Designers Allerlei - Thomas Biedermann - E-Book

Designers Allerlei E-Book

Thomas Biedermann

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Beschreibung

In diesem Buch wird ein buntes Puzzle aus ansprechenden Themen aus der Arbeitswelt des Grafik-Designers arrangiert. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – was der Umfang des Buches auch gar nicht erwarten lässt. Es präsentieren sich einige leckere „Pralinen“ aus der alltäglichen, manchmal auch eintönigen Speisenabfolge. Die Themen rund um die Grafiker-Tätigkeit – Klammeraffe, Layout, Schriften, Farbe, Lesegewohnheiten, Zeitschriften, Buchproduktion, Druck – ergeben ein buntes Potpourri. Sicherlich ist auch für Ihren Geschmack etwas dabei. Dieses Buch ist kein umfassendes Fachbuch. In diesem Buch werden Bereiche herausgegriffen, andere fallen gelassen. Es ist ein Grafiker-Fachbuch aus der Zunft und für die Zunft. Zerstreuende Lektüre für den Insider, Informationen für den Außenstehenden und ein kurzer Überblick über den zukünftigen Berufsalltag für Berufsschüler der Mediengestalterausbildung und die Studenten der Grafik-Akademien.

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Inhalte

Vorwort

Woher kommt der Kl@mmer@ffe?

Layoutvorbereitung mit XPress

Schriften

Farbe

Lesegewohnheiten West/Ost

Launch einer Zeitschrift

Buchpublikation

PrePress und Offsetdruck

In diesem Buch wird ein buntes Puzzle aus ansprechenden Themen aus der Arbeitswelt des Grafik-Designers arrangiert. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – was der Umfang des Buches auch gar nicht erwarten lässt. Es präsentieren sich Ihnen einige leckere „Pralinen“ aus der alltäglichen, manchmal auch eintönigen Speisenabfolge. Sicherlich ist auch für Ihren Geschmack etwas dabei.

Thomas Biedermann (Hrsg.), geb. 1961 in Mannheim, ist selbstständiger Grafik-Designer und lebt in Hamburg. Er ist auch als Foodblogger, Autor und Verleger tätig.

© 2009 Erstausgabe als PrintversionVerlag Thomas Biedermann, [email protected]@ 2015 eBook-ePubAlle Rechte vorbehalten

Gestaltung:Thomas Biedermann

Lektorat:Marion Reuter, Reutlingen

Copyrights:• Woher kommt der Kl@mmer@ffe?: © Hanno Kühnert†• Farbe: © Georg Obermayr• PrePress und Offsetdruck: © Manfred Dechering

Abbildungen:Alle Abbildungen © Thomas Biedermann, außer:

• Titelfoto: © pixelio.de• Foto des Herausgebers: © Adrian Meixner• „Farbe“: Testcharts © European Color Initiative, www.eci.org, und Christian Piskulla, www.clever-printing.de• „Lesegewohnheiten West/Ost“: Chinesische Mauer, Speyerer Dom, Kloster Lorsch und Himmelstempel Beijing © pixelio.de; Abbildungen der chinesischen/japanischen Bücher © Ostasien-Verein Hamburg• „Launch einer Zeitschrift“: © flucas – fotolia.com• „Buchpublikation“: © Books on Demand GmbH, Norderstedt, photocase.de, fotolia.com• „PrePress und Offsetdruck“: © Adrian Meixner, Manfred Dechering, Heidelberger Druckmaschinen AG, Heidelberg

eBook-ePub-Erstellung:Thomas Biedermann

ISBN 978-3-941695-52-8

Herausgeber und Autoren:

Thomas BiedermannSelbständiger Grafik-Designer in Hamburg. Auch als Autor und Verleger tätig. www.medien-schmie.de.

Hanno Kühnert†Jurist, Journalist, freier Mitarbeiter der ZEIT, Hamburg, gestorben 2003.

Georg ObermayrDruckvorstufenprofi, schreibt in Fachpublikationen zu Themen wie QuarkXPress, Farbmanagement, PDF und Publishing Workflows. www.georgobermayr.de.

Manfred DecheringSelbständiger Medienfachwirt, Prepress, Colormanagement und Bildbearbeitung. www.gamut-kompetenzpartner.de.

