Die Behandlung mit Cannabis und THC - Franjo Grotenhermen - E-Book

Die Behandlung mit Cannabis und THC E-Book

Franjo Grotenhermen

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Beschreibung

Dieses Buch bietet umfassende, praktische Informationen und hilfreiche Tipps zur therapeutischen Verwendung von Cannabis und dem Cannabiswirkstoff Dronabinol (THC). Es behandelt sowohl die medizinischen Themen, wie Anwendungsgebiete, Dosierung, Nebenwirkungen, als auch darüber hinausgehende Aspekte, die bei einer Therapie mit Cannabisprodukten eine Rolle spielen können. Dazu zählen die rechtliche Lage, die der Frage der Kostenübernahme einer Behandlung mit Dronabinol durch die Krankenkassen, die ärztliche Schweigepflicht, Fahrtüchtigkeit und Fahreignung, sowie Anbau und Lagerung von Cannabis. Alle Themen werden von den Autoren aus ihrer langjährigen Erfahrung mit grosser Sachkenntnis und mit dem Augenmerk auf das Wesentliche behandelt. Entstanden ist ein kompakter, kompetenter Ratgeber, unentbehrlich für alle, die Cannabisprodukte medizinisch verwenden oder verwenden wollen. "Komprimiertes Wissen zu fairem Preis. Für alle therapeutisch orientierten Cannabis-Anwender der zur Zeit beste Ratgeber zum Thema." (Hanfblatt 105, 02/07)

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Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Britta Reckendrees

Die Behandlung mit Cannabis und THC

Medizinische Möglichkeiten, rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps

Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Britta Reckendrees

Die Behandlung mit Cannabis und THC

Medizinische Möglichkeiten, Rechtliche Lage, Rezepte, Praxistipps

Impressum

Verlegt durch:

Nachtschatten Verlag

Kronengasse 11

CH-4502 Solothurn

Tel: 0041 32 621 89 49

Fax: 0041 32 621 89 47

[email protected]

www.nachtschatten.ch

© 2006, 2012 Nachtschatten Verlag AG

© 2006, 2012 F. Grotenhermen & B. Reckendrees

Lektorat: Barbara Blankart

Umschlaggestaltung und Layout: Sven Sannwald

e-Book: mbassador GmbH, Luzern

Printed in Germany

ISBN 978-3-03788-147-7

Nachdruck und sonstige Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Inhalt

Vorwort

Vorwort zur 2. Auflage

Therapie mit Cannabis: Die wichtigsten Vor- und Nachteile

- Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick

- Die wichtigsten Nachteile auf einen Blick

Welche Cannabisprodukte können medizinisch verwendet werden?

- Cannabis und Cannabinoide – eine Einführung

- Ganzpflanzenprodukte und isolierte Cannabinoide

- Definitionen und Erläuterungen

- Praxistipps

Medizinische Wirkungen von Cannabis und THC

- Hintergrund: Das breite Wirkungsspektrum von Cannabis und THC

- Praxistipps

Rechtliche Lage

- Die rechtliche Situation in Deutschland

- Anträge beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte

- Anleitung zur Antragstellung bei der Bundesopiumstelle

- Anforderungen an einen Arztbericht für eine Ausnahmegenehmigung

- Rechtliche Lage in der Schweiz

- Rechtliche Lage in Österreich

- Praxistipps

Arzt-Patient-Beziehung

- Was darf der Arzt?

- Ärztliche Schweigepflicht

- Praxistipps

Verschreibung von Cannabinoiden und Kostenübernahme durch die Krankenkassen.

