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Frankie Ich muss mich nicht mehr hinter einer Maske verstecken. Ich regiere New York, und jetzt muss ich nur noch zu Ende bringen, was ich vor zehn Jahren begonnen habe: Den Mann zu vernichten, der mir mein Leben genommen hat. Niemand kann sich mir in den Weg stellen. Das heißt, bis ich wegen Mordes verhaftet werde und meine erste Begegnung mit Detective Zara O'Reilly habe. Diese Frau ist wild entschlossen, meine Pläne zu durchkreuzen. Sie denkt, ich wüsste nicht, dass sie mich auf Schritt und Tritt beobachtet und nur darauf wartet, mich wieder in diese Gefängniszelle zu zerren. Sie kann so tun, als sei ich der Feind, wie sie will. In Wirklichkeit sehnt sie sich genauso sehr nach mir wie ich nach ihr. Egal, wie sehr wir uns dagegen wehren. Meine Stalkerin wird zu meiner Obsession. Sie weiß nicht, welche Macht sie hat, nicht nur über mich, sondern auch über die Stadt. Zusammen werden wir unaufhaltsam sein ... wenn sie zulässt, dass ich sie breche.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Luna Mason
Detained
Beneath The Mask Series
Übersetzt von Ronja Waehnke
Detained (Beneath The Mask Series)
© 2025 VAJONA Verlag GmbH
Übersetzung: Ronja Waehnke
Copyright © 2025. Detained: A Dark Mafia Romance (Beneath The Mask Series Book 4) by Luna Mason
Deutschsprachige Ausgabe © 2025. Detained
VAJONA Verlag GmbH
Vermittelt durch die Agentur:
BECK LITERARY AGENCY, WL 53910, USA
Korrektorat: Aileen Dawe-Hennigs und Susann Chemnitzer
Umschlaggestaltung: VAJONA Verlag unter Verwendung von
Motiven von Canva und 123rf
Satz: VAJONA Verlag, Oelsnitz
VAJONA Verlag
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
An alle meine versauten Mädchen,
die von den blutigen Händen des Mafiabosses
zur Unterwerfung gefickt werden wollen.
Frankie wartet darauf, dich zu brechen,
seine Hände um deinen Hals zu legen
und seine Spuren auf dir zu hinterlassen …
Denn das hat man davon,
wenn man sein braves Mädchen ist …
Zehn Jahre zuvor …
»Du hast was getan, verdammt?« Ich schlage mit den Fäusten auf den Tisch, während mein Bruder, das Arschloch, beschämt den Kopf senkt. Ich habe meinem Vater unzählige Male gesagt, dass Marco für diesen Job nicht geeignet ist. Er ist kein Anführer. Der heutige Tag hat das bewiesen.
»Ich hatte keine Wahl. Du sagtest, wir müssten die Capris unter Kontrolle bringen.«
Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Mein Kiefer kribbelt, während ich versuche, etwas von der Wut in mir zu unterdrücken, um ihm nicht in den Kopf zu schießen. »Du dachtest also, seine Frau zu töten, wäre der Weg, um ihn dazu zu bringen, sich aus unserem Gebiet zurückzuziehen?«, spucke ich ihm vor die Füße.
»Seitdem hat er kein Wort mehr gesagt.« Er zuckt mit den Schultern, und meine Hände ballen sich erneut zu Fäusten.
Ich stürze mich über den Tisch, packe ihn an der Kehle und drücke zu. Seine Augen weiten sich, während er sich an meinem Unterarm festkrallt.
»Du Stück Scheiße«, fluche ich.
Seine Lippen färben sich blau, bevor ich ihn loslasse und er keuchend in seinen Stuhl zurückfällt.
Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche, beobachte ihn genau und wähle Leilas Nummer.
Die Frau, die mich um den Finger gewickelt hat, seit wir Kinder waren. Meine blonde Schönheit, die unsere Tochter in sich trägt. Ich bin hierhergekommen, um meinem Bruder zu sagen, dass wir abreisen würden. Unser Flug nach Kuba, um ein neues Leben zu beginnen, ist gebucht. Weit weg von dem Chaos, das er immer wieder in unser Haus bringt.
Ich möchte meine Familie nicht in seiner Nähe haben.
Ich halte mir das Handy ans Ohr und schaue ihn an, als es klingelt. »Ich schwöre bei Gott, wenn ihr etwas zustößt, werde ich dich töten. Blutsverwandtschaft oder nicht, du wirst sterben.«
Sein Gesicht wird blass.
Erleichterung durchströmt mich, als ich ihre süße Stimme durch den Lautsprecher höre. »Baby, du musst nach Hause kommen, die Türen abschließen und auf mich warten.« Meine Stimme klingt gestresst, die Worte verlassen ungebremst meine Lippen.
»Ich bin bei Marco und Carla. Hier sind wir doch sicher, oder?«
Ich schüttle den Kopf, mein Herzschlag beschleunigt sich. Sein Schutz ist nicht annähernd so zuverlässig wie der, den ich für meine Familie erwarte.
»Gut. Bleib im Haus. Ich komme und hole dich.« Ich eile aus der Tür, springe ins Auto und stelle sie auf Lautsprecher. »Leila«, schreie ich ins Telefon.
»Ich bin hier. Willst du, dass ich Rosa und Eva reinhole?« Ihre Stimme zittert.
Ich presse meine Finger an die Schläfe, während ich die Straße hinunterfahre. »Wo sind sie? Ich brauche dich und unser Baby in Sicherheit, Leila.«
Es gibt eine Pause. »Sie spielen im Garten.«
Meine Hände umklammern das Lenkrad. »Sag ihnen, sie sollen reinkommen, Baby. Bitte, hör auf mich.«
»Du jagst mir Angst ein.«
Ich beiße mir auf die Zunge, bevor ich antworte: »Gut.« Ich weiß, dass dieses Leben ihr Angst macht. Deshalb bringe ich sie weg. Deshalb habe ich meinen Plan, Marco auszuschalten und seinen Platz als Familienoberhaupt einzunehmen, nie in die Tat umgesetzt. Das ist der Grund, warum ich so tue, als wäre ich ein guter Mensch. Für sie. Ich tue alles für sie. Sie muss nicht das kalte Monster sehen, das in mir lauert.
»Schatz, es wird alles gut werden. Du musst mir nur zuhören. Triff mich vor dem Haus. Ich bin gleich da.« Ich bleibe ruhig, trotz der Angst, die durch meine Adern fließt.
Ihr schnelles Atmen wird ruhiger. »Mädels, ihr müsst reinkommen!«, schreit sie.
»Eine Sekunde«, höre ich meine Nichte Rosa antworten. Ich wünschte, ich könnte sie mitnehmen.
»Jetzt, Rosa. Rein. Ich bitte euch nicht noch einmal«, schreit Leila wie eine wütende Mutter. Sie wird die beste Mutter für unsere Kinder sein.
Ich biege in Marcos Straße ein. »Leila, Baby, ich fahre die Einfahrt runter.«
»Okay. Ich komme zur Vordertür. Die Mädchen gehen nach hinten.« Marcos Villa, die in Sichtweite kommt, erleichtert die Last auf meiner Brust.
»Ich liebe dich, Frankie.«
Ich lächle und gebe den Code für seine Pforte ein. »Ich liebe dich auch. Euch beide.«
Die schweren Eisentore öffnen sich langsam. Frustriert streiche ich mir mit der Hand über meinen kurzen Bart.
Scheiß drauf. Bis morgen auf einen Flug zu warten, dauert zu lange. Wir fliegen heute Abend. Marco kann seinen Schlamassel selbst regeln. Ich habe es satt, ständig seinen Arsch zu retten.
Ich rase die lange, von Bäumen gesäumte Straße hinunter, Kies fliegt, als ich vor den breiten Marmorstufen scharf bremse und die Haustür nach innen aufschwingt. Ein lauter Knall lässt mich in meinem Sitz zurückschrecken. Ich werfe mich nach vorn und schütze meinen Kopf mit den Händen, als die Vibrationen das Auto erschüttern, die Scheiben um mich herum zerspringen und die Splitter sich in meine Hände bohren.
Es wird still, und ich schaue langsam zum Haus hinauf. »Nein. Nein. Nein.«
Bevor ich begreifen kann, was passiert, gibt es einen weiteren Knall, Flammen tanzen in meinem Blickfeld. Das kann doch nicht wahr sein.
Ich wische mir mit zitternden Händen über das Gesicht und kann vor Schreck kaum noch etwas sehen.
Leila.
Ich muss ihr helfen.
Ich springe aus dem Wagen, renne in Richtung der Trümmer und des Rauchs. Mein Herz fühlt sich an, als ob es mir aus der Brust gerissen worden wäre.
Nur die Hälfte des Hauses steht noch. Die dicke Luft lässt meine Augen brennen. Mir geht nur eines durch den Kopf: meine Mädchen.
Ohne nachzudenken, stürze ich mich in die Trümmer und schiebe sie hektisch aus dem Weg. »Leila!«, schreie ich aus vollem Halse.
Ich kämpfe mich weiter durch, vorbei an den Überresten des Sofas und des Waschbeckens, aber keine Spur von ihr. Fuck.
