben, sondern auch zu ihrer Berufung als Trauermentorin.
Dieses Buch ist aus ihrer Erfahrung der Arbeit mit Trauernden und der eigenen Lebensgeschichte entstanden. Einfühlsam und authentisch führt es vor Augen, welche Herausforderungen an Geist, Körper und Seele Trauernde bewältigen müssen und hilft so, die eigenen Gefühle besser zu verstehen und einordnen zu können.
Das Versprechen dieses Buches ist nicht, dass alles einfach wird. Das Versprechen dieses Buches ist aber, dass ein aktives, lebenswertes Leben durch die Trauer hindurch möglich ist. Es will Mut machen, dass das Leben wieder schön werden kann, wenn die innere Bereitschaft dazu geschaffen und eine klare Entscheidung für das Leben getroffen werden.
Sandra Stelzner-Mürköster ist systemischer, energetischer und spiritueller Coach. Als Expertin und Mentorin für Trauer begleitet sie seit mehreren Jahren Menschen in dieser Ausnahmezeit intensiv und sorgsam.
Sandra Stelzner-Mürköster
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Copyright © 2024 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
Umschlagmotiv: © kapinon – Adobe Stock.com
ISBN 978-3-641-31545-0V001
www.gtvh.de
Die Botschaft dieses Buches ist:
Das Leben ist lebenswert
und hat einen tiefen Sinn.
Die Trauer kann diesen Sinn
entschlüsseln,
der nur darauf wartet,
erkannt zu werden.
Inhalt
Vorwort
Einleitung: Der Schmerz – ein weiser Wegweiser
Kapitel 1
Die Welt der Trauernden und was durch den Tod eines geliebten Menschen im Gehirn der Trauernden passiert
Mein persönlicher Abschied
Körperliche Reaktionen auf den Verlust eines geliebten Menschen
Der Schmerz über den verlorenen Teil
Trauer im Gehirn
Aufgabe und Wirkung der Spiegelneuronen
Warum unser Körper in permanenter Alarmbereitschaft ist
Kapitel 2
Trauer erleben und erste Orientierung finden
Was brauchst du?
Die Rose oder: Wie du dich neu ausrichtest
Bist du bereit zu heilen?
Die Wunde versorgen
Den Schmerz annehmen
Was will der Schmerz uns sagen?
Der eigenen Intuition vertrauen
Zeichen sehen
Die geistige Welt bejahen
Die Wahrheit hinter der Trauer – die schwierigste Lektion
Wer bist du und was ist deine Aufgabe?
Das Jetzt wieder zulassen
Kapitel 3
Dich verankern und dein Leben im Jetzt neu ausrichten
Alte Sicherheitskonzepte werden über Bord gespült, es braucht neue!
Vertrauen und eine Entscheidung treffen
Das Leben ehrlich hinterfragen und am Ball bleiben
Alte Handlungsmuster und Glaubenssätze ausmisten
Das Fundament eines neuen Lebens
Immer wieder: Die Trauerwelle, die dich durchbrandet
Die Unruhe des Herzens verstehen
Die Beziehung zum Verstorbenen neu gestalten
Loslassen bedeutet freigeben
Den Weg zu deinem Herzen finden
Liebevolle Disziplin ist praktizierte Selbstliebe
Kapitel 4
Die jenseitige Welt – unsere eigentliche Heimat
Was passiert mit uns, wenn wir sterben?
Die Welt der Verstorbenen – der Himmel
Inspiration und Seelenfrieden
»Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen«
Zeichen des Himmels
Trauer als Erfahrung verarbeiten und das Herz für Begegnungen öffnen
Beispiele für Begegnungen mit der geistigen Welt
Die Kostbarkeit des Diesseits erkennen
Kapitel 5
Lass das Vergangene hinter dir und nutze die Kostbarkeit deines Lebens
Wie lange dauert dieser furchtbare Zustand?
Warum ist mir das passiert?
