Die besten Ärzte - Sammelband 77 - Katrin Kastell - E-Book

Die besten Ärzte - Sammelband 77 E-Book

Katrin Kastell

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Beschreibung

Willkommen zur privaten Sprechstunde in Sachen Liebe!

Sie sind ständig in Bereitschaft, um Leben zu retten. Das macht sie für ihre Patienten zu Helden.

Im Sammelband Die besten Ärzte erleben Sie hautnah die aufregende Welt in Weiß zwischen Krankenhausalltag und romantischen Liebesabenteuern. Da ist Herzklopfen garantiert!

Der Sammelband Die besten Ärzte ist ein perfektes Angebot für alle, die Geschichten um Ärzte und Ärztinnen, Schwestern und Patienten lieben. Dr. Stefan Frank, Chefarzt Dr. Holl, Notärztin Andrea Bergen - hier bekommen Sie alle! Und das zum günstigen Angebotspreis!

Der Inhalt dieses Sammelbands entspricht ca. 256 Taschenbuchseiten.

Jetzt herunterladen und sofort sparen und lesen.

Dieser Sammelband enthält die folgenden Romane:

Chefarzt Dr. Holl 1842 - Du hättest niemals gehen dürfen

Notärztin Andrea Bergen 1321 - Das Glück begann im Krankenzimmer

Dr. Stefan Frank 2275 - Die schönste Braut von Grünwald

Der Notarzt 324 - Hausbesuch bei Milli

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 487

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Katrin Kastell Marina Anders Stefan Frank Karin Graf
Die besten Ärzte - Sammelband 77

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015/2017/2018 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Shutterstock AI

ISBN: 978-3-7517-8612-6

https://www.bastei.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

Die besten Ärzte - Sammelband 77

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Chefarzt Dr. Holl 1842

Du hättest niemals gehen dürfen

Die Notärztin 1321

Das Glück begann im Krankenzimmer

Dr. Stefan Frank 2275

Die schönste Braut von Grünwald

Der Notarzt 324

Hausbesuch bei Milli

Guide

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Contents

Du hättest niemals gehen dürfen

Dr. Holl und eine Frau, die an ihrer Schuld zerbricht

Von Katrin Kastell

Die Diagnose ist ein Schock – sowohl für Bruno Ravensberger als auch für die Holls, die mit dem sympathischen Rechtsanwalt eng befreundet sind. In seinem Kopf hat sich ein gefährliches Aneurysma gebildet. Die Arterienwand ist bereits hauchdünn, und das Aneurysma kann jeden Augenblick platzen. Um überhaupt eine Chance zu haben, muss Bruno sofort operiert werden, doch die Operation birgt ein hohes Risiko.

Bruno regelt seinen Nachlass und hofft auf die Kunst der Ärzte. Als er in den Operationssaal geschoben wird, drehen sich seine Gedanken nur um Vanessa, die Frau, die er liebt. Doch bevor Bruno ihr seine große Liebe gestehen konnte, nahm Vanessa den Heiratsantrag eines anderen Mannes an. Nun ist sie ihm für immer verloren. Wie gern hätte er die schöne Vanessa noch einmal gesehen, die Liebe seines Lebens …

„Doktor Ravensberger, so geht das wirklich nicht! Wir teilen uns hier die Büroräume und haben somit beide dieselbe Verantwortung dafür, dass alles in Ordnung ist. Ich …“ Vanessa Grün hatte die Arme in die Seiten gestemmt und funkelte den Anwalt wütend an, mit dem sie sich aus Kostengründen Büroräume in der Münchner Innenstadt teilte.

Ohne lange anzuklopfen, war sie direkt in sein Büro gestürmt in ihrer Empörung, aber er hatte gerade zum Glück keinen Mandanten. Das wäre ihr denn doch äußerst unangenehm gewesen, was ihr allerdings erst aufging, als sie schon polternd vor ihm stand.

Der Mann brachte sie einfach auf die Palme, und dann handelte sie hin und wieder impulsiv und unbedacht. Das nahm sie ihm besonders übel, weil es an und für sich nicht ihre Art war. Sie war sonst immer höflich und beherrscht – nur bei ihm nicht. Manchmal fragte sie sich, ob der Ärger mit ihm es wert war, sich die Büroräume mit ihm zu teilen. Vielleicht sollte sie sich doch besser ein kleineres Büro in einem Außenbezirk der Stadt suchen.

Als Steuerberaterin hatte sie inzwischen einige gute, begüterte Mandanten, die vermutlich den Umzug mitmachen würden. Eine gute Adresse war ein hervorragendes Aushängeschild, von dem sie sich als Anfängerin viel versprochen hatte. Inzwischen war es vielleicht nicht mehr ganz so wichtig, weil sie sich einen Namen gemacht hatte. Wenn dieser Ravensberger ihr endgültig zu viel wurde, würde sie das Risiko eingehen.

„Ihnen auch einen wunderschönen guten Morgen, Frau Grün! Es ist mir immer eine Freude, ein wenig mit Ihnen zu plaudern! Dieses Frühlingswetter … Unglaublich! Sonne, Wind, Regen … Wetter – ein wunderbares Thema, so unverfänglich, finden Sie nicht auch?“, provozierte er sie heiter, ohne sich auch nur im Geringsten von ihrer Verärgerung aus der Ruhe bringen zu lassen.

„Wetter? Machen Sie das vor Gericht auch so? Reden Sie da auch solchen Unsinn?“, griff sie ihn an.

„Für die einen ist es Unsinn, guten Morgen zu sagen, und andere betrachten es als einen kultivierten Akt der Höflichkeit. Man kann es auch Anstand nennen, glaube ich. Lesen Sie das einmal nach! Ich bin sicher, Sie stoßen auf vieles, von dem Sie noch nie etwas gehört haben“, riet er ihr in ironischem Ton.

Vanessa verdrehte nur genervt die Augen.

„Guten Morgen, Doktor Ravensberger!“, knurrte sie dann, weil sie aus Erfahrung wusste, dass er ansonsten zu keinem vernünftigen Gespräch bereit war.

„Und schon geht die Sonne auf! Einen wunderschönen guten Morgen, und wie gut Sie heute wieder aussehen – alles passt zusammen von den Absätzen bis zum Lippenstift. Einfach perfekt! Wie machen Sie das nur? Geduld und Zeit vor dem Spiegel – ich müsste mir ein Beispiel an Ihnen nehmen“, spöttelte er munter weiter.

Vanessa hätte ihm am liebsten wie eine Göre die Zunge herausgestreckt, aber auf dieses Niveau brachte nicht einmal er sie herunter. Nein!

„Können wir damit jetzt aufhören? Sie hatten Ihren Triumph, und ich muss an den Schreibtisch“, ignorierte sie seine Spitzen hoheitsvoll. Es war schließlich kein Verbrechen, viel auf sein Äußeres zu geben, und außerdem ging es ihn nichts an, wie viel Zeit sie vor dem Spiegel verbrachte. Allein schon die Bemerkung war übergriffig.

„Gerne! Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, wollte er wissen. „Sie müssen an Arbeitsmangel leiden, sonst hätten Sie nicht die Zeit, ständig Ihre netten, kleinen Strichlisten zu führen.“

„Bei Ihnen ist es nicht erforderlich, Strichlisten zu führen. Sie sind ein Chaot, wie er im Buche steht, und ich drücke meistens beide Augen zu, aber manches kann ich nicht dulden. Meine Mandanten …“, setzte sie an.

„Ich weiß! Ich weiß, Ihre Mandanten gehören den höheren Gesellschaftsschichten an und sind ein gewisses Niveau gewöhnt“, zitierte er sie und imitierte ihre Sprechweise, was bei ihm alles andere als schmeichelhaft klang – affektiert, arrogant und versnobt.

„Danke! Danke! Sie müssen nicht jedes Mal unverschämt werden, wenn ich Sie anspreche. Ich zahle die Hälfte der Miete für diese Räume und habe Rechte“, erinnerte sie ihn und hatte allmählich selbst keine Lust mehr auf dieses Gespräch. Es änderte doch sowieso nichts und war die reinste Zeitvergeudung.

„Schon gut! Das hatten wir schon. Was habe ich diesmal verbrochen? Ich bezahle pünktlich meinen Anteil für die Putzfrau, auf die Sie bestanden haben. Was wollen Sie denn noch mehr?“, kürzte er ihre Standpauke ab, weil er einen Termin vor Gericht hatte und bald aufbrechen musste.

„Die Putzfrau kommt abends, aber als ich reinkam und durch den Wartebereich ging, musste ich mir die Nase zuhalten. Es stinkt. Einer Ihrer Mandanten hat gestern wohl seine Niederlage vor Gericht mit etwas zu viel Alkohol betrauert“, beschwerte sie sich.

Dieser Gestank hatte Vanessa ziemlich in Rage gebracht.

„Sie müssen die Fahne doch gerochen haben, als er in Ihrem Büro war! Ich kann es jetzt noch riechen, obwohl Sie hier bei sich die Fenster geöffnet haben. Können Sie da nicht einfach auch schnell die Fenster im Wartebereich kippen und lüften? Ist das wirklich zu viel verlangt?“, fragte sie frustriert.

