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In diesem Buch dokumentieren wir Verbrechen, die die USA und die internationale Öffentlichkeit erschüttert und nie losgelassen haben. Anhand von Beweisen, Archivaufnahmen und Originalbildern zeigen wir Verbrechen, die unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt wurden.
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Seitenzahl: 71
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Schrecklich - Krank - Angsteinjagend
In diesem Buch dokumentieren wir Verbrechen, die die USA und die internationale Öffentlichkeit erschüttert und nie losgelassen haben. Anhand von Beweisen, Archivaufnahmen und Originalbildern zeigen wir Verbrechen, die unauslöschlich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt wurden.
A. T. Productions©2020
Andrew Cunanan führt ein Leben in Saus und Braus als Liebhaber älterer, reicher Männer. Mit 27 Jahren ist der Lack ab beim selbst ernannten »American Gigolo«.
Der deprimierte Cunanan beschließt, sich an den Männern zu rächen, die ihn fallen gelassen haben. Das letzte Opfer der Mordserie ist sein großes Idol:
“Der weltberühmte Designer Gianni Versace”
› Biografie
Andrew Phillip Cunanan kam am 31. August 1969 in Kalifornien als jüngstes von vier Kindern zur Welt. Die Ehe zwischen seinen Eltern Mary Anne und Modesto Cunanan bestand bereits zu diesem Zeitpunkt nur noch auf dem Papier. Die Mutter war - nicht zuletzt wegen der anhaltenden Beziehungsprobleme - chronisch depressiv. So kümmerte sich in erster Linie der Vater, von Beruf Marineinfanterist, um die Erziehung des jüngsten Sohnes.
Andrew Cunanan war ein aufgewecktes Kind, das beide Elternteile verhätschelten. Seine Geschwister verpassten ihm deshalb den Spitznamen »Prince Andrew«. Bei einem Intelligenz-Test stellte sich heraus, dass Andrew Cunanan mit einem IQ von 147 tatsächlich hochbegabt war.
Die schulischen Anforderungen fielen ihm entsprechend leicht, bis zu seinem 21. Lebensjahr beherrschte er sieben Fremdsprachen fließend.
Obwohl ihn seine Eltern verwöhnten, gingen die ständigen Streitereien im Elternhaus nicht spurlos an dem Jungen vorüber.
Andrew Cunanan zog sich gerne mit ein paar Büchern zurück und flüchtete in Fantasiewelten. Die Realitätsflucht setzte sich im Alltag fort. Seinen Schulfreunden beschrieb er sein Elternhaus als nahezu perfektes Familienidyll. Zudem seien seine Eltern unglaublich vermögend.
Es war alles erstunken und erlogen. Die Freunde kamen rasch dahinter, dass an Cunanans Geschichten nichts dran war. Seitdem hatte er den Ruf als Aufschneider weg.
Zumindest vorübergehend mischte sich ein Fünkchen Wahrheit in Cunanans Erzählungen über die reichen Eltern. Als Medosto Cunanan aus der Navy entlassen wurde, machte er eine Ausbildung zum Börsenmakler. Der Job brachte ihm zunächst viel Geld ein. Und Medosto Cunanan zeigte seinen neu erworbenen Wohlstand stolz her.
Er schaffte sich schicke Wagen und andere Statussymbole an. Andrew Cunanan gefiel das.
Endlich schienen sich seine eigene Fantasien zu erfüllen.
› Coming-Out auf der Privatschule
Andrew Cunanan profitierte noch anderweitig vom überraschenden Geldsegen. Während alle seine Geschwister eine öffentliche Schule besucht hatten, schickte ihn der Vater auf die prestigeträchtige Privat-schule »Bishop‘s School« in La Jolla. Der extrovertierte Andrew Cunanan fühlte sich in diesem Umfeld sehr wohl. So wohl, dass er sich als Teenager nicht scheute, sein Coming-Out bekannt zu geben. Andrew Cunanan ging von Anfang an offen mit seiner Homosexualität um. Nur der eigenen Familie verschwieg er vorläufig seine sexuellen Neigungen.
› Privatschule „Bishop’s School“ in La Jolla, Kalifornien
Andrew Cunanan war bereits als 15-jähriger körperlich weit entwickelt und wirkte reifer als seine Alters-genossen.