- Kostenerstattung für Sativex®

- Verschreibungsfähigkeit von Dronabinol in Deutschland

- Erstattungspflicht der Krankenkassen

- Österreich

- Praxistipps

Möglichkeiten der Einnahme von Cannabisprodukten

- Einnahme natürlicher Cannabisprodukte

- Rauchen von natürlichen Cannabisprodukten

- Orale Einnahme von natürlichen Cannabisprodukten

- Einnahme pharmazeutischer Cannabisprodukte

- Praxistipps

Dosierung und Dosisfindung

- Dosisfindung

- Dosierung von THC-Präparaten

- Dosierung bei verschiedenen Erkrankungen

- Toleranzentwicklung

- Überdosierung

- Praxistipps

Nebenwirkungen

- Akute Nebenwirkungen

- Akute psychische Nebenwirkungen

- Akute körperliche Nebenwirkungen

- Langzeitnebenwirkungen

- Einfluss auf Psyche und Denken

- Abhängigkeit

- Immunsystem

- Hormonsystem

- Cannabiskonsum während der Schwangerschaft

- Risiken des Rauchens

- Nebenwirkungen der rechtlichen Situation

- Praxistipps

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

- Wichtige Wechselwirkungen

- Übersicht über die wichtigsten Wechselwirkungen

- Ungünstige Kombinationen mit Cannabisprodukten

- Praxistipps

Cannabis, Fahrtüchtigkeit und Fahreignung

- Rechtliche Grundlagen und Praxis in Deutschland – Fahrtüchtigkeit

- Fahreignung

- Österreich

- Schweiz

- Auswirkungen von Cannabiskonsum auf die Fahrtüchtigkeit

- Auswirkungen von Cannabiskonsum auf die Fahreignung

- Auswirkungen von Cannabiskonsum auf das Unfallrisiko

- Nachweis von THC-Konsum

- Praxistipps

Cannabiskonsum und Arbeitsplatz

- Praxis im Umgang mit Cannabis am Arbeitsplatz

- Drogentests

- Beamtenrecht

- Kündigung bei Pflichtverletzung

- Praxistipps

Cannabisanbau und Lagerung

- Rechtliche Grundlagen des Cannabisanbaus

- Anbaumöglichkeiten

- Pflanzenanzucht mit Samen

- Cannabiszucht mit Stecklingen

- Ernte

- Lagerung

- Praxistipps

Anhang

- Zum Kapitel „Rechtliche Lage“

- Zum Kapitel „Kostenübernahme von Cannabinoiden durch die Krankenkassen“

- Zum Kapitel „Möglichkeiten der Einnahme von Cannabisprodukten“

- Zum Kapitel „Cannabis, Fahrtüchtigkeit und Fahreignung“

- Weiterführende Literatur

- Adressen

- Über die Autoren

Index

Vorwort

Dieses Buch befasst sich mit der praktischen Anwendung von Cannabis und Dronabinol (THC) zu medizinischen Zwecken. Es enthält eine Einführung und praktische Ratschläge zu einem möglichen Zugang zu Cannabisprodukten, zu möglichen Formen der Einnahme, zur Dosierung, zu möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, zum Gespräch mit dem Hausarzt, zum Umgang mit der Krankenkasse sowie zu vielen rechtlichen und weiteren Fragen, die sich bei der medizinischen Anwendung von Cannabisprodukten in der Praxis ergeben können.

Dieses Buch ist keine theoretische Abhandlung über die Geschichte der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten, über ihre pharmakologische Wirkungsweise und über Forschungsergebnisse zu verschiedenen Anwendungsgebieten. Die Entscheidung, ob Cannabis oder THC bei einer bestimmten Erkrankung möglicherweise sinnvoll eingesetzt werden können, ist meistens leicht zu treffen. Danach stellen sich jedoch Fragen, die an anderer Stelle nicht in ausreichender Weise beantwortet werden und dem Unerfahrenen daher häufig Probleme bereiten. Dieses Buch will bei der Beantwortung dieser Fragen eine fundierte und doch überschaubar gehaltene Hilfestellung geben. Es stützt sich dabei auf eine langjährige Erfahrung bei der Beratung von Patienten und Ärzten.

Da sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die medizinische Verwendung von Cannabisprodukten ändern können, empfehlen wir dem Leser, sich durch eine Kontaktaufnahme mit der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (Adresse im Anhang) auf den aktuellen Stand zu bringen.

Wir möchten uns recht herzlich bei Dr. med. Kurt Blaas, Carsten Elfering, Gabriele Gebhardt, Dr. med. Kirsten Müller-Vahl, Dr. med. Martin Schnelle und Rainer Thewes für ihre hilfreichen Hinweise und Anregungen bedanken.

Neunkirchen-Seelscheid und Düsseldorf, im März 2006

Franjo Grotenhermen, Britta Reckendrees

Vorwort zur 2. Auflage

Die Zeit bleibt nicht stehen. Dies gilt in besonderem Maße beim wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zum therapeutischen Einsatz von Cannabis und einzelnen Cannabinoiden und hinsichtlich der politischen und rechtlichen Entwicklungen in verschiedenen Ländern, darunter auch im deutschen Sprachraum.