„Meine Mandanten feiern ihre Siege vor Gericht“, parierte er mit einem breiten Grinsen. „Gehen Sie da nicht von sich aus! Ich nehme einmal an, Ihre Mandanten werden hinterher vom Finanzamt geschröpft oder verklagt wegen Unterschlagung. Witzig! Das geht mir gerade erst auf!“ Er lachte belustigt.

Im Gegensatz zu Vanessa hatte Bruno Spaß an dem Schlagabtausch.

„Dann landen sie am Ende vielleicht gar bei mir“, fuhr er fort. „Woher wollen Sie eigentlich wissen, ob es nicht früher einmal Ihre Reichen waren, die sich nach dem Steuerbescheid und dem Bankrott nun ihren Frust von der Seele trinken?“

Es fiel ihm schwer, Vanessa Grün wirklich ernst zu nehmen. Perfekt gestylt und immer bereit, auf der ersten Seite eines Schönheitsmagazins abgelichtet zu werden, schien es nur ihr Aussehen und ihr berufliches Weiterkommen für sie zu geben. Er hatte zumindest in den zwei Jahren noch nicht herausbekommen, für was sich diese Frau interessierte – falls sie sich für etwas interessierte.

Sie erinnerte ihn an eine rosarote Traumwolke. Es gab wohl keinen Mann, der nicht von einer Schönheit wie ihr träumte. Und es gab wohl auch keinen Mann, der dem gerecht werden konnte, wovon sie träumte. Alles in allem fand er sie langweilig und hatte Spaß daran, sie etwas aus der gestylten Reserve zu locken.

„Sie können mich beleidigen, so oft Sie wollen, aber ich bestehe darauf, dass Sie …“

„Ich finde Sie auch unwiderstehlich und kann es kaum erwarten, bis wir endlich einen Kaffee zusammen trinken – danach – bei mir. Aber leider kann ich nicht länger mit Ihnen flirten. Die Pflicht ruft! Ich muss ans Gericht.“ Er nahm seine Ledermappe vom Tisch, streifte sein Jackett über und schickte sich an zu gehen.

„Das ist unerhört! Ich bestehe darauf, dass Sie …“ Vanessa geriet außer sich. So viel Unverschämtheit passte nicht in ihre Welt. Wer glaubte er eigentlich zu sein? Hinterher bei ihm? Dazu würde es nur über ihre Leiche kommen!

Er erwiderte nichts darauf, blieb aber im Wartebereich stehen und klappte die beiden Fenster auf, damit der unangenehme Geruch sich verziehen konnte. Das dauerte keine zehn Sekunden, und im Nachhinein verstand Vanessa sich selbst nicht mehr. Warum hatte sie nicht einfach selbst die Fenster gekippt und sich an ihre Arbeit gemacht, anstatt in sein Büro zu stürmen?

„Zufrieden?“, fragte er spöttisch.

Ihr schossen Tränen in die Augen, und sie ging wortlos in ihr Büro. Als er klopfte, blieb sie stumm und bat ihn nicht herein. Er öffnete trotzdem die Tür, blieb aber im Rahmen stehen.

„Es tut mir leid, Frau Grün! Ich wollte Sie nicht verletzen! Das wollte ich wirklich nicht. Manchmal ist meine Zunge spitzer, als mir klar ist“, entschuldigte er sich, weil er spürte, dass er zu weit gegangen war.

Verwundert sah sie ihn an. Nett? Seit wann konnte er nett sein? Das waren ganz neue Töne. Hatte er vielleicht selbst getrunken und litt unter den Nachwehen eines stattlichen Katers? Anders konnte sie es sich nicht erklären.

„Ich weiß, wie wichtig es Ihnen ist, dass unser Büro einen gepflegten, positiven Eindruck auf unsere Mandanten macht. Und damit liegen Sie natürlich absolut richtig, und es ist auch mir ein Anliegen. Ich hatte da eine Idee, wie wir das verbessern können. Was halten Sie von einer Empfangsdame, die Anrufe für uns annimmt, vielleicht auch einmal Termine vereinbart und nach Ordnung und Sauberkeit sieht den Tag über, bis die Putzfrau kommt?“

„Das sind zusätzliche Kosten, die für mich momentan noch etwas den Rahmen sprengen“, antwortete Vanessa ehrlich. Mit der Miete für das Büro, den anteiligen Kosten für die Putzfrau und der horrenden Miete für ihre Zweizimmerwohnung, die gerade einmal sechzig Quadratmeter hatte, war sie finanziell an ihrer Grenze.

München war ein teures Pflaster, aber sie fühlte sich einfach wohl in dieser Stadt. Sie war ihre Wahlheimat geworden.

„Die Kosten übernehme in diesem Fall ich. Schließlich bin ich der Chaot vor dem Herrn, und vor allem verbringe ich so viel Zeit vor Gericht, dass ich hier jemanden brauche, der mir den organisatorischen Kram erleichtert, Anrufe annimmt und für mich terminiert.“

Vanessa stimmte zu, denn eine Empfangsdame konnte nur von Vorteil sein.

„Danke! Dann kümmere ich mich darum. Ich habe jemanden an der Hand, der das sehr gut machen wird“, bedankte er sich und lächelte sie an.

Er hatte ein warmes und offenes Lächeln, und allmählich hatte Vanessa den Verdacht, dass er durchaus auch nette Seiten hatte, wenn er wollte.

„Ich habe mich vorhin etwas im Ton vergriffen“, kam auch Vanessa ihm entgegen. „Sicher sind Sie ein guter Anwalt, und man kann sich seine Mandanten nicht immer aussuchen.“

Es blitzte spöttisch in seinen Augen, aber dann wurde seine Miene ernst.

„Der Mann, dessen Fahne Sie gerochen habe, steht vor Gericht, weil seine geschiedene Frau ihm vorwirft, durch fahrlässiges Handeln den Tod seiner zwei Kinder verursacht zu haben. Die Kinder schliefen auf dem Rücksitz des Autos, als er in einen Auffahrunfall verwickelt wurde. Er war sehr lange im Krankenhaus und hat überlebt. Seine Kinder sind noch am Unfallort verstorben.“

„Waren die Kinder angeschnallt?“, fragte Vanessa sofort.

Er nickte anerkennend.

„Sie wären keine üble Anwältin. Es kommt darauf an, die richtigen Fragen zu stellen. Die Kinder waren vorschriftsmäßig angeschnallt, das Auto in einem guten Zustand und das Tempo der Wetterlage angepasst und nicht zu schnell. Dennoch hatte der Vater keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Die Straße war spiegelglatt.“

„Aber dann hat sich der Mann doch nichts zuschulden kommen lassen“, meinte Vanessa.

„Direkt hinter ihm kam ein Sattelschlepper. Ansonsten wären Vater und Kinder vermutlich kaum verletzt worden.“

„Dürfen Sie eigentlich so offen mit mir über diesen Fall sprechen?“, wollte sie wissen, weil es ihr wie ein Vertrauensbruch seinem Mandanten gegenüber vorkam.

„Die Geschichte ging groß durch die Presse, und das tut sie noch. Leider. Nichts, was ich Ihnen gesagt habe, wurde nicht schon mehrfach geschrieben.“

Vanessa schauderte bei der Vorstellung.

„Das macht es auch nicht einfacher. Wie entsetzlich! Es muss die Hölle sein, damit weiterzuleben – auch ohne dieses öffentliche Interesse und ohne so eine Klage“, stellte sie fest. „Wie geht man mit so etwas um und macht weiter?“

Bruno Ravensberger sah sie nachdenklich an. Er hatte sich in ihr getäuscht. Ihre Handtaschen mochten farblich auf ihre Kostüme abgestimmt sein, aber sie war keineswegs egozentriert und interessierte sich offenbar auch nicht nur für Äußerlichkeiten. Ihre Anteilnahe war echt.

„Falls Sie irgendwo eine Antwort auf diese Frage finden, geben Sie diese bitte an meinen Mandanten weiter! Er hat sie dringend nötig.“

„Hat seine Frau Aussichten zu gewinnen? Worin sieht sie seine Fahrlässigkeit?“

„Recht gesprochen wird vor Gericht. Ich weiß nicht, wie es ausgeht. Ich denke, sie braucht diese Schuldzuweisungen, um klarzukommen. Es war eine eiskalte Nacht. Glatteis war angesagt. Der Vater kam mit seinen Kindern vom Skiurlaub über Silvester zurück. Er wollte den Urlaub wegen der schlechten Wettervorhersagen um einen Tag verlängern, aber seine Ex-Frau hat darauf bestanden, dass er ihr die Kinder pünktlich zur Übergabe bringt.“

„Furchtbar!“

„Ja, einer der Fälle, die nichts vor Gericht zu suchen haben. Die Eltern bräuchten beide psychologische Unterstützung. So, und jetzt muss ich los, sonst verdonnert mich der Richter zu einem Bußgeld wegen Verspätung. Vielleicht sind Sie noch da, wenn ich zurückkomme. Ciao!“

„Ciao!“ Sie winkte ihm lächelnd.

Das war eine richtige Unterhaltung gewesen. Es gab noch Zeichen und Wunder! Vielleicht gewöhnten sie sich nach gut zwei Jahren doch noch aneinander und fanden Regelungen, die ihnen beiden gerecht wurden. Vanessa war hoffnungsfroh.

