9,99 €
Grayson Vor sieben Jahren verließ ich die Special-Forces und meine Heimat nach einem einschneidenden Verrat. Ich habe mir mühsam ein neues Leben in New York aufgebaut. Dachte, ich hätte alles. Ein weltberühmter Boxtrainer bei Tag – ein Mafiakiller bei Nacht. Frei, in der Dunkelheit zu leben und das zu tun, wozu ich ausgebildet wurde: Töten. Ich fühlte mich endlich frei. Aber ein einziger Kuss genügte, um mein Leben, wie ich es kannte, zu zerstören. Die eine Frau, die mich abgrundtief hasste, überwand die Mauern, die ich um mein schwarzes Herz gebaut hatte. Mein Sonnenschein. Gerade als ich glaubte, ich könnte alles haben, was ich wollte, zerstörte das Leben es direkt vor meinen Augen. Ich weiß, wie weit ich zu gehen bereit bin, um für sie zu kämpfen. Aber kann sie wirklich jemanden lieben, der ihr niemals das Märchen geben kann, nach dem sie sich so verzweifelt sehnt? Maddie Ich war es leid, die größte Enttäuschung der Familie zu sein. Diejenige, die nie einen Mann zum Bleiben bewegen konnte. Also habe ich eine Menge Frösche geküsst, um meinen Prinzen zu finden – stattdessen verliebte ich mich in den Bösewicht. In den letzten Mann auf Erden, von dem ich dachte, dass ich ihn jemals lieben könnte. Er mag mich Sonnenschein nennen, aber ich sehne mich nach seiner Dunkelheit. Ich war nicht für seine Welt bestimmt, aber er hat mich trotzdem hineingezogen, und ich wollte nie wieder gehen. Manchmal lässt einem das Leben keine Wahl. Kann ich meine Suche aufgeben, wenn das Monster mir die Welt zu Füßen legt? Selbst wenn mich zu lieben uns beide in Gefahr bringt?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2025
Luna Mason
Detonate
Beneath The Mask Series
Detonate (Beneath The Mask Series)
© 2025 VAJONA Verlag GmbH
Übersetzung: Ronja Waehnke
Copyright © 2024. Detonate: A Dark Mafia Romance (Beneath The Mask Series Book 2) by Luna Mason
Deutschsprachige Ausgabe © 2025. Distance
VAJONA Verlag GmbH
Vermittelt durch die Agentur:
BECK LITERARY AGENCY, WL 53910, USA
Korrektorat: Aileen Dawe-Hennigs und Susann Chemnitzer
Umschlaggestaltung: VAJONA Verlag unter Verwendung von
Motiven von Canva und 123rf
Satz: VAJONA Verlag, Oelsnitz
VAJONA Verlag
Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3
08606 Oelsnitz
Dieses Buch ist all meinen Leserinnen gewidmet, die es verdienen, wie eine Prinzessin behandelt zu werden, aber nicht wollen, dass der Prinz sie von den Füßen reißt.
Es ist für diejenigen, die wollen, dass der Bösewicht ihnen sagt, sie sollen sich an das Kopfteil klammern und alles wie ein braves Mädchen nehmen.
Böse Jungs ficken besser.
Grayson ist jetzt bereit für dich …
August 2015
Zehn Jahre lang habe ich den Krieg geatmet, überstanden und gelebt.
Das ist alles, was ich je gekannt habe.
Jagen, schießen, töten.
Ich gehe auf das verlassene Gebäude zu. Die Informationen bestätigen, dass die beiden Terroristen, denen wir auf der Spur sind, hier sein müssen. Verbissen schließe ich meine Finger um meine M4-Carbine, während ich in der sengenden Hitze Afghanistans vorwärts stapfe. Casper, der schon mein Leben lang mein bester Freund ist, folgt mir zu meiner Linken.
Wir traten den Marines bei und kletterten gemeinsam die Ränge hinauf. Hätten wir uns als Teenager nicht ständig geprügelt, hätten unsere Eltern uns nie zum Militär geschickt. Das habe ich also ihm zu verdanken. Wo sonst, wenn nicht hier könnte ich mein überwältigendes Bedürfnis, der Wut in mir Luft zu machen, ausleben? Auf legale Weise, versteht sich.
Die Holztür ist aus den Angeln gebrochen und zwei unserer Jungs, Chase und Paul, kommen schnell von der anderen Seite des Gebäudes auf uns zu.
Diese Terroristen sind für die Bombenanschläge auf den Flughafen von Kabul verantwortlich, bei denen Hunderte von unschuldigen Menschen ums Leben kamen. Seit dem Anschlag sind sie untergetaucht. Das ist jetzt drei Jahre her, also wird es Zeit, ihnen das Handwerk zu legen.
Ich trete die nächste Tür auf und richte meine Waffe nach vorn, während ich die Umgebung in Augenschein nehme: Links von mir ist ein Trümmerhaufen, der mal eine Treppe gewesen sein muss, und zu meiner Rechten ist das, was von diesem Drecksloch übrig geblieben ist. Ich laufe über die Schaumstofffetzen der Überreste eines demolierten Sofas. Überall liegt verstreutes Papier, zerknickte Bücher und Schrotthaufen aus zerstörten Haushaltsgeräten.
Wie zum Teufel kann man hier schon so lange leben?
»Wir haben Wärmemarker im Obergeschoss«, bestätigt der Geheimdienst über den Knopf in meinem Ohr.
»Verstanden«, antworte ich und zeige auf die kläglichen Überreste der Treppe und nicke Casper zu. Ich schleiche hinauf und lehne mich um die Ecke, um die Lage zu überprüfen. Als ich oben ankomme, bringt mich der überwältigende Gestank eines verwahrlosten Badezimmers beinahe zum Würgen. Abseits davon gibt es nur eine geschlossene Tür. Das muss der Ort sein, an dem sie sich verstecken.
Mit einem Wink an meinen Freund stemme ich sie auf.
In der rechten Ecke des Raumes wiegt eine gebrechlich wirkende Frau ein kleines Kind an ihrer Brust. Ihre verzweifelten Schreie klingen in meinen Ohren.
Irgendetwas stimmt hier nicht. Was ist das – ein Köder?
Scheiße.
Ich gehe durch den Raum und suche nach Verstecken, aber nichts.
Verfluchte Scheiße!
»Raus! Sofort!«, brülle ich Casper zu, der am Türrahmen Wache steht.
Wo zum Teufel sind Chase und Paul?
Casper sprintet die Treppe hinunter und ich folge ihm. Sobald mir das klar wird, rufe ich: »Casper, stopp. Geh nicht aus dem –« Die fallenden Schüsse übertönen meine Worte.
Ich ducke mich unter einem Loch in der Wand. Weitere Schüsse hallen durch die Ruine, einer zischt knapp an meinem Kopf vorbei und schlägt in den bröckelnden Stein hinter mir ein.
Meine wachsamen Instinkte registrieren eine Bewegung in Weiß am anderen Ende des Korridors. Ich gehe in die Hocke und schleiche mich auf die andere Seite des Raumes, vorbei an dem zerstörten Sofa, und warte. Einer von ihnen wird sicher bald herauskommen. Durch das Visier meiner M4 ist ein Mann in einem weißen Gewand zu sehen, der ebenfalls eine Schusswaffe trägt.
Ich drücke ab, das Arschloch sackt auf dem Boden zusammen.
Chase und Paul spähen um die Ecke. Sie fordern mich auf, zurückzugehen, als weitere Schüsse ertönen. Aber ich kann nicht.
Casper … Ich muss Casper finden.
Also schleiche ich zum Eingang und halte die Waffe schussbereit.
Das Sonnenlicht blendet mich, sobald ich nach draußen trete. Es ist eine Wüste. So viel Spaß hatte ich schon lange nicht mehr und ich liebe eine gute Jagd.
