Die Arbeit am rauen Stein - Kai Stührenberg - E-Book

Die Arbeit am rauen Stein E-Book

Kai Stührenberg

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Beschreibung

Das vorliegende Buch ist ein echtes Novum im Bereich freimaurerischer Literatur. Im Gegensatz zu anderen Texten, in denen in erster Linie auf die Deutung der Symbolik und die Historie eingegangen wird, liegt der Schwerpunkt in Kai Stührenbergs Arbeitsbuch auf tiefenpsychologischen Aspekten der Selbstvervollkommnung. So ist dieses Buch tatsächlich als praktischer Begleiter im Alltag zu verstehen: Jeder Freimaurer und auch Interessierte hat nun die Möglichkeit, die eigenen Befindlichkeiten ( = "Ecken und Kanten") individuell auszuloten und an ihnen zielgerichtet zu arbeiten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Kai Stührenberg

Die Arbeit am rauen Stein

Ein Arbeitsbuch für Freimaurer im Lehrlingsgrad

Als Anregung und Begleitung für die Persönlichkeitsentwicklung mit praktischen Übungen

2. überarbeitete Auflage

Kai Stührenberg wurde 1964 in Bremen geboren und lebt dort mit seiner Frau und seinen drei Kindern.

Nach der Lehre als Elektroanlageninstallateur, Zivildienst und Studium als Betriebswirt war er als Selbstständiger, Marketing- und Vertriebsleiter und Personaltrainer tätig. Danach folgten siebzehn Jahre als Wirtschaftsförderer. Zurzeit ist er Staatsrat im Senatsressort für Wirtschaft, Arbeit und Europa.

Seit 1982 ist er als semiprofessioneller Musiker in verschiedenen Projekten aktiv (www.kaistuehrenberg.net).

Seit Anfang der 90er-Jahre beschäftigt er sich intensiv mit Philosophie, Esoterik, Religionswissenschaften, Soziologie, Politik und Psychologie.

Kai Stührenberg ist Meister in der 3WK Loge „Zum Silbernen Schlüssel“, Matr. Nr. 638 im Orient Bremen, in die er 2014 aufgenommen wurde, sowie seit 2017 Mitglied der Albert Pike Lodge, Matr. Nr. 1067, im Orient Hannover. Darüber hinaus hat er den höchsten Grad im York Ritus inne, gehört dem Inneren Orient der Großen Loge Royal York zur Freundschaft an und ist Mitglied in der Societas Rosicruciana in Anglia S.R.I.A.

 

Er ist Mitglied mehrerer Forschungslogen und arbeitet in Vorträgen und Artikeln daran, die spirituellen Wurzeln der Freimaurerei wieder mehr zu verstehen und den jungen Brüdern und Schwestern zugänglich zu machen.

Humanismus, Aufklärung, Modernität und Spiritualität sind für ihn kein Widerspruch, sondern unteilbar miteinander verbunden.

Kai Stührenberg befürwortet eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit, die geeignet ist, die Qualitäten der Freimaurerei und ihrer Protagonisten zu kommunizieren, die aber gleichzeitig das Arkanum wahrt und die Ritualinhalte geheim hält. Nur so kann aus seiner Sicht die Attraktivität und das besondere Erlebnis der Initiation erhalten bleiben und die Freimaurerei ihren Wert als ältestes System der Selbsterkenntnis auf Dauer aufrechterhalten.

Meiner Frau Andrea meinen Kindern Aaron, Jördis und Tjark

-

den Brüdern meiner Mutterloge „Zum silbernen Schlüssel“ im Orient Bremen und der „Albert Pike Lodge“ im Orient Hannover

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den Brüdern der Facebook-Gruppe „Freimaurerei und Esoterik“

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allen Brüdern, die in höheren Graden und Erkenntnisstufen unermüdlich an ihrem rauen Stein arbeiten.

 

Cover Gestaltung: Jens Rusch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.dnb.de abrufbar.

