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Die französische Literatur ist überreich an Liebesgedichten, die von frecher Erotik bis hin zu schmerzvoller Anbetung alles kennen, was Liebende je empfunden haben. Der Band versammelt die schönsten dieser Gedichte aus allen Epochen in nachdichtenden Übersetzungen.
François Villon, Pierre de Ronsard und Victor Hugo sind hier ebenso vertreten wie die moderne Lyrik von Baudelaire über Rimbaud bis Yves Bonnefoy. Die Gedichte sprechen von den Höhen und Tiefen der Liebe oder wenden sich direkt an den geliebten Menschen. Große Dichternamen stehen neben weniger bekannten, weibliche Stimmen im Dialog mit den männlichen. Knappe Anmerkungen und ein einführender Essay begleiten den Leser auf eine lustvoll-lyrische Entdeckungsreise. Zweisprachige Ausgabe Französisch/ Deutsch.
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DES LEBENS ROSEN
Die schönsten französischen Liebesgedichte
Ausgewählt und mit zahlreichen Neuübersetzungen herausgegeben von Werner von Koppenfels
Zweisprachige Ausgabe
C.H.BECK textura
Relief eines Liebespaars an der Fassade der Kathedrale von Amiens, um 1230
Die französische Literatur ist überreich an Liebesgedichten, die von frecher Erotik bis hin zu schmerzvoller Anbetung alles kennen, was Liebende je empfunden haben. Der Band versammelt die schönsten dieser Gedichte aus allen Epochen in nachdichtenden Übersetzungen.
François Villon, Pierre de Ronsard und Victor Hugo sind hier ebenso vertreten wie die moderne Lyrik von Baudelaire über Rimbaud bis Yves Bonnefoy. Die Gedichte sprechen von den Höhen und Tiefen der Liebe oder wenden sich direkt an den geliebten Menschen. Große Dichternamen stehen neben weniger bekannten, weibliche Stimmen im Dialog mit den männlichen. Knappe Anmerkungen und ein einführender Essay begleiten den Leser auf eine lustvoll-lyrische Entdeckungsreise.
Werner von Koppenfels ist emeritierter Professor für Anglistik und Komparatistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und literarischer Übersetzer. Er ist Mitherausgeber der bei C.H.Beck erschienenen Anthologien «Französische Dichtung» (4 Bde., 32003) und «Englische und amerikanische Dichtung» (4 Bde., 2000).
GEDICHTE
CHRÉTIEN DE TROYES
Lancelot ou le chevalier de la charrette
Lancelot oder der Karrenritter
UNBEKANNTER DICHTER
Aucassin et Nicolette
Aucassin und Nicolette
FRANÇOIS VILLON
Ballade des Dames du Temps Jadis
Ballade der Damen vergangener Zeit
MELLIN DE SAINT-GELAIS
Toutes sortes d’aimer
Liebe aller Art
IL N’EST POINT TANT de barques à Venise
ES GIBT NICHT SO VIEL Gondeln in Venedig
CLÉMENT MAROT
De soi-même
Auf sich selbst
De sa Maîtresse
Auf seine Geliebte
Du beau tétin
Das schöne Brüstchen
De l’amour du siècle antique
Die Liebe in der guten alten Zeit
Chanson
Lied
MAURICE SCÈVE
SEUL AVEC MOI
ALLEIN MIT MIR
ASSEZ PLUS LONG qu’un Siècle
VIEL LÄNGER als ein Weltjahr
PERNETTE DU GUILLET
QUI DIRA ma robe fourrée
WER SAGT, dass meines Kleides Falten
COMBIEN DE FOIS
WIE OFT UND OFT
LOUISE LABÉ
O BEAUX YEUX BRUNS
O BRAUNE AUGEN
BAISE M’ENCOR
KÜSS MICH NOCH EINMAL
LUTH, COMPAGNON
LAUTE, GENOSSIN
PIERRE DE RONSARD
SI JE TRÉPASSE
WANN ICH mit Frieden
Élégie à son livre
Ansprache an sein Buch
MARIE, LEVEZ-VOUS
MARIE, MEIN TRÄGES KIND
A sa Maîtresse
Schönheit nicht wahrhaftig
Stances
Stanzen
CEPENDANT QUE TU VOIS
WÄHREND DU, FERN VON MIR
COMME ON VOIT sur la branche
WIE UNS IM MONAT MAI
QUAND VOUS SEREZ bien vieille
WENN DU ERST, alt und grau
AGRIPPA D’AUBIGNÉ
COMBATTU DES VENTS
DER FLUTEN BALL
Aubigné songeant soupirait
Aubigné seufzte im Traum
THÉOPHILE DE VIAU
Stances
Die Schlafende