Daher war es an der Zeit, das Buch zu überarbeiten und in verschiedenen Kapiteln auf den neuesten Stand zu bringen. Wir freuen uns, dass die erste Auflage einen so guten Anklang fand, und hoffen, auch mit der neuen Auflage allen Lesern eine Vielzahl nützlicher Informationen zum Thema zu bieten.

Rüthen, im März 2012

Franjo Grotenhermen, Britta Reckendrees

Therapie mit Cannabis: Die wichtigsten Vor- und Nachteile

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick

1. Cannabisprodukte schaden auch bei einer Verwendung über viele Jahre in therapeutischen Dosen nicht den inneren Organen. Selbst starke Cannabiskonsumenten, die mehrere Jahrzehnte regelmäßig große Cannabismengen konsumiert haben, weisen im Allgemeinen keine Veränderungen des Magens, des Herzens, der Leber und der Nieren auf, wenn sie nicht gleichzeitig Substanzen verwendet haben, die diese Organe schädigen können. Bei einer bereits bestehenden Leberzirrhose kann starker Cannabiskonsum allerdings möglicherweise das Fortschreiten der Zirrhose beschleunigen.

2. Cannabisprodukte üben eine Vielzahl von Wirkungen aus. Sie können daher nicht selten mehrere Symptome einer Erkrankung lindern. Dazu zählen beispielsweise Schmerzen, Muskelspastik, Blasenfunktionsstörungen und Schlafstörungen bei multipler Sklerose sowie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schmerzen und Depressionen bei Krebs. Diese Art der Kombinationstherapie kann in einigen Fällen mehrere andere Medikamente ersetzen.

3. Cannabisprodukte können gut mit den meisten anderen Medikamenten kombiniert werden. Beispielsweise ergänzen sich die schmerzlindernden Wirkungen von Opiaten und dem wichtigsten Cannabiswirkstoff Dronabinol (THC), so dass Morphium und Dronabinol oft zusammen vom Arzt verschrieben werden. Dabei verstärkt das THC nicht nur die Schmerzlinderung durch Morphium, sondern kann auch die Übelkeit lindern, die häufig durch Opiate hervorgerufen wird.

4. Cannabis ist, wenn es an einem sonnigen Platz selbst angebaut wird, ein preiswertes Medikament. Der Selbstanbau von Cannabisprodukten könnte bei der Behandlung chronisch Kranker leicht zu Einsparungen im Gesundheitswesen in dreistelliger Millionenhöhe führen.

Die wichtigsten Nachteile auf einen Blick

1. Cannabisprodukte können von vielen Patienten aus rechtlichen oder finanziellen Gründen nicht medizinisch genutzt werden. Die Kosten einer Behandlung mit dem Cannabiswirkstoff Dronabinol, der vom Arzt verschrieben wurde, werden von den Krankenkassen häufig nicht erstattet. Die Verwendung von natürlichen Cannabisprodukten wie Marihuana (Cannabiskraut) und Haschisch (Cannabisharz) ist im allgemeinen verboten, auch wenn in Deutschland einige Patienten von einer Ausnahmegenehmigung durch die Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) profitieren

2. Es gibt in Deutschland und Österreich aktuell nur ein arzneimittelrechtlich zugelassenes Fertigpräparat, den Cannabisextrakt Sativex®, und die Zulassung besteht bisher nur für die Behandlung von Spastik bei multipler Sklerose (Stand: 2012). In der Schweiz gibt es zurzeit kein arzneimittelrechtlich zugelassenes Fertigpräparat. Nur für zugelassene Anwendungen müssen die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Ein zugelassenes Fertigpräparat des seit 1998 in Deutschland verschreibungsfähigen Dronabinols gibt es noch nicht. Es kommen daher in den deutschsprachigen Ländern entweder das aus den USA importierte Dronabinol-Fertigpräparat Marinol® oder vom Apotheker hergestellte Rezepturarzneimittel zum Einsatz. In beiden Fällen sind die Krankenkassen häufig nicht zur Kostenübernahme verpflichtet. Bei einem durchschnittlichen Tagesbedarf von 10 bis 20 Milligramm Dronabinol entstehen monatliche Behandlungskosten von etwa 250 bis 500 €. Illegaler Cannabis ist deutlich preiswerter.