Dank des Besuchs der Privatschule verfügte er über entsprechende Manieren.
Zudem war ihm das Talent zueigen, sich zu verstellen.
So bewegte er sich bereits als Teenager ungehindert in den angesagtesten Clubs und Bars der Schwulenszene in San Diego.
› American Gigolo
Nach seinem Abschluss an der High School studierte Andrew Cunanan auf Wunsch seiner Eltern Geschichte an der University of California in San Diego. Viel interessanter blieben für ihn die Ausflüge in die Schwulenszene.
Jede Nacht zog er durch die Clubs und machte immer neue Bekanntschaften.
Er entdeckte dabei die Vorzüge eines älteren Liebhabers. Die Männer hatten das Geld, um ihm einen aufwendigen Lebensstil zu ermöglichen.
Durch sie bekam er Zugang zu Kreditkarten, teuren Autos und schick eingerichteten Zweitwohnungen.
Andrew Cunanan hatte schon immer einen Hang zu einem luxuriösen Leben offenbart. Jetzt konnte er diesem Lebensstil hemmungslos frönen. Außerdem nahmen ihn die einflussreichen Liebhaber auf gesellschaftliche Events und Partys der High Society mit. Dadurch lernte Andrew Cunanan weitere reiche Schwule und Prominente kennen.
› Ikone Gianni Versace
Einer von ihnen war der Modedesigner Gianni Versace, der damals Kostüme für die Oper von San Diego entwarf. Versace sprach den jungen Andrew Cunanan auf einer Party an und fuhr ihn in seiner Limousine nach Hause. Es ist nichts darüber bekannt, dass es während der kurzen Zeit zwischen beiden zu einer sexuellen Begegnung kam. Aber Andrew Cunanan war nichtsdestotrotz völlig aus dem Häuschen über seine Bekanntschaft. Er erzählte stolz allen Freunden davon. Für ihn wie die übrige Schwulenszene in den USA war Gianni Versace damals die Ikone schlechthin. So wie er wollten gerne alle sein.
› Flucht des Vaters
Während der Sohn scheinbar auf der Überholspur unterwegs war, erlebte der Vater Schiffbruch. Der Börsenmakler war mehrfach gefeuert worden, bevor er bei seiner letzten Firma eine Summe von mehr als 100.000 Dollar unterschlug.
Er hatte sich mit seinem Yuppie-Getue hoffnungslos überschuldet und wollte nun die Schulden auf die krumme Tour begleichen. Modesto Cunanan verließ 1988 überstürzt die USA und tauchte auf den Philippinen unter, um sich der drohenden Verhaftung zu entziehen.
Mary Anne Cunanan war gezwungen, das Haus der Familie zu verkaufen. Zur selben Zeit erfuhr sie erstmals von ihrem Sohn Andrew, dass er homosexuell war. Zwischen Mutter und Sohn kam es zum heftigen Streit. Andrew Cunanan brach daraufhin die Uni ab und folgte seinem Vater auf die Philippinen. Er war regelrecht geschockt, als er sah, wie sein Vater lebte: in einem der ärmsten Slums von Plaridel, völlig abgebrannt. Andrew Cunanan kehrte wieder in die USA zurück, zog aber nun nach San Francisco um.
› San Francisco
Die Schwulenszene dort war wesentlich größer und vielfältiger als in San Diego. Zudem gehörten ihre viele Leute aus der Filmszene von Hollywood an.
Auf einer Party bedrängte Cunanan Lisa Kudrow, bekannt aus der Serie »Friends«, wegen einer Filmrolle.
Lisa Kudrow sah zu, dass sie dem lästigen Bittsteller entkam, und verdrückte sich unbemerkt. Andrew Cunanan beschimpfte sie vor allen Gästen als Schlampe.
Bei einer anderen Gelegenheit schmiss er sich an Hugh Grant heran - ebenso vergeblich.
Wie schon zuvor in San Diego trat er unter Falschnamen auf. Mal nannte er sich Andrew Da Silva und spielte den verstoßenen Sohn aus reichem Hause. Mal behauptete er, ein Marine-Offizier namens Drew Cummings zu sein.
In San Francisco kam er in Kontakt mit der SM-Szene. Zeitweise spielte er in Pornofilmen als Sexsklave mit.
Der wohlerzogene Bengel von der Privatschule war in der Szene gefragt.