© 2021 Kai Stührenberg, Bremen

Alle Rechte vorbehalten

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 42, 22359 Hamburg

978-3-347-30880-0 (Paperback)

978-3-347-30881-7 (Hardcover)

978-3-347-30882-4 (e-Book)

Inhalt

Warum dieses Buch?

Das Ziel des freimaurerischen Wegs

Die freimaurerische Methodik

Geselligkeit und Brüderlichkeit

Der Alltag als Übungsfeld

Sichtbare und unsichtbare Welt

Das männliche und weibliche Prinzip

Die vier Elemente

Die vier Urqualitäten

Ein wirklich freier Mann werden, durch Selbsterkenntnis

Das Lehrlingstagebuch

Die Übungen

Übung 1: Der Seelenspiegel

Übung 3: Kontrolle der Gedanken

Übung 4: Kontrolle der Gefühle

Übung 5: Geben oder das eigene Opfer

Übung 6: Etwas für einen anderen tun

Übung 7: Mitfühlen – das Hineinversetzen in andere Menschen

Übung 8: Achtsam sein – sich selbst bewusst werden

Übung 9: Dankbarkeit

Übung 10: Brüderliche Sprache

Übung 11: Den Körper stärken

Übung 12: Arbeit mit Symbolen

Übung 13: Das Lehrlingsritual

Der Arbeitsplan

Anhang

Danksagung

Weblinks

Verweise

Warum dieses Buch?

Dieses Buch ist für Freimaurer im Lehrlingsgrad geschrieben. Es ist Lehrart übergreifend und richtet sich an die Brüder und Schwestern, die aktiv an sich arbeiten wollen und die sich neben dem Ritual ein wenig praktische Anleitung dazu wünschen. Für eine erfolgreiche Zeit als Lehrling ist es nicht zwingend notwendig, die Hinweise dieses Buches zu beachten, und es gibt viele andere Möglichkeiten, die Lehrlingszeit gewinnbringend zu erleben. Wer aber etwas mehr investieren möchte und Impulse für die Arbeit am rauen Stein sucht, dem wird dieses Handbuch ein treuer Begleiter sein.

Die erste Auflage hat sich sehr schnell verkauft und neben ein paar notwendigen Korrekturen habe ich in der 2. Auflage auch noch ein paar Ergänzungen hinzugefügt. Da das Buch auch von vielen Frauen gekauft wurde, habe ich mich in der neuen Auflage bemüht, diesem Umstand in der Ansprache und in den Formulierungen besser gerecht zu werden.

Eine alte freimaurerische Erkenntnis besagt, dass wir immer Lehrlinge bleiben, egal welchen Grad wir innehaben oder wie lange wir schon Freimaurer sind. Insofern ist dieses Buch nicht nur für Neophyten gedacht.

Der raue Stein ist ein grundlegendes Symbol der Freimaurerei. Er symbolisiert den Menschen mit seinem Charakter, seinem Wesen und seinen Handlungen. Der Freimaurer oder die Freimaurerin ist aufgefordert, mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen an seinem rauen Stein zu arbeiten. Das Symbol erinnert ihn sein oder ihr Leben lang an die eigene Unvollkommenheit in Bezug auf Denken, Handeln und Wirken.

In diesem Buch beschreibe ich auch die spirituellen und esoterischen Aspekte der Freimaurerei, wohlwissend, dass dieser Bereich für manche Brüder von untergeordneter Bedeutung ist. Die Übungen sind aber auch für den rein humanitär denkenden Bruder anwendbar und werden ihm auf seinem Weg zum behauenen Stein hilfreich sein.