Der Tod eines geliebten Menschen und seine Bedeutung
Inneren Frieden und Freude finden
Ausblick
Überblick über die Gedankenreisen
»Ich sehe deinen Schmerz, deine Verzweiflung und sehe deine Trauer. Doch wisse, dass die Liebe uns immer verbinden wird, und verinnerliche die Hoffnung, dass wir uns wiedersehen werden. Denn hinter dem Horizont wartet die Liebe all derer auf dich, die schon vor dir gegangen sind.«
Vorwort
Ich möchte mit dir eine Erinnerung teilen, eine sehr persönliche Erinnerung. Auch heute noch berührt sie mich sehr, denn der 28. November 2007 war der Tag, an dem mein Leben zerbrach. Zugleich begann mit diesem Tag mein Übertritt in ein anderes Leben. Wenn ich jetzt davon schreibe, habe ich das Gefühl, dass ich von einem Leben vor meinem Leben berichte. Daher möchte ich hier meinem himmlischen Mann für die wunderbare Zeit danken, die wir zusammen auf dieser Erde hatten. Ich möchte ihm für unseren Sohn danken, der ihm so ähnlich ist, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass er wirklich und in echt neben mir steht. Und ich möchte ihm für seine fortwährende Unterstützung und Begleitung danken, die mich jeden Tag meines Lebens begleitet. Ich spüre und erkenne, dass er auch jetzt meinen Weg ganz intensiv begleitet, damit ich Menschen helfen kann, den Weg durch die Trauer zurück ins Leben zu finden. Die Liebe wird uns immer verbinden.
Das, was du – lieber Leser, liebe Leserin – hier erkennen kannst, ist mein Glaube, dass wir nicht wirklich gehen, sondern mit dem Tod auf eine andere Ebene wechseln: Dieser Glaube hat mich durch die schwerste Zeit meiner Trauer getragen und mir geholfen, nicht durchzudrehen. Denn natürlich stirbt, wenn ein geliebter Mensch stirbt, auch immer ein Teil von uns. Es bleibt eine große Leere zurück und Teil des Trauerprozesses ist es, diese Leere wieder mit einer ganz bestimmten Person zu füllen – mit uns selbst! Und dabei einen neuen Blick auf das Leben zu gewinnen.
Trauer gehört zu den tiefsten menschlichen Erfahrungen, die wir alle früher oder später durch den schmerzvollen Verlust eines geliebten Menschen hier auf Erden machen. Doch auch eine Trennung, eine Kündigung oder das Scheitern eines wichtigen Projekts kann uns Trauer empfinden lassen, selbst wenn diese Situationen vergleichsweise weniger existenziell sind als der Tod eines Herzensmenschen. In diesem Buch möchte ich mich auf die tiefe Art der Trauer konzentrieren, die uns ähnlich einem Wesen gegenübertritt und an unseren Grundfesten des Lebens rüttelt. Wenn ich hier vom Wesen der Trauer schreibe, so meine ich damit, dass dieses Gefühl in uns eine Stimme weckt. Die Stimme des Schmerzes und der Sehnsucht. Zugleich ist Trauer die wohl größte Herausforderung, uns bewusst wieder für das Leben zu entscheiden. Ich habe meinem Mann auf dem Sterbebett versprochen, dass wir (unser Sohn und ich) es schaffen werden und dass es okay sei, wenn er gehe, weil ich wusste, dass er so in diesem Körper nicht mehr hätte leben wollen. Kurz nach diesem Versprechen starb er und diese bewusste Entscheidung für das Leben aus Liebe zu ihm und unserem Sohn war zugleich die schwerste und schmerzlichste meines Lebens.
Auf Grundlage dieser Erfahrungen ist dieses Buch ein Teil von mir und spiegelt eine Menge Erlebnisse wider, die ich seither sammeln durfte. Es basiert auf meinem ganz persönlichen Erleben, aber auch auf meiner Arbeit als professionelle Trauermentorin.
Wenn ich von Trauer und Verarbeitung schreibe, weiß ich, was es bedeutet und wie sehr dir der Tod eines geliebten Menschen den Boden unter den Füßen wegzieht. Nichts ist mehr, wie es war. Die Welt erscheint dir fremd, kalt und feindlich. Angst wird während deines Trauerprozesses zu einem mächtigen Begleiter, die dich lähmt und zugleich schützt. Sie lähmt dich, neue Schritte zu gehen, dem Leben zu vertrauen und dich der Freude und der Leichtigkeit zu öffnen; daneben schützt sie dich vor unbedachten Handlungen. Und genau darin lieg die Krux: zu unterscheiden, wann es wirklich um Schutz geht und wann uns dieses mächtige Gefühl davon abhält, zurück ins Leben zu finden.
