Die Altersformel - Martin Middeke - E-Book

Die Altersformel E-Book

Martin Middeke

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Beschreibung

Neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Alter, Geschlecht, Körpergröße, Gefäßfunktion und Sterblichkeit bestätigen: Der Schlüssel für ein langes Leben sind gesunde Gefäße. Das sagt Professor Martin Middeke, der sein Medizinerleben der Erforschung des Blutdrucks und seiner Regulierung gewidmet hat. Er erklärt, wie wichtig das Zusammenwirken von Herzfrequenz, Atmung und Blutdruck für eine optimale Versorgung aller Organe mit Sauerstoff und Nährstoffen ist. Das Buch gibt zahlreiche praktische und erprobte Hilfestellungen, wie wir die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimieren können.

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Seitenzahl: 183

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Ebook Edition

Professor Dr. med. Martin Middeke

Die Altersformel

Wie uns eine gute Durchblutung gesund hält

Impressum

Hinweis: Sie dürfen darauf vertrauen, dass Autor und Verlag bei der Genese dieses Buches stets darum bemüht waren, in der Medizin, ebenso wie bei allen wissenschaftlichen Gebieten, Aussagen gemäß dem aktuellen Stand der Forschung zu treffen. Das erstreckt sich selbstverständlich auch auf alle praktischen Empfehlungen, Übungen für zu Hause, diagnostische Verfahren sowie medikamentöse und nichtmedikamentöse Therapieansätze. Dennoch lässt der ständige Fortschritt der Forschung bisweilen einige Passagen vorzeitig altern. Autor und Verlag können deshalb keine Garantie übernehmen; eine Haftung für Sach- oder Personenschäden ist ausgeschlossen.

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.westendverlag.de

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN: 978-3-98791-108-8

1. Auflage 2025

© Westend Verlag GmbH, Waldstr. 12 a, 63263 Neu-Isenburg

Umschlaggestaltung: Buchgut, Berlin

Satz: Publikations Atelier, Weiterstadt

Jung zu sein, ist kein persönliches Verdienst, wohl aber jung und leistungsfähig zu bleiben bis ins hohe Alter – vom Hirn bis in die Beine. Dafür sorgt eine gute Durchblutung vom Großhirn bis in den kleinen Zeh.

HAB 60-6-120

Für Christiane.

Inhalt

Titelbild

Vorwort

Einleitung: »Unser Leben währet siebzig Jahr«

I Über Gefäße, Herz und Lunge: Was unseren Körper am Laufen hält

So funktioniert unser Kreislauf

Gefäßalter und Physiologie

Von EVA und ADAM

Unser Blutkreislauf ist kein Kreislauf

Ein gleichmäßiger Blutfluss ist gut

Dickes Blut ist schlecht

Mit Herz im Einsatz

Die Herzarbeit in Zahlen

Erhöhte Herzarbeit und Blutdruck

Ein Hertz ist optimal

Drei Milliarden für ein Leben

Herzratenvariabilität ist groß und gut

Blutdruckschwankungen sind normal

Der Tag-Nacht-Rhythmus des Blutdrucks

Ein Blutdruck unter 120/80 mmHg ist optimal

Die Blutdruckamplitude als Maß der Gefäßelastizität

Das macht die Lunge

Die Leistung der Lunge in Zahlen

Sechs Atemzüge pro Minute ist optimal

Das Zwerchfell entspannen

Atemlos durch die Nacht

Die Formel für gesundes Altern

Wie Größe und Geschlecht unsere Gesundheit beeinflussen

Wer größer ist, lebt länger

»Little old lady«

Frauenherzen und Frauengefäße

Arteriosklerose und Atherosklerose

II Risikofaktoren: Was schadet unseren Gefäßen und der Durchblutung?

Gene, Fettstoffwechsel & Co.

Alle Normwerte sind willkürlich

Die »Cholesterinlüge« ist eine Lüge

Was es mit dem Insulin auf sich hat

Gefäßgift Rauchen

Mit Medikamenten der Sucht entkommen

Was uns stresst und wie wir darauf reagieren

Brauchen wir Stress – und wenn ja, wie viel?

Chronischer Stress macht kaputt

Wie (a)soziale Medien unserer Gesundheit schaden

Wo »passiert« Stress eigentlich?

