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Was ist die „Doppeldeutigkeit des Lebens“ eigentlich? Wir haben zwei Varianten, unser Leben zu leben. Eine unerlöste und eine erlöste Form! Die unerlöste Form bringt meist viele Probleme in unser Leben. Ausgangspunkt dafür sind meist alte Kindheitsmuster und Prägungen, die uns lebenslang begleiten können und uns nicht erlauben, uns wirklich wertzuschätzen und wichtig zu nehmen. Wir versuchen angestrengt, ein zufriedenes Leben zu führen und doch scheint es manchmal so, als würde es unser Schicksal nicht gut mit uns meinen. Wir fühlen uns dann ausgeliefert und handlungsunfähig. Oft hindert uns die tiefsitzende Angst, ganz alleine zu sein, davor, uns aus negativen Situationen zu befreien. Dabei übersehen wir, dass wir nicht wirklich zu uns und unserem Potenzial stehen. In diesem Buch erklärt Sabine Kluwig den Unterschied zwischen einer unerlösten und erlösten Lebensform. Sie erklärt, warum es so wichtig ist, seine wahre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und warum uns dies so schwer fällt. Wo wir uns manchmal verlaufen, um bestimmte Konsequenzen zu vermeiden und welche Ausrichtung uns unterstützen kann, zu uns selbst zu finden. Wie wir ein liebevolles Miteinander schaffen können, ohne uns selbst zu verraten. Gewiss, eine große Herausforderung für uns alle.
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Seitenzahl: 428
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Sabine Kluwig (1956) widmete sich nach einem schweren Autounfall der Philosophie und Metaphysik. Seid 15 Jahren berät sie Privatpersonen und Führungskräfte, ein möglichst angstfreies und persönlichkeitsstärkendes Leben zu führen. Sich selbst und seine eigenen fremdbestimmten Muster zu erkennen und selbstbewusst sein Leben auszurichten ist für Sabine Kluwig oberstes Ziel für ein selbstbestimmtes, glücklicheres Leben.
An diesem Buch habe ich aktiv ca. 15 Jahre gearbeitet. Erkenntnisse hierfür stammen aus meinen eigenen Denkarbeiten, Schlussfolgerungen und dem Leben selbst. Bücher, die mein Denken bestätigt haben, habe ich im Anhang angebracht. Sie unterscheiden sich lediglich in ihrer Betrachtungsweise. Jeder Autor erklärt eben auf seine Weise das EINE Wissen.
Die »Geistigen Gesetze« haben es mir besonders angetan, erklären sie doch den Sinn und Unsinn des Lebens. Darüber musste ich ein eigenes Buch schreiben, welches im Anhang zu finden ist.
Das größte Wissen aber lieferte mir das Leben selbst, dem eigenen Erlebten und dem Erlebten meiner Kunden, Freunde und Verwandten, deren Namen verändert wurden oder die mir die Erlaubnis zur Veröffentlichung der jeweiligen Geschichten gegeben haben.
Vor allen Dingen kommt dieses Buch zustande, weil ich die wichtigste Frage in meinem Leben beantwortet haben wollte, die da hieß: »Was ist der Sinn unseres Lebens und warum schaffen wir es oft nicht, ein Leben zu leben, welches uns wirklich erfüllt und zu uns passt!«
Meist leben wir wie fremdbestimmt. Wir wissen auch gar nicht, wie oder was wir denn leben wollen! Unser Leben besteht nur zu oft aus falschen Verantwortlichkeiten, Stress, Einengung durch Verpflichtungen und Angst. Wenn wir anfangen, an uns selbst zu denken und uns fragen, was wir wirklich mit unserem Leben anfangen wollen, steigen nur allzu häufig Schuldgefühle in uns auf. Oft haben wir nicht einmal die geringste Vorstellung von dem, wie unser Leben aussehen sollte.
Wir radeln unser Leben ab und fragen uns am Ende unseres Daseins, ob das jetzt alles gewesen sei.
Dies kann uns jedoch auch auf den Weg bringen, uns die Frage nach dem wirklichen Sinn unseres Lebens zu stellen. Leicht scheint es nicht zu sein, ihn zu finden, da wir ja einer andauernden Fremdbestimmung (Kultur, Familienprägungen, Gesellschaftsformen u. Religion) ausgesetzt sind und fremde Normen, Werte und Ziele erlernt haben, die meist mit unserem wirklichen »Sein« nichts zu tun haben.
Durch unsere sehr frühe Prägung und Erziehung geht nur allzu oft unser eigentliches Identitätsgefühl verloren. Wir haben von frühester Kindheit an gelernt, ein Identitätsgefühl aufzubauen, welches sich gängigen Normen anzupassen hatte. Unser »Selbst« musste lernen sich zu verleugnen und Autoritäten gegenüber gehorsam zu sein, ansonsten war die Bindung zu den Erziehern und damit das eigene Leben gefährdet. Als Kinder mussten wir sehr schnell lernen, unser »wirkliches Selbst« abzulehnen, damit wir selbst nicht abgelehnt wurden. Im erwachsenen Alter ist es dann sehr schwer, zu seinem ursprünglichen »SEIN« zurückzukehren, da wir unser früheres Gesicht nicht mehr kennen.
Wenn Sie sich über diese Themen Gedanken machen, werden Sie sehen können, dass es sehr wohl möglich ist, aus seinem Alltagsalbtraum aufzuwachen, um neue, menschlichere und wunderbare Möglichkeiten ergreifen zu können.
Ich selbst lebte in einem Elternhaus, in dem sich die Eltern täglich gestritten haben. In dem hartes Autoritätsgebaren meine Kinderseele sehr verletzt hat und ich am liebsten gestorben wäre.
Und auch heutzutage ist ein autoritärer Erziehungsstiel, wenn auch hinter vorgehaltener Hand, das Gesicht der Einstellung noch weit verbreiteter, überholter Gesellschaftsformen. Oft zählt nur Macht und Leistung. Alles Mitmenschliche wird belächelt, für nicht so wichtig gehalten oder gar mit Füßen getreten. Vielen Kinderseelen wurde und wird Furchtbares angetan. Meist wissen wir es nicht besser, da wir selbiges erleiden mussten und unsere Eltern hatten es meist nicht anders erlebt.
Jedoch haben wir einen Verstand und ein Gefühl, welche wir benutzen sollten.
Natürlich färben derartige Kindheitserlebnisse auf unseren Glauben, unser Selbstwertgefühl und auf unser gesamtes Verhalten ab. Dementsprechend fangen wir an, unser Leben zu gestalten! Auch wenn unsere Erfahrungen vielleicht nicht diese Vielfalt an Einschränkungen aufweisen, wie manche sie erleben mussten und müssen, können wir davon ausgehen, dass auch ein geringeres Maß an wiederkehrender Ablehnung und Lieblosigkeit katastrophale Auswirkungen haben kann, so dass wir unser eigenes Leben nicht mehr voll und ganz positiv gestalten, geschweige denn an uns glauben können. Oft wachsen wir in einer andauernden negativen Spannung auf, dass wir diese Spannung so gewohnt werden und sie später, im Erwachsenenleben, unbewusst, selbst immer wieder von Neuem inszenieren.
Aber auch das Gegenteil, welches in der heutigen Zeit eine neue Ausrichtung erfährt, nämlich dem Kind alles zu erlauben, es zu verhätscheln und es zu viel zu stützen, ohne dass es wirklich eine Leistung erbringt, ist ebenso wenig förderlich. Diese Kinder erleben schnell Frustration, Unselbstständigkeit und Ungeduld, wenn Herausforderungen ihren Tribut zollen.
Vielleicht haben wir auch gelernt, dass große Einschränkungen selbstverständlich sind und wir eben nicht alles haben können. Es kommt dann meist darauf an, welche Persönlichkeitsstruktur wir in unser Leben mitgebracht haben. Der eine verzweifelt an einer Sache, der andere sieht es als Herausforderung, sein wirkliches »Selbst« zu finden!
