Die eigene Persönlichkeit stärken! - Heidrun Vössing - E-Book

Die eigene Persönlichkeit stärken! E-Book

Heidrun Vössing

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Beschreibung

In diesem Buch geht es darum, wie Sie Ihre Ressourcen und Stärken aktivieren und wie Sie Ihr Selbstwertgefühl stabilisieren können. Mentale Stärke ist die Basis für Erfolg und Zufriedenheit. „Die eigene Persönlichkeit STÄRKEN!“ bietet Ihnen eine Fülle von Impulsen, Tipps, Anregungen und Hintergrundinformationen, die Sie dabei unterstützen sich Ihrer inneren Kraftquellen bewusst zu werden und diese zu nutzen. Entscheiden Sie auf dieser Entdeckungsreise selbst, was Sie besonders nützlich finden und was Ihnen auf dem Weg zu einer starken Persönlichkeit am besten weiterhilft. Als Basis dieses Buches dienen das Material und die langjährigen Erfahrungen der Autorin im Zusammenhang mit dem gleichnamigen Seminar.

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Seitenzahl: 124

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Einleitung

Unsere Persönlichkeit

Das Systemmodell der Persönlichkeit

Wie entstehen Persönlichkeitsteile?

Fünf verschiedene Persönlichkeitsteile

Was ist überhaupt eine starke Persönlichkeit?

Stärken erkennen und nutzen

Das Beste entdecken

Stärken entdecken mit dem Persolog-Modell

Ihr individuelles Stärken-Profil

Die andere Seite – der Umgang mit sogenannten Schwächen

Unser Selbstwertgefühl

Die Entwicklung des Selbstwertgefühls

Die sechs Dimensionen unseres Selbstwertgefühls

Bewusst leben

Sich selbst annehmen

Eigenverantwortung übernehmen

Sich selbstsicher behaupten

Zielgerichtet leben

Persönliche Integrität erreichen

Positives oder negatives Selbstwertgefühl?

Die Folgen eines geringen Selbstwertgefühls

So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl

Mentale Stärke entwickeln

Einstellungen und die Bedeutung für unser Leben

Einstellungen als Überlebensstrategie – Victor Frankl, Nelson Mandela und Rosa Luxemburg

Die psychologischen Antreiber oder der kleine Mann im Ohr

10 Ideen für Ihre mentale Stärke

Die innere Schatztruhe

Die Macht der guten Gefühle

Negative Gefühle reduzieren und positive Gefühle verstärken

Gute Gedanken als Kraftquellen

So zeigen Sie eine starke Persönlichkeit – Ideen für einen überzeugenden Auftritt

Zum Schluss

Literatur

Sachwortregister

Einleitung

Die Idee zu diesem Buch ist im Zusammenhang mit dem Seminar „Die eigene Persönlichkeit stärken“ entstanden. Dieses Seminar ist eines meiner Lieblingsseminare, weil es mir sehr viel Freude macht, mit enga- gierten und interessierten Teilnehmern an persönlichen Themen rund um die eigene Persönlichkeit zu arbeiten.

Unsere Persönlichkeit ist ein Erfolgsfaktor, der neben der fachlichen Qualifikation immer wichtiger wird – und das gilt nicht nur für unser berufliches Umfeld, sondern auch für das Privatleben. Eine starke Per- sönlichkeit ist die Voraussetzung dafür, um leistungsfähig, erfolgreich, gesund und zufrieden zu sein. Die meisten Menschen sprechen sehr lobend und anerkennend über andere Personen, die sie für eine starke Persönlichkeit halten. Wenn ich die Teilnehmer in meinem Seminar danach frage, was denn für sie eine starke Persönlichkeit ist, dann haben die Antworten häufig Gemeinsamkeiten, die man so zusammenfassen kann: Eine starke Persönlichkeit geht ihren eigenen Weg, lässt sich von Niederlagen nicht entmutigen, vertritt klar ihren eigenen Standpunkt und geht wertschätzend mit anderen Menschen um. Doch was bedeutet denn eigentlich der Begriff „starke Persönlichkeit“? Und lässt sich die eigene Persönlichkeit überhaupt stärken, und wenn ja, wie?