Ich selbst bin Freimaurer geworden, weil ich mich für die Symbolik und „Geheimnisse“ der Freimaurerei interessiert und in ihr einen Weg zur persönlichen Entwicklung gesehen habe. Motiviert wurde ich durch das Buch „Das Foucaultsche Pendel“ i von Umberto Eco. In diesem Buch ist eine der Quintessenzen, dass alle Geheimbünde einem Geheimnis nachjagen, das es am Ende gar nicht gibt. Trotz dieser Erkenntnis war für mich mit diesem Buch der Keim gesät, mich mit den alten Mysterienbünden zu befassen. Nach vielen Jahren Beschäftigung mit Katharern, Albigensern, Templern, Rosenkreuzern, Theosophen und Anthroposophen kam dann eine Phase der klassischen Buchhandlungs-Esoterik mit Tarot, Horoskopen, Reiki und Meditation, die mich aber nicht wirklich weiterbrachte. Später kam eine Phase, die ganz von Familie und Beruf geprägt war und in der diese Themen deutlich in den Hintergrund gerückt wurden auch wenn die grundsätzliche Erkenntnis in mir reifte, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als man in der Schule gelehrt bekommt. Zunehmend bestätigten sich für mich die Gedankenansätze, dass alles mit allem irgendwie zusammenhängen muss.

Erst mit neunundvierzig (7x7) Jahren bin ich dann zu den Freimaurern gekommen. Ich hatte viel darüber gelesen und war mir sicher, dass der Bund mir helfen würde, meinen Weg zu gehen – im Kreise gleichgesinnter und in einem System, das auf vielen Jahrhunderten alter Weisheit beruht. In meiner ersten Zeit als Lehrling hatte ich allerdings ab und zu meine Zweifel, ob ich im richtigen „Club“ gelandet bin. Ich hatte viele Fragen und bekam wenige Erklärungen. Die Verweise auf spätere Grade haben mich aber so weit beruhigt, dass meine Lehrlingszeit schnell vorbeiging.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich die Nachricht bekam, dass ich vom Lehrling zum Gesellen befördert werden sollte. Ich habe mich über die anstehende Beförderung und darüber, dass es nun weitergeht auf meinem freimaurerischen Weg, gefreut. Aber ich fragte mich auch, ob ich denn meine Aufgaben als Lehrling ausreichend erledigt hatte.

Beim Nachdenken fiel mir auf, dass die Zeit schnell vergangen war und ich tatsächlich nicht einmal den „kleinen Katechismus“ meiner 3WK Loge durchgelesen hatte, der mir bei meiner Aufnahme ausgehändigt worden war.

Weder waren mir die Inhalte des Lehrlingsgrades wirklich geläufig noch hatte ich mich intensiv mit dem „Schaue in dich“, also mit mir und meinem Ursprung, auseinandergesetzt.

Im Unterricht habe ich einiges über Historie und Gebräuche gelernt, aber eigentlich wenig über die Arbeit am (wie es bei uns in der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln heißt) „rohen Stein“. Zwar hatte ich verstanden, dass die Arbeit jedem Bruder alleine obliegt und auch jeder an anderen Dingen arbeiten müsste, aber ist es nicht bei uns Freimaurern vielleicht ähnlich wie in vielen Ausbildungsberufen und Studien? Am Anfang sollte man vielleicht doch erst mal die Grundlagen erlernen, um sich später zu spezialisieren. Ist die Lehrlingszeit nicht das Grundstudium des Freimaurers?

Mir war klar, dass ich bei meiner Aufnahme in die Weltbruderkette keinem esoterischen Meditations- oder Selbstfindungsverein beigetreten bin, aber sollte es wirklich kein Werkzeug geben, neben Winkelmaß und Zirkel, Senkblei, Winkelwaage und Spitzhammer? So etwas wie eine Methodik oder eine praktische Anleitung mit Fragen, Anregungen und Aufgaben? Ich hatte geglaubt, dass man etwas tun muss, um irgendwann in den nächsten Grad befördert zu werden. Wie wir wissen, ist es in vielen Logen jedem Bruder selbst überlassen, was er aus der Lehrlingszeit macht. Die Beförderung findet wohl in den meisten Fällen nach einer gewissen Zeit und garantiert statt. So war jedenfalls auch ich ziemlich auf mich alleine angewiesen, auch wenn die Brüder meiner Loge sich sehr um mich bemüht haben.