Vorwort

Alle erwähnten Zutaten sind hier versammelt: Der Klammeraffe, der Apfel eines Apple Macintosh-Computers und die unverzichtbare Maus, die zusammen mit dem Personal Computer das Licht der Welt erblickte. Zusammen mit weiteren Themen rund um die Grafiker-Tätigkeit – Layout, Schriften, Farbe, Lesegewohnheiten, Zeitschriften, Buchproduktion, Druck – ergibt sich ein buntes Potpourri, ein Tutti-Frutti aus der Tüte oder eben Süßigkeiten in der Wundertüte: Designers Allerlei. Analog zum Leipziger Allerlei. Nur nicht mit Gemüse, sondern mit Süßem. Wie in einem Süßwaren-Laden nehme ich aus dem breiten Sortiment nicht von jedem etwas. Nein, nur Ausgewähltes, Frisches und Farbenfrohes. Dieses Buch ist ein Fachbuch. Aber kein umfassendes Fachbuch. In diesem Buch werden Bereiche herausgegriffen, andere fallen gelassen. Es ist ein Grafiker-Fachbuch aus der Zunft und für die Zunft. Topaktuell, technisch einwandfrei, aber nicht zeitlos. Wer in der Mittagspause kurz etwas Handfestes aus seiner Branche lesen will, ist hier richtig. Oder wer seinem Lebenspartner schon immer mal sagen wollte, womit man sich als Grafiker beschäftigt: „Hier, Schatz, schau’ heute Abend doch da mal rein!“ Und nicht zu vergessen: Die Berufsschüler der Mediengestalterausbildung und die Studenten der Grafik-Akademien. Ein kurzer Überblick, kein vollständiges Handbuch, nur ein paar Lesehäppchen – zum Appetitmachen auf das, woraus der zukünftige Berufsalltag bestehen kann.

Guten Appetit!

Hamburg, im April 2015

Thomas Biedermann

Von den Baumwipfeln in den Text

Woher kommt der Kl@mmer@ffe?

(Hanno Kühnert†)

Ein kleines a mit einem gegen den Uhrzeigersinn gedrehten Kringelkreis, das @, macht Weltkarriere und nistet sich mit Macht auch im deutschen Bewusstsein ein. Computernutzern ist es längst bekannt. Sie drücken auf einem Windowsrechner die Ta⁠sten Alt-Gr und Q – Mac⁠intosh: Alt + L – gleichzeitig, und da steht es auf dem Bildschirm. Sie nennen es Klammeraffe, Affenohr, manchmal auch Affenschwanz oder, überseriös, at-Zeichen. Zoologen wundern sich, denn Klammeraffen aus Afrika sind eigentlich ihre Domäne. Das Symbol Klammeraffe @ soll vom englischen at stammen. Soll. Denn unsere Lexika und Wissenschaftler schweigen noch, und auch der literarisch interessierte Mann auf der Straße reagiert eher ignorant auf das neue Zeichen.

Die Saarbrücker Juristen-Datenbank Juris setzt es für den Paragraphen ein – es ist offenbar international gängiger als das Juristensymbol §. Wer Lexika befragt, wird herb enttäuscht. Sogar der Informatik-Duden glänzt auf allen Stichwort-Ebenen mit Nichtwissen. Dabei ist das Zeichen schon Bestandteil von Zeitschriftentiteln und zahlreichen Sprachspielereien, wo es das a ersetzt. Buchdrucker und Typografen kennen es längst, sie müssen Visitenkarten drucken und monieren mürrisch die zu großen Ober- und Unterlängen des @. Zunehmend lassen die Leute nämlich ihre E-Mail-Adressen auf ihren Karten vermerken.

@

Der Klammeraffe trennt für Internet und E-Mail den Menschen von der Maschine: links die Person, dann das Zeichen @, dann die Computerdomäne, die den Menschen bedient. Das Affenohr, selbst von Amerikanern noch gelegentlich mit dem kaufmännischen „und“ (&), englisch ampersand, verwechselt, kam auf wunderliche Weise in die E-Mail-Adresse – durch den Programmierer und Hacker Ray Tomlinson, der 1972 für den elektronischen Verkehr in den wenigen damaligen Netzen Amerikas, die technisch noch sehr unterschiedlich waren, Programme schrieb, also die E-Mail implementieren wollte.

Tomlinson suchte eine Möglichkeit, den Namen des Users eindeutig und unmissverständlich von den Bezeichnungen der Maschinen und Domänen zu trennen. Er suchte nach einem Zeichen, das niemals im Namen eines Menschen auftauchen würde. So blickte er prüfend auf das Keyboard, das er selbst benutzte, ein Model 33 Teletype. Das Zeichen durfte keine Ziffer und kein Buchstabe sein. „Ich wählte das @-Zeichen“, sagte er später. Das Affenohr hatte den Vorteil, „bei“ zu bedeuten, und erfüllte die Bedingungen Tomlinsons.

@

Tomlinson hatte keine Ahnung, dass er die Welt mit einem neuen Buchstaben pflasterte. Viele seiner Freunde waren jedoch entsetzt über seine Entscheidung, denn in Computersystemen der damaligen Zeit war der Klammeraffe das Steuerzeichen für die Löschung einer Zeile. Das line killing-Zeichen verkürzte also plötzlich Briefe auf unangenehme Weise. Im April 1975 war auch dieses Problem durch eine neue Vereinbarung über einen Standard-Briefkopf gelöst. Der Klammeraffe konnte keine Zeilen mehr morden und breitete sich sich harmlos aus.