JE SONGEAIS
IM TRAUME JÜNGST
FRANÇOIS DE MALHERBE
LÀ! LÀ! Pour le dessert
AUF, AUF! Zum Nachtisch jetzt
FRANÇOIS MAYNARD
ADIEU, LISE
LISE, LEBWOHL
UNBEKANNTER DICHTER
DANS LES JARDINS d’ mon père
IN MEINES VATERS Garten
PIERRE-JEAN DE BÉRANGER
Maudit printemps
Verwünschter Frühling
VOLTAIRE
A Madame du Châtelet
An Madame du Châtelet
Les Vous et les Tu
Das ‹Sie› und das ‹Du›
MARCELINE DESBORDES-VALMORE
Ma Chambre
Mein Zimmer
Souvenir
Erinnerung
Les Roses de Saadi
Die Rosen des Saadi
VICTOR HUGO
Apparition
Erscheinung
Booz endormi
Boas, schlafend
ALFRED DE MUSSET
Chanson de Barberine
Barberines Lied
Chanson de Fortunio
Fortunios Lied
Ce qu’il me faut
Was ich brauche
THÉOPHILE GAUTIER
Symphonie en blanc majeur
Symphonie in Weiß-Dur
Chinoiserie
Chinoiserie
GÉRARD DE NERVAL
Les Cydalises
Cydalisen
Myrtho
Myrto
CHARLES BAUDELAIRE
A une Passante
Flüchtige Begegnung
Parfum exotique
Exotischer Duft
Le balcon
Der Balkon
Chant d’automne
Herbstgesang
STÉPHANE MALLARMÉ
Apparition
Erscheinung
Sonnet pour elle
Sonett für sie
PAUL VERLAINE
Clair de lune
Mondenschein
En sourdine
Con sordino
LA LUNE blanche
DER MOND scheint weiß
Green
Green
L’Amour par terre
Amor auf der Erde
ARTHUR RIMBAUD
Rêvé pour l’hiver
Für den Winter geträumt
Première soirée: Comédie en trois baisers
Der erste Abend: Komödie in drei Küssen
L’ÉTOILE A PLEURÉ
DER STERN WEINTE
FRANCIS JAMMES
Tu seras nue
Du wirst nackt sein
ANNA DE NOAILLES
Extase
Überschwang
L’ÊTRE ne recherche que soi
DAS ICH sucht immer nur sich selbst
TRISTAN CORBIÈRE
Rondel
Rondel
PAUL VALÉRY
Les Pas
Die Schritte
Intérieur
Intérieur
CATHERINE POZZI
Nyx
Nyx
GUILLAUME APOLLINAIRE
Le Pont Mirabeau
Der Pont Mirabeau
Aubade
Ständchen
Les Colchiques
Die Herbstzeitlosen
L’Adieu
Der Abschied
ANDRÉ BRETON
Yeux zinzolins
Violette Augen
PAUL ÉLUARD
L’Amoureuse
Die Liebende
Mauvaise Mémoire
Schlimme Erinnerung
Être
Dasein
Les Sept poèmes d’amour en guerre
Die sieben Liebesgedichte in Kriegszeiten
Couvre-feu
Sperrstunde
JACQUES PRÉVERT
Sanguine
Blutorange
Les enfants qui s’aiment
Die Kinder die sich lieben
RENÉ CHAR
A ***
An ***
ROBERT DESNOS
Dernier poème
«Das letzte Gedicht»
YVES BONNEFOY
Le Myrte
Die Myrte
Une Pierre
Ein Stein
Le lit, les pierres
Das Bett, die Steine
PHILIPPE JACCOTTET
L’effraie
Das Käuzchen
NACHWORT – «Es sind mehr Arten, wie man liebt, als es im Ozean Wogen gibt …»
ANMERKUNGEN
CHRÉTIEN DE TROYES
Lancelot ou le chevalier de la charrette(extrait)
… Puis vint au lit la reïne,
si l’aore et se li ancline,
car an nul cors saint ne croit tant.
Et la reïne si estant,
ses braz ancontre, si l’enbrace,
estroit pres de son piz le lace,
si l’a lez li an son lit tret
et le plus bel sanblant li fet
que ele onques feire li puet,
que d’Amors et del cuer li muet;
d’Amors vient qu’ele le conjot.
Et s’ele a lui grant amor ot,
et il C mile tanz a li. …
Or a Lanceloz quanqu’il vialt
quant la reïne an gré requialt
sa conpaignie et son solaz,
quant il la tient antre ses braz
et ele lui antre les suens,
tant li est ses jeus dolz et buens,
et del beisier, et del santir,
que il lor avint sanz mantir
une joie et une mervoille
tel c’onques ancor sa paroille
ne fu oïe ne seüe,
mes toz jorz iert par moi teüe,
qu’an conte ne doit estre dite.
CHRÉTIEN DE TROYES
Lancelot oder der Karrenritter (Auszug)
… Er naht dem Bett der Königin,
wirft sich anbetend vor sie hin
und huldigt ihrem heiligen Leib,
Reliquie seiner Frömmigkeit.
Sie breitet beide Arme aus,
drückt ihn ganz fest an ihre Brust,
zieht ihn gleich auf das Bett zu sich
und macht das freundlichste Gesicht,
das sie ihm irgend machen kann,
so rührt ihr Herz die Liebe an.
