Der Weihnachtswunsch - Maeve Binchy - E-Book
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Der Weihnachtswunsch E-Book

Maeve Binchy

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Beschreibung

Mit Maeve Binchy gefühlvoll durch die Weihnachtszeit - fünf berührende Geschichten rund um die Liebe! Vollkommen überraschend und in aller Öffentlichkeit stellte Judith fest, dass ihr Mann eine Affäre hatte. Das passierte drei Wochen vor Weihnachten und genau in dem Moment, als sie sich im Supermarkt über die Tiefkühltruhe beugte ... Die irische Bestsellerautorin Maeve Binchy erzählt in »Der Weihnachtswunsch« und vier weiteren Geschichten von den großen und kleinen Ereignissen rund um das Weihnachtsfest: Eine Zeit voller Hoffnung und Erwartungen – die nicht immer erfüllt werden. Doch gerade zum Fest der Liebe sind hin und wieder Wunder möglich … Diese Sammlung umfasst neben der Titelgeschichte die Erzählungen »Die Affäre«, »Die Verwechslung«, »Stephens Weihnachtsparty« und »Das Weihnachtskind«.

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Seitenzahl: 72

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Maeve Binchy

Der Weihnachtswunsch

und andere Geschichten zur stillen Zeit

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Der WeihnachtswunschDie AffäreDie VerwechslungStephens WeihnachtspartyDas Weihnachtskind
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Der Weihnachtswunsch

Weihnachten stand vor der Tür, überall blinkte Festbeleuchtung. In den Geschäften tauchten die ersten Weihnachtsmänner auf, und in den Schaufenstern einer jeden Metzgerei mahnten aufdringliche Schilder, doch bitte nicht zu vergessen, den obligatorischen Truthahn vorzubestellen. Mam hatte den ihren bereits geordert. Joe überzeugte sich mehrfach davon.

»Oh Joe, wenn du mich das noch einmal fragst, krieche ich selbst in den Herd und übergieße mich mit Bratensaft. Natürlich habe ich den Truthahn vorbestellt. Und es ist bestimmt der falsche, wie immer.«

Sie hatte recht, musste Joe ihr resigniert beipflichten. An Heiligabend kamen immer seine Großmutter und sein Großvater zu Besuch, und von dem Moment an, in dem sie das Haus betraten, ging irgendwie alles schief. Die Großeltern waren nicht miteinander verheiratet – sie konnten einander nicht einmal leiden. Großmutter war Mams Mutter und schien der Meinung zu sein, dass Mam, hätte sie Dad nicht geheiratet, in einem schickeren Haus wohnen und ein luxuriöseres Leben führen könnte. Und Großvater war Dads Vater und nörgelte an allem herum. Ständig beschwerte er sich darüber, dass die Menschen keine Werte mehr hätten und dass die Welt sich sehr verändert habe – aber nicht zu ihrem Besseren.

Sogar Joes Mam und sein Dad fingen auf einmal an, miteinander zu streiten, was sie das ganze Jahr über nicht taten. Jedes Jahr glaubten sie fest daran, dass dieses Mal bestimmt alles gutgehen würde, doch dann, ein paar Tage vor Weihnachten, braute sich das Gewitter wieder zusammen. Obwohl Joe erst zehn Jahre alt war, konnte er es kommen sehen. Wieso waren seine Eltern, die so viel älter waren, blind für die dunklen Wolken am Horizont?

»Mam, bald ist Weihnachten«, sagte er drei Tage vor Heiligabend.

»Ja, es ist nicht zu überhören. Dein Vater hat wieder angefangen dieses blöde Lied zu singen.« Mams Lippen waren ganz dünn und verkniffen. Das Lied hatte Dad einmal im Radio gehört.

»Ich dreh durch, hör ich White Christmas

nur noch einmal im Radio.

Und seit ich groß bin, wird mir

speiübel, und ich kotz,

sobald es schneit …«

Joe fand das Lied eigentlich auch toll. Mam nicht. Sie liebte Bing Crosby, und was wichtiger war, ihre Mutter liebte Bing Crosby, und dieses Lied machte sich lustig über alles, was ihr wichtig und heilig war.

Dad hatte Papierservietten mit lustigen Sprüchen besorgt.

»Vielleicht kommt dadurch ein bisschen Leben in die Bude«, hatte er gesagt.

Woraufhin Mam erwiderte, dass sie nach Ansicht ihrer Mutter gleich Fish und Chips aus der Zeitung essen könnten, wenn es zum Weihnachtsmahl keine Leinenservietten gebe.

»Als wir beide noch jung und frisch verliebt waren, haben wir das oft gemacht«, meinte Dad daraufhin.

»Ich bin noch immer in dich verliebt, du großer Dummkopf«, sagte Mam, aber ihr Herz war nicht dabei. Sie hörte sich an wie ein Roboter.

Joe erkundigte sich bei seinem Freund Thomas, ob es bei ihm zu Hause auch so zugehe. Nein, anscheinend nicht. Thomas’ Familie und Verwandtschaft war sehr groß. Die Päckchen reichten nie für alle, und keiner achtete darauf, ob das Geschenk vom Alter her passte oder ob es für einen Jungen oder ein Mädchen war. Einmal bekam Thomas eine rüschenbesetzte Nachthemdhülle mit Puppenkopf geschenkt. Sie hatten das seltsame Ding in die Hundehütte gesteckt, und der Hund hatte den Kopf gefressen und gekotzt.

»Und deine Mam und dein Dad, streiten die auch immer?«

Thomas dachte lange darüber nach. »Nein, sie brüllen sich nur an«, antwortete er schließlich, »aber nicht mehr als sonst.« Das war also auch keine große Hilfe.

Joe wünschte sich, dass sein Großvater und seine Großmutter dieses Jahr an Weihnachten nicht kämen. Schließlich waren sie an allem schuld. Könnten er und seine Eltern allein feiern, würden sie ein wunderbares Fest miteinander verbringen. Ohne die Großeltern könnten sie sich im Fernsehen anschauen, wozu sie Lust hatten, und vielleicht könnte er später sogar zu Thomas hinübergehen, oder Thomas könnte zu ihm kommen. Und Mam und Dad würden einander im Arm halten und lachen und sagen: »Weißt du noch, damals?« Sie schienen nur schöne Erinnerungen zu haben.

Ganz im Gegensatz zu Großvater und Großmutter. Er trauerte der guten alten Zeit nach, als die Menschen noch ein Herz gehabt hatten. Und sie konnte nicht vergessen, welche Leute von Rang und Namen bei ihnen zu Hause verkehrten, damals vor vielen Jahren, als alles noch anders gewesen war. Und die Erinnerungen der beiden verleideten allen anderen die Gegenwart.

»Was ist dein größter Wunsch für Weihnachten? Ich meine, kein Geschenk, auch nicht eine Million Pfund oder so, sondern irgendetwas anderes«, fragte Joe seine Mam.

»Ich würde mir wünschen, dass dein Dad aufhört diese Parodie auf ›White Christmas‹ zu singen«, antwortete sie.

»Und was ist dein größter Wunsch, Dad?«

»Ich würde mir wünschen, dass deine Mutter dieses Affentheater lässt und damit aufhört den Wein in Karaffen umzufüllen, für fünf Leute Platzkarten auf den Tisch zu stellen und ein Saucenkännchen eine Sauciere zu nennen«, sagte er. Joe fühlte seine Befürchtungen bestätigt. Die Weihnachtsfeindseligkeiten hatten begonnen.

Das Schlimmste am Besuch seiner Großeltern waren ihr ewiges Genörgel und ihre abfälligen Bemerkungen, fand Joe. An allem, was sie sahen oder hörten, hatten sie etwas auszusetzen. Aber er konnte ihnen ja schlecht ein Heftpflaster über den Mund kleben. Wie dumm, dass sie noch so gut sahen und hörten. Und Großmutters kritischem Blick entging wirklich nichts.

»Wie ich sehe, sind das Plastikblumen in den Vasen«, sagte sie spitz. »Wie schade, wie jammerschade.« Und dann stieß Großmutter einen Seufzer aus, als wäre sie erschüttert bis in die tiefsten Tiefen ihrer Seele. Woraufhin alle mit Bestürzung auf diesen enormen sozialen Abstieg reagierten, den die Familie hinnehmen musste, seit Mam Dad geheiratet und sich auf das Niveau von Plastikblumen begeben hatte.

Und Großvater hatte keinerlei Verständnis für die moderne Musik, die er einfach unerträglich fand. Keine Melodien mehr wie zu seiner Zeit, keine richtigen Sänger, nur noch schreiende Bürschchen ohne jegliches Talent. Hätte er doch nur eine gute Stimme, er würde ihnen schon ein paar Lieder aus der guten alten Zeit vorsingen. Leider konnte er nicht singen. Irgendwie fühlten alle Anwesenden sich schuldig, dass Großvater keine Singstimme hatte. Und auch ihr verrückter Hund, der ständig bellte und jaulte, war ihnen peinlich, und sogar das Publikum im Fernsehstudio, das so dümmlich lachte …

Eigentlich verwunderlich, dass Großvater ein Hörgerät hatte, obwohl ihn doch alles nervte, was er hörte. Und Großmutter trug die dicken Brillengläser wahrscheinlich auch nur deshalb, damit sie ja alles sehen konnte, was ihr gegen den Strich ging.

Da kam Joe eine Idee.

Wie immer trafen die Großeltern an Heiligabend ein, und natürlich wurde erst mal nur gemeckert – wie immer. Großmutter beschwerte sich über die weite Anreise, ganz so, als würden sie in diesem Teil der Welt in einer Strafkolonie wohnen, weit weg von jeder bekannten Zivilisation.

Und Großvater nörgelte, dass er gezwungen gewesen sei, in einem Zug voller alkoholisierter Rüpel zu reisen, die gesungen, geschrien und ihre riesigen Ghettoblaster auf volle Lautstärke aufgedreht hätten, während sie Unmengen an Dosenbier konsumiert hätten.

Noch konnte Joe seinen Plan nicht in die Tat umsetzen. Also ließ er den Heiligabend wie jedes Jahr über sich ergehen. Bald hatten die Großeltern sich wieder eingelebt und ließen ihrem Groll freien Lauf – er schimpfte über den Verkehr auf den Straßen, den er als ungeheure Zumutung empfand, und sie konstatierte kopfschüttelnd, was für ein Wunder es doch sei, dass sie sich bei der Größe des Hauses nicht ständig auf die Zehen treten würden.

Am nächsten Tag gingen sie zusammen in die Kirche, und nicht einmal der Pfarrer konnte es den beiden recht machen.

Anschließend kehrten sie zum Essen nach Hause zurück. Wie jedes Jahr machten sich zu diesem Zeitpunkt bereits die ersten Anzeichen von Gereiztheit bei Joes Mam und Dad bemerkbar. Dad summte leise, aber unüberhörbar »White Christmas« vor sich hin.

»Wenn du zu singen anfängst, benutze ich das Tranchiermesser für einen Zweck, für den es ganz und gar nicht vorgesehen ist«, stieß Mam zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schaute auf die Leinenservietten.

»Wenn du wieder damit anfängst, diese Dinger zu falten und in die Gläser zu stecken, damit wir sie wieder herausnehmen müssen, um etwas trinken zu können, stopfe ich sie dem Erstbesten in den Hals«, drohte Dad.

Joe ließ seine Großeltern nicht aus den Augen. Er musste jederzeit bereit sein, seinen Plan in die Tat umzusetzen, sobald sich ihm die Gelegenheit dazu bot.

Seine Chance kam, als sie ihre Geschenke auspackten.