Ich hatte erwartet, dass mir der Bürge, der unterrichtende Bruder oder der Meister vom Stuhl immer mal wieder eine Frage stellt oder mir eine Aufgabe mitgibt, mit der ich mich auseinandersetzen kann. Aber wie ich später herausfand gibt es hier sehr unterschiedliche Auffassungen und viele Logen sehen das nicht als notwendig an. Auch hierfür gibt es natürlich nachvollziehbare Gründe. Meiner Ansicht nach würde aber so eine aktive Ansprache allerdings die Lehrlingszeit sehr bereichern und die Bindung zwischen Lehrling und Bürgen stärken. In der Praxis kommt dies in unseren Logen jedoch nur selten vor, weil entweder der Sinn nicht gesehen wird, die Brüder es nicht für notwendig erachten, sich dafür nicht verantwortlich fühlen oder manchmal auch einfach nur Zeit und Wissen fehlen.

Nachfragen zu diesem Thema bei den älteren und erfahreneren Brüdern brachten für mich nicht wirklich Aufschluss, denn niemand hatte eine Idee, wie ich das „Schaue in dich“ am besten bewerkstelligen sollte.

Irgendwann wurde ich auf dem vorgezeichneten Weg Geselle und später auch Meister. Auch wenn mich vor allem die Meistererhebung tatsächlich um Lichtjahre nach vorne gebracht hat, so fehlte mir immer noch das Werkzeug zur Arbeit am rauen Stein, denn ich war ja eigentlich immer noch Lehrling und hatte das tiefe Gefühl, noch viel zu tun zu haben.

Daher die Motivation für dieses Buch, das den Lehrling und auch den Gesellen oder den Meister auf seinem oder ihrem Weg begleiten kann.

Ein Hinweis noch: Suchenden, die noch nicht zum Freimaurer oder Freimaurerin aufgenommen wurden, empfehle ich, das Kapitel der Initiation auszusparen und es nach der Aufnahme zu lesen.

 

Die freimaurerische Quellensuche begann

Ein erster Schritt war für mich als Lehrling die Suche nach ergänzender oder weiterführender freimaurerischer Literatur. Bei Oswald Wirth ii wurde ich fündig. Seine Bücher gaben mir mit ihren profunden Erklärungen viele Hinweise und Inspirationen. Auch wenn Wirth viele Dinge vermischt, manchmal etwas kryptisch ist und stark aus der französischen Richtung der Freimaurerei schreibt, so wurde mir bewusst, wie viel mehr in der Freimaurerei verborgen liegt, als ich bisher verstanden hatte.

Viele Jahre später las ich nach einem Posting auf der Facebook-Gruppe „Sub Rosa“ von meinem lieben Bruder, dem Künstler Jens Rusch über den Autor Emil Stejnar. Dieser ist Freimaurer und hatte sich jahrelang auch mit der „Hermetik“ auseinandergesetzt. Die Hermetik ist eine spirituelle Lehre, die auf den Schriften des synkretischen Gottes Hermes Trismegistos (der griechische Hermes und der ägyptische Thot) beruht und dessen Lehre viele Gelehrte in der Renaissance beeinflusst hatte. Die Hermetik ist eine zentrale Quelle der Rosenkreuzer und später der Theosophen.

Auch in der freimaurerischen Symbolik kann man Bezüge zur Hermetik erkennen, wobei sie natürlich nur eine von vielen Quellen ist, die die Freimaurerei geprägt haben. Jan A. M. Snoek beschreibt in seinem Buch „Westliche Esoterik für Freimaurer“ sehr genau die verschiedenen Einflüsse auf die frühe Freimaurerei m

Emil Stejnar bezieht sich in seinen Schriften auf die Schriften von Franz Bardon, eines Hermetikers des letzten Jahrhunderts, der seine Werke in den 50er-Jahren geschrieben hat. Mit Franz Bardon hatte ich selbst meine Erfahrungen gemacht, als ich als junger Mann das erste Mal mit esoterischem Gedankengut in Kontakt kam.

