Die Eitekeit ist Königin - Matthias Sonnenberg - E-Book

Die Eitekeit ist Königin E-Book

Matthias Sonnenberg

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Beschreibung

Rätsel über Rätsel: Was sind unsere geheimen Antriebe? Was ist falscher Schein? Was steckt hinter unseren moralischen Fassaden? Welche Rolle spielen Eitelkeit, Egoismus, Neid oder Gier? Was bewegt die Liebe wirklich? Die psychologischen und moralischen Aphorismen dieses Buches, das auch eine Kritik an der stärker werdenden Macht der Untugenden ist, suchen Antworten. Antworten, die unseren Gefühlen und Gedanken neue, befreiende Räume eröffnen können. "Interessant ersonnen...durchweg gelungene Sätze..." S. Randebrock, Lektorin "Die Sprüche gefallen mir sehr." K. Wünsch, Schriftsteller

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Seitenzahl: 66

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Vorwort

Jeder nachfolgende Gedanke erzählt eine kleine oder große Geschichte. Er ist kein trockener, theoretischer Stoff, sondern ein Konzentrat aus lebendigen Erfahrungen, Beobachtungen und Gefühlen. Nicht jedem werden diese Gedanken gefallen. Und mancher wird möglicherweise Widersprüche und Fehler darin suchen. Möglicherweise, weil er sich ertappt fühlt… Die Absicht des Buches ist es jedoch nicht, andere zu bloßzustellen, sondern die Macht unserer geheimen Antriebe wie Eitelkeit, Geltungsstreben, Gier, Rache, Neid zu ergründen, um ihnen weniger ausgeliefert zu sein und die verborgenen Seiten unseres vielschichtigen, widersprüchlichen, scheinbar verworren Wesens besser zu verstehen. Eine Möglichkeit, den Text gewinnbringend zu lesen, ist, ihn scheibchenweise durchzugehen. Schon ein Gedanke kann einen neuen, befreienden Blickwinkel eröffnen. Schon eine gelesene Seite kann das Gespür für moralische Missstände schärfen, was hilft, deren bedrückende Wirkung auf die Seele zu verringern. Doch entscheide selber, lieber Leser. Ich setze auf dein Mit- und Weiterdenken, um dem Geschriebenen die letzte Pointe und die letzte Wahrheit zu geben, insofern es diese überhaupt gibt…

1. Gespräche sind oft nebeneinander ablaufende Monologe, wie zwei sich nicht berührende Linien. Das Gesagte des anderen liefert nur Stoff für den nächsten Monolog und ist Futter für die eigene Eitelkeit.

2. Die Eitelkeit ist Opium. Und man ist enttäuscht, wenn der Verstand sie herunterkühlen muss, um Schaden oder Lächerlichkeit abzuwenden.

3. Wir können aus Geltungssucht handeln und glauben, es aus Liebe zu tun.

4. Die Eitelkeit ist Königin, der Egoismus ist König und wir sind ihr Reich. Ohne es zu wissen, ohne es zu bereuen, denn das Herrschaftspaar schaffte die Reue ab und setzte zusätzlich die Maske des Guten und Richtigen auf, um ihre Regentschaft zu verschleiern. Ein Förderer des Königspaares ist der Kapitalismus, der Tugenden in Untugenden und Untugenden in Tugenden verwandelte und die Welt in einen moralischen Abgrund stieß, der in einen Abgrund des Klimas mündete. Der Kapitalismus ist eine Zuspitzung und Ausweitung unserer Tierinstinkte, die mehr Macht über uns haben als die Früchte der Vernunft: Toleranz, Aufklärung, Weisheit, Moral, Offenheit, Nächstenliebe, Gerechtigkeit. Diese guten Werte sind meist kurzlebig und oberflächlich und nur Werkzeuge von Egoismus, Gier, Liebe, Erhöhungslust, Stolz, Eitelkeit, Geltungs- und Machthunger, Wachstumssucht oder Neid.