»Komm schon, Baby. Wo bist du?«
Ich krieche auf Händen und Knien weiter, schiebe die Trümmer aus dem Weg. Mit jeder Sekunde, die in Stille vergeht, schwindet meine Hoffnung.
Es gibt kein Zurück mehr. Es ist unmöglich. Es ist meine Schuld.
Ich sagte ihr, sie solle im Haus bleiben.
Meine Handfläche landet auf etwas Weichem. Als ich daran ziehe, tropft Blut über mein Handgelenk. Mein Magen dreht sich um, als ich die abgetrennte Hand in meiner betrachte. »Nein!« Ich kann kaum sprechen.
Ich muss würgen.
»Fuck!«, brülle ich und werfe einen weiteren Blick durch meine brennenden Augen. Ihr Verlobungsring.
»Frankie, mach, dass du da rauskommst. Der Rest stürzt gleich ein!«
Ich drehe mich um und sehe meinen Bruder, dessen Gesicht von Tränen überströmt ist, als er die Verwüstung sieht, die er angerichtet hat.Widerstrebend schleppe ich mich auf die Beine. Die Wände und die Decke ächzen und ich höre Holz brechen. Ein Stück Gips prallt an meiner Schulter ab und lässt mich aus der Tür stürzen, bevor ich zerquetscht werde, und dabei Leilas Hand fallen lasse. Als ich an Marco vorbeigehe, kann ich ihn nicht ansehen. Die Wut staut sich so sehr in mir auf, dass ich ihn verdammt noch mal umbringen könnte, wenn ich ihr freien Lauf ließe. Jeder Schritt erdrückt mich, während ich weggehe.
Ein hohler Schmerz legt sich um mein Herz. Sie ist nicht mehr da.
Tränen brennen in meinen Augen, und meine Brust hebt sich, als ich auf den Boden sinke und mir wünsche, er würde mich einfach verschlucken.
Der Schmerz ist fast nicht mehr zu ertragen.
»Frankie.« Ich kann die Verzweiflung in seiner Stimme hören, als er auf mich zukommt. »Frankie, ich weiß, dass du leidest«, betont er.
Ich atme tief ein, heiße Wut macht sich breit. Es ist ein Fehler, mich ihm gegenüber verletzlich zu zeigen. Ihm zu zeigen, wie sehr mich das alles zerreißt.
Er wird es mich nie vergessen lassen, wenn er es sieht.
Meine Waffe zielt auf ihn, bevor ich mich umdrehe.
»Keinen Schritt weiter, oder ich blase dir dein verdammtes Hirn weg.«
Er hält die Hände in die Höhe, um sich zu ergeben, und Tränen kullern über sein Gesicht. »Meine Töchter. Meine Frau.« Mein Finger zuckt über dem Abzug. Aber alles, was ich in meinem Kopf wiederholen kann, sind die Visionen von Rosa und Eva, die im Garten spielen. Das ist der letzte Ort, an dem sie laut Leila gewesen waren.
Verärgert senke ich meinen Arm. Für sie werde ich seine Anwesenheit tolerieren. Ich muss meine Nichten finden. Hoffen wir, dass Rosa und Eva nicht auf Leila gehört haben und draußen geblieben sind.
Ohne ein Wort zu sagen, gehe ich los, und er folgt mir, während wir an den Überresten des Hauses vorbeigehen. Die Mädchen haben immer bei den Schaukeln gespielt. Das Glas knirscht unter meinen Schuhen, als wir um die Ecke treten. Marco stürmt an mir vorbei zu den beiden kleinen Körpern, die regungslos im Gras liegen. Meine Knie sinken in die weiche Erde, als ich die schlaffe Rosa in meine Arme ziehe. Marco wiegt Eva, und ein leises Wimmern entweicht seiner Kehle. Ich lege zwei Finger an Rosas Hals, um nach einem Lebenszeichen zu suchen. »Sie hat noch Puls«, rufe ich Marco zu. Er nickt.
Ich drücke sie an meine Brust und streichle über ihren blutverschmierten Scheitel, während ich sie zu meinem Auto trage.
Dort setze ich sie vorsichtig auf den Rücksitz und eine neue Welle der Wut steigt in mir auf, als Marco sich zu mir umdreht.
Ich ziehe meine Pistole aus dem Schulterholster und drücke sie ihm an die Stirn. »Sobald ich weiß, dass es den Mädchen gut geht, wirst du mich eine Weile nicht mehr sehen.«
Er drückt den Lauf fester gegen seine Haut und schluckt. Ich kann nicht glauben, dass mein Bruder uns das angetan hat.
»Ich lasse dich leben, damit du dich um meine Nichten kümmern kannst. Aber verwechsle das nicht mit mehr. Sie haben es nicht verdient, Waisen zu sein; sie brauchen dich. Aber du sollst wissen, dass ich hinter dir her sein werde. Ich werde dich dafür bezahlen lassen, was du getan hast. Du wirst dafür sterben, Marco. Und Romano wird es auch.«
Ich würde sie mitnehmen, wenn ich könnte, aber sie sind ohne mich sicherer. Doch wenn die Zeit reif ist, werde ich zurückkommen und sie holen. Dafür werde ich sorgen.
»Es tut mir leid, Frankie.«
»Nein. Wir sind fertig. Genieß die Zeit, die du noch mit deiner Familie verbringen kannst, denn ich werde sie beenden.« Mein Leben wurde mir entrissen. Ich habe nichts mehr.
Ich werde diesen brennenden Schmerz festhalten und ihn für meine Rache nutzen.
Heute musste ich mit ansehen, wie meine Zukunft in Flammen aufging, und ich habe mich selbst in der Asche zurückgelassen.
Zehn Jahre später …
Ich ducke mich unter dem gelben Polizeiband hindurch und gehe hinüber zu meinem Lieutenant, Alex. Die Spurensicherung ist damit beschäftigt, den Tatort um uns herum zu durchsuchen. Eine Frau, Ende zwanzig, Kehle aufgeschlitzt, auf der Auffahrt eines Hauses abgelegt, das Dante Capri gehört. Wir sehen schweigend zu, wie sie die blasse Leiche in einen Sack packen. Ich rümpfe die Nase, als ich das getrocknete Blut an ihrem Hals betrachte.
»Lass mich raten, Mafia?«, frage ich Alex.
Er sieht mich misstrauisch an und nickt mir scharf zu.
Diese Arschlöcher denken, die Straßen gehören ihnen. In den letzten Wochen eskaliert die Situation immer mehr. Es gab eine Schießerei in einer Kirche. Lagerhäuser brannten bis auf die Grundmauern nieder. Ich habe die Zerstörung, die sie anrichten, mit eigenen Augen gesehen. Mein Vater, der Kommissar, arbeitet mit Luca Russo, dem Oberhaupt der Familie Russo, zusammen. In letzter Zeit habe ich die gesamte Organisation im Auge behalten, um meinem Vater Bericht zu erstatten. Das ist der Grund, warum ich heute hier bin. Es scheint, als hätten sie sich auf das Töten von Frauen beschränkt.
»Nehmen wir eine Verhaftung vor?« Ich weiß nicht, wo ich bei diesem Chaos anfangen soll. Alex steht auf, um einen blutigen Handabdruck zu untersuchen. »Wenn, dann müssen wir es jetzt tun.«
»Es wurde von der Öffentlichkeit gemeldet.«
Ich verberge mein Lächeln. Ich wollte schon seit Monaten einen dieser Kriminellen verhaften. Mein Vater lehnt die Idee immer ab, um den Frieden zu wahren.
»Warum sollten sie sie am helllichten Tag einfach hierlassen? Das kommt mir ziemlich dumm vor.« Ich gestikuliere zu der Reihe von Vorstadthäusern, die uns gegenüberstehen. Das ist ganz und gar untypisch für diese eng zusammengewachsene Familie.
Alex reibt sich mit der Hand über das Gesicht, sein tätowierter Unterarm lugt aus der Jacke hervor. »Wahrscheinlich, um ein Zeichen zu setzen. Wenn ich richtig liege, ist die Leiche die Tochter von Romano. Das ist das Haus des Bruders. Sie denken, sie stehen über dem Gesetz. Mit deinem Vater auf ihrer Seite, sind sie das Gesetz.«
Ungeheuer. Alle von ihnen. Meine Fäuste ballen sich, als mein Herz einen Gang höher schaltet. »Dieser Kerl wird also tatsächlich nicht weggesperrt?«
Er schüttelt den Kopf, was mir die Sprache verschlägt.
In den sechs Jahren, in denen ich diesen Job mache, ist es egal, welches Verbrechen sie begangen haben, sie kommen immer ungestraft davon. Ich starre auf den Leichensack, während die Jungs ihn anheben und in den Transporter tragen, und frage mich, was sie getan hat, um ein solches Ende zu verdienen.