Ein Liebesfest wird ihm gewährt;
doch so viel Liebe sie auch spürt,
er liebt sie mehr noch, tausendmal. …
Als Lancelot nun sieht, wie sehr
die Königin nach ihm begehrt,
nach seiner Nähe, seinem Trost,
da er sie in die Arme schloss,
sie ihn mit ihren fest umhüllt,
wird ihm so süß das Liebesspiel,
das Streicheln, Küssen und Gekose,
dass alle beide, ungelogen,
so große Freude überkam,
wie man dergleichen nie vernahm,
weder gesprochen noch geschrieben,
doch sei sie hier von mir verschwiegen,
und kein Bericht darf sie verraten.
UNBEKANNTER DICHTER
Aucassin et Nicolette(extrait)
Or se cante:
Nicolete, flors de lis,
douce amie o le cler vis,
plus es douce que roisins
ne que soupe en maserin.
L’autr’ ier vi un pelerin,
nes estoit de Limosin,
malades de l’esvertin,
si gisoit ens en un lit,
mout par estoit entrepris,
de grand mal amaladis;
tu passas devant son lit,
si soulevas ton train
et ton peliçon ermin,
la cemise de blanc lin;
tant que ta ganbete vit,
garis fu li pelerins
et tos sains, ainc ne fu si;
si se leva de son lit,
si rala en son païs
sains et saus et tos garis.
Doce amie, flors de lis,
biax alers et biax venirs,
biax jouers et biax bordirs,
biax parlers et biax delis,
dox baisiers et dox sentirs,
nus ne vous poroit haïr.
UNBEKANNTER DICHTER
Aucassin und Nicolette(Auszug)
Jetzt wird gesungen:
Nicolette, Lilienblüte,
holdes Antlitz, Süße, Liebe,
keine Traube ist so süß,
kein Labtrunk, der aus Humpen fließt.
Sah neulich einen Pilgersmann,
der von weither gewandert kam –
Tollheit hat ihm das Hirn verrückt,
ihn nieder auf das Bett gestreckt.
Da lag er, bleich und moribund,
rührt sich nicht mehr, der arme Hund.
Du gingst an seinem Bett vorbei,
hobst nur den Saum von deinem Kleid
und auch den pelzbesetzten Rock,
das Hemd von weißem Leinenstoff;
kaum hat dein Beinchen er gesehn,
wars um den guten Mann geschehn:
Geheilt war er zur selben Stund –
nie fühlte er sich so gesund!
Er sprang gleich auf aus seinem Bett,
lief rüstig heim den weiten Weg.
Süße Freundin, Lilienschöne,
schönes Kommen, schönes Gehen,
schönes Spielen, schönes Scherzen,
schönes Sprechen und Ergötzen,
süßes Küssen, süßes Fühlen –
Liebe kann dir nimmer fehlen.
FRANÇOIS VILLON
Ballade des Dames du Temps Jadis
Dites-moi où, n’en quel pays
est Flora la belle Romaine;
Archipiada, ne Thaïs
qui fut sa cousine germaine;
Écho, parlant quand bruit on mène
dessus rivière ou sus étang,
qui beauté ot trop plus qu’humaine?
Mais où sont les neiges d’antan?
Où est la très sage Héloïs,
pour qui fut châtré et puis moine
Pierre Esbaillart à Saint Denis?
Pour son amour ot cette essoine!
Semblablement, où est la roine
qui commanda que Buridan
fût jeté en un sac en Seine?
Mais où sont les neiges d’antan?
La reine Blanche comme lis
qui chantait à voix de seraine,
Berthe au grand pied, Biétris, Alis,
Aremburgis qui tint le Maine,
et Jeanne, la bonne Lorraine
qu’Anglais brulèrent à Rouen;
où sont-ils, où, Vierge souveraine?
Mais où sont les neiges d’antan?
Prince, n’enquerrez de semaine
où elles sont, ne de cet an,
qu’à ce refrain ne vous remène:
Mais où sont les neiges d’antan?
FRANÇOIS VILLON
Ballade der Damen vergangener Zeit
Sagt mir, wo, und wie ferne ist
Flora, die schöne Römerin?
Archipiada, und Thaïs,
die Abbild ihrer Anmut schien,
und Echo, deren Stimme klingt
auf Fluss und Teich so wunderbar,
die Schönheit über Maß empfing?
Wo blieb der Schnee vom vorigen Jahr?
Wo die so weise Eloïs,
für die, entmannt, als Klausner dient
Pierre Abelard in Saint Denis?
O bittere Liebesmedizin!
Und wo ist sie, auf deren Wink
Herr Buridan, im Sack verwahrt,
einst in der Seine baden ging?
Wo blieb der Schnee vom vorigen Jahr?
Wo Königin Blanche, lilienfrisch,
die mit Sirenensüße singt,
wo Berthe Großfuß, Biëtris, Alis,
Ehrenburg, die in Maine berühmt,