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Die Fernsehmoderatorin Martina Reuter war curvy und als Plus-Size-Model erfolgreich. Mit ihrem Körper fühlte sie sich immer wohl, bis sie es irgendwann nicht mehr tat. Müde, abgeschlagen und kraftlos beschloss sie, etwas zu ändern. Ihr Ziel: 30 Kilo abnehmen und als Model bei der New York Fashion Week laufen. Mit ihrer überraschenden 14-Tage-Formel erfüllte sie sich diesen Traum in nur einem Jahr. Heute fühlt sie sich besser denn je. Und sie weiß: Was sie geschafft hat, kann jeder schaffen.
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Outfit am Cover von
Martina Reuter:
Die 14-Tage-Formel
Alle Rechte vorbehalten
© 2025 edition a, Wien
www.edition-a.at
Cover: Bastian Welzer
Coverfoto: Lukas Beck
Fotos im Buch: Valerie Voithofer, Privat
Satz: Bastian Welzer
Gesetzt in der Premiera
Gedruckt in Europa
12345—28272625
ISBN: 978-3-99001-868-2
eISBN: 978-3-99001-869-9
MARTINA REUTER
Der Abnehm-Plan für dein neues Leben
edition a
Kapitel eins
Der große Auftritt
Kapitel zwei
Wie ich dick wurde
Kapitel drei
Der Entschluss, abzunehmen
Kapitel vier
So funktioniert die 14-Tage-Formel
Kapitel fünf
Mein Weglass-Programm
Kapitel sechs
Aufhören macht Spaß
Kapitel sieben
Disziplin und Selbstüberwindung
Kapitel acht
Die lieben Freunde
Kapitel neun
Sport
Kapitel zehn
Body Positivity
Kapitel elf
Rezepte
Kapitel zwölf
Mein neues Leben
Die meisten Dinge tun wir aus einem bestimmten Grund. Um Geld zu verdienen, um Anerkennung zu bekommen oder um strategische Vorteile zu erzielen. Doch manche Dinge tun wir nur für uns selbst, und die sind manchmal die besten von allen. Es können kleine, stille Dinge sein, aber auch richtig große und spektakuläre. Das hier ist die Geschichte meines Auftritts bei der New York Fashion Week, als 45 Jahre alte alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die sich eben noch wegen zu vieler Kilos unwohl in ihrem Körper gefühlt hatte.
Noch nie in meinem Leben war ich so nervös gewesen wie am 5. Februar 2025. Ich stand in einer New Yorker Fabrikhalle aus dem frühen 20. Jahrhundert, die jetzt ein Event-Center war, im Backstage-Raum. Schwere Parfüms und Deos hingen in der Luft, aber sie konnten den allgegenwärtigen Schweißgeruch nur notdürftig überdecken. Es herrschte ein Gedränge und Gewusel und alle waren aufgeregt, wenn auch nicht so sehr wie ich. Auch Kinder waren da, im Alter von zwölf und sechzehn Jahren ungefähr. Sie saßen am Boden, in hohen Schuhen und Kleidern, die wie Bonbonverpackungen aussahen. Um sie herum ragten Frauen um die zwanzig empor, groß, schlank und furchteinflößend schön.
Mitten in diesem Chaos stand ich mit meinem kleinen Handgepäckskoffer und versuchte, mich irgendwie zu orientieren. Mühsam bahnte ich mir einen Weg zwischen den Frauen hindurch.
Entschuldigen Sie bitte, darf ich?
Die meisten waren so mit sich selbst beschäftigt, dass sie mich kaum bemerkten, während ich allmählich verzweifelte.
Wo war Pia?
Beinahe wäre ich über eines der sitzenden Kinder gestolpert.
Sorry.
Keine Reaktion. Auch die Kinder waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Irgendwie landete ich schließlich im Make-up-Raum, der ein kleines Schlachtfeld war. Eigentlich war es ein Make-up-Saal mit jeder Menge Spiegeln und Schminktischen, um die wir kämpfen mussten wie um die letzte Rolle Toilettenpapier. Immerhin war ich vorbereitet. Die Designerin, die mich engagiert hatte, hatte mir, der unerfahrenen Österreicherin, im Vorfeld Hinweise gegeben, worauf ich achten sollte.