Keine Woche nach dem Gespräch kam sie am Montagmorgen ins Büro und wurde von einer äußerst gepflegten Dame von Mitte fünfzig zuvorkommend empfangen.

„Was kann ich für Sie tun?“

„Ich bin Vanessa Grün“, stellte Vanessa sich vor und deutete auf ihren Namenszug an der Tür.

„Frau Grün! Entschuldigen Sie! Doktor Ravensberger wollte uns einander vorstellen, aber er musste kurzfristig weg. Renata Blum. Doktor Ravensberger hat mich für den Empfang eingestellt. Ich soll ihm und Ihnen zuarbeiten und Telefonate annehmen.“

Die Frauen reichten sich die Hand, und Vanessa sah sich anerkennend um und musste ihr Urteil über Bruno Ravensberger einmal mehr revidieren. Nahm er etwas in die Hand, dann passierte auch etwas. Der Aufnahmebereich war geschmackvoll umgebaut und eingerichtet worden über das Wochenende, und vor Renata Blum stand eine sichtlich teure Telefonanlage.

„Dann auf eine gute Zusammenarbeit!“, sagte Vanessa, bevor sie in ihr Büro ging.

***

Vanessas Haar wurde vom Wind zerzaust. Lachend stand sie mit einem Glas Sekt an der Reling und hielt sich mit der anderen Hand fest. Die Motorjacht pflügte mit hoher Geschwindigkeit elegant durchs Wasser.

Sven Eichner stand am Ruder und strahlte über das ganze Gesicht vor Vitalität und reiner Lebensfreude. Er war ein geborener Abenteurer und einfach unwiderstehlich, fand sie verliebt.

Der junge Mann war dreiunddreißig Jahre alt genau wie Vanessa. Wenn sie ihn so ansah, konnte sie auch nach sechs Monaten noch kaum fassen, dass so ein Mann sie begehrte und mit ihr zusammen sein wollte. Die Frage war natürlich, wie lange es andauern würde, aber sie hatte beschlossen, es zu genießen, so lange es anhielt, ohne sich gar zu sehr an ihn zu gewöhnen.

Er war braun gebrannt von all der Zeit, die er auf dem Wasser verbrachte, hatte einen athletischen Körper mit Waschbrettbauch und war geradezu verboten attraktiv. Und dazu kam auch noch, dass er einer der reichsten Junggesellen Münchens war.

Inzwischen hatte er den Familienkonzern von seinem Vater übernommen, kümmerte sich allerdings selbst kaum um die Geschäfte. So etwas Banales wie harte Arbeit interessierte ihn nicht. Für die Arbeit hatte er einen ehrgeizigen und gewieften Geschäftsführer eingestellt, der den Konzern sogar noch erfolgreicher leitete und weltweit vergrößerte, wie es zuvor Svens Vater getan hatte.

Sven war Extremsportler und auf der ganzen Welt zu Hause. Bergsteigen im Himalaya, Wellenreiten an den gefährlichsten Stränden mit den höchsten Wellen – das war seine Welt. Er war überall dort zu finden, wo man sich als Mann und Sportler beweisen konnte. Mit seinem Segelboot hatte er einmal die Welt umrundet und nahm an Regatten teil. Mit seinem Schnellboot fuhr er Rennen.

Wann immer er gerade nicht sein Leben riskierte, hielt er sich gerne in München auf und war ein gern gesehenes Mitglied der Münchner Gesellschaft. In den Zeitungen wurde öfter über ihn berichtet, und natürlich wurden dann auch seine jeweiligen Partnerinnen abgebildet.

Welche der exquisiten Schönheiten würde wohl das Rennen machen und irgendwann mit ihm vor den Traualtar treten? Das wurde von Favoritin zu Favoritin eifrig diskutiert, und der Hohn in den Klatschzeitungen war groß, wenn wieder eine seiner Frauen in der Versenkung verschwand und er sich mit einer Neuen zeigte.

Vanessa hatte sich bisher erfolgreich geweigert, solche Bilder von sich zur Veröffentlichung freizugeben.

Sven war schon bei seiner Geburt eine Art öffentliches Ereignis gewesen. Reporter umschwärmten ihn, und er wischte sie wie lästige Fliegen hin und wieder mit der Hand weg, wenn es ihm einmal zu viel wurde. Im Prinzip störten sie ihn aber kaum.

Vanessas Eltern hatten einen gut laufenden Feinkostladen in der Fußgängerzone von Heidelberg und waren nicht arm, aber der grenzenlose Reichtum, über den Sven verfügte, war für Vanessa etwas vollkommen Neues. Sie stammte aus einer völlig anderen Gesellschaftsschicht, und für sie war ihre Privatsphäre heilig.

„Wenn du ihnen ein wenig Futter hinwirfst, schreiben sie das, und es ist gut. Zierst du dich und versuchst, dich zu schützen, saugen sie sich etwas aus den Fingern und können dir schaden“, hatte Sven sie erst am Freitagabend gewarnt.

Vanessa hatte darauf bestanden, dass ein Reporter die Bilder vor ihren Augen löschte, die er nach einem Abendessen bei Freunden vor der Tür von ihr und Sven geschossen hatte.

„Van, wenn du mit mir zusammenbleiben möchtest, musst du bei solchen Sachen cooler werden! Reporter gehören einfach dazu. Man wird sie nicht los. Solche Nachrichten sind genauso schnell vergessen, wie sie aufgebauscht werden. Man muss darüberstehen und lachen.“

„Das sehe ich anders. Du hast regelmäßig neue Frauen an deiner Seite. Die prominenten Schönheiten Münchens wechseln sich ab, und es ist wie eine außerordentliche Schönheitsgalerie – schmeichelhaft für dich, weniger schmeichelhaft für die Damen. Und ich passe da ohnehin nicht hinein.“

„Warum? Ist es etwa eine Schande, mit mir gesehen zu werden?“ Ihre Bemerkung hatte seine Eitelkeit gekränkt.

„Nein, aber es ist nicht eben nett, sich nach ein paar Monaten unter der Schar derer wiederzufinden, die du abserviert hast. Ich möchte das nicht! Ich möchte keine deiner Schönheiten sein, mit denen du dich für ein paar Monate vergnügst, bevor du eine entdeckst, die in deiner Sammlung noch fehlt. Ohne mich!“

„Van, du bist eine Schönheit, ob dir das nun gefällt oder nicht. Und du bist ganz schön spießig“, hatte er geantwortet. „Das Leben ist kurz. Sei ein wenig lockerer!“

„Bin ich durchaus. Ich genieße es, mit dir zusammen zu sein, und wenn es vorbei ist, dann ist es vorbei. Ich werde dir nicht nachtrauern und an dir kleben, aber ich möchte nicht, dass halb München es mitbekommt. Dafür bin ich mir zu wertvoll.“

„Wertvoll? Woher willst du wissen, ob ich dich nicht irgendwann bitte, meine Frau zu werden? Hältst du das für derart ausgeschlossen? Warum bist du so sicher, nicht die Auserwählte zu sein?“

Vanessa hatte gelacht. Sven liebte sein Junggesellendasein viel zu sehr, um es in absehbarer Zeit aufzugeben. Er spielte mit diesen angedeuteten Heiratsanträgen, seit sie sich kannten. Viele seiner Verflossenen mochten darauf gebaut haben, aber Vanessa durchschaute das Spiel.

„Sven, kannst du dir eigentlich vorstellen, dass auch ich meine Freiheit schätze? Tut mir leid, du magst der tollste Karpfen im Teich sein, aber ich bin gerade nicht in Anglerlaune. Mir liegt als Steuerberaterin viel an meinem guten Ruf und an meiner Integrität. Ich möchte mir etwas aufbauen, auf das ich stolz sein kann. Heiraten und Kinder stehen nicht auf meinem Programm.“

„Das soll mir recht sein, aber lass die Reporter doch etwas Nettes über dich schreiben und gönne ihnen ein Bildchen von uns, auf dem ich dich küsse. Dann hast du es hinter dir, und die sind zufrieden!“, hatte er diplomatisch das Thema gewechselt.

Vanessa faszinierte ihn, gerade weil sie so absolut anders dachte und reagierte als die Frauen, mit denen er bisher zusammen gewesen war. Meist war sie für ihn unberechenbar, und das war eine Herausforderung. Herausforderungen liebte er. Sobald er etwas durchschaute oder beherrschen konnte, wurde es ihm rasch langweilig – ob es sich dabei nun um Sportarten oder Frauen handelte.

Sie verbrachten das Wochenende zusammen. Nach der Fahrt mit der Motorjacht ging es mit dem Hubschrauber nach München zurück und in ein extrem auserlesenes Lokal, für das die meisten Münchner über ein halbes Jahr reservieren mussten, falls sie überhaupt einen Tisch bekamen. Svens Tisch stand immer für ihn bereit.

Vanessa hatte die Welt noch nie als derart klein und grenzenlos empfunden. Alles war möglich, und Entfernungen spielten keinerlei Rolle. Geld öffnete einfach alle Türen, nichts schien unmöglich. Es war nicht schwer, sich an solchen Reichtum zu gewöhnen.

Sie bemühte sich ganz bewusst, einen klaren Kopf zu bewahren. Es war spannend, aber es war nicht ihre Welt. Sie war nur ein Gast auf Zeit im Jetset, und irgendwann würde sie wieder mit den Möglichkeiten auskommen müssen, die ein überschaubarer Stand im Geldbeutel zuließ. Mit ihrem Alltag hatten diese Erfahrungen nichts gemein.

