Die drei ??? Das weiße Grab (drei Fragezeichen) - Ben Nevis - E-Book

Die drei ??? Das weiße Grab (drei Fragezeichen) E-Book

Ben Nevis

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Beschreibung

Eigentlich freuen sich die drei ??? auf ein entspanntes Wochenende in den Rocky Mountains. Doch ein geheimnisvoller Unfall lastete auf dem einsamen Bergdorf. Auf den Spuren des Rätsels geraten die Detektive in eine abgelegene Hütte. Da löst sich eine Lawine …

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Das weiße Grab

erzählt von Ben Nevis

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg,

auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2021, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50459-8

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Ausgerutscht!

»Vorsicht!«, rief Peter. Das Auto schlitterte zur Seite und die weiße Schneewand schien unaufhaltsam auf den Zweiten Detektiv zuzurasen.

Trotz seiner Müdigkeit reagierte Bob blitzschnell. Er ging vom Gas und steuerte gegen. Wie Irrlichter huschten die Scheinwerfer des VW Käfers über die an den Straßenrand gefrästen Schneehaufen. Doch durch Bobs abruptes Lenken schlingerte das Auto nun in die andere Richtung, geriet auf die Gegenspur und begann sich zu drehen, sodass die Schneemauer an der Abgrenzung der Straße sich jetzt bedrohlich vor Justus’ Seitenfenster aufbaute.

»Achtung, Bob!«, schrie der Erste Detektiv.

»Mist!« Wild kurbelte Bob am Steuerrad. Ein Unfall war kaum noch zu vermeiden. Das Auto fing sich ein wenig und Bob gab Gas, um es wieder auf den Fahrstreifen zu bekommen. Doch das war ein Fehler: Die Hinterreifen drehten durch und spritzten wie eine Eisdüse den Schnee in die Luft. Der VW schwenkte nach links aus. Eine Sekunde später drückte sich der Wagen frontal in einen riesigen Schneehaufen hinein und blieb darin stecken. Den Motor hatte Bob bei der Aktion abgewürgt.

Plötzlich war alles ganz still. Vor den drei ??? glimmte milchiges Licht, das die in den Schnee gepressten Frontscheinwerfer erzeugten. Justus drehte sich um. Hinter ihnen war alles in den roten Schein der Rückleuchten getaucht, der die Schneeflocken wie feurige Sterne tanzen ließ. Der Niederschlag wurde stärker. Justus sah in den grauschwarz verhangenen Himmel über ihnen, der alles in seine Stille tauchte. »Seid ihr okay?«, fragte Bob atemlos. Der Schreck war ihm gehörig in die Glieder gefahren.

Peter war durch den Gurt gerutscht und schob sich ächzend zurück auf den Sitz. »Bis auf ein mittelschweres Schleudertrauma geht es mir gut«, sagte er. »Nein, keine Angst. Alles okay.« Er drehte sich um zur Rückbank. »Und du, Justus?«

»Schon in Ordnung«, sagte der Erste Detektiv und rieb sich den Arm, den er sich an der Seitenwand gestoßen hatte. »Leider hat sich die Verpflegung auf die Reise gemacht. Ausgerechnet das dicke Käsesandwich, das ich mir aufgehoben habe, liegt aufgeklappt im Fußraum.«

»Hoffentlich mit der Käseseite nach oben«, sagte Peter.

»Natürlich mit der Käseseite nach unten«, stellte Justus klar.

