Die drei ???, Das düstere Vermächtnis (drei Fragezeichen) - Ben Nevis - E-Book

Die drei ???, Das düstere Vermächtnis (drei Fragezeichen) E-Book

Ben Nevis

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Beschreibung

Etwas Schwarzes tauchte auf. Wirre Haare, eine bleiche Stirn, eine Narbe. Hervortretende Knochen. "Ein ... ein Kobold!", stammelte Peter entsetzt. "Ein Dämon! Einer aus dem Totenreich!" Eigentlich wollten Peter und Bob nur ein bisschen Theaterluft schnuppern und ihr Schulpraktikum bei der bekannten Truppe REALITY 5 machen. Dort geschehen jedoch seltsame und unheimliche Dinge, seit sich die Schauspieler für die Aufführung des Stücks Das düstere Vermächtnis vorbereiten. Und unversehens beschert der Blick hinter die Bühne den drei ??? einen neuen gefährlichen Fall...

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Seitenzahl: 146

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Das düstere Vermächtnis

erzählt von Ben Nevis

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten finden Sie unter www.kosmos.de

© 2004, 2005, 2008, 2011, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-12887-9

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Erwischt!

Die bunt angestrichenen Holzhäuser lagen verlassen da. Niemand von der kleinen Theatergruppe schien vor Ort zu sein. Bob blieb stehen und sah sich ruhig um. Er genoss den friedlichen Anblick der Hütten, die zwischen den sonnendurchfluteten Bäumen wie hingestreut standen, doch als Bobs Blick auf seinen Freund Peter fiel, stellte er wieder einmal fest, wie unterschiedlich sie beide waren. Peter schaute gar nicht glücklich aus. Ihm war diese Stille unheimlich, das ahnte Bob. Als die Luft durch die Blätter ging und es leise zischelte, bemerkte Bob, wie Peter unwillkürlich zusammenzuckte.

»Komm, lass uns näher an die Hütten gehen«, schlug Bob vor. »Irgendeine Menschenseele wird doch da sein, die uns sagen kann, ob wir hier ein paar Tage lang ein Praktikum machen dürfen.«

Peter nickte wortlos und Bob wandte sich wieder nach vorne, um weiterzulaufen. Doch mitten in der Bewegung hielt er inne. »Da ist jemand!«, sagte er und zog seinen Freund näher zu sich. Gleichzeitig senkte er die Stimme. »Aber … mit dem stimmt etwas nicht! Wie gruselig der aussieht! Und er dreht sich dauernd um, als ob er sich beobachtet fühlt!«

Peter und Bob kauerten sich hinter einen Busch und spähten auf die kleine Waldlichtung.

»Du hast Recht, Dritter! Jetzt macht sich der Kerl an der Tür der rotbraunen Holzhütte zu schaffen! Sieht ganz danach aus, als ob er dort einbricht!«

»Achtung, Peter! Er schaut zu uns!«

Doch die beiden Jungen hatten sich rechtzeitig weggeduckt. Ganz vorsichtig drückten sie einige Zweige zur Seite, um wieder freie Sicht zu bekommen. »Ich glaube nicht, dass er uns bemerkt hat«, stellte Peter erleichtert fest. »Dem Kerl möchte ich auch ungern näher begegnen!«

»Allein schon dieser wulstige Kopf!«, murmelte Bob mit einer deutlich hörbaren Unruhe in der Stimme. »Diese zerzausten Haare! So sind wir Menschen doch vor fünfhunderttausend Jahren herumgelaufen!«

Peter bezweifelte, dass Bobs Zeitangabe richtig war. Wäre Justus dabei gewesen, hätte Bob jetzt eine kurze Belehrung zur Geschichte der Menschheit erhalten. Aber es war weder die Zeit noch der Ort für lange Vorträge. Der Mann sah genau so aus, wie sich Peter einen Steinzeitmenschen vorstellte. Nicht nur sein Gesicht, auch seine fellartige Bekleidung sprach dafür. Doch der Kerl bewies zeitgemäßes Geschick: Jetzt hatte er sein erstes Ziel erreicht und das Schloss der Tür geknackt. Im nächsten Moment war er im Haus verschwunden.

»Und nun?«, fragte Peter.

»Den schnappen wir uns! Schließlich sind wir zu zweit!«

Noch ehe Peter widersprechen konnte, war Bob schon aufgesprungen und losgerannt. Wohl oder übel musste Peter seinem Freund folgen. Sie ließen die Büsche hinter sich und durchquerten einen kleinen Gemüsegarten, der ebenso zu der in der Gegend sehr bekannten Freilufttheatergruppe namens REALITY 5 gehörte wie die unter den Bäumen verstreut liegenden Baumhütten, Wohnwagen und Holzverschläge. In den besser gebauten von ihnen wohnten die Mitglieder der Theatergruppe, in den anderen hatten sie ihre Ausstattung untergebracht.