Bluthochdruck und seine Ausprägungen

Arterielle Hypertonie

Praxishypertonie

Maskierte Hypertonie

Isolierte systolische Hypertonie

Juvenile ISH

Isolierte diastolische Hypertonie

Systolische und diastolische Hypertonie

Maskierte aortale Hypertonie

Belastungsblutdruck

III Schutzfaktoren: Gefäßschäden ohne Medikamente abwehren

Sprengstoff in den Adern

Wunderknolle Rote Bete

Der Östrogenschutz

IV Durchblutungsstörungen: Auswirkungen vom Großhirn bis zum kleinen Zeh

Die Selbstregulation im Gehirn

Schlaganfall und Demenz

Risiko Herzinfarkt

Die Augen sind der Spiegel des Blutdrucks

Unsere Nieren leiden stumm

Das macht die Milz

Die Schaufensterkrankheit und das Raucherbein

Schwangerschaftsvergiftung – Gefahr für Mutter und Kind

Die dicken Kinder des »Hungerwinters«

Erektile Dysfunktion

Aneurysma

Über die Haut immer cool bleiben

Hypotonie mit einem »o«

V Prävention ohne Medikamente: Wie ein guter Lebensstil unsere Gefäße schützt

Wer früh vorbeugt, ist später besser dran

Sport ist des Kreislaufs bester Freund

Die Anstrengungsreaktionen des Körpers

Weekend Warriors

Training gegen das Altern

Ordentlich ins Schwitzen kommen mit Sauna und Kneipp

Genuss ohne Verdruss durch eine gesunde Ernährung

Lebensmittel anstatt Todesmittel

DASH ist top

Fett macht nicht fett

Butter oder Margarine?

Wenig Salz

Keine Fructose

Rotes Essen gegen freie Radikale

Rotwein

Rotes Fleisch und dunkle Schokolade

Trinken

Kalium statt Natrium

Kalzium und Magnesium

Selen und andere Spurenelemente

Vitamine

Runter mit den Pfunden – und auch mit dem Blutdruck

Fettzellen

Intervallfasten

Entspannt durchs Leben gehen

Guter Schlaf

Tiefenatmung: die einfachste und effektivste Entspannungsmöglichkeit

Tiefenatmung zur Raucherentwöhnung

Weitere Entspannungstechniken

Autogenes Training

Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson

Unterarme

Oberarme: Bizeps

Oberarme: Trizeps

Schultern

Nacken

Gesicht

Rückenmuskeln

Bauchmuskeln

Oberschenkel- und Gesäßmuskeln

Unterschenkel: Wadenmuskeln

Unterschenkel: Schienbeinmuskeln

Zurücknahme

Stressbewältigung durch Umdenken

Der wichtigste Ansatz: kognitive Umstrukturierung

VI Medikamentöse Therapie: Wenn der Körper Unterstützung braucht

Lebensverlängernde Therapien

Medikamente für eine bessere Durchblutung

Kalziumantagonisten (Substanzen mit der Endung »-dipin«)

ACE-Hemmer (Substanzen mit der Endung »-pril«)

AT1-Rezeptorblocker (Substanzen mit der Endung »-sartan«)

Betablocker (Substanzen mit der Endung »-olol«)

Problem Betablockade

Diuretika

Kombinationen

Einnahme

Was bringen Lipidsenker und Antidiabetika?

Mit Aspirin gegen Thrombosen und Embolien

VII Diagnosemethoden: Wie wir unsere Gefäße im Blick behalten

Moderne Untersuchungsverfahren

Frühzeitige Erkennung durch Ultraschall

Pulswellenanalyse – inzwischen unverzichtbar!

Zum guten Schluss

Nachtrag: Der Wille macht’s

Danksagung

Literatur

Glossar

Navigationspunkte

Titelbild

Inhaltsverzeichnis

Einleitung:»Unser Leben währet siebzig Jahr«

Hieronymus Makropoulos war der Leibarzt des österreichischen Kaisers Rudolph II. Dieser wollte unsterblich sein und verlangte hierfür eine Rezeptur. Er traute dem Medikament aber nicht und wurde auch nur 60 Jahre alt. Elina, Makropoulos’ Tochter, hatte dagegen keine Bedenken und probierte die Rezeptur erfolgreich aus. Sie war eine berühmte Opernsängerin, lebte über 300 Jahre und blieb dabei auch noch jung und schön. Schließlich wurde sie des langen Lebens überdrüssig und vererbte das Rezept einer jungen Nachwuchssopranistin. Soweit die Oper »Die Sache Makropoulos« von Leos Janacek, basierend auf dem Märchen des tschechischen Schriftstellers Karel Capek.