Bei all ihrer Vernunft merkte sie, wie sie sich mehr und mehr daran gewöhnte, in Svens Dimensionen zu denken. Das war nicht gut, und doch konnte sie es nicht lassen. Es war zu verführerisch. Wenn die Affäre beendet war, würde sie daran arbeiten müssen, mit ihrem Leben auch ohne all diesen Luxus zufrieden zu sein.

„Ich werde für zwei, drei Wochen nach Hawaii fliegen. Dort gibt es gerade herrliche Wellen, und das möchte ich mir nicht entgehen lassen. Warum kommst du nicht einfach mit? Sag deinen Mandanten, dass du für eine Weile Urlaub machst, und begleite mich!“, lud Sven sie ein, als er sie am Sonntagabend nach Hause fuhr. Das war seine Art der Spontaneität, bei der er sich nichts dachte.

„Das geht bei mir nicht so kurzfristig. Ich habe Verpflichtungen“, lehnte Vanessa nicht ohne Bedauern ab. Hawaii reizte sie schon lange.

Er schwieg, bis sie vor ihrer Haustür angelangt waren.

„Mit dir ist immer alles so kompliziert. Nie bist du spontan. Ständig gibt es etwas Wichtigeres als uns. Das gefällt mir ganz und gar nicht. Ich bin so etwas nicht gewohnt und habe keine Lust, mich daran zu gewöhnen“, beschwerte er sich, als sie aussteigen wollte.

Er schmollte doch tatsächlich wie ein kleiner Junge, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte.

„Können wir nicht einfach nur Spaß haben, ohne dass du ständig an deine Mandanten und dein Büro denkst?“, setzte er hinzu. „Arbeit ist ungesund und verursacht Falten vor der Zeit. Möchtest du so faltig wie ein runzeliger Apfel sein mit Anfang fünfzig?“

Vanessa konnte nicht genau sagen, ob das nun Ironie war oder sein Ernst. Sie hatte ihn sehr gern, war sogar ein bisschen verliebt in ihn, aber sein absolutes Unverständnis für ihre Situation ärgerte sie.

„Sven, ich muss mir mein Geld verdienen. Manche Menschen haben keine Bankkonten rund um den Globus, die immer voller werden, ohne dass sie etwas dafür tun. Manche müssen für ihr Geld arbeiten. Tut mir leid, wenn du damit Probleme hast, aber ich kann es nicht ändern!“

„Das könntest du sehr wohl! Ich übernehme deine Kosten gerne und …“

„Wie lange? Du hast dich bisher meist innerhalb deiner Kreise bewegt, und deine Freundinnen waren fast ausnahmslos entweder sehr reich oder prominent. Sie waren abgesichert und führten ein Leben wie du. Ich kann nicht meine Existenz für ein paar Monate aufgeben und dann von vorne anfangen. Das geht wirklich nicht“, belehrte sie ihn.

„Da das nicht geht, wirst du Hawaii nicht so bald zu Gesicht bekommen und stattdessen in München in der Hitze schmachten und mich vermissen. Deine Wahl! Ich rufe an, wenn ich zurück bin.“ Mit diesen Worten fuhr er davon, ohne ihr einen Abschiedskuss zu geben.

Traurig ging Vanessa ins Haus und betrachtete die Affäre als nahezu beendet. Er würde sich sicher nicht mehr bei ihr melden, aber sie hatte die richtige Entscheidung getroffen. Das tröstete sie etwas, und doch hatte sie fast ein wenig Liebeskummer in den folgenden Tagen.

Sven rief sie tatsächlich nicht an und schickte ihr auch keine Bilder von Hawaii, wie er es zuvor immer getan hatte, wenn er irgendwo auf der Welt unterwegs gewesen war. Offensichtlich war er sauer und wollte sie für ihre fehlende Flexibilität bestrafen.

Das nächste Wochenende ohne ihn zog sich in die Länge und fühlte sich fade an. Vanessa hatte sich an Segelturns, Schnellbootfahrten und Hubschrauberflüge gewöhnt. Dagegen kamen ein gemütliches Frühstück im Bett und die Fahrt zu einem nahen Baggersee nicht an. Sven hatte sie verwöhnt und ihr die Genüsse des einfachen Lebens verdorben.

Irgendwann am Sonntagabend begann Vanessa sich zu fragen, was ihr eigentlich mehr fehlte – der Luxus oder Sven. Ganz sicher war sie sich da nicht, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wollte nicht käuflich sein.

Vielleicht war es besser, wenn es vorbei war, bevor sie noch mehr Gefühle investieren konnte. Sven tat ihr nicht gut und brachte sie von ihrem Kurs ab. Sie wollte den Luxus auskosten, den sie sich erarbeiten konnte.

Nach dieser Erkenntnis fühlte sie sich etwas wohler, aber auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, lauschte sie immerzu auf den Klingelton ihres Telefons. Sie wünschte sich sehr, dass er doch wieder anrief und der Traum noch eine Weile weiterging.

***

„Hallo, du Rennfahrer!“, begrüßte Dr. Stefan Holl seinen Gast lachend, der gerade sein Rad im Garten der Villa abstellte. „Woher beziehst du deine Fahrräder? Vom Sperrmüll?“, frotzelte er und betrachtete das seltsame Gefährt mit einem gewissen Misstrauen, ob es fahrtüchtig war und überhaupt etwas im Straßenverkehr zu suchen hatte.

„Nicht ganz, aber fast“, antwortete Bruno Ravensberger schmunzelnd und nahm seinen Schutzhelm ab. „Mich entspannt es, Fahrräder zusammenzubauen. Als Student habe ich tatsächlich nachgesehen, was sich so finden ließ, wenn Sperrmüll war. Heute versuche ich, mich zu beherrschen und vorbeizufahren, aber immer gelingt es mir nicht. Es ist doch unglaublich, was für tolle Dinge die Leute vor die Tür stellen.“

„Das stimmt. Julia und ich haben einmal eine wunderschöne, alte Nähmaschine gefunden. Sie musste etwas restauriert werden, aber jetzt steht sie schon seit Jahren im Flur.“

„Für mich ist es die schönste Entspannung, abends mit einem Bier bewaffnet ein wenig in meiner Werkstatt im Keller zu tüfteln und zu basteln. Ich baue alles Mögliche und Unmögliche zusammen. Okay, meine Räder sind keine Schönheiten, aber sie fahren sich spitze und fallen so gut wie nie auseinander.“

„Beruhigend!“ Stefan Holl umarmte seinen Freund zur Begrüßung und lotste ihn hinter das Haus in den großen Garten der Villa, die idyllisch in einem Randviertel Münchens gelegen war.

„Julia hat hinten auf der Terrasse alles fürs Grillen vorbereitet. Bei diesem herrlichen Wetter wäre es eine Schande, drinnen zu bleiben, dachten wir. Du sitzt doch genau wie ich meist in geschlossenen Räumen fest. Bei mir ist es die Berling-Klinik und bei dir dein Büro und das Gericht.“

„Herrlich! Ich versuche dem Sonnennotstand entgegenzuwirken, indem ich in der Regel mit dem Rad unterwegs bin und mein Auto nur in Notfällen nutze. Die Bewegung tut mir gut, und ich spare mir den Stress der Parkplatzsuche.“

„Gewusst wie. Dafür bin ich viel, viel, viel zu alt …“, meinte Stefan Holl und beugte sich ächzend leicht nach vorne, um sein Alter anzudeuten.

„Natürlich, Großväterlein, du hast den Altersfreischuss!“, frotzelte Bruno.

„Danke, dass du mir keinen Vortrag über Disziplin und eiserne Willensstärke hältst!“, bedankte sich Stefan. Er nahm sich immer vor, mehr für seine Gesundheit zu tun, aber als Leiter der Berling-Klinik und einer der anerkanntesten Gynäkologen Münchens war sein Terminkalender immer voll und Freizeit Mangelware.

„Dein Tag bräuchte dreißig Stunden, dann hättest du vielleicht eine Chance, aber auch nur vielleicht. Herr Chefarzt, wie stehen die Chancen, dass du heute einmal nicht aufspringst und zur Berling-Klinik fährst, wenn es gerade am schönsten ist?“

Dr. Stefan Holl machte eine vage Geste mit der Hand und schnitt eine Grimasse.

„Mittelprächtig bis mies. Eine meiner Risikopatientinnen steht kurz vor der Geburt, und da muss ich unbedingt im Kreissaal sein. Vielleicht ist sie gnädig, und die Wehen setzen erst nach dem Wochenende ein, aber darauf würde ich nicht wetten.“

„Arme Socke! Mit dir wollte ich nicht tauschen, aber wenigstens hätte ich dann ein romantisches Stündlein mit deiner unwiderstehlichen Gattin. Wir lassen es uns immer gut gehen, wenn du uns alleine lässt“, neckte Bruno ihn und nahm Julia Holl in den Arm, die ihm auf der Terrasse ein paar Schritte entgegenkam.

„So ist es doch, du schönstes aller Weiber? Tut das gut, dich wieder einmal im Arm zu halten und zu drücken!“, flirtete er ungeniert mit ihr.