Sein Buch „Der Weg zum wahren Adepten“, das durchaus als Standardwerk der hermetischen Literatur aufgefasst werden kann, ist ein praktischer Leitfaden zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. In ihm geht es letztendlich um die Erlangung spiritueller Reife, aber am Beginn dieses Weges steht die charakterliche Vervollkommnung, wo wir dann die Parallele zur Freimaurerei finden.

Wer tiefer einsteigen möchte in die Philosophie der Hermetik, lese das „Corpus Hermeticum“ iv des Hermes Trismegistos oder als Sekundärliteratur die Schriften des „Kybalion“ v über die hermetischen Gesetze. Die Lektüre sei jedem interessierten Freimaurer empfohlen, denn sie ermöglicht einen neuen Blick auf Welt, Kosmos und Physik und erklärt viele Phänomene und gibt Ansätze für den Sinn des Lebens an sich.

Für die Arbeit am rauen Stein sind diese Werke jedoch nicht zwingend notwendig, denn es geht uns in der Freimaurerei primär um die Vervollkommnung unseres Geistes und unseres Handelns in dieser Welt, und da können wir uns auch ganz auf das Diesseits konzentrieren.

Man kann einige Parallelen zwischen dem freimaurerischen Weg und der hermetischen Transformation von Stejnar erkennen. Es geht immer um die Auseinandersetzung mit Symbolen sowie den Ausgleich im Wesen, um Selbsterkenntnis, um die Konfrontation mit den Elementen in der eigenen Persönlichkeit und um das Veredeln des Charakters und der Seele.

Stejnar beschreibt in seinem Buch „Exerzitien für Freimaurer“ vi ebenfalls Übungen, die teilweise auf Bardon beruhen, aber er bleibt hier deutlich oberflächlicher als dieser. Er macht es einem damit erheblich einfacher, wirklich am Ball zu bleiben. In seinem Buch „Die vier Elemente“™ erklärt er in Ergänzung zu den Exerzitien die Arbeit mit den Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft. Hiermit soll es gelingen, die Persönlichkeit in einen Ausgleich zu bringen und so zuerst charakterlich und in der Folge auch spirituell zu wachsen. Aber auch hier muss man tief einsteigen, um zur Erkenntnis durchzudringen und sich durch eine Vielzahl von Inhalten arbeiten. Dafür benötigt man viel Zeit.

In der heutigen Zeit haben aber viele Männer, Frauen und auch Freimaurer eben genau dies nicht. Zeit ist ein kostbares Gut. Wie also kann man sich diese Erkenntnisse und Übungen zunutze machen, wenn man mit Familie, Beruf und anderen Dingen schon ausgelastet ist oder wenn einem der esoterische Ansatz schlicht einen Schritt zu weit geht?

Die Schriften von Emil Stejnar haben mich sehr fasziniert, aber ich hatte das Gefühl, dass der Zugang zu diesen Schriften doch für die meisten Brüder zu anstrengend und zeitaufwendig ist. Da ich aber in den Logen immer wieder Brüder treffe, die nach Methodik und Inhalten suchen, wollte ich versuchen, die Grundideen in komprimierter Form verfügbar zu machen und nachvollziehbar zu vermitteln.

Mit diesem Buch möchte ich eine kleine Anleitung geben, basierend auf den Schriften großer Geister und alter Traditionen. Ich hoffe, sie gibt dem Freimaurer mit weniger freier Zeit umsetzbare Hinweise zur Arbeit am rauen Stein. Einige Übungen, insbesondere die der Atmung und der Gedankenkontrolle, findet man auch im Raja Yoga (Pranayama und Pratyahara) und auch an anderen Stellen habe ich mich auf bereits bekannte Konzepte bezogen, mit denen ich selbst positive Erfahrungen gesammelt habe. Es ist also im Grunde nicht viel Neues in diesem Buch zu finden, sondern komprimiertes, selektiertes und aufbereitetes Wissen aus vielen Hunderten von Jahren und unterschiedlichen Quellen. Zusammengefügt aus meiner freimaurerischen Perspektive, so wie ich die Arbeit am rauen Stein verstehe.