Als die beiden Detektive die aufgebrochene Hütte erreicht hatten, wurde ihnen schlagartig bewusst, dass sie für das weitere Vorgehen keinen Plan hatten. Aus dem Inneren der Hütte drangen tappende Schritte, die plötzlich innehielten. Waren Peter und Bob zu laut gewesen? Bevor sich die beiden Detektive absprechen konnten, kam ihnen der seltsame Eindringling auch schon zuvor. Mit voller Wucht wurde von innen die Holztür aufgeschlagen. Sie traf Peter, der bereits an das Haus getreten war, direkt am Kopf und hinterließ dort eine Beule, an die er sich noch lange erinnern sollte. Abgesehen davon raubte ihm der Zusammenstoß für einige Sekunden die Sinne.

Mit einem Satz sprang der Steinzeitmensch ins Freie, rammte Bob einen Arm in die Seite, so dass der dritte Detektiv ins Straucheln kam, und flüchtete mit kräftigen Schritten durch das nahe liegende Gebüsch. Das Knacken der Zweige entfernte sich. Einen kurzen Moment später waren nur noch die Vögel zu hören und die Blätter, durch die ein leichter Wind ging.

Bob bückte sich zu Peter, der sich verblüfft aufgesetzt hatte und sich den Kopf hielt. »Das war heftig«, sagte Peter und tastete mit der freien Hand auf dem Waldboden herum. Durch den Sturz hatte er sein Dietrichset verloren, das er als Detektivausrüstung ständig mit sich herumtrug. Die Mappe war aufgegangen und die Einzelteile lagen wahllos zwischen Blättern, Ästen und Wurzeln verstreut.

»Das Werkzeug ist doch jetzt unwichtig«, sagte Bob. »Ich schaue mal, ob ich in diesen Hütten jemanden finde, der uns etwas Eis für deine Beule gibt. Sonst siehst du morgen noch erschreckender aus als der Typ eben.« Bob stand auf und sah sich um. Seine Rippen schmerzten. »Vielleicht ist die am nächsten gelegene Lösung die beste!«, sagte Bob und stieg die zwei Holzstufen zum Eingang der aufgebrochenen Hütte hinauf. Er zog die Tür auf, die zurück in den Rahmen geschwungen war. Vorsichtig lugte er ins Innere. Nur wenig Licht fiel durch ein seitlich gelegenes Fenster und ließ erahnen, dass es der Wohnungsinhaber nicht sehr mit der Ordnung hielt. Trotz ihres einfachen Äußeren war die Hütte innen stattlich eingerichtet. Bob entdeckte einen modernen Computer und eine teure Musikanlage. Ganz deutlich war ein Brummen zu hören, das Bob als das Geräusch eines Kühlschranks erkannte. »Na also«, murmelte er zufrieden. Auf Zehenspitzen tapste er auf das vibrierende silberne Gerät zu. Er wollte keine Spuren verwischen und außer dem Kühlschrank nichts berühren.

Die Stimme einer Frau ließ ihn zusammenfahren. Sie kam von draußen. »Wer … wer bist du? Und was hast du in der Hütte von Ralph gesucht?«

Peter war entdeckt worden! Vor Schreck tat Bob einen Schritt zurück. Sein Fuß verfing sich in einem herumliegenden Kleidungsstück und Bob verlor das Gleichgewicht. Mit einem Ausfallschritt wollte er sich wieder fangen, doch der Fuß hing fest. Bob kippte. Er sah die Schreibtischkante auf sich zustürzen. In letzter Sekunde konnte er seine Hand hochreißen. Dann prallte er auf. Wie ein Blitz schoss der Schmerz durch seinen Arm in den Oberkörper. Die Holzkonstruktion kam ins Rutschen und die Schreibtischplatte glitt auf Bob zu. Mit der Hand wehrte er sie ab. Doch nicht das, was auf ihr gelegen hatte: Bücher, Kugelschreiber, eine Lampe, ein Radio, ein Stapel Blätter, Büroklammern, eine alte Kaffeetasse und ein gefüllter Aschenbecher flogen auf ihn zu. Fluchend und hustend versuchte Bob sich zu befreien.

»Ist da noch jemand?«, fragte die Frau draußen erschrocken.

Peter stotterte vor sich hin. Ganz offensichtlich wurden sie für Einbrecher gehalten. Die Worte, die in seinem Gebrabbel immer wieder auftauchten, hießen ›großes Missverständnis‹.