Mit diesen und ähnlichen Fragen habe ich mich in diesem Buch beschäftigt. Dabei ging es mir jedoch nicht darum, die richtigen Antworten zu finden, sondern vielmehr darum, Gedanken, Ideen und Impulse mit Ihnen zu teilen, die vielleicht interessant und nützlich sind. Zudem habe ich sowohl von allen Teilnehmenden des Seminars als auch durch das Schreiben des Buches und die damit verbundenen Recherchen sehr viel über dieses umfassende Thema gelernt, wofür ich sehr dankbar bin.

Im ersten Kapitel des Buches wird das Systemmodell der Persönlichkeit beschrieben und erläutert. Dieses Modell geht von einer inneren Pluralität aus, bei der ein Mensch aus verschiedenen inneren Persönlichkeits- teilen besteht.

Im zweiten Kapitel geht es um Stärken, Fähigkeiten und Talente. Eine starke Persönlichkeit – davon bin ich überzeugt – kennt ihre Stärken und kann sie entsprechend einsetzen. Es geht aber auch um vermeintliche Schwä- chen und wie man souverän mit ihnen umgehen kann.

Das dritte Kapitel beleuchtet ein aus meiner Sicht sehr wichtiges Thema, denn es geht um das Selbstwertgefühl. Ein stabiles Selbstwertgefühl ist die Voraussetzung für eine starke Persönlichkeit. In diesem Kapitel wird der Frage nachgegangen, worin sich ein positives oder negatives Selbstwertgefühl ausdrückt. Außerdem beinhaltet das Kapitel Ideen und Impulse, wie Sie Ihr Selbstwertgefühl stärken können.

Die Kraft unserer Gedanken und Einstellungen ist das Thema des vierten Kapitels. Hier geht es um die Bedeutung von Einstellungen für unser Leben und darum, wie man mentale Stärke entwickeln kann.

Und last but not least geht es im fünften Kapitel des Buches um Ressourcen und Kraftquellen sowie darum, wie wir sie aktivieren und nutzen können.

Möge dieses Buch inspirierend, hilfreich und nützlich für Sie sein.

Unsere Persönlichkeit

„Wir überzeugen durch unsere Persönlichkeit.“

Walt Whitman

Die Persönlichkeit ist eines der wichtigsten Forschungsgebiete der Psychologie. Schon lange Zeit bevor es die Psychologie als Wissenschaft überhaupt gab, beschäftigten sich Philosophen und Ärzte mit der Frage- stellung, was die Persönlichkeit eigentlich ausmacht. Schon im 5. Jahrhundert vor Christus ordnete der Arzt Hippokrates den vier Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde vier unterschiedliche menschliche Tempera- mente zu. Und zweihundert Jahre später bezeichnete der römische Arzt Galenus diese unterschiedlichen Temperamente als Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker. Dies spiegelt die in der Antike verwurzelte Denkweise wider, dass Menschen klassifizierbare und vor allen Dingen stabile Persönlichkeitseigenschaften besitzen. Diese Denkweise ist wohl in dem Bedürfnis begründet, bestimmte Gesetzmäßigkeiten im menschlichen Verhalten zu beschreiben, so dass es einschätzbar und prognostizierbar wird (vgl. Kießling-Sonntag 2003).

Viele Jahre später, nämlich 1921, beschrieb C. G. Jung in seinem Buch „Psychologische Typen“ sechs konstante Präferenzen der Persönlichkeit, die das Verhalten eines Menschen prägen. Dies sind erstens die Präferenzen „extrovertiert oder introvertiert“, und diese beziehen sich auf die Einstellung, die ein Mensch zur Welt hat. Bezogen auf die Wahrnehmung beschrieb er zweitens die Präferenzen „sinnesorientiert wahrnehmend oder intuitiv wahrnehmend“. Und in Bezug darauf, wie ein Mensch Entscheidungen trifft, beschrieb er drittens die Präferenzen „analytisch oder anhand von Gefühlen und persönlichen Werten beurteilend“ (Jung 2014).