3. Die medizinische Verwendung natürlicher Cannabisprodukte ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz illegal. Es sei denn, es liegt eine Ausnahmegenehmigung durch die Bundesopiumstelle in Bonn (Deutschland) vor. In der Schweiz, in Österreich und manchmal auch in Deutschland wird die medizinische Verwendung natürlicher Cannabisprodukte toleriert. Kommt es zur Anklage wegen illegalen Cannabisbesitzes, so wird der Grund des Besitzes, nämlich die medizinische Verwendung bei einer schweren Erkrankung, meistens strafmildernd berücksichtigt. Wiederholt gab es bei Anklagen wegen illegalen Cannabisbesitzes bei nachgewiesener Notwendigkeit einer medizinischen Nutzung Freisprüche durch die zuständigen Strafgerichte. Allerdings gibt es ebenfalls regelmäßig Verurteilungen - auch zu hohen Geldstrafen.

4. Cannabisprodukte werden wegen ihrer akuten psychischen Nebenwirkungen häufig nicht gut vertragen, oder es können wegen dieser Nebenwirkungen nicht die Dosen verabreicht werden, die für eine ausreichende Therapie eigentlich notwendig wären. Die Dosen, bei der psychische Nebenwirkungen auftreten, variieren stark von Person zu Person und liegen meistens bei 5 bis 20 Milligramm THC pro Tag. Um psychische Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte man die Behandlung mit geringen Dosen beginnen und die Dosis dann langsam in den nächsten Tagen und Wochen bis zur erforderlichen Menge steigern.

Welche Cannabisprodukte können medizinisch verwendet werden?

Der medizinisch wirksamste Inhaltsstoff der Hanfpflanze (Cannabis) ist das Delta-9-Tetrahydrocannabinol (kurz: THC). Zu medizinischen Zwecken können THC-haltige Medikamente sowie Produkte von Hanfpflanzen, die viel THC enthalten, verwendet werden. Zu den natürlichen und medizinisch wirksamen Produkten der Hanfpflanze zählen Cannabiskraut (Marihuana) und Cannabisharz (Haschisch). Dieses Kapitel enthält einige weitergehende Erläuterungen zu der Cannabispflanze, ihren relevanten Inhaltstoffen und deren Wirkweise sowie den unterschiedlichen Cannabisprodukten. Außerdem finden Sie am Ende dieses Kapitels eine Übersicht, in der die wesentlichen Begriffe noch einmal kurz erklärt werden.

Cannabis und Cannabinoide – eine Einführung

Cannabis sativa L. (Cannabis sativa Linné), kurz Cannabis, ist der lateinische Name für die Hanfpflanze. Sie gehört zur Ordnung der brennesselartigen Gewächse. Zusammen mit der Gattung Humulus (Hopfen) gehört Cannabis zur Familie der Cannabidaceae (Cannabisartigen). Hanf ist eine grüne, im Allgemeinen einjährige Pflanze. THC-arme Hanfsorten werden gelegentlich Faserhanf oder Industriehanf genannt und dürfen in etwa 30 Ländern der Erde, darunter in Deutschland, angebaut werden, um Fasern für die Industrie und Hanfsamen für die Ernährung zu gewinnen. Faserhanf darf in der Europäischen Union maximal 0,2 Prozent THC enthalten, damit eine Berauschung mit diesem Hanf sicher ausgeschlossen werden kann. THC-reiche Hanfsorten können Drogenhanf genannt werden. Aus ihnen werden Marihuana und Haschisch gewonnen. Die weiblichen Pflanzen weisen einen höheren THC-Gehalt auf als männliche, so dass zur Marihuana- und Haschischherstellung meistens nur die weiblichen Pflanzen verwendet werden.