Als Allererstes hatte sie mir gesagt, ich solle mit glatten Haaren kommen, denn mit Locken wäre ich von gestern. Die seien in den USA derzeit megaout. In einer Dry Bar hatte ich mir deshalb extra die Haare föhnen und glätten lassen. Dry Bars bieten professionelles Haarstyling ohne Waschen, Schneiden oder Färben an.
Kaum in der Maske angekommen, informierte mich eine leicht genervte Mitarbeiterin, dass die Designerin ihre Meinung geändert habe. Dabei deutete sie auf meine Frisur. »Pardon?«, fragte ich nach, da ich akustisch nicht gleich verstanden hatte, was nun angesagt war.
Da traten schon zwei Visagistinnen hinter mich und bearbeiteten meine Haare. Pippi-Langstrumpf-Styling war dem Anschein nach angesagt, während ich mich wie ein Produkt auf einem Fließband fühlte.
Für Small Talk mit den Visagistinnen war keine Zeit.
Pippi-Langstrumpf-Styling? Über so eine Frisur hatte ich mich bisher noch nie gewagt. Was soll’s, dachte ich, es war ja auch kein normaler Tag. Mitzureden hatte ich sowieso nichts.
Frisiert und etwas verloren blickte ich mich um. Wo war meine Gruppe? Es gab keine Schilder, keine Aufschriften, nur all diese Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Als ich stehen blieb, um Luft zu schnappen, erkannte ich ein Muster. Die Frauen mit ähnlichen Frisuren gehörten zusammen. Sie bildeten Gruppen. Erleichtert atmete ich auf, als ich Frauen entdeckte, deren Haar ebenso zu festen Zöpfen geflochten war. Offenbar gab es eine Pippi-Langstrumpf-Fraktion. Zielstrebig steuerte ich auf sie zu. Als ich es endlich bis zu ihnen geschafft hatte, war ich schweißgebadet.
Schließlich sah ich sie. »Pia!«, rief ich und winkte mit hochgestrecktem Arm. »Hier bin ich!«
Pia Bolte, die Designerin, teilte meine Erleichterung nicht. Klar, dass ich kommen würde. Klar, dass ich pünktlich war. Klar, dass ich richtig vorbereitet sein würde. Wer, der halbwegs professionell war, würde bei so einem Auftritt schon leichtfertig Fehler machen? Pia warf mir nur einen kurzen Blick zu. »Super«, sagte sie. »Mach dich bitte fertig. Jetzt.«
So war es nun einmal auf der New York Fashion Week. Immerhin war sie eine der Big Four der internationalen Modewochen und markierte traditionell den Auftakt der globalen Fashion-Saison. Zweimal im Jahr verwandelte sie die amerikanische Metropole in ein Zentrum für Mode, Kunst und Popkultur, das Designer, Prominente, Influencer und Presse aus aller Welt anzog. Auf ihren Laufstegen brillierten nicht nur etablierte Labels wie Michael Kors oder Carolina Herrera, dort bekamen auch Talente mit innovativen Ideen ihre Chance. Die Shows fanden an spektakulären Orten statt, von Industriehallen wie dieser in Brooklyn oder in Manhattan bis zu Rooftops mit Skyline-Blick. Die Show setzte regelmäßig ästhetische und gesellschaftliche Trends und war darüber hinaus ein wirtschaftlicher Impulsgeber für New York, der Millionen von Dollar Umsatz generierte.
Zeit für Sentimentalitäten gab es hier jedenfalls keine. Das war ein hartes Business. Ich durfte keine Nerven zeigen. Ich hatte mich so lange auf diesen Tag vorbereitet, und ich wollte das jetzt durchziehen, komme, was wolle.