Ich zerbreche mir den Kopf und überlege, wen wir dafür heranziehen können. Da ich jahrelang Fälle bearbeitet habe, habe ich fast das Gefühl, dass ich mich mit den großen Namen anfreunde. Luca, der große Boss, ist sicherlich ein Nein. Keller und Grayson sind seine rechte Hand, aber ihre Alibis sind immer lupenrein und werden von ihren Lakaien aus dem Fitnessstudio gedeckt. Es gibt immer einen Namen, der mir besonders auffällt, eine Anomalie in der Gruppe. Frankie Falcone. Er ist ein Geist. Die körnigen Bilder aus der Ferne sind das Einzige, was ich von ihm gesehen habe. Vielleicht ist er mein schwaches Glied.
Als ich wieder zu Alex schaue, sehe ich, wie er den großen Handabdruck wegwischt. »Was zum Teufel tust du da, Alex?«, zische ich.
»Was ich tun muss.« Seine dunklen Augen blicken über seine Sonnenbrille. Das soll wohl ein Scherz sein.
»Eine Frau stirbt und die Cops vertuschen es – verdammt perfekt.« Ich nicke zu der Leiche hinüber, die in den hinteren Teil des Wagens gerollt wird, und starre Alex an.
Er seufzt. »Sie werden sich am Ende sowieso alle gegenseitig umbringen. Es ist nur eine Frage der Zeit.« Er reibt sich die Hände und macht sich auf den Weg zu seinem Auto, als eine Gruppe von Polizisten auf den Tatort zusteuert. Nach dem, was ich in den letzten Wochen gesehen habe, muss eines dieser Arschlöcher dafür bezahlen. Alex verbirgt eindeutig etwas. Es sieht so aus, als müsste ich die Sache selbst in die Hand nehmen.
Ich rufe Chad zu, noch während ich meine Entscheidung treffe: »Wir müssen eine Verhaftung vornehmen, okay?«
»Also …« Er reibt sich den Nacken.
Ich verkneife mir ein Grinsen. »Schickt alle Einheiten raus. Hier steht Mr. Falcones Name ganz groß drauf.« Er starrt mich ausdruckslos an und registriert meine Worte. »Frankie Falcone. Melde dich, wenn du was hast«, sage ich. Alex will nicht, das kann ich sehen, aber Chad arbeitet, soweit ich weiß, nicht mit meinem Vater zusammen. Mir wurde gesagt, dass jemand dafür bezahlen muss, und Frankie Falcone scheint perfekt dafür geeignet zu sein.
Ich verschränke die Arme vor der Brust und lehne mich verärgert in meinem Sitz zurück. »Ich lasse ihn nicht frei.« Nur weil mein Vater Kommissar beim NYPD ist, heißt das nicht, dass ich ihn nicht zur Strecke bringen werde.
»Zara, wie oft soll ich dir das noch erklären? Du hast keine andere Wahl, Süße.« Ich rümpfe die Nase über seinen Kosenamen für mich. Wir wissen beide, dass das weit von der Wahrheit entfernt ist.
»Okay, also sag mir, hat er es getan?«
Er gluckst und fährt sich mit der Hand durch sein graues Haar. »Zara, du musst etwas verstehen: Du legst dich nicht mit der Mafia an. Das ist keine Bitte, das ist ein Befehl.« Er zieht die Brauen hoch.
»Er hat diese Frau umgebracht und sie in einer Einfahrt abgelegt. Du hast doch die Bilder im Polizeibericht gesehen, oder? Und nicht nur das, der Kerl soll sogar seinen eigenen Bruder ermordet haben, verdammt noch mal! Es ist so einfach, ihm das anzuhängen!«
Mein Vater zuckt mit den Schultern und schiebt den Bericht, den ich ihm zugeworfen hatte, von sich weg. »Mafiageschäft ist Mafiageschäft. Wir werden gut dafür bezahlt, ein Auge zuzudrücken. Ich bin nicht bereit, mein Leben für eine einzige Leiche zu riskieren. Du hast gerade den neuen verdammten Mafiaboss verhaftet, Zara. Jetzt musst du deinen Dreck wegmachen!«
»Und wo ziehen wir die Grenze? Wenn sie anfangen, Kinder zu töten? Unschuldige Menschen auf der Straße?« Ich werfe meine Arme vor Verzweiflung in die Luft.
Seine Lippen werden schmal. »Das steht nicht zur Diskussion. Ich bin dein Kommissar, und ich gebe dir einen verdammten Befehl, Zara. Jetzt reiß dich zusammen, geh da rein und lass ihn frei.« Sein Kaffee schwappt über, während sein Arm ruckartig in die Höhe schnellt.
Ich stehe auf und lege meine Handflächen auf seinen Eichenschreibtisch. »Das ist das letzte Mal.«
Es wird mehr und mehr. Am Anfang dachte ich, dass er einfach ein Auge zudrückt, aber nachdem ich Alex am Tatort gesehen habe, wie er Spuren verwischt, und jetzt dieser Ausbruch, bin ich mir nicht mehr so sicher.
»Mit Frankie Falcone«, kichert er. »Aber das wird nicht das Ende sein.«
»Ich dachte, Luca ist der Kopf?«
»Luca hat nach dem Hochzeitsfiasko die Zügel an Frankie übergeben. Er hat mich um diesen Gefallen gebeten, und ich habe keine andere Wahl. Wir müssen hier auf der Gewinnerseite bleiben.« Er holt eine Serviette aus seiner Schublade und tupft die braunen Tropfen auf dem Deckblatt des Berichts ab.
»Hmm. Ich nehme an, dass das Geld für Moms neue Behandlung von hier kommt?«
Ich weiß, dass Mom eine Behandlung für ihr Herz braucht. Ich habe gesehen, wie sehr sie sich im letzten Jahr verschlechtert hat, und es bricht mir das Herz. Aber was kostet es meinen Vater, das zu tun?
Für einen Mann, der mich in den letzten sechs Jahren für das, was ich getan habe, beschimpft hat, obwohl er nicht besser ist als ich. Er hat mich dazu gebracht, Polizistin zu werden, um mich zu kontrollieren und mich von dem Weg abzubringen, auf dem ich war. Oder im Grunde genommen, um ein Auge auf mich zu haben, damit er meine Probleme nicht mehr aus der Welt schaffen muss.
Ich beobachte, wie er die Fäuste ballt und die Augen verengt. Ich trete einen Schritt zurück und richte meine Jacke.
»Ich tue, was ich tun muss, um deine Mutter am Leben zu erhalten, Zara. Und jetzt kremple die Ärmel herunter. Deine grässlichen Tattoos braucht auch niemand zu sehen.« Er legt den Kopf zurück und konzentriert sich auf den Papierkram, der vor ihm liegt, und ignoriert mich.
Ich schließe die Tür und strecke den Mittelfinger nach oben, als ich gehe. Er hat keine Ahnung von der Hälfte der Tinte, die meinen Körper unter diesen Klamotten bedeckt. Ich stürme zum Verhörraum und erreiche ihn gerade, als sich die Tür öffnet.
»Du musst dich da raushalten«, warnt Alex und fährt sich mit der Hand durch seinen dunklen Haarschopf.
»Ich habe die Botschaft verstanden«, schnauze ich.
Er lehnt sich an die Wand und versperrt fast den schmalen Flur. »Bist du sicher, dass du da allein reingehen willst?«
»Warum sollte ich nicht?« Eine meiner Hände landet auf meiner Hüfte.
»Er ist ein gefährlicher Mann, und er wird wütend auf dich sein.« Seine Lippen werden schmal, als er mich ansieht.
»Ist das so? Warum lassen wir ihn dann frei?« Ich richte meine Wirbelsäule auf. Wenn noch ein Mann versucht, mir zu sagen, was ich heute zu tun habe, werde ich schreien. Ich hasse diesen verdammten Ort.
Er stellt sich vor die Tür, als wolle er mich aufhalten.
»Beweg dich, Alex. Ich habe zu arbeiten. Ich bin durchaus in der Lage, mit Mr. Falcone allein fertigzuwerden.« Er wirft seine Arme hoch und geht mir aus dem Weg.
Ich verkneife es mir, mit den Augen zu rollen, als er davongeht, und schlendere in das Verhörzimmer, wobei ich die Tür hinter mir schließe.
Meine Füße bleiben stehen, als Frankie sich in seinem Sitz dreht und mich ansieht. Seine eisgrauen Augen brennen sich in meine. Ich verstehe. Diesen Teil meiner Ermittlungen habe ich anscheinend übersehen. Ich habe immer Abstand gehalten, wenn ich diese Männer im Auge hatte. Ich habe ein wichtiges Detail übersehen: Die Tatsache, dass dieser Mann umwerfend schön ist.
Ich weiß nicht, was ich von den minderwertigen Überwachungsfotos erwartet habe. Alles, was ich bisher gesehen habe, war ein Teilprofil oder sein Hinterkopf.
An diesem Tisch sitzt, in Handschellen und einem marineblauen Anzug, der wahrscheinlich attraktivste Mann, den ich je gesehen habe. Sein dunkles, kastanienbraunes Haar ist zurückgekämmt, und ein ordentlicher Bart umrahmt sein markantes Kinn. Mit diesem launischen und doch geheimnisvollen Blick in seinen Augen, der mir sagt, dass er mich auf jede erdenkliche Art und Weise ficken könnte. Ich muss mich zusammenreißen, mir nicht vorzustellen, dass dieses mörderische Arschloch vor mir mich in irgendeiner Weise berührt.