Doch meine Welt bricht zusammen, als ich meinen Freund im Sand liegen sehe, aus dessen Rumpf eine Blutlache quillt. Seine Hände drücken auf die Wunde und er hat Mühe, den Kopf zu heben.
Ich renne zu ihm und falle auf die Knie. »Scheiße, Casper.« Ich hole das Notfall-Kit aus meiner Weste.
Paul und Chase umgeben mich und Paul hält Wache, während wir versuchen, Casper zu retten.
»Wir haben drei bestätigte Tote. Keine Bewegung gesichtet«, berichtet Paul.
Ich reiße Caspers Jacke auf, um die Quelle der Blutung zu finden. Meine Hände zittern, während mein bester Freund um seinen letzten Atemzug ringt.
»Grayson, nicht«, flüstert Casper mit angehaltenem Atem. Ich nehme ihm die schwarze Sturmhaube ab, um ihm das Atmen zu erleichtern.
»Casper, wir kümmern uns um dich.«
Er schüttelt den Kopf, seine braunen Augen blicken mich durchdringend an. Tränen fließen, er fleht mich fast an, aufzuhören. »Grayson, es tut mir so f–f–fürchterlich leid. Ich h–hoffe … hoffe, dass du mir v–verzeihen wirst. Ich liebe dich, Bruder.«
Es tut ihm leid? Was zur verfickten Hölle sollte ihm leidtun?
»Es muss dir nichts leidtun. Du wirst mir hier nicht wegsterben.« Meine Stimme bricht am Ende. Casper beginnt zu husten und Blut spritzt aus seinem Mund.
Ich bette seinen Kopf auf meinen Schoß. »Es tut mir leid«, versucht er es erneut.
»Was tut dir leid? Alles wird wieder gut.«
»Die verdammte Sache mit Amelia.«
Eine Welle der Wut rollt mein Bein von seinem Kopf weg und lässt ihn in den Sand fallen. Sein Geständnis sticht mir ins Auge, als ich mit der nackten Realität konfrontiert werde. All diese Nächte, in denen mein bester Freund und meine Frau zufällig zu beschäftigt waren, um bei mir zu sein. Aber Casper hat nicht einmal den Anstand, mir die Zeit zu geben, ihn zu hassen.
»Nein, nein, nein, nein!« Meine ganze Welt beginnt, sich zu drehen. Ich rutsche zurück, weg von ihm, der Staub kratzt in meinen Nasenlöchern, während ich dasitze und den einzigen Freund, den ich habe, beim letzten Atemzug beobachte. Seine letzten Worte klingen noch in meinem Ohr.
Mein bester Freund. Der meine Frau seit Gott weiß wie lange fickt.
»Geh mir verdammt noch mal aus dem Weg, Amelia«, schreie ich meine Hure von Frau an.
Sie tippelt aufgebracht hinter mir her, klammert sich an meinen Ärmeln fest und fleht mich an, sie nicht zu verlassen. Es kostet mich all meine Kraft, diese Frau nicht durch den Raum zu schleudern.
Ich packe jedes Kleidungsstück ein, das ich besitze.
»Grayson, bitte. Verlass mich nicht. Ich verspreche, ich werde es nie wieder tun. Du musst dir keine Sorgen machen. Casper ist doch sowieso tot …«
Ich reiße den Griff der Schublade heraus und werfe sie gegen die gegenüberliegende Wand.
Was bin ich doch für ein Narr! Diese Frau ist abscheulich. Grausam. Wie konnte ich das vorher nicht erkennen? Casper, mein bester Freund, der Bruder, den ich nie hatte, und sie haben alles ruiniert.
Ich gehe mit geballten Fäusten auf sie zu. Mit ängstlicher Miene drückt sie sich gegen die Wand.
»Das ist das letzte Mal, dass du mich siehst, und wehe, du sagst jemals wieder seinen Namen. Du hast es verdammt noch mal nicht verdient, dass ich dir zuhöre. Und jetzt geh mir aus den Augen. Du ekelst mich an.«
Mit einem Heulkrampf sinkt sie auf den Boden.
Erbärmlich.
Ich fahre zum Flughafen, bereit, mein neues Leben zu beginnen und die Dunkelheit dort zu lassen, wo sie hingehört. Ich habe mich von meinem besten Freund verabschiedet. Er war das Einzige, was mich hier gehalten hat.
In New York werde ich ein verdammtes Boxstudio aufmachen. Hoffentlich wird es genug Kämpfe geben, um etwas von dieser Wut abzubauen und mich über Wasser zu halten.
Ich habe nur eine Regel: keine Frauen für mehr als eine Nacht.
Januar 2022
Meine Augen fallen zu und meine Finger wandern zum Saum meines Höschens. Der einzige Weg, mich jetzt zu befriedigen, ist die Vorstellung von Grayson und all den himmlisch verruchten Dingen, die er mit seinem Mund tun kann. Meine Finger gleiten zwischen meinen Schamlippen auf und ab, während ich mich gedanklich zu dem Tag zurückversetze, an dem Grayson meinen besten Freund gerettet hat.
Wir halten vor der Wohnung von Siennas Ex-Verlobten, dem Arschloch, das sie entführt hat. Keller hatte Sienna ins Auto getragen und sie waren auf dem Weg ins Krankenhaus. Nico, ihr launischer italienischer Leibwächter, informierte mich, dass ihr Zustand schlecht sei.
Der Regen prasselt gegen die Autoscheibe, während ich auf den Eingang zu Jamies Wohnung starre. Aus allen Richtungen drängen sich Männer um das Gebäude. Grayson stolziert aus dem Gebäude, sein Gesicht ist ausdruckslos. Er fährt sich mit der Hand über das Gesicht und verwischt das Blut, das aus seinem Haar tropft. Sein weißes Hemd ist mit purpurfarbenen Flecken übersät.
Erleichterung durchströmt mich, als ich realisiere, dass es ihm gut geht. Trotz der letzten Monate, in denen ich mich ständig mit ihm gestritten habe, wollte ich nie, dass er verletzt wird, aber ich will auch nie aufhören, ihn zu ärgern. Es ist amüsant, ihn zur Weißglut zu treiben.
Warum zum Teufel ist er mir so wichtig?
All diese Monate hat mich seine Existenz irritiert. Aber in dieser Sekunde ist das Einzige, was zählt, sein Wohlbefinden.
Luca ruft ihn von hinten, Grayson dreht sich um und zeigt die silberne Waffe in seiner Hand.
Ich greife nach dem Griff der Autotür und ziehe daran, aber sie lässt sich nicht öffnen. Der Drang, zu ihm zu laufen, überkommt mich. Ich brauche seine tröstende Nähe. Ich muss wissen, ob Sienna okay ist. Ich muss wissen, was passiert ist. Das ist alles meine Schuld.
»Nico, mach die Tür auf!«, rufe ich, die Dringlichkeit in mir nimmt überhand.
»Es ist nicht sicher, Maddie, ich hätte dich gar nicht erst herbringen sollen. Der Boss wird mich umbringen.«
»Mach die verdammte Tür auf, sonst bringe ich dich persönlich um«, schnauze ich.
Das Klicken der Schlösser ertönt im Auto, bevor ich die Tür aufreiße. In meiner Eile habe ich mir nur ein weißes Hemd und eine Jeans übergeworfen. Der Regen hämmert gegen meine Haut und durchnässt mich bis auf die Knochen. Ich renne zu Grayson hinüber, und er erstarrt, als er mich sieht. Blut und Regen tropfen von seinem Gesicht; sein sandfarbenes Haar ist jetzt dunkel vom Regen. Selbst jetzt ist er noch umwerfend. Seine große, kräftige Gestalt gibt mir sofort ein sicheres Gefühl. Ich weiß, dass nichts passieren wird, wenn er bei mir ist.
