Die Entfesselte Frau - Andrea S. Hirsch - E-Book

Die Entfesselte Frau E-Book

Andrea S. Hirsch

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Beschreibung

"Als das Leben die Arschlochkarten des Frauseins verteilt hat, habe ich anscheinend ganz laut HIER gerufen!" Die Diagnose "Endometriose" kann einfach alles auf den Kopf stellen. Aber was hat es damit wirklich auf sich? Autorin Andrea S. Hirsch teilt in diesem Ratgeber ihre persönlichen und schonungslos ehrlichen Erfahrungen mit der tückischen Krankheit rund um Symptome, Behandlungsversuche und Emotionen. "Wer bin ich, wenn ich keine Mutter bin?" Wenn eine Frau erfährt, dass sie unfruchtbar ist, ist das ein herber Schlag. Ein unerfüllter Kinderwunsch kommt oft mit fatalen psychischen Folgen einher: Welchen Wert habe ich als Frau noch, wenn ich keine Kinder bekommen kann? Andrea S. Hirsch berichtet ausführlich über ihren eigenen Weg, zwischen Endometriose und Unfruchtbarkeit die eigene Kinderlosigkeit anzunehmen. Mit wertvollen Erkenntnissen und Methoden rund um Human Design zeigt sie auf, wie auch du es schaffen kannst, die Fesseln deiner Diagnose abzuwerfen und dich endlich wieder frei zu fühlen.

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Seitenzahl: 264

Veröffentlichungsjahr: 2023

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-Für alle meine Endo-Schwestern und ungewollt kinderlosen Queens da draussen-

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

VON UNFRUCHTBARKEIT, VIDEOTHEKEN UND ENDOMETRIOSE

EIN HOCH AUF MEINE EIERSTOCKZYSTE 2016

DER DOPPEL KATHETER UND FALSCHE DIAGNOSEN

SIEBEN DINGE

ENDOMETRIOSE UND ERNÄHRUNG-DIE SEHR OFFENSICHTLICHE WAHRHEIT

FRAU HIRSCH, DER EMBRYO HAT SICH LEIDER NICHT WEITER ENTWICKELT

DER ERSTE BESUCH IM KINDERWUNSCH ZENTRUM

AUF DER SUCHE NACH FRAU PRAG

DIE GESCHICHTEN, DIE WIR UNS SELBST ERZÄHLEN

DAS KLEINE HUMAN DESIGN LEXIKON

DU PLANST UND DAS UNIVERSUM LACHT

MEINE NONNEN SEELE

DIE MUTTER DER GESELLSCHAFT

WARUM WÜNSCHT MAN SICH EIGENTLICH EIN BABY?

AUTORIN IN LEGGINGS

VON BIRNEN, HERZEN UND HÖRNERN

WIR ÜBEN NOCH

DIE SCHWIERIGSTE ENTSCHEIDUNG EVER

UNFRUCHTBARKEIT UND VORTEILE ... WHAAAT?

UND WAS IST ÜBERHAUPT MIT DEN MÄNNERN?

WO GEHÖRE ICH DENN EIGENTLICH HIN?

KOMM IN DIE AKTIVITÄT

WER BIN ICH, WENN ICH KEINE MUTTER BIN?

WARUM EINE FRAU KINDERLOS BLEIBT, OHNE SICH BEWUSST DAFÜR ENTSCHIEDEN ZU HABEN

NACHTRAG

ANTI-ENDOMETRIOSE GUIDE

ANGEBOT UND SONSTIGE INFOS

VORWORT

Soso Andrea, die „Entfesselte Frau“ also.

Ich sitze jetzt bestimmt schon eine geschlagene Stunde vor meinem Bildschirm und warte auf eine Eingebung, einen Geistesblitz!

„Hirn?? Bist du da? Ich wäre dann jetzt bereit!“

Wie kann ich denn diese ersten Seiten besonders kreativ und einfallsreich gestalten? Sodass du dann auch auf jeden Fall neugierig geworden bist und Bock hast weiterzulesen.