Das Systemmodell der Persönlichkeit

„Jedes Ich ist viele Teile.“

Jochen Peichl

Die Fragestellungen zur Persönlichkeit und zur Persönlichkeitsentwicklung haben also eine sehr lange Vorgeschichte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es die unterschiedlichsten Vorstellungen, Ansätze und Modelle gibt. Die psychologischen Veränderungen und auch die Stabilitäten im Lebenslauf eines Menschen liegen im Forschungsinteresse der Entwicklungspsychologie. Hier gibt es verschiedene theoretische Annahmen darüber, wie sich die Entwicklung der Persönlichkeit beschreiben lässt und vor allen Dingen auch darüber, wodurch sie beeinflusst wird (Wicki 2010). Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass sich die Vorstellungen und Annahmen zur Persönlichkeit in der Psychologie verändert haben. Und zwar in der Form, dass ältere Konzepte ein eher statisches Bild von der Persönlichkeit haben. Hier ist von feststehenden Eigenschaften oder Charakter die Rede; es existiert die Vorstellung, dass ein Mensch entweder so oder so ist. Auch im Rahmen von psychotherapeutischen Ausbildungen herrschte lange Zeit und noch bis vor kurzem die Vorstellung, die Persönlichkeit, unser Ich, ist ein unteilbares Ganzes, so etwas wie ein kompakter Zellkern oder ein Atom. Der Arzt und Psychotherapeut Jochen Peichl kommt auf dem Hintergrund seiner drei- ßigjährigen Erfahrung jedoch zu folgendem Schluss: „Heute weiß ich, dass das bisher so griffige Kompaktmodell des Selbst eine falsche, in der christlichen Tradition des Denkens entstandene, Vorannahme über uns selbst ist und von den neuen Befunden der Hirnforschung vehement in Frage gestellt wird“ (Peichl 2013:27).

Neuere wissenschaftliche Modelle verstehen die Persönlichkeit nicht statisch, sondern dynamisch und außerdem als ein System. Die sogenannte Dynamische Systemtheorie versteht Persönlichkeitsentwicklung als einen Prozess, der gleichzeitig mehrere Ursachen hat und sowohl kontinuierlich als auch dynamisch abläuft. Die Einflussfaktoren dieser Entwicklung sind dabei nicht nur im Menschen zu suchen, sondern genauso in seiner Umwelt. So betrachtet, gibt es keinen vorgefertigten Plan für die Entwicklung eines Menschen, sondern die Persönlichkeit bildet sich in einem enorm komplexen Wechselspiel von genetischen Einflüssen, Erfahrung und Erziehung heraus (Wicki 2010:17). Und dies geschieht nicht nur in der Kindheit, sondern unser ganzes Leben lang.

Dieses neue Denken spiegelt sich auch in verschiedenen psychologischen Konzepten oder psychotherapeutischen Schulen wider, wie beispielsweise der Transaktionsanalyse. Hier gibt es die Vorstellung, dass ein Mensch aus verschiedenen Ich-Zuständen, wie dem Eltern-Ich, dem Erwachsenen-Ich und dem Kind-Ich, heraus handeln kann. Gleichzeitig hat dieses neue Denken aber auch eine lange Ideengeschichte. Als ein Beispiel dafür fällt mir Goethes Faust ein, denn da ist ja schon von zwei Seelen die Rede, die in der Brust wohnen und sich nicht voneinander trennen wollen. Und im alltäglichen Sprachgebrauch verwenden Menschen Formulierungen wie beispielsweise „mit sich selbst uneins sein“ oder „mit sich selbst nicht im Reinen sein“.

In der buddhistischen Lehre heißen diese unterschiedlichen Zustände, aus denen heraus wir handeln, Geistesformationen oder Gewohnheitsmuster (Holmes 2012:13).

Ein anderes systemisches Konzept ist das „System der inneren Familie“ (Schwartz 2008, Holmes 2012). Hier gibt es die Vorstellung von verschiedenen Persönlichkeitsteilen, die auf sich wiederholenden Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmustern basieren.

Und darüber hinaus hat der Kommunikationspsychologe Schulz von Thun das Modell vom inneren Team entwickelt. Er geht davon aus, dass es ähnlich wie in einem „echten“ Team auch ein inneres Team gibt. Die- ses innere Team besteht ebenso aus sehr unterschiedlichen Teammitgliedern, die entweder gut zusammenarbeiten oder auch nicht (Schulz von Thun 2013).

Mein Verständnis von Persönlichkeit, das diesem Buch und meiner Arbeit im Coaching und in der Beratung zugrunde liegt, basiert auf diesen systemisch dynamischen Grundannahmen, die ich Ihnen im Folgenden gerne vorstellen möchte.