Ich erinnere mich an viele Nächte tiefster Dunkelheit, in denen ich mich von Angst umschlungen und gefesselt fühlte. Es waren Nächte, in denen ich wie ein gehetztes Tier der Unfassbarkeit der Realität gegenüberstand. Es war der schwierige Prozess, den Tod meines geliebten Mannes und ein Leben annehmen zu können, das komplett aus den Fugen geraten war. Ich hatte Angst vor der Zukunft, vor dem Leben, das mir ohne meinen Mann, ohne mein altes Leben keinen Halt mehr gab. Und ich hatte Angst vor meinen eigenen Wünschen und Träumen, die in diesem Gefühlschaos nahezu untergingen.
Kennst du das auch? Kennst du auch so schreckliche Nächte? So mächtige Gefühle, die dich lähmen, schlaflos und völlig fertigmachen? Suchst du nach Lösungen, dies zu ändern und nach Antworten auf Fragen, die dir seit dem Tod eines geliebten Menschen ständig durch den Kopf gehen? Weil du dein Leben und dich selbst nicht mehr verstehst und Antworten finden willst, was mit dir los ist? Weil du vielleicht Dinge träumst, die du nicht nachvollziehen kannst?
Sich mit solchen Fragen und Themen auseinanderzusetzen ist tatsächlich ein erster Schritt zurück ins Leben. Das war auch bei mir so und ist es bei meinen Klienten und Klientinnen, die ich begleite. Denn der Weg aus diesem tiefen Tal der Tränen führt über das genaue Hinsehen auf diese Ängste und Fragen. Und ich weiß aus meiner intensiven Auseinandersetzung mit Trauer, dass die, die vor uns gegangen sind, sich aus tiefstem Herzen wünschen, dass wir leben und uns nicht von dem Kummer beherrschen lassen, den wir aufgrund ihres Todes durchleben. Sie wünschen sich von Herzen, dass wir unsere Lernaufgaben annehmen, weitermachen und ihren Tod verarbeiten.
Sandra Stelzner-Mürköster – München, im Herbst 2023
Was leistet Trauerarbeit?
Der Trauerschmerz ist vergleichbar mit einer Verletzung, die du dir wie eine große Schürfwunde vorstellen kannst. Damit diese zu heilen beginnt und sich nicht entzündet, muss sie betrachtet und gereinigt werden. In diesem Moment suchst du, wenn du dich körperlich verletzt hast, einen Arzt auf, der sich gut mit solchen Wunden auskennt. Du bittest ihn um Hilfe, da du möchtest, dass die Wunde gut verheilt und nicht eitert. Jener Experte muss deine Wunde reinigen, um an das zu kommen, was darunter liegt. Er verwendet Desinfektionsmittel und säubert die Wunde ganz vorsichtig. Allerdings wird die Wunde in diesem Moment erst einmal heftiger, da sie offengelegt wurde, um an die unteren Schichten zu kommen, damit sie anschließend besser heilt. So wie ein Arzt das macht bei körperlichen Verletzungen, geht auch ein Trauermentor vor. Mit dem Ziel, nach dem Versorgen der Wunde den Teil in dir zu füllen, der dir so schmerzlich fehlt.
Das mag sich für dich an dieser Stelle nicht nachvollziehbar und verdammt schwer anhören. Doch wir müssen lernen, mit dem Verlust klarzukommen und unseren Alltag neu zu gestalten. Trotzdem sind Botschaften der Verstorbenen sehr tröstlich: Sie begegnen uns oftmals in Träumen und durch andere Zeichen, um uns wissen zu lassen, dass sie weiterleben, dass das Band der Liebe nie zerschnitten sein wird.