Ich werfe mich in seine Arme und schmiege mein Gesicht an ihn.
»Sonnenschein, was machst du hier? Es ist nicht sicher«, flüstert er. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus, als sein warmer Atem meine Kehle trifft.
»Ich musste sehen, dass es Sienna gut geht, dass es dir gut geht. Das ist alles meine Schuld. Ich hätte sie nie verlassen dürfen. Ich wusste nicht, was passieren würde«, krächze ich heraus.
Seine Finger streicheln mein Haar und beruhigen mich. »Shhh. Es wird ihr gut gehen. Ich verspreche, es geht mir gut. Nichts davon ist deine Schuld.«
Unsere Nasen berühren sich. Sehnsucht nach diesem verboten heißen, tätowierten Hünen durchströmt mich heimlich und verzweifelt.
Sein Blick flackert zu meinen Lippen, dann zu meinen Augen.
Zur Hölle mit ihm. Ich will diesen Mann.
Ich presse meine Lippen auf seine, sein Körper versteift sich. Verlegenheit überflutet mich, als ich mich zurückziehe und meinen Kopf von ihm wegdrehe.
»Scheiß drauf.« Mit diesen Worten packt er mich am Hinterkopf und vereint meine Lippen mit seinen. Ein metallischer Hauch von Blut mischt sich in unseren Kuss, seine Hand zieht meinen Hinterkopf noch enger an ihn heran und Grayson lässt unsere Zungen tanzen. Es ist der Kuss, der meine Mitte pulsieren und meine Zehen kribbeln lässt. Die Art Kuss, die mir den Atem raubt.
»Grayson, wir müssen gehen. Jetzt!«, bellt jemand hinter uns.
Er unterbricht den Kuss, schüttelt den Kopf und legt seine Stirn an meine.
»Du musst gehen, Maddie.« Er seufzt schwer. »Scheiße«, murmelt er dann, als er sich umdreht und davon stürmt. Er lässt mich mit geschwollenen Lippen im Regen stehen. Ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen, steigt er in einen schwarzen Mercedes und fährt davon.
Ich unterdrücke mein Stöhnen, während mein Höhepunkt sich in einem unaufhörlichen Kribbeln entlädt, und beiße mir auf den Unterarm. Ich bin es immer noch nicht gewohnt, allein zu leben und meine Orgasmen nicht verstecken zu müssen. In meinem Kopf hört der Kuss nicht auf; er nimmt mich mit nach Hause und fickt mich, bis ich die Zeit vergesse.
Und genau das ist mein Problem. Ich kann nicht aufhören, mir Grayson vorzustellen, wie er mich fickt.
Auch wenn Gregory, der Buchhalter, mich vorhin geküsst hat. Ich erwartete den mich zerreißenden, lebensverändernden Kuss, den Grayson und ich letztes Jahr teilten. Als Gregorys Lippen meine berührten, musste ich sofort an diesen Tag zurückdenken. Der Tag, der mein Dating-Leben seither verflucht hat und mich sexuell frustriert zurücklässt. Keiner kann mich mehr befriedigen oder auch nur auf Touren bringen. Jedes verdammte Mal sehe ich nur Graysons stechend blaue Augen und sein blutverschmiertes Gesicht.
Daher mein Date heute Abend mit Gregory. Um weiterzumachen. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, verzehrt mich die Einsamkeit für eine weitere Nacht.
Siennas Freude ist ansteckend. Aber verdammt, ich habe es satt, das fünfte Rad am Wagen zu sein.
Ich seufze in mein Glas Weißwein, während ich mich über die Frühstückstheke in ihrer extravaganten mitternachtsblauen Küche lehne. Keller umarmt Sienna fest. Sie gehen davon aus, dass ich den dreckigen Scheiß nicht hören kann, den er ihr ins Ohr flüstert. Ihre vier Monate alte Tochter – Darcy – schmiegt sich an Kellers Seite. Ein kostbares kleines Bündel bestehend aus nichts als Freude.
»Kommt schon, Leute. Einige von uns einsamen Singles hier wollen das nicht mit ansehen!«, sage ich und täusche einen Schmollmund vor.
»Oh, Maddie, was ist mit Gregory?«, fragt Sienna und lehnt sich zurück in Kellers Arme.
»Wir halten es einfach locker und sehen, wohin es führt.« Ich weiß, wohin es führt. Nirgendwohin, aber ich will ihn noch nicht gehen lassen. Er ist nett, wir verstehen uns gut, aber als Freunde.
»Und Grayson?«, mischt Keller sich ein und versucht, es mit einem Husten zu überspielen. Sienna stößt ihren tätowierten Mann mit dem Ellbogen in den Magen. »Was?«, fragt er und hebt unschuldig eine Braue.
Allein die Erwähnung seines Namens reicht aus, um meine Laune in den Keller rauschen zu lassen.
Grayson Ward ist das komplette Gegenteil von allem, was ich brauche. Mr. Playboy, der mir so ziemlich den letzten Nerv raubt. Das hat er getan, seit ich ihn letztes Jahr in Kellers Nachtclub The End Zone kennengelernt habe. Wir haben uns nur gegenseitig aufgezogen. Das war bis zu dem Kuss, über den ich nie wieder sprechen werde. Seitdem geht er mir aus dem Weg.
»Maddie?«
Als Sienna meinen Namen ruft, werde ich aus meinem Grayson-Zauber gerissen. »Was?«
»Ich habe gefragt, ob du in letzter Zeit etwas von Grayson gehört hast?«, wiederholt Sienna mit einem sanften Lächeln.
»Warum sollte ich?« Ich werfe Sienna einen Blick zu, in der Hoffnung, dass sie den Mund hält.
»Ich frage mich nur … Keller hat gesagt, dass er sich seit der ganzen Entführungssache seltsam verhält.«
»Die ganze Sache mit der Entführung …« Ich lache nervös. »Du meinst den Tag, an dem du fast gestorben wärst, dank deines verrückten Ex-Verlobten?« Ein Tag, der mich immer noch verfolgt. Wenn ich sie nicht allein gelassen hätte, wäre das vielleicht nie passiert.
»Oh, Maddie. Wir waren noch nie so glücklich, wir sind alle in Sicherheit und es geht uns gut. Bitte, hör auf, dir die Schuld zu geben. Ich bin einfach nur froh, dass er dir nicht wehgetan hat.« Sie eilt herbei und zieht mich in eine feste Umarmung.
Sie ist die stärkste Frau, die ich kenne. Sie sind wie füreinander geschaffen, wahre Zwillingsflammen. Ein Beweis dafür, dass die Liebe alles besiegt. Sie akzeptierte sogar, dass ihr jetziger Ehemann und sein Bruder die Mafia leiten, und nahm all das gelassen hin. Der Scheiß ist krass.
»Und überhaupt, was hat Graysons Laune mit mir zu tun?«, frage ich und versuche verzweifelt, das Thema zu wechseln. Ich wünschte, ich hätte Sienna nicht von dem Kuss mit dem, der nicht genannt werden soll, erzählt.
Es ist vier Monate her, dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe, an dem Tag, an dem ich Baby-Darcy traf. An dem Tag, an dem er sein Bier ausspuckte und hinausstürmte, ohne mir auch nur einen zweiten Blick zu schenken, nachdem Sienna nach meinem Date mit Gregory gefragt hatte. Grayson ist ein nicht zu entwirrendes Rätsel für mich.
»Müsst ihr euch nicht fertig machen? Das Taxi kommt in einer Stunde«, verkündet Keller und durchbricht damit die unangenehme Stille, die den Raum erfüllt.