Die Hanfpflanze enthält charakteristische Inhaltsstoffe, welche als Cannabinoide bezeichnet werden. Bis heute wurden mehr als 100 verschiedene Cannabinoide gefunden, die sich mehrheitlich zehn Gruppen zuordnen lassen. Die wichtigste Gruppe ist die THC-Gruppe mit neun verschiedenen Cannabinoiden. Der bedeutendste Vertreter dieser Gruppe ist das Delta- 9-Tetrahydrocannabinol oder kurz Delta-9-THC beziehungsweise THC. Der internationale Freiname für das in der Hanfpflanze natürlich vorkommende THC lautet Dronabinol. Es ist sowohl für die meisten medizinischen Eigenschaften als auch für die charakteristischen psychischen Wirkungen von Cannabis verantwortlich. Es wirkt beispielsweise aufheiternd, muskelentspannend, antiepileptisch, brechreizhemmend, appetitsteigernd, entzündungshemmend, fiebersenkend, Augeninnendruck senkend, Bronchien erweiternd, beruhigend und schmerzhemmend. In der Regel wird die jeweilige medizinische Wirkung durch eine tägliche Einnahme von etwa 5 bis 30 Milligramm des Cannabiswirkstoffes THC erzielt.

Die zweitwichtigste Cannabinoidgruppe ist die Cannabidiol-Gruppe. Cannabidiol (CBD) ist vor allem im Faserhanf und in einigen Haschischsorten vorhanden. Im Gegensatz zum THC verursacht es keine psychischen Wirkungen und in ausreichend hohen Dosen wirkt es der psychischen Wirkung des THC sogar entgegen. Allerdings kann es die schmerzlindernden Eigenschaften des THC verstärken. Außerdem wirkt Cannabidiol beruhigend, entzündungshemmend, antiepileptisch, angstlösend, antipsychotisch und Augeninnendruck senkend. Im Vergleich zum THC werden diese Wirkungen jedoch erst bei vergleichsweise großen Cannabidiolmengen erzielt.

Meistens finden sich in einer Pflanze nur drei bis vier verschiedene Cannabinoide in relevanter Konzentration, während die übrigen nicht oder nur in Spuren vertreten sind. In Drogenhanfsorten, aus denen Marihuana und Haschisch gewonnen wird, kommt THC in hoher Konzentration von 1 bis 25 Prozent vor, während im Faserhanf Cannabidiol mit einem Gehalt von etwa 0,5 bis 1 Prozent vorherrscht.

Die Wirkweise der pflanzlichen Cannabinoide im menschlichen Körper ähnelt dem Wirkmechanismus bestimmter körpereigener Substanzen, den so genannten Endocannabinoiden (aus dem Griechischen endo, „innen“). Endocannabinoide sind Cannabinoide, die vom menschlichen Körper selbst gebildet und nicht von aussen aufgenommen werden müssen. Endocannabinoide und pflanzliche Cannabinoide haben eine ähnliche chemische Struktur. Die Wirkungen sowohl der Endocannabinoide als auch der pflanzlichen Cannabinoide beruhen auf der Erkennung und Bindung bestimmter Bindungsstellen, die sich auf der Oberfläche vieler Körperzellen befinden. Diese Bindungsstellen werden als Cannabinoid-Rezeptoren bezeichnet. Die Endocannabinoide zählen zu den natürlichen Botenstoffen, die im Gehirn und anderen Organen Nachrichten über den Zustand des Körpers übermitteln. Binden Cannabinoide an ihre jeweiligen Rezeptoren, so werden in der betreffenden Zelle bestimmte Reaktionen ausgelöst. Dabei ist das körpereigene Cannabinoid-System zum Beispiel an der Regulation des Appetits, an der Wahrnehmung von Sinneseindrücken und Schmerzen sowie der Koordination von Bewegungen beteiligt. Aufgrund der Ähnlichkeit der Wirkmechanismen der körpereigenen und der pflanzlichen Cannabinoide, können letztere das körpereigene Cannabinoid-System unterstützen und erhalten dadurch ihr medizinisches Potenzial.