5. Unser Luxus ist uns wichtiger als Klima oder Moral, obgleich wir so tun, als wäre es nicht so. Darum treten wir nur für Nachhaltigkeit, Toleranz und Vielfalt ein, wenn es unserem guten Ruf, unserem Egoismus oder unserer eigenen Behaglichkeit nützt.

6. Wir folgen mehr der moralischen Mode als der wahren Moral.

7. Der Idealismus endet am Beginn der eigenen Bedürfnisse.

8. So wie es dünne, brüchige Böden gibt, unter der Magma kocht, so gibt es hierzulande eine oberflächliche Freundlichkeit, Toleranz und Offenheit unter der Erhöhungslust, Angst vor Strafe, Schuldgefühle, Neid, Rache und Geltungsstreben schwellen. Hierheraus dampfen bedrückende Stimmungen hervor, die deshalb so bedrückend sind, weil sie es scheinbar nicht sind.

9. Toleranz ist eine Anstecknadel, die vorrangig in der Öffentlichkeit getragen wird.

10. Der Radius der Toleranz geht selten über einen Millimeter hinaus.

8. Die gute Moral gebildeter Leute dient oft weniger dem Guten als ihrer Eitelkeit und ihrem Verlangen nach moralischer Geltung und Überlegenheit. Das Höhere ist Niederes, das vorgibt, hoch zu sein.

12. Wir leugnen unseren Egoismus vor anderen wie vor uns selbst.

13. Die Moral ist die liebste Schachfigur des Egoismus und Neides.

14. Der Egoismus bestimmt, ob die Wahrheit genannt oder nicht genannt, ausgeschmückt oder nicht ausgeschmückt, unmittelbar oder später, mit Lügen vermischt oder nicht vermischt und ob sie kühl oder leidenschaftlich vorgetragen wird. Und fast jeder der behauptet, ein Diener der Wahrheit zu sein, ist bloß ein Diener seiner verborgenen, eigennützigen Ziele.

15. Unser Egoismus dehnt die Wahrheit in jede beliebige Richtung.

16. Der Egoismus ist König und er regiert auch jenseits seines Reiches. Niemand ahnt, wie groß seine Macht wirklich ist.

17. Wir schreiben Erfolge immer uns und Misserfolge immer den widrigen Umständen zu.

18. Insgeheim glauben wir nur gute Eigenschaften zu besitzen. Anderen unterstellen wir, sogar unseren Freunden, vorrangig mäßige und schlechte Eigenschaften, die an unsere Leuchtkraft nicht heranreichen.

19. Wir beschuldigen andere für Dinge, die sie nicht getan haben, weil unsere Eitelkeit nicht das bekam, was sie verlangte.

20. Wir benutzen andere oft nur zum Putzen unserer Eitelkeit.

21. Wie Metronome schwanken wir zwischen dem, was unsere Eitelkeit, unsere Angst vor dem Tod, unsere Sehnsucht nach Liebe und Freundschaft, unsere Vernunft, unsere Laune, unserer Gier nach Geltung und Luxus, unserem Gewissen, unser Neid, unsere Gewohnheit oder unsere Träume verlangen. Und egal, welcher inneren Strömung wir folgen, wir sind mit unserer Wahl nie restlos zufrieden. Unsere Seele ist ein Kampfplatz gegensätzlicher Kräfte, Wünsche und Gefühle, und wir können schwer sagen, welche dieser uns am stärksten ausmacht. Wir sind lose Teile, die kein stimmiges Ganzes ergeben.

22. Unser Gesicht altert, nicht aber unsere Eitelkeit.

23. Der Mensch ist Knetmasse. Wohl am stärksten wird er von den Händen der Eitelkeit und dem Verlangen nach Aufmerksamkeit, Schönheit und Besitz zu der Figur geformt, die er ist, wenngleich er dieses Knetgebilde nicht wirklich ist.