„So und nicht anders, du Prachtkerl von einem Mann!“, stimmte Julia fröhlich zu und küsste ihn zur Bekräftigung auf beide Wangen.

„Eifersucht! Eifersucht!“, schniefte Stefan. „Da tut man als Arzt seine Pflicht und erfüllt seinen selbstlosen Dienst an der Menschheit, und was gibt es zur Belohnung?“

„Prügel!“, riefen Bruno und Julia gleichzeitig, und die drei lachten herzlich.

Obwohl die Holls Ende vierzig waren und fast schon einer anderen Generation angehörten als Bruno, waren sie seine besten Freunde geworden. Als Gynäkologe und Klinikleiter hatte Dr. Stefan Holl in der Stadt einen untadeligen Ruf, und es kam immer einmal wieder vor, dass er als Gutachter vor Gericht eingesetzt wurde.

Bei einer dieser Gelegenheiten hatten die beiden Männer sich vor drei Jahren kennengelernt und sofort einen Draht zueinander gehabt. Nach der Verhandlung hatten sie sich noch lange bei einem Bier unterhalten, und seitdem verkehrte Bruno regelmäßig in der Villa der Holls und fühlte sich sehr wohl bei ihnen.

Bruno war bei seinen Großeltern aufgewachsen, weil seine Mutter drogenabhängig und nicht in der Lage gewesen war, sich selbst um ihr Kind zu kümmern. Sie war an einer Überdosis gestorben, als er noch keine sechs Jahre alt gewesen war. Trotzdem erinnerte er sich an sie, vor allem an ihren Duft und an ihre Stimme. Sie war wunderschön gewesen, so wie er sich einen Engel vorstellte.

Seine Liebe für Recht und Gerechtigkeit hatte er von seinem Großvater, der ein Richter am Münchner Gericht gewesen war. Manfred Ravensberger war ein strenger, aber fairer Vaterersatz für seinen Enkel gewesen. Er hatte sich immer vorgeworfen, seine Tochter zu sehr verwöhnt und zu wenig erzogen zu haben.

Bei seinem Enkel hatte der Großvater alles getan, um seine Sache besser zu machen. Er wollte ihm unbedingt innere Stärke und Stabilität mit auf den Lebensweg geben, und das war ihm auch gelungen.

Bruno und er hatten nicht immer eine harmonische Beziehung gehabt, aber Bruno wusste, wie viel er ihm verdankte, und er vermisste den alten Mann sehr, der vor vier Jahren kurz nach seiner Frau verstorben war. Die beiden waren alles, was er an Familie gehabt hatte.

Umso schöner fand er es, an dem lebendigen Familientisch der Holls zu sitzen, wo es meist hoch herging.

Julia und Stefan hatten vier Kinder. Ihre Zwillinge Dani und Marc waren bereits zwanzig, studierten in München und wohnten noch zu Hause. Marc setzte die Familientradition fort und wollte Arzt werden. Dani hatte sich für Biologie als Studienfach entschieden.

Chris steckte mit seinen fünfzehn Jahren mitten in der Pubertät. Einerseits war er in vielen Bereichen schon auf dem Weg, erwachsen zu werden. Manchmal wollte er aber auch noch Kind sein und schmuste mit seiner Mutter wie ein kleiner Junge.

Bruno erinnerte sich noch gut, wie sehr er sich genau in diesem Alter nach einer Mutter gesehnt hatte. Er unterhielt sich gerne mit Chris und schätzte seinen Gerechtigkeitssinn und Enthusiasmus.

„Du solltest Jura studieren!“, riet er ihm jedes Mal, wenn sie sich sahen. „Es mag ein wenig trocken wirken, aber es schafft die Grundlagen, um tatsächlich etwas in unserer Gesellschaft verändern zu können. Für jemanden, der die Mängel nicht einfach nur erkennen, sondern daran arbeiten möchte, dass etwas besser wird, ist Jura die optimale Wahl. Überlege es dir!“

Chris hörte ihm immer aufmerksam zu. Es reizte ihn schon, aber noch gab es so vieles, was ihn wahnsinnig interessierte. Er hatte keine Ahnung, wie es ihm gelingen sollte, das meiste wegzustreichen und sich für etwas Bestimmtes zu entscheiden. Erwachsenwerden kam ihm immer mehr wie ein Prozess vor, bei dem man sein buntes Gefieder verlor und ganz grau zu werden drohte. Grau konnte er nicht ausstehen.

Brunos besonderer Liebling war das Nesthäkchen der Familie, die elfjährige Juju. Das Mädchen war ein strahlender Sonnenschein und schwebte durchs Leben wie ein bunter Schmetterling, der ausgelassen in der Sonne spielte. Es war eine Freude, sie zu sehen. Lachte sie, konnte man gar nicht anders und musste mit einstimmen.

Amüsiert beobachtete Bruno, wie die Kleine ganz nebenbei ihre Eltern um den Finger wickelte, obwohl Julia und Stefan aufpassten und versuchten, streng zu sein. Bei Juju war das nahezu unmöglich. Es tat förmlich weh, ihr einen Wunsch abzuschlagen.

Allerdings war das Mädchen vor Jahren sehr krank gewesen und fast an Leukämie gestorben. Nur durch eine Knochenmarkspende von Chris hatte es gerettet werden können. Da war es kein Wunder, dass selbst ihre Geschwister ihr gegenüber nachgiebig waren. Juju genoss es, nutzte es aber nicht über Gebühr aus.

Bei den Holls fühlte Bruno sich zu Hause und tankte etwas familiäre Wärme und Geborgenheit. Er lebte allein in der Fünfzimmerwohnung mit Dachterrasse, in der er bei seinen Großeltern aufgewachsen war.

Das Stadthaus stammte aus der Jugendstilzeit und hatte fünf Stockwerke. Seine Großeltern hatten einen Fahrstuhl einbauen lassen, weil sie den Luxus des fünften Stockes auch im Alter nicht hatten aufgeben wollen.

Es lag in einer ruhigen Nebenstraße und grenzte mit seiner Stirnseite an den Englischen Garten. Saß Bruno auf seiner Dachterrasse, blickte er über den riesigen Park, und da die Terrasse begrünt war und es überall auf ihr wuchs und blühte, saß er sozusagen mitten in der Natur mit Blick auf die Natur, obwohl er sich im Zentrum Münchens befand.

„Irre! So eine Idylle mitten in der Stadt!“ Julia Holl war jedes Mal begeistert, wenn sie ihn besuchte, und konnte sich nicht sattsehen.

Im Prinzip hätte Bruno allein von seinen Mieteinnahmen leben können. Mit dem, was seine Großeltern ihm ansonsten noch vererbt hatten, war er für mehr als ein Leben ausgestattet. Kaum jemand, der mit ihm zu tun hatte, wusste, wie gut situiert er war. Für Bruno war das Geld nicht wichtig, sondern ein sinnhaftes Leben und innere Zufriedenheit.

Als Anwalt vertrat er die Mandanten, die viele seiner Kollegen ablehnten, weil nichts an ihnen zu verdienen war. Er übte seinen Beruf mit Leidenschaft aus. Vanessa ahnte nicht, dass ihm der gesamte Bürotrakt gehörte, in dem sie sich eingemietet hatte.

Eigentlich hatte Bruno eine Kanzlei mit mehreren Anwälten aufbauen wollen, aber dann hatte er für sich erkannt, dass ihm seine Unabhängigkeit wichtiger war. Er arbeitete lieber alleine, und so hatte er die restlichen Räume vermietet.

„Zwischen der schönsten aller Steuerberaterinnen und mir hat Tauwetter eingesetzt“, erzählte Bruno seinen Freunden, als sie zusammensaßen und grillten. Er hatte immer einmal wieder eine Anekdote aus seinem Büro-Kleinkrieg mit der Hüterin von Ordnung und Sauberkeit zum Besten gegeben.

„Wie das? Hast du etwa deine Vorurteile gegenüber schönen Frauen abgelegt?“, fragte Julia und wich gelassen einem angedeuteten Kinnhaken aus.

„Aber du könntest recht haben“, räumte Bruno ein. „Mir haben die Handtaschen den Blick verstellt.“

„Die Handtaschen?“ Julia verstand nicht, was er meinte.

„Vanessa Grün hat so viele Handtaschen wie Schuhe. Ton in Ton. Gib zu, so etwas ist unheimlich!“

„Zumindest erfordert es eine gewisse logistische Genialität. Ich habe auch Handtaschen, die zu einigen meiner Schuhe passen. Wirklich! Aber wenn ich die Schuhe trage, denke ich entweder nicht mehr daran, oder ich kann in der Eile die Tasche nicht finden.“

„Das nenne ich menschlich. Ihre Perfektion dagegen ist gruselig.“

„Warte es ab! Du verliebst dich noch unsterblich in sie, und am Ende ertönen die Hochzeitsglocken! Ja! Das könnte mir gefallen! Dann trägst du ihr die Handtaschen und hast eine farblich abgestimmte Fliege um den Hals. Dein neues Markenzeichen“, neckte ihn Julia, und Stefan prustete bei der Vorstellung los.

Bruno war nie direkt unordentlich gekleidet, aber man sah, dass er auf Kleidung keinen sonderlichen Wert legte. Selbst sein Aussehen vor Gericht war hin und wieder etwas grenzwertig.