Ich nicke und schlucke den Inhalt meines Glases hinunter. Die sanften Bläschen, die meine Kehle hinabgleiten, geben mir den Kick, den ich brauche. Es ist Siennas erster offizieller Mädelsabend seit der Geburt und ich werde ihr ganz sicher einen unvergesslichen Abend bereiten.
»Ja!«, quietscht sie, ergreift meine Hand und zieht mich von der Theke weg. »Du musst mir unbedingt Make-up verpassen. Ich sehe aus wie eine Mutter«, fleht sie mit Welpenaugen und fährt sich mit den Händen durch ihr wuscheliges Haar.
Ich lache, als sie mich durch den Flur zieht. »Das liegt daran, dass du eine bist, Si. Und zwar eine verdammt gute.«
Ein verhaltenes Lächeln umspielt ihre Lippen, bevor sie mich in eine feste Umarmung schließt. Ich erwidere die Umarmung und seufze an ihrer Schulter. Ich vermisse es, sie jeden Tag um mich zu haben. »Danke, Maddie. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde.«
»Ich habe dir schon mal gesagt: Du wirst nie auf mich verzichten müssen. Ich liebe dich, beste Freundin.«
»Ich liebe dich auch.«
Wir machen uns auf den Weg zum Hauptschlafzimmer. Sienna lebt in einem Traumhaus. Es ist einfach zu süß, dass Keller dieses Haus für sie gekauft hat, damit sie es in ein richtiges Zuhause für ihre kleine Familie verwandeln können. Es ist wunderschön und bietet Platz für alle zehn Kinder, die sie anstreben, zu bekommen.
Während sie unter die Dusche hüpft, ziehe ich schnell mein goldenes Paillettenkleid an, das ich mitgebracht habe. Es schmeichelt meiner Figur an den richtigen Stellen. Danach breite ich auf ihrem Frisiertisch meine Sachen aus.
Als ich fertig bin, kommt sie aus der Dusche. Ich trage einen tiefroten Lippenstift auf, um meinen Look zu vollenden, und sehe sehr … fickbar aus, um ehrlich zu sein.
»Wow, Maddie, du siehst umwerfend aus!«
»Oh, danke, Si. Jetzt geh dir die Haare trocknen, damit ich dich aufhübschen kann.« Ich schnappe mir mein Handy und lasse mich auf ihrem Bett nieder, um in die Matratze zu sinken. Scheiße, das muss das gemütlichste Bett sein, auf dem ich je gelegen habe. Jetzt will ich am liebsten nur noch hier liegen und durch Instagram scrollen.
»Hast du deine Eltern in letzter Zeit gesehen?«, fragt Sienna.
Bei der Erwähnung meiner Mutter kann ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen. »Urgh, nein. Gott sei Dank, schon seit einer Weile nicht.«
»O Gott, Mads. Ist sie immer noch auf ihrem ›Du musst heiraten, bevor du Kinder kriegst‹-Kriegspfad?«
»Oh, natürlich. Sie will unbedingt, dass ich ein Date finde, das ich zu unserem Familien-Valentinsessen mitbringen kann. Ich schwöre, sie macht das jedes Jahr, um mich daran zu erinnern, dass ich single bin. Ich meine, nichts, was ich tue, ist gut genug. Im Gegensatz zu Eddie, meinem perfekten Bruder, mit seiner perfekten Frau und seinem perfekten Job.«
»Ich hasse es, dass sie so mit dir umgeht, Maddie.« Sienna setzt sich neben mich auf die Bettkante. »Ich habe keine Zweifel, dass du eines Tages den perfekten Mann finden wirst. Lass dich von ihr nicht zu irgendetwas drängen.«
Ich wünschte, ich hätte nicht das Bedürfnis, ihr zu gefallen. Sogar meinem Vater gehe ich mittlerweile aus dem Weg, obwohl ich ihn vermisse. Ich kann einfach nicht damit umgehen, dass meine Mutter über alles in meinem Leben ein Urteil fällt. Sogar mein Gewicht, um Himmels willen.
»Ja, vielleicht.« Das ist so peinlich. »Ich will nur jemanden, bei dem ich mich sicher fühle, der mich liebt, weißt du? Bei mir scheint es mit niemandem zu klappen. Egal, wie viele Dates ich habe.«
»Nun, vielleicht suchst du an den falschen Stellen.« Sie nickt und tippt mir auf die Hand, bevor sie vom Bett aufsteht und zurück ins Bad geht.
Was soll das bedeuten?
Ein Klopfen an der Haustür dröhnt durch das Haus. Sienna wirft den Föhn an, also stehe ich vom Bett auf. Das Klopfen wird lauter und ist unerschöpflich, als ich mich zur Treppe begebe. Mein Gott, da hat es aber jemand eilig. Wenn dieser energische Gast Darcy weckt, während Keller sie ins Bett bringt, wird er ihn umbringen.
»Einen Moment, ich komme ja schon!«
Ich kann es kaum erwarten, diesem Idioten den Arsch aufzureißen.
Das ständige Summen in meiner Tasche lenkt mich davon ab, das Lagerhaus mit Benzin zu übergießen. Ich werfe einen Blick auf die drei Männer, die gefesselt und geknebelt in der Ecke liegen. Ihr Blut vermischt sich mit den Tränen, die über ihre Gesichter laufen.
Ja, ich bin ein verschissenes Monster. Findet euch damit ab.
Ich halte kurz inne, während die Dämpfe in meiner Nase brennen. Der pure Adrenalinstoß, wenn man weiß, dass man gerade dabei ist, ein ganzes Gebäude niederzubrennen, treibt mich an.
Ich ziehe mein Handy aus der Gesäßtasche und Kellers Name blinkt mir auf dem Display entgegen. Er ist derjenige, dessen Anruf ich immer entgegennehmen werde, egal, was passiert.
»Frankie, ich muss da rangehen. Gieß ruhig weiter«, rufe ich Frankie zu und halte ihm den Benzinkanister hin. Er war eigentlich damit beschäftigt, die Drogen ins Auto zu bringen, weil er seinen neuen Marineanzug nicht beschmutzen wollte. Aber sei‘s drum. Er ist Lucas neuester Rekrut. Anscheinend war er Leibwächter für die Familie Capri in Italien und musste wegen einer Familienangelegenheit zurück nach New York kommen.
Also kommt Frankie herüber und krempelt seine Ärmel hoch.
»Zünden wir diese Wichser an.« Sein tiefer italienischer Akzent ist wie Musik in meinen Ohren. Seine grauen Augen blitzen mit einer Rachsucht auf, die meine widerspiegelt, als er sich umdreht und beginnt, die Flüssigkeit im Raum zu verteilen.
Ich schmunzle und antworte auf Kellers Anruf.
»Mr. Killer persönlich, was verschafft mir die Ehre?« Ich kann nicht anders, als mich über seinen berühmten Boxernamen lustig zu machen. Keller ›The Killer‹ Russo wird von Tausenden von Fans mit einem echten Killer, einem Mafiakiller, verglichen. Nun, jetzt nicht mehr, denn er ist jetzt Mr. Family-Man und ich habe ihn nie glücklicher gesehen.
Als er aus der Dunkelheit heraustrat, ebnete er mir den Weg, um einzutreten. Luca, der Boss, gab mir ein Ventil für all meine aufgestaute Wut. Unter dem sorgfältig konstruierten Leben, dessen Rolle ich spielte – der Boxtrainer für die Stars, der Playboy, der Milliardär. Das ist alles nur eine Maske für mein wahres Ich. Die Dunkelheit, die mich verzehrt.
Ich bin zum Töten ausgebildet.
Das ist es, was ich gut kann.