Ich persönlich habe das Systemmodell der Persönlichkeit vor über zwanzig Jahren zum ersten Mal im Rahmen meiner kommunikationspsychologischen Ausbildung im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) kennengelernt. Auf der Agenda stand an diesem Tag eine Methode namens Six Step Reframing. Diese Methode dient dazu, für ein Verhaltensmuster, das eine Person immer wieder anwendet – obwohl sie dieses Verhalten gar nicht in dieser Häufigkeit anwenden möchte –, Verhaltensalternativen zu entwickeln. Dies können Beispiele für störende Verhaltensweisen sein: schlecht nein sagen können, schroff oder zickig reagieren oder die eigenen Interessen in entscheidenden Situationen nicht vertreten können. Natürlich hatte jeder Teilnehmer ein Beispiel für Situationen, in denen er sich anders verhalten wollte, als er es dann schließlich tat. Ich fand die Grundannahmen dieser Methode gleich sehr einleuchtend. Man geht dabei davon aus, dass es einen Persönlichkeitsteil gibt, der dieses Verhalten, das ich nicht mag, wie beispielsweise nicht nein sagen können, steuert. Es gibt also eine Seite in mir, die zuverlässig und regelmäßig dafür sorgt, dass ich ja sage, auch wenn ich nein meine. Darüber ärgere ich mich - oder man könnte auch sagen, dass ein anderer Teil von mir damit nicht einverstanden ist. Dieser andere Teil sagt vielleicht: „Mensch Heidrun, bist du eigentlich noch zu retten. Jetzt hast du es wieder nicht geschafft, nein zu sagen, und nun hast du in der nächs- ten Woche noch einen weiteren Termin am Hals, obwohl dein Kalender schon restlos überfüllt ist“. Die zwei Seelen in meiner Brust haben also unterschiedliche Interessen. Die eine möchte anderen Menschen helfen, und die andere möchte mit den eigenen Kräften haushalten. Dieses Modell der inneren Pluralität leuchtete mir deshalb sofort ein, weil menschliches Verhalten nun mal oft ambivalent und widersprüchlich ist.

Besonders beeindruckend fand ich jedoch eine weitere Grundannahme, die der Methode des Six Step Reframing zugrunde liegt. Und das ist die Grundannahme der positiven Absicht. Die Annahme, dass hinter jedem Verhalten, wie störend und ungemessen es auch sein mag, eine positive Absicht steht, war damals absolut neu für mich. Ich lernte, gedanklich zwischen Absicht und Verhalten zu trennen. Das heißt, auch wenn das Verhalten nicht in Ordnung ist, ist die Absicht hinter diesem Verhalten positiv. Beim oben genannten Beispiel des Nicht-nein-sagen-Könnens besteht die positive Absicht vielleicht darin, anderen Menschen helfen zu wollen oder für Harmonie zu sorgen. Die Vorstellung, dass alle Persönlichkeitsteile letztlich positive Absichten verfolgen und eine Existenzberechtigung haben, führt zu einer inneren Haltung von Akzeptanz. Wenn ich jedoch im Gegensatz dazu davon ausgehe, dass es Persönlichkeitsteile mit schlechten Absichten gibt, wie beispielsweise einen inneren Schweinehund, werde ich wahrscheinlich gegen diese Anteile ankämpfen, und somit erzeuge ich einen inneren Konflikt. Auf der Basis von Annahme und Akzeptanz aller Persönlichkeitsteile ist es jedoch viel leichter, die erwünschte Verhaltensänderung herbeizuführen.

Vielleicht ist diese Vorstellung von der inneren Pluralität zunächst fremd für Sie und Sie denken: „Was soll das denn? Ich bin doch nicht schizophren.“ Oder vielleicht denken Sie an Dr. Jekyll und Mister Hyde und wollen damit nichts zu tun haben. Das kann ich gut nachvollziehen. Bei den beiden Beispielen von Schizophrenie und Dr. Jekyll und Mister Hyde handelt es sich jedoch um pathologische, also krankhafte Differenzierungen der Persönlichkeit. Ich möchte Sie jedoch einladen, sich mit den normalen Differenzierungen unserer Persönlichkeit zu beschäftigen und diese innere Pluralität als Ressource oder Kraftquelle zu nutzen.