Zudem sind uns Werte wie Bescheidenheit, Rücksichtnahme, Verzicht und Demut als wichtigstes Gut vorgehalten worden. Nicht ganz ohne Hintergedanken! Denn mit ausschließlich diesen Eigenschaften bleiben wir gefügig. Um Gott und auch alle anderen Autoritäten milde zu stimmen und einer Strafe zu entkommen, haben wir gelernt, uns nicht so wichtig zu nehmen, um dann wenigstens nach unserem Tod in den Himmel zu kommen und es dann schön zu haben, oder damit wir endlich doch noch die langersehnte Belohnung erhalten und die Liebe und Anerkennung unserer Eltern oder anderer, für uns wichtigen Personen ergattern können! So harren wir oft ein Leben lang in einer Passivität aus. Schuldgefühle halten uns häufig in einer ewigen Angst, ein strenger Gott könne vielleicht doch seine strafende Hand über uns legen und ein böses Schicksal könne uns dann alles nehmen, was wir lieben.
Auf der anderen Seite vermittelt uns eine tiefe Gläubigkeit auch, dass Gott schon alles richten wird. Sie gibt uns den bekannten, alten Halt. Und sollte uns doch der eine oder andere Fehler unterlaufen, können wir zur Beichte gehen und Abbitte leisten. Unsere Schuld ist dann vergeben und wir brauchen nicht weiter über unsere Sünden, unser Fehlverhalten oder unsere Lieblosigkeit nachzudenken.
Irgendwann wird Gott uns erhören und uns doch noch belohnen. Mit dieser Einstellung bleiben wir jedoch kindlich-unreif, naiv, manipulierbar und warten auf Hilfe von außen. Wir selbst bleiben hilflos. Auch wenn der Glaube an sich wertvoll für eine neue Hoffnung ist, kann sie uns dennoch handlungsunfähig machen, wenn wir meinen, der Glaube alleine bewirke von Außen ein Wunder.
Diese Verführbarkeit, nicht wirklich selbst etwas unternehmen zu können und zu müssen, sondern auf Gott alleine zu vertrauen, zeigt sich heutzutage vor allem in religiösen und esoterischen Bereichen.
Viele Wunderheiler, Gurus und Himmelsbesteller haben gerade Hochkonjunktur.
Warum sollten wir es uns schwerer machen, wenn wir nur eine Bestellung nach oben abgeben können?
Ich denke, die Religion oder vielmehr der Glaube an Gott, hatte ursprünglich einen sehr guten Ursprung. Nämlich sich mit wirklicher Schuld, Sühne, Lebensmöglichkeiten und geistigen Gesetzen über eine Göttlichkeit, die Liebe, auseinanderzusetzen. Gott IST Liebe. Leider ist daraus ein großes Machtthema geworden, bei dem es hauptsächlich einen strafenden Gott gibt, der uns Menschen klein, abhängig und ängstlich sein lässt.
Verlassen wir lieber diese kindliche Sichtweise und lernen, uns selbst anzuschauen. Das Aufdecken und Hinsehen unserer Lebens- u. Erziehungslügen und das Hinterfragen unseres eigenen Verhaltens und dem Verbleib unseres »wahren Selbst« ist angstbesetzte und harte Arbeit! Aber es ist ein Weg nachhause.
Nur wenn wir klar und deutlich sehen können, wie wir wirklich gestrickt sind, können auch »Wunder« geschehen.
Aber erst nach einer willentlichen Auseinandersetzung mit uns und unseren Prägungen und negativen Mustern und auch unseren wirklichen Stärken. Erst unsere eigene Arbeit, uns selbst zu erkennen, kann uns die Möglichkeit bieten, eventuell laufende Negativprogramme zu erkennen und aufzulösen und kann uns den Weg für ein schöneres Leben frei machen. Aber es ist Arbeit.
Doch »Im Schweiße unseres Angesichtes« können wahre Wunder geschehen.
Sie werden hier einen Aufruf erhalten, aus Ihrer Lebenspflicht eine Lebenskür zu machen.
Wir alle sind einzigartige Individuen und gleichzeitig ein Teil eines Ganzen. Lassen Sie los von einer Fremdbestimmtheit, die uns meist nur in einer grauen Allgemeingültigkeit untergehen lassen will und lernen Sie, ihr eigenes Leben in hellen und bunten Farben zu leben.
Wenn Sie sich in Ihrer Individualität erkannt haben und sich selbst leben trauen, werden Sie sich vor Begeisterung, was alles möglich ist, nicht mehr halten können!
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Ihre Sabine Kluwig
Prolog
Teil
Doppeldeutigkeiten
Die Doppeldeutigkeit des Lebens
Das Selbst, unsere Seele oder das, was davon übrig blieb
Das Ego und das Selbst
Spieglein, Spieglein an der Wand….
Fremdbestimmung und Selbstbestimmung
Schuld und Sühne – das Sterbliche in uns
Gut und Böse
Arm und Reich – welche Ausrichtung hast du?
Scheinbeziehungen und wirkliche Beziehungen
Vom Brauchen zum Wollen
Das Wunder der Selbstliebe Vorsicht: Selbstsabotage
Abgrenzung – oder die Kraft, zu sich zu stehen
Wie eigene und fremde Werte unser Leben bestimmen
Bewusst denken – unbewusst handeln
Teil
Die Entscheidung
Der Weg nach Hause
Schicksal! … oder … Schicksal?
Kraftvolles Wünschen ist nur halb gewonnen
Sich mit Begeisterung ein positives Leben erlauben
Wie Prägungen unsere Persönlichkeit formen können
Wie Prägungen unsere Partnerwahl beeinflussen können
Die magische Kraft unserer Glaubenssätze
Die starke Wirkung unserer Meinungen, Glaubenssätze und Überzeugungen
Ein Blick zu unseren Metaphern
Die zwei entscheidenden Lebensströme
Mit unseren Kindern eine gute Beziehung aufbauen
Der Partnerspiegel – Wie Partnerschaften unser persönliches Wachstum ermöglichen
Krankheiten – ein Weg, wieder gesund zu werden
Teill
Ankommen
Demut und der eigene Anspruch ans Leben
Das Wunder der eigenen Verwandlung
Wie das Vorwärtskommen ins Rollen gerät
Die Transformation meines Lebens – Was ist das eigentlich genau–
Karma – die Wahrheit von Ursache und Wirkung
Die Welt als ein Original verlassen
EPILOG
Empfehlenswerte Bücher
Mein Dank
Anhang: Bücherliste
Zurück zum Anfang
Grenzüberschreitungen
Die Macht der geistigen Gesetze
Unsere stumme Gesellschaft
DVD-Reihe
Mein Geliebter,
diese Zeilen drängen sich mir auf, obwohl sie erst kürzlich in meinem Kopf geboren wurden. Viel Zeit ist vergangen, als wir uns das letzte Mal sahen. Die Zeit danach war für mich wie ein Vakuum, welches sich mir aufdrängte und eine Zeit, in der ich mein Leben neu überdachte. Was tat sich da, dem Grauen meiner Seele gegenübersitzend?
Tagein und tagaus durch die Zimmer schlürfen, mich vor das Fenster setzen und grübelnd die Zeit abwarten, bis die Schatten so lange werden, dass ich sie schließlich gar nicht mehr sehe. Mein Stuhl am Fenster hat sicherlich viele Qualen erleiden müssen, gönnte ich ihm doch keine Ruhepause von meiner Besetzung.
Das Fenster und der Stuhl, meine besten Freunde! Was geht jedoch in einem solchen Menschen vor, wirst du fragen oder frage ich mich selbst?! Im leeren Getümmel des Alltags, der mir oft so vorkommt wie ein lärmender, schreiender Marktplatz. Jeder preist seine Waren an und versucht doch 1-2 Goldstücke mehr dafür zu bekommen und einen Einfältigen zu finden, dem er einen Spatzen für eine Taube verkaufen kann. In diesem Treiben und Getümmel stehe ich, mich fragend, was ich hier tue. Manchmal kaufe ich mir etwas Süßes, manchmal entleere ich nur meine zu voll gewordene Blase am Rinnstein.
Doch mit der Zeit bekomme ich dort Kopfschmerzen.
Dann begebe ich mich in die Nebengassen. Sie sind menschenleer. Dahin verirren sich nur wenige. Es sind ausgesprochen dunkle, ruhige Gassen. Du hörst deine eigenen Schritte klappernd auf dem feuchten Pflasterstein. Manchmal erschrecke ich vor dunklen Gestalten bis ich erkenne, es ist mein eigener Schatten.
Doch was suche ich hier, wo das Treiben doch auf dem bunten Jahrmarkt ist? Die Frage, die sich zu meiner Geburtsstunde auf mich senkte, die mir im Laufe meines Lebens keine Ruhe mehr ließ, die mich des Nachts immer noch oft nicht ruhen lässt ist:
Was ist der Sinn des Menschseins?