Mit diesem Buch möchte ich dir Mut machen, dass es ein Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen gibt und alles seinen Platz haben darf. Der Weg, den jede und jeder einzelne beschreitet, ist ein sehr individueller, wenngleich die Fragestellungen und Themen sich oftmals ähneln. Mit »Zurück ins Leben finden« möchte ich dich ein Stück weit begleiten, mit dir Gefühle und Zusammenhänge anschauen, um dir das Durchleben dieses sehr schmerzhaften Prozesses zu erleichtern und um dich zu aktivieren, wieder ins Jetzt zu finden und eine neue Sichtweise aufs Leben zu gewinnen.
Einleitung: Der Schmerz – ein weiser Wegweiser
Und plötzlich ist alles still und anders. Du bist auf dich, deine Leere, deinen Schmerz, deine Tränen zurückgeworfen. Gleichzeitig weist deine Trauer in sich eine Struktur auf, die dich hin- und herwirft: Es gibt Momente, in denen du einen Schritt vorwärtsgehst und im nächsten Augenblick sind es zwei Schritte zurück. Das ist ganz normal, denn oft führt der Weg über ein Zurück nach vorne. Das alles erfordert Geduld: Geduld mit dir selbst und auch Mitgefühl für dich und für deine Trauer. Dabei habe ich vier wesentliche Stationen erkannt, die uns auf dem Weg der Trauer begegnen und die uns dazu dienen, uns ganz neu kennenzulernen, um uns schließlich wieder handlungsfähig zu machen und innerlich sicher zu werden. All das passiert mit dem Ziel, den fehlenden Teil – mit dem der geliebte Mensch und das vorherige Leben uns Halt gaben – in uns selbst zu finden. Dabei durchlaufen wir:
Die vier Stationen des Trauerprozesses:
Station 1: Trauerschmerz. Ein Teil von dir stirbt mit dem anderen, dein Herz ist gebrochen und der Schmerz so unerträglich, dass alles sinnlos erscheint.
Station 2: Orientierung in der Orientierungslosigkeit. Du stellst dich diesem Schmerz und lernst dadurch die Welt und dich neu kennen.
Station 3: Neubeginn. Du entdeckst den verlorenen Anteil in dir – ganz behutsam und achtsam, Schritt für Schritt.
Station 4: Ziel: Du findest zurück in dein Leben, gewinnst Sicherheit und wirst so wieder handlungs- und entscheidungsfähig.
Im Laufe dieses Buch, bei dem ich jede dieser Stationen beschreiben werde, erzähle ich dir immer wieder von meiner persönlichen Trauergeschichte, um dir zu zeigen: Es gibt einen Weg aus dieser scheinbaren Aussichtslosigkeit! Ich habe all das selbst erlebt, gefühlt und durchlitten und ich weiß, was es braucht: den Mut zu vertrauen, um zurück ins Leben zu finden. Die in den einzelnen Kapiteln eingestreuten Gedankenreisen sollen dir diesen Schritt erleichtern. Sie wollen dich stärken und gewähren dir einen Einblick in jene Welt, in die unsere lieben Verstorbenen schon (voraus)gegangen sind; um dich ein Stück weit mitreisen zu lassen und dir ein neues Verständnis von dir und deinem Leben zu ermöglichen. Denn letztlich findet sich darin nichts anderes als unsere innere Wahrheit, wie du später noch sehen wirst. Daneben erkläre ich anhand von wissenschaftlichen Grundlagen, was mit dir und deinem Körper passiert, wenn du trauerst. Bist du dann bereit, die grundlegende Veränderung anzunehmen und zu leben, wird dir das den Weg zu einem Neubeginn weisen, um so den Verlust des geliebten Menschen in deinem Leben zu überstehen und die Botschaft, die darin für dich bereitgehalten wird, zu nutzen. Denn der Trauerschmerz zeigt uns in seiner Radikalität und indem er unser Leben komplett in Frage stellt, was es zu verändern gilt. Er ist wie ein weiser Wegweiser.