»Wir werden bald etwas Ordentliches zu essen bekommen«, beruhigte Bob. »Vor Kurzem haben wir das Ortsschild von Clearwater Springs passiert! Das Hotel ist nicht mehr weit.«

»Das Snow Paradise«, sagte Justus, »die einzige Übernachtungsmöglichkeit in dieser Enklave. Ich hoffe, die sind auf einen sehr hungrigen Magen eingerichtet.«

»Davon gehe ich aus!«, sagte Peter. Er hatte sich um die Reise gekümmert. Denn es war seine Idee gewesen, mit seinen beiden besten Freunden an diesem abgelegenen Ort ein paar Tage im Schnee zu verbringen und eine Skitour zu machen. Fernab von allen Detektivgeschichten, die die drei ??? zu Hause ständig auf Trab hielten. »Aber zuerst müssen wir das Auto wieder flottkriegen. Auch wenn hier fast kein Verkehr ist, stehen wir nicht gerade ungefährlich in der Gegend herum.«

Bob nickte und schaltete sicherheitshalber die Warnblinkanlage an. Dann stieg er aus, um sich den Schaden zu besehen. Peter und Justus folgten ihm. Der Schnee fiel und fiel. Dabei war es fast windstill.

Peter spürte die hohen Berge, die irgendwo im Dunkel aufragten und deretwegen sie gekommen waren. Dann wischte er prüfend mit der Hand durch den Schnee. Pulvriges Weiß ergoss sich über die Kofferraumhaube. »Mit etwas Glück sind nur ein paar Beulen im Blech!«

»Also holen wir unsere Limousine mal aus dem Schlamassel«, sagte Justus und klopfte sich die Schneeflocken vom Pullover. »Am besten, Peter und ich schieben dich raus, Bob!«

Der dritte Detektiv nickte, setzte sich zurück ans Steuer, startete den Motor und legte den Rückwärtsgang ein. Während die beiden anderen sich gegen das Auto stemmten, gab er vorsichtig Gas. Die Reifen drehten leicht durch, fanden dann aber Halt, und langsam rollte der VW auf die Straße zurück.

Nachdem Bob wieder angehalten hatte, beugte sich Justus über die Frontpartie des Autos. »Nur ein kleiner Blechschaden«, stellte er fest. »Die Lichter sind okay. Der Kotflügel ist leicht eingedrückt, aber die Reifen sind frei. Hättest du die Schneeketten aufgezogen, Bob, wäre das nicht passiert!«

»Kann ja keiner ahnen, dass es kurz vor Ankunft noch mal so weit raufgeht und glatt wird!«

Kopfschüttelnd trat Justus an die Fahrertür. »Clearwater Springs liegt auf exakt 2238 Höhenmetern. Die Berggipfel der White Bows gehen bis auf 4000 Meter hoch. Das habe ich euch gestern alles erzählt. Hört ihr mir eigentlich manchmal auch zu?«

»Trotzdem hätte ich die Kontrolle über das Fahrzeug nicht verloren, wenn ich nicht abgelenkt worden wäre«, sagte Bob.

»Abgelenkt?«, rief Peter entrüstet. Er prüfte am Heck des Wagens, ob ihre drei Paar Ski die Rutschpartie gut überstanden hatten. Glücklicherweise ja. Wie die Spitzen eines Zauns ragten sie über das Dach des Käfers. »Wer hat dich abgelenkt? Ich? Weil ich so laut beim Radio mitgesungen habe? Nun schieb die Schuld doch nicht immer auf andere!«

»Dich habe ich doch gar nicht gemeint«, rief Bob. »Steig lieber ein. Sonst passiert noch ein Unfall!«

Als hätte er es geahnt, wurde ein lautes Motorengeräusch hörbar. Eilig sprangen Peter und Justus in den VW. Bob fuhr den Wagen auf die rechte Fahrbahnseite. Grelles Licht blendete sie plötzlich. Als das andere Fahrzeug näher kam, sahen sie, dass es sich um einen Pick-up handelte, der mit einer vorne befestigten großen Schaufel Schnee von der Straße räumte. Als es auf Höhe des Käfers war, blieb das Gefährt stehen.

Das Fahrerfenster wurde heruntergelassen. »Irgendwelche Probleme?« Die Stimme der Frau klang samtig, aber bestimmt. Hinter ihr tauchte der Kopf eines großen, weiß-braun gefleckten Hundes auf, der auf dem Beifahrersitz gesessen haben musste. Er drängte sich neben die Frau und bellte. »Ruhig, Snoopy!«, sagte sie. Der Hund gehorchte und schnüffelte.

