Die Botschaft der Heckenrose - Wolf E. Matzker - E-Book

Die Botschaft der Heckenrose E-Book

Wolf E. Matzker

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Beschreibung

Diese spirituelle Erzählung handelt von Helge, der die vielen Naturzerstörungen in ihrer ganzen Tiefe verstehen möchte und der am Ende zu einer Erkenntnis im Zusammenhang mit der Heckenrose gelangt. Es geht in diesem Werk viel um das Böse des Menschen, um die Zerstörungen der Natur und um die Frage, wie man im Angesicht dieser naturspirituell sein kann. Die Heckenrose ist hier ein Symbol der Hoffnung eines Neubeginns, eines neuen, positiven Weltbildes der Natur und der Spiritualität.

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Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

Die kranke Gegenwart

Die Fuchsklippe

Der Uhlenkopf

Die Nornen

Magische Symbole und Rituale

Tiere – Opfer der Zivilisation

Es ist aus

Schwarze Löcher

Der Löwenmensch

Der unedle Mensch

Die drei Fichten der Göttin

Die Brüder Karamasow

Konkrete Fälle des Leidens

Die Vielfalt des Leben

Böse Natur

Imbolc

Fließendes Wasser

Wanderung im Totenwald

Neustart mit der Göttin?

Das Eigene – eine neue „Göttin“?

Anhang

1. Vorwort

Wir leben in einer Zeit der beispiellosen Naturzerstörung und der Naturvernichtung. Das Massensterben der Tiere, der Pflanzen, der Rückgang der Insekten, der Biodiversität.

Zerstörung und Vernichtung sind oft sehr destruktiv und böse. Leider sind sie Teil der umfassenden Natur, die wir in allen Aspekten einfach akzeptieren müssen. Massensterben und andere Katastrophen hat es in der Erdgeschichte öfters gegeben. Jetzt ist der Mensch aber der große Zerstörer.

Ist alles am Ende?

Gibt es die Möglichkeit eines Neuanfang?

Kann man vom Weltbild der alten Göttin lernen, eine neue Richtung beginnen? Der alte Geist stand im Allgemeinen immer für Naturbewahrung, Harmonie mit der Natur, einem intensiven, spirituellen Leben in und mit der Natur., aber auch wohl mit Bescheidenheit, Beschränkung auf das Notwendige und Ergebenheit ins Schicksal.

Der Materialismus und der Konsumismus sind das Gegenteil von Bescheidenheit. Inzwischen hat man zwar erkannt, dass nur Kreislaufsysteme auf die Dauer sinnvoll sind, aber von einem echten Gleichgewicht ist man noch sehr weit entfernt, weil vor allem menschliche Interessen, isb. Kapitalinteressen zählen.

Manches, wie Kriege, schien überwunden, aber in diesem Jahr 2022 haben wir einen fürchterlichen Rückfall in der Ukraine. Woher kommt das Böse, was ist es, warum ist es überhaupt da?

Die Heckenrose ist eine besondere, anmutige Pflanze. Vielen mag sie gar nicht auffallen, weil ihre Blüten nicht spektakulär sind. Wir können in ihr aber die Wildnis und die Schönheit entdecken, wenn wir dafür offen sind. Wir können in ihr auch eine Art Symbol von Bescheidenheit, Überlebenswille und Anpassung an karge Bodenverhältnisse sehen.

Es muss natürlich nicht unbedingt die Heckenrose sein, die uns als Symbol einer anderen Lebenskultur dienen kann, denn es gibt viele natürliche Pflanzen, die unser Gemüt und unser Herz ansprechen können. Es könnte auch ein Tier sein, ein Hase oder ein Rosenkäfer, worauf es ankommt: wir müssen etwas erkennen, das für ein integriertes Leben in und mit der Natur steht. Davon sind wir gegenwärtig Welten entfernt. Immer ist nur von den Ansprüchen und Bedürfnissen der Menschen, der vielen Menschen die Rede. Allein die Überbevölkerung ist ein großes Tabuthema.

Wer die Natur liebt, muss den Menschen kritisieren. Leute, die einen absolut anthropozentrischen Standpunkt haben, mögen keine Kritik, mögen keine Auseinandersetzung mit den Grundlagen der technischen Zivilisation, die jedoch unerlässlich ist, wenn man ein wirklich harmonisches Verhältnis von Mensch und NATUR anstreben will.