Bob rappelte sich hoch, um ihm zu Hilfe zu kommen. Er schleppte sich zur Tür, die halb offen in den Angeln hing, und trat ans Licht.

Vor Peter stand eine Frau, vielleicht Anfang dreißig. Sie hatte kurze struppige Haare und ein fein geschnittenes Gesicht, aus dem Bob zwei funkelnde Augen anstarrten. Eigentlich sah sie noch weit erschrockener aus als Peter. Das war auch kein Wunder, denn sie musste annehmen, dass sie jetzt zwei Einbrechern gegenüberstand. Und außer einer kleinen Saftflasche hielt sie nichts in der Hand, mit dem sie sich wehren konnte.

Jetzt hatte auch Peter Bob bemerkt. »Darf ich vorstellen: Das ist Bob, mein Freund«, ergriff er das Wort. »Wir sind keine Einbrecher, ehrlich!«

Der Blick der Frau fiel auf einen Dietrich, den Peter zur Bekräftigung seiner Worte durch die Luft geschwungen hatte. »So sieht das aber nicht aus!«

Einen Moment lang schwiegen alle. In der Ferne startete jemand ein Auto und fuhr davon. Ein leichter Wind ging durch die Bäume.

»Bob war in der Hütte, um mir Eis zu holen«, erklärte Peter, als ob das in den Augen der Frau irgendeinen Sinn machen würde.

»Das stimmt«, bestätigte Bob und trat einen Schritt nach vorne. »Wegen Peters Beule.« Mit der Hand wischte er ein Blatt Papier weg, das sich in seinem Gürtel verfangen hatte. Erst jetzt bemerkte er den Gegenstand, an den er sich in der Hütte wohl geklammert hatte: einen schweren Aschenbecher. Vermutlich sah es so aus, als wollte er im nächstbesten Moment damit nach der Frau werfen.

»Entschuldigung«, sagte Bob und legte den Aschenbecher vor sich auf den Boden. »Ich möchte Sie nicht bedrohen!«

Die Frau beruhigte es nicht im Mindesten. »Ihr bewegt euch nicht von der Stelle«, befahl sie. Ohne die beiden aus den Augen zu lassen, rief sie mit einer leichten Kopfwendung nach hinten: »Und Charly, du bleibst, wo du bist!«

Charly? Bob und Peter wechselten einen Blick. Wer war Charly? Warum kam er nicht, um der Frau zu helfen? Ein Hund?

Die Frau zog ein Handy aus der Tasche, drückte ein paar Tasten. »Ja? Gina hier. Ich habe zwei Einbrecher überrascht. Bei deiner Hütte. Ja. Okay. Informiere schnell die Polizei, ja. Nein, bisher nicht, aber beeile dich!« Sie steckte das Handy weg. »Ihr bleibt, wo ihr seid!«

»Misses! … Da liegt ein Irrtum vor!«, wiederholte sich Peter. »Sie haben ja Recht: Es war ein Einbrecher da, aber wir haben ihn nur beobachtet und vertrieben! Er sah aus wie ein Mensch aus der Steinzeit! Hier, diese Beule hat er mir verpasst und dann ist er geflüchtet!« Zum Beweis hielt sich Peter die Haare hoch, so dass seine Stirn besser zu sehen war.

Als Bob in die ungläubigen Augen der Frau sah, musste er fast lachen. Steinzeitmensch. Eine dümmere Ausrede hatte sie wohl schon lange nicht mehr gehört. Sie musste Peter für einen ziemlichen Idioten halten.

»Wir sind Detektive«, übernahm Bob das Wort. »Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich zeige Ihnen am besten unsere Visitenkarte.« Er räusperte sich. »Dazu muss ich allerdings in meine Tasche greifen.«

»Mir wäre es lieber, wenn du das unterlassen würdest! Wer weiß, was da drin ist!«

Gehorsam bewegten sich Peter und Bob nicht von der Stelle.

Plötzlich hörten sie Schritte. Kleine, schnelle Schritte.

»Charly!«

Ein Kind rannte zu der Frau und schmiegte sich an sie. Der Junge, der sich bisher versteckt gehalten hatte, war vielleicht gerade mal vier Jahre alt. »Ich habe ihn gesehen, Mom«, rief Charly. »Den Fellmenschen!«

219

Wenige Minuten später hörten die Detektive, wie ein Wagen mit quietschenden Reifen von der Hauptstraße abbog und den unbefestigten Weg entlangbrauste. Die Steine knirschten unter den Rädern. Als das Auto auf den Parkplatz schoss, bremste der Fahrer so scharf, dass Staub aufwirbelte. Ein gut zwanzigjähriger stattlich gebauter Typ sprang aus dem Buick. Seine blonden Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. In der Hand schwenkte er drohend einen Wagenheber. »Gina, keine Panik!«, rief er und kam mit kräftigen Schritten den Weg entlanggerannt. »Jetzt bin ich da! Und euch werde ich es zeigen, ihr Diebe!«

»Warte, Ralph!« Die Frau trat eine Schritt auf ihn zu und hob beruhigend die Hände. »Vielleicht habe ich mich auch getäuscht. Soll die Polizei es klären!«

Ralph warf Peter und Bob einen finsteren Blick zu.

»Getäuscht?«

»Wir sind unschuldig«, erklärte Bob ruhig. »Wir haben den Einbrecher überrascht. Und der sah ganz anders aus als wir!«

»Es war so … eine Art Steinzeitmensch!«, rief Peter dazwischen.

»Außerdem hätten wir uns inzwischen zehn Mal verdrücken können und wir haben es nicht getan«, ergänzte Bob.

»Das stimmt«, sagte Gina und drückte Charly an sich.

Ralph schien das als Begründung nicht auszureichen. »Die Polizei wird gleich da sein. Dann werden wir ja sehen. Ihr bewegt euch nicht von der Stelle!«

Es dauerte wirklich nicht lange, bis der Polizeiwagen vorfuhr. Ihm entstiegen zwei Männer der Polizeistation von Rocky Beach, die genau am Fuße des Canyons lag, in dessen Wäldern die Theatergruppe ihr Gelände hatte. Der Kräftigere von beiden stellte sich als Officer Franks vor, dann deutete er auf seinen Kollegen: »Officer Harding! Der Sheriff vor Ort ist unterwegs, deswegen sind wir gekommen. Und wie mir scheint, gerade zur rechten Zeit!« Zufrieden warf er einen Blick auf Peter und Bob. »Alte Bekannte! Wo ist denn der Dritte von eurer Truppe? Der Dicke?«

»Also doch!« Ralphs Mund verzog sich zu einem ironischen Lächeln und er zwinkerte Gina zu. »Fast hätten wir denen ihre Geschichte geglaubt«, sagte er zu dem Polizisten. »Sie haben behauptet, sie seien Detektive und hätten mit der Sache nichts zu tun. Ein Mann in …« – er hüstelte – »… äh, Steinzeitkleidung hätte die Tat begangen! Ich hatte gleich meine Zweifel!«

»Sir, ich fürchte, die Jungs sagen die Wahrheit«, sagte Officer Franks. »Ich kenne sie nur zu gut. Sie tauchen zwar regelmäßig im falschen Moment auf, sind aber meistens im Recht.« Seine Miene verriet, dass er aus leidvoller Erfahrung sprach. »Was hattet ihr denn hier zu suchen?«

»Wir wollten einfach nur bei der Theatergruppe nach einem Praktikum fragen«, antwortete Bob.

Der Polizist schien kurz zu überlegen, ob er das glauben sollte. Dann deutete er auf die Hütte. »Wurde dort eingebrochen?«

Ralph nickte. »Da wohne ich! Mein Name ist Ralph Fleischer. Ich leite die Theatergruppe. Wir nennen uns REALITY 5. Außerdem bin ich Schauspieler hier. Wenn Sie sich zu den Theaterkennern zählen, haben Sie mich bestimmt schon einmal erlebt: In der Regel übernehme ich die Hauptrollen!«

Der Officer musterte ihn kurz und wandte sich an Gina. »Und Sie sind die Zeugin?«

»In gewisser Weise ja. Ich hörte Lärm, kam heraus und dachte im ersten Moment, ich hätte die beiden auf frischer Tat ertappt.«

»Doch in Wirklichkeit war der Einbrecher längst verschwunden und die beiden Juniordetektive haben bereits den Tatort untersucht«, vermutete der Officer.

Bob nickte. »So könnte man es ausdrücken. Wobei ich mich für das kleine Durcheinander, das ich in der Hütte angerichtet habe, in aller Form entschuldigen möchte.«

»Dann wollen wir dort mal nach dem Rechten sehen!« Der Officer bat Ralph in die Hütte und forderte ihn auf, sich genau umzusehen. Auf den ersten Blick fehlte nichts. Offenbar hatten Peter und Bob den Einbrecher rechtzeitig genug gestört. Einzig die vielen herumliegenden handbeschriebenen Blätter machten Ralph Sorgen. »Es ist das Manuskript unseres nächsten Theaterstückes«, erklärte er und sammelte die Papiere zusammen. »Ich lese es gerade. Wir wollen es möglichst schnell aufführen. Uraufführen.«

»Uraufführen?«, fragte der Officer. Ihm sagte das nichts.