Jetzt kann ich die professionelle Fassade aufrechterhalten, die ich aufgebaut habe, als ich meinem Leben in Chicago den Rücken zukehrte und nach New York zog. An diesem Tag rettete ich Sienna, als ich die fünf Männer, die sie festhielten, ohne mit der Wimper zu zucken, tötete. Luca hat die Wut in mir gesehen und mein Potenzial erkannt. Jetzt nutzt er es zu seinem Vorteil. Und, na ja … auch zu meinem.
Seit diesem Tag habe ich nicht mehr zurückgeblickt.
»Grayson, was hast du vor?«, fragt Keller.
»Das willst du gar nicht wissen, Keller, du könntest eifersüchtig werden.«
»Oh, ich glaube nicht.« Er gluckst, dann fügt er hinzu: »Willst du auf ein Bier rüberkommen? Sienna geht heute Abend mit Maddie aus und Darcy habe ich gerade ins Bett gebracht.«
Maddie … Fuck. Mein Schwanz zuckt schon bei ihrer Erwähnung.
Ich kann nichts für die Bilder, die mir durch den Kopf gingen, als sie vor Jamies Wohnung auf mich zugerannt ist. Sie stürzte sich in meine Arme und umarmte mich, wobei ihr Hintern perfekt in meinen Händen ruhte. Ich war mehr als verblüfft, dass die Frau, von der ich dachte, sie könne meine ganze Existenz nicht ertragen, mir in die Arme sprang. Als sie dann ihre Lippen auf die meinen presste, änderte sich alles.
Sie war die erste Frau, die ich seit sieben verdammten Jahren geküsst hatte.
Und verflucht, es war der heißeste Kuss, den ich je hatte und jemals haben werde.
Ich habe es nicht geschafft, sie aus meinem Kopf zu verbannen, egal, wie oft ich unter die eiskalte Dusche stieg, um mich zu besinnen.
Also tat ich, was ich immer tue, wenn ich mit einer Frau zusammen war: Ich habe sie geghostet.
Aber dieser kleine Sonnenschein scheint nicht zu verschwinden. Sie ist hier und bleibt. Sie erstickt mich mit ihren hellen Strahlen, während ich in der Dunkelheit gedeihe. Ich sehne mich nicht nach dem Licht. Aber ich kriege sie nicht aus meinem Kopf.
Wir sind nicht kompatibel. Doch ich kann dieses brennende Verlangen, sie zu verschlingen, einfach nicht abschütteln. Immer, wenn sie in meiner Nähe ist, möchte ich sie einfach nur nach vorn beugen und so lange ficken, bis sie die Klappe hält.
Ich kann es nicht ändern.
Sie ist berauschend. Außergewöhnlich.
»Klar, ich bin gleich da. Sorg schon mal dafür, dass das Bier kalt ist.«
»Ja ja«, sagt er und legt auf.
Ich hole das Feuerzeug aus der Innenseite meiner Anzugjacke, dann werfe ich einen letzten Blick auf das Lagerhaus. Dieser Ort fällt sowieso auseinander. Ich tue ihnen einen Gefallen. Na ja, allen, außer den drei Leichen.
Die Falcones denken vielleicht, dass sie uns mit der Lieferung übertrumpft haben, aber sie wissen nicht, wie einfach es für uns war, die Lieferung zurückzubekommen und ihre Männer zu töten. Dämliche Sackgesichter.
Ich lächle den Männern zu, schnippe das Feuerzeug an und die Flamme tanzt vor meinen Augen. Ich werfe es neben ihnen auf den Boden und die wütenden Flammen beginnen in rasender Geschwindigkeit, ihre Körper zu bedecken. Das ist mein Zeichen, zu gehen.
Frankie folgt mir dicht auf den Fersen und lässt einen schadenfrohen Laut über seine Lippen kommen. Ich setze mich auf die Fahrerseite meines weißen Audi RS6.
Frankie springt auf den Beifahrersitz und witzelt: »Fuck, was für eine beschissene Art, zu sterben.«
»Ich kann mir Schlimmeres vorstellen. Das machen wir beim nächsten Mal.«
Der Motor heult auf, als ich auf die schimmernden Lichter von Manhattan zufahre.
Ich fahre zu Kellers gottverdammt schicker Villa, selbst die Kiesauffahrt dieses Anwesens ist extravagant. Ich stelle den Motor neben dem pompösen Springbrunnen ab und schüttle leise lachend den Kopf. Er hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um seiner Frau alles zu bieten.
Ich klopfe an die Eingangstür und stecke die Hände in die Taschen. Wie aus dem Nichts überkommt mich eine Welle der Nervosität. Das gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht.
Es vergehen ein paar Minuten, aber niemand öffnet. Ich klopfe lauter.
Ich weiß, dass sie da drin ist, ich kann es fühlen.
Mein Körper fühlt sich zittrig vor Erregung an, mein Herz flattert in meiner Brust. Die Wirkung, die diese Frau auf mich hat, ist beängstigend.
»Einen Moment, ich komme ja schon!« Ihre Stimme lässt meinen Atem stocken.
Ich weiß, dass sie wütend auf mich sein wird, mir noch abweisender begegnen wird als sonst. Sie weiß nichts von meiner Nicht-Küssen-Regel oder meiner Vergangenheit. Selbst nachdem ich Siennas Entführer getötet habe und mit ihrem Blut beschmiert wurde, hat sie nicht gezögert. Sie hat keine Angst vor mir oder vor dem, was ich bin.
Sie merkt nicht, dass ich umso mehr erregt werde, je wütender sie wird. Es hat einfach etwas, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich so verdammt anstrengt, mir zu widerstehen. Schon bei dem Gedanken daran werde ich hart.
Die Tür fliegt auf, ihr Blick fällt auf mich. Ihre Stimmung ist offensichtlich nicht sehr erfreut, denn sie rümpft die Nase und kneift misstrauisch die Augen zusammen. Oh, sie ist wirklich wütend.
Ich verschlinge sie mit meinen Augen. Diese Frau ist verdammt heiß. Sie trägt ein kurzes, enges Glitzerkleid, das knapp unter ihrem Hintern endet und kaum ihre Pussy verdeckt, von der ich seit einem Jahr träume. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen und lande auf ihren Brüsten, die das Kleid perfekt ausfüllen. Der Blick auf ihr Dekolleté in diesem Fummel grenzt an Perfektion. Als ich endlich ihr Gesicht erreiche, verschränkt sie die Arme über ihren Brüsten und sieht mich immer noch finster an. Die kleine, silberne Sonnenhalskette liegt zwischen den Ansätzen ihrer Schlüsselbeine. Selbst wenn sie aussieht, als wollte sie mich mit bloßen Händen umbringen, ist sie wunderschön. Ihre smaragdgrünen Augen treffen mich mitten ins Herz und diese vollen Lippen betteln darum, um meinen Schwanz geschlossen zu werden.
Scheiße, ich muss Sex haben. Ich kann nicht auf diese Art an sie denken. Nicht, dass es jemals helfen würde, eine andere zu ficken …
»Fuck, Sonnenschein, du siehst unglaublich aus«, raune ich.
Sie zieht nur eine Braue hoch. »Oh, danke.« Die Röte breitet sich auf ihrer Brust aus. Offenbar gehe ich ihr genauso unter die Haut, wie sie sich in meine gekrallt hat.
»Willst du nur dastehen, oder lässt du mich rein?«, frage ich schmunzelnd.
Ihre zierlichen Finger umschließen die Tür und sie zieht sie zu sich heran, um sie ganz zu öffnen. Ich schreite an ihr vorbei, mein rechter Arm streift sanft ihre Seite und diese flüchtige Berührung schickt Stromstöße durch meinen Körper. Ich zische bei der Berührung auf, als sie die Tür sanft schließt und sich zu mir umdreht.
