Möchten Sie gern Ihren Gästen Torten servieren, deren Zubereitung alleine Ihr Kühlschrank übernimmt? Also Backofen ade? Sowohl für den Tortenboden als auch die Füllmasse und somit die ganze Torte ist dies möglich.
Lesen Sie in diesem Backbuch nach, wie Sie das erfolgreich durchführen können. Sie finden darin 65 Rezepte zu Torten und zusätzlich die 2 gängigsten Rezepte für Tortenböden. Die Torten werden aus Milchprodukten wie Joghurt, Quark, Skyr, Frischkäse, Mascarpone, Milch oder vegan zubereitet. Als fruchtige Zugabe kommt unterschiedliches Obst hinzu – im Ganzen, zerkleinert oder püriert.
Thomas Biedermann, geb. 1961, lebt in Hamburg. Er ist Grafik-Designer, Publizist, Verleger, Fotograf … und natürlich ambitionierter Hobbykoch.
Sie glauben, ohne einen Backofen können sie keine Torte zubereiten? Ich überzeuge Sie eines besseren.
Bei allen Rezepten in diesem Backbuch benötigen Sie keinen Backofen. Und sparen dadurch viel Strom. Die Zubereitung übernimmt Ihr Kühlschrank, in dem für eine solche Torte immer eine Ebene frei sein sollte.
Das Zauberwort heißt: Gelatine. Es gibt sie aus tierischem Ursprung als normale Blattgelatine. Oder aus pflanzlichem Ursprung, dann wird sie aus einer Alge gewonnen und heißt Agar-Agar. Beides bekommen Sie in einem gut sortierten Supermarkt.
Große Unterschiede gibt es bei diesen beiden Gelatinearten nicht. Agar-Agar hat den Vorteil, dass es pflanzlich ist. Sie können also mit den geeigneten weiteren Zutaten auch vegetarische oder sogar vegane Torten zubereiten. Geschmacklich gibt es nur geringe Unterschiede.
Einen einzigen Unterschied gibt es nur beim Erhärten der Füllmassen im Kühlschrank. Gelatine bindet ja flüssige Massen und lässt sie beim Abkühlen im Kühlschrank erhärten. Dazu reicht es, wenn Ihr Kühlschrank auf der niedrigsten Stufe 1 steht. Füllmassen mit tierischer Gelatine benötigen mindestens 6 Stunden im Kühlschrank. Pflanzliche Gelatine bindet dagegen meistens schon nach 3 Stunden ab. Wenn Sie aber auf der ganz sicheren Seite sein wollen, lassen Sie die Torte
einfach über Nacht im Kühlschrank.
Sie können für die Füllmasse die unterschiedlichsten Milchprodukte und Obstsorten verwenden. Bei den Milchprodukten bieten sich Joghurt, Quark, Skyr, Frischkäse, Mascarpone, (vegane) Milch, Schmand und Sahne an.
Bei den Obstsorten können Sie frei wählen. Es gibt nur zwei Obstsorten, mit denen man keine Torte mit Gelatine zubereiten kann: Ananas und Kiwi. Beide Obstsorten enthalten ein Enzym, das sich mit der Gelatine nicht verträgt. Alles weitere lesen Sie im entsprechenden Kapitel im Backbuch, denn es gibt dennoch einen Trick, eine Torte mit einer dieser Obstsorten zuzubereiten.
Für den Tortenboden kann man zwei Wege gehen. Entweder verwenden Sie Toastbrot. Es wird in kleine Würfel geschnitten und dann mit flüssigem Fett, also Margarine oder Butter, gebunden. Oder Sie greifen zu Butterkeksen. Sie werden klein gestampft und als Bindemittel dient wieder Fett. Auch den Tortenboden bereiten Sie im Kühlschrank zu. Die Tortenbodenmasse kommt in eine Spring-Backform mit Backpapier und wird darin festgestampft. Der Kühlschrank lässt das Fett erhärten und somit haben Sie einen festen, kompakten Tortenboden.