„Hellsichtig bist du leider nicht, meine Liebe. Frau Grün wird sich nicht mehr lange Büro und Putzfrau mit mir teilen, darauf wette ich.“

„Und wie kommst du darauf?“

„Sie ist wunderschön, offensichtlich verliebt, und der Mann ihrer Wahl ist steinreich und, wenn ihr mich fragt, ein absoluter, charakterloser Idiot. Sven Eichner holt sie jedes Mal mit einem anderen Sportwagen ab, wenn ich es zufällig mitbekomme. Demnächst läuft sie in den Hafen der Ehe ein, und was soll ich sagen, ich glaube, sie wird mir ein wenig fehlen. Ich habe mich an sie gewöhnt.“

„Schauen wir mal! An deiner Hellsichtigkeit habe ich auch so meine Zweifel. Nach allem, was du erzählt hast, klingt sie nicht nach einer Frau, die sich einfach heiraten lässt und ihre Pläne aufgibt“, konterte Julia. „Woher kennst du eigentlich Sven Eichner?“

„Wir waren auf demselben Internat. Mit Typen wie ihm hatte ich als Junge viel zu oft zu tun – selbstverliebt, aufgebläht und innerlich leer. Gott sei Dank kann man sich als Erwachsener die Menschen aussuchen, mit denen man zu tun haben möchte!“

Julia ging in die Küche, um ihnen zum Abschluss noch einen Espresso zu brauen. Sie war gerade erst mit den drei Tassen zurück, als Stefans Telefon klingelte.

„Es tut mir so leid! Das Kind kommt und …“

„Hau schon ab!“, meinten Bruno und Julia und warfen sich Kusshände zu.

„Darauf haben wir die ganze Zeit sehnlichst gewartet. Endlich Zeit zu zweit!“, säuselte Bruno.

Stefan Holl schnaubte frustriert. So gerne er seinen Beruf auch ausübte, gab es Momente, in denen er zu gerne einen Achtstundentag gehabt hätte – Feierabend um siebzehn Uhr und am Wochenende frei. Das musste herrlich sein!

„Ihr seid gemein und …“

„Die Pflicht ruft, du Halbgott im weißen Kittel! Eile!“, zog Bruno ihn auf.

„Du bist ein Ekel, aber ich mag dich trotzdem. Bis bald, Bruno! Wir müssen das unbedingt demnächst wiederholen! Ich rufe dich an“, versprach Stefan und hatte schon seinen Autoschlüssel in der Hand. Er musste umgehend zu seiner Patientin, aber es fiel ihm schwer, das nette Zusammensein zu verlassen.

„Ich mache mich auch davon, Julia. Stefans Pflichtbewusstsein ist ansteckend. Ich habe morgen eine Verhandlung, für die ich mich noch etwas einarbeiten muss.“

Kaum eine halbe Stunde später schwang sich Bruno auf sein Rad. Julia sah ihm nach, wie er flott davonradelte, und winkte. Sie hatte Bruno wirklich ins Herz geschlossen. Er stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden trotz seines Vermögens und war ein guter Freund. Es war schön, Freunde wie ihn zu haben!

***

Zuerst schien sich Vanessas Befürchtung zu bestätigen. Die drei Wochen waren um, aber Sven ließ nichts von sich hören. Sicher hatte er auf Hawaii eine Frau gefunden, die besser zu ihm passte. Dafür musste er sich nun wirklich nicht lange umsehen, fand Vanessa. Sie hatte in seinen Kreisen nichts verloren.

Trotzdem hatte sie für ein paar Tage äußerst schlechte Laune und war gereizt und unzufrieden mit sich und der Welt. Hatte sie richtig gehandelt oder einfach nicht den Mut gehabt, die Grenzen der Welt zu sprengen, in der sie aufgewachsen war? War ihre Konsequenz in Wahrheit nichts als Feigheit gewesen? Sie wusste es nicht.

„Kind, du hast deine ungewöhnliche Schönheit immer als eine Art Last empfunden und wolltest dir und allen anderen beweisen, dass du dein Aussehen nicht brauchst, um dir etwas aufzubauen. Warum zweifelst du plötzlich an dir?“, fragte ihre Mutter, als sie einmal länger mit ihr telefonierte.

„Unbegrenzte Freiheit ist schon etwas Verlockendes, Mama“, erwiderte Vanessa ehrlich.

„Ist das unbegrenzte Freiheit? Was brauchst du, um frei zu sein, Vanessa? Macht es dich frei, im Reichtum zu schwelgen und nichts mit deinen eigenen Händen zu vollbringen? Macht es dich frei, von der Arbeit anderer zu leben? Ich glaube, ich verstehe unter Freiheit etwas anderes“, sagte ihre Mutter.

Vanessa war es plötzlich peinlich, wie sehr sie Svens Luxusleben genossen hatte. In seinen Augen mochte sie spießig sein, aber für sie gehörte Arbeit zum Leben.

„Den Tadel habe ich verdient, Mama. Ich war dabei, mich zu vergessen und zu dem Menschen zu werden, der ich nie sein wollte. Hoffentlich habe ich meine Lektion gelernt und mache um reiche Männer in Zukunft einen weiten Bogen.“

„Ob der Mann, den du einmal innig lieben wirst und mit dem du dein Leben teilen möchtest, nun arm ist wie eine Kirchenmaus oder Krösus Konkurrenz machen kann, ist einerlei. Wichtig ist, dass du ihn achtest und liebst. Genau das macht ihn reich – und dich auch.“

„Ich mag Sven“, rechtfertigte sich Vanessa halbherzig.

„Ja, deshalb hast du mir jetzt auch über eine Stunde lang erzählt, wie schön es ist, schnell einmal nach Verona mit dem Hubschrauber zu fliegen oder für jedes Konzert die besten Karten zu bekommen. Svens Name ist bei deiner Klagelitanei kein einziges Mal gefallen, meine Gute.“

„Autsch! Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich bin ein herzloses Biest.“ Vanessa war wirklich über sich selbst entsetzt.

„Nein, du fliegst einfach gerne mit einem Hubschrauber über München, Liebes, und ganz ehrlich, das täte ich auch gerne einmal“, tröstete ihre Mutter sie.

„Ich hab dich lieb, Mama!“

Vanessa bemühte sich, jedes Bedauern hinter sich zu lassen und nicht mehr an Sven zu denken. Sie stürzte sich auf all die Arbeit, die in den vergangenen Monaten liegen geblieben war, weil sie etwas zu viel Zeit mit Sven verbracht hatte. Nach einer Woche fand sie allmählich in den vertrauten Rhythmus zurück, da klingelte es am Samstagmorgen an ihrer Tür.

„Verzeihst du mir? Ich war ein solcher Idiot. Keine ist wie du“, beteuerte Sven, der mit einem riesigen Strauß roter Rosen auf der Schwelle stand.

Vanessa stiegen Tränen in die Augen vor Freude. Sven war doch noch gekommen, und er hatte einmal gesagt, dass er bei keiner Frau zweimal klingelte. Wenn es vorbei war, dann war es vorbei. Hatte es etwas zu bedeuten, dass er bei ihr gerade eine Ausnahme machte? Sie wollte nicht hoffen und tat es doch.

„Hast du schon gefrühstückt?“, fragte sie und trat zur Seite, damit er eintreten konnte.

„Nein, ich wollte dich zum Frühstück abholen. Komm!“

„Wohin?“

„Überraschung!“, rief er strahlend und sah ihr dabei zu, wie sie den Blumenstrauß in ihrem größten Wassereimer unterbrachte, weil all ihre Vasen viel zu klein für ihn waren.

„Ich muss mich erst etwas richten und passend anziehen!“

„Du siehst umwerfend aus, wie du bist“, beteuerte er, aber damit hatte er schlechte Karten.

Vanessa brauchte eine gute Stunde, bis sie einigermaßen mit ihrem Aussehen zufrieden war. Sie mochte es gar nicht, wenn sie dabei unter Zeitdruck stand wie heute, als Sven in ihrem kleinen Wohnzimmer saß und wartete.

„Bist du so weit?“, fragte er jedes Mal, wenn sie kurz etwas im Schlafzimmer holen musste, wo ihr Kleiderschrank stand.

„Gleich!“, lautete ihre Standardantwort, und sie versuchte, seine Ungeduld zu ignorieren. Manches ließ sich nur bedingt beschleunigen. Er war selbst schuld, wenn er morgens einfach so vor ihrer Tür stand.

Unter der Woche klingelte Vanessas Wecker um fünf Uhr, damit sie sich in aller Ruhe richten und um acht Uhr im Büro sein konnte. Für ihre Verhältnisse war sie an diesem Morgen rekordverdächtig schnell.

„Wie sehe ich aus?“, fragte sie etwas skeptisch, als sie aus dem Badezimmer trat.

„Wunderschön – wie immer. Aber vorhin hast du auch schon wunderschön ausgesehen …“

„Banause!“, schimpfte sie, weil er den Unterschied nicht sah.

„Du könntest in deinem Schlafanzug spazieren gehen und würdest immer noch alle Blicke auf dich ziehen. Du bist unvergleichlich, Van. Hast du denn wirklich keine Ahnung, wie schön du bist?“

Sven sagte dies mit einer Eindringlichkeit, die Vanessa die Röte in die Wangen trieb.