Es gibt eine sehr schöne Metapher, mit der sich die verschiedenen Persönlichkeitsteile vergleichen lassen, und zwar die der psychologischen Software (vgl. Holmes 2012). Sie können sich die inneren Anteile als eine ausgefeilte psychologische Software vorstellen. Diese Software ist dazu da, uns in den Zustand zu bringen, mit dem wir am besten die anstehenden Lebensaufgaben bewältigen können. Ähnlich wie bei einem Computer, der über eine Buchhaltungssoftware verfügt, die uns dabei hilft, unsere Finanzen im Blick zu haben, haben wir selbst einen analytischen Persönlichkeitsteil in uns, der uns mit logischen Informationen über die aktuelle Situation versorgt. Wenn wir uns also z. B. mit dem Thema Reisen beschäftigen und unseren Urlaub planen, macht es Sinn, unseren inneren Finanzmanager-Teil zu aktivieren. Für manche Menschen ist das leichter als für andere. Ich weiß, wovon ich spreche, denn bei mir hat in Bezug auf das Thema Reisen der innere Finanzmanager recht wenig zu sagen; bei mir setzt sich in letzter Zeit meist der reiselustige Teil durch, der Neues entdecken möchte.

So kann ein und dieselbe Situation bei einem Menschen ganz unterschiedliche innere Programme aktivieren, so dass auch ganz verschiedene Persönlichkeitsteile auf diese Situation reagieren. Eine Forderung vom Finanzamt beispielsweise kann einen panischen kindlichen Persönlichkeitsanteil aktivieren - oder einen ablenkenden Teil, so dass die Rechnung ignoriert wird; oder auch den analytischen Finanz-Teil, der die Rechnung kritisch prüft und besonnen entscheidet, wie weiter damit zu verfahren ist.

Hier einige Grundannahmen zum Systemmodell der Persönlichkeit:

Die Persönlichkeit besteht aus einer inneren Pluralität verschiedener Persönlichkeitsteile.

Diese Persönlichkeitsteile stehen – ähnlich wie in einer Familie oder einem Team – in Beziehung zueinander und kommunizieren miteinander; dies drückt sich beispielsweise in Form eines inneren Dialoges aus.

Die Beziehungen zwischen den inneren Persönlichkeitsteilen haben unterschiedliche Qualitäten. Manche mögen sich und arbeiten gut zusammen, andere mögen sich nicht und sind der Auslöser für einen inneren Konflikt.

Abhängig von der Rolle, in der wir gerade unterwegs sind, wie beispielsweise der Führungskraft, der Mutter, der Managerin oder des Sohnes, stehen verschiedene Persönlichkeitsteile im Vordergrund.

In den meisten Situationen werden gleichzeitig mehrere Persönlichkeitsteile aktiviert.

Manche inneren Persönlichkeitsteile sind uns lieber als andere.

Die Persönlichkeitsteile repräsentieren unterschiedliche Gedanken-, Gefühls- und Verhaltensmuster.

In Bezug auf das Thema persönliche Veränderung oder Persönlichkeitsentwicklung finde ich das Modell der inneren Pluralität sehr hilfreich. Denn eine Veränderung ist leichter vorstellbar, wenn ich davon ausgehe, dass beispielsweise nur ein Teil von mir sehr perfektionistisch ist. Wenn ich im Gegensatz dazu davon ausgehe, dass ich nun mal als gesamte Person perfektionistisch bin, ist eine Veränderung viel schwieriger vorstellbar.

Wie entstehen Persönlichkeitsteile?

„Der Eisenmann kannte keinen Schmerz und war niemals müde.

Er war der Teil von mir, der in der Highschool Football gespielt hatte,

obwohl ich eigentlich zu klein dafür war.“

Tom Holmes

Aber wie entstehen überhaupt unterschiedliche Persönlichkeitsteile? Welche Persönlichkeitsteile sich in unserem inneren System entwickeln, hängt von den Erfahrungen ab, die wir im Laufe unseres Lebens machen. Abhängig von unseren Lebenserfahrungen, entwickeln sich manche Teile stärker, andere wiederum schwächer. Wenn wir als Kind oder Jugendlicher beispielsweise in einem sehr leistungsorientierten Umfeld aufwachsen, wird sich wahrscheinlich unser Leistungs- oder