Den Trauerschmerz anzunehmen ist der erste Schritt, um gesund zu werden. So können deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft – wie du selbst – heil werden: Trauer, Schmerz und Angst besitzen ein unglaubliches Potenzial; unterdrückst du es, schadest du dir selbst, auch wenn das zunächst nicht so scheinen mag. Das möchte ich dir mit einem Bild näher erläutern: Stelle dir eine Wohnung vor, in der es einen Wasserrohbruch gegeben hat. Nach einiger Zeit werden die Wände feucht, es beginnt zu schimmeln, die sanitären Anlagen funktionieren nicht mehr. Um weiteren Schaden abzuwenden, damit das Haus nicht nach und nach verfällt, müssen grundlegende Maßnahmen eingeleitet werden. Etwa, dass die Wände aufgeklopft werden, um an die hinter Putz liegenden Rohre zu gelangen. Es wird also erst einmal chaotischer und ungeordneter, und der abgeschlagene Schutt und das kaputte Rohrmaterial müssen auch erst entsorgt werden. Danach können neue Rohre eingebaut, die Wände zugespachtelt und verputzt werden – aber erst dann, wenn wirklich klar ist, dass die Ursache des Wasserrohrbruches beseitigt wurde. Dieses Bild beschreibt den Weg durch den Trauerprozess sehr gut. Es zeigt, dass es wichtig ist zu handeln und dass es Geduld, Zeit und vieler kleiner Schritte bedarf, um in sich wieder Stabilität und innere Sicherheit zu finden.
Du bestimmst das Tempo, das für dich richtig ist, während ich dich darin unterstützen möchte, den Tod eines geliebten Menschen anzunehmen, zu akzeptieren und verstehen zu können, damit du wieder leben lernst und darüber hinaus erkennst, dass alles zusammengehört und dass die, die schon vor uns gegangen sind, »nur« einen Schritt weiter sind und in einer anderen Dimension weiterleben. Auch auf diese geistige Welt werde ich eingehen, weil die Zusammenhänge mit ihr uns helfen können, das Leben und all seine Veränderungen liebevoll und zuversichtlich anzunehmen – selbst und gerade in Momenten tiefster Trauer und tiefsten Schmerzes.
In diesem Sinne wünsche ich dir heilsame Einblicke in dich und in dein Leben und dass du mit dieser Lektüre wieder zu Kraft und Zuversicht findest.
Kapitel 1
Die Welt der Trauernden und was durch den Tod eines geliebten Menschen im Gehirn der Trauernden passiert
Vielleicht kämpfst auch du gerade mit einem Bild von dir, dem ein entscheidendes Stück fehlt?
›Es fehlte mir ein ganz wichtiger Teil‹, dachte ich nach dem Tod meines Mannes. Der Teil, der dieses Bild zu einem Ganzen werden lässt und die einzelnen Teile verbindet. Ja, ich hatte das Gefühl: Ich erkenne mich nicht mehr, ich weiß nicht mehr, was mich ausmacht und was ich überhaupt kann. ›Wer bin ich überhaupt ohne dich?‹, fragte ich mich. ›Und wie kann ich diese Lücke wieder füllen, mich und dieses Leben erfüllen? Denn dieser fehlende Teil bist du!‹
Ich fühlte mich innerlich zerbrochen, nicht mehr komplett und konnte mich nicht mehr greifen. Ich konnte mich kaum noch anschauen. Denn ich wusste gar nicht, wer hier vor mir stand. ›Hilf mir, unterstütze mich, dieses fehlende Puzzlestück in mir zu finden: Ich suche dich … und ich warte geduldig auf den Moment, in dem ich mich wieder sehen kann‹, flehte ich dich an. Schließlich fühlte ich in dem Moment nur Schmerz und sah nur Dunkelheit um mich herum. Daher fragte ich mich in meiner Not:
»Wann, Schmerz, hörst du wieder auf, in meiner Brust zu pochen?«
»Wann wird das Atmen wieder leichter?«
»Wann wird mich nicht jeder Atemzug an das erinnern, was vergangen ist?«
»Wann werde ich mich wieder wie ein Mensch fühlen?«
»Wann kommt der Zeitpunkt, an dem ich wieder nach vorne sehen kann und nicht nur auf das, was vergangen ist?«
»Wann lerne ich, das zu akzeptieren und anzunehmen, was ist, und mich nicht mehr so gelähmt zu fühlen?«
»Wann kommt der Zeitpunkt, an dem nicht die Angst, sondern die Liebe und Freude mich wieder leiten können und leiten werden?«
»Wann werde ich die Welt, wie sie ist, wieder als meine Welt erkennen und wieder Sinn finden?«
»Wann kann ich dich, ›lieber‹ Schmerz, wieder loslassen?«
Ich wünschte mir so sehr, Antworten auf all diese Fragen zu finden, denn sie waren meine Hoffnung. Sie waren das, was mich weitermachen ließ! »Bitte zieh weiter, wenn die Zeit dafür gekommen ist, und lass mich das Leben wieder leben«, bat ich meinen Schmerz und stellte immer und immer wieder genau diese Fragen. Ich kenne sie. Ich kenne auch ihre Kraft und Macht. Und gleichzeitig enthalten sie eines – ein Stück Hoffnung, dass es eine Zeit geben wird, in der sich dieser Zustand leichter anfühlen wird!