Mir ging und geht es vor allem darum. Um die Einordnung und Unterordnung in den Kreislauf des Werdens und Vergehens, in den Kreislauf der NATUR.

Wolf E. Matzker, 11. Juni 2022

2. Die kranke Gegenwart

Auf der Insel Wangerooge sind Container angespült worden. Auf der Insel Langeoog sind Tausende von kleinen Plastikeiern angespült worden, sogenannte „Überraschungseier“, und bunte Legosteine.

Im Internet kann man sich, wie immer bei besonderen Ereignissen, Fotos ansehen. Für manche mag das ja nur kurios oder gar lustig sein, für Helge ist es widerlich und zeigt ihm wieder einmal die Krankheit der modernen Welt.

Die gigantischen, völlig überdimensionalen Containerschiffe sind nicht wirklich sicher. Es kommt ein Sturm und es gehen Container über Bord. Versinken im Meer und sind erst einmal verschwunden. Oder die Ladung wird an Land gespült. Holzlatten auf der Insel Wangerooge. Plastikzeug auf der Insel Langeoog.

Was ist das nur für ein Umgang mit der Natur!

Was ist das nur für eine Verschwendung!

Was ist das nur für eine Besudelung der Erde,

für ein Frevel gegen MUTTER ERDE!

Man kann es, wie so oft, als Unfall und Einzelereignis abtun, sich damit beruhigen, die Wahrheit verdrängen, von sich schieben – oder man nimmt es, wie Helge es tut, als Symptom einer kranken Welt.

"Wir sind schon gut vorangekommen", sagt Thomas Pree vom Tourismus-Service Langeoog gegenüber NDR.de. "Unser Dank gilt den vielen Freiwilligen, die helfen, den Strand zu säubern." Einheimische und Touristen haben am Donnerstag bereits Zehntausende Überraschungseier und massenweise Lego-Steine eingesammelt, die durch das Sturmtief "Axel" angeschwemmt worden waren. "Für viele zählt dabei der Umweltgedanke", so Pree. Denn das Spielzeug soll weg sein, bevor es mit den nächsten Fluten wieder ins Meer geschwemmt wird. Bei Anbruch der Dunkelheit ist die Aktion am Donnerstag unterbrochen worden, am Freitag geht es weiter: "Ein rund 500 Meter langer Strandabschnitt muss noch gesäubert werden", so Pree. Die Kurverwaltung stellt den Freiwilligen Säcke zur Verfügung und transportiert das Strandgut mit Fahrzeugen ab. Wer möchte, könne Ü-Eier und Lego aber auch gern nach Hause mitnehmen, so Pree: "Hauptsache, wir sind das los."

Was mit dem Spielzeug passieren soll, das keiner nach Hause mitgenommen hat, ist laut Pree noch unklar, die Besitzverhältnisse seien noch nicht geklärt. Auch die Höhe der Kosten für die Aufräumarbeiten sei noch ungewiss. "In den nächsten Tagen werden dann noch Strandreinigungsgeräte den Sand harken und säubern, so Pree. Neben dem Spielzeug sind auch Plastiktüten, Verpackungen und weitere Dinge angespült worden. "Fahrradreifen, Stecker für Computer und einzeln verpackte Netzwerkkabel - da ist so einiges dabei", sagt Pree. Die Gegenstände stammen vermutlich aus einem Schiffscontainer, der am Mittwoch im Sturm über Bord gegangen war. "Das ist nicht mehr lustig, sondern eine große Umweltbelastung und höchst schädlich für Tiere", so Bürgermeister Uwe Garrels (parteilos).

Quelle: NDR, Niedersachsen.

Das positive Gegenstück zu dem mit Plastikeiern besudelten Strand ist der reine, ursprüngliche Strand. Man sehnt sich nach einem schönen, unverdorbenen Strand. Vielleicht wird diese Sehnsucht bei den Menschen noch viel größer werden als bisher, wenn sie merken, dass zu vieles zu sehr verunstaltet, zu vieles zu sehr bebaut und verbaut worden ist.