Wer die frühe Herkunft des modischen Zeichens, das energisch von Amerika aus in unsere Kultur eindringt, erforschen will, hat eine harte Nuss zu knacken. Eine einigermaßen zeitige Erwähnung für Deutschland war nur in dem fabelhaften Schriftenbuch von Kiermeier-Debré/Vogel (1995) zu finden: Der Altmeister der deutschen Typografen, Hermann Zapf aus Frankfurt, hat alle relevanten Piktogramme und Typosignale in den „Zapf Dingbats“ bereits 1978 gesammelt und publiziert. Da erscheinen gleich zwei Varianten des Klammeraffen. In den Vereinigten Staaten ist das Zeichen die Nummer 64 des amerikanischen 7-Bit-Stan-dard-Codes für Datenaustausch, genannt ASCII, erlassen von der amerikanischen Normungsbehörde American National Standards Institute (ANSI) in den frühen sechziger Jahren.

Da war also das at-sign bereits so etabliert in den USA, dass es vor dem großen A auf der Code-Liste stehen durfte. Im 5-Bit-Code des Franzosen Emile Baudot (nach ihm ist die Datengeschwindigkeit „baud“ benannt) vom Ende des 19. Jahrhunderts war unser Klammeraffe @ noch nicht vertreten. Ein exzellenter Kenner der angloamerikanischen Kultur versicherte, das at-Zeichen @ sei die Entsprechung des französischen à mit accent grave: fünf Äpfel zu zehn Pfennig, fünf Äpfel à zehn Pfennig, five appels at ten cents. Die Kaufleute hätten das @ in England lange so auf ihre Preisschilder geschrieben. Daher wird der Klammeraffe in der englischsprachigen Welt auch als commercial abezeichnet. Er war so schon auf ersten amerikanischen Schreibmaschinentypen zu finden. In Schweden scheint er ebenso schon lange heimisch zu sein.

@

Auf der Iberischen Halbinsel trat das @-Zeichen noch weit früher auf; es soll aus dem Jahr 1555 erstmals überliefert sein. Spanische, portugiesische und dann auch französische Kaufleute handelten mit Stieren und Wein, und sie nutzten dabei ein Maß für Festes und Flüssiges, „arroba“ , etwa 10 Kilogramm (25 Libras) oder um die 15 Liter. Das Wort ist arabisch, Ar-roub bedeutet das Viertel. Arroba, Arobas wurde mit dem Klammeraffen @ dargestellt – und dieser dann als Arroba bezeichnet. Der Namen arroba für das @ hat sich seither in Spanien und Frankreich gehalten.

Wer weiter zurück sucht, stößt, nach einer großen Leere – die Digitalfreaks sind auffallend geschichtsfeindlich –, unweigerlich auf den amerikanischen Handschriftenforscher und Paläografen Berthold Louis Ullman, der in seinem Buch „Ancient writing and its influence“ (1932, Reprint Cambridge 1969, Reprint Toronto 1980) meint, der Klammeraffe @ sei eine mönchische Ligatur oder Abkürzung in lateinischen Handschriften des Mittelalters. Die Schreiber damals hätten damit aus Platznot oder Bequemlichkeit das lateinische ad (an, zu) abgekürzt, ein häufiges Wort in lateinischen Texten. Aber weder das Buch von Ullman mit einem Beweis noch eine andere veritable Belegstelle mit einem mittelalterlichen Klammeraffen war aufzutreiben.

Der schwedische Journalist Karl-Erik Tallmo berichtete immerhin 1994 darüber in Svenska Dagbladet: Das @-Zeichen könne laut Ullman aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammen – die Rundungen von a und d seien ineinander verschmolzen, der Aufstrich des d sei dann schwungvoll nach links gezogen worden.

Abbreviaturen und Ligaturen kamen allerdings erst sechs Jahrhunderte später auf. Die fünf spätmittelalterlichen lateinischen Urkunden, die sich in der eigenen kleinen Bibliothek des Schreibers dieses Textes fanden, Gründungsurkunden und Ähnliches, also ein Zufallstest, hatten alle schön ausgeschriebene ad in vielen Varianten. Aber es waren kalligrafische, offizielle Urkunden. Fehlanzeige auch in Büchern über Zeichen und Symbole aus aller Welt. Kein @ im Mittelalter.

Im Schriftenbuch des Carl Faulmann (1880), von Greno (Delphi) 1985 neu gedruckt, finden sich mehrere Buchschriften des Mittelalters, auch eine ausführliche Liste von Abbreviaturen und Ligaturen dieser Zeit. Der Klammeraffe ist nirgendwo dabei. Nur ein Initial aus dem 9. Jahrhundert weist Ähnlichkeit mit dem Affenohr auf, aber es ist ein großes G.

Ein Freiburger Mediävist, Professor, Kenner von Handschriften, lachte denn auch höhnisch, als er nach einem Affenohr @ in lateinischen Handschriften gefragt wurde: „Das lateinische ad können Sie so nicht darstellen“, meinte er, „da kann ich nicht mitspielen!“ Also vermutlich keine Existenz des @ im Mittelalter und schon gar nicht früher.

@