Trauer ist nicht dein Feind. Sie ist eine Botschaft an dich – die Botschaft weiterzuleben. Sie hat einen starken Aufforderungscharakter, denn die Radikalität ihres Wesens impliziert eines ganz deutlich: Veränderung. Die Annahme und Akzeptanz dieser Veränderung können nur durch Vertrauen und Öffnung geschehen. Lehnen wir sie ab, führt das zu Verbitterung. Das ist meine Erfahrung. Dazwischen gibt es nichts. Denn ich kann nicht ein bisschen vertrauen oder ein bisschen annehmen. Es erfordert ein klares Bekenntnis zu deinem Leben, zu deiner Gegenwart, um wieder Frieden und Glück in dir zu finden. Empfindest du dein Schicksal ungerecht, ist das eine andere Haltung, die dazu führt, dass das Leben beschwerlich und feindlich wird. Um diesen Prozess, diese Wahl besser verstehen zu können, lade ich dich ein, im folgenden Kapitel mehr über das Wesen der Trauer zu entdecken.
Mein persönlicher Abschied
Als ich gerade einmal 30 Jahre alt war, änderte sich innerhalb von drei Tagen mein Leben radikal. Wir schreiben das Jahr 2007. Es ist ein Montag Ende November. Die Vorbereitungen für die Adventszeit stehen an und die Luft riecht bereits nach Advent. Es soll das erste Weihnachten werden, das wir als kleine Familie feiern. Und diesmal wollen meine Eltern wirklich zu uns nach Bayern kommen.
Bis dahin war mein Leben für mich nahezu perfekt. Ich lebte meinen Traum: Ich war mit dem großartigsten Mann verheiratet, den ich mir je erdenken konnte, und wir hatten einen süßen kleinen Sohn. Der war gerade sechs Monate alt, ich mit der Ausbildung zur Gymnasiallehrerin fertig, hatte einen festen Job, eine tolle Wohnung und ich konnte mit meinem Mann herrlich über die Zukunft sinnieren. Wir konnten träumen und uns ausmalen, was uns noch alles gemeinsam erwarten würde. Gleichzeitig liebte ich an meinem Mann, dass er mich in meinem Sein voll und ganz unterstützte. Er ergänzte mich perfekt und übernahm dort Aufgaben in meinem Leben, wo ich selbst Defizite hatte und auch heute noch habe. Wir waren auch nach außen hin das perfekte Paar. Meine Schwiegermutter beschrieb uns einmal als Schraube und Mutter, einfach wie zwei Teile, die unbedingt zusammengehören. Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, kommt es mir mitunter surreal vor: Ich blicke auf ein Leben, das mir wie ein anderes Leben erscheint. Ich fühlte mich noch so furchtbar jung und in vielen Dingen auch unerfahren.
An jenem Montag also wollte mein Mann vor dem Mittagessen kurz joggen gehen: »Ich werde nur eine kurze Runde laufen«, waren mehr oder weniger die letzten Worte, die er zu mir sprach. Tim, unser Sohn, bekam noch einen schnellen Kuss auf die Stirn, ich einen Abschiedskuss, bevor er schon aus der Tür draußen war. Wie sich später herausstellte, kam er wohl nicht weit.