Verdammt noch mal.
Ich ziehe an den Ketten, die mit meinen Handschellen verbunden sind, und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Nur das akribische Ticken der Uhr leistet mir Gesellschaft. Was auch immer Lucas Plan ist, um mich aus diesem Verhörraum herauszuholen, er muss sich verdammt noch mal beeilen.
Je länger ich hier drin bin, desto mehr Zeit hat Romano Capri, sich zu rächen. Die Polizei hat recht. Ich habe seiner Tochter Maria die Kehle durchgeschnitten und sie bei seinem Sohn abgeladen. Du nimmst einen von meinen, ich nehme zehn von deinen. Wir haben alle drei seiner Kinder ermordet. Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, dass einige unserer neuen Rekruten ein paar Gehirnzellen verlieren und ihre Leiche einfach liegen lassen.
Ungeduldig klopfe ich mit meinen Handschellen auf den Metalltisch vor mir. Die Polizisten wurden vor dreizehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden aus dem Raum gerufen. Die Wut in ihren Augen sagte mir alles, was ich wissen musste. Sie werden mich nicht mehr lange hier festhalten.
Der Kommissar will, dass Romano aus New York verschwindet. Das bedeutet, dass er keine andere Wahl hat, als mich freizulassen, um die Welt von diesem Bastard zu befreien.
Die Tür öffnet sich knarrend und ein Grinsen zuckt auf meinen Lippen. Ich drehe meinen Kopf herum, als ich das Klackern von Absätzen auf dem Fliesenboden höre. Eine Frau. Interessant.
Ihre dunkelgrünen Augen treffen meine, und ich sehe mich mit einem finsteren Blick konfrontiert. »Sind die Handschellen wirklich nötig?« Ich halte meine Hände hoch.
Sie ignoriert mich und stürmt am Tisch vorbei, ihre zierlichen Finger greifen nach dem Stuhl vor mir. Ich schlage meinen Knöchel über das Knie und betrachte sie. Ihr seidiges, schwarzes Haar fällt ihr bis auf die Schultern und ihre vollen Lippen glänzen im Licht. Der Hosenanzug, der sie in der Taille so perfekt einschnürt, dass ich die Umrisse ihrer Brüste sehen kann, verraten ihre Kurven. Und dass sie einen perfekt runden Hintern hat.
»Sie haben Maria Capri ermordet.« Ihr Gesicht bleibt ernst. Die Frau hat Mumm. Sie weiß genau, wer ich bin. Genauso wie ich sie kenne. Miss Zara O’Reilly. Die einzige Tochter von Kommissar George. Sie hat sich beim NYPD mit einer tadellosen Akte hochgearbeitet, aus eigenem Antrieb. Ihrer Statistik zufolge ist sie eine Naturgewalt.
Ich zucke mit den Schultern. Ich habe der Welt einen Gefallen getan, und ich bin meinem Ziel einen Schritt nähergekommen.
»Warum?«, drängt sie. Jeder andere Polizist wäre einfach hier reingekommen und hätte mich ohne ein Wort freigelassen. Aber nicht dieses hübsche, kleine Ding.
Ich stütze meine Ellbogen auf den Tisch und lehne mich vor. »Halten Sie mich wirklich für dumm, Detective?« Ich spreche das letzte Wort drohend aus.
Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. »Sie haben eine Frau getötet, die einzige Tochter des größten Verbrecherbosses in Europa. Also, ja. Ich denke, Sie müssen ziemlich dumm sein, Mr. Falcone.«
Die Art, wie sie meinen Nachnamen ausspricht, lässt meinen Schwanz zucken und ich stelle mir vor, wie sie Sir stöhnen würde. Ich schüttle den Kopf und versuche, mich von diesem Bild zu befreien.
»Ich wusste nicht, dass Sie eine Expertin für die Mafia sind, Miss O’Reilly. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich bin ein viel beschäftigter Mann, wie Sie ja wissen.« Ich zwinkere ihr zu und halte meine Handgelenke hoch.
Sie zieht einen Schlüssel aus ihrer Tasche und beugt sich über den Tisch, gerade so weit, dass ich einen Blick auf den oberen Teil ihrer vollen Brüste werfen kann, die sich unter ihrem Hemd verbergen. »Schöne Tattoos.« Ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen.
Es kommt nicht oft vor, dass ich die Gelegenheit habe, eine Frau auf diese Weise zu reizen. Ich bin es gewohnt, dass sie genau das tun, was ich sage. Zara ist eine neue Art Spiel.
Ihr Kinn neigt sich nach unten, und ich lasse ein Lächeln über meine Lippen gleiten, als ich sehe, wie sie merkt, dass der Knopf aufgegangen ist. Sie berichtigt ihn nicht, sondern schüttelt nur den Kopf und fährt fort, meine Handschellen zu öffnen.
Sie tritt zurück, als sie auf den Tisch fallen. Ich reibe meine Handgelenke und erhebe mich aus der starren Enge des Stuhls. Sie bleibt stehen, als ich auf sie zukomme. »Würden Sie nachts besser schlafen, wenn Sie das Monster, das Sie freilassen, wirklich kennen würden?«
Wenn sie einen Schritt zurückgeht, trete ich einen vor. Ich will sie ficken. Ich mag die Herausforderung. Idealerweise möchte ich diesen Detective auf meiner Seite haben. Aber das ist nicht unbedingt nötig. Ich bin sicher, der Kommissar kann seine Tochter auf Kurs halten.
Die Röte, die sich auf ihrer Brust ausbreitet, sagt mir, was ich wissen muss.
»Sie können gehen, Mr. Falcone. Vorerst.« Den letzten Teil murmelt sie vor sich hin.
Ich beuge mich hinunter, meine Nase streift ihre Wange. Ich erwarte fast, dass sie mir einen Kinnhaken verpasst, aber sie tut es nicht. »Ich habe der Schlampe die Kehle aufgeschlitzt und sie auf dem Beton verbluten lassen. Ich habe gelacht, als ich sah, wie sie ihren letzten Atemzug tat. Und ich werde dasselbe mit jedem tun, der sich mir in den Weg stellt.«
Sie holt tief Luft, lehnt sich zurück und sieht mir direkt in die Augen. Da ist kein Fünkchen Angst.
»Die Uhr tickt. Sie haben vielleicht den Kommissar auf Ihrer Seite, aber nicht jeder hört auf ihn. Und jetzt treten Sie zurück.« Sie reckt ihr Kinn trotzig vor.
Ich neige den Kopf und beiße mir auf die Unterlippe. Scheiße, diese Frau. Sie kämpft mit der Kontrolle. Sie ist eindeutig nicht glücklich über die Anweisung ihres Vaters, mich freizulassen.
»Der Wettlauf gegen die Zeit hat gerade erst begonnen, Schätzchen. Wir befinden uns in einer neuen Herrschaft.«
Ich trete zurück, obwohl mein Körper das nicht will. Ich möchte sie über den Tisch beugen und ihr den Hintern versohlen, weil sie so mit mir spricht. Diesen Trotz könnte ich ihr im Handumdrehen austreiben.
Aber ich werde es nicht tun. Ich kenne meine Grenzen.
»Sie glauben, Sie haben alles im Griff, nicht wahr?« Ihre süße Stimme hat meine volle Aufmerksamkeit, auch wenn sie mit Gift gespickt ist.
»Hm?«, antworte ich und beobachte, wie sich die Farbe an ihrem Hals vertieft. Das kommt entweder vom Stress oder von meiner Anwesenheit oder von beidem.
Warum spricht sie noch?
»Es tut mir leid, ich kann gehen, oder? Ich muss mich vor Ihnen nicht rechtfertigen, Detective. Ich schlage vor, Sie gehen jetzt zurück zu Ihrem Vater, um Ihre nächsten Befehle entgegenzunehmen.« Ich behalte meine strenge Miene bei und beobachte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballen, so fest, dass sich ihre schwarzen Glitzernägel in ihre Haut graben.
»Fick dich«, spuckt sie zurück.
Instinktiv schießt meine Hand hervor und meine Finger schnüren sich um ihre Kehle, drücken sie gegen die Wand dahinter. Ich spüre, wie sie gegen meine Handfläche schluckt.
»Stille. Viel besser.« Ich kann nicht glauben, dass ich dieser Frau in den letzten fünf Minuten zugehört habe, egal, wie schön und faszinierend sie auch sein mag. Niemand spricht so mit mir.
Die Tatsache, dass sich hinter der Wut in ihren Augen ein Hauch von Verlangen zeigt, lässt meinen Griff fester werden. Sie muss lernen, wo ihr Platz ist. Offensichtlich ist sie mehr eine tickende Zeitbombe, als ich zuerst dachte.
»Ihr seid nicht besser als ich. Ich verstecke nicht, wer ich wirklich bin, während ihr alle hinter einer Marke kauert. Aber Sie sind anders, nicht wahr, Detective? Unter dieser engen Uniform, diesen Tätowierungen und diesem Trotz gegen Ihren kontrollierenden Vater. Ich kann Ihr Verlangen von hier aus riechen. Sie wollen ficken.« Ich lockere meine Hand, damit sie sprechen kann.