Der erste Eindruck ist, wie wir ja alle wissen, extrem wichtig!

Fachbücher über Endometriose und Kinderlosigkeit gibt es mittlerweile ja Gott sei Dank doch schon einige.

Da muss man sich ja schon irgendwie von der Masse abheben!

Einfach nur Fakten runterdüdeln ist langweilig und einfallslos!

Mich selbst und meine Fähigkeiten anpreisen ist auch nicht so mein Style, außerdem könnte man dann leicht annehmen, ich wäre größenwahnsinnig! Vielleicht ein tief reflektierendes Selbstgespräch? Ne, irgendwie auch nicht!

Also mache ich das, was mir am meisten liegt. Einfach ehrlich und direkt meine Gedanken zu teilen!

Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Die Veröffentlichung und Fertigstellung dieses Buchs kann mir gerade echt nicht schnell genug gehen. Das Wort „Berufung“ finde ich persönlich sehr überladen und kitschig. Nachdem mein Uterus und ich aber die letzten 20 Jahre ziemlich viel Mist zusammen erlebt haben und meine Eierstöcke beschlossen haben, frühzeitig in Rente zu gehen, habe ich mir dann doch irgendwann die Frage nach dem Sinn hinter dem Ganzen gestellt.

„Hallo! Entschuldigung, dass ich gerade einfach so reinplatze, aber gibt es hier einen grandiosen Masterplan, von dem ich nichts weiß?

Jetzt wäre dann ein guter Zeitpunkt mich einzuweihen!“

Vor allem als dann klar wurde, dass wir kinderlos bleiben würden, als klar wurde, dass sich meine Fruchtbarkeit, meine Essenz des Frauseins, verabschiedet hatte, da wurde meine Frage nach dem „Warum“ besonders dringend! Nicht nur das!

Sie wurde immer lauter und immer wütender!

Was bin ich denn dann noch? Warum bin ich hier? Was mache ich jetzt mit meinem Wissen, meinen Erfahrungen?

So kreischte es Tag für Tag in meinen Ohren!

„Andrea, du musst das unbedingt teilen! Es gibt so viele Frauen da draußen, die von dem, was du ihnen mitgeben kannst, profitieren können! Wenn du das nicht machst, wäre das wie unterlassenen Hilfeleistung!“

Das waren nicht in erster Linie meine eigenen Gedanken, sondern Aufforderungen aus meinem Umfeld. Und wenn du schon ein bisschen über die Lehre des „Human Design“ gehört hast, dann weißt du vielleicht, dass gerade diese Impulse von Außen eine wahnsinnig wichtige Rolle spielen. Vor allem für den Energietyp der Projektoren, zu denen ich gehöre, ist das Eingeladen-Werden essentiell.

Human Design ist ein Begriff, den du von mir immer wieder hören wirst und falls du überhaupt keine Ahnung hast, von was ich da eigentlich quassle, dann ist das auch überhaupt nicht schlimm.

Ich werde in einem separaten Kapitel genauestens auf die verschiedenen Begriffe und Hintergründe eingehen.

Vielleicht war ich aber ja doch berufen?

Die möglichen Folgen von Endometriose.

Unfruchtbarkeit.

Künstliche Befruchtung.

Eizellspende.

Ungewollte Kinderlosigkeit.

So viele Tabus.

So viele Themen, die viele Frauen betreffen und über die aber trotzdem nicht oder nur sehr wenig gesprochen wird.

Okay, ich werde also meine Geschichte teilen.

Meine Erfahrungen weitergeben. Aber wo fange ich denn da bitteschön an? Und vor allem wie? Schreiben? Podcast?

YouTube? Social Media? Die vielen Möglichkeiten erschlagen einen ja regelrecht! Vielleicht lass ich das Ganze besser, sperr mich zu Hause ein und schaue Netflix!