Wer krank ist, sehnt sich nach Gesundheit.

Wer vergiftet ist, sehnt sich nach Reinheit.

Das kommt einfach zwangsläufig. Nehmen wir den schlimmsten Fall an und die Menschheit vernichtet sich selbst, dann wird es irgendwann eine Zeit der Reinheit geben, egal wie lange das noch dauern mag.

Heute müssen wir alle in einer kranken Gegenwart leben dachte Helge. Alles ist krank geworden, wahnsinnig, irrsinnig, verrückt – eigentlich haben wir keine Adjektive mehr.

Wie sollen wir den Smog in China und Indien bezeichnen? Die Leute können kaum richtig atmen, aber sie fahren weiter mit den Autos, den Mopeds. Was ist das für eine Verrücktheit? Sollen wir sie bedauern? Sollen wir diese Verrücktheit hassen? Am Ende kommt der Dreck über die Atmosphäre auch zu uns. Alle vergiften die Atmosphäre, weltweit, verbrennen und verbrennen. Aber jeder will seinen kleinen Kamin haben und lügt sich was in die Tasche. Alle sind beteiligt an der großen Vergiftung der Luft. Alle blasen C02 in die Luft. Längst ist es zu viel geworden. Keiner will aufhören. Das einfache Aufhören scheint das Schwierigste zu sein! Keiner will aufhören!

Ein reiner Strand.

Reine Luft.

Reines Wassers.

Eigentlich sollte das selbstverständlich sein.

Naturmystik, Schamanismus, Naturreligionen aller Art waren immer für das Reine. Reine Luft, reines Wasser, reines Land. Die Ausbeuter aller Zeiten haben immer vergiftet, verbrannt und vernichtet. Das war und ist der fundamentale Gegensatz in der Welt. Das eine ist gut, das andere ist böse. So war es schon immer. Lügen und Verdrehungen der Wahrheit brauchen immer nur die Betrüger, die den Menschen Wohlstand vorgaukeln und sie tatsächlich ausnutzen und ausbeuten.

3. Die Fuchsklippe

Als Helge die Fuchsklippe erreichte, musste er feststellen, dass die Fichten, die noch vor einigen Monaten, im Frühsommer, vital und grün gewesen waren, nun auch gestorben sind.

Es ist irgendwie alles am Ende, dachte er.

Warum haben es die Steine und der Kraftplatz nicht geschafft, die Fichten zu erhalten?

Helge sieht viele grell-rote Markierungen auf der braunen Rinde, das bedeutet, dass die toten Fichten in absehbarer Zeit gefällt werden. Die Kraftsteine der Fuchsklippe werden nicht mehr geschützt im dunklen Wald stehen, wie noch vor zwei Jahren. Wenn es wieder eine Dürre geben wird, dann wird die Sonne erbarmungslos das Moos weg brennen und die Steine aufheizen. Bis die kleinen Bäume groß sind, werden viele Jahre vergehen.

Die Steingruppe ist ein besonderer Kraftplatz. Ein magischer Ort. Heute fragte Helge sich, woher eigentlich das Wort „Magie“ kommt. Es ist kein deutsches Wort. Aber, egal woher es kommt, aus dem Griechischen oder aus weiterer Vergangenheit, man muss es ohnehin neu mit Inhalt füllen, einen neuen magischen Weg gehen und entwickeln.

Magie heißt für Helge nicht, dass er auf magische Weise die Welt verändern, dass er sie im seinen Sinne vielleicht manipulieren will, sondern er möchte eher die Kraft der Natur erfassen, ihr magisches Wirken.

Die Fuchsklippe ist so ein Ort, an dem sich für ihn das magische Wirken und Gestalten der Natur zeigt.

Er will nichts für sich, er möchte es nur spüren. Das genügt ihm.

Moderne Hexen und andere Leute wollen immer was für sich. Die Zeit solcher Haltungen ist für Helge vorbei. Schon länger ist sie das. Er denkt nicht, dass viele seine Sicht teilen; es ist ihm auch egal geworden. Da er kaum jemanden erreicht hat, ist für ihn das Thema vorbei.

Es ist irgendwie alles am Ende.