„Wir müssen los! Uns läuft die Zeit davon!“, drängte er dann, und keine Stunde danach stiegen sie mit seinem kleinen Motorflugzeug auf. Er war ein leidenschaftlicher Hobbypilot.

„Wohin fliegen wir?“, fragte sie noch einmal, aber er winkte nur lachend ab, ohne ihr zu sagen, wohin er sie entführte.

Vanessa frühstückte an diesem Tag in Paris und verbrachte ein zauberhaftes Wochenende mit Sven in Frankreich. Am Sonntagabend brachte er sie wieder nach Hause und kam noch mit hoch.

„Ich habe ein Problem, Van. Du hast mich verhext. Ich bin süchtig nach dir und kann nicht genug von dir bekommen“, sagte er, als sie aneinandergeschmiegt im Bett lagen.

Vanessa rechnete mit einem Heiratsantrag und wusste nicht, ob sie sich nun freuen sollte oder nicht. Wollte sie ihn heiraten und mit ihm leben? War er der richtige Mann für sie? Liebe sie ihn? Sie war sich einfach nicht sicher, aber was er ihr bot, war bestechend. In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, sodass sie nicht gleich realisieren konnte, was er sagte.

„Wie meinst du das?“, fragte sie verwirrt, als es ihr langsam dämmerte.

„Ich möchte gerne ein Arrangement mit dir treffen, Van. Natürlich verstehe ich, dass du abgesichert sein musst, wenn unsere Geschichte irgendwann endet. Wie wäre es, wenn ich eine schöne, große Wohnung für dich in einem guten Viertel der Stadt anmiete?“

„Eine Wohnung?“ Vanessa versuchte zu begreifen, was er ihr da anbot. Für wen hielt er sie?

„Ja, warum denn nicht? Hier ist es zu klein. Ich möchte dich schließlich besuchen können. Kommst du mit fünftausend Euro im Monat aus? Über den genauen Betrag können wir noch reden. Und ich bin bereit, dir schriftlich zuzusichern, dass ich dich mit fünfzigtausend Euro bei einem Neuanfang deiner Wahl unterstütze, falls du irgendwann wieder arbeiten möchtest. Wie findest du die Idee?“ Erwartungsvoll sah er sie an.

Vanessa sagte nichts. Sie stieg aus dem Bett und ging erst einmal ins Badezimmer. Ihr war übel. Für seine Verhältnisse war das sicher ein großzügiges Angebot, überlegte sie, aber es tröstete sie nicht. Sie fühlte sich billig.

Sven hatte sich angezogen und saß im Wohnzimmer, als sie aus dem Bad kam. Ganz begriff er nicht, warum sie derart verletzt war.

„Was hast du denn von mir erwartet?“, fragte er vorwurfsvoll.

„Weniger, Sven, und zugleich mehr. Ich bin keine Frau, die sich aushalten und dafür bezahlen lässt, jederzeit für dich bereitzustehen. Tut mir leid! Hättest du mich vorhin gefragt, ob ich deine Frau werden will, dann wäre ich nach diesem unbeschreiblichen Wochenende vielleicht schwach geworden und hätte Ja gesagt. Dein Arrangement kommt für mich nicht infrage.“

„Van, du hast vor meiner Abreise nach Hawaii noch gesagt, dass dir nichts an einer Familie liegt. Ich dachte, an diesem Punkt wären wir einer Meinung. Ich will nicht heiraten. Ich bin kein Mann, der sich bis ans Ende seiner Tage bindet und Versprechungen gibt, die er nicht halten kann“, rechtfertigte er sich.

Vanessa hörte ihm genau zu und horchte in sich hinein.

„Woher soll ich wissen, ob ich dich in drei oder vier Jahren noch so anziehend finde wie heute?“, setzte Sven seine Ausführungen fort. „Woher soll ich wissen, ob ich in guten und in schlechten Tagen zu dir stehen kann? Das sind doch alles nur große Lügen. Die Leute machen sich etwas vor, damit sie sich nicht ganz so alleine fühlen, aber wir sind im Grunde alle allein. Keiner weiß, wie er auch nur am nächsten Tag empfindet.“

„Du bist zynisch. Menschen finden sich zusammen, weil sie gemeinsam etwas aufbauen und ihre Zeit gemeinsam verbringen möchten. Selbst wenn du teilweise recht hast, weiß ich, wie ich genau in diesem Moment empfinde. Bitte gehe und rufe mich nicht mehr an, Sven! Ich will das nicht mehr!“, sagte Vanessa und setzte ihn vor die Tür.

„Das wirst du bedauern, sobald ich gegangen bin!“, prophezeite er ihr und blieb ungläubig in der Tür stehen. Noch nie hatte ihn eine Frau hinausgeworfen!

„Sven, das Risiko gehe ich ein. Tschüss!“

***

In gewisser Weise sollte Svens Vorhersage sich erfüllen. Vanessa schaffte es am Montagmorgen kaum ins Büro. Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und viel geweint. Hätte sie keinen wichtigen geschäftlichen Termin gehabt, wäre sie an diesem Tag ausnahmsweise zu Hause geblieben. Es war eine Quälerei, aufzustehen und sich fertig zu machen.

Selbst nach zwei Stunden im Badezimmer und dem Einsatz all ihrer Schminkkünste sah sie noch immer elend aus. Unzufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Vielleicht sah nur sie es, weil sie wusste, wie sie sich unter der Maske fühlte, die sie sich ins Gesicht gemalt hatte.

„Soll ich Ihnen gleich einen Kaffee bringen?“, bot Renata Blum an, als Vanessa ihr einen Guten Morgen wünschte und in ihr Büro huschen wollte. Offensichtlich sahen oder spürten es auch andere.

„Das wäre nett. Danke!“, antwortete sie höflich und floh in ihr Büro. Dort ließ sie sich müde auf ihren Schreibtischstuhl sinken. Wie sollte sie diesen Tag überstehen? Ihr Mandant kam in gut dreißig Minuten und war einer der Mandanten, die sie unter keinen Umständen verärgern wollte.

Gefühle und Liebeskummer vertrugen sich nicht gut mit ihrer Arbeit. Da standen Zahlen im Mittelpunkt und der Versuch, so viele Steuern einzusparen, wie es möglich war. Eine unglücklich verliebte Steuerberaterin war nicht unbedingt vertrauenerweckend.

„Kann ich noch etwas für Sie tun?“, fragte Renata, als sie ihr den Kaffee brachte.

„Sehe ich so schlimm aus?“, fragte Vanessa sie direkt. Bisher hatten sich die Frauen so gut wie nicht privat unterhalten, aber sie waren sich sympathisch.

„Kann ich Herrn Straubinger so empfangen, oder würden Sie den Termin eher absagen?“, fragte Vanessa sie um Rat.

„Unter normalen Umständen und bei einem anderen Mandanten wäre ich dafür, ihm abzusagen, Frau Grün, aber er ist ein Choleriker und verfügt kaum über Flexibilität. Es wäre unklug, so einem Menschen derart kurzfristig abzusagen“, antwortete die Sekretärin prompt.

„Danke, Frau Blum!“ Vanessa nickte ihr mit einem mühsam abgerungenen Lächeln zu. „Sie sind erst gut zwei Monate bei uns, und ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie es ohne Sie geklappt hat. Sie haben eine unwahrscheinlich gute Beobachtungsgabe. Wo haben Sie das gelernt?“

Vanessa war schon mehrmals aufgefallen, wie schnell und treffend Renata Blum Menschen einschätzte und entsprechend reagierte. Sie war perfekt für die Aufgabe im Empfang und wusste Menschen zu nehmen.

Renata Blum nahm das Lob relativ ungerührt entgegen und blieb unschlüssig stehen. Da war etwas, was sie Vanessa Grün von Beginn ihres Arbeitsverhältnisses an hatte sagen wollen, obwohl Dr. Ravensberger ihr geradezu verboten hatte, es zu tun.

„Menschenkenntnis war nie meine starke Seite, aber im Gefängnis muss man Menschen blitzschnell taxieren und wissen, ob sie harmlos oder gefährlich sind. Davon hängen die eigene Sicherheit und die Überlebensqualität ab“, ließ sie wie nebenbei fallen.

„Im Gefängnis?“ Vanessa sah sie mit großen Augen an.

„Doktor Ravensberger hat mir die Stelle gegeben, obwohl ich kurz zuvor erst entlassen worden bin. Er ist ein guter Mensch und sieht vieles anders als andere“, sagte Renata Blum ruhig und wartete ab.

Vanessa räusperte sich. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verhalten sollte. Ravensberger hatte sie ausgetrickst. Deshalb also hatte er die Kosten für die gemeinsame Sekretärin so einfach übernommen, damit sie keine Mitsprache bei der Vergabe der Stelle gehabt hatte.

Wut kochte in Vanessa hoch, und all die Gefühle, die nach Svens unmoralischem Angebot in ihr gebrodelt hatten, richteten sich mit einem Schlag gegen Bruno Ravensberger. Männer bildeten sich wohl ein, sie konnten alles mit ihr machen! Die glaubten wohl, dass sie so dumm wie schön war. Damit war Schluss!