»Schöne Schuhe. Ich glaube, mit denen kann man leicht jemandem ein Auge ausstechen, wenn es sein muss.« Ich zwinkere ihr zu. Ein Teil von mir glaubt ernsthaft, dass sie das eines Tages tun würde. Bei mir.
»Es wird deines sein, wenn du nicht die Klappe hältst. Das Baby schläft«, schnauzt sie. »Oh, warte, ich habe vergessen, dass du jetzt ein großer, böser Mafioso bist, also halte ich besser die Klappe.« Sie rollt tatsächlich mit den Augen. Maddie weiß, wie man mich auf die Palme bringt und schreckt nicht davor zurück, mich zur Weißglut zu treiben.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich ihr eine Kostprobe davon gebe, was passiert, wenn sie den Bären anlockt.
Ich pirsche mich an sie heran und als sie einen Schritt zurückgeht, stößt sie mit dem Rücken gegen die Tür. Ich stütze meine Hände neben ihrem Kopf an die Tür, ihr Mund verzieht sich zu einem perfekten O. »Stell mich nicht auf die Probe, Sonnenschein.«
Sie reckt trotzig ihr Kinn in die Höhe. Ihre Augen treffen meine, ein verschmitztes Lächeln umspielt ihre Lippen.
Oh, jetzt geht's los.
»Von einem Mann, der nicht einmal die Eier hat, sich nach einem Kuss zu melden? Bitte … als ob ich Angst vor dir hätte«, schimpft sie.
»Das solltest du«, flüstere ich ihr ins Ohr und eine Gänsehaut wandert über ihren Hals.
»Wie auch immer, Grayson. Es war sowieso ein Fehler.« Bei dem letzten Teil stockt ihre Stimme.
»Autsch, das tut weh, Baby.« Ich fahre mit meinem Zeigefinger über die weiche Haut ihrer Wange und die Kurve ihres Halses hinunter. »Es ist so schade, dass dein Körper dich verrät. Ich wette, wenn ich meine Finger unter dein enges Kleidchen schieben würde, wäre deine Pussy klatschnass. Nur für mich.«
Ihr Mund öffnet sich, doch schnappt wieder zu. Ich glaube, ich habe sie endlich zum Schweigen gebracht, ohne meinen Schwanz in ihren hübschen kleinen Mund rammen zu müssen.
Maddie zuckt zusammen, als Keller sich hinter mir räuspert. Ihre Wangen nehmen die Farbe einer Erdbeere an und ihr Gesicht wird von dem gleichen schuldbewussten Blick eines Kindes gezeichnet, das beim Diebstahl von Süßigkeiten erwischt wird.
Seufzend richte ich mich auf, Maddie schiebt sich unter meinen Arm hindurch und zerrt unbeholfen am Saum ihres Kleides. Ich gehe geradewegs an ihr vorbei und schließe die zierliche Sienna in eine feste Umarmung.
»Du siehst umwerfend aus, Sienna«, sage ich und trete zurück. Ohne es zu sehen, weiß ich, dass Keller mich mit düsteren Blicken anstarrt. Er ist nie ganz darüber hinweggekommen, dass ich Sienna eigentlich vor ihm kannte.
»Mr. Killer, ist es schon Zeit für ein Bier? Ich bin etwas aufgeregt«, frage ich, drehe mich um und zwinkere Maddie zu, die mich finster beäugt.
Kellers tiefes Lachen erfüllt den Raum, Sienna wirft Maddie einen fragenden Blick zu.
»Ja, lass uns gehen«, antwortet Keller lachend, schnappt sich seine Frau und beginnt, sie vor unseren Augen – nicht zu küssen – regelrecht zu verschlingen. Ich werfe einen Blick auf Maddie und ziehe amüsiert die Brauen hoch. Sie zieht ihre Unterlippe zwischen den Zähnen und versucht, ein Lachen zu unterdrücken.
Und schon beginnt mein Herz zu klopfen. So wie es das jedes Mal tut, wenn sie lächelt. Ich werte das als mein Zeichen, zu gehen, hebe meine Hand und winke, während ich in die Küche gehe.
»Einen schönen Abend noch, meine Damen«, rufe ich und bedeute Keller, dass er sich verdammt noch mal beeilen soll.
»Scheiße, ist das gut«, stöhne ich, während das eiskalte Bier meine Kehle hinunterfließt.
»Was zum Teufel war das mit Maddie?«, fragt Keller und geht an mir vorbei, um sich die Flasche zu schnappen, die ich für ihn aus dem Kühlschrank genommen habe.
»Ich verarsche sie nur.«
»Es hat also nichts mit dem Kuss zu tun?«, entgegnet Keller schmunzelnd.
Ich spuckte daraufhin mein Bier aus. Wie zum Teufel kann er …?
Oh, warte, Maddie.
»Es war nichts.«
»Ich kann nicht glauben, dass du es mir nicht gesagt hast. Also, wie war dein erster Kuss seit acht Jahren?«
»Sieben«, korrigiere ich tonlos.
Ich hätte es ihm sagen sollen; er ist mein bester Freund. Scheiße, ich habe ihn in den letzten sechs Jahren fast jeden Tag trainiert. Zusammen haben wir ihn zum unangefochtenen Weltmeister im Schwergewicht gemacht. Es gibt nicht viel, was wir nicht übereinander wissen.
Aber es fühlte sich einfach nicht richtig an, mit ihm über Maddie zu reden.
»Es war nur ein Kuss«, wiederhole ich, ohne zu wissen, wen ich damit überzeugen will.
»Ja, deshalb gehst du ihr seit Monaten aus dem Weg, als sei sie die verdammte Pest. Komm schon, Mann, wir wissen, dass du sie willst. Es ist offensichtlich, seit du sie das erste Mal gesehen hast.«
Ja, ich will sie, und das ist das verdammte Problem.
Ich wollte nie eine Frau für mehr als eine Nacht. Aber bei Maddie stelle ich mir all die Nächte vor, in denen ich sie nehmen könnte, wie sie mir ins Ohr stöhnt und meinen Namen schreit. Die einzige Möglichkeit, mich davon abzuhalten, ist, ihr aus dem Weg zu gehen. Je öfter ich sie sehe, desto mehr will ich sie.
»Verpiss dich, Keller«, warne ich, greife fester nach der Flasche und nehme einen weiteren Schluck.
»Gut«, antwortet er und hebt die Hände zur Kapitulation hoch. »Wie läuft's mit Luca? Sieht aus, als hättest du eine Menge Spaß.«
»Es ist ein verdammtes Gemetzel, ich liebe es.«
»Wer hätte das gedacht – mein Trainer nimmt meinen Platz als Mafiakiller ein. Ich wusste nicht, dass du das draufhast. Sieht so aus, als ob das ganze Special-Forces-Training sich als nützlich erweist. Aber, verdammt, wir brauchen dich wieder im Kings Gym. Wir haben jeden Tag neue Anmeldungen.«
Das Kings Gym ist unser Baby, unser Lebenswerk. Seit Keller letztes Jahr unangefochtener Schwergewicht-Champion wurde, stehen die Amateurboxer buchstäblich Schlange, um Mitglied zu werden. Sie wollen von den Besten trainiert werden und mit den Besten der Welt kämpfen.
»Ich kümmere mich darum. Es war nur eine anstrengende Woche. Du weißt, dass ich dich nicht im Stich lassen werde.«
Er nickt als Antwort. »Komm, wir schauen uns Andres Kampf an«, sagt er dann.
Ich kneife mir in den Nasenrücken, um den Druck zu lindern, denn meine Gedanken sind immer noch bei Maddie.
Ich muss sicherstellen, dass ich weg bin, bevor sie und Sienna nach Hause kommen.