»Unser Leben währet siebzig Jahr, und wenn es hochkommt, so sind’s achtzig …« So steht es im Alten Testament, Psalm 90,1. Etwas länger darf es heute schon sein. Wie es allerdings Methusalem, der Großvater Noahs, auf 969 Jahre gebracht hat, verschweigt uns die Bibel. Er starb kurz vor der Sintflut, mit der Gott die »Reset-Taste« drückte. Alle zehn biblischen Urväter seit Adam, dessen Leben 930 Jahre währte, und Noah wurden ähnlich alt. Wenn nun aber alle weiteren Nachkommen auch dies biblische Alter erreicht hätten, wäre es schon damals sehr eng geworden auf der Erde. Die Sintflut mag deshalb wohl eine mögliche Zäsur zur Begrenzung der Weltbevölkerung gewesen sein.

Das maximale Lebensalter der heutigen »Supercentenarier«, also der Menschen, die mindestens 110 Jahre alt werden, erhöhte sich rapide zwischen den 1970er-Jahren und den frühen 1990er-Jahren, und erreichte ein Plateau um 1995. Im Jahr 1997 starb Jeanne Louise Carmet, geboren 1875 in Arles, Frankreich, im Alter von 122 Jahren. Das ist tatsächlich bis heute die längste dokumentierte Lebensdauer in der Geschichte. Die natürliche Obergrenze eines Menschenlebens liegt bei 120 Jahren. Alles, was darüber hinaus geht, ist derzeit nur Wunschdenken – oder auch ein Albtraum.

Ein Grund für den deutlichen Zuwachs der äußerst langlebigen Menschen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist die Kenntnis der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Entwicklung gut wirksamer Therapien seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges; exemplarisch etwa der Blutdruck- und Lipidsenker sowie nicht medikamentöser Maßnahmen.

Eine Pille, die den Alterungsprozess unseres Körpers wirksam aufhalten kann, gibt es bisher nicht. Lebensverlängerung mit verschiedenen Substanzen gelingt bisher nur bei Mäusen. Wir sind aber keine großen Mäuse, und diese Erkenntnisse daher für uns noch nicht relevant. Sehr wohl wissen wir heute allerdings, wie wir die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich verringern und eine vorzeitige Alterung unseres Gefäßsystems verhindern können.

Trotzdem sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die bei weitem häufigste Todesursache in der westlichen Welt. Das gilt gleichermaßen für Männer und Frauen. Um diese Situation zu verbessern, hat das Gesundheitsministerium 2024 das Gesunde-Herz-Gesetz (GHG) auf den Weg gebracht. Nun ist unser Herz aber meistens ganz unschuldig. Vielmehr wird es geschädigt durch eine schlechte Durchblutung und muss bei Millionen Menschen gegen einen erhöhten Blutdruck in den Arterien arbeiten. Daher sollte das Augenmerk primär auf der Gefäßgesundheit liegen. So können Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser verstanden und verhindert werden. Das möchte ich mit diesem Buch bewerkstelligen.

Die Erkenntnis, dass der Mensch so alt ist wie seine Gefäße, stammt übrigens von Thomas Sydenham, dem »Vater« der englischen Medizin. Seine Parole: »A man is as old as his arteries« formulierte er bereits im 17. Jahrhundert. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Männer. Aber, wie wir heute wissen, gibt es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Entwicklung einer Gefäßsteifigkeit. Gemeint sind die Arterien, die den Gesamtorganismus mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Widmen wir uns also zunächst dem Blutkreislauf und der Gefäßfunktion.

IÜber Gefäße, Herz und Lunge: Was unseren Körper am Laufen hält

So funktioniert unser Kreislauf

Wir beginnen unsere Reise durch das Herz-Kreislauf-System des Menschen mit den Blutgefäßen, also den Arterien, Kapillaren und Venen, die das Blut durch den Körper transportieren.

Gefäßalter und Physiologie

Wir können heute das Alter der Arterien beispielsweise mittels Pulswellenanalyse bestimmen, und so Rückschlüsse auf das biologische Alter des Gesamtorganismus ziehen. Elastische Arterien sind notwendig für eine gute Durchblutung aller Organe, und sorgen für die optimale Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Im 17. Jahrhundert begründete der englische Arzt William Harvey mit seiner Publikation »Die Bewegung des Herzens und des Blutes bei Lebewesen« die moderne Kreislauftheorie. Darin erklärte er die Blutzirkulation und die Bedeutung von Systole und Diastole, also der Anspannungs- und Entspannungsphase des Herzens. Unser gesamtes biologisches Leben verläuft in Rhythmen, in Anspannung und anschließender Entspannung – wenn es gut läuft. Die rhythmische Tätigkeit des Herzens ist hierfür das beste Beispiel. Sie bildet die Grundschwingung unseres Herz-Kreislauf-Systems.