Umziehen stand an. Bloß wo? Ich erkannte rasch, dass es keine Umkleidekabinen gab. Die Models zogen sich dort um, wo sie standen. Sie hatten offenbar keine Probleme damit, sich in Unterwäsche zu zeigen. Also machte ich es ebenso. Ich schlüpfte aus meinen Klamotten und streifte mir das Outfit über, das Pia für mich ausgewählt hatte. Eine High-Waist-Hose und ein Cropped-Sweater im Nieten-Look mit giftgrünen Dollarzeichen, Totenköpfen und dem Schriftzug »New York«. Dazu hohe schwarze Lederstiefel. Richtig Punk.
So stand ich da, während ich offenbar in der nächsten Phase des Fließbandes landete. Schweigende Frauen behängten mich nun von allen Seiten wie einen Christbaum. Gürtel, Brillen und Ketten. Ich bemerkte, hier gab es keine Sonderbehandlung. Ich war nur eines unter tausenden Models, für Pia waren dreißig da.
Dabei hatte ich allen Grund, mich anders zu fühlen. Ich hatte keinerlei Vorerfahrung mit derartigen Events, was vielleicht auch noch auf einige andere zutraf. Dazu war ich mit meinen 45 Jahren auch noch mehr als doppelt so alt wie der Durchschnitt hier. So betrachtet war das Ganze Wahnsinn. Gleichzeitig war es der geilste Tag meines Lebens.
Als ich auf die Uhr sah, traf mich der Schlag. Noch mehr als eine Stunde warten! Dabei konnte ich in den Schuhen mit den Zwölf-Zentimeter-Absätzen kaum aufrecht stehen. Die Schuhe waren Größe 38, meine Füße jedoch Größe 41. Meine Zehen fühlten sich an wie Presswürste.
Die Schmerzen waren unglaublich, aber ich war nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. Zähne zusammenbeißen, hieß es. Ich hatte mir das selbst eingebrockt, ich würde es aussitzen. Oder ausstehen, je nachdem. Denn Stühle oder Couches gab es keine. Also machte ich es wie die anderen Models und ließ mich einfach auf den Boden sinken. Dort saß ich und beobachtete das Chaos um mich, zu dessen Teil ich geworden war.
Von dort unten hatte ich die Gelegenheit, die Menschen um mich herum zu mustern. Ganz ehrlich, da waren ein paar gut aussehende Männer dabei. Das fiel mir jetzt auf. Das in Kombination mit den fehlenden Umkleidekabinen verschaffte mir genug Ablenkung, um meine schmerzenden Füße für eine Weile zu vergessen.
Irgendwann gab Pia mir und den anderen aus der Pippi-Langstrumpf-Fraktion ein Zeichen. Wankend stand ich auf und ignorierte den Schmerz in meinen Füßen. Ich folgte den anderen Mädels zum Laufsteg. Bereits beim Hereinkommen hatte ich die 600 Besucher gesehen, die zu beiden Seiten davon saßen und jede meiner Bewegungen beobachten würden. Sie alle waren zum Teil noch verrückter gestylt als wir, alles Profis aus der Modebranche. Ob ihnen auffallen würde, dass ich noch nie über einen Laufsteg gegangen war?
Von Weitem konnte ich das Klicken der Fotoapparate hören. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mir war kotzübel. Eigentlich war ich eine Rampensau, aber in diesem Moment dachte ich, ich stünde kurz vor dem Herzinfarkt. Bloß jetzt funktionieren, dachte ich und redete in Gedanken auf mich ein. Du kannst das. Du hast es schon gezeigt, in kleinerem Rahmen, aber doch. Du bist gut.
Wir Langstrumpf-Models stellten uns in einer Reihe auf und Pia musterte uns. Sie nahm die letzten Änderungen vor und richtete die Abfolge ein, in der wir den Steg betreten sollten. Vor mir blieb sie unversehens stehen. Es war ein Schreckmoment, fünf Minuten vor der Show. Verdammt, stimmte etwas mit mir nicht? Konnte sie es sich jetzt noch anders überlegen und mich um den Auftritt meines Lebens bringen?
Sie sah mich an, als wäre das unsere erste Begegnung. »Hey, Martina«, sagte sie, »du bist doch Fernsehmoderatorin, oder nicht?«
»Ja, stimmt«, brachte ich heraus.