Es ist ein typischer Freitagabend im The End Zone. Es ist voll, aber einer der Vorteile, die Sienna genießt, weil sie mit dem Besitzer verheiratet ist, ist, dass wir immer unsere Lieblings-VIP-Lounge bekommen. Ich lasse mich in das schwarze Leder sinken und bewundere die vielen Shots, die auf dem goldenen Tisch aufgereiht sind, wobei eine Magnumflasche Champagner in der Mitte steht.
Nach der Auseinandersetzung mit Grayson brauche ich so viel Alkohol, wie ich kriegen kann.
Dieser Mann entfacht ein Feuer in mir, das ich nicht zu löschen vermag. Hier bin ich also wieder, sexuell frustriert wegen eines Mannes, den ich nicht haben kann.
Ich kippe den Tequila herunter, der Inhalt brennt auf dem Weg nach unten.
»Was war das vorhin mit Grayson?«, fragt Sienna und schenkt sich ein Glas Champagner ein.
»Ich habe keine Ahnung, Si. Der Mann ist ein Wrack.«
Sie weiß von dem Kuss und dass ich danach wütend auf ihn war. Aber ich glaube, seitdem konnte ich meine wahren Gefühle gut verbergen.
Er hatte vorhin nicht unrecht, als er sagte, dass ich klatschnass sein würde. Wenn ich ihn nur ansehe, wird mein Höschen feucht.
»Ihr verhaltet euch beide ziemlich seltsam seit diesem Kuss. Du weißt schon, dass er seit Jahren niemanden mehr geküsst hat, oder? Nicht einmal Keller hat eine Ahnung, warum.«
Ich hätte den Schluck Schampus in meinem Mund beinahe über den Tisch gespuckt. »Mach dich nicht lächerlich, du weißt genauso gut wie ich, dass der Mann alles fickt, was eine Pussy hat.«
Nun, jede außer mir.
»Ich habe nicht ficken gesagt. Ich sagte, küssen, Maddie.«
Oh, auf gehts. Seitdem ich es ihr gesagt habe, drängt Sienna mich, meine Gefühle zuzugeben und nicht mehr mit Gregory auszugehen. Doch da gibt es nichts zuzugeben. Grayson ist wohl kaum derjenige, der mir eine Ehe, eine Familie und bedingungslose Liebe schenken wird.
»Du weißt so gut wie ich, Si, dass Grayson kein Mann von Dauer ist.«
»Meinst du nicht, dass du vielleicht, nur vielleicht, aufhören solltest, alle anderen glücklich machen zu wollen, und etwas für dich selbst tun solltest? Es könnte einen Grund dafür geben, dass es mit niemandem funktioniert. Es ist seine und nicht deine Geschichte.«
Tja … Scheiße.
Ich tue das, was ich am besten kann, nehme noch einen Schnaps und kippe ihn runter. Ich schiebe Sienna einen zu, in der Hoffnung, dass sie dadurch aus ihrer mütterlichen Ratschlag-Phase herauskommt.
»Komm schon, Si, das ist unser erster Mädelsabend seit Ewigkeiten. Lass uns die Männer für eine Minute vergessen, trinken und tanzen. Das ist es, was mich jetzt wirklich glücklich machen würde«, sage ich und nippe an meinem Champagner, um den Geschmack des Wodkas herunterzuspülen, der immer noch auf meiner Zunge liegt.
Sie nickt niedergeschlagen und kippt den Shot eher holprig hinunter. Ich kichere, weil der Rausch des Alkohols mich endlich erreicht.
Zwei Stunden später sind der Tisch mit den Shots und die Champagnerflasche weg. Ich schwanke auf meinem Platz und kann nicht aufhören, zu kichern. So besoffen war ich schon lange nicht mehr. Sienna ist damit beschäftigt, Keller betrunken eine SMS zu schreiben, während sie errötet.
»Hey, Si, ich gehe nur schnell auf die Toilette«, sage ich und schnappe mir meine Clutch vom Sitz. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie ich überhaupt einen Satz bilden konnte, geschweige denn geradeaus gehen. Auf wackeligen Beinen mache ich mich auf den Weg, wobei ich mich an der Wand abstütze.
Ich sitze auf dem Klo, den Deckel noch unten, und lasse meinen Kopf in die Hände fallen. Meine Ellbogen stützen sich auf meine Knie und ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, dass der Raum aufhört, sich zu drehen. Ich muss hier raus und Sienna nach Hause bringen. Sie ist noch schlimmer dran als ich.
Ich taste auf dem klebrigen Boden nach meiner Tasche und stelle fest, dass sie bereits auf meinem Schoß liegt.
Mein Gott, reiß dich zusammen, Maddie.
Ich krame mein Handy hervor und blinzle, um die Tasten auf dem Display zu erkennen. Ich tippe auf das grüne Symbol und beginne, eine SMS zu schreiben. Gregory wird uns abholen, er ist ein netter, anständiger Mann. Ich habe seinen Kontakt rausgesucht und beginne wahllos zu tippen, in der Hoffnung auf das Beste. Ich kann nicht sehen, was ich tue, also tippe ich aus dem Gedächtnis.
Ich: Hey Babes, ich bin soooooo betrunken und brauche bitte eine Mitfahrgelegenheit
Das wird genügen. Ich weiß nicht, wie lange ich dort noch saß und auf den Boden gestarrt habe. Mein Telefon klingelt eine halbe Ewigkeit nicht, also seufze ich und stehe auf. Der Raum scheint mittlerweile nicht mehr zu schwanken, also drehe ich den Hahn auf, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und trinke einen Schluck direkt aus der Leitung.
Als ich wieder an der VIP-Lounge ankomme, bleibe ich stehen. Er istda. Mit ausgestreckten Beinen, die Arme über die Rückenlehne ausgebreitet, sieht er aus wie der Sexgott, der er wahrscheinlich ist. Sogar in Jeans und einem einfachen, engen weißen T-Shirt sabbere ich beim Anblick seiner Muskeln, die sich unter dem Stoff abzeichnen. Ehrlich gesagt, so sehr es mich auch nervt … er ist verdammt heiß. Sogar seine Haare gefallen mir; er hat sie nach dem Buzzcut wachsen lassen. Oben ist es jetzt länger und ich erkenne seichte Wellen darin.
Ich hole tief Luft und versuche, das Verlangen, das in meinem Inneren brodelt, zu unterdrücken. Ich bin betrunken und geil, und nach dem Vorfall von vorhin werde ich immer noch feucht im Gedanken an seine Worte. Gott, die Art und Weise, wie er mich beherrscht hat. Er hat meinen sturen Willen ausgelöscht, ohne mich auch nur zu berühren.
»Na, sieh mal einer an. Du kannst aufhören, zu starren, und dich setzen, wenn du willst, Maddie. Ich werde nicht beißen«, spottet er und klopft auf seinen Schoß. Seine Augen verschlingen mich und lassen mich auf der Stelle dahinschmelzen. Dann fällt mir ein, dass er alles ist, was ich nicht will, und ich schüttle mich aus meinem lustvollen Dunst zurück in die Realität.
Ich ignoriere seine Aufforderung und quetsche mich in die Sitzecke neben Sienna. »Was machst du hier?«, frage ich Grayson.
»Du hast mir eine SMS geschickt, Sonnenschein. Und hier bin ich, zu deinen Diensten«, neckt er mich und schenkt mir sein sexy Grinsen, bei dem seine weißen Zähne hervorlugen. Diese verdammten Lippen würde ich am liebsten küssen.
Hör auf, Maddie, du bist betrunken!
»Nein, ich habe Gregory eine SMS geschickt?«, antworte ich verunsichert, krame mein Handy aus der Tasche und rufe meine letzten Nachrichten auf. Scheiße, ich habe tatsächlich Grayson geschrieben.