Ganzpflanzenprodukte und isolierte Cannabinoide

Der medizinisch relevanteste Wirkstoff von Cannabisprodukten ist das Delta-9-THC. Natürliche Cannabisprodukte werden von der blühenden beziehungsweise gerade verblühten Hanfpflanze gewonnen. Dabei weisen die Deckblätter der weiblichen Blüten und das Harz, das von speziellen Harzdrüsen abgesondert wird, die sich auf der Oberfläche der Blüten und Blätter befinden, die größten THC-Konzentrationen auf. Darüber hinaus ist der THC-Gehalt der Cannabispflanze in hohem Maße von der Hanfsorte und den Wachstumsbedingungen abhängig. Gerade im Bereich des Drogenhanfs gibt es viele Züchtungen mit gesteigertem THC-Gehalt. Zusätzlich wird in der Regel die THC-Ausbeute durch eine spezielle Anbaumethode, die Sinsemilla (spanisch für „ohne Samen“) genannt wird, gesteigert. Dabei werden die männlichen Pflanzen vor der Blüte von den weiblichen Pflanzen getrennt. Dies führt nicht nur dazu, dass die weiblichen Blüten unbefruchtet bleiben und keine Samen bilden, sondern auch zur Ausbildung zusätzlicher Blüten, die von Harzdrüsen bedeckt sind, was den Anteil des psychoaktiven und medizinisch nützlichen THC und anderer Cannabinoide in diesen Pflanzen vergrößert. Zudem ist die Harzbildung von der Umgebungstemperatur abhängig, so dass vor allem in heißen Gegenden der Erde der Harzertrag begünstigt ist.

Im Wesentlichen wird zwischen zwei natürlichen Cannabisprodukten unterschieden: Haschisch und Marihuana, die teilweise auch unter den englischen Ausdrücken Grass, Shit, Weed und Pot bekannt sind. Haschisch ist arabisch und bedeutet Gras. Heute wird es jedoch als Sammelbegriff für Drogenzubereitungen aus Cannabisharz verwendet. Das Harz wird durch Abstreifen beziehungsweise durch Aussieben der Blüten und teilweise auch der Blätter gewonnen und meist in Form von gepressten Platten angeboten. Unterschiedliche Methoden der Gewinnung des Harzes lassen zum Teil auf die Herkunft schließen. So weist Haschisch aus dem Mittelmeerraum (Marokko, Türkei, Libanon) eine grünliche oder rötlich braune Färbung auf, während Haschisch aus Asien (Afghanistan, Pakistan, Nepal, Indien) eher von dunkler Farbe ist. Oft sind Farbe und Herkunft auch Namensgeber für die einzelnen Haschischsorten wie zum Beispiel für „Roter Libanese“ und „Schwarzer Afghane“. Der THC-Gehalt von Haschisch ist sehr variabel und beträgt zwischen 3 bis 25 Prozent. Zudem weisen die zur Haschischherstellung verwendeten Hanfsorten oft auch einen hohen Cannabidiol-Anteil auf, so dass es manchmal stärker müde macht als Marihuana. In niederländischen Coffeeshops ist zunehmend auch von den Resten der Blütenmaniküre gesiebtes Haschisch im Angebot, zum Beispiel als „Nederhash“ oder „Skuff“. Dieses kann sehr THC-reich sein, vor allem, wenn es als nassgesiebtes „Waterhash“ angeboten wird, das aus reinen Harzdrüsen besteht (bis zu 60 Prozent), und es weist meist nur geringe CBD-Gehalte auf, da es von Sorten stammt, die eigentlich für die Marihuanaproduktion bestimmt sind.

Marihuana stammt aus dem Mexikanischen und ist der gebräuchliche Begriff für Cannabiskraut. Als Cannabiskraut bezeichnet man getrocknete Blüten und teilweise auch Blätter der Hanfpflanze. Die Pflanzenteile werden wie Tee getrocknet und gegebenenfalls fermentiert. Früher war der THC-Gehalt von Marihuana im Allgemeinen deutlich niedriger als der von Haschisch. Je nach Pflanzensorte, Anbau und Verarbeitung beträgt der THC-Gehalt von Marihuana heute jedoch ebenfalls etwa 1 bis 25 Prozent. Ein weiteres natürliches Cannabisprodukt, das jedoch seltener verwendet wird als Marihuana und Haschisch, ist das Haschischöl. Es ist ein dunkelbraunes, zähflüssiges Öl, welches durch Lösungsmittelextraktion oder Destillation aus Cannabiskraut beziehungsweise Cannabisharz gewonnen wird. In der Regel enthält es eine THC-Konzentration von 20 bis 40 Prozent und mehr. Aufgrund der Aufbereitung kann es jedoch Reste schädlicher Lösungsmittel enthalten.