»Dann kannst du die Show mit ein paar Worten eröffnen?«
Fuck.
Was waren meine Alternativen? Ich konnte sagen: Ich traue mich nicht. Oder: Ich weiß doch gar nicht, was ich sagen soll. Während mir das noch durch den Kopf ging, hörte ich mich schon antworten. »Ja, klar«, sagte ich. »Kein Problem.«
Pia lächelte mich zufrieden an und gab mir ein paar Sätze mit, die ich sagen konnte.
Mein Englisch war alles andere als perfekt. Eilig versuchte ich, alle Vokabel zu mobilisieren, die ich seit meiner Schulzeit angehäuft hatte. Bevor ich sie noch probeweise aussprechen konnte, stand schon ein Typ mit Mikro und Headset neben mir. Das Headset stülpte er mir über den Kopf, das Mikro drückte er mir in die Hand. Nachdem er verschwunden war, hörte ich eine metallische Stimme in meinen Ohren: three, two, one …
Nicht nur einmal fragte ich mich an diesem Tag, wie ich überhaupt hierhergekommen war. Wie schaffte es eine Frau in meinem Alter, Mutter zweier Kinder ohne nennenswerte Modelerfahrungen, auf den berühmtesten Laufsteg der Welt? Mein Geheimnis war wohl meine Unverschämtheit. Frech zu sein hatte mir in meinem Leben schon oft gute Dienste erwiesen. So auch hier.
2024 begann ich, mich intensiv mit dem Plan New York Fashion Week zu beschäftigen. Ich war damals mitten in meinem 14-Tage-Ernährungsplan. Mit ihm wollte ich nicht nur Kilos verlieren, sondern mich endlich auch wieder richtig wohl und glücklich in meinem Körper fühlen.
Das passte nicht nahtlos zu meinen Botschaften als Curvy-Model. Jeder Körper ist anders und jeder ist auf seine Art schön, hatte ich immer betont. Dazu stehe ich weiterhin. Das Wichtigste ist aber, dass sich ein Mensch in seinem Körper wohlfühlt. Ob er das tut, kann nur er oder sie selbst beantworten. Ich tat es damals nicht mehr. Deshalb wollte ich etwas ändern. Ich hatte einen Plan und ein Ziel. Ich wollte mir meinen Lebenstraum von der New York Fashion Week erfüllen. Ich wollte Fotos von mir, wie ich über den Steg lief, meine Füße dort, wo die Köpfe der Besucher waren. Wenn das keine Motivation war, mein Leben zu ändern, was dann?
Bereits lange im Voraus buchte ich Flüge nach New York. Die Fashion Week war im Februar, da hatten meine Kinder Semesterferien und waren bei ihrem Vater. Eine der wenigen Zeiten, die ich ganz für mich allein hatte. Außerdem kaufte ich mir ein Ticket für die Fashion Week für rund zweihundert Euro. Ich würde also während der Fashion Week in New York sein und jedenfalls zusehen. So viel stand schon einmal fest. Aber würde ich auch mitmachen können?
Um das zu erreichen, wandte ich meine journalistischen Fertigkeiten an. Jeden Abend, wenn alle anderen Kollegen schon nach Hause gegangen waren, recherchierte ich, welche Designer bei der New York Fashion Week 2025 ihre Kollektionen präsentieren würden. Und ich schrieb sie einfach alle der Reihe nach an. Ich schickte einige Fotos von mir mit, einen Lebenslauf und mein Instagram-Profil. Auf Englisch stellte ich mich vor und bewarb mich als Model.
Dass ich extra für die Fashion Week nach New York fliegen würde, erwähnte ich nicht. Stattdessen schrieb ich, ich sei zufällig ohnehin in der Stadt. Glauben würde mir das wahrscheinlich niemand, aber es würde wohl auch niemand darüber nachdenken. Ein bisschen Flunkern war außerdem doch erlaubt.