Das Böse beherrscht die Welt. Die Bösen. Sie haben so unendlich viel zerstört. Die Fichten, die hier vor Monaten noch lebten, wollten sie nicht retten. Sie haben es laufen gelassen. wie sie so vieles einfach nur laufen lassen.

Wie lange mögen die Steine hier schon so liegen?

*

Kürzlich las Helge einen Roman von Aitmatow, DER WEISSE DAMPFER, in dem es um einen kleinen Jungen geht, der an eine Religion der Natur glaubt, nämlich an die Gehörnte Hirschkuh, die einst sein Volk gerettet hatte und auch ihm nun helfen sollte. Als die Maral-Hirsche wieder auftauchen, glaubt er zunächst, dass eine gute Zeit kommen würde, aber er muss dann erleben, dass sie von den brutalen Menschen getötet wurden. Für ihn bricht damit eine Welt zusammen. Für ihn ist damit alles am Ende.

Im Frühsommer sah Helge Füchse bei den Fuchsklippen. Wo mögen sie jetzt sein? Die schützenden Bäume sind fort. Ob es unter den Steinen eine verborgene Höhle gibt? Er schaute nach, konnte es aber nicht mit Sicherheit beantworten. Hoffentlich hat sie kein Jäger getötet, weil er Füchse hasst. Hass und Hetze sind bei Jägern normal, werden akzeptiert. Es weiß ja auch niemand, was sie so im Wald treiben. Wer kann das kontrollieren? Und im Wald sind die Jäger und die Forstleute die herrschende Klasse. Menschen wie Helge haben keine Macht und werden niemals welche haben. Helge ist und bleibt ohnmächtig.

4. Uhlenkopf

Ein Freund hatte Helge eine Einladung zu einer Pilgerwanderung geschickt. Er hatte ihm geschrieben, dass das nichts für ihn sei. Seine Religion sei eine naturverbundene outdoor-religion, wie die Indigenen sagen. Von dem christlich-jüdischen Gott habe er sich abgewendet und er mag auch nicht mehr das Wort „Gott“ verwenden. Das ist und bleibt ein patriarchalisches Konzept. Eine Kopfreligion. Eine Religion des Wortes, der Wörter.

Helge sind die Erfahrungen in und mit der Natur lieber.

In Norddeutschland pilgern, das findet er unpassend, denn es gibt keine passenden Orte, keine Marienkapellen auf dem Land, keine Wegkreuze, nichts. Es ist alles mausetot.

Helges Tempel sind die Klippen im Harz.

Aber er nennt sie nicht „Tempel“, denn das Wort ist nicht seines, passt nicht zu den Deutschen, kommt aus einer anderen Weltgegend, aus anderen, fernen Kulturen der Vergangenheit. Wir haben nur leider kein eigenes, das allgemein verständlich und anerkannt ist. Aber braucht man ein Wort? Ist ein Wort das Entscheidende? Nein, sagt Helge, denn es geht um Erfahrungen, um ein Erlebnis oder ganz schlicht um das Anwesendsein, bei den Klippen, im Wald, auf den Bergen.

Mit anderen, unbekannten Leuten mochte er ohnehin nichts mehr machen. Sie würden ihn nur stören. Ihn interessierte auch nicht deren Sichtweise, egal, wie sie aussehen mochte. Er und die anderen lebten in zu unterschiedlichen Welten, was er eher bedauerte als beklagte. Anders wäre es ihm lieber gewesen. Eine spirituelle Gemeinschaft der Herzen. Er hatte sie zu wenig erlebt und erfahren, viel zu wenig.

Die Urgesteine des Uhlenkopfes drücken etwas aus, das man nicht in Worte fassen kann. Ihr dunkles Sein ist sehr alt, sehr, sehr alt. Ein wenig können wir die unendlichen Räume der Zeiten spüren, aber nur ein wenig. Unser menschlicher Besuch ist nur kurz. Wenn wir die Steine betrachten oder anfassen, spüren wir die Magie der Erde. Ein wenig können wir daran teilhaben.

5. Die Nornen

„Der buddhistische Weg war ja nicht der richtige gewesen, die sogenannte Gemeinschaft der Praktizierenden,“ sagte Marianne.