Die meisten dieser Rezepte sind gänzlich ohne Zucker – abgesehen vom Fruchtzucker der Früchte – und die Torten somit sehr gut verdaulich, kalorienarm und auch für eine gesunde Ernährung und die schlanke Linie gedacht.
Sie sind sicher auch daran interessiert, die Fallstricke bei der Zubereitung von Torten ohne Backen zu erfahren und zu wissen, wo Fehlermöglichkeiten bei der Zubereitung liegen. Aus diesem Grund enthält das Backbuch auch ein letztes Kapitel zu einem Misserfolg, das zeigt, wo die Hauptursache für Fehlermöglichkeiten liegen: Bei der Verwendung von zu wenig Gelatine für eine flüssige Füllmasse.
Das Backbuch beruht auf dem Prinzip der Zubereitung von Torten ohne Backofen.
Sie benötigen somit nur den Kühlschrank. Und den Herd zum Schmelzen der Gelatine oder bei einigen wenigen Rezepten für die Reduzierung von veganer Milch oder grünem Tee oder für die Zubereitung von Sirup.
Bei den Foodfotos habe ich eine einfache Bildersprache. Ich fotografiere die
Torten immer einmal als einzelnes Tortenstück in der Totalen und einmal in der Nahaufnahme im Detail, damit man einen guten Eindruck von der Füllmasse der Torte hat. Wenn Sie auch kein Freund von extravaganten Foodfotos aus Studioküchen mit diversen zusätzlichen Accessoires sind, dann freuen Sie sich auf die Fotos.
Ich wünsche guten Appetit!
Hamburg, im Dezember 2023
Thomas Biedermann
Agar-Agar
Handelsübliches Agar-Agar in Pulverform
Agar-Agar – auch chinesische oder japanische Gelatine genannt – ist ein veganes Geliermittel, das im Haushalt als Ersatz für tierische Gelatine verwendet werden kann. Auf Grund des hohen Preises wird es jedoch selten eingesetzt. Agar-Agar wird aus den Zellwänden einiger Algenarten– vor allem Rotalgen – hauptsächlich aus Ostasien hergestellt.
Agar-Agar ist geschmacksneutral und thermisch sehr stabil. Eine Konzentration
von etwa 3 g/500 ml – in heißem Wasser aufgelöst – reicht für ein elastisches, mechanisch stabiles, aber nicht zu festes Gel. Dieser Teelöffel Agar-Agar entspricht dabei der Gelierfähigkeit von etwa 5 Blättern tierischer Gelatine.
Agar-Agar hat den Vorteil, dass ein Produkt, das mit ihm gebunden wurde, früher erhärtet als bei der Verwendung von tierischer Gelatine, und zwar schon bei etwa 40 °C. Allerdings verflüssigt Agar-Agar auch erst bei 95 °C, was bedeutet, dass Sie Agar-Agar, das in Pulverform im Handel angeboten wird,
immer mindestens 2 Minuten in Flüssigkeit kochen müssen, bis es seine Gelierfähigkeit entfaltet.
Auch bei veganer Gelatine gilt der besondere Hinweis für die Zubereitung von kalten Flüssigkeiten, nach dem Unterrühren und Aufkochen des Agar-Agar in einem kleinen Teil der Flüssigkeit auch hier die kalte Restflüssigkeit langsam unter die heiße Flüssigkeit unterrühren, niemals umgekehrt.
Der oben genannte Vorteil von Agar-Agar ist aber auch gleichzeitig sein
Nachteil. Wenn Sie eine geringe Menge Flüssigkeit mit Agar-Agar einige Minuten aufkochen und dann langsam kalte Restflüssigkeit einrühren, sinkt die Temperatur der Masse sehr schnell. Und wenn die Masse unter 40 °C kommt und Raumtemperatur erreicht, dann fängt das Agar-Agar schon sehr schnell an, zu binden. Die Masse wird fest und kompakt und Sie können sie nur noch sehr schwer auf den Tortenboden auftragen, geschweige denn, gut verstreichen. Somit sollte Agar-Agar immer in leicht heißem Zustand verarbeitet werden. Sollten Sie lieber mit kälteren Massen arbeiten, müssen Sie eben zu tierischer Blattgelatine greifen.