Nix da! Ich fing also an, Struktur in mein Wirrwarr aus Gedanken und Gefühlen zu bringen, und so entstand nach und nach die Idee für dieses Buch. Um genau zu sein, am Anfang war da ein Blog und eine Webseite.

Je mehr meiner Erlebnisse und vergrabener Emotionen ich aufs „Papier“ brachte, desto befreiter fühlte ich mich und desto sicherer war ich, dass das, was da gerade entstand etwas Großartiges und Gutes war.

Etwas, das es verdient hatte, nicht nur virtuell zu existieren, sondern so richtig real.

Zum Anfassen und Umblättern.

„Das ist ja jetzt alles ganz nice, aber komm doch mal auf‘n Punkt! Warum sollten Frauen denn gerade dir vertrauen?“

Wie du vielleicht schon gemerkt hast, bin ich jemand, der mit viel Humor und Sarkasmus durchs Leben geht. Ich bin jemand, der immer versucht, das Positive zu sehen, egal wie stark die Kacke am Dampfen ist! Alles was ich in meinen Beiträgen teile, habe ich selbst erlebt. Jede Hilfestellung, die ich dir anbiete, habe ich selbst in Anspruch genommen. Jede Emotion, die dich gerade einnimmt, habe ich mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst gespürt!

Andere Menschen können noch so einfühlsam und emphatisch sein, aber wenn sie nicht das gleiche erlebt, gefühlt, gedacht haben wie du, wenn sie nicht die gleichen Entscheidungen treffen mussten wie du, wie können sie dich dann WIRKLICH verstehen und unterstützen?

„Andrea, es tut mir unendlich leid, dass du keine eigenen genetischen Kinder haben kannst. Hast du schonmal über Adoption nachgedacht?“

„Deine Periode ist vorbei und du hast immer noch Schmerzen? Mensch, wann gehts dir denn endlich besser? Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen?“

Nett gemeint, aber nicht besonders hilfreich!

Du hast dieses Buch gerade in den Händen, weil du dich mit irgendetwas, das du gelesen hast, identifizieren konntest.

Jede von uns hat ihre ganz eigene persönliche Geschichte erlebt.

Ich will mit diesem Buch meine erzählen.

Aber gleichzeitig auch aufklären.

Wachrütteln.

Informieren.

Vermitteln.

Und eine komplett andere Sichtweise aufzeigen.

Daher wirst du feststellen, dass das Buch in zwei Teile aufgeteilt ist.

Im ersten Part liegt der Schwerpunkt beim Thema Endometriose.

Auch wenn du selbst nicht betroffen bist, hoffe ich, dass du dir das ein oder andere Kapitel durchliest, um danach dein eventuell neu erworbenes Wissen zu teilen und weiterzugeben.

An Freundinnen.

Schwestern.

Arbeitskolleginnen.

Frauen, die dir nahe stehen.

Und vor allem junge Mädchen in deinem Umfeld.

Nur geteiltes Wissen kann in der Zukunft wirklich einen Unterschied machen.

Der erste Teil dieses Buchs erzählt meinen persönlichen Weg zur Unfruchtbarkeit.

Der zweiten Teil befasst sich mit der Beantwortung der vorherrschenden Frage:

„Wer bin ich, wenn ich keine Mutter bin?“

Und vielleicht ist es genau das, was du auch für dich suchst.

Was du für dich BRAUCHST, um irgendwie weiterzumachen.

Weiter zu funktionieren.

Antworten.

Antworten auf Fragen, die dir bisher niemand geben konnte.

Fragen, die du dich bis jetzt vielleicht noch gar nicht getraut hast zu stellen.

Jetzt ist der Zeitpunkt dafür.

Ich bin ein unglaublich lösungsorientierter Mensch.

Sich in Selbstmitleid zu suhlen ist für eine bestimmte Zeit mal ganz nett und sicherlich auch notwendig. Aber es kommt der Moment, wo man die Ärmel hochkrempelt, den Allerwertesten hebt und sich den Weg in Richtung Genesung freischaufelt.