»Ich will ficken.« Sie reibt sich den Hals und ihr Blick fällt auf meinen Schwanz, der sich in meiner Hose abzeichnet. Die roten Flecken an ihrem Hals machen die Situation nicht einfacher.
Ihre Finger ziehen an meiner Krawatte, um mich zu ihr zurückzuziehen. Unsere Nasen berühren sich fast, als sie mit zugekniffenen Augen auf ihre Unterlippe beißt.
Diese vollen Lippen streifen die Bartstoppeln an meinem Kiefer, während die Wärme ihres Atems mein Ohr umspült. »Jeden auf diesem Planeten, außer Ihnen.«
Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Es wird kurz unterbrochen, als ihr Knie in meine Eier rammt. »Was soll der Scheiß«, murmle ich leise, während ich darum kämpfe, mich nicht zu bücken.
»Ich bin wahrscheinlich nicht Ihr üblicher Typ. Lassen Sie mich raten: ruhig und unterwürfig. ›Ja, Sir, nein, Sir. Oh, Frankie, bitte‹.« Sie tut so, als würde sie stöhnen, und ich muss verhindern, dass sich meine Lippen zu einem Grinsen verziehen.
Diese verdammte Frau.
Sie macht mich mordlustig und erregt mich zugleich. Mein Gehirn und mein Schwanz liefern sich gerade einen Kampf um Blut.
»Und jetzt verschwinden Sie. Wenn Sie mich noch einmal anfassen, werde ich Ihnen die Hände abhacken.« Sie stapft zur Tür und öffnet sie, während sie ihr dunkles Haar über ihre Schulter wirft. Sie weist mir den Weg zum Flur und setzt dabei eine höfliche Miene auf.
Ich schüttle den Kopf und folge ihr nach draußen. »Sie sind verrückt«, flüstere ich.
Sie zuckt mit den Schultern und setzt ein falsches Lächeln auf. Der Lieutenant von vorhin beobachtet unser Gespräch vom Korridor aus.
»Wir sehen uns bald wieder, Mr. Falcone.«
Ich lehne mich zu ihr und beobachte, wie sich ihre Hand um den Türknauf verkrampft. »Ich hoffe für Sie, dass wir uns nicht wiedersehen, Detective«, sage ich leise und gehe an ihr vorbei, ohne ihren gaffenden Freund zu beachten.
Als ich durch die schwere Tür in die warme Sonne trete, sehe ich Graysons weißen Audi auf dem Parkplatz neben einem glänzenden schwarzen Porsche. Auf dem Schild davor steht Detective.
Interessant.
Ich löse meine Krawatte und lasse mich auf den Beifahrersitz gleiten.
»Morgen, Chef. Gute Nacht gehabt?« Graysons blaue Augen blicken über seine Sonnenbrille, eine blonde Braue ist hochgezogen.
»Ich hatte schon schlimmere. Habe ich etwas verpasst?«
Ein paar Stunden in diesem Leben können viel verändern. Die letzten paar Wochen waren voller Blutvergießen und Tod gewesen. Die Capris haben sich direkt vor meiner Nase an meiner Familie vergriffen. Romanos lang vermisster Sohn ist der Vergewaltiger meiner Nichte. Derselbe Kerl, der sie in eine Ehe gezwungen und uns alle reingelegt hat. Ich werde es noch bereuen, das verpasst zu haben. Ich hätte es wissen müssen.
Aber jetzt hat sie Luca, was bedeutet, dass wir ihn als Anführer verlieren müssen. Ich habe geschworen, unsere Rache fortzusetzen. Es geht nicht mehr nur um mich, sondern auch um Lucas Mutter und Eva, meine zweite Nichte. Wir befinden uns mitten im Krieg, und das ist es, was passiert; Menschen verlieren ihr Leben.
Grayson weiß das. Er ist meine neue rechte Hand, der Ex-Marine. Wir haben einen langen Weg hinter uns, seit er mich wegen der Entführung seiner Frau ermorden wollte. Lucas Männer sind meine geworden. Ihre Loyalität gilt jetzt mir. Und warum? Weil sie wissen, dass ich diesen Krieg beenden kann.
Mein Durst nach Romanos Blut ist unübertrefflich. Die letzten zehn Jahre werden sich auf die nächsten paar Monate beschränken. Jeder Teil meines Plans läuft auf das Ende der Capris hinaus. Erst dann kann ich wieder aufatmen, weil ich weiß, dass ich mich gerächt habe.
»Nein, Luca und Rosa sind sicher in Griechenland angekommen. Enzo hat damit begonnen, den Aufenthaltsort von Romano zu ermitteln. Keller und ich haben die Jungs in der Turnhalle zusammengetrommelt und auf deine Ankunft gewartet.«
Wir haben eine Armee aufgebaut. Jetzt ist es an der Zeit, sie einzusetzen.
Dad ruft uns in sein Büro, sobald Frankie das Gebäude verlassen hat. Bei Frankie ist mein ganzer Körper in höchster Alarmbereitschaft.
»Was ist da hinten passiert? Was hat er getan?«, fragt Chad und tritt auf mich zu.
Die Tür fliegt auf und Chad schafft Abstand zwischen uns. Offensichtlich hat er Angst vor der Reaktion meines Vaters, weil er Frankie auf meinen Befehl hin verhaftet hat.
»Ah, ihr seid beide hier. Frankie ist weg, nehme ich an?« Ein Grinsen breitet sich auf dem Gesicht meines Vaters aus. »Ihr beide habt es gewaltig vermasselt. Für die nächsten zwei Wochen gibt es für euch beide Papierkram.« Er nimmt an seinem Schreibtisch Platz.
»Was …«
Er hebt einen Finger, um mich zu unterbrechen. »Das steht nicht zur Debatte.«
Chad tritt unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, und ich werfe ihm einen Blick zu.
»Tut mir leid, es wird nicht wieder vorkommen.« Er schaut auf seine Stiefel hinunter, und ich möchte ihn ohrfeigen. Wir alle wissen, dass es Frankie war, der das getan hat. Er hat es mir gegenüber gerade zugegeben.
Dad starrt ihn mit einem harten Blick an. »Nein, das wird es nicht. Und jetzt zurück an deinen Schreibtisch.« Chad öffnet die Tür, und ich folge ihm.
Die Stimme meines Vaters lässt mich in meiner Bewegung erstarren. »Du nicht, Zara. Setz dich hin.«
Ich balle meine Fäuste und drehe mich wieder zu ihm um, als Chad die Tür hinter sich zuschlägt.
Mein Vater lehnt sich zurück, seine Finger sind zu einem Dreieck gefaltet, das er gegen seine schmalen Lippen tippt. »Zara, du musst dich von Frankie fernhalten.« Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, ich muss schlucken. Er nimmt einen tiefen Atemzug. »Wir können ihm nicht trauen.«
»Wie kommst du denn darauf?«, frage ich spöttisch. Wer traut schon einem Mafiaboss, vor allem einem so skrupellosen und kalten wie Mr. Falcone?
»Ich weiß, dass du das nicht auf sich beruhen lassen willst, aber ich bitte dich um unser aller willen, gar nicht erst daran zu denken.«
Das ist nicht das, was ich erwartet habe. »Warum?«
Ich möchte nicht in der Nähe dieses Mannes sein. Ein Mann, der seine Finger um meine Kehle legen und etwas in mir entfachen kann, ist jemand, von dem ich weit weg sein muss. Aber ich werde das nagende Gefühl nicht los, dass da noch so viel mehr ist, was ich herausfinden muss.
»Das ist genau das, was ich meine, Zara. Lass es einfach. Wir müssen uns auf deine Mutter konzentrieren. Deshalb gehe ich jetzt.«
Ich stoße einen verärgerten Seufzer aus und lasse mich in meinen Sitz zurückfallen. Er hat ja recht. Moms Herzproblem ist eine tickende Zeitbombe.
»Kommt da das ganze Geld her?«, frage ich und trommle mit den Fingern auf meinem Arm. Sie hat vor Kurzem mit einer klinischen Studie für ein neues Medikament begonnen, das ihr Leben um Jahre verlängern könnte.
Er beginnt, seine marineblaue Krawatte zu lockern, eine Schweißperle bildet sich auf seiner faltigen Stirn. »Wenn es funktioniert, ist es jeden Penny wert. Das weißt du doch, Zara.«
»Hör zu, befreie mich vom Schreibtischdienst und ich lasse ihn in Ruhe.« Ich schenke ihm ein süßes Lächeln.
Seine Fingerspitzen stützen sich auf dem Schreibtisch ab, während er mich nachdenklich ansieht. »Ich werde darüber nachdenken.«
Ich atme tief ein. »Oder vielleicht könnte ich zum FBI gehen und anfangen, Fragen über Frankie und die Capris zu stellen? Zwischen den beiden läuft irgendetwas Großes ab, vor allem, weil du uns gebeten hast, seine Spuren bei Maria zu verwischen. Ich frage mich, was die beiden sonst noch zu verbergen haben. Ich kann mir vorstellen, dass Romano etwas ziemlich Schreckliches getan haben muss, um diese Art von Vergeltung von Frankie zu verdienen.«
Dads Kiefer beginnt, sichtlich zu zittern, die Ader auf seiner Stirn springt fast heraus.