Gibt es doch sehr wenige Menschen, vielleicht gibt es sie auch gar nicht, die gesund und ihrer selbst mächtig sind.
Gerade auf dem Marktplatz kann ich es sehr gut beobachten, wie die Vielen getrieben sind nach Anerkennung, Macht und Liebe. Jeder Einzelne eingesperrt, in den Kriegswirren seiner eigenen Kindheit. Geschunden, geschändet, hingefallen, wieder aufgestanden und sich bereit machend für den nächsten Sturz.
Nicht aus eigener Kraft laufend und bestimmend, eher fallend, stolpernd, sich auflehnend. Viele auch klagend oder schreiend.
Auf alle Fälle wie eine Klagemauer, die als diese ihre Berechtigung haben will.
Ist das der Sinn des Menschseins?
Sich am Jahrmarkt zu verlustieren oder Klagemauer spielen? Ich finde erst Ruhe fern vom Getümmel, in den dunklen Gassen.
Zu diesen finde ich, wenn das Fensterglas in meiner Wohnstube vor lauter Raussehen und nichts finden können, blind wird. So sehe ich nicht einmal mehr die kleinen Piepmätze auf meinem Balkon.
Wo bringen mich diese dunklen Gassen hin?
Sind sie doch so beruhigend.
An den Ort der Möglichkeiten! Nein, diesen Ort kenne ich nur in meinen Träumen. Im Lärm des Marktplatzes ist kein Wegweiser zu diesen zu sehen gewesen.
Die Möglichkeiten also sollen mich weiterbringen?
Was sind das denn für Möglichkeiten, die der Mensch haben kann?
Ich sehe plötzlich alle Menschen. Sie sind Gefangene ihrer Kindheit. Eingesperrt in einem Gefühlspanzer der Angst, des Nichtgenügens, der Lieblosigkeit, des Zweifels und auch Selbsthasses. Geschundene Seelen! Der eine Mensch wird stumpf und leblos. Als wären hinter seiner Alltagsmaske nur die stinkenden Gase seiner eigenen Verwesung zu finden. Der andere Mensch im Knäuel seiner überflutenden Gefühle ausgeliefert.
Beides krank und doch alltäglich. Jeder zimmert an seinem Lebensgebäude, versucht zu verstecken oder zu finden. Alles ohne Richtlinien. Hat er diese ja nie erlernen können, da er aus dem Bauch von Seinesgleichen kommt. Es ist fast schon normal.
Dann ist da die Kirche. Das Zentrum am Platze. Hell erleuchtet, verführerisch, schön und groß. Machtvoll und beschützend! Doch diese Farben sind heute verblasst, so dass ich sie fast nicht mehr sehen kann. Wo nun unser Heil finden? Alleine und verloren auf der Suche! Gilt es nicht, diese Kindheitsfesseln zu sprengen, um seine eigene Schönheit, Sicherheit und Freiheit zu erleben?
Nicht jene Freiheit, die jedem anderen Menschen den Schädel einschlägt, der sich einem in den Weg stellt.
Ich denke an die wirkliche Freiheit.
Die Freiheit, die nicht im Entweder-Oder-Kerker stecken bleibt, sondern die wirklich frei, zufrieden grunzend dem Anderen die Hand reicht, damit dieser nicht stolpert.
Die sich gegenseitig die Schönheit zeigt und vielleicht gemeinsam die Scherben unserer Kindheitsrüstung zusammenkehren lässt.
Danach am Boden sitzen und Wein trinken! Lachen, feiern!
Jetzt haben wir ja einen Grund wirklich zu feiern.
Der Höllengestank unserer Kerkermeister kann gehen! Wunderbar.
Sabine Kluwig
Was bedeutet »Leben« eigentlich? Diese Frage stellen sich Menschen immer wieder. »Was fange ich damit an und was ist der eigentliche Sinn des Lebens? Gibt es einen Sinn überhaupt?«
Wenn wir auf die Welt kommen so scheint es, dass jeder Mensch gleich ist, da es uns erst einmal um die Befriedigung unserer Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, Schlafen und Zärtlichkeit, sowie Schutz jeglicher Art geht. Das ist es, was immer nötig ist, um unser Überleben zu sichern. Dadurch, dass wir gleiche Grundbedürfnisse haben, könnte man denken, dass wir auch in anderen Dingen gleich sind. Also gleiche weitere Bedürfnisse haben! Dass wir uns in unserer Persönlichkeit nicht viel voneinander unterscheiden!
Es wird bekanntlich viel darüber philosophiert, wie unsere Persönlichkeit und unsere Charaktermerkmale zusammengesetzt sind. Was bei einem Menschen angeboren ist und welche Anlagen anerzogen wurden. Ein erwachsener Mensch, der seine Kinder erziehen möchte, kann aber wiederum nur aus dem Aspekt seines Erlernten und seiner eigenen Reife und seines Erlebten Zusammenhänge verstehen oder erahnen. Ihm fällt es oft schwer, sein Kind unter dem Aspekt »ein eigenes Individuum zu sein«, mit all seinen Eigenarten zu akzeptieren und zu respektieren, um ihm den geeigneten Lebensraum zu geben.
Er selbst ist schon geprägt durch seine eigene Erziehung und den Richtlinien seiner Umgebung, die auf Gleichheit abzielen.
Er ist den bestimmten Gesetzmäßigkeiten und Bestimmungen seiner unmittelbaren Umgebung unterlegen. Und diese geben viele Eltern einfach weiter, ohne zu hinterfragen, ob diese Gleichheit überhaupt ein erstrebenswertes Ziel ist.
Der Ausspruch: »Das haben wir schon immer so gehalten. Das hat schon meine Mutter/Vater so gemacht!« ist ein Relikt, welches nach starren Regeln weitergegeben wird.
Die Kindererziehung entsteht meist erst einmal über den eigenen Eindruck, den wir dem Kind entgegenbringen und dem, was wir in punkto Kindererziehung gelernt haben. Aufgrund dieser Zweigleisigkeit beginnen wir nach und nach unseren neutralen Blick für dieses neugeborene Individuum zu verlieren und fangen an, es von Außen zu formen. Krampfhaft versuchen wir, unser Kind in eine »Form« zu bringen, die für uns und unsere Gesellschaft akzeptabel erscheint. Dabei verlieren wir den Blick für das, was diesen, noch formbaren Menschen wirklich ausmacht.
Wir sind oft orientierungslos (da es äußere Schwierigkeiten bereitet, wenn ein Kind »widerspenstig« ist oder »seinen eigenen Kopf« hat).
In unserer Hilflosigkeit beginnen wir, unserer Erziehung Nachdruck zu verleihen, wenn nötig mit Zwang und Strafe, worauf wir wiederum mit Widerstand seitens des Kindes konfrontiert werden.
Ein Kreislauf beginnt!
Durch die Anlehnung, uns einem Einheitsbrei beugen zu müssen oder zu wollen, gilt es, an dieser vorgefertigten Form der Kindererziehung festzuhalten und sie bedingungslos auszuüben.
Menschen die auffällig und anders sind, möglicherweise noch unbeugsam gegenüber gesellschaftlichen Normen und ihre Individualität nicht für ein allgemeines »Angenommen werden« verschachern, werden oftmals an den gesellschaftlichen Rand gedrückt.
Dies beginnt bereits im Kindergarten. Sobald ein Kind andere Vorstellungen, Einstellungen oder Ideen hat, wird es wenigstens als seltsam angesehen. Solange es sich lautlos verhält, wird ein Auge zugedrückt. Hat aber ein Kind mehr Ausdruckskraft und noch dazu das Vertrauen, ein Recht auf eigenen Ausdruck zu haben, wird es schon schwieriger.
Spätestens jetzt hätte man die Gelegenheit, eine Persönlichkeit kennen zu lernen, die Formen und Zwängen einigermaßen entgangen ist oder wenigstens den Versuch startet, seine eigene Vorstellung durchzusetzen. Unser Problem ist einfach, dass wir gelernt haben, gleich sein zu müssen. Zumindest ähnlich! Nur so können wir uns im Anderen wiederfinden und sehen uns bestätigt. Sonst fühlen wir uns als einsame, oder noch schlimmer, sonderbare Außenseiter, die keinen anerkannten Platz in unserer Gesellschaft haben. Wir haben gelernt, nicht unangenehm aufzufallen, ansonsten wird uns die Lizenz für die »Zugehörigkeit« genommen.
