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Tom Reimer stellt mit seinem Essay "Die Börse als Jagd" eine neue Interpretation des Börsengeschehens zur Diskussion. Die kapitalistische Börse wird assoziiert mit der waidmännischen Jagd. Dabei opponiert der Rausch der Jagd, das Streben nach Gewinn, mit der Kritik an der Übermacht des Geldes, die ethische und humanitäre Werte unterminiert. So kann der Essay sowohl als Anleitung für die erfolgreiche Spekulation dienen, ebenso jedoch als Warnung vor ihr verstanden werden.
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Seitenzahl: 17
Veröffentlichungsjahr: 2025
In Anlehnung an José Ortega y Gassets „Meditationen über die Jagd“
Illustriert von Matthias Dettmann
Waldszene
Jagdinstinkt
Gehirn
Selektionsmaschine
Gefühl und Vernunft
Masse
Augenblick
Jäger
Kritik
Börsenszene
Finster steht der Wald, die Kälte der Nacht hat ihren Höhepunkt überschritten und der Morgennebel legt sich über das Feld. Allein streift der Jäger durch das taunasse Gras zu seinem Hochsitz am Waldesrand. In einer Stunde wird die Sonne aufgehen. Langsam und leise schleicht er voran, steigt die Leiter empor hinein in seinen Verschlag. In der Thermoskanne ist heißer Tee mit Rum und Zucker, im Rucksack sind zwei Schinkenbrötchen. Er gießt ein, trinkt und isst, sieht hinaus in die Dunkelheit, kaut, lehnt sich zurück und wartet. Vollkommene Ruhe. Nur der Atem durchrauscht die Luft. Gedanken dringen in sein Unterbewusstsein. Er überlegt, schließt die Augen. Die Flinte mit doppeltem Lauf liegt vor ihm auf dem Brett, geölt und geladen. Draußen zeichnen die Umrisse der Bäume und Büsche allmählich den Morgen. Aus der Dunkelheit erwacht das Leben. Im Gebüsch knackt es. Der Jäger lauscht, nimmt seine Flinte zur Hand, entsichert. Er lauert. Da tritt der Hirsch aus dem Wald aufs Feld, steht still, schaut, wittert und geht weiter. Dem Hirsch folgen Hindinnen, Junghirsche und Kälber. Ein großes Rudel zieht zur morgendlichen Äsung.
Der Jäger wartet. Seine Sinne sind hellwach, sein Herz schlägt schnell. Er betrachtet das Rudel, wählt aus und legt an. Im richtigen Augenblick drückt er ab. Das Rudel stiebt auseinander und flieht in Richtung Wald. Das getroffene Tier sinkt zu Boden.
Das Jagen, mit dem Ziel und der Notwendigkeit, sich selbst, seine Nachkommen und Artgenossen zu ernähren und am Leben zu erhalten, ist dem Menschen seit seiner Entstehung eigen. Wir können diese menschliche Fähigkeit und Eigenschaft als angeborenen Instinkt betrachten, als inneren Naturtrieb, der sich in der Aktivität der Jagd äußert.