Vielleicht ist daraus so etwas wie eine Instant-Version der alten Wege entstanden – einfacher, reduziert und auf die Bedürfnisse der heutigen Zeit angepasst. Es ist auf alle Fälle eine sehr individuelle Zusammenstellung von Übungen und Methoden, die ich persönlich für hilfreich für den Weg des Lehrlings erachte. Es ist weniger erklärend als ergänzend zu den Anregungen, aus Lehrlingskatechismus, Instruktionen oder Unterweisungen der unterschiedlichen Lehrarten zu verstehen. Diese stellen selbstverständlich die Basis des freimaurerischen Weges dar und sollten keinesfalls vernachlässigt werden. Die eigene Loge sollte immer zuerst kommen, vor allen anderen Einflüssen.

Solchen Ansätzen, wie ich sie in diesem Buch gewählt habe, wohnt die Gefahr der unzulässigen Verkürzungen inne und auch die Gefahr von Fehlinterpretationen meinerseits ist nicht ausgeschlossen. Ich habe mich aber bemüht, bei den Darstellungen so sorgfältig wie möglich vorzugehen. Letztendlich beruht aber vieles auf meinen individuellen Betrachtungen und Schlussfolgerungen.

Wer ernsthaft einsteigen möchte in die eigene Entwicklung, der sollte die Primärquellen lesen, denn sie sind von unschätzbarem Wert und beinhalten viel mehr, als ich hier auch nur ansatzweise darstellen kann. Aber für die Arbeit am rauen Stein ist dies, wie bereits erwähnt, nicht von zentraler Bedeutung. Wichtig ist, dass wir eine Anleitung zur Arbeit an unseren Ecken und Kanten bekommen, die uns hilft, dem „Schaue in dich“ gerecht zu werden und somit ein Gefühl der eigenen Stärke zu gewinnen und uns voller Zuversicht den kommenden Prüfungen stellen zu können.

Wie der Leser sicher bemerkt hat, sehe ich in der Freimaurerei deutlich mehr als einen humanitären ethisch moralischen Freundschaftsbund. „To make good men better“ ist eines der Ziele, auf das sich alle Maurer dieser Welt einigen können. Genauso wie auf die fünf Werte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit/Schwesterlichkeit, Toleranz und Humanität. Alleine das macht die Freimaurerei schon sinn- und wertvoll. Darüber hinaus bietet sie dem Suchenden mit ihren drei Johannisgraden und darauf aufbauenden Hochgradsystemen in unterschiedlichen Lehrarten viele Möglichkeiten, auch spirituell zu wachsen.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich mir nicht anmaße, die Inhalte von Bardon oder Stejnar in der Tiefe durchdrungen oder auch nur annähernd etwas von vergleichbarem Wert geschaffen zu haben. Was ich in diesem kleinen Buch anbiete, ist lediglich meine subjektive Interpretation dieser Inhalte, kombiniert mit meinen eigenen fünfundzwanzig Jahren an Studien und Übungen. Komprimiert und aufbereitet für die tägliche Arbeit als Lehrling und gemacht für Menschen, die mit ihrer Zeit haushalten müssen. Geschrieben für alle, denen die wirkliche Arbeit am eigenen rauen Stein am Herzen liegt und die das bestmögliche aus ihrer Lehrlingszeit machen wollen, die ja im Grunde das ganze Freimaurerleben dauert.

Das Pentagramm symbolisiert die 4 Elemente dieser Welt und die Möglichkeit, darüber hinauszugehen.

Das Ziel des freimaurerischen Wegs

Der Freimaurer soll sich selbst erkennen und seinen Charakter formen. Diese Aufforderung zur Selbsterkenntnis finden wir schon im Altertum. Über dem Eingang des Tempels von Delphi steht geschrieben:

„Erkenne Dich selbst – sieh Dich selbst an und ändere Dich, denn damit veränderst Du die Welt.“