Human Design war dabei für mich DAS ausschlaggebende Tool.

Aufgrund von Human Design ist „Die Entfesselte Frau“ und der Anstoß für dieses Buch überhaupt erst entstanden. Als das Leben die Arschlochkarten des Frauseins verteilt hat, habe ich anscheinend ganz laut HIER gerufen! Endometriose und Unfruchtbarkeit sind fiese kleine Monster! Man entwickelt eine Hassliebe mit dem eigenen Körper, ist ständig verunsichert! Man fühlt sich unvollständig. Wie eine Frau zweiter Klasse.

Human Design hat mich diese Fesseln abwerfen lassen. Ich fühle mich wieder frei. Ich weiß, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Ich weiß, dass ich gut bin, so wie ich bin. Dass alles aus einem bestimmten Grund passiert.

Dass Muttersein viele verschiedene Facetten beinhaltet.

Die Entfesselte Frau eben.

Ob es auch etwas für dich ist?

Lass es uns herausfinden!

Ich bin bereit, wenn du es bist!

Alles Liebe,

Andrea

„The point is - are you awake?

Being awake is not going up into the Himalayas and doing mantras for the next 35 years, and it isn’t about waiting for some kind of light to shine.

It isn’t for the masters word.

It is simply following your nature.

Being yourself."

„Die Frage ist-bist du erwacht?

Denn beim Erwachen geht es nicht darum, in die Himalayas zu gehen und dort für die nächsten 35 Jahre Mantras aufzusagen, und es geht auch nicht drum auf ein helles Licht zu warten.

Es spielt keine Rolle, was irgendein Guru sagt.

Du darfst einfach deiner Natur folgen.

sei du SELBST."

- Ra Uru Hu

KAPITEL EINS – VON UNFRUCHTBARKEIT, VIDEOTHEKEN UND ENDOMETRIOSE

Das hier ist meine Premiere.

Ich schreibe mein allererstes Kapitel!

Ich bin also offiziell schon fast Autorin.

Dieses Projekt, dieses Buch, kommt von Herzen und ist sicherlich auch ein wichtiger Teil meines eigenen Verarbeitungsprozesses. Dieses Thema ist so komplex, dass es erst einmal abschreckt!

Wo soll ich denn überhaupt anfangen?

Während ich schreibe, sitze ich in „meinem“ Zimmer.

Richtig, mein Mann hat dementsprechend auch „sein“ eigenes Zimmer.

Ursprünglich war das Extrazimmer mal für ein Baby geplant.

In Gedanken hatte ich es schon bis ins kleinste Detail eingerichtet. Ich wusste schon, wo das Bettchen stehen sollte, der Wickeltisch und natürlich superwichtig: der Schaukelstuhl!

„Die schaukelnde Mama“ hat sich ganz fest in mein Gehirn eingebrannt. Keine Ahnung wieso!

Ich hatte lange keinen ausgeprägten Kinderwunsch.

Das kam bei mir erst sehr spät. Diese Frauen, die schon mit Anfang 20 ihre Hände nach jedem krähenden Säugling ausstreckten, konnte ich die längste Zeit überhaupt nicht verstehen.

Es sabbert und macht Krach!

Das starke Verlangen nach einem Baby kam dann erst in meinen späten 30ern.

Vor allem nach meinem ersten Abgang 2017 war er auf einmal da!

Bääm! Ich will auch!

Überall wo ich hinschaute, waren plötzlich Schwangere!

Glücklich grinsende, ihre Kugel vor sich hertragende, watschelnde Schwangere! Woher dieser Kinderwunsch auf einmal kam, habe ich erst viel später wirklich verstanden.

Es ist unglaublich was Hormone mit einem machen. Welche krasse Macht sie über einen haben. Auf eine schöne Art und Weise meine ich.

Auf einmal gehört dir dein Körper nicht mehr und du fragst dich, wo die Herzen in deinen Augen plötzlich herkommen.