Außerdem finanzierte er seinen Lebensunterhalt zunehmend mit Drogenhandel.
Während seines Aufenthalts in San Francisco lernte Andrew Cunanan zwei Männer kennen, die später noch eine tragische Rolle in seiner Mordserie spielen sollten.
Der eine von beiden war der junge Marineoffizier Jeffrey Trail, mit dem Cunanan eine Beziehung einging.
Der Architekt David Madson zählte zu den älteren Liebhabern, von denen sich Cunanan nach wie vor aushalten ließ.
› Auf dem Abstellgleis
Das Leben voller sexueller Ausschweifungen und Drogenexzesse forderte schließlich seinen Tribut. 1996 fand sich Andrew Cunanan mit gerade einmal 27 Jahren plötzlich auf dem Abstellgleis wieder. In der Schwulen-szene von San Francisco war jugendliche Schönheit angesagt. Wer dem Schönheitsideal nicht entsprach, hatte Schwierigkeiten, einen wohlhabenden Lover zu finden, der ihn finanziell aushielt.
Seine bisherigen Einnahmequellen versiegten zunehmend. Eine Ausbildung oder einen Job hatte er nicht. Die einzigen Einkünfte kamen aus den Drogen-geschäften. Das reichte nicht, um seinen Lebensstil aufrechtzuerhalten. Zudem glaubte er, an sich die ersten Symptome einer AIDS-Erkrankung wahrzunehmen. Anfang 1997 ließ er sich auf HIV testen, holte das Ergebnis aber niemals ab (er war gesund). Stattdessen erkrankte er an einer Depression. Er legte 15 Kilogramm Gewicht zu und verwahrloste zunehmend.
› Die Mordserie
Der niedergeschlagene Andrew Cunanan besuchte seinen ehemaligen Lover, den Architekten David Madson, der inzwischen in Minneapolis lebte. Er musste feststellen, dass sich Madson mit Jeffrey Trail, einem weiteren Ex-Liebhaber von Cunanan, angefreundet hatte. Trail hatte die Navy verlassen und war aus beruflichen Gründen nach Minneapolis gezogen. Madson und Trail hatten kein Verhältnis miteinander. Dennoch war Cunanan eifersüchtig auf die beiden. Er fühlte sich betrogen und hintergangen. Außerdem neidete er den beiden ihren Erfolg im Beruf und ihren Wohlstand, während sein Leben gerade den Bach runterging.
Cunanan stellte in den folgenden Monaten sowohl Madson als auch Trail mehrfach zur Rede. Er war regelrecht versessen darauf, dass sie ihm endlich gestanden, eine Affäre zu haben. Am 26. April 1997 kehrte Andrew Cunanan nach Minneapolis zurück. Er kündigte seinen Besuch telefonisch bei Madson an. Er wolle reinen Tisch machen. Freunde von Madson warnten den Architekten davor, sich mit Cunanan zu treffen. Der sei inzwischen völlig abgedreht und gefährlich. Madson wischte die Warnungen beiseite.
Er lud Cunanan ein, ihn am 27. Arpil abends in seiner Wohnung zu besuchen. Dann könnten sie Cunanans Verdacht endgültig aus der Welt schaffen. Jeffrey Trail würde ebenfalls erscheinen.
› Jeffrey Trail
Die Sache ging schief. Andrew Cunanan und Jeffrey Trail gerieten in eine heftige Auseinander-setzung. Der Streit eskalierte und wurde handgreiflich. Cunanan schnappte sich einen Zimmer-mannshammer und schlug Trail den Schädel ein. Der Gerichts-mediziner zählte später mindestens 25 Schlagmale. Cunanan und Madson rollten Trails Leichnam in einen Perserteppich ein und ließen ihn die nächsten zwei Tage in der Wohnung liegen.
Als Madson nicht auf der Arbeit erschien, verständigte die Firma seinen Vermieter. Der Mann betrat Madsons Wohnung, entdeckte zunächst jede Menge Blut, schließlich auch den Teppich mit Trails Leiche. Andrew Cunanan und David Madson flüchteten in Madsons rotem Jeep. Cunanan hatte zuvor eine Taurus Halbautomatik Kaliber 40 an sich genommen, die Trail bei sich geführt hatte.
› David Madson