Ralph nickte ungeduldig. »Ein vollkommen neues Stück. Bisher haben es nur unser Regisseur und ich gelesen. Angeschaut hat es noch kein Mensch. Gelinde gesagt handelt es sich um eine Sensation. Es ist eine große Ehre für unser kleines, aber ruhmreiches Theater: Scott Carrara, der bekannte Drehbuchschreiber aus Hollywood, hat uns sein letztes Werk zur Erstaufführung hinterlassen. Er ist kürzlich gestorben und wir setzen alles daran, das Stück schnell in unser Repertoire zu nehmen. Ich denke, in gut einer Woche sind wir so weit.«

Bob hob eines der übrig gebliebenen Blätter vom Boden auf. Der Text war in krakeligen, großen Buchstaben notiert. »Besaß der Autor keinen Computer?«, fragte er.

Ralph schüttelte den Kopf. »Scott verbrachte die letzten Jahre in einem Pflegeheim. Einen Computer konnte er nicht mehr bedienen, dafür zitterte er zu stark. Er hat alles per Hand notiert, aber so unleserlich, dass man sich richtig einlesen muss. Als Scott gestorben war, erhielt ich per Post ein Päckchen seines Rechtsanwalts und darin lag das Manuskript. Es gibt offenbar kein zweites Exemplar. Ich bin heilfroh, dass es nicht gestohlen wurde.«

»Hoffentlich ist noch alles da«, sagte Bob. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er durch seinen Sturz auf den Schreibtisch das Durcheinander angerichtet hatte. Zusammen sammelten sie die restlichen Papiere ein. Ralph beschloss zu kontrollieren, ob alles vollständig war. Jeder außer Charly bekam einen Stapel, sogar die Polizisten. Dann führte Ralph die Gruppe nach draußen zu einem im Schatten der Bäume gelegenen Platz, auf dem zwei Bänke und ein großer Holztisch standen.

»Unser Meeting-Point«, erklärte Ralph mit einer ausladenden Geste. »Setzen wir uns am besten hier hin.«

Ralph rief die Seitenzahlen auf und jeder sah nach, ob er fündig wurde. »Das Titelblatt! Das düstere Vermächtnis.«

»Hier!« Peter hatte das Blatt mit der geheimnisvoll klingenden Überschrift gleich entdeckt.

»Das Inhaltsverzeichnis!«

»Auch bei mir!«

Es lief wie am Schnürchen. Viele Seiten befanden sich noch in der richtigen Reihenfolge. Nach fünf Minuten war Ralph kurz vor dem Ende des Manuskriptes angelangt. »217 …«

»Hier«, sagte Gina und reichte ihm das Blatt.

»218 …«

»Treffer!«, sagte Bob.

»219 …«

Niemand reagierte.

»219!«

»Wir haben kein Blatt mehr«, sagte Officer Franks.

»Und ich nur noch 220 und 221«, ergänzte Gina.

Bob und Peter schüttelten den Kopf. »Nichts.«

»Das gibts doch nicht!« Ralph drückte Gina den inzwischen nahezu kompletten Stapel Papier in die Hand, stürmte in die Hütte und stellte noch einmal alles auf den Kopf. Doch das Blatt blieb verschwunden. Missmutig tauchte er wieder auf.

»Hast du denn keine Kopie gemacht?«, fragte Gina.

Ralph warf ihr einen verzweifelten Blick zu. »Ich wollte alles morgen kopieren, nachdem ich das Stück zu Ende gelesen habe. Ich hatte nur das Original!« Er schüttelte den Kopf. »Zu blöde, dass Bob alles durcheinander gebracht hat!«

»Vielleicht taucht der Zettel ja noch auf«, versuchte Gina zu trösten und zog den nörgelnden Charly zu sich auf den Schoß. »Ich muss noch die Anzeige fertig texten. Außerdem brauche ich für die Presseerklärungen die Inhaltsangabe des neuen Stückes, Ralph. Am liebsten würde ich es lesen. Meinst du wirklich, dass wir es schon in einer Woche aufführen können?«

»Lass uns das nachher klären, Gina!«, sagte Ralph mit einem Blick auf die Polizisten. »Ich denke, wir schließen das Protokoll erst mal ab.«

Officer Franks nickte und erledigte die letzten Formalitäten, während sein bislang schweigsamer Kollege über Funk Kontakt mit der Zentrale aufnahm und die Rückkehr ankündigte.