Und welcher Mensch möchte nicht »dazugehören«? Wenige!
Ich denke, wenn wir lernen könnten, dass eben jeder Mensch anders ist, dass kein Mensch gleich einem Anderen ist und wir die Großzügigkeit besäßen, jedes Individuum so sein zu lassen, wie es für es richtig ist, hätten wir sehr viel mehr Freiheit und könnten unser Leben auch dementsprechend gestalten und genießen.
In Freiheit – miteinander!
Es geht nicht so sehr darum, alles zu akzeptieren, zu verzeihen und zu verstehen. Denn dann wären wir wahrscheinlich so eine Art Buddha oder Jesus!
Vielmehr denke ich, geht es darum, aus der Wertung der Allgemeinheit herauszukommen und uns selbst zu fragen, bin ich eigenständig zu denselben Werten gekommen? Wenn nicht, was für Werte haben für mich Gültigkeit? Und diese Werte sollten nicht von Eigendünkel und Egoverhalten durchtränkt sein. Sie sollten von einer gesunden Portion Selbstliebe, Dankbarkeit und Toleranz durchzogen sein. Sich zu fragen, warum wir dies oder jenes wollen, ist wichtig, um die wirkliche Motivation zu sehen. Dieses WARUM zeigt uns, ob wir noch die Liebe leben oder ob wir unserem Ego einen größeren Platz einräumen. Oder vielleicht lassen wir unsere Schattenseiten unangetastet, da wir sie uns nicht ansehen möchten und sie damit nicht transformieren können. So handeln wir immer aus einer gewissen Dunkelheit heraus. Die wahren Werte bleiben verschwommen!
Wir sollten uns einmal hinsetzen und genau überlegen, was unsere Werte in unserem Leben denn sind? Doch dazu mehr im Kapitel »Eigene Werte leben«!
Ein wichtiges Thema ist auch die Abgrenzung, die zu den eigenen Werten dazugehört. Ist ein »nein« zum anderen nur ein »ja« zu mir und meinen Werten, ist es gut. Wichtig ist, die Balance zwischen dem »zu mir stehen« und dem »auf den Menschen zugehen«, nicht zu verlieren. Ein zu viel »zu-mir-stehen« könnte schnell zu einem egoistischen »Alleintrip« werden.
Doch erst wenn wir uns selbst wichtig und ernst nehmen und zwar mit unseren Bedürfnissen, unserer ganz eigenen Art, können wir andere Menschen wichtig und ernst nehmen (ohne Bewertung).
Unser Bewusstsein kann sich nur beschränkt erweitern, wenn wir unsere eigene Wichtigkeit ignorieren. Wir müssen erst sehen und erkennen lernen, um akzeptieren zu können.
Einige Menschen vergessen dies und wundern sich, wenn sie nach anfänglicher Großzügigkeit in ihre Kleinlichkeit zurückfallen.
Jede Seele fordert ihr Recht zu leben. Früher oder später!
Wir dürfen lernen, den roten Faden immer wieder neu aufzunehmen.
In meinen Arbeitsgruppen stellen sich die Teilnehmer manchmal die Frage, warum es nach der ersten Anfangseuphorie des Umbruchs dann plötzlich stagniert? Es schaut dann oft so aus, als wäre mit den neuen Erkenntnissen alles noch viel komplizierter geworden. Viele haben das Gefühl, vor ihrem Aufdecken ihrer Lebenslügen wenigstens ruhig geschlafen zu haben. Diese Unruhe, die am Anfang auch schwer einzuordnen ist, kann viele veranlassen, aufzugeben, um ihr altes Leben fortzusetzen, anstatt nach einer Umstrukturierung oder Neuorientierung zu suchen und die Wandlung geschehen zu lassen. Sie meinen dann mit bitterem Unterton: »Wäre auch zu schön gewesen« und »Hat doch alles nicht so geklappt!« Aber in Wirklichkeit ist es so, dass sie mitten in ihrer Aufräumarbeit aufgehört haben. Nun gilt es aber weiterzumachen.
Wie sähe es denn aus, wenn wir einen Frühjahrsputz anfangen würden, alles aus den Schränken nehmen, um sehen zu können, was wir nicht mehr brauchen und dann mittendrin aufhören würden aufzuräumen? Wir sind mitten in einem wunderschönen Chaos! Da sagen wir dann auch nicht: »Jetzt habe ich mit dem Frühjahrsputz angefangen und nach ein, zwei Stunden sehe ich immer noch keine Ordnung!«
Fast alle von uns wissen, dass ein Frühjahrsputz eine Herausforderung bedeutet, die ihre Zeit braucht! Diese Herausforderung kann uns sehr zermürben. Dann sind wir ganz schnell bereit zu glauben, wir lägen falsch.
Somit bekommen wir eine Bestätigung der Richtigkeit unserer alten Lebenslügen und die Suche nach Fremdbestimmung und Selbstverleugnung kommt damit wieder ins Spiel.
Doch wenn wir genau hinsehen, stellen wir fest, dass wir erst dabei sind, unser altes, eingefahrenes Leben, das uns aber auch Sicherheit gegeben hat, aufzubrechen. Dies ist vergleichbar mit einem Hausbau. Es dauert auch seine Zeit, bis ein Haus fertig ist und somit Sicherheit und Geborgenheit geben kann. Wir müssen Planen, Vorbereiten, Aussuchen, Finanzieren und dann Bauen. Und manchmal dürfen wir auch immer wieder neu definieren, was und wie wir etwas haben wollen.
Einmal abgesehen von dem Ottonormalhäuslebauer benötigen wir viel Zeit und eine Menge Informationen, um unser Traumhaus aufstellen zu können. Je individueller wir unserer Persönlichkeit Ausdruck verleihen wollen, desto aufwändiger ist die Entfaltungsarbeit.
Um die Fensterläden unserer dunklen Persönlichkeitsanteile aufzustoßen und Licht hinein lassen zu können, bedarf es einiger Übung. Auf welche Weise man an diese herangehen kann, beschreibe ich in meinem Arbeitsbuch »Zurück zum Anfang« und wie dies im Alltag aussehen kann, ist in meinem Buch »Grenzüberschreitungen« zu lesen. Nicht immer klappt alles sofort! Wir dürfen lernen, ein Gefühl für unsere Persönlichkeit und unsere Werte zu entwickeln.
Je nach Persönlichkeitsformung in der Kindheit! Bei großer, anerzogener Verleugnung der wirklichen Persönlichkeit könnte es etwas länger dauern, muss aber nicht.
Manchmal braucht es nur ein Aha-Erlebnis, um aus alten Bahnen aussteigen zu können. Ein andermal zwingen uns eine Krankheit oder ein Wink des Schicksals zu einer Kehrtwendung.
Da mit einer Persönlichkeitsentwicklung sehr wahrscheinlich manch alte, behindernde Strukturen, die bis zu diesem Zeitpunkt überlebt haben, aufgedeckt werden, können wir meist zu einer Neuorientierung in der Außenwelt animiert werden, die dann besser zu uns passt.
Somit setzen wir Stück für Stück unserer neu gewachsenen, aber wirklichen Persönlichkeit und gleichzeitig unsere Werte in die Realität um. Im Inneren fangen wir an zu graben und zu hinterfragen, was und wer wir sind und im Zuge neuer Erkenntnisse tauschen wir manch alte, unpassende Situation durch eine nun besser zu uns passenden aus.
Das innere Gewachsene ist dann im Außen zu sehen. Je mehr wir uns im Außen wiedererkennen können, desto glücklicher werden wir, denn wir begegnen immer wieder nur uns selbst. Innen und Außen sind für uns bewusst identisch.
Wir haben nun verstanden, dass unsere wirkliche Lebendigkeit in keiner Fremdbestimmung und Selbstverleugnung existieren kann. Jetzt kann das wirkliche Leben beginnen, aus welchem wir Kraft, Kreativität, Freude, Glück und nie versiegende Selbstachtung schöpfen können.
Der einzige Haken ist: Wir müssen dran bleiben, uns unserer Schwächen und Stärken bewusst bleiben und immer bemüht sein, den rechten (nämlich unseren eigenen) Weg nicht verlassen zu wollen. Fehler dürfen wir machen, wenn wir bereit sind, uns zu verzeihen und uns zu berichtigen.