»Hey, Maddie«, ruft eine tiefe, männliche Stimme hinter mir. Etwas klingelt, aber ich kann diese Stimme im ersten Moment nicht zuordnen. Bis ich mich umdrehe. Ein Typ, mit dem ich vor einer Weile getanzt habe, kommt auf mich zu und grinst mich an. Ich schenke ihm ein süßes Lächeln und spüre die ganze Zeit Graysons Augen, wie sie mich durchbohren.
»Hey.«
Der Mann, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, schaut an mir vorbei zu Grayson und zögert, bevor er spricht. »Hast du Lust auf einen Drink und einen weiteren Tanz?«, fragt er und schenkt mir ebenfalls ein sanftes Lächeln.
Das nervige Räuspern von Grayson dringt an meine Ohren. Sein Kiefer ist zusammengebissen und seine Fäuste liegen geballt auf dem Tisch. Ich ziehe eine Braue hoch und versuche, ihm zu signalisieren, dass er sich verpissen soll, ohne es vor dem Mann, der tanzen will, aussprechen zu müssen.
»Sie geht«, erklärt Grayson und starrt mich an, was dazu führt, dass ich mich plötzlich unwohl fühle.
»Werde ich das?«
Ich bitte Sienna mit einem flehenden Blick um Hilfe, die nur mit den Schultern zuckt, lacht und ihren Blick zwischen Grayson und mir hin und her wirft. Das war keine große Hilfe, Sienna. Grayson knallt seine Fäuste auf den Tisch und steht auf. Seine Größe und sein kräftiger Körperbau lassen den fremden Tänzer im Vergleich dazu winzig aussehen. Grayson schreitet zu mir herüber, mit diesem Blick, der einfach nur schreit: »Verarsch mich jetzt nicht oder du wirst es bereuen«. Und ehrlich gesagt, habe ich gerade nicht die Energie, mich mit seinem Macho-Contest zu beschäftigen. Ich seufze und drehe mich wieder zu meinem neuen Freund um.
»Es tut mir leid, er hat recht. Ich bin dabei, zu gehen. Vielleicht ein anderes Mal«, sage ich und werfe ihm einen entschuldigenden Blick zu.
Er nickt und verlässt den VIP-Bereich.
»Oder vielleicht auch nicht«, knirscht Grayson und streckt seine Hand aus. Die Art, wie er sich verhält, und die Dinge, die er sagt, stimmen nie ganz überein. Meistens geht er mir aus dem Weg, wie mein Vater dem Scheidungsanwalt, und bei anderen Männern wird er ganz besitzergreifend.
»Oh, ehrlich, verpiss dich, Grayson«, schnauze ich, stehe von selbst auf und schlage seine Hand weg. »Sienna, bist du bereit?«
Sie nickt und verlässt eilig die Lounge, stellt sich neben mich und verschränkt ihren Arm mit meinem. »Ihr zwei müsst das wirklich aus der Welt ficken. Jetzt.« Sie kichert betrunken in mein Ohr.
Ich schüttle den Kopf und gehe mit ihr im Schlepptau weiter zum Hinterausgang und zu Graysons schickem weißem Audi, dessen Lichter aufblitzen, als wir uns nähern.
»Steigt ein«, schimpft Grayson, stürmt vorbei, öffnet die Beifahrer- und die Hintertür. Er dreht sich zu uns um und streicht mir sanft die Haare aus dem Gesicht.
»Du. Auf den Beifahrersitz«, fordert er und geht. Sienna kichert, als sie hinten ins Auto schlüpft, und lässt mich auf die offene Tür vor mir starren. Warum habe ich das Gefühl, dass das hier eine wirklich schlechte Idee ist?
Die Fahrt verläuft schweigend. Grayson umklammert das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten.
Kaum sind wir angekommen, öffnet Keller von außen die Tür und holt eine schlafende Sienna von der Rückbank. »Danke, dass du sie nach Hause gebracht hast. Viel Spaß noch, ihr zwei.« Er gluckst.
Meine Lider beginnen, schwer zu werden. Bei der Hitze, die mir ins Gesicht steigt, wird der Kampf, wach zu bleiben, immer härter. Ich stütze meinen Kopf in die Handfläche und lehne mich an das kühle Autofenster.
»Sonnenschein, hast du deine Schlüssel?«
Ich bin so müde, dass ich kaum den Kopf heben kann, also nicke ich nur. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich in seinem starken Griff schwebe und der gleichmäßige Rhythmus seines Herzschlags mich fast wieder in den Dämmerschlaf schickt. »Mmm, du riechst gut.«
»Danke, Sonnenschein, du riechst auch nicht schlecht. Eine Mischung aus Vanille und Tequila«, flüstert er.
»Ich mag es, wenn du nicht so mürrisch und nervig bist«, sage ich. Der Filter zwischen meinem Gehirn und meinem Mund hat nicht funktioniert.
»Nun, ich mag es, wenn du mir nicht drohst, mich umzubringen, oder mir sagst, ich soll mich verpissen.«
Nachdem wir die Treppe zu meiner Wohnung hinaufgegangen sind, stellt er meine Füße vorsichtig auf den Boden.
»Hast du einen guten Kaffee?«, fragt er grinsend.
»Ich lebe von dem Zeug, also ja«, sage ich und öffne die Haustür. »Ahhhh, das ist ja fast schon orgasmisch«, stöhne ich, als ich meine Füße endlich von den Absätzen befreie und sie abtrete.
Grayson hustet hinter mir, während er versucht, sein Lachen zu unterdrücken. »Sonnenschein, wenn das für dich ein Orgasmus ist, tust du mir leid.«
»Oh, du hast ja keine Ahnung.« Ich mache mich auf den Weg zur Kaffeemaschine und schnappe mir auf dem Weg zwei rosa Tassen.
Neun Minuten nach drei, blinkt mir auf der Anzeige des Ofens entgegen.
Scheiße, es ist spät.
Ich gähne, als ich die bernsteinfarbene Flüssigkeit in die Tassen fülle. Ich brauche ein paar Minuten, um meine Augen ausruhen zu lassen, und schließe die Lider.
»Komm schon, Sonnenschein, Zeit fürs Bett.«
Ich öffne die Augen und finde mich wiederan seine Brust geschmiegt.
Grayson legt mich behutsam auf das Bett, mein Kopf sinkt in die Kissen. Ein flaues Gefühl überkommt mich, als er die Bettdecke über mich legt und mir dann die Haare aus dem Gesicht streicht. Ich ergreife sein Handgelenk, bevor er sich abwenden kann. »Bleib.«
»Versprichst du, dass du deine Hände bei dir behältst?« Er grinst.
»Ich verspreche es.«
Ich werde aufmerksam, als er am Saum seines Shirts zupft und es über seinen Kopf zieht, sodass sein durchtrainierter Oberkörper zum Vorschein kommt. Dunkle Tattoos bedecken seine Brust. Ich wusste ja, dass er gut gebaut ist, aber, verdammt, sein Körper ist ein Kunstwerk. Am liebsten würde ich mit meinen Händen das perfekte V über seiner Jeans entlangfahren.
»Augen zu mir, Sonnenschein.« Seine tiefe Stimme reißt mich aus meiner Benommenheit.
Er reißt seine Jeans herunter und enthüllt Tätowierungen, die sich von seinen dicken Oberschenkeln bis zu den Knöcheln aus den Boxershorts winden. Meine Augen weiten sich, als ich den Umriss seines Schwanzes bemerke, der sich gegen den Stoff drückt. Heilige Scheiße, so groß ist er auf keinen Fall.
Grayson lacht und schüttelt den Kopf, während er seine Klamotten zusammenlegt und sie ordentlich auf meine Kommode legt.