Gepaart mit lähmender Müdigkeit versteht sich!

Das ist natürlich nur die Erfahrung aus meiner sehr kurzen siebenwöchigen Schwangerschaft.

Länger war mir leider nicht vergönnt!

Ich schreibe das mit einer gewissen Ironie. Manche Dinge im Leben kann man eben oft nur mit einer gewissen Portion Humor und Weitsicht ertragen.

Und egal wo du auf deinem Weg gerade bist, hoffe ich, dass ich dich ein kleines Stück begleiten darf!

Du hast einen unerfüllten Kinderwunsch und planst bereits eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik.

Du bist dir unsicher, wie du die geeignete Klinik findest, die genau zu euren Bedürfnissen passt.

ICSI? IVF? Hormone spritzen? Eileiterdurchlässigkeit? Insemination? Du bist verwirrt über die verschiedenen Möglichkeiten und Untersuchungen.

Du hast eine Endometriose Diagnose oder hast den Verdacht an Endometriose zu leiden. Was bedeutet das überhaupt und wie geht es jetzt weiter?

Du stehst vor deiner ersten Laparoskopie (Bauchspiegelung) und hast Angst vor dem Eingriff.

Du stehst vor der Entscheidung, eine Eizellspende in Betracht zu ziehen, und bist voll von widersprüchlichen Emotionen.

Anonyme oder offene Eizellspende? Du weißt nicht, welcher Weg der bessere ist.

Du hattest einen oder mehrere Abgänge bzw. Fehlgeburten und du kämpfst mit Ängsten und Zweifeln.

Es steht fest, dass dein Kinderwunsch unerfüllt bleiben wird. Du weißt nicht, wie es weitergehen soll.

Wie du die neue Lebenssituation annehmen und akzeptieren kannst.

Wie du deine Rolle als Frau neu definieren kannst.

Das sind einige der Themen, über die ich auf den nächsten Seiten berichten möchte. So wenig wissenschaftlich wie möglich, dafür mit so viel Gefühl und Tiefgründigkeit wie möglich!

Ich werde aus meinem eigenen persönlichen Nähkästchen plaudern.

Ich werde dich auf meinen emotionalen Rollercoaster mitnehmen.

Du wirst meinen Frauenarzt kennenlernen.

„Frau Hirsch, da unten bei Ihnen ist ein Minenfeld. Schaut gar nicht gut aus! Ich habe mein Bestes getan, aber da ist noch mehr!“

Der Typ ist der Knaller!

Du wirst mich auch des Öfteren im Zwiegespräch mit mir selbst erleben.

„Hallo Körper! Wir hatten ein paar OK Jahre zusammen. Aber wenn ich ehrlich bin, war der Großteil unserer gemeinsamen Zeit ziemlich beschissen! Darum möchte ich die Scheidung! Ich bin fertig mit dir!“

Stell dir eine Zwiebel vor. Die vielen Schichten, aus denen sie besteht. Die äußeren Schichten sind trocken. Aber je mehr Schichten du entfernst, desto feiner werden sie. Und desto feuchtere Augen bekommst du.

Und jetzt stell dir vor die vielen komplizierten medizinischen Fachausdrücke, mit denen du zugeballert wirst, die Medikamente, zu denen man sich den Beipackzettel lieber nicht durchliest, die Therapiemethoden, die du vielleicht schon erfolglos ausprobiert hast, und die Unmengen an Geld, die ihr schon ausgegeben habt ... Stell dir vor, all das sind auch Schichten. Wie bei der Zwiebel. Und wenn man diese Schichten langsam wegnimmt, was bleibt dann übrig?

Viele Emotionen, mit denen man sich entweder nie oder nur im stillen Kämmerchen alleine auseinandersetzt.

So viele Frauen leiden. Alleine. Manchmal auch weil sie keine Unterstützung vom Partner bekommen.

Wenn ein Kinderