Derbytime - Manuel Tonezzer - E-Book

Derbytime E-Book

Manuel Tonezzer

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Beschreibung

Fußball-Legenden der Extraklasse: Die heißesten Derbys aller Zeiten Sie garantieren Spannung, Kampf und Leidenschaft: Fußball-Derbys sind das Highlight jeder Saison. Bei diesen Spielen werden Legenden geboren und Feindschaften gepflegt. Dabei duellieren sich nicht nur die Mannschaften auf dem Platz, sondern vor allem ihre Fanlager auf den Tribünen. In zehn hochspannenden Kapiteln stellt Manuel Tonezzer die größten Derbys in der Geschichte des Fußballs genauer vor. In faktenreichen Texten schildert er den Ursprung der Rivalitäten und lässt die aufregendsten Szenen auf und neben dem Rasen in Anekdoten Revue passieren. Zahlreiche Fotos bringen Nervenkitzel, Schock und Jubel ins Gedächtnis zurück – Fußballfieber pur! Von El Clásico bis zum deutschen Revierderby – die 10 größten Derbys der Fußballgeschichte in einem Buch So entstanden die Superspiele: Spannende Hintergründe und interessante Anekdoten zu den hitzigsten Rivalitäten im Weltfußball Mit atemberaubenden Fotografien der schockierendsten, leidenschaftlichsten und dramatischsten Spielszenen in Farbe und Schwarz-Weiß Das ideale Geschenk für jeden Fußballfan, den mehr als nur Tore interessieren Zwischen Profifußball und Bandenkrieg: Die Faszination Fußball-Derby in zehn hochspannenden Geschichten Arm gegen Reich, Protestanten gegen Katholiken oder Asien gegen Europa – die tiefen Feindschaften, die Manuel Tonezzer analysiert, sind in unterschiedlichsten Ligen und Ländern zu Hause. Tauchen Sie ein in die Geschichte und Geschichten legendärer Duelle wie Real Madrid vs. FC Barcelona oder das "Derby della Capitale" zwischen Lazio und AS Rom. Mit dabei sind auch atemberaubende Matches wie das Belgrader Derby, bei dem Fußball und Gewalt meist nur einen Abpfiff auseinanderliegen. Und natürlich wäre kein Fußballbuch komplett ohne die Mutter aller Derbys zwischen BVB und Schalke 04. Fußball ist mehr als nur ein Sport und ein Derby weit mehr als irgendein Fußballspiel. Mit diesem Buch werden Sie verstehen, warum!

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Seitenzahl: 268

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Impressum

1. Auflage

© egoth verlag GmbH

Alle Rechte vorbehalten.

Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Rechteinhabers.

ISBN: 978-3-903376-06-9

ISBN E-Book: 978-3-903376-07-6

Lektorat: Julia Pichlmann

Coverentwurf: Dipl. Ing. (FH) Ing. Clemens Toscani

Rüschseitenfotos: Martin Meissner/AP/picturedesk.com, Pedja Milosavljevic/AFP/picturedesk.com

Fotos: APA Picture Desk, Liverpool Echo

Grafische Gestaltung und Satz: Dipl. Ing. (FH) Ing. Clemens Toscani

Printed in the EU

Gesamtherstellung:

egoth Verlag GmbH

Untere Weißgerberstr. 63/12

1030 Wien

Österreich

Manuel Tonezzer

DERBYTIME

Die größtenRIVALITÄTENim Fußball

Über den Autor

Der Linzer Manuel TONEZZER ist bereits seit frühester Kindheit glühender Fußball-Fan und hat ein besonderes Faible fürs Faktensammeln.

„Einige Leute halten Fußball für eine Frage von Leben und Tod.

Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht.

Ich versichere Ihnen, dass es viel viel wichtiger als das ist.“

- Bill Shankly

INHALT

Prolog

Kapitel 1

Derby Della Capitale –

Der Kampf um Rom

Kapitel 2

Das Revierderby –

Die Mutter aller Derbys

Kapitel 3

The Old Firm –

Katholiken gegen Protestanten

Kapitel 4:

El Superclásico –

Mord, Gewalt und Spektakel

Kapitel 5

Merseyside Derby –

Das Derby der Freundschaft

Kapitel 6

Das Wiener Derby –

Arm gegen Reich

Kapitel 7

Kitalar Arasi Derbi –

Asien gegen Europa

Kapitel 8

El Clásico –

Rebellen gegen Regime

Kapitel 9

Derby de Lisboa –

Ausnahmezustand in Portugal

Kapitel 10

Das ewige Derby –

Wenn der Balkan brennt

Epilog

Prolog

Wenn es um Fußball geht, steht wohl nichts über der Bedeutung eines Derbys. In den betroffenen Städten herrscht vor diesen hitzigen Duellen ein regelrechter Ausnahmezustand, kein Sieg ist wichtiger und schöner als jener gegen den Erzrivalen. Der Ursprung der Rivalitäten liegt meist weit in der Vergangenheit und ist auf die unterschiedlichsten Ursachen zurückzuführen. Ein Derby ist mehr als nur ein Fußballspiel, es ist ein Duell zweier Gegensätze. Egal ob Arm gegen Reich, Protestanten gegen Katholiken oder gar Asien gegen Europa, Derbys garantierten immer Spannung, Kampf und Leidenschaft. Ein Sieg gegen den Rivalen kann eine verkorkste Saison retten, eine Niederlage dem Trainer den Job kosten. Der Spielverlauf eines Derbys ist oft fern von jeglicher Rationalität, Prognosen sind meist sinnlos. Der frühere schottische Nationalspieler John Collins, der in seiner Karriere reichlich Derbyerfahrung sammelte (unter anderem für Everton, Celtic Glasgow und Hibernian Edinburgh), beschrieb diese Duelle folgendermaßen:

„Ein Derby ist etwas Einzigartiges und in seinem Verlauf völlig unvorhersehbar. Du kannst einen fürchterlichen Negativlauf haben und all deine Schlüsselspieler sind außer Form. Dann aber schießt du ein frühes Tor, die Zuseher gehen aus sich heraus und plötzlich spürst du dieses warme Gefühl der Zuversicht durch deine Adern strömen.“

In diesen Duellen werden Helden geboren und Titel gewonnen, sie gehen in die Geschichte ein. Die Stimmung in den Stadien ist schlicht und ergreifend atemberaubend, das mediale Interesse riesig. Auf Derbys blickt nicht nur die jeweilige Stadt, Region oder das Land, sondern oft gar die ganze Welt. Sie machen den Fußball aus und sind das Highlight jeder Saison. Doch so faszinierend Derbys auch sind, so gefährlich sind sie auch. Ausschreitungen, Platzstürme und Morde sind keine Seltenheit und gehen mit Derbys einher. Sie sind die Schattenseite dieser Begegnungen und beweisen, dass in jenen der Fußball oft nur zur Nebensache verkommt. Derbys polarisieren und sorgen für reichlich Diskussionsstoff, doch ohne sie würde im Fußball garantiert etwas fehlen.

Der Ursprung des Derbys

Die Entstehung des Begriffes „Derby“ lässt sich bis ins England des Mittelalters zurückverfolgen und hat ursprünglich nichts mit Fußball selbst zu tun. In dem Ort Ashbourne, der in der Grafschaft Derbyshire liegt, wurde damals das Spiel Shrovetide Football ausgetragen, welches der Sportart Rugby ziemlich ähnlich war. Es begann am Faschingsdienstag und dauerte zwei Tage an. Ziel des Spiels war es, den Ball im Tor des Gegners, bei dem es sich um einen Mühlstein handelte, unterzubringen. Die beiden Mühlsteine lagen in etwa fünf Kilometer voneinander entfernt und waren durch den kleinen Fluss Henmore getrennt. Die Stadt oberhalb dieses Flüsschens spielte gegen die unterhalb gelegene, oft nahmen mehrere hunderte Teilnehmer an dieser Tradition teil, die auch heute noch existiert und jährlich stattfindet.

Das älteste Derby im Fußball fand ebenfalls im Mutterland des Fußballs statt und ereignete sich 1866 zwischen den beiden Traditionsvereinen Notts County und Nottingham Forest. In der Gegenwart hat dieses Derby keine allzu große Bedeutung mehr, zu selten spielten beide Klubs in der gleichen Liga. Während Nottingham Forest in der zweitklassigen EFL Championship agiert, findet man Notts County lediglich in der fünftklassigen National League wieder.

Auch aufgrund solcher sportlichen Unterschiede, hat sich der Begriff Derby über die Jahre hinweg weiterentwickelt, es muss nicht mehr zwingend diese geografische Nähe vorhanden sein, um von einem Derby zu sprechen. Viele Derbys definieren sich schon alleinig über eine sportliche Rivalität oder eine Konkurrenzsituation. Beispielsweise auch das wohl Bekannteste zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, auf welches ich im Verlauf des Buches noch genauer eingehen werde. Beide hätten ebenso Spiele gegen Lokalrivalen, sportlich verfügen diese jedoch nicht über die Attraktivität des berühmten „El Clásico“. Doch egal worin solche Derbys begründet sind, sie sind stets außergewöhnliche Begegnungen, in welchen vieles auf dem Spiel steht.

Druck, Kampf und Leidenschaft

Der Druck vor solchen Spielen ist für beide Mannschaften immens, egal ob für den klaren Favoriten oder den kleinen Underdog. Die Tabellensituationen sind belanglos, beide Teams wollen beweisen, dass sie das Oberhaupt sind. Diesen Druck bekommen alle im Verein zu spüren, vom Platzwart angefangen über den Vorstand hinweg bis hin zu den Spielern selbst. Die Medien sowie die sozialen Netzwerke verstärken all dies, sie brausen die Stimmung noch weiter auf.

Dieser Druck kann für Spieler ein Segen, jedoch auch ein Fluch sein. Manche Spieler lieben ihn, manche zerbrechen daran. Führungsspieler und Routiniers sind in diesen Spielen unabdingbar, vor allem junge Akteure haben oft mit der aufgeheizten Stimmung und dem hohen Erwartungsdruck zu kämpfen. Zu viel steht auf dem Spiel, zu hoch sind die Forderungen von Verantwortlichen und Fans. Dies führt oft zu gelähmten Beinen der Spieler, ihre Leistung liegt weit unter dem sonstigen Durchschnitt.

Spieler, die unter diesem Druck erst so richtig aufblühen, sind hingegen ein Phänomen. Denn es ist egal, ob sich diese momentan in bestechender Form oder in einer wochenlang andauernden Formkrise befinden. Sie leben für diese Spiele, lieben es zum Derbyhelden zu avancieren und anschließend von zigtausenden Fans im Stadion gefeiert zu werden. Sie berichten anschließend in Interviews von der atemberaubenden Gänsehautatmosphäre und bedanken sich bei den Fans für die tatkräftige Unterstützung, die sie zu diesen Höchstleistungen anspornen.

Es kann also auch durchaus positiv sein, wenn sich diese Spannung auf die Spieler überträgt, deren Leistungsfähigkeit dadurch steigt. Es ist eben Fakt, dass solche Duelle im Kopf entschieden werden, es geht darum, mit dem herrschenden Druck richtig umzugehen. Denn die aufgeladene Stimmung führt auch des Öfteren dazu, dass Spieler übermotiviert agieren, Zweikämpfe wesentlich härter führen als unter normalen Verhältnissen. Verletzungen, Rudelbildungen und viele Karten sind oft die Folge.

Um solche Eskapaden zu vermeiden, versuchen die Verantwortlichen beider Vereine oft schon im Vorhinein die Gemüter zu beruhigen, die Wichtigkeit des Spiels wird oft heruntergespielt. Es wird daran erinnert, dass „ein Sieg über den Rivalen ja auch nur drei Punkte bringt“, oder dies „nur ein Spiel wie jedes andere ist“, mit dem Ziel, nicht nur die eigenen Spieler, sondern auch die Fans zu beschwichtigen. Die Anhänger der Vereine sorgen nämlich zwar zum einen dafür, dass Derbys ein Spiel der Sonderklasse sind, in vielen Fällen schaden sie jedoch auch dem Geschehen und dem generellen Ruf von ihnen. Das Problem liegt oft darin, dass ein Teil der Fans Rivalität mit Gewalt assoziiert, wodurch es nicht bei Schmähgesängen oder Sticheleien bleibt, sondern in verheerenden Straßenschlachten oder Platzstürmen endet. Nicht umsonst ist bei solchen Risikopartien das Polizeiaufgebot doppelt so hoch wie sonst, Ausschreitungen und Gewaltakte sollen um jeden Preis vermieden werden.

Dennoch darf man nicht vergessen, dass Derbys ohne Fans nichts als gewöhnliche Spiele wären, sie gehören zur Fußballkultur schlicht und ergreifend dazu. Fans leben für diese Spiele ebenso wie die Spieler, wenn nicht sogar ein bisschen mehr. Sie sind schon Wochen davor in Ekstase und schmieden Pläne, wie sie das anstehende Duell zu einem unvergesslichen Ereignis machen könnten. Dies gelingt ihnen immer wieder mit ihren mitreißenden Fangesängen, ihren aufwendigen und bewundernswerten Choreographien sowie ihrer puren Leidenschaft. Die Fans beider Teams versuchen sich stets gegenseitig zu übertreffen, es ist nicht nur ein Duell der beiden Mannschaften auf dem Rasen, sondern auch eines der beiden Fanlager. Doch diese Kämpfe können auch ohne Gewalt ausgetragen werden, frei nach dem Motto: Rivalität ja, Gewalt nein danke!

In den folgenden zehn Kapiteln stelle ich Ihnen die, meiner Meinung nach, größten und interessantesten Rivalitäten in der Fußballwelt genauer vor. Ich will Ihnen die Faszination dieser Derbys näherbringen, Ihnen klarmachen, wieso so viele Fans wochenlang diesen Duellen entgegenfiebern. Die Anzahl an den weltweit stattfindenden Derbys ist riesig, jedoch unterscheiden sie sich alle voneinander, jede Rivalität hat seine eigene Entstehungsgeschichte. Tauchen Sie ein in eine Welt getrieben von Politik, Religion und Krieg, lernen Sie völlig neue Seiten des Fußballs kennen und verstehen Sie, warum Fußball weit mehr als nur ein Spiel ist.

Kapitel 1

Derby Della Capitale –

Der Kampf um Rom

„Ein Rom-Derby ist ein ganz anderes Fußballspiel, als jedes andere. Alle Derbys sind außerordentlich.“

– Francesco Totti

In Italien gibt es so einige große Stadtderbys. Das Mailänder-Derby zwischen Inter Mailand und AC Milan, das Turiner-Derby zwischen Juventus Turin und dem FC Turin sowie das Genua-Derby zwischen Sampdoria Genua und CFC Genua, um nur ein paar zu nennen. Doch keine dieser Begegnungen kommt an das „Derby della Capitale“ heran. In diesem geht es um die Vorherrschaft in der italienischen Hauptstadt Rom. Es ist ein Duell zwischen AS Rom und Lazio Rom, es ist ein Duell der Gegensätze, ein Duell zweier unerbittlicher Rivalen.

Der Ursprung dieses Derbys liegt - wie so oft - weit in der Vergangenheit zurück. 1900 wurde Lazio Rom als erster Verein der Stadt von neun Römern gegründet. Schon damals waren die Vereinsfarben weiß und himmelblau, inspiriert durch die Farben der griechischen Flagge. 1927 sollte dann der AS Rom gegründet werden, damals gab es jedoch bereits acht Vereine aus Rom, die in der ersten regionalen Liga vertreten waren. Italiens früherem Diktator Benito Mussolini missfiel dies, er wollte, getrieben von seinem Traum eines neuen römischen Imperiums, die Klubs fusionieren, um auch im Fußball die Vormachtstellung Roms zu untermauern. Die damals vorherrschenden Vereine kamen nämlich allesamt aus Norditalien und hießen unter anderem Inter bzw. AC Mailand, Juventus Turin sowie Pro Vercelli und stammten eben nicht aus der italienischen Hauptstadt.

Somit schlug der damalige Präsident von Fortitudo-Pro Roma eine Zusammenlegung mehrerer Vereine vor. Nach unzähligen Diskussionen wurde beschlossen, die drei Vereine Fortitudo-Pro Roma, Foot Ball Club di Roma und S. S. Alba-Audace Roma zu fusionieren, aus ihnen entstand dann der AS Rom mit den Vereinsfarben Gelb und Rot. Ursprünglich sollte auch Lazio den fusionierenden Vereinen angehören, ein Veto des einflussreichen Klubmitgliedes und Generals Giorgio Vaccaro verhinderte dies jedoch.

Bis zum ersten Aufeinandertreffen der beiden Vereine dauerte es jedoch noch zwei Jahre. Am 8. Dezember 1929 war es dann soweit, das erste „Derby della Capitale“ fand statt. Dieses gewann AS Rom knapp mit 1:0, Torschütze war der Italiener Rodolfo Folchi, einer der besten Mittelstürmer seiner Zeit. Zu diesem Zeitpunkt war der neu gegründete AS Rom ohnehin der stärkere römische Verein und konkurrierte sogar zeitweise mit Juventus Turin um den Meistertitel. Schon bei der zweiten Begegnung der verfeindeten Vereine kam es zur ersten Massenschlägerei, die aus einer Tätlichkeit eines Lazio-Akteurs entstand. Die anschließenden Handgreiflichkeiten auf dem Spielfeld weiteten sich auch auf die Tribünen aus, es brauchte 200 berittene Polizisten, um die Gemüter beider Fanlager zu beruhigen. Bis zum ersten Derbysieg Lazios dauerte es jedoch noch eine Weile, erst 1932 setzte sich der damalige Außenseiter mit 2:1 im heimischen „Stadio Nazionale del PNF“ durch. Nur ein Jahr später revanchierte sich die AS Rom mit einem 5:0-Heimsieg, der zugleich der höchste Derbysieg überhaupt ist.

Ab dem Jahr 1940 teilten sich dann auch beide Mannschaften ein Stadion, damals war dies das zuvor genannte Stadio Nazionale del PNF. Dies kam zu einem Zeitpunkt, in welchem die Rivalität der beiden Vereine so richtig entbrannte. Begründet war diese in auseinandergehenden politischen Ansichten beider Fanlager sowie gesellschaftlichen Unterschieden. Während die Anhänger von AS Rom aus dem politisch linken Lager stammen, kommen die Fans Lazios hauptsächlich aus der rechten Szene. Das liegt auch daran, dass die Anhänger von Ersteren aus dem Arbeiterviertel Testaccio stammen, die Fans von Lazio aus dem Norden Roms beziehungsweise aus den Gebieten außerhalb der Hauptstadt. Generell gilt es zu sagen, dass die AS Rom die Stadt Rom repräsentiert, Lazio viel mehr die gleichnamige Provinz, deren Zentrum Rom ist.

Im Jahr 1953 übersiedelten beide Vereine ins „Stadio Olimpico“. Dieses wurde 1927 erbaut und diente als Stadion für die Olympischen Sommerspiele 1940. Diese fanden jedoch nach Rückzug der Bewerbung in Tokio statt, womit die Arena ohne richtige Funktion blieb. Sie fasst in etwa 72.000 Zuseher und war auch Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1960 sowie von einer Fußball-Weltmeisterschaft und zwei Europameisterschaften. Auch das italienische Rugby-Nationalteam trägt dort seine Spiele aus.

Dass sich die beiden Römer Vereine also weiterhin ein Stadion teilen mussten, intensivierte die Rivalität. Wie die Stadt, spaltete sich auch die neue Heimstätte beider Klubs: Die Nordkurve gehörte fortan den Anhängern Lazios, die Südkurve jenen von AS Rom. Diese örtliche Verbundenheit tolerierten beide Vereine über einen langen Zeitraum, im Jahr 2014 verkündete die AS Rom allerdings, dass in naher Zukunft mit dem Bau eines neuen Stadions begonnen wird. Dieses soll eine große Ähnlichkeit mit dem Kolosseum aufweisen, im Viertel Tor di Valle entstehen und in etwa 52.000 Zuschauern Platz bieten. Auch ein Trainingskomplex sowie Restaurants und Bars sollen rund um das Stadion entstehen und die Infrastruktur für die anliegenden Bürger somit maßgeblich verbessern. Getan hat sich seitdem wenig, ein Korruptionsskandal bremste das Projekt zwischenzeitlich aus, unzählige Diskussionen verhinderten den Baubeginn. Zuletzt hieß es, dass das Stadion 2022 eröffnet werden soll, der Weg dorthin ist jedoch noch ein langer.

Auch Lazio Rom liebäugelt immer wieder mit einem neuen Stadion, im Jahr 2000 legte der Verein erstmals Pläne für eine neue Heimstätte vor. Das geplante Stadion sollte ein Glasdach mit Solarpanelen besitzen, 40.000 Zuseher unterbringen und den Namen „Stadio delle Aquile“ (in Anlehnung an den Adler im Vereinswappen) bekommen. Diese Pläne wurden jedoch aufgrund finanzieller Probleme wieder verworfen, seit jeher arbeitet man an einem neuen Entwurf. Zuletzt wurde mit einem Bau am Stadtrand von Rom spekuliert, das neue Stadion solle Teil einer Sportstadt des Bauunternehmens „Lotito“ werden. Neben einer Fußballarena sind auch ein Leichtathletik-Stadion, Tennisfelder, Schwimmhallen, Basketballfelder und eine Eislaufbahn Teil der Pläne. Konkret ist allerdings noch nichts, auch ein Baubeginn wurde noch nicht terminiert.

Diese Probleme mit dem Bau neuer Stadien macht beiden Vereinen schwer zu schaffen, ist das römische Olympiastadion doch schon in die Jahre gekommen. Zudem ist es so gut wie nie ausverkauft, was die Stimmung trübt. Die letzte Generalsanierung fand 1990 statt, Spuren des Verfalls werden von Jahr zu Jahr sichtbarer. Doch dieses Problem haben nicht nur Lazio und AS Rom, sondern fast sämtliche Vereine aus Italien. Die einst so beeindruckenden Bauwerke sind längst nicht mehr zeitgemäß, nur vier Stadien aus der ersten italienischen Liga entsprechen, einer Untersuchung nach, den internationalen Normen. Viele Stadien sind längst baufällig, eine Änderung ist jedoch nicht in Sicht. Das Problem liegt nämlich darin, dass die meisten Stadien der Klubs den jeweiligen Städten gehören und Baubewilligungen zu bekommen oft Jahre dauern kann. Außerdem fehlt den Vereinen schlicht und ergreifend das Geld, um eine neue Arena zu errichten. Dies gelang zuletzt lediglich Rekordmeister Juventus Turin, der Ligaprimus zog 2011 ins jetzige „Allianz Stadium“ ein. Auch die beiden Vereine Inter und AC Mailand planen ein neues Stadion und wollen das legendäre „San Siro“ verlassen. Anders als bei Lazio und AS Rom werden die Mailänder Klubs wieder gemeinsam im neuen Stadion beheimatet sein. In Rom verwarf man diesen Gedanken schon früh, zu groß ist der Hass zwischen den beiden Konkurrenten, zu schwerwiegend sind die vergangenen Skandale. Durch zwei getrennte Stadien können die Derbys besser kontrolliert und die Gefahr von Eskapaden minimiert werden. Die skandalösen Ereignisse innerhalb des Stadions sollen sich nicht mehr wiederholen.

Denn die Geschichte der beiden römischen Klubs ist von Skandalen getrübt, Lazio gegen AS Rom gehört zu einem Spiel der höchsten Risikostufe. Schuld daran sind Eklats aus der Vergangenheit. 1979 forderte die Rivalität der beiden Vereine ihr erstes Todesopfer. Der Lazio-Fan Vincenzo Paparelli wurde während des Spiels von einem explodierenden Feuerwerkskörper getötet, abgeschossen wurde dieser aus der Fankurve der AS Rom. Ein schwarzer Tag für Rom, ein schwarzer Tag für den italienischen Fußball. Zu Derbys sollte es anschließend länger nicht mehr kommen. Grund dafür war jedoch nicht dieser Todesfall, sondern einer der größten Skandale in der Geschichte des italienischen Fußballs.

Der Wettskandal 1980 traf Italien wie ein Schlag ins Gesicht. Wie aus dem Nichts enthüllte ein Gemüsehändler, der sich mit Akteuren von Lazio Rom angefreundet hatte, dass diese ihm erzählten, dass es möglich sei, Fußballspiele zu manipulieren und zu fälschen. Er reichte bei der römischen Staatsanwaltschaft Klage ein, drastische Strafen waren die Folge. Mittendrin: Der römische Klub Lazio. Dieser wurde nämlich – gemeinsam mit dem AC Milan – in die zweitklassige Serie B strafversetzt. Einige Funktionäre und Akteure bekamen ebenso Strafen aufgebrummt, der wohl berühmteste davon war der italienische Stürmer Paolo Rossi, der für zwei Jahre gesperrt wurde. Durch den Abstieg Lazios fanden nun also länger keine Derbys mit der AS Rom statt, es dauerte drei Jahre bis Lazio der Wiederaufstieg gelang. Doch schon 1984/85 stieg Lazio abgeschlagen als Tabellenletzter wieder ab, es dauerte bis zur Saison 1988/89 bis der römische Provinzklub wieder erstklassig spielte. Das erste Derby nach dem Wiederaufstieg fand am 15. Januar 1989 statt, Lazio siegte 1:0.

Ausgerechnet in der Zeit des dunkelsten Lazio-Kapitels der Geschichte, feierte die AS Rom ihre erfolgreichste Phase. 1980 gewann man die Coppa Italia, derselbe Triumph gelang auch 1981, 1984 und 1986. In der Saison 1982/1983 krönte sich die AS Rom zum zweiten Mal zum italienischen Meister, der erste Erfolg lag damals schon weit zurück. Im Folgejahr spielte man dadurch im Europapokal der Landesmeister und schaffte überraschend den Finaleinzug. Im Pokalfinale traf man im heimischen Olympiastadion auf den FC Liverpool, diesem musste man sich im Elfmeterschießen knapp geschlagen geben. Danach herrschte bei beiden römischen Vereinen eine größere Flaute. Zwar konnten sie sich nun zu den Spitzenklubs der italienischen Liga zählen, die großen Erfolge blieben jedoch aus.

Zur Saison 1998/99 beschloss man dies auf Seiten Lazios zu ändern, woraufhin man satte 126,4 Millionen Euro in neue Spieler investierte. Man verpflichtete unter anderem Christian Vieri, Sinica Mihajlovic und Dejan Stankovic und machte damit eine klare Ansage an die Konkurrenz. Die Investitionen zahlten sich sofort aus, nach einem Sieg gegen den RCD Mallorca gewann man den Europapokal der Pokalsieger, welcher der bis dahin bedeutendste Triumph der Vereinsgeschichte war. Zudem besiegte man im Finale des UEFA-Super-Cups Manchester United, womit der nächste Titel nach Rom wanderte. 2000 sicherte sich Lazio Rom dann erstmals das Double, bestehend aus Meistertitel und Pokalsieg, die Taktik schien aufzugehen. Um weiterhin tatkräftig einzukaufen, musste Lazio jedoch auch Leistungsträger abgeben. So verließ beispielsweise Christian Vieri Rom für die damalige Rekordsumme von 45 Millionen Euro in Richtung Inter Mailand. Die Einkaufstour konnte also fortgesetzt werden, in der Folgesaison gab man weitere 78 Millionen Euro für Spieler aus, danach nochmals über 100 Millionen. Diese zahlreichen Investitionen führten dann dazu, dass sich Lazio Rom zur Saison 2002/03 am Rande des Ruins befand. Um die große Menge an Schulden zu begleichen, mussten zahlreiche Stammspieler verkauft werden. Alessandro Nesta wechselte zum AC Milan, Hernán Crespo zu deren Stadtrivalen Inter.

Als wären die hohen Schulden noch nicht schlimm genug gewesen, ließ der nächste Eklat nicht lange auf sich warten. Denn 2006 wurde erneut ein Manipulationsskandal in Italien publik. Dieser traf zwar zum größten Teil Juventus Turin, doch schadete auch dem Image von Lazio Rom, welche nach langen Verhandlungen einen Punkteabzug von drei Zählern für die nächste Saison hinnehmen mussten, da sie ebenfalls Schiedsrichterentscheidungen manipuliert haben sollen. Rekordmeister Juventus hingegen wurden nicht nur zwei Titel aberkannt, der Verein musste auch den Gang in die Serie B hinnehmen. Aufgedeckt wurde all dies durch die Untersuchung tausender Telefonate von Turins ehemaligem Manager Luciano Moggi, in welchen er zahlreiche Schiedsrichter bestach. Mittendrin in diesem Skandal waren auch der AC Florenz und eben Lazio Rom, beide Vereine konnten sich jedoch vor einem Zwangsabstieg drücken.

Nach der Aufdeckung dieses Skandals war der Ruf der italienischen Liga endgültig im Keller, man verlor international stark an Ansehen. Denn in Italien hatte man schon immer mit der Wettmafia zu kämpfen, die aufgedeckten Skandale haben mittlerweile ein riesiges Ausmaß angenommen. Denn nur wenige Jahre zuvor, im Jahre 2004, trug sich ebenfalls ein Wettskandal zu. Damals wurden sechs Profifußballer zu langen Sperren und der Zweitligist FC Modena zu einem Abzug von fünf Punkten verurteilt. Grund dafür waren Manipulationen und Ergebnisabsprachen. Auch der AC Siena, Sampdoria Genua und Chievo Verona gerieten ins Visier der Ermittlungsbehörden, Strafen für diese Klubs gab es aber keine. Fortan war das Vertrauen in die italienische Liga stark geschwächt, jeder Titel, gar der Ausgang jedes Spiels wurde angezweifelt. Zu allem Überschuss nahm auch die Brutalität der Fans weiterhin zu, womit es nicht nur bei den Wettskandalen blieb…

Im Rampenlicht befanden sich hier – einmal mehr – die Römer Klubs beziehungsweise das Stadtderby „Derby della Capitale“. Denn die Verfeindungen dieser nahmen immer weiter zu, es waren vor allem die Anhänger Lazios, die mit rechten Parolen und höchst fragwürdigen Aktionen für Aufsehen sorgten. Der wohl größte Skandal der Geschichte trug sich 1999 zu, verantwortlich dafür waren die „Irriducibili“ (die Unbeugsamen), eine Ultra-Gruppierung Lazios, die über 7.000 Mitglieder aufweist und öffentlich häufig faschistische und rechte Positionen einnimmt. Diese begrüßten die Fans der Roma im Stadion mit einem Plakat auf welchem „Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause“ stand. Nur zwei Jahre später präsentierten sie während des „Derby della Capitale“ ein Transparent mit den Wörtern „Schwarze Mannschaft“ und „Judenfans“. Gegolten hat dies selbstverständlich der AS Rom. Als Konsequenz dafür, veranlasste der italienische Verband, dass Banner und Plakate nun vor dem Eintritt ins Stadion vorgezeigt werden müssen.

Die Irriducibili standen anschließend unter der Überwachung der Polizei, ihnen wurden Verbindungen zu der rechtsextremistischen Organisation „Forza Nuova“ nachgesagt. Ihr Oberhaupt, der Italiener Fabrizio Toffolo, hatte bis Ende 2006 Stadionverbot, da er einen Polizeibeamten verletzte. Dafür bekam er zudem eine Haftstrafe über 18 Monate aufgebrummt. Um danach an den Lazio-Spielen teilnehmen zu dürfen, musste er außerdem zu Anpfiff, Halbzeit und Spielende eine Unterschrift bei der römischen Polizei abgeben. Der härteste Rivale der Irriducibili ist natürlich AS Rom, eine enge Freundschaft pflegen sie zu den ebenfalls faschistisch eingestellten Boys San (Inter Mailand), Ultras Sur (Real Madrid) und zu den Ultras des bulgarischen Erstligisten Levski Sofia. 2020, nach über 30 Jahren Bestand, gab die Gruppe ihre Auflösung bekannt, man wolle fortan gemeinsam mit den anderen Fanklubs Lazios geschlossen unter dem neuen Namen „Ultras Lazio“ auftreten.

Bis zu diesem Zeitpunkt richtete die Gruppierung noch eine Menge weiteren Schaden an. Beispielsweise wurde die Mannschaft der Roma, in welcher einige dunkelhäutige Akteure agierten, zeitweise als „Squadra di negri“ (Neger-Mannschaft) beschimpft. 2019 zog die Gruppierung vor einem Derby mit einem Plakat, auf dem „Ehre für Mussolini“ geschrieben war, durch die Stadt, einige Anhänger zeigten gar den Hitlergruß. Für Aufsehen sorgte auch der damalige Lazio-Spieler Paolo Di Canio, der nach Spielen seines Vereins des Öfteren die Anhänger mit dem römischen Gruß, der Mussolini gilt und dem Hitlergruß ähnelt, begrüßte. Di Canio gab auch offen zu, ein Neofaschist und rechtsradikal zu sein. Als Konsequenz dafür, sperrte ihn der italienische Verband für ein Spiel und belegte ihn mit einer Geldstrafe. Demonstrationen seitens der Irriducibili waren die Folge.

Auch im Jahr 2017 kam es zu einem Eklat, damals musste der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger Affenrufe und Pfiffe ertragen, zwei Jahre zuvor wurde er von Lazio-Mittelfeldspieler Senad Lulić noch während des Spiels beleidigt. In einem Interview machte sich der Deutsche dafür stark, dem ein Ende zu setzen:

„Ich will nur Gerechtigkeit. Ich will, dass die FIFA oder der italienische Verband die Leute, die so etwas tun, sperren. Solche Menschen müssen aus den Stadien verbannt oder bestraft werden. Man kann sich nicht vorstellen, wie sich so was anfühlt“, sagte der jetzige Chelsea-Akteur, der eine aus Sierra Leone stammende Mutter hat.

Damit spricht er für eine große Anzahl an dunkelhäutigen Spielern, die in Italien immer wieder, aufgrund ihrer Hautfarbe, diskriminiert werden. Einer von ihnen ist auch der italienische Stürmer Mario Balotelli, der zu Beginn der Saison 2019/20 zurück nach Italien wechselte und einen Vertrag bei Brescia Calcio unterzeichnete. Der sonst eher für Skandale bekannte Balotelli setzte in einem Ligaspiel gegen Hellas Verona ein Zeichen. Nach minutenlangen Beleidigungen und Zurufen platze ihm der Kragen, woraufhin er den Ball in die Fankurve Veronas donnerte und das Feld verließ. Daraufhin wurde das Spiel unterbrochen, zahlreiche Akteure beider Vereine umarmten den Stürmer und sprachen ihm Mut zu. Erst nach vier Minuten nahm er das Spiel wieder auf.

Solche Aktionen sind kein Einzelfall, Probleme mit Rassismus gibt es in Italien seit jeher. Bestärkt wird dies besonders dadurch, dass dieses Thema immer kleingeredet wird. So tat es beispielsweise der damalige Lazio-Trainer Stefano Pioli. Als der Napoli-Verteidiger Kalidou Koulibaly von Anhängern der Irriducibili rassistisch beleidigt wurde, unterbrach der Unparteiische kurzerhand die Partie. Der Trainer sagte nach dem Spiel in einem Interview, dass er „gegen Spielunterbrechungen sei, da diese nur einer Minderheit Aufmerksamkeit geben würden“. Die Rassismus-Debatte bleibt auch deswegen weiter ein viel diskutiertes Thema, da viel zu wenig dagegen getan wird. Bereits 1992 machte sich der Holländer Ruud Gullit gegen Rassismus stark, er wollte Spielabbrüche bei diskriminierenden Beleidigungen durchsetzen. Nun, etliche Jahre später, ist der Fußball keinen Schritt weiter.

Es gibt immer noch unzählige Fälle von Rassismus im Stadion, es scheint, als höre all dies nicht auf. Selbst die Medien heizen solche Debatten an. Luciano Passirani, ein italienischer TV-Kommentator, sagte einst während eines Spiels über den belgischen Stürmer Romelu Lukaku, „dass dieser nur gestoppt werden könne, wenn man ihm zehn Bananen geben würde“. Er wurde daraufhin zwar vom Sender gekündigt, seine Aktion wurde dennoch nicht von jedem verurteilt. Selbst FIFA-Präsident Gianni Infantino meldete sich zu Wort und kritisierte die Geschehnisse in Italien: „Wir können keinen Rassismus in der Gesellschaft oder im Sport haben. In Italien hat sich die Situation nicht verbessert, es ist sehr ernst.“ Dies half wenig, bereits einige Wochen später ereignete sich der Vorfall mit Mario Balotelli.

Ändern kann man dieses Problem also weder mit Worten noch mit Stadionverboten oder Geldstrafen. Auch Anti-Rassismus-Kampagnen nützen oft zu wenig, in unserer schnelllebigen Welt ist all dies binnen weniger Wochen schon wieder vergessen, die Ereignisse wiederholen sich erneut. Langfristig kann dieses Problem wohl am besten durch Bildung bekämpft werden. Kinder und Jugendliche müssen schon früh lernen, dass es für Rassismus in unserer Welt keinen Platz gibt. Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion zu verurteilen, ist schlicht und ergreifend falsch. Vereine, Politiker und Spieler müssen sich öffentlich klar von Rassismus distanzieren und härtere Strafen für Täter aussprechen. Es ist an der Zeit, der ewigen Rassismus-Debatte ein Ende zu setzen, denn Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.

„Sport verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Hautfarbe und verschiedenen Alters. Gegen Rassismus sollten wir alle gemeinsam vorgehen und alle müssen mitziehen.“ - Jerome Boateng

Doch auch die Fans der AS Rom sorgen zeitweise für Skandale. Bei einem Ligaspiel gegen den FC Livorno enthüllten sie ein Spruchband auf welchem „Lazio und Livorno – dieselben Initialen, derselbe Ofen“ stand. 2004 sorgten deren Anhänger für einen Spielabbruch, indem sie auf das Spielfeld stürmten und auf die Kapitäne beider Mannschaften einredeten. Grund dafür war ein Gerücht, wonach ein Junge von einem Polizeiauto überfahren worden sei. Nach einem Telefonat zwischen dem Schiedsrichter und dem Ligapräsidenten wurde das Spiel vier Minuten vor der Halbzeit tatsächlich abgebrochen, es kam im und rund um das Olympiastadion zu Gewaltakten und Massenschlägereien. Diese Nacht brachte 19 Festnahmen und 174 Verletzte mit sich, die Krawalle wurden von Zeugen als „bürgerkriegsähnlich“ betitelt. Die Polizei mutmaßte danach, dass der Gewaltausbruch abgemachte Sache war, das Gerücht, das sich nachweislich als falsch herausstellte, absichtlich gestreut wurde. Roma-Kapitän Francesco Totti sagte nach der Partie aus: „Hätten wir nicht abgebrochen, hätte es ein Blutbad gegeben.“

2010 erreichte die Rivalität dann einen neuen Höhepunkt. AS Rom befand sich mitten im Meisterrennen, Kontrahent war der norditalienische Klub Inter Mailand. Dieser musste drei Spieltage vor Schluss bei Lazio Rom antreten, welche einen Meistertitel der AS Rom um jeden Preis verhindern wollte. Die Fanlager von Inter Mailand und Lazio Rom verbindet, wie bereits erwähnt, eine Freundschaft. Es kam also dazu, dass die Ultras Lazios ihren Spielern mit Konsequenzen drohten, würden diese nicht gegen Inter Mailand verlieren. Genau dies passierte anschließend auch, Lazio leistete nur wenig Gegenwehr und unterlag mit 0:2, womit Inter Mailand die Tabelle weiterhin mit zwei Punkten vor AS Rom anführte. Während der Begegnung pfiffen die Fans Paraden des eigenen Torhüters aus und bejubelten beide Mailand-Treffer. Roma-Manager Gian Paolo Montali sprach nach diesem Spiel von „einem der hässlichsten Kapitel des italienischen Fußballs“. Die italienische Zeitung „Gazzetta dello Sport“ titelte „So etwas hat es noch nie gegeben“. Danach kam es, wie es kommen musste: Inter Mailand sichert sich den Meistertitel – mit zwei Punkten Vorsprung auf AS Rom.

Damit hält die AS Rom weiterhin bei drei Meistertitel, der letzte ist schon 20 Jahre her. Dennoch hat man damit noch einen mehr als Lazio Rom, deren letzter Triumph in der Serie A auch schon weit zurückliegt. Auch im Pokal ist die Roma erfolgreicher, sie konnte bereits neun Titel verbuchen, Lazio nur sieben. Insgesamt liegen beide Vereine in der Titelausbeute jedoch weit hinter Juventus Turin und den beiden Vereinen aus Mailand. Rechnet man die Titel jeder Stadt Italiens zusammen, kommt es für die Hauptstadt noch dicker. Man liegt hinter Turin (43 Titel), Mailand (36 Titel), Genua (10 Titel), Bologna (7 Titel) und Vercelli (7 Titel) mit fünf Titeln auf Rang sechs.

Im April des Jahres 2013 ereignete sich das bisher letzte Rom-Derby mit schwerer Gewalt. Schon im Vorfeld der Partie kam es zu vereinzelten Ausschreitungen und Krawallen rund um das Stadion, im Laufe des Spiels wurden diese jedoch immer intensiver. Die Anhänger der beiden Klubs bewarfen sich mit Steinen, Knallkörpern und Flaschen, darüber hinaus kam es sogar zu einer Messerstecherei, bei welcher fünf Menschen verletzt wurden. Zu allem Überfluss attackierten die radikalen Fans auch einen Krankenwagen. Die Polizei nahm an diesem Abend vier Männer fest. Im Areal außerhalb des Stadions wurden Messer, Schlagstöcke und eine Axt gefunden. Das Spiel, bei welchem sich die Klubs mit 1:1 trennten, war an diesem Tag nur Nebensache.

Lazio-Präsident Claudio Lotito sagte nach dem Spiel zur Presse:

„Leider gibt es die falsche Kultur, die andere Mannschaft als Feind zu betrachten und nicht als Gegner.“

Die Konsequenz dieser Geschehnisse waren vermehrte Sicherheitsvorkehrungen, das Derby durfte von nun an nur noch tagsüber gespielt werden.

Im selben Jahr begegneten sich die beiden Vereine auch noch im Finale der Coppa Italia. Es war das erste Finalspiel in der Geschichte des Bewerbes, in welchem sich die römischen Klubs gegenüberstanden. Der Austragungsort des Finales? Das römische Olympiastadion, das traditionell Austragungsort aller Finalspiele des italienischen Pokals ist. Der Wert der Partie war für Spieler und Fans immens, das erste Derby im Cup-Finale wollte man unbedingt für sich entscheiden, noch dazu im eigenen Stadion. Als Heimmannschaft wurde übrigens AS Rom angeführt.

Das mediale Interesse am Spiel war riesig, das Finale wurde in den Nachrichten aufgebauscht. 2.000 Sicherheitskräfte waren an diesem Tag im Einsatz, um die 55.000 Zuseher im Stadion zu bändigen. Bedrohlicher war die Situation zudem deswegen, da Spieler Lazios vor der Partie Anrufe erhielten, in welchen ihnen im Falle eines Sieges mit dem Tod gedroht wurde.

Eines der vielleicht wichtigsten Derbys der Geschichte stand also unter keinem guten Stern. Das Spiel brauchte etwas, um in die Gänge zu kommen, beide Mannschaften begannen eher verhalten, in Angst vor einem Rückstand und der damit verbundenen Niederlage. Es dauerte bis zur 71. Spielminute, ehe der Bosnier Senad Lulic nach einer Flanke von Anontio Candreva zum 1:0 für Lazio traf und damit den Sieg sowie den Pokalgewinn sicherstellte.

Die Niederlage war ein harter Schlag für AS Rom, von welchem sich der Klub jedoch relativ schnell wieder erholte. Der Fakt, dass dies das erste Aufeinandertreffen der beiden Klubs in einem Pokalfinale war, sagt jedoch schon ziemlich viel über deren sportliche Erfolge aus. Denn obwohl sich sowohl Lazio als auch AS Rom mittlerweile als Top-Klubs etabliert haben und regelmäßig in den Top-3 zu finden sind, ist deren Titelausbeute noch ausbaufähig.