Eigentlich geht es nur um die eigene Angst. Dieses von Kindesbeinen verängstigte, geschundene Selbst lechzt ja nur nach Überleben. Und wenn möglich, ohne große Blessuren. Auf die Idee, durch ein Überprüfen der Sache vielleicht sogar dauerhaften Frieden zu erlangen, kommen wenige. Wir wollen mit allen Kräften das, was noch übriggeblieben ist vom eigenen Selbst, schützen. Das, was uns geblieben ist, nach jahrelangem Zurechtstutzen unserer eigenen Art, wollen wir nur behüten, da wir fürchten, sonst ins Bodenlose zu stürzen. Angst, vielleicht doch keine Lebensberechtigung zu haben, ist da. Die Angst, wertlos zu sein ist groß. Brauchen wir andere doch, um uns geliebt zu fühlen!
Wir haben gelernt, uns zu schützen, als könne uns jemand etwas von uns wegnehmen. Dadurch, dass die meisten von uns nicht wirklich sie selbst sein durften und sogar bestraft wurden, wollten sie sich in ihrer eigenen Art durchsetzen, haben wir gelernt, vorsichtig und misstrauisch zu werden. Durch dieses wackelige ICH sind die meisten Menschen auch sehr empfindlich, was Kritik angeht. Es gibt bei vielen Menschen keinen Unterschied zwischen destruktiver Kritik und konstruktiver Kritik. Alles wird als Angriff gewertet und wir reagieren mit Kampf und Verteidigung bzw. Erstarren oder Flucht. Schließlich geht es um das bisschen SELBST, welches überlebt hat.
Verlieren wir auch dies, droht uns der Untergang.
Also ist es nicht verwunderlich, dass wir unseren Restbestand vielleicht in hellem Licht erstrahlen lassen wollen. Wenn man bedenkt, dass der Wahrheitsgehalt, den wir anderen in Aussagen über uns geben, doch sehr subjektiv ist, ist es logisch, wenn wir das bisschen, was wir an positivem Feedback bekommen auch behalten wollen. Da erscheint uns Kritik eher als gefährlich.
Somit ist es nicht verwunderlich, wenn wir schon relativ früh lernen, »Wachposten« aufzustellen, um eventuelle »Positivpunkteverzehrer« (das wäre jegliche Kritik) schachmatt zu setzen. Daher konzentrieren wir uns krampfhaft auf das, was andere an uns als positiv akzeptiert haben. Auf das, was unangefochten als »gut« akzeptiert wurde. Wir haben also keinen objektiven Weitwinkel als Betrachtungsfeld, sondern fokussieren unseren Blick auf das in uns, was als positiv (von uns selbst aber auch von anderen) akzeptiert wurde. Und das möchten wir natürlich behalten. Wir bewachen und beschützen es wie unseren Augapfel. Dieser Schritt, aus diesem Fokussiert-sein herauszugehen, ist nun auch wieder untypisch für uns und steht im Gegensatz zu dem, was wir erlernt haben. Wir haben gelernt, starr und steif zu sein und bewegen uns in sehr unflexiblen Verhaltensstrukturen. Beweglichkeit und eigenes Denken sind nicht wünschenswert.
Wir müssen die Bewertungsschemata, die von unserer Familie, Religion, Politik oder Gesellschaft festgelegt wurden, hinterfragen. Wir müssen überprüfen, ob sie auch wirklich unsere eigenen Werte treffen oder ob wir sie einfach nur übernommen haben. Gedankenlos!
Das ist ein Punkt, den wir uns genauer ansehen sollten.
Wir werden stark von Richtlinien, die unsere Umgebung für richtig erklärt hat, geprägt und geformt, wenn nötig, werden wir in diese Formen gepresst. Es wird uns gesagt, was gut und was schlecht ist. Was förderlich für jeden Einzelnen von uns ist und was nicht förderlich ist. Was »man« tut und was »man« nicht tut. Das könnten wir jetzt beliebig fortführen. Dieses ja und nein wäre gar nicht so schlecht, wenn es unser eigenes, gewachsenes ja und nein wäre.
Aber dorthin ist meist noch ein weiter Weg. Wir dürfen eine stabile Plattform errichten, die es uns ermöglicht, uns neutral ansehen zu können.
Diese Neutralität zu uns selbst, zu der wir gelangen sollten, besteht erst einmal aus einem Innehalten. Ein Innehalten und Weglassen einer Beurteilung. Denn nur ohne eine Beurteilung können wir losgelöst von Normen und Zwängen sehen, was eigentlich wirklich da ist.
Langsam, ganz langsam traut sich das Selbst, das was wir wirklich sind, das, was im Keller unserer Persönlichkeit gelagert wurde, ans Tageslicht, um eigene Bewertungsmuster zu zeigen.
Das alleine ist ein Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt, da wir ja tagtäglich aufs Neue der Reglementierung unserer Umgebung ausgesetzt sind. Es ist also nicht so, dass wir ungestört zur Ruhe kommen können, um uns gewisse Punkte ansehen zu können. Nein, es bedeutet, die Kunst sich anzueignen, sich trotz permanenter Prägung nicht prägen zu lassen. Nun scheint es für uns sehr schwierig zu sein, ein objektives Bild von uns zu erhalten. Immerhin sind wir mit einem strapazierfähigen Ego ausgestattet, welches gewohnt ist, zu verwirren und zu täuschen.
Mit dieser Überlagerung, die ja sehr menschlich ist, tritt natürlich eine allgemeine Unsicherheit ein. Aber wir vergessen denke ich, einen ganz entscheidenden Teil: Nämlich, dass, wenn uns die Suche nach unserem wahren Selbst ereilt, wir uns nicht entmutigen lassen dürfen und immer wieder die Spur zu uns selbst aufnehmen sollten. Dann geschieht nicht nur im Inneren etwas mit uns, sondern sehr wohl auch im Außen.
Begegnungen mit Menschen, Situationen, Zeitentwicklungen, die für uns förderlich sind, werden sich einschalten. Unser inneres Erkennen wird natürlich im Außen wiedergefunden und bestärkt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Das bedeutet, dass wir immer auch in einer Beziehung im Außen sind und somit haben wir die erste Hürde geschafft. Wir sind nicht mehr alleine mit unseren Ausgrabungen und Forschungen. Wir bekommen Begleiter, die uns alles attestieren. Das Außen spiegelt unser ICH wider. Egal ob es Menschen sind, die uns begegnen, unsere Arbeit, unsere Wohnsituation o.ä.!
Gilt sich nur die Frage zu beantworten, wo denn die eigene Ehrlichkeit bei sich selbst liegt? Wollen wir uns wirklich ansehen, wer wir sind? Können wir uns die Realität ansehen und sie in Bezug zu uns setzen? Halten wir das aus? Oder wütet sofort unser Selbstschutzmechanismus und redet uns ein, wir seien doch nur Opfer. Die Opfer haben eine Sonderposition: Sie müssen gar keine Verantwortung tragen! Gut, oder?
Aber auch die andere Seite, nämlich der Egoist oder Selbstherrliche, ist nicht viel besser. Dieser scheint sowieso nie fehlerhaft. Für ihn sind es immer nur die anderen die Schuld haben, wenn etwas schief geht oder nicht klappt!
Komischerweise ruft fast jeder Mensch am lautesten, wenn es um Ehrlichkeit geht. Wie können wir ehrlich sein, wenn wir nicht im ehrlichen Umgang mit uns selbst leben? Ehrlichkeit bedeutet für uns doch auch, einen gewissen Reifegrad zu haben, um uns selbst zu erkennen. Erwachsen zu sein!
Wir geben oft vor, selbst zu entscheiden, was richtig und falsch ist, ohne uns jedoch wirklich zu kennen.
Ich frage mich, warum ist es denn so schwierig, wirklich ehrlich zu sein? Aber eigentlich liegt es auf der Hand:
Ohne ein Wissen über sich selbst, ohne ein Wissen darüber, was wir sind oder nicht sind, ohne unser eigenes ja und nein erkannt zu haben, können wir auch nicht wirklich ehrlich sein.
Nehmen wir als Beispiel einen jungen Mann, der sich nach einigen enttäuschenden Liebesbeziehungen von seinen Gefühlen lossagt. Er will nie mehr enttäuscht und verletzt werden und möchte sich auch seiner eigenen Eifersucht entledigen. Er sagt sich also von seinen Gefühlen los, weil er die Erfahrung gemacht hat, seine Gefühle können ihn beherrschen. Da er weiß, dass Gedanken viel bewerkstelligen können, meint er, mit einer gewissen Gedankenkraft (in dem Fall wird sie zu seiner zukünftigen Blockade) seine Gefühle kontrollierbar machen zu können. Bis zu einem gewissen Grade ist dies sicherlich manchmal förderlich. Doch in diesem Fall, löst er sich mit der Verweigerung ungute Gefühle auszuhalten, völlig von seiner Gefühlswelt (und damit auch von den guten Gefühlen) und wird gleichgültig. Er empfindet zwar momentane Erleichterung, da ihn scheinbar auch nichts mehr schmerzt, aber richtig freuen kann er sich auch nicht mehr. Denn eine Gleichgültigkeit kann einem auch keine große Freude mehr geben.
Doch seine Seele lässt sich nicht täuschen. Sie weiß um diese Lebenslüge.
Wie sieht nun aus dem Blickwinkel dieser Lebenslüge das weitere Leben aus? Kann dieser nun ein schmerzfreies und glückliches, liebevolles Leben leben? Das ist es ja, was er anstrebt oder sich zumindest dadurch erhofft!
Mit Sicherheit nicht! Die Brille des Selbstbetrugs wird ihn nicht glücklich werden lassen. Denn glücklich sein ist ein Zustand, getragen von liebenden Gefühlen und Dankbarkeit! Und wie geht das ohne das Zulassen von Gefühlen?
Wie können wir glücklich sein, wenn unser Gefühlsseismograph nicht einsatzbereit ist? Unsere Gefühle lassen uns ja wissen, was uns gut tut und was nicht. Wenn wir einerseits, um uns zu schützen eine Gefühlssperre einlegen, können wir andererseits auch nicht mehr spüren, was wir wirklich brauchen.
Wir lassen uns immer weniger auf unser wirkliches Selbst ein. Unser Leben wird oberflächlich! Dem Schutze sei Dank!
Vielmehr geht es in diesem Fall darum, zu lernen, sich anzuschauen. Wir sollten uns fragen: »Was hat bewirkt, dass ich so eine Furcht vor einer Beziehung habe? Habe ich vielleicht Angst, mich selbst zu verlieren? Was bewirkt, dass ich eifersüchtig bin? Fühle ich mich sicher in meiner Beziehung? Warum nicht? Was bräuchte ich, um mich sicher zu fühlen und kann ich dies von meinem Partner erwarten? Fordere ich zu viel oder zu wenig? Lebe ich mich wirklich in meinen Beziehungen? Inwieweit deckt sich die äußere Realität mit meinem Inneren?«
Da, wo es nicht stimmig ist, müssen wir besonders scharf hinsehen. Da haben wir garantiert etwas an UNS zu arbeiten. Warum zieht zum Beispiel eine Frau, die von ihrem Partner geschlagen wird, immer wieder denselben Typ Partner an? Wie ist es mit ihrem Selbstwert bestellt und wie sehr vertritt sie ihn? Wie ist sie in ihrer Kindheit geprägt worden? Hat sie nicht zu lernen, aufzustehen und zu gehen und sich dies nicht mehr gefallen zu lassen? Aber mit einem kleinen Selbstwert ist das schier unmöglich. Also gilt es für die Frau, an ihrem Selbstwert zu arbeiten, um sich dann trennen zu können und erst dann einen Mann anziehen zu können, der auch einen größeren Selbstwert hat und somit die Partnerin achten kann. Denn der schlagende Partner hat ebenfalls keinen Selbstwert. Er geht nur anders um mit seinem fehlenden Selbstwert als die Frau. Er wird zum Täter und sie wird das Opfer. Keiner der beiden besitzt einen gesunden Selbstwert. Und da beginnt die ganze Arbeit; das altes ICH abzustreifen und zu sehen, welche Schönheit darunter ist. Die dürfen wir dann leben.
Doch wie sieht es mit unserer eigenen Erlaubnis aus, unser Selbst leben zu lassen? Welche Berechtigung geben wir uns selbst?
Es geht um ein klares Ja oder Nein! Es geht auch nicht so sehr um ein Lernen. Es geht ganz viel um ein Spüren. Und da wir manchmal sehr weit weg von uns sind, ist es oft schwierig zu spüren, was uns denn gut täte. Ein Hinspüren! Wo ist ein Ja und wo ein Nein!
Wir meinen oft, alles müsse nur schwer zu erreichen sein, dann ist es erst wertvoll. Manchmal scheint es sogar noch wertvoller zu sein, wenn es so aussieht, als wäre es gar nicht zu erreichen. Zumindest erst am Ende unseres Lebens, wo es dann meistens zu spät ist, wenn uns eine Krankheit fest im Griff hat.
Mit dieser Einstellung harren wir in schlimmen Beziehungen aus, verrichten Tag für Tag unsere ungeliebte Arbeit, ergeben uns den Streitigkeiten im Büro und sind doch Verlierer.
Was hält uns also noch ab, uns auf die Suche nach unserem verlorenen Glück zu machen?
In vielen esoterischen Lehren wird aufgezeigt, dass ein Ego nicht wünschenswert ist. Das Ego wird zum Buhmann erklärt, der den Menschen unrein, unedel und unreif macht. Es sollte wenn möglich, ganz niedergelegt werden. Das Ego wird damit zum Feind aller reinen und guten Menschen deklariert. Es heißt, wir sollten uns frei vom Ego machen! Es heißt aber nicht, wir sollten uns frei von einem zu großen Ego oder sogar von einem zu kleinem Ego machen! Das Ego wird allgemein als schlecht hingestellt, weil es angeblich nur protzt und sich aufspielt.
Das Ego ist aber ein Teil unserer Persönlichkeit und kann nicht wegrationalisiert werden. Wir können es weder verleugnen noch weg beten, ohne Schaden zu erleiden. Es begleitet uns unser ganzes Leben. Wir haben jedoch die Gelegenheit, es im Auge zu behalten und immer wieder nachzusehen, was es gerade im Schilde führt. Ob es sich aufbäumt, um uns mächtig fühlen zu lassen, da wir uns unbewusst »minderwertig« fühlen oder ob es resigniert und uns glauben lässt, wir sind sowieso unfähig, irgendetwas auf die Beine stellen zu können oder irgendeinen Wert zu haben. Es gibt Menschen, die in ihrer Kindheit gar kein Ego entwickeln durften und sich somit sehr leicht manipulieren oder unterdrücken lassen.
Ein gesundes Ego ist also lebenswichtig! Erst wenn wir ein gesundes Ego aufgebaut haben, können wir uns entschließen, wann und wo wir zu Gunsten eines besseren Miteinanders unser Ego ablegen wollen. Wir können freiwillig kein Ego ablegen, wenn wir keines haben. Dann sind wir noch nicht selbstbestimmend! Wir sind unfähig selbstbestimmt zu handeln.
Aber was ist denn nun ein falsches Ego?
Unser falsches Ego will uns vor angeblichen Angriffen schützen und unser Minderwertigkeitsgefühl kaschieren.
Dieses falsche Ego lässt uns immer wieder Grenzen durchbrechen. Meist nicht unsere eigenen, sondern die der Anderen. Wir verletzen, demütigen, bestrafen und quälen mit einem auf den höchsten Gipfeln stehendem Ego andere Mitmenschen oder eben uns selbst.
Egal, ob es unsere eigenen Kinder, unsere Freunde, Verwandte oder unser Partner ist, überall wittern wir einen möglichen Verrat und unser Ego, welches aber nicht wirklich klar sehen kann, schreitet ein. Entweder es will uns größer machen oder es macht uns unmündig. Oder es meint, uns vor dem Bösen beschützen zu müssen. Unser Ego ist verblendet und kann unsere Seele nicht wirklich sehen, da es meist noch nie wirklich einen passenden Platz in uns erhalten hatte.
Ein gesundes Ego braucht dagegen einen gesunden Selbstwert! Haben wir diesen nicht, schreitet unser falsches Ego ein und bestimmt, wer wir sind.
Dass es wichtig ist, ein gesundes Ego zu haben, sieht man an Menschen, die scheinbar gar kein Ego haben. Diese Menschen werden eher für friedlich, liebend und selbstlos gehalten. In Wirklichkeit trauen sie sich nicht sich aufzulehnen, scheuen Verantwortung, sind eine gewisse Hilflosigkeit gewohnt und wollen diese auch behalten. Sie ist ja auch bequem, da man für nichts geradestehen muss. Das sind dann oft die »leidenden« Menschen.
Meist sind dies Menschen, die in ihrer Kindheit so klein gehalten wurden, aus denen der letzte Tropfen eines Ego`s herausgewrungen wurde, so dass sie auch kein Gefühl für ihre Rechte und Pflichten haben und schon gar keinen Mut. Das sind dann die verlorenen Kinder, die bis dahin nur eine Daseinsberechtigung erfahren haben, indem sie dienen und es anderen egostärkeren Menschen recht machen wollen.
Wir ahnen vielleicht schon, dass es sich hiermit zwar um das Gegenteil eines vom Ego strotzenden Menschen handelt, aber ebenfalls um einen Menschen, der Egoprobleme hat.
Sich klein und handlich zu geben ist keinesfalls erstrebenswert. Sich selbst aufzugeben hat auch nichts mit Demut zu tun. Eher das Gegenteil! Wenn wir unser Geschenk, unser Leben, nicht würdigen, weil wir uns selbst knechten und nicht anerkennen, ist das keine Wertschätzung uns selbst gegenüber. Es ist ein vertanes Leben!
Warum spricht man aber bei diesen Menschen nicht von einem Egoproblem? Ganz einfach! In unserer Gesellschaftsstruktur sind solche Menschen praktischer, da diese leichter zu führen und zu manipulieren sind. Noch dazu steht »lieb sein« für Gutmütigkeit, ja sogar Heiligkeit. Ist Gott doch auch nur Liebe!
Fragen wir uns einmal: Sind wir eher Opfer? Dann haben wir wahrscheinlich ein Ego, welches uns klein macht. Oder sind wir Täter, da wir egoistisch nur uns selbst sehen können? Macht uns unser Ego größer, als dass wir tatsächlich sind?
Oder stehen sich im Miteinander zwei gleichwertige Menschen gegenüber, die gelernt haben, sich selbst zu vertreten, aber gleichzeitig dem anderen seinen Raum und seine Berechtigung zu geben?!
Wir können so ein Zusammentreffen nutzen, um sehen zu können, wie es mit unserer Einschätzung, welches Ego wir haben, bestellt ist. Denn die Menschen in unserem Leben, die in unmittelbarer Nähe sind und mit uns im Alltag auf irgendeine Art und Weise enger verbunden sind, egal ob es die Nachbarschaft, die Arbeitskollegen oder sogar unsere Kunden sind, geben uns die Möglichkeit, uns dies zu zeigen. In unserer Größe oder Kleinheit!
Festzustellen wäre auch, dass Menschen mit einem großen Ego meist Partner mit einem kleinen Ego suchen, sowie umgekehrt.
Dies geschieht aus einem einfachen Grund: Zwei Egoisten hätten miteinander enorme Schwierigkeiten.
Ebenso können zwei Opfer sich nicht gegenseitig durch handelndes Durchsetzen helfen, da beide handlungs–und durchsetzungsschwach sind. Sie können sich allein nur Mut zusprechen, durchzuhalten. Zwei Opfer oder zwei Täter können längerfristig nicht in einem Gleichgewicht stehen. Das Opfer BRAUCHT den Täter und der Täter BRAUCHT das Opfer!
Mehr zu diesem Thema im Kapitel »Polarität« in meinem Buch über Geistige Gesetze..
Einseitigkeit zu leben macht uns unzufrieden. Und doch verteilen wir diese extremen Rollen allzu oft. Damit die Schieflage nicht so leicht erkannt wird, verkleiden wir unsere Opferrolle oder Täterrolle!
Wir streifen unserer Ohnmachtsrolle ein Mäntelchen über, indem wir uns als besonders demütig, sanft und gutmütig zeigen. Vielleicht haben Sie selbst schon einmal so jemanden kennengelernt. Da heißt es dann:
»Dieser Mensch ist einfach ZU gut. Er lässt sich einfach zu GERNE ausnützen! «
Und da haben wir es sogar in unserem Sprachgebrauch: GERNE! In der Tat! Das ist es, was dieser Mensch besonders gut kann, da er nie gelernt hat, sich ein gesundes Ego anzueignen.
Eher haben wir Frauen gelernt, uns hinter einem Mäntelchen des Glanzes zu verstecken: » Die Sanfte, die Edle, die Nonne, die Großzügige, die Gutmütige, die Übermutter.« Dadurch sind wir meist jedoch nur Opfer!
Auch die Menschen mit einem übergroßen Ego tragen ihre Mäntelchen. Nur heißen sie anders. Und oft sind diese Rollen Männern zugeteilt worden: » Der Rechtschaffene, der Mutige, der Waghalsige, der Ritter, der Mächtige, der Helfer, der Unverwundbare, der einsame Cowboy usw.« Ich habe hier bewusst die Opferrolle den Frauen und die Täterrolle den Männern zugeordnet. Natürlich gibt es das auch umgekehrt. Nur meist sind diese Rollen schon von Generation zu Generation so weitergegeben worden…..die Frau ist schwach; der Mann ist stark. In allen möglichen Varianten!
Einiges kommt wahrscheinlich noch aus der Steinzeit. Der Mann ging auf die Jagd und brauchte seine Muskeln und eine gewisse körperliche Unempfindlichkeit und Stärke, um Tiere erlegen und sie nach Hause transportieren zu können. Viel Kommunikation war auch nicht gerade förderlich, da die Tiere sonst verscheucht worden wären. So war er als Jäger oft tagelang einsam unterwegs und war hauptsächlich auf sich alleine gestellt.
Die Frau hingegen wartete mit ihren Kindern in der Höhle, kochte und kümmerte sich um die Hausarbeit. Kommunikation war für sie wichtig. Schließlich durfte sie die Kinder erziehen und musste ihnen etwas beibringen. Auch das Emotionale war extrem wichtig, da sie sich in ihre Babys hinein fühlen musste, um sehen zu können, was diese brauchen.
Das große Ego kann sich manchmal aufführen wie ein Kind, welches Vertrauen und Glauben in sich selbst verloren hat. Es will dann etwas bewegen können, will Macht spüren, um sich groß und stark und unabhängig fühlen zu können.
Diesem Ego die Führung zu überlassen ist eine negative Form vom JA zu sich selbst. Eine ermogelte Form! Es ist keine wirkliche Stärke, sondern nur eine vermeintliche, geboren aus einer Schwäche heraus. Ebenso das kleine Ego, welches in ohnmächtiges Verzagen abdriftet, da diese Person keine Möglichkeit findet, stark und eigenmächtig zu werden.
Doch ein gesundes Ego hat es nicht nötig, sich größer und mächtiger oder kleiner und dafür heiliger zu machen!
Ich hoffe, Sie merken, auf was ich hinaus will!
Um sich gesund zu zeigen und das anzustreben, was wir für richtig halten, um Grenzen setzen zu können, zu fordern was wir brauchen, um nicht fremdbestimmt zu werden, den Willen aufzubringen, unsere Persönlichkeit wachsen zu lassen, dafür BENÖTIGEN wir ein GESUNDES Ego. Kein Ego zu haben bedeutet, willenlos wie ein Papierschiffchen von den momentanen Strömungen mal hierhin und mal dorthin geschaukelt zu werden. Ohne dass die Frage beantwortet wird, ob wir das wirklich wollen.
Meist kommt dann an dieser Stelle der altbekannte Wink »wenn wir vertrauen, hilft uns Gott«. Das stimmt natürlich auch! Aber nicht nur!
Denn wir haben ja unseren Willen von Gott bekommen, damit wir selbst entscheiden können, wohin wir schippern wollen.
Und dann erst mit Gottes Gnaden!
Die meisten missverstehen dieses »auf Gott vertrauen«, indem sie die Hände in den Schoß legen, sich aller Verantwortung entledigen und abwarten. Und wenn dann nichts geschieht, heißt es ganz demütig: »Dann soll es halt nicht sein!«
Eine gesunde Portion Egoverhalten ist wichtig, um unsere Ziele und Werte vertreten zu können. Es ist sozusagen der Motor, etwas in die Tat umsetzen zu können. Unsere Visionen erfüllen zu können! Es ist unsere Antriebskraft, uns vertreten zu können oder aber auch, wenn nötig, uns nicht zu vertreten! Manchmal ist das Leben eben paradox!