Sieht aus, als wäre ich auf der richtigen Spur.
»Gut. Lass es einfach sein. Mach deinen Job, das ist alles, worum ich dich bitte.« Ich nicke ihm knapp zu, und wir verharren einen Moment in Schweigen.
Das ist es, worauf es zwischen uns hinausläuft. Seit es mit Mom bergab geht, hat das unsere Beziehung belastet. Jetzt weiß ich, woran das liegen könnte.
Ich schlage mit den Fäusten auf den Tisch, was Carlos dazu veranlasst, in seinem Stuhl zurückzuspringen, woraufhin ich mich vorbeuge und ihn am Genick packe.
»Uns fehlt eine ganze Kiste. Du hast fünf Sekunden, um mir zu sagen, wo sie ist, oder ich jage dir eine Kugel zwischen die Augen.«
Seine schnurrbärtige Oberlippe zittert. »Ich weiß es nicht.«
Warum Luca dieses nutzlose Arschloch nicht schon vor Jahren umgebracht hat, weiß ich nicht. Ich ziehe ihn näher an mich heran. »Hast du mich bestohlen?«
Er schüttelt den Kopf. Ich kann seine Angst riechen. Doch das Schlimmste ist, dass ich in seinen Augen sehen kann, dass er mich anlügt.
Er ist das gleiche Wiesel, das Lucas Lieferungen für meinen Bruder gestohlen hat, der Rosas Sucht ermöglicht hat.
Ich ziehe ihn auf die Beine. Seine beiden Männer kommen auf mich zu, also richte ich meine Waffe auf den linken. »Wenn ihr nicht beide mit eurem Freund hier in diesem verdammten Fluss treiben wollt, schlage ich vor, ihr setzt euch hin.« Ich entsichere meine Waffe, und sie treten zurück.
Ich drehe mich zu Grayson und seinen neuen Helfern, Jax und Kai, die mit verschränkten Armen an beiden Seiten der Tür stehen, um.
»Jax, Kai, geht und helft den Jungs beim Verladen des Lagerhauses. Wir können ihnen nicht trauen.«
»Verstanden, Boss.« Jax hebt die Hand und geht hinaus, wobei er an seiner Lederjacke zupft. Kai folgt wie immer seinem Freund.
Ich ziehe Carlos über den Schreibtisch, und er strampelt mit den Füßen, als ich ihn nach draußen bringe. Je näher wir dem Wasser kommen, desto fester greifen seine Hände nach meinem Unterarm.
»Bitte, Sir, es wird nicht wieder vorkommen.« Was für eine schwache, erbärmliche Ausrede für einen Mann.
Ich schlinge meine Finger um seine Kehle und drücke zu. »Bitte mich nicht um dein Leben.«
Dann lasse ich los, und er fällt zu Boden, hält sich den Hals und schnappt nach Luft. Als ich mein Messer holen will, sehe ich, dass von einem der Fenster am Eingang ein Lichtkegel reflektiert wird. Ich blinzle, um einen besseren Blick zu bekommen.
Ein kleiner, schwarzer Porsche. Ich habe nur eine einzige Vermutung, wer das sein könnte. Was machen Sie hier, Detective?
Ich lasse von ihm ab und betaste meinen Anzug.
»Grayson, bring ihn wieder rein und beende die Arbeit dort. Verlass das Lagerhaus nicht, bevor ich es sage.«
Er antwortet mit einem Grunzen, packt Carlos und zieht den bettelnden Mann hinter sich her über den Boden.
Ich verschränke die Arme vor der Brust. Die Schreie, die mir in den Ohren klingen, lassen ein Grinsen auf meinen Lippen entstehen. Es juckt mich in den Fingern, wieder hineinzugehen und mitzumachen, aber stattdessen befinde ich mich in einem stillen Kampf mit Zara. Natürlich weiß ich, dass sie es ist. Ich weiß alles über diese Frau, was ich wissen muss.
Der Trotz in ihren Augen, ihre Drohungen. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie das nicht auf sich beruhen lassen würde.
Ich bin noch nie von einer Frau herausgefordert worden. Das ist aufregend. Ich frage mich nur, wie weit ich sie treiben kann. Also nehme ich meine Waffe aus dem Halfter und ziele direkt auf ihre Windschutzscheibe.
Ich wette, sie beißt sich auf die Unterlippe, legt die Hände auf das Lenkrad und beobachtet mich. Sie fährt nicht weg. Beeindruckend. Die meisten Menschen wären weggefahren, wenn ein verrückter Mann eine Pistole auf ihr Auto gerichtet hätte. Sie muss aber wirklich gehen. Ich kann nicht zulassen, dass sie oder irgendjemand mir in die Quere kommt, um Romano zu töten. Nicht der Kommissar, nicht die Cops und ganz sicher nicht Zara.
Ich neige meine Waffe leicht nach links, auf die Mauer neben ihrem Auto, und schieße. Die Scheinwerfer gehen an und der Motor heult auf. Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und beobachte, wie sie unberechenbar vom Parkplatz fährt. Ich weiß nicht, ob ich sauer bin oder ob mich ihr Mut erregt.
Wenn sie Spielchen mit mir spielen will, sollte sie sich besser vorsehen.
»Wer war das?«, fragt Grayson und lässt Carlos’ toten Körper auf den Boden fallen. Jax und Kai tun dasselbe mit den anderen beiden. Ich schaue nach unten und rümpfe die Nase, als meine neuen Slipper mit Blut bespritzt werden.
»Niemand von Belang, G. Ich kümmere mich darum.« Er sieht aus, als wolle er etwas sagen, aber sein Mund ist verschlossen und seine Lippen sind schmal.
Ich ziehe mein Revers heraus und schiebe meine Glock zurück in das Holster unter meinem Arm. »Sobald ihr die Leichen entsorgt habt, treffen wir uns bei mir zu Hause. Bring Keller mit.«
»Alles klar, Boss.« Grayson hebt Carlos hoch und wirft ihn über seine Schulter.
»Der Fluss?« Ich ziehe eine Zigarette heraus und zünde sie an. Alles, um den Geruch zu dämpfen.
Er gluckst. »Es ist der einzige Weg, es sei denn, du willst, dass ich dein Lagerhaus in die Luft jage?« Er hat ein Funkeln in den Augen. In dem Jahr, in dem wir zusammenarbeiten, habe ich nie ganz verstanden, warum dieser Mann davon besessen ist, alles in Brand zu setzen.
Es gibt viel sauberere Möglichkeiten, mit einer Leiche umzugehen.
Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe zu meinem eigenen silbernen Porsche, der draußen parkt, und ziehe mein Handy heraus, um Enzo anzurufen.
Wir brauchen einen neuen Plan.
Wenn Zara mir auf den Fersen ist, müssen wir wissen, warum.
Grayson, Jax, Kai und Keller sind in der Küche und plündern den Getränkeschrank. Ich lehne mich auf der Couch zurück und scrolle durch mein Telefon.
Für einen Detective lassen ihre sozialen Medien sehr tief blicken.
Ein Bild nach dem anderen offenbart ihre Persönlichkeit außerhalb des Dienstes. Die zarte Tinte, die ihren rechten Arm bedeckt. Ihre grünen Augen, die meine Seele durchdringen, selbst durch den Bildschirm hindurch.
Ich bleibe bei dem Bild hängen, das meine Aufmerksamkeit erregt. Sie ist anders als alle anderen Frauen, mit denen ich bisher zusammen war. Sie hat eine dunkle Seite, eine rebellische Seite.
Auf diesem Foto ist sie auf einem Konzert, trägt einen Leder-BH, hochgeschnittene Shorts und streckt ihre Zunge in die Kamera. Ihr rabenschwarzes Haar umrahmt ihr Gesicht, ihre Lippen sind rot und voll.
Es ist offensichtlich, dass sie außerhalb ihres Jobs ein anderes Leben führt. Ein rücksichtsloses Leben.
Wenn sie meine Feindin sein will, muss ich alles über sie wissen. Ich weiß, dass sie ein Problem mit Kontrolle hat. Sie versteckt sich hinter diesem Abzeichen, weshalb ihr Körper wahrscheinlich mit Tinte bedeckt ist.
Mein Schwanz pocht, als ich mich daran erinnere, wie sich ihr Puls erhöhte, als sich meine Hand um ihre Kehle legte.
Sie ist jähzornig und gewaltbereit.
Aber sie mag es nicht, wenn Männer sie herumkommandieren. Meine Finger zucken, als ich mir ausmale, wie ich sie kontrollieren könnte. Die Eingangstür fällt zu und ich schließe meine Zelle ab.
Enzo erscheint in der Eingangshalle. »Du weißt, dass auf der anderen Straßenseite ein Auto geparkt ist? Ich habe das Nummernschild überprüft, sie ist es.«
»Wer?« Grayson sieht mich mit einem Stirnrunzeln an.
»Zara«, antworte ich schlicht und einfach.