24. Wir rechtfertigen unsere Fehler vor uns wie vor anderen. Doch die Fehler anderer rechtfertigen wir nur solange, wir sie mögen.

25. Selten ist vergebene Untreue restlos vergeben.

26. Unsere eigene Untreue erscheint uns harmloser als die unseres Partners.

27. Die Eifersucht ist eine Flamme, die nie gleich hoch brennt. Das, was sie anheizt, ist der nagende Zweifel an der Treue des Geliebten. Und stetig sucht der Verstand sein Misstrauen zu entkräften oder zu bestätigen. Doch je größer die Liebe, umso weniger findet die Stimme des Zweifels Gehör. Und manchmal ist es auch jene Ungewissheit oder verdrängte Untreue, die der Liebe neues Feuer und neue Tiefe gibt.

28. Unsere Eitelkeit entscheidet, wie schnell unsere Eifersucht abkühlt.

29. Nur wenn man jemanden nicht besitzen will, besitzt man ihn.

30. Es ist unerheblich, ob man in der Liebe treu oder untreu ist, man ist immer zufrieden und unzufrieden zugleich. Über die Unzufriedenheit tröstet uns in beiden Fällen unsere Eitelkeit hinweg: Treue legen wir uns als moralische Festigkeit, Untreue als Beweis der eigenen Anziehungskraft aus.

31. Obwohl viele untreu sind, gestehen sie ihrem Partner keine Seitensprünge zu.

32. Treue ist auch Untreue an sich selbst, an den eigenen, verborgenen Wünschen.

33. Manche beenden Partnerschaften nur, weil sie nicht die Kraft haben, ihre Eifersucht einzugestehen. Das Ende ist die Rache für den Schaden, den die Eifersucht ihrer Eitelkeit zugefügt hat.

34. Rache ist Leid, das durch Leid geheilt werden soll.

35. Rache ist immer zu stark oder zu schwach.

36. Ruhm ist mitunter Rache.

37. Liebe und Lust erklärten vermutlich diejenigen zur Sünde, die selber keine Liebe fanden und eifersüchtig waren. Die Sünde ist versteckte Rache.

38. Unsere Rache trifft oft nicht den, der den Anlass für sie lieferte.

39. Auch Rache gehört zu den Fäden, die in den Teppich der Moral eingewoben werden. Sie bleiben oft unentdeckt, weshalb viele das Unbehagen nicht verstehen, dass sie fühlen, wenn sie es mit scheinbar Gutem, Moralischen zu tun haben.

40. Uns fehlt meistens die Geduld und Entschlossenheit, um unsere Rache zu beenden. Sie versiegt auf halber Strecke wie Wasser im Sand.

41. Die Geltungssucht ist eine Diva, die, findet sie keine Bühne, schreit, tobt und Gemeinheiten erdenkt, um doch ins Rampenlicht zu treten.

42. Die Geltungssucht vieler ist nur kopierte Geltungssucht aus TV und Instagram.

43. Man gefällt anders, als man glaubt, dass man gefällt.

44. Oft treibt Geltungsgier Politiker an. Und da die Sucht nach Anerkennung und Größe Schwäche ist, ist auch ihre Politik schwach. Unsere Antriebe sind in unser Handeln eingewoben wie Garn in Stoff.

45. Zeugen große SUV von Größe?

46. Wir wären nicht ruhmgierig, wären wir keine Tiere.

47. Aus Geltungsgier geben wir Dinge preis, die wir nie preisgeben wollten.

48. Es gibt allerlei bizarre Manöver, über die Aufmerksamkeit erregt werden soll. Und gäbe es heute keinen so großen Mangel an Beachtung und Zuwendung, würde das Seltsame weniger um sich greifen.

49. Ob echte Tätowierung oder vorgetäuschtes Leid, vieles ist bloß ein Schrei nach Aufmerksamkeit.



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