Die drei ???, Spuk im Netz (drei Fragezeichen) - Astrid Vollenbruch - E-Book

Die drei ???, Spuk im Netz (drei Fragezeichen) E-Book

Astrid Vollenbruch

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Beschreibung

Miss Bennett, die Leiterin der Bücherei in Rocky Beach, ist verschwunden! Eine überstürzt verlassene Wohnung, vom Bibliothekscomputer gelöschte Dateien und ein Zettel mit einer Reihe merkwürdiger Zahlen weisen auf einen äußerst mysteriösen Fall hin. Die drei ??? machen sich auf die Suche. Bald schon wissen sie: die Bibliothekarin ist den geheimnisvollen Zeichen einer geisterhaften Erscheinung im Internet gefolgt. Wohin soll sie gelockt werden? Welche Botschaft hat sie erhalten? Justus, Peter und Bob müssen scharf kombinieren, um das Rätsel, das hinter Miss Bennetts Verschwinden steckt, zu lösen. Die Antwort steht in den Sternen geschrieben ... werden die drei erfolgreichen Detektive aus Rocky Beach sie lesen können?

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Seitenzahl: 141

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Spuk im Netz

erzählt von Astrid Vollenbruch

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 - 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten finden Sie unter www.kosmos.de

© 2006, 2008, 2011 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on Characters by Rober Arthur.

ISBN 978-3-440-12891-6

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Miss Bennett sieht Gespenster

»Natürlich«, murmelte Miss Bennett, »bin ich völlig verrückt.«

Ein solcher Ausspruch war für die Leiterin der Bücherei von Rocky Beach eher ungewöhnlich. Miss Bennett war sachlich, tüchtig und kompetent, und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihr irgendwelche Merkwürdigkeiten zu unterstellen. Auch sie selbst hielt sich normalerweise für – nun ja, normal.

Doch aller Normalität zum Trotz war sie zurzeit ganz bestimmt verrückt. Denn statt hinter ihren beiden Helferinnen Becky und Karen die Tür abzuschließen, noch ein paar Bücher einzuräumen und dann nach Hause zu fahren und ihre Katze zu füttern, hatte sie sich um sieben Uhr an den Computer gesetzt und war im Internet auf Gespensterjagd gegangen.

Jetzt war es fast halb elf. Seit Stunden war es totenstill in der Bücherei, nur das Summen des Computers und das gelegentliche Klicken der Maus waren zu hören. Bis auf eine einzige Schreibtischlampe lag der große Raum mit den vielen Bücherregalen im Dunkeln. Ab und zu fuhr draußen ein Auto vorbei.

Eigentlich fand Miss Bennett Gespensterjagden im Internet eher langweilig. Man suchte zunächst nach Spukhäusern, in denen eine Webcam aufgebaut war, und wenn man eins gefunden hatte, holte man sich einen Kaffee und verbrachte die nächsten Stunden damit, auf den Bildschirm zu starren und alle paar Sekunden die Taste »Bild aktualisieren« zu drücken. Miss Bennett konnte sich mühelos zehn verschiedene Beschäftigungen vorstellen, mit denen sie ihre Abende lieber verbracht hätte. Trotzdem saß sie seit Wochen fast jeden Abend noch lange nach Dienstschluss in der Bücherei, trank Kaffee ... und wartete auf die Einlösung eines Versprechens.

Die Webcam im Inneren des Spukhauses zeigte einen großen Raum mit hohen Bücherregalen an den Wänden. Auf dem Boden lag ein Teppich mit kunstvoll verschlungenen Mustern. Möbel gab es nicht. Die Kamera hing offenbar in etwa vier Meter Höhe und zeigte zwei Ecken, den Großteil des Raumes und eine offen stehende Tür in der gegenüberliegenden Wand.

Von rechts kam ein gelblicher Lichtschein, der gerade ausreichte, um zu zeigen, dass sich in diesem Raum absolut nichts tat. Niemand ging hindurch, niemand staubsaugte den Teppich oder verrichtete sonstige Arbeiten, die man abends erledigt – und niemand spukte; ganz gleich, wie oft Miss Bennett auf »Bild aktualisieren« klickte.