„Nein, das war er nicht. Er war und ist zu rational, zu mental, zu verkopft. Und der ganze Machtapparat ist so diktatorisch wie der Apparat der katholischen Kirche, denen es auch vor allem um den Erhalt ihrer machtvollen Organisation geht und nicht so sehr oder sogar gar nicht um die Seele des einzelnen Menschen,“ erklärte Helge.

„Das Individuelle wollen sie alle nicht, diese Organisationen.“

„Genau. So ist es.“

„Dabei ist das Besondere am Menschen doch seine Seele, oder?,“ meinte Marianne.

„Ja, finde ich auch. Der Geist ist eher allgemein und universell. Betont man den, dann könnte man jedem auch einen Chip in den Kopf installieren, dann denken alle gleich, handeln gleich, fühlen gleich. Dann ist das Zeitalter der Individualität endgültig vorbei.“

„Grauenhaft.“

„Dann wären wir Automaten, Roboter,“ betont Helge mit kraftvoller Stimme.

„Die bekannten Religionen haben für mich alle versagt. Sie haben alle keine friedvolle Welt geschaffen. Sie haben falsche Akzente gesetzt, eben auf MACHT statt auf LIEBE, obgleich sie davon ja immer gesprochen haben.“

„So ist es. Bei dem Dalai Lama war es mir irgendwann wie Schuppen von den Augen gefallen, dass es ihm auch nur um die MACHT seiner Gelbmützen geht. Von da an war mir sein ganzes lächelndes Freundlichkeitsgetue zuwider.“

„Das war eben Show. Es ist oft nur das, Show, und in der modernen Medienwelt erst recht,“ sagte Marianne. „Das Echte bleibt verborgen, findet auf verborgenen Wegen statt und meidet die Öffentlichkeit.“

„Ja. Jesus wäre mir auch lieber gewesen, wenn er sich in die Wüste zurückgezogen hätte. Diese Märtyrergeschichte stößt mich heute ab.“

„Er wollte unbedingt ein großes Zeichen setzen. Etwas unbedingt zu wollen ist so falsch wie jeder absolute Standpunkt,“ erklärte Marianne ihre psychologische Deutung.

„Ich stimme dir zu. Was ist der richtige Weg?“

„Der Weg der Seele.“

„Was heißt das?“

„Den individuellen Charakter, das individuelle Sein sich entfalten lassen, so wie es sich entfalten möchte. Keine Muster erfüllen, keine Raster. Eigenständig sein.“

„Also keine Vorgaben machen?,“ fragte Helge.

„Genau. Vorschläge vielleicht. Zeigen, was oder wie man es machen könnte, was einmal in der Vergangenheit von spirituell orientierten Menschen gelebt wurde, welche Erfahrungen sie gemacht haben. Aber dabei immer deutlich sagen, dass es den absolut richtigen und einzigen Weg nicht gibt, nicht geben darf, damit sich jede Seele selbständig entfalten kann.“ sagte Marianne.

„Das wollen viele nicht hören, dass es den richtigen Weg nicht geben darf,“ sagte Helge.

„Ich weiß. Es wäre schlimm, weil es die besondere, persönliche und ganz individuelle Seelenentfaltung verhindern würde.“

„Dann wären wir eben die Roboter.“

„Genau.“

*

Wir leben in einer Zeit, in der alles neu entwickelt und gemacht werden muss, dachte Helge. Vieles ist am Ende!

Die Religionen der Macht interessierten ihn nicht, die Machtapparate stießen ihn ab, und alle damit verbundenen Intrigen und hinterhältigen Ränkespiele. Er liebte die Natur, wie sie ist, die wilde, ursprüngliche Natur. Liebe kann man nicht verordnen, auch nicht vermitteln, wenn das Herz nicht vorhanden ist. Das Herz für die Natur ist die Grundlage. Ist es nicht da, lebt man nur im Kopf, nur in der Distanz und nicht im Mitfühlen mit der Kreatur, mit den zarten Pflanzen und sogar mit den alten Steinen.

Wenn kein Herz vorhanden ist, kann man nichts machen, dachte er resigniert. Er hatte das oft erfahren müssen.

Jetzt, wo sie alle immer von Nachhaltigkeit