Vorsichtshalber zwinkerte Bob Snoopy freundlich zu. »Danke, Madam, keine Probleme«, rief er gegen den Lärm des Motors an, »nur eine kleine Rutschpartie. Wir sind auf dem Weg ins Snow Paradise.«

»Da habt ihr es nicht mehr weit!«, rief die Frau zurück. »Nach ein paar hundert Metern seid ihr da! Ihr könnt es schwer verfehlen. Es gibt nur fünf Häuser in Clearwater Springs. Über der Parkplatzeinfahrt leuchtet ein weißer Stern! Wollt ihr ein paar Tage bleiben?«

Bob nickte. »Wir wollen die Skitour in den White Bows gehen. Wie es aussieht, gibt es ja mehr als genug Schnee!«

»Allerdings! Bei dem Wetter müsst ihr auf Lawinen aufpassen. Bleibt auf der markierten Route. Und meidet vor allem das Weiße Grab!«

»Das Weiße Grab?« Bob runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit?«

»Fragt Walt Duffy vom Tourist-Office … oder, äh, wer eben da ist. Man wird euch alles erklären. Ich muss jetzt weiter, Jungs!« Sie zeigte auf die Straße, die bereits wieder komplett mit frischem Schnee bedeckt war. »Bin schon eine ganze Weile unterwegs.«

Bob bedankte sich für die Auskunft und der Pick-up fuhr ruckartig davon. Justus drehte sich um und sah, wie sich die Rücklichter langsam im Grau auflösten. »Weißes Grab«, murmelte er.

»Das fasziniert dich jetzt, Just, oder?«, sagte Peter provozierend. »Wenn ich dich daran erinnern darf: Wir haben ein paar Tage frei und wollen einfach nur in die Berge! Ich weiß ja, dass dir ein neuer Fall lieber ist, als auf Tourenski durch den Schnee zu stapfen. Aber du hast mir versprochen, dass wir nach den vielen Aufträgen der letzten Zeit ausnahmsweise nicht in ein Abenteuer geraten. Zumindest nicht in ein kriminalistisches! Und genau deshalb habe ich diesen abgelegenen Ort rausgesucht!«

»Das können wir später noch besprechen, Kollegen.« Bob legte den Gang ein und gab vorsichtig Gas. »Jetzt freue ich mich erst einmal aufs Essen und dann auf mein Bett!«

Peter gähnte. »Und ich erst mal! Nach der langen Fahrt! Aber was ich dich noch fragen wollte: Was hat dich denn vorhin abgelenkt, Bob, wenn ich es nicht war?«

»Ich weiß nicht, ob du das jetzt wirklich hören willst, Zweiter. Das Erste, was man von Clearwater Springs sieht, ist eine kleine Kirche. Wahrscheinlich ist sie dir nicht aufgefallen, weil sie auf meiner Seite lag, und Justus hat da noch vor sich hin gedöst. Ich habe sie zunächst auch nur aus den Augenwinkeln gesehen, schemenhaft, als das Scheinwerferlicht sie gestreift hat. Die Zufahrt war geräumt, sodass man einen Moment lang einen guten Blick hatte. Neben der Kirche lag ein Friedhof. Und da war so ein seltsam schwebendes Licht bei einem der Grabsteine, gerade so, als wäre ein Geist unterwegs …«

»Ein Geist?«, unterbrach Peter erschrocken. »Komm mir nicht mit so etwas! Die Fahrt hierher war schon unheimlich genug.«

»Wahrscheinlich war es auch nur ein Mensch mit einer Taschenlampe!«, sagte Bob grinsend.