Dieser Tag lässt sich im Nachhinein als der erste Tag meines bzw. unseres neuen Lebens beschreiben. Olaf sollte nie wieder von dieser Joggingrunde nach Hause zurückkehren. Innerhalb von drei Tagen war mein Leben nicht mehr das, was ich bis dahin kannte, nicht mehr das, was mir überhaupt vertraut war. Nichts, aber auch gar nichts mehr sollte noch einmal so werden, wie es zuvor war. Ein kurzer Augenblick änderte alles. Ich saß zu Hause und wartete auf ihn und ärgerte mich irgendwann, weil er einfach nicht zurückkam. Ich dachte nur: ›Was soll das denn? Du weißt doch, dass ich mit dem Essen auf dich warte?‹ Doch er kam und kam nicht. Plötzlich klingelte es an der Haustür. In der Hoffnung, dass mein Mann nun endlich den Weg nach Hause gefunden hatte, öffnete ich. Doch Fehlanzeige! Stattdessen stand meine aufgelöste Nachbarin in der Tür und teilte mir mit, dass die komplette Straße ganz in der Nähe von uns abgesperrt sei, da man dort einen toten Jogger gefunden habe.
Diesen Moment, der durch ein furchtbares Gefühl der Gewissheit begleitet wurde, werde ich nie vergessen. Ich erstarrte innerhalb von Sekunden, da ich genau spürte, dass etwas Schreckliches geschehen war und der Jogger mein Mann sein musste. Ich erwiderte in einer innerlichen Unruhe, die auch heute noch hochkommt, wenn ich an diesen Moment denke, dass Olaf schon lange zu Hause sein wollte und ich ihn dringend erwarten würde. Diesen Moment des Lebens, der so unendlich schrecklich war, nehme ich auch heute nur noch durch eine Art Nebel »gefiltert« war. Ich war wie gelähmt, sonst hätte es mir buchstäblich das Herz zerrissen.
Ich wurde dadurch ruhig, sehr ruhig – zumindest nach außen hin. Meine Nachbarin schrie: »Du musst anrufen! Du musst unbedingt anrufen!!« Ich antwortete aus meiner vermeintlichen Ruhe, wo ich denn anrufen solle? Schließlich schoss mir der Gedanke wie ein Blitz in den Kopf, dass ich unbedingt die Polizei kontaktieren müsse, um Genaueres zu erfahren. Als ich dort anrief und sagte, dass ich meinen Mann vermisse, dessen übliche Joggingstrecke durch die Waldstraße ging, wurde es am anderen Ende ebenfalls sehr ruhig. Man teilte mir mit, dass er einen Herzinfarkt gehabt habe, er wiederbelebt wurde und nun im nahegelegenen Krankenhaus liege. Es sei ernst, sehr ernst. Ich solle dort unbedingt gleich hinfahren, zumal er auch keine Papiere bei sich habe. Als ich daraufhin sagte, dass ich nicht ins Krankenhaus könne, da ich einen Säugling zu Hause zu betreuen hätte, der gerade Mittagsschlaf mache, hörte ich am anderen Ende der Leitung nur einen tiefen Seufzer und ein »Oh, Gott«. Man versprach mir, einen Beamten zu schicken. Ich war wie gelähmt, konnte kaum mehr atmen, spürte mehr und mehr eine innerliche Versteinerung.
Statt des Streifenbeamten kam mein Nachbar, der auch bei der Kripo war. Ich bin ihm heute noch sehr dankbar, dass er mich einfach nur ganz fest in den Arm nahm. Die darauffolgenden Stunden sind mir größtenteils nicht mehr greifbar. Ich kann mich nur bruchstückhaft an bestimmte Personen und Ereignisse erinnern. Ich versuchte, mich zu beschäftigen, nicht durchzudrehen, alles zu regeln, was möglich war, um endlich ins Krankenhaus zu können. Unser Hausarzt kam mit seiner Frau, sprach auch sehr deutlich zu mir, wie ernst die Lage sei. Ich verständigte die Eltern meines Mannes, sowie meine Eltern, die beide rund 600 Kilometer von uns entfernt wohnten.
An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern. Irgendwann kam die Nachricht, dass mein Mann mit dem Hubschrauber in die Uniklinik München gebracht werde, da die Behandlungsmöglichkeiten in Wolfratshausen zu begrenzt seien. Ich weiß nur, dass ich zwischen Wahnsinn und Verrücktsein, innerer Versteinerung und Bangen und Hoffen schwebte – ich war haltlos!