Diese Antriebskraft kann in einem gewissen Einklang mit unserer Seele leben, wenn wir dieser Beachtung schenken und unsere anerzogenen Einengungen und weniger hilfreichen Verhaltensweisen erkennen lernen und korrigieren. Dann hat auch unser Ego einen Platz, unsere Grenzen zu erweitern und uns Mut zu machen. Ein gesundes Wachstum kann beginnen!
Mit unserem gesunden Ego bauen wir einen gesunden Willen auf, können gesunde Grenzen setzen und haben den Mut, uns für unsere Weiterentwicklung einzusetzen.
Gemäß dem geistigen Prinzip: Wie innen so außen. Alles andere ist Schein!
Sogar Mutter Teresa war nicht nur heilig. Sie hatte den Mut und den Willen, sich für die Armen einzusetzen und sich bei mächtigen Institutionen auch durchzusetzen. Dies hätte sie mit einem schwachen Ego bestimmt nicht bewerkstelligen können.
Ein großes oder zu kleines Ego hat ein künstliches Selbst. (Was das Ego meint, was wir sind - zu groß oder zu klein) Unser falsches Ego kann unser wahres Selbst nicht erkennen.
Weshalb sind Spiegelbilder für uns so spannend und manchmal auch schmerzhaft? Schmerzhaft deshalb, weil wir uns so tief angesprochen fühlen. Gerade bei tiefen Begegnungen oder Bindungen, egal ob privat oder beruflich, fühlen wir uns besonders verletzlich. Unser Gegenüber oder auch bestimmte Situationen zeigen uns wie ein Spiegel, was wir, bewusst oder unbewusst, von der Welt halten und erwarten. Positiv und negativ!
Die meisten von uns haben nicht gelernt, dass unsere Realität oder unser Partner nur ein Spiegelbild von uns selbst ist. Und zwar von unseren Ängsten, Befürchtungen, Zweifel, Glauben, Hoffnungen, Einstellungen oder Prägungen und Überzeugungen! Unsere Seele weiß aber, dass sie mit diesem Spiegel einen großen Wachstumsschub bekommen könnte, wenn wir uns auf eine Deutung einlassen würden. Also, der Spiegel ist die Realität um uns, die uns sagt:« So siehst du die Welt!«
Um wachsen zu können, brauchen wir den Realitätsspiegel. In diesem Spiegel werden wir unser wahres Gesicht erkennen können. Wenn auch nicht so direkt, wie in einem wirklichen Spiegel! Diese Spiegelbilder gilt es entziffern zu lernen.
Wo können wir diese Spiegelbilder noch sehen? Ganz einfach: In allem, was rund um uns herum ist und das, was wir davon wahrnehmen und vor allem, wie wir dies wahrnehmen: es ist unser Partner oder Seelenpartner, unsere Wohnung, unser Beruf oder unsere Berufung, unser Geldverdienen, unsere Hobbies, unsere Freunde, unsere Tiere oder unsere Krankheiten!
Die Frage ist:
Sind Sie mit ihrem Leben und Ihrem Umfeld glücklich und zufrieden?
Wenn ja – gratuliere! Sie haben es wirklich geschafft, sich selbst zu leben! Sie leben Ihr persönliches Potenzial und dieses zeigt sich auch im Außen! Im Spiegel der Realität! Sie leben authentisch!
Sind wir aber unglücklich, lebt ein Teil unseres Potenzials noch im Schatten. Er will erlöst werden und schickt uns meist unangenehme Spiegel (Situationen), damit wir Klarheit schaffen können. Damit ist unser Verstand jedoch meist gar nicht einverstanden. Er will uns manchmal weismachen, dass wir Besseres verdient hätten, andere Schuld haben oder die äußeren Gegebenheiten einfach ungünstig sind.
Wir ziehen gewisse Situationen oder Partnerschaften magisch an, die uns einfach nur reflektieren und uns Gelegenheit geben, »ungute« Überzeugungen und Verhaltensweisen zu erkennen und auszumerzen, um unser wirkliches Selbst kennen und leben zu lernen.
Und deshalb lassen wir uns oft auf ungute Menschen oder Situationen auch ein, egal wie laut unser Verstand manchmal schreit »Tu es nicht! Tu es nicht!«.
Unsere Seele weiß dann nur zu gut, warum wir uns, trotz Warnung unseres Verstandes, so sehnsuchtsvoll in eine Partnerschaft stürzen oder uns einer Herausforderung stellen, die ein anderer vielleicht schon im Vorfeld als ungünstig erkennt. Manchmal AHNEN wir instinktiv, dass wir nicht zum gewünschten Ergebnis kommen werden und trotzdem tun wir es. So haben wir sicherlich eine Gelegenheit erhalten, etwas über uns zu lernen.
Wahrscheinlich haben Sie etwas Ähnliches auch schon einmal erlebt!?
Vielleicht meinen wir, bei uns wäre ja alles o.k., aber das Außen will nicht so, wie wir es wollen! Dann beginnen wir häufig, mit den äußeren Umständen zu hadern oder gegen sie anzukämpfen. Wir meinen, die äußeren Umstände verändern zu müssen, damit sie wieder besser zu uns passen.
Aber so geht es leider nicht! Wir dürfen nicht in den Spiegel der Realität schauen, da hineinlangen wollen und das Äußere versuchen zu verändern! Da werden wir sehr viel Kraft verbraten und immer frustrierter werden, da es so nicht klappt. Unsere neue Frustration zeigt sich dann wiederum im Spiegel durch neue negative oder schwierige und unpassende Situationen.
Vielmehr sollten wir lernen, das Original anzusehen, welches vor dem Spiegel steht! Und zwar uns selbst und unsere innersten Anschauungen und Prägungen!
Das fällt uns natürlich oft sehr schwer, haben wir doch gelernt, nicht nach Innen zu sehen, sondern uns im Außen zu orientieren.
Und damit sitzen wir im schwärzesten Loch, in dem wir sitzen können. Wir sind dann abhängig von äußeren Begebenheiten. Wir selbst haben mit dieser Sicht der Dinge, wenig Möglichkeiten, einzugreifen, da wir meinen, dies nur im Außen tun zu können.
Das Gesetz der Entsprechung sagt uns jedoch: Wie innen, so außen! Das bedeutet, die Spiegelbilder im Spiegel können wir nur durch unser neues Verhalten und durch unsere neuen Einstellungen verändern.
Durch unsere wirkliche Selbsterkenntnis tätigen wir viel bessere Handlungen, die dann auch greifen können und bestimmt förderlicher sind!
Und wenn wir ehrlich sind, kann jeder in seinen Realitätsspiegel sehen und erkennen, wo er steht. Blicken wir uns doch einfach um! Was sehen wir? Was haben wir schon verwirklicht?
Unser Umfeld ist der ehrlichste Spiegel, den es gibt.
Sind wir mit uns im Reinen? Oder sind wir wie Ohnmächtige, die Gott und die Welt anklagen, weil alles schlecht ist und wir nie eine Gelegenheit erhielten unser Glück zu finden oder wir nicht die Erfahrung machen konnten, unser Leben in den Griff zu bekommen.
Vielleicht sind wir überzeugt davon, dass unsere schlimmen Kindheitserfahrungen uns nur Lebenskrümel übrig ließen? Oder stehlen wir uns mit diesen Anklagen aus der Eigenverantwortung, dass wir bis zum heutigen Tage zum großen Teil selbst dafür zuständig waren, dass wir da sind, wo wir uns hingebracht haben?
Vielleicht legen wir die Möglichkeit eines besseren Lebens in die Zukunft. Später einmal, wenn wir soviel wissen, dass wir erleuchtet sind, dann…..! Jetzt sind die Umstände noch so schwierig, die Menschen so böse und wer weiß, vielleicht geht es in dieser Welt gar nicht? Was kann ich als kleiner Wurm schon verändern?
Ich kann nur sagen, eine Erleuchtung ist eine tiefe Erkenntnis, die immer mal wieder in kleinen Schritten kommen kann. Nutzen wir doch unsere Spiegel, um Erleuchtung zu erhalten. Die Spiegel zeigen uns genau, wo wir wirklich stehen.