»Was unternimmt man bei so einem Wetter und überdies um eine solche Uhrzeit mit einer Taschenlampe auf einem Friedhof?«, meldete sich Justus von der Rückbank und fügte ohne Unterbrechung hinzu: »Dritter, dreh sofort um! Wir sollten nach dem Rechten sehen!«

»Nein, das sollten wir nicht!«, rief Peter und befahl entschieden: »Bob, fahr bitte sofort ins Hotel!«

Doch Bob bremste den Wagen ab. Nach mehrfachem Hin- und Herrangieren auf der engen Straße gelang es ihm, das Auto zu wenden. »Wenn wir jetzt nicht nachschauen, wird Justus für den Rest des Abends keine Ruhe mehr geben«, begründete er seine Entscheidung. »An Schlaf wird dann nicht zu denken sein! Wir bleiben nur ganz kurz, Peter. Bestimmt habe ich mich getäuscht. Nach so einer langen Fahrt kann man wirklich Gespenster sehen. In ein paar Minuten sind wir dann im Hotel. Versprochen!«

»Diese Art Versprechen kenne ich«, murmelte Peter.

Fußspuren im Schnee

Langsam fuhr Bob die Straße zurück. Kopfschüttelnd saß Peter neben ihm, während Justus gespannt zwischen den Vordersitzen hindurch durch die Windschutzscheibe blickte. Vom Pick-up war nichts mehr zu sehen, aber auf der geräumten Straße hatten die Reifen nun besseren Griff. Nach etwa vierhundert Metern ließ Bob den Wagen ausrollen und schlug das Lenkrad nach rechts ein. Die Lichtkegel des VW Käfers erfassten eine kleine Holzkirche, die unter der Schneelast auf ihrem Dach schier zusammenzubrechen schien.

Die Zufahrt verbreiterte sich zu einem Parkplatz, der von einer kniehohen Steinmauer begrenzt war. Bob lenkte den Wagen neben sie und stoppte. Hinter der Mauer lugten ein paar Holzkreuze hervor, die sich schemenhaft vor der Kirche abhoben. Gemeinsam starrten die Jungen auf die Szenerie.

»Da ist niemand«, sagte Peter erleichtert. »Schon gar kein Geist! Also lasst uns umdrehen.«

»Moment!«, sagte Justus. In der Hand hielt er plötzlich eine Taschenlampe, die er aus seinem Rucksack gezogen hatte. »Ich möchte mir das kurz anschauen. Du kannst gerne im Auto warten, Peter.«

Der Zweite Detektiv blieb sitzen und sah wie unbeteiligt durch das Seitenfenster. Justus beließ es dabei und wartete, bis Bob ausgestiegen war und den Sitz nach vorne geklappt hatte. Dann quälte er sich durch die enge Öffnung hinaus in die Kälte. »Wo exakt hast du das seltsame Leuchten gesehen?«, fragte er Bob.

Bob schlug die Fahrertür zu. »Das kann ich dir nicht genau sagen.« Der Schnee dämpfte seine Schritte, als er auf die kleine Mauer zuging. »Es muss hier vorne gewesen sein. Sonst hätte ich ja nichts bemerkt.«

Die beiden Detektive stiegen über das schneebedeckte Mäuerchen. Justus beleuchtete den Boden. »Da«, sagte er, »Fußspuren!« Er schritt darauf zu und bückte sich. »Sie sind trotz Neuschnee noch gut zu erkennen.«

Es war eindeutig. Eine Person war von der Kirche aus auf die Mauer zugegangen, war umgedreht und wieder zurückgelaufen.

Plötzlich kam Bob das alles nicht mehr so seltsam vor. »Möglicherweise war tagsüber jemand auf dem Friedhof, hat hier etwas Wichtiges vergessen oder verloren und ist es holen gekommen. Seinen Schlüssel zum Beispiel.«

»Hm.« Justus schritt weiter und blieb dann abrupt stehen. »An diesem Grab hat sich die Person jedenfalls aufgehalten. Schau! Da ist Schnee weggeräumt worden und jemand hat versucht, zu graben!« Er bückte sich. »Aber die Person ist natürlich gescheitert. Der Boden ist gefroren. Dann ist sie zur Mauer gegangen, ist umgedreht und wieder zur Kirche gelaufen.«

»Vielleicht wurde er gestört?«

Justus leuchtete auf das Holzkreuz, das in eine Art Steinsockel eingelassen war. An ihm war ein kleines Schild befestigt.

»W. Duffy«, las er vor. »Hieß nicht der Mann vom Touristenbüro ebenfalls Duffy?«

»Wahrscheinlich heißen hier alle Duffy«, sagte Bob. »So abgelegen, wie die Ortschaft ist.«

»Bob, sieh dir das Todesdatum an! Das ist noch gar nicht so lange her. Und der Mann oder die Frau ist nicht mal fünfzig geworden!« Justus blickte sich um. Alles war dunkel. Das einzig Helle waren die Scheinwerfer des Autos und dessen Innenbeleuchtung. Peter hatte das Fenster heruntergekurbelt und sah zu ihnen hinüber. Immer noch fiel Schnee, wenn auch weniger dicht als vorher.

»Sollen wir den Fußspuren folgen?«, fragte Bob.

Justus nickte. Sie warfen einen Blick zurück zu Peter und liefen los. Die Person war wieder zur Kirche gegangen und dann auf einen Fußweg eingebogen, der ins Dunkel führte.

»Wahrscheinlich geht es da zum Ort«, überlegte Justus.

»Gehen wir?«, fragte Bob. »Peter ist allein.«

»Und?«, fragte der Zweite Detektiv, als Justus und Bob wieder ins Auto eingestiegen waren.

»Ich frage mich, warum jemand nachts heimlich eine Leiche ausgraben will«, sagte Justus und machte es sich bequem.

Peter stöhnte auf. »Ausgraben? Bist du dir sicher?«

»Sah tatsächlich so aus«, sagte Bob. »Peter, mir scheint, dass dein Plan, uns in eine harmlose Gegend zu führen, gehörig schiefgelaufen ist.« Er startete den Motor und setzte das Auto zum Wenden zurück.

»Es gibt bestimmt einen einfachen Grund für das alles«, sagte Peter. »Vielleicht …«

»Na?«, fragte Justus.

»… vielleicht wurde versehentlich eine wertvolle Uhr mit begraben, die zur Erbschaft gehört.«

»Genau so wird es sein«, sagte Justus ironisch.

»Oder es war ein wildes Tier!«

»Mit Taschenlampe und Winterstiefeln?«

Peter schwieg. Ihm fiel kein harmloser Grund ein, warum jemand nachts bei Schneetreiben ein Grab ausheben wollte.

Inzwischen war Bob wieder auf die Straße gefahren und sie hatten zwei frei stehende Häuser passiert. Eins der Fenster war von einem flimmernden Licht erleuchtet.

»Fernsehen scheint es hier immerhin zu geben«, sagte Bob und grinste. »Aber sonst herrscht absolut tote Hose. Ich kann verstehen, warum du den Ort ausgesucht hast, Peter!« Er passierte eine Kurve und stieg plötzlich auf die Bremse, bis er realisierte, dass das Ungeheuer links am Straßenrand nur eine große, abgestellte Pistenraupe war. »Die haben eine Skipiste hier?«, murmelte er verwundert. »Für wen haben die die denn? Doch nicht für die zwei, drei Tourengeher, die hier in der Woche vorbeikommen?«

Aber Peter erklärte begeistert: »Im Internet habe ich davon gelesen. Es gibt auch einen Skilift. Die Piste soll sogar ganz abwechslungsreich sein. Wir können sie ja mal ausprobieren. Macht bestimmt Spaß, wenn man den Hang ganz für sich allein hat!«

»Ich bin dabei«, sagte Bob. Sie hatten die Kurve durchfahren und vor ihnen strahlte der weiße Stern des Hotels auf. Darunter leuchtete in geschwungenen Buchstaben der Schriftzug Snow Paradise. Der dritte Detektiv bog auf den Parkplatz ein. Nur drei weitere Wagen standen auf dem Gelände. Einer war von dickem Schnee bedeckt, auf den beiden anderen hatte sich erst eine dünnere weiße Schicht gebildet. »Da sind wohl noch andere heute Abend eingetroffen«, sagte Bob. »Ganz allein sind wir also nicht!« Er stellte das Auto nahe dem Eingang ab und machte den Motor aus. »Mann, habe ich einen Kohldampf!«

Den verspürten die beiden anderen Detektive auch. Sie schnappten sich ihr Gepäck und betraten wenige Augenblicke später einen einfachen Flur, an dessen rechter Seite sich eine Art Empfangstresen befand. Er war unbesetzt.

Wenn niemand da ist, sind wir gerade mit etwas anderem beschäftigt, stand auf einem kleinen Pappschild. Dann klingelt oder macht euch sonst wie bemerkbar. Ein Pfeil wies auf eine Kuhglocke, wie man sie aus Europa kannte. Justus schellte. Nichts passierte. Er schellte noch einmal. Plötzlich flog die Haustür auf und ein vielleicht vierzigjähriger Mann in Daunenjacke und Winterstiefeln kam herein. Er klopfte sich den Schnee von der Kleidung. »Wartet ihr schon lange?«

»Nein«, sagte Peter, »gerade erst angekommen. Gehören Sie zum Hotel?«

»Ich bin der Inhaber«, sagte der Mann und zog Jacke und Mütze aus. Dunkle kurze Haare, ein scharf geschnittenes Gesicht. »Joe Patwin. Herzlich willkommen!«

Indianischer Abstammung, dachte Justus. Auch der Name sprach dafür. Mit einem Blick auf die nassen Stiefel fragte er: »Sie waren draußen? Ungemütlich dort.«

Mr Patwin zwängte sich hinter die Theke. »Ja. Musste noch was besorgen. Ihr seid bestimmt die Peter-Shaw-Gruppe, die die Four-Hill-Tour machen möchte?«

»Korrekt«, sagte Peter. »Nett, das mit der Kuhglocke aus den Alpen!«

»Made in China«, sagte Patwin.

Sie erledigten die Formalitäten, dann fragte der Zweite Detektiv: »Auf der Herfahrt haben wir eine Pistenraupe gesehen, wie groß ist denn das Skigebiet hier?«

»Wir nennen es Little Aspen. Ist ironisch gemeint. Es gibt nur eine Abfahrt, aber die hat es durchaus in sich. Sehr lang und teilweise steil. Ihr könnt sie gerne fahren, Details erfahrt ihr im Touristenbüro.«

»Da wollten wir sowieso noch hin«, sagte Peter, »wegen der Tour. Hat es denn so spät noch auf?«

»In einer Stunde wieder. So ungefähr. Den Ausgang raus, ums Haus rum und wieder rein. Aber jetzt zeige ich euch euer Zimmer.«

Sie mussten eine Treppe hochsteigen, dann kamen sie in einen schmalen Gang. »101, gleich das erste Zimmer auf der rechten Seite«, sagte der Hotelbesitzer und öffnete die Tür. »Wem darf ich den Schlüssel geben?«

»Gerne mir«, sagte Justus. »Wann gibt es Abendessen?«

»Wann seid ihr bereit?«, fragte Patwin zurück.

Bob sah die anderen an. »In einer Viertelstunde? Wir räumen noch das Gepäck aus.«

»Passt. Die Stube ist unten, einfach den Gang neben der Rezeption weiter geradeaus.«

Die drei ??? bedankten sich und sahen sich im Zimmer um. Das Doppelbett war bezogen und auch die breite Couch, die an der Rückwand stand. Ein ländlicher Schrank, ein kleiner Tisch, drei Bistro-Stühle. Seitlich eine halb offene Tür, durch die man ein modernes Bad mit Dusche und Toilette erahnen konnte. Schlicht, aber durchaus mit Geschmack.