Zwei Nervensysteme repräsentieren die Anspannung und Entspannung. Sie wirken am Herzen und an den Gefäßen: der Sympathikus als Anspannungsnerv und der Parasympathikus als Entspannungsnerv. Eine erhöhte Aktivität des sympathischen Nervensystems führt zu einer vermehrten Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Dies hat einen Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks durch die Verengung der Gefäße zur Folge. Dagegen zügelt der Vagusnerv – ein wichtiger Ast des Parasympathikus – die Herztätigkeit und entspannt die Gefäße.

Der Münchner Physiologe Otto Frank untersuchte das Zusammenspiel von Herzfunktion und Gefäßen Anfang des 20. Jahrhunderts genauer und leitete die Pulswellen von elastischen und steifen Arterien ab. Er beschrieb erstmalig, dass im Verlauf der Aorta die Druckwelle aus dem Herzen an der Gefäßwand der Aorta reflektiert wird und teilweise zum Herzen zurückläuft. Nicht das Blut fließt zurück, sondern die Druckwelle.

Zudem maß Frank erstmalig die Pulswellengeschwindigkeit mit sieben Metern pro Sekunde – bei einem Hund. So legte er bereits vor über 100 Jahren den Grundstein für die moderne Pulswellenanalyse. Die Pulswellengeschwindigkeit ist heute ein sehr guter Marker für die Gefäßelastizität beziehungsweise -steifigkeit. Bei uns Menschen gilt ein Wert ab circa zehn Metern pro Sekunde als Hinweis auf eine Gefäßsteifigkeit in Abhängigkeit von der Messmethode. Dabei sind verschiedene Faktoren wie der aktuelle Blutdruck und die Herzfrequenz zu berücksichtigen.

Wir kennen die wichtigsten Risikofaktoren, die zu einer Versteifung der Gefäße und zur Arteriosklerose führen und die Durchblutung beeinträchtigen. Es gilt sie zu erkennen, zu eliminieren oder zu behandeln, um eine vorzeitige Alterung und Versteifung der Arterien zu verhindern.

Man kann den Lauf der Pulswelle mit der Ausbreitung von Wellen vergleichen, wenn ein Stein ins Wasser geworfen wird: Das Wasser selbst breitet sich nicht aus, sondern nur die ausgelöste Welle. Ähnlich ist es mit der Druckwelle, die vom Herzen ausgeht. Der Druckimpuls läuft über die Arterienwände von der Aorta in die Peripherie. Das Blut selbst fließt sehr viel langsamer. Trifft eine Wasserwelle plötzlich auf eine Kaimauer, wird sie abrupt zurückgeworfen. Dagegen verläuft sie sich am Strand langsam im Sand. Ähnlich wie die Wasserwelle verläuft die Pulswelle bei elastischen Gefäßen gedämpft in die Peripherie und ins Gewebe. Bei erhöhter Steifigkeit und Arteriosklerose der Aorta wird sie an der Gefäßwand reflektiert – ähnlich wie die Wasserwelle an der Kaimauer –, läuft zum Teil als retrograde Welle zurück zum Herzen, und erhöht dort zusätzlich den Druck. Das bezeichnet man als Augmentation des systolischen Druckes.

Von EVA und ADAM

So wie wir leider äußerlich sichtbar altern, so unterliegen auch unsere inneren Organe einem Alterungsprozess und verlieren mit der Zeit an Funktionstüchtigkeit. Zudem erleiden unsere Gefäße eine gewisse »Materialermüdung« und verlieren an Elastizität. Der Verlust der Elastizität und die Zunahme der Versteifung verläuft besonders schnell, wenn die Gefäß-Risikofaktoren nicht erkannt und behandelt werden.

Eine frühe Alterung und Versteifung der Arterien bei schlechter Risikokonstellation und einem ungesunden Lebensstil kann bereits im Kindesalter stattfinden. Das Konzept von EVA (Early Vascular Aging, siehe Abbildung 1) basiert auf den Befunden der modernen Funktionsdiagnostik und der Beschreibung verschiedener Parameter zur Bestimmung der Gefäßsteifigkeit.