Sie wollte sich nie wieder derart verletzen lassen. Ein Arrangement, durch das sie zum Callgirl wurde – warum auch nicht? Was war dabei? Mit ihr konnte man so etwas doch machen! Eine Verbrecherin als Sekretärin? Aber klar doch! Mit einem Dummchen wie ihr musste man das nicht absprechen. Nein, natürlich nicht! Das Dummchen würde es schon nicht merken.

Vanessa hatte die Nase voll. Sie hatte genug davon, von Männern unterschätzt und benutzt zu werden, und diesem Bruno Ravensberger würde sie es später zeigen. Jawohl! Mühsam beherrschte sie sich, weil sie zuerst ihren Termin hinter sich bringen musste, bevor sie diesem Anwalt sagte, was sie von ihm hielt.

„Sollten Sie Bedenken haben, weiterhin mit mir zu arbeiten, werde ich Konsequenzen ziehen und mir etwas anderes suchen“, erklärte Renata Blum, die nicht wissen konnte, dass sich Vanessas Zorn weniger auf sie bezog.

„Warum waren Sie im Gefängnis?“, wollte Vanessa wissen, bevor ihr aufging, wie indiskret ihre Frage war. „Das müssen Sie mir natürlich nicht sagen. Ich meine …“, fügte sie rasch an.

„Unterschlagung“, kam es knapp zurück.

„Unterschlagung.“ Vanessa schluckte. Sie arbeitete mit einer verurteilten Betrügerin zusammen – der ersten verurteilten Betrügerin, die ihr bisher begegnet war, soweit sie wusste. Und diese Betrügerin begrüßte ihre zum Teil äußerst begüterten Mandanten und erledigte die Büroarbeiten für sie.

Ihr Leben war wunderbar. Alles lief nach Plan, genau wie es sollte – einfach wunderbar. Sie konnte kaum ein hysterisches Lachen zurückhalten. Kam das an die Öffentlichkeit, konnte sie ihr Büro schließen. Einfach wunderbar!

„Mussten Sie mir das ausgerechnet heute Morgen auftischen?“, stöhnte sie, als sie sich etwas beruhigt hatte und merkte, dass Renata Blum nach wie vor ganz ruhig im Raum stand und auf etwas zu warten schien.

„Der Morgen war schon verdorben, da konnte ich nichts schlimmer machen. Ich dachte, Sie sollten es wissen. Die Zusammenarbeit mit Ihnen sollte nicht auf einer Lüge basieren“, antwortete Renata Blum.

Ihre Miene war bei alldem absolut ausdruckslos. Sie hatte mit einer negativen Reaktion gerechnet, und doch war es nicht leicht, damit umzugehen. So gerne sie für Dr. Ravensberger und Vanessa Grün arbeitete, waren Halbwahrheiten und Heimlichkeiten nicht ihre Sache.

„Wie rücksichtsvoll! Danke!“, brummte Vanessa ironisch.

„Kann ich noch etwas für Sie tun?“

„Nein, für heute haben Sie mehr als genug getan. Mehr verkrafte ich nicht“, lehnte Vanessa ab, die ihr ihre Ehrlichkeit übel nahm, obwohl sie ihr dafür hätte dankbar sein müssen.

Das Gespräch mit Herrn Straubinger verlief absolut professionell. Vanessa war hoch konzentriert und gut in seinen Fall eingearbeitet. Er ging zufrieden und ohne im Geringsten etwas davon bemerkt zu haben, dass es ein ungewöhnlich unguter Morgen im Leben seiner Steuerberaterin war.

***

„Frau Blum hat gebeichtet und ihr Gewissen erleichtert. Sie hat mir gesagt, was ich laut Ihnen auf keinen Fall wissen sollte. Pech für Sie! Wie lange wollten Sie mir das denn noch verheimlichen, Doktor Ravensberger?“, fragte Vanessa angriffslustig, als sie danach in das Büro des Anwalts trat.

Sie hatte formgerecht geklopft und auf seine Einladung gewartet, bevor sie hineingegangen war. Diesmal zog er sich nicht mit ein paar Maßregelungen wegen fehlenden Anstands aus der Affäre. Und sie ließ ihre Emotionen auch nicht unkontrolliert lospoltern, obwohl es in ihr kochte. Scheinbar gelassen setzte sie sich auf einen der Stühle ihm gegenüber.

„Beichte und Absolution – was für gewichtige Geschehen in einem schnöden Büro an einem elenden Montagmorgen. Das Leben überbietet sich. Was genau habe ich Ihnen denn verheimlicht?“, fragte er zurück.

„Sie haben eine Betrügerin auf meine Mandanten losgelassen. Das ist etwas, was ich nicht einmal Ihnen zugetraut hätte. Frau Blum kann hier nicht weiterarbeiten. Es gibt Grenzen!“, forderte sie hart.

Er mochte das Büro gemietet und nur einige Räume an sie untervermietet haben, aber schließlich teilten sie sich die Kosten für alles bis auf Frau Blum. Er brauchte ihr Geld, sonst hätte er schließlich nicht untervermieten müssen.

„Renata Blum wird hier weiterarbeiten, Frau Grün. Falls Ihnen das nicht gefällt, müssen Sie sich andere Büroräume suchen. Außerdem habe ich Ihnen nichts verheimlich. Ich sah nur keine Veranlassung, Ihnen Detail mitzuteilen, die für Sie nicht von Belang waren“, stellte er sachlich klar.

„Von Belang? Die Frau saß wegen Unterschlagung im Gefängnis und jetzt …“

„Auch wenn sie tatsächlich eine Unterschlagung begangen hätte, wäre sie dafür zu einer Haftstrafe verurteilt worden, die sie hinter sich gebracht hat. Ihre Verfehlung wäre nach unserem Rechtssystem gesühnt. Nichts spricht dagegen, dass sie Ihre Mandanten in Empfang nimmt. Sie ist durchaus qualifiziert und stellt keine Gefahr für die Öffentlichkeit dar, wenn sie Ihren Mandanten sagt, dass sie noch kurz Platz nehmen sollen, weil es noch etwas dauert.“

„Die Menschen, die zu mir kommen, verlassen sich auf meine Verschwiegenheit und Loyalität und gewähren mir Einblick in wichtige Unterlagen. Genau wie Sie bin auch ich eine Geheimnisträgerin, und da sagen Sie, es spricht nichts dagegen, dass eine Frau für uns arbeitet, die wegen Betrugs im Gefängnis saß? Haben Sie sich einmal auf Zurechnungsfähigkeit testen lassen?“, griff sie ihn an.

„An meinem klaren Verstand zweifle ich nicht, Frau Grün. Sie haben Frau Blum in den vergangenen Wochen kennengelernt, gab sie Ihnen Anlass für das Gespräch, das wir hier gerade führen?“

„Nein, aber …“

„Was wollen Sie dann von mir? Jeder verdient eine zweite Chance, und Frau Blum hat nichts getan, wofür sie sich schämen müsste“, knurrte er. „Wenn Sie sich ein anderes Büro suchen wollen, lege ich Ihnen keine Steine in den Weg. Sie können fristlos Ihren Mietvertrag bei mir kündigen.“

Vanessa war nahe daran, auf ihn loszugehen. Sie war fest entschlossen gewesen, nicht nachzugeben, aber damit, dass er lieber die Kosten für das gesamte Büro übernahm, hatte sie nicht gerechnet. Plötzlich fehlten ihr die Worte, und der Schmerz und die Enttäuschung waren übermächtig.

Vielleicht war sie dieser Männerwelt wirklich nicht gewachsen. Vielleicht musste man viel härter sein als sie, um sich darin zu behaupten. Stumm und unfähig, auch nur noch einen Ton von sich zu geben, saß sie vor ihm.

„Leistet Frau Blum gute Arbeit?“, fragte er scharf, als ob sie vor ihm auf der Anklagebank sitzen würde.

„Ja, aber …“

„Hat sie sich etwas zuschulden kommen lassen?“

„Nein, aber …“

„Aber was? Dieser Frau ist großes Unrecht widerfahren, und ich habe sie noch nie jammern oder klagen hören. Mutig macht sie das Beste daraus. Ich kenne keine aufrechtere und redlichere Person.“

Vanessa blieb stumm. Sie hatte ihm und vor allem Renata Blum einfach etwas unterstellt, ohne auch nur nach den Hintergründen zu fragen. Was war nur mit ihr los? War sie wirklich so ein Mensch, dem es nur auf den äußeren Schein ankam? Sven hatte sie sich selbst entfremdet, und nun blieb sie als jemand zurück, den sie nicht mehr kannte.

„In den vergangenen Wochen habe ich mich doch noch täuschen lassen und dachte, Sie wären mehr als nur eine verwöhnte, arrogante Schickimicki-Ziege. Ich hätte meinem ersten Eindruck vertrauen sollen. Sie werden in den Kreisen von Sven Eichner gut aufgehoben sein“, konnte sich Bruno eine nicht angemessene Spitze nicht verkneifen. Ihr Privatleben ging ihn nichts an, und über Geschmack ließ sich bekanntlich streiten.

„Ich habe mich gestern von Sven Eichner getrennt und ihn aus meiner Wohnung geworfen“, sagte Vanessa sehr leise und wusste selbst nicht, warum sie es ihm mitteilte. Woher wusste er überhaupt, dass sie mit Sven zusammen gewesen war?