Seit einigen Jahren sind auch pharmazeutische Cannabispräparate in der Apotheke erhältlich. Der von dem britischen Unternehmen GW Pharmaceuticals hergestellte Cannabisextrakt Sativex® ist in Deutschland und Österreich zur Behandlung der therapieresistenten Spastik bei multipler Sklerose zugelassen. Die Kosten dieser Behandlung werden von den Krankenkassen übernommen. Dronabinol ist in Deutschland und in Österreich auf einem speziellen Betäubungsmittel- beziehungsweise Suchtgift-Rezept verschreibungsfähig. Oft erstatten die Krankenkassen eine Behandlung mit dem Cannabinoid jedoch nicht. In der Schweiz benötigt man für eine Behandlung mit Dronabinol eine Sonderbewilligung durch die Gesundheitsbehörden.

Die in der Apotheke erhältlichen Cannabispräparate unterscheiden sich von den illegalen Cannabisprodukten vor allem dadurch, dass sie den Cannabiswirkstoff Dronabinol in definierter Menge enthalten. Der Cannabisextrakt Sativex® enthält die beiden Cannabinoide Dronabinol und Cannabidiol (CBD) in definierter Konzentration in einem Verhältnis von etwa 1 zu 1. Sativex® wird in einer Sprühflasche geliefert und in den Mund gesprüht. Der alkoholische Extrakt soll möglichst lange im Mund behalten werden. Ein Sprühstoß enthält 2,5 mg CBD und 2,7 mg THC (Dronabinol). Eine Sprühflasche enthält etwa 100 Sprühstöße. Dronabinol kann aus der Hanfpflanze isoliert oder synthetisch hergestellt werden. Das weltweit einzige Fertigpräparat ist das in den USA zugelassene Marinol®. Es wird als weiche Gelatinekapsel, die 2,5 Milligramm, 5 oder 10 Milligramm synthetisches Dronabinol enthält, geliefert. Marinol® darf von deutschen Apotheken aus den USA importiert werden. Am einfachsten wenden sich Apotheken an Importeure von Arzneimitteln, die bereits eine entsprechende Importgenehmigung für Marinol® vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erhalten haben. Darüber hinaus gewinnen zwei deutsche Firmen (THC Pharm und Delta 9 Pharma) Dronabinol aus Faserhanf. Dieses kann von Apotheken zur Herstellung von Kapseln oder Tropfen erworben werden. Außerdem produziert die britische Firma GW Pharmaceuticals einen Cannabisextrakt mit dem Namen Sativex®. Sativex® ist ein Spray, den man in den Mund sprüht. Die wichtigsten Wirkstoffe sind Dronabinol (THC) und Cannabidiol. Das Verhältnis von THC zu CBD in Sativex® beträgt 2,7 Milligramm zu 2,5 Milligramm pro Spray-Hub. Allerdings ist Sativex® zurzeit (Stand: Mai 2006) ausschließlich in Kanada für die Behandlung neuropathischer Schmerzen bei Erwachsenen mit multipler Sklerose verschreibungsfähig. Es kann zudem für einzelne Patienten in Großbritannien und in Katalonien, einer Region Spaniens, verschrieben werden. Außerdem wird am Institut für klinische Forschung in Berlin in Zusammenarbeit mit der Weleda AG die medizinische Wirkung eines weiteren Cannabisextraktes in Kapselform erforscht. Ebenso wie Sativex® ist auch dieses Präparat mit dem Namen Cannador® in den deutschsprachigen Ländern bisher nicht verschreibungsfähig.

Definitionen und Erläuterungen

Cannabidiol (CBD) ist das zweitwichtigste Cannabinoid der Hanfpflanze. Es kommt in großen Konzentrationen im Faserhanf vor. CBD wirkt der berauschenden Wirkung des THC entgegen und besitzt ebenfalls einige medizinisch relevante Wirkungen. Allerdings werden dazu vergleichsweise hohe CBD-Mengen benötigt.

Cannabinoide sind die charakteristischen Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Bis heute wurden mehr als 100 verschiedene Cannabinoide gefunden. Das medizinisch wichtigste Cannabinoid ist das THC (Delta-9-Tetrahydrogencannabinol), das zweitwichtigste das Cannabidiol (CBD).

Cannabinoid-Rezeptoren sind spezifische Bindungsstellen auf vielen Körperzellen, zum Beispiel Nervenzellen und weißen Blutkörperchen, an die Endocannabinoide und pflanzliche Cannabinoide binden und dadurch bestimmte Reaktionen auslösen können.

Cannabis sativa L.