Grayson lehnt sich gegen den Tresen und kippt sein Glas herunter. »Die Polizistin?«
»Ja, der Detective.« Ich presse meine Kiefer zusammen.
»Warum wirst du von den Bullen verfolgt?«, fragt Keller und nimmt einen Schluck Bier.
»Das wollen wir alle hier herausfinden. Ich glaube, ich habe selbst ein kleines Stalking-Problem.«
»Sie ist mutig«, spottet Jax, bevor er aufspringt und sich auf den Tresen setzt. Manchmal ist seine Unverschämtheit ärgerlich.
»Runter. Du kannst dich auf einen Stuhl setzen wie ein stubenreiner Erwachsener. Das hier ist kein verdammtes Verbindungshaus.«
Das bringt mir ein Schmunzeln von Kai ein, der an Jax’ schwarzem T-Shirt zupft, um ihn wieder auf die Beine zu bringen. »Du hast ihn gehört«, sagt Kai zu Jax und nickt mir zu.
Die beiden sind wie ein Ehepaar. Jax, der Wilde, der nur Schabernack im Sinn hat. Und Kai ist immer da, um ihn zu beruhigen und ihn aus Schwierigkeiten herauszuhalten.
Ich stehe auf, gehe zu ihnen in die Küche und setze mich an den Esstisch. Die anderen schließen sich mir an.
Enzo holt seinen Laptop heraus und setzt seine Brille auf.
»Ich habe dich noch nie mit einer Brille gesehen. Du siehst aus wie Clark Kent«, spottet Keller und hält Enzo sein Bier vor die Nase.
»Verpiss dich«, erwidert er.
»Was hast du für uns?«, frage ich und schaue Enzo an.
Er klickt auf ein paar Tasten, bevor er mit zusammengekniffenen Augen auf seinen Bildschirm schaut. »Es sieht so aus, als hätte George einen Privatjet nach Sizilien genommen.«
»Natürlich hat er das.«
Er hat immer deutlich gemacht, dass er meine Familie hasst. Obwohl ich nicht mein Bruder bin, bleibt der Name Falcone haften. Luca war der einzige Grund, warum George auf unserer Seite war. Jetzt, wo Luca raus ist, liegt die Verantwortung bei mir.
Und Romano kann jeden dazu zwingen, das zu tun, was er will.
»Also, wie wollen wir die Macht behalten?«, fragt Grayson.
Mein Stuhl wackelt, während ich meinen Fuß über mein Knie lege. »Wir müssen Romano hierherlocken. Ich führe keinen Krieg auf dem Territorium eines anderen. Wir haben hier die Oberhand. Wir dürfen den Kommissar nicht wissen lassen, dass wir ihm auf der Spur sind. Sie dürfen nicht denken, sie hätten uns überlistet. Ich kann ihn mit falschen Informationen füttern, ganz einfach. Was ist mit dem Lieutenant, Alex Pierce? Hast du etwas über ihn herausgefunden?«
Enzo lehnt sich stirnrunzelnd zurück. »Saubere Akte. Ich werde weiter graben.«
»Alex ist ein Lieutenant des NYPD. Es muss doch einen Weg geben, an ihn heranzukommen?« Er mag den Tatort aufgeräumt haben, aber ich traue weder ihm noch George. Wenn einer wechselt, wird der andere folgen.
»Töten wir jetzt Polizisten?« Keller blickt Grayson besorgt an.
Ich schüttle den Kopf. »Ich dachte, wir beginnen mit Erpressung. Wir können diese Art Druck nicht gebrauchen. Das ist genau das, was George uns anhängen will. Ich spiele diese Spielchen mit Romano nun schon seit zehn Jahren. Ich kann geduldig sein.« Ich schlage die Hände auf dem Tisch zusammen, bevor ich mich an Enzo wende.
»Vergiss nicht, dass wir am Freitag ein Treffen im Club haben«, erinnert er mich.
»Club?« Jax’ Augen leuchten auf, als er seinen Stuhl auf zwei Beinen zurückkippt, ein Grinsen im Gesicht.
Ich kann mir kaum verkneifen, mit den Augen zu rollen, weil er so kindisch ist, und zeige ihm einfach den Daumen nach unten. »Ich nehme dich an einem anderen Abend mit.«
»Ich bin dabei«, wirft Kai ein und schiebt Jax’ Stuhl auf vier Beinen zurück. Für einen jungen Kerl hat er wirklich einen klaren Kopf.
»Was ist mit uns?« Ein Grinsen schleicht sich auf Graysons Lippen, das mich zum Lachen bringt.
»Ihr zwei seid viel zu verheiratet für diese Art Club. Sienna und Maddie würden euch die Eier abreißen und sie euch in die Hälse schieben.«
»Oh, diese Art Club«, lacht Keller.
Die beiden sind so glücklich verheiratet, dass es fast schon abstoßend ist, wenn sie zum Spaß Kinder in die Welt setzen. Ich befürchte, dass die Organisation bald ihre eigene verdammte Kindertagesstätte brauchen wird.
»Apropos, wir gehen besser zurück, bevor wir in Schwierigkeiten geraten.« Grayson steht auf. »Lass mich wissen, was du von mir brauchst. Ich werde ein paar Rekruten besorgen, die mit Jax die Docks übernehmen.«
Ich nicke. »Wir sehen uns morgen im Gym.«
Jax steht auf, um mit den anderen dreien zu gehen.
»Du kannst bleiben.« Ich zeige zurück auf seinen Stuhl. Er grinst, setzt sich wieder auf seinen Hintern und zuckt mit den Schultern. Seine stark tätowierten Arme stützen sich auf dem Tisch ab, während er einen weiteren Drink zu sich nimmt. »Kai, treffen wir uns morgen im Fitnessstudio?«
»Geht klar, Kumpel«, ruft Kai zurück und holt seinen Helm vom Tisch neben der Tür.
»Seid ihr beide an der Hüfte zusammengewachsen?«, frage ich Jax.
»Oh, du hast keinen besten Freund?«, kontert Jax und nippt an seinem Bier.
»Wozu brauche ich Freunde?«
Er zuckt mit den Schultern. »Er ist quasi mein Bruder. Ich habe ihn mein ganzes Leben lang an meiner Seite gehabt.«
»Wahrscheinlich ist das der Grund, warum du jetzt nicht im Knast sitzt.«
Jax gluckst und nickt. »Ganz sicher.«
Ich drehe mich wieder Enzo zu. »Was schlägst du vor, was ich mit unserem kleinen Detektivproblem machen soll?«
Ich bin noch nie mit dieser Art Problemen konfrontiert worden. Ich weiß, was ich tun würde, um es zu lösen. Obwohl ich bezweifle, dass mir das bei Zaras feuriger Persönlichkeit etwas anderes als weitere Kopfschmerzen bereiten würde. Enzo kratzt sich an der schwarzen Halskrause am Kinn. »Lass es erst mal gut sein. Sie könnte nützlich sein. Wir könnten sie als Informantin für den Kommissar benutzen. Sie wäre leicht zu fassen.« Er zieht die Brauen hoch.
Ich beiße mir auf die Innenseite meines Mundes. Zara gefesselt und geknebelt in meinem Keller zu haben, lässt meinen Schwanz zum Leben erwachen.
»Hör auf, zu grinsen, Frankie«, zischt Enzo belustigt. Er weiß genau, wo meine Gedanken gerade sind. »Lass sie nicht an dich heran. Wir wissen noch nicht genug über sie und ihre Beweggründe.«
»Eine Frau, die sich an mich ranmacht? Jede, aber nicht sie«, spotte ich. »Sind Sie bereit, tiefer einzusteigen, Mr. Carter?« Ich drehe mich zu Jax, das Feuer in seinen Augen ist immer noch da. Ich habe ihn kämpfen sehen, wenn er die Fassung verliert. Ich habe die Freude gesehen, die er bei Jobs hat. Er ist bereit.
»Verdammt richtig.« Er verschränkt seine Hände, dreht die Handflächen nach außen und knackt mit den Knöcheln.
»Gut. Wann ist dein nächster Kampf?« Keller und Grayson haben ihn als den nächsten Champion im Halbschwergewicht vorgestellt. Das Kings Gym braucht einen weiteren Helden, was eine hervorragende Verkleidung abgibt. Keller hat das bewiesen.
»In sechs Wochen oder so.« Er fährt sich mit den Fingern durch seine unordentlichen, schwarzen Locken.
»Ich möchte dich mitnehmen, aber du musst dein Training mit Grayson fortsetzen.« Er muss fast fünfzehn Jahre jünger sein als ich, lernt aber immer noch, wie wichtig Disziplin ist.
»Ja, Dad«, spottet er.
»Ich versohle dir bald den Arsch, als wäre ich deiner. Vergiss nicht, mit wem du hier redest.« Ich beobachte, wie sein Kiefer bei meiner Bemerkung zuckt. Also klopfe ich ihm fest auf die Schulter. Wenn ich im letzten Jahr etwas gelernt habe, dann ist es, dass ich meine Familie beschütze. Egal, was passiert.
Die Schuldgefühle, die mich wegen Rosa und Eva plagen, fressen mich jeden Tag auf. Wie alles andere auch schlucke ich sie herunter und mache weiter.
Enzo klappt seinen Laptop zu und steht auf.
»Soll ich dich mitnehmen?«, fragt er Jax, der den Kopf schüttelt.
»Ich habe mein Bike draußen.« Jax zieht seine schwere Lederjacke über seine breiten Schultern und folgt Enzo nach draußen.
Nachdem sie gegangen sind, löse ich meine Krawatte, gieße mir einen kräftigen Schluck Scotch ein und wähle die Nummer des Kommissars.
»Frankie.« Er klingt nicht gerade glücklich.
»Rufen Sie Ihre Hunde zurück, George. Sie ist Ihre Tochter, also habe ich es so weit kommen lassen. Aber genug ist genug.«
»Scheiße«, murmelt er leise vor sich hin. Hmm, also hat er es nicht gewusst? Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich kann nicht anders, als die Jalousie im Wohnzimmer hochzuziehen, die auf die Straße hinausgeht. Ich frage mich, ob sie mich sehen kann. »Ich kümmere mich darum, Frankie.«
»Gut.« Mit dieser neuen Information beende ich das Gespräch. Zu wissen, dass sie aus eigenem Antrieb da ist, gibt mir eine ganz neue Sicht auf unsere Situation.
So wie ihr Körper auf mich reagiert hat, wette ich, dass es ihr gefällt, mich zu beobachten.
»Nacht, Detective«, sage ich, bevor ich das Licht ausschalte und den Rest meines Drinks hinunterstürze.
Jeder schwere Schritt die Treppe hinauf ist näher an einer weiteren Nacht mit unruhigem Schlaf, in der ich Leila in meinen Albträumen in Flammen aufgehen sehe.
Ich ziehe meine Jacke fester um meinen Körper, als die kalte Luft mich trifft. Es ist erst acht Uhr morgens, also fahre ich zu Frankies Haus und parke auf der anderen Straßenseite. Ich lehne meinen Sitz zurück, drehe die Heizung voll auf und kämpfe darum, die Augen offen zu halten. Seit Dad weg ist, bin ich bei Mom eingesprungen und habe ihr geholfen. Jeden Tag muss ich zusehen, wie sie schwächer wird. Sie kann kaum noch fünf Schritte gehen, ohne außer Atem zu kommen. Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter, während mir die Tränen in den Augen brennen.
Statt mich damit zu beschäftigen, konzentriere ich mich auf das, was ich hier zu tun habe. Trotz des wütenden Anrufs meines Vaters mitten in der Nacht bin ich immer noch hier. Ich habe vielleicht versprochen, aufzuhören, aber ich kann es einfach nicht. Ich weiß, dass Frankie etwas verbirgt. Das tun sie alle.
Sein Porsche ist in der Einfahrt geparkt. Das Haus ist gigantisch, eine Villa, mit elfenbeinfarbenem Mauerwerk und schwarz gerahmten Fenstern. Ein absoluter Traum. Ich klopfe mit den Fingernägeln gegen das Gurtschloss, drehe das Radio auf und setze meine schwarze Prada-Sonnenbrille auf. Auch wenn sie groß ist, habe ich keinen Zweifel, dass Frankie mich auf eine Meile Entfernung erkennen würde. Ich glaube nicht, dass meinem Vater klar ist, wie clever dieser Mann ist.
Ich setze mich auf und lehne mich gegen das Lenkrad, als sich seine Haustür öffnet. Mein Herz hämmert, als zwei umwerfende, blonde Frauen auf die Veranda treten. Ihnen folgt der Mann selbst, dessen nackte Brust in der Morgensonne glänzt. O mein Gott! Selbst von hier aus kann ich sehen, wie perfekt er gebaut ist. Natürlich ist er das.
Er packt eine von ihnen am Hinterkopf und küsst sie. Ich versuche, meinen Blick abzuwenden, aber ich kann es nicht. Die Röte auf ihrem Gesicht ist von hier aus deutlich zu sehen und entspricht fast der Hitze auf meinen eigenen Wangen. Er gibt ihr einen kräftigen Klaps auf den Hintern in ihrem engen, roten Kleid und wendet sich dann Nutte Nummer zwei zu, die den gleichen Service bekommt.
Als sich sein dunkler Blick mit mir verbindet, springt mir fast das Herz aus der Brust. Scheiße.
Ich sollte mir Sorgen machen, dass er mich erwischt hat. Schon wieder. Worüber ich mir eigentlich mehr Sorgen mache, ist, dass ich glaube, dass das eine Vorstellung war, um mich zu ärgern. Das Arschloch weiß, dass er mir unter die Haut geht. Dadurch verachte ich ihn nur noch mehr.
Er schließt die Tür, und ich schnappe mir mein Handy, mache Fotos von den Mädchen, als sie ins Auto steigen, und notiere mir die Nummernschilder, um sie zu überprüfen, wenn ich wieder im Büro bin.
Es dauert eine halbe Stunde, bis er endlich wieder auftaucht. Ich bin erstaunt, als ich ihn in einer grauen Jogginghose und einem schwarzen Kapuzenpulli sehe. Ich habe ihn immer nur in seinen Designeranzügen gesehen. Er schiebt die Ärmel hoch und enthüllt seine Tätowierungen, die seinen rechten Unterarm bedecken.
Das ist doch scheiße.
Er fängt an zu joggen, ohne auch nur in meine Richtung zu schauen, und läuft die Straße hinunter. Scheiße. Scheiße. Scheiße. Ich wünschte, ich hätte heute vernünftige Schuhe angezogen.
Ich folge ihm und halte so weit Abstand, dass ich ihn gerade noch im Blick habe, während er den Bürgersteig entlang joggt. Er biegt links ab; ich beschleunige meine Schritte, um ihn wieder in Sichtweite zu bekommen. Die kalte Luft erzeugt mit jedem Atemzug eine Nebelschwade.
»Scheiße«, murmle ich, als ich um die Ecke biege. Er ist nicht da.
Ich tue mein Bestes in meinen fünf Zentimeter hohen Absätzen. Wo zum Teufel ist er hin?
Meine Schritte werden langsamer, meine Fußsohlen brennen. Zögernd drehe ich mich um und mache mich auf den Rückweg. Ein raschelndes Geräusch kommt von links. Als ich mich umdrehe, sehe ich stechend graue Augen, die ich langsam zu gut kenne. Bevor ich schreien kann, schlägt er seine Hand auf meinen Mund und zerrt mich die Gasse hinunter, sodass ich mit dem Rücken gegen die Ziegelwand stoße.
Eine kühle Klinge drückt in die Seite meines Halses.
»Was habe ich gesagt, was passieren würde, wenn wir uns wieder über den Weg laufen, Detective?« Sein Tonfall trieft vor Bedrohung.
Ich kann nicht sprechen, seine Handfläche schnürt mir die Luft ab.
»Wenn ich meine Hand wegnehme, versprichst du dann, ein braves Mädchen zu sein und nicht zu schreien?«
Ich nicke schwach und lasse ihn glauben, dass er gewonnen hat. Es ist schwierig, die Tatsache zu ignorieren, dass seine Worte mich unter seiner Berührung heiß werden lassen.
Er zieht seine Hand zurück und drückt das Messer fester gegen meine Haut. Mein Atem wird schwer. Konzentriere dich, Zara.
Es kostet mich all meine Willenskraft, ruhig und gleichmäßig zu sprechen. »Schreien würde bedeuten, dass ich Hilfe brauche. Ich weiß, dass du mich nicht töten wirst. Jedenfalls nicht hier.«
Ist das das Aufflackern eines Lächelns, das an seinen Mundwinkeln spielt? »Hmmm, ist das so?«
Ich schließe die Augen, als er die Klinge bis zur Mitte meines Halses zieht und dann schmerzhaft langsam über die Vorderseite meiner Brust fährt. Sein Gesicht ist nur Zentimeter von meinem entfernt.
»Zara, Zara, Zara. Was soll ich nur mit dir machen?« Seine Augen konzentrieren sich auf meine Lippen.
»Lass mich los, Frankie.« Mein Atem stockt, als das Messer über meinem Bauch gegen mein Hemd stößt.
»Warum sollte ich meine Stalkerin so leichtfertig davonkommen lassen?« Er packt mein Kinn und dreht mein Gesicht nach links und rechts. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Warum rast mein Herz? Die Erregung seines Körpers, der sich an meinen schmiegt, fühlt sich besser an, als ich erwartet hatte.
Das darf er niemals erfahren.
»Lass mich verdammt noch mal in Ruhe.« Ich hasse es, dass ich das Gegenteil will. Ich will, dass er mehr tut, dass er alles gibt.
Seine Nasenflügel blähen sich, während er mich von oben bis unten mustert, bevor er schmunzelt. »Wirst du mich zwingen, Dolcezza?«
Was zum Teufel ist Dolcezza, und warum klingt es so verdammt heiß mit seiner tiefen Stimme? Diese Gedanken müssen aufhören. Mein Gehirn muss anfangen, zu arbeiten.
Ich lasse meine Hand an meiner Seite hinuntergleiten, greife nach dem Klappmesser in meiner Tasche und führe es an seine Kehle.