Um eine solche frühe Gefäßalterung zu verhindern, kommt ADAM (Aggressive Decrease of Atherosclerosis Modifiers, siehe Abbildung 1) ins Spiel: die aggressive, konsequente und frühe Behandlung der Risikofaktoren für Arteriosklerose sowie Herz- und Gefäßerkrankungen. Mit gut wirksamen und nebenwirkungsarmen Medikamenten ist es möglich, schwerwiegende Ereignisse zu verhindern. Um den Einsatz von Medikamenten zu vermeiden oder zu vermindern, sind im Sinne der Prävention die sogenannten nicht medikamentösen Maßnahmen und Lebensstilfaktoren sehr gut geeignet. Dazu soll dieses Buch anleiten, motivieren und Rat geben.

Abb. 1: EVA (frühe Gefäßalterung) und ADAM (aggressive Senkung der Arteriosklerose verursachenden Faktoren). Quelle: Nilsson (2008).

Nicht alle Risikofaktoren greifen alle Gefäße im gesamten Organismus gleichförmig an. Die verschiedenen Arterien im Gehirn, im Auge, im Herzen, den Nieren und in den Extremitäten sind unterschiedlich aufgebaut und reagieren auch unterschiedlich. Beispielsweise ist ein erhöhter Blutdruck der Hauptrisikofaktor für Schlaganfall und Demenz, aber nicht für eine Durchblutungsstörung der Beine. Hier steht Rauchen an erster Stelle.

Bemerkenswert ist, dass es kaum eine schwere Arteriosklerose in den Armarterien gibt. Die Gründe dafür sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Neben der unterschiedlichen Schwerkraft in den Armen und Beinen spielt wahrscheinlich auch die im Durchschnitt viel größere Bewegungsaktivität der Arme eine Rolle. Bei unseren Gliedmaßen handelt es sich letztlich um große Hebel, die für Bewegung konstruiert sind. Die Durchblutung wird mittels Aktivität verbessert und die Gefäßelastizität bleibt erhalten.

Die Bedeutung der Schwerkraft für die Blutzirkulation kann man an den Handvenen leicht selbst überprüfen: Bei herabhängenden Armen füllen sich sichtbar die Venen am Handrücken; hebt man anschließend die Hände zur Schulter über Herzhöhe, entleeren sich die Venen passiv, und das Blut fließt zum Herzen zurück. Wenn wir von Gefäßsteifigkeit und Arteriosklerose sprechen, sind allerdings nicht die Venen gemeint, sondern die Arterien, die Gefäße, die vom Herzen in die Peripherie sowie in jedes Organ führen und eine gute Durchblutung garantieren.

Kurz und knapp

Wenn ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen angereichertes Blut durch elastische Arterien mit optimalem Blutdruck und laminarer Strömung ohne erhöhten Widerstand in regelmäßigem Rhythmus und mit normaler Herzfrequenz in alle Organe strömt, kann man von einer guten Durchblutung sprechen. Damit sind die wichtigsten Komponenten der Blutzirkulation angesprochen, die im Folgenden beleuchtet werden.

Unser Blutkreislauf ist kein Kreislauf

Wie unser Blut aus dem Gewebe und den Organen zurück zum Herzen fließt, wird bis heute nicht vollständig verstanden. Wie es dagegen ins Gewebe und die Organe gelangt, ist leicht erklärt: Unser Herz pumpt in der Anspannungs- und Austreibungsphase, der Systole, das Blut aus der linken Kammer in die Aorta, die Hauptschlagader, und von hier weiter über die kleineren Arterien und die kleinsten Gefäße, die Kapillaren, ins Gewebe und in alle Organe.

Das Herz ist allerdings keine Umwälzpumpe, und die Pumpleistung reicht nicht als treibende Kraft für den Rückstrom des Blutes aus dem Gewebe über die Venen zurück in die rechte Herzkammer. Harvey hatte das bereits erkannt und schrieb deshalb: »Die Venen selbst führen das Blut immerwährend zum Herzen zurück.«

Das Herz pumpt jeweils so viel Blut in den Kreislauf, wie aus dem Gewebe von den Venen zurückströmt. Lässt seine Pumpfunktion nach – das nennt man Herzinsuffizienz –, staut sich das Blut vor dem Herzen und zurück bis ins Gewebe. Sichtbar wird das als Schwellung der Beine, auch Ödeme genannt.