Die Antworten blieben aus. Was zu erwarten gewesen war, dennoch versetzte es mir einen kleinen Stich in der Brust, jedes Mal, wenn ich daran dachte. Nach ein paar Monaten hatte ich die ganze Sache aber wieder vergessen.
Mein Leben hatte sich dank der Veränderungen, die ich in diesem Buch beschreiben werde, grundlegend verbessert, und ich fühlte mich so gut wie noch nie zuvor. Auch ohne New York Fashion Week.
Als ich dann kurz nach Weihnachten meinen Instagram-Account öffnete, bemerkte ich, dass ich einige Nachrichten erhalten hatte, mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte. Es ging um Termine. Wann ist Fitting? Wann ist Make-up? Welche Schuhe? Welche Haare?
Verwundert las ich die Nachrichten. Jemand hatte mich in eine Modelgruppe hinzugefügt, bemerkte ich schließlich. Nach Spam sah es nicht aus. Irgendein Designer musste meine E-Mail gelesen und mich als Kandidatin in Betracht gezogen haben. War das zu fassen?
Kurz darauf schrieb mich über Instagram die bayrische Designerin Pia Bolte an. Die Wahl-Münchnerin designte für ihr Modelabel ausgefallene Jacken und Kleider, jedes Stück ein Unikat. Als ehemalige Teleshopping-Mitarbeiterin hatte sie inzwischen bereits zwei Fashion-Shows in New York gemeistert und hinterher verkündet, dass die Amerikaner mutiger seien als die Deutschen. Zum Glück für sie, denn ihre im Schnitt rund 1.500-Euro-teuren Jacken und Kleider waren alle hip, ungewöhnlich und auch ein bisschen abgefahren. Dabei bot sie auch Übergrößen an, was mir sympathisch war. »Hey Martina«, schrieb sie. »Ich habe deine Mail bekommen und suche noch Models. Komm doch zum Fitting!«
Das war der Moment, in dem ich völlig ausflippte. Zum Glück konnte mich dabei niemand sehen, er oder sie hätte mich wohl für verrückt erklärt.
Wie genial war das denn?
Hatte mich gerade wirklich eine Designerin zum Casting für die New York Fashion Week eingeladen?
Ich las den Text noch einmal. Kein Zweifel. Ich war wach und das war kein Traum. »Pia«, schrieb ich sofort zurück, »ich kenne dich zwar nicht, aber ich schreie, schreie, schreie! Ja, klar komme ich gern!«
»Das Fitting ist morgen in München«, schrieb Pia. »Kannst du?«
Natürlich konnte ich. Ich verschob sofort alles und fuhr am nächsten Tag in der Früh nach München. Im Showroom sah mich Pia erst mal von der Seite an. Sie wusste inzwischen aus eigener Erfahrung, wie hart das Business war, und wollte in New York eine gute Show abliefern. New York war für sie und ihr Label eine wichtige Plattform, um sich zu präsentieren. Alles andere als eine absolute Vollprofi-Leistung war zu wenig. Da zählte es nicht, dass ich Moderatorin beim österreichischen öffentlich-rechtlichen Sender ORF war, das war ihr völlig egal.
Zu meinem Unglück passte ich in keine ihrer Kollektionen für die Fashion Week. Die Stücke hatten Größe 36, ich war 38 oder 40. Drohte mein Traum so schnell wieder zu platzen? »Dann müssen wir dir halt den Jogginganzug geben«, sagte Pia schließlich, nachdem sie mich lange eingehend gemustert hatte.
»Wann soll ich wo sein?«, fragte ich nach der Anprobe.
»Am 5. Februar in den Hudson Yards in New York«, sagte sie. »Um 20 Uhr geht’s los.«
Ich würde pünktlich sein. Eh klar.
Jemand zog mich nach vorn. Unversehens war ich nicht mehr in der hintersten Reihe, sondern die Erste am Laufsteg. Ich bekam einen Schubs. Und da stand ich. Von vorn gaffte das Publikum, von hinten starrten die Models, und wahrscheinlich stellten sich alle die gleiche Frage wie ich mir selbst: Was macht die da? Wer ist denn das?