Sie hatte nichts anderes erwartet. Man musste schon sehr dumm und leichtgläubig sein, um zu glauben, dass es sich bei der verschwommenen weißen Gestalt, die auf einigen »Beweisfotos« dieser Webseite abgebildet war, um einen echten Geist handelte, der in diesem alten Haus spukte. Miss Bennett war weder dumm noch leichtgläubig, und betrügen ließ sie sich schon gar nicht. Trotzdem saß sie hier Abend für Abend und wartete auf das Erscheinen der Weißen Frau.

Natürlich hatte sie nicht sofort die erstbeste »Gespensterseite« ausgewählt, die nach Eingabe ihrer Suchbegriffe »Webcam« und »Weiße Frau« aufgetaucht war. Bei vielen Seiten sah sie auf den ersten Blick, dass es sich um Fälschungen handelte. Andere Spukhäuser lagen nicht in Kalifornien, sondern Hunderte oder Tausende von Meilen entfernt und kamen deshalb nicht infrage. Trotzdem war Miss Bennett aus rein wissenschaftlichem Interesse vielen Hinweisen gefolgt, auch wenn sie mit »ihrem« Geist überhaupt nichts zu tun hatten. Eine ihr völlig fremde Welt hatte sich da aufgetan: mit Hexenzirkeln, Aberglauben, verwackelten Beweisfotos – warum konnte eigentlich kein Geisterjäger der Welt eine Webcam ordentlich einstellen? –, Täuschung, Betrug und einem Gefühl, das sie nur als ›Spaß an der Angst‹ beschreiben konnte. Vielen Menschen schien es geradezu ein Bedürfnis zu sein, sich vor etwas Übernatürlichem zu fürchten. So etwas lag Miss Bennett fern. Aber sie bildete sich gern weiter, und so wusste sie jetzt alles über Gespenster und Sagengestalten, Irrlichter, Poltergeister und Tote, die keine Ruhe fanden. Sie hatte sogar Tonbandaufzeichnungen gelauscht, auf denen angeblich die Stimmen von Toten zu hören waren, und herausgefunden, dass diese Stimmen genauso wenig zu sagen hatten wie die der Lebenden: »Ja, der Paul kann dich hören« und »Ich kann mich nicht erinnern« waren so ziemlich die häufigsten Sätze, die sie inmitten des Tonbandrauschens zu hören bekommen hatte. Nicht sehr gruselig.

Kopfschüttelnd war sie schließlich wieder zu ihrer eigentlichen Suche nach der »Weißen Frau« zurückgekehrt. Und endlich hatte sie die richtige Seite gefunden.

Seit zwei Wochen »jagte« sie nun dieses Gespenst. Abend für Abend, manchmal bis zehn oder elf Uhr, und sie hatte dieses alberne, langweilige, hirnrissige Spiel schon lange satt. Zu allem Übel ließ sich das Bild auch nur alle zehn Sekunden aktualisieren, sodass weder Bewegung noch Richtung – falls es sie denn mal gab – aufgenommen werden konnten. Und trotzdem machte sie weiter.

In der Ferne hörte sie die Sirene eines Polizeiautos. Sie gähnte, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen, dann warf sie einen Blick auf die Uhr. Fast elf! Wie albern – und vor allem unwissenschaftlich –, stundenlang auf einen Bildschirm in einen leeren Raum zu starren ...

Aktualisieren.

... in dem sich natürlich nichts tat ...

Aktualisieren.

... nie etwas getan hatte ...

Aktualisieren.

... und nie etwas tun würde.

Aktualisieren.

Nichts. Noch einmal, und dann war endgültig Schluss.

Aktualisieren.

Nichts, natürlich. Noch ein Mal? Also schön ... aber dann wurde es wirklich Zeit, nach Hause zu fahren. Sie drückte auf Aktualisieren, bückte sich nach ihrer Tasche und kramte darin nach dem Autoschlüssel.

Als sie sich wieder aufrichtete und einen letzten Blick auf den Bildschirm warf, hatte sich etwas verändert. Und plötzlich war alle Müdigkeit vergessen.

Kerzengerade saß Miss Bennett auf ihrem Stuhl, Tasche und Autoschlüssel in der Hand, und starrte auf den Bildschirm. Dort, in der Tür des Raumes, stand eine weiße Gestalt – unscharf, verzerrt, aber sie war da. Ihr rechter Arm war zur Seite ausgestreckt, als würde sie auf etwas zeigen, das von der Kamera nicht erfasst wurde. Den linken hielt sie schräg vor den Körper.

Und sie hatte keinen Kopf. Dort, wo der Kopf einer Frau sein sollte, war nur Dunkelheit.

Miss Bennett schluckte hart. Mit zitternden Fingern speicherte sie das Bild ab und wagte kaum, noch einmal auf Aktualisieren zu drücken, aber dann tat sie es doch.

Jetzt hielt die weiße Frau den rechten Arm gerade nach unten und den linken schräg nach oben. Miss Bennett speicherte auch dieses Bild, und dann das nächste und übernächste – und dann ging ihr das Speichern zu langsam. Hastig griff sie nach einem Stift und schrieb ein paar Zahlen auf die Schreibtischunterlage, mit ständigem Aktualisieren und den Blick auf den Bildschirm gerichtet.

Nach der zehnten Aktualisierung war die weiße Gestalt verschwunden. Der Raum war wieder leer. Miss Bennett saß allein in der Bücherei von Rocky Beach, rang nach Luft, starrte auf ihren Zettel und horchte auf den rasenden Schlag ihres Herzens.

Die Bücherei war so still und dunkel ... merkwürdig, dass es ihr nie zuvor so sehr aufgefallen war, wie still es hier abends wurde. Und als sie kurze Zeit später ein letztes Buch wegräumte, den Computer und den Bildschirm ausschaltete und zur Tür ging, da schloss sich die Dunkelheit hinter ihr wie zupackende Hände.

Eine Dame verschwindet

Dämmerlicht hüllte ihn ein. Ein fahles, ungesundes Licht färbte sein ohnehin bleiches Gesicht grau. Nur wenige Handbreit über seinem Kopf ragten Stangen und Platten aus Altmetall gespenstisch gegen den kahlen Himmel. Sein Herz hämmerte. Mit der Waffe in der Hand drehte er sich um, suchte den weiten, kahlen Platz ab.

Irgendwo dort waren sie, und sie hatten keine Chance.

Ein Instinkt warnte ihn. Er wirbelte herum und feuerte noch in der Bewegung die Waffe ab. Ein Feuerstrahl. Der Untote ging in Flammen auf, wälzte sich noch einen Moment am Boden und löste sich dann auf.

Rasch drehte er sich wieder um – und da kamen sie. Drei Gegner, die sich zuckend, mit verrenkten Gliedern, auf ihn zubewegten. Sie waren schnell. Zu schnell. Er nahm den mittleren aufs Korn und schoss. Vorbei! Fluchend zog er sich zurück; warum dauerte es so lange, bis die Waffe wieder geladen war? Jetzt! Und nochmal – Feuer! Ja! Getroffen! Und jetzt den nächsten! Und dann –

»Justus! Juuuuuustus!«

Er zuckte zusammen, war einen Moment abgelenkt. Er zögerte – zu lange. Die Untoten fielen über ihn her.

Game over.

Justus Jonas seufzte. »Natürlich ruft sie mich immer gerade dann, wenn es um Leben und Tod geht«, erklärte er dem Bildschirm erbittert. »Wozu haben wir eigentlich die Zentrale wieder unter Schrott versteckt, wenn Tante Mathildas Stimme trotzdem mühelos durchkommt?«

Der Bildschirm flackerte ungerührt weiter. Jetzt erschien die Rangliste. Die ersten zwölf Plätze waren von Justus dem Großen, Justus dem Unbesiegbaren und Justus dem Zombiekiller besetzt. Justus der strahlende Superheld hatte sich soeben auf einen erbärmlichen Platz 13 begeben müssen.

»Juuuuuustus! Komm raus, ich weiß, dass du dadrin steckst!«

»Ich komme, Tante Mathilda!«, rief er zurück und schaltete den Bildschirm aus. Aber er hatte wohl nicht laut genug gerufen, denn schon erklang die Stimme seiner Tante erneut.

»Juuuuustus!«

Er sprang auf und verließ hastig den uralten Wohnanhänger, der ihm und seinen beiden Freunden Peter Shaw und Bob Andrews als Zentrale ihres Detektivunternehmens diente. Seit die Zentrale wieder unter einem Berg Schrott versteckt war, konnte man nicht mehr einfach so hinein- und herausgelangen – schon gar nicht, wenn man etwas stabiler gebaut war. Aber Justus schlängelte sich mit der Geschicklichkeit häufiger Übung durch den mit einer großen Platte abgedeckten Geheimgang und steckte wenige Sekunden später den Kopf aus einem günstig aufgestellten großen Kühlschrank, dessen Rückwand sich beiseite schieben ließ. Das war der neue geheime Zugang zur Zentrale – das Kalte Tor. »Ja, Tante Mathilda, was ist?«

Seine Tante stand mitten im Hof, die Arme in die Seiten gestemmt. Missbilligend betrachtete sie ihren Neffen im Kühlschrank. »Komm da heraus, Justus. Es sieht albern aus. Ich hätte nie erlauben sollen, dass dein Onkel diesen Haufen Gerümpel annimmt! Jetzt ist es ja zu spät. Aber ich sage dir, beim nächsten Mal rede ich ein Wörtchen mit!«

»Ja, Tante Mathilda«, sagte Justus. »Warum hast du mich denn gerufen?«

»Habe ich das nicht gesagt?«, fragte Tante Mathilda irritiert. »Telefon für dich. Im Büro. Und anschließend kannst du den Haufen Koffer da hinten aufstapeln, den dein Onkel heute angeschleppt hat. Ich weiß wirklich nicht –«

»Danke, liebe Tante!« Justus sprang aus dem Kühlschrank, warf die Tür hinter sich zu, dass das große Gerät schwankte, und rannte zum Büro seines Onkels.

Titus Jonas, Inhaber des »Gebrauchtwarencenter T. Jonas«, war damit beschäftigt, Karteikarten auszufüllen. Karte um Karte beschrieb er mit seiner sauberen Handschrift, während der Computer auf dem Schreibtisch unbenutzt vor sich hin staubte und allmählich in einem Berg von Unterlagen, Schrauben, Stiften, Werkzeug und Drahtrollen versank. Dazwischen stand das Telefon. Justus nahm den Hörer auf. »Justus Jonas.«

»Hallo, Justus«, sagte eine Frauenstimme. »Ist Bob bei dir?«

Es war Bobs Mutter. Justus unterdrückte einen Anflug von Ärger. Mrs Andrews hatte zwar eigentlich nichts gegen Bobs Detektivarbeit einzuwenden, rief aber nie direkt in der Zentrale an, sondern immer nur in Onkel Titus´ Büro. Aber natürlich blieb er höflich. »Hallo, Mrs Andrews! Nein, Bob und Peter sind zum Skaten gefahren. Was gibt es denn?«

Bobs Mutter schnaubte. »So, zum Skaten? Und warum bist du nicht mitgefahren? Ein wenig Sport täte dir auch gut!«

»Ich habe ein sportliches Gehirn«, sagte Justus würdevoll. »Und ich kann Bob gerne ausrichten, dass Sie ihn sprechen wollten.«

»Vielen Dank aber auch«, sagte Mrs Andrews. »Also, wenn du ihn siehst, sag ihm, dass er dringend in der Bücherei anrufen soll.«

»Ist Miss Bennett krank?«, fragte Justus.

»Woher weißt du das denn?« Diesmal klang Mrs Andrews wirklich überrascht.

»Miss Bennett kennt unsere Telefonnummer und ruft normalerweise direkt hier an, wenn sie Bob sprechen will. Da sie es nicht getan hat, schließe ich, dass der Anrufer oder die Anruferin nur Ihre Telefonnummer kannte. Daraus schließe ich, dass Miss Bennett nicht selbst in der Bücherei ist. Und da sie die Leiterin der Bücherei ist, ihren Job sehr mag und in den letzten Jahren nur dann gefehlt hat, wenn sie krank war –«

»Danke, Justus«, unterbrach ihn Mrs Andrews. »Richte es Bob einfach aus, ja?« Weg war sie.

Justus seufzte wieder und legte den Hörer auf. Es war kein Geheimnis, dass Bobs Mutter ihn nicht besonders mochte – zu oft hatte er Bob und Peter in gefährliche Situationen hineingezogen, die er nach Meinung von Mrs Andrews besser der Polizei überlassen hätte. Und von seinen logischen Schlussfolgerungen hielt sie überhaupt nichts. Schon gar nicht, wenn seine Logik dazu führte, dass Bob sich häufiger auf dem Gelände des Gebrauchtwarencenters aufhielt als zu Hause.

Onkel Titus hatte während des Gesprächs weiter an seinen Karteikarten herumgekritzelt. Jetzt blickte er auf. »Was war das mit dem sportlichen Gehirn, Justus? Hat sie dir vorgeschlagen, auch skaten zu gehen? Das ist gar keine schlechte Idee. Du hast heute wieder den ganzen Nachmittag in diesem alten Anhänger gesessen.«

Justus nickte nur. Seine Gedanken waren ganz woanders. Doch dann sagte er plötzlich: »Du hast Recht, Onkel. Ich fahre gleich los!« Und bevor Onkel Titus sich noch über die plötzliche Sportbegeisterung seines Neffen wundern konnte, war Justus schon draußen. Kurz verschwand er im Kühlschrank, dann kam er wieder heraus, steckte das Handy in die Tasche, schwang sich auf sein altersschwaches Fahrrad und strampelte davon.

Schon von Weitem hörte er Peters Stimme, die aus der Halfpipe schallte. »Komm schon, Bob! Du schaffst es! Super! Noch ein Stück! Und jetzt den anderen Fuß! Jaaaaa!«

Justus bremste und stieg vom Fahrrad. Als er um die Halfpipe herumging, sah er, wie Peter in eleganten Schwüngen Bob umkreiste, der in der Mitte stand und sein Knie abtastete. »Hallo, Kollegen. Was für ein spektakuläres Kunststück habe ich gerade verpasst?«

Peter grinste nur. Bob blickte auf. »Es handelt sich um das spektakuläre Kunststück des Aufstehens, nachdem ich mich gerade zum fünften Mal aufs Antlitz gelegt habe. Ich glaube, ich gehe doch lieber schwimmen. Was bringt dich hierher, Just? Hast du nicht vorhin erst geschworen, nur dann in die Nähe eines Sportgerätes zu gehen, wenn damit ein spannender Mordfall verknüpft ist?«

»Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Nein, ich bin hier, um dir beim Telefonieren zuzusehen.« Justus zog das Handy aus der Tasche und hielt es ihm hin. »Du sollst in der Bücherei anrufen.«

»Während der Schulzeit? Nachmittags um vier?« Bob runzelte die Stirn. »Ich gehe doch sonst nur während der Ferien hin. Ist da etwas passiert?«

»Gut kombiniert, Kollege. Das frage ich mich nämlich auch. Ruf an!«

Peter hörte endlich auf, um die beiden herumzufahren, und brachte sein Skateboard neben ihnen zum Stehen. »Vielleicht hast du da jetzt deinen spannenden Mordfall.«

»Hoffentlich nicht«, sagte Bob, während er die Nummer eintippte. »Ich kann mir Miss Bennett einfach nicht mit einer Kettensäge vorstellen ... hallo? Becky? Hier ist Bob. Ich sollte zurückrufen ...« Er verstummte, als aus dem Hörer ein erregter Wortschwall drang. Justus und Peter spitzten die Ohren, konnten die Worte jedoch nicht verstehen. Sie konnten nur zusehen, wie sich Bobs Augenbrauen finster zusammenzogen, während er zuhörte. Endlich fragte er: »Und sie hat euch nicht wenigstens angerufen? Verstehe. Ja ... ja, ich denke ...« Er warf seinen Freunden einen fragenden Blick zu, und Justus nickte sofort. »Ja, wir kommen vorbei. In einer Viertelstunde sind wir da. Ja, bis gleich!« Er beendete die Verbindung und gab Justus das Handy zurück.

»Und?«, fragte Peter. »Was ist los? Gibt es einen neuen sensationellen Fall für die drei berühmtesten Detektive von Rocky Beach? Ist Beckys Meerschweinchen entlaufen und wir sollen es suchen?«

»Nein, kein Meerschweinchen.« Bob störte sich nicht an Peters zynischem Ton. »Aber Miss Bennett. Sie ist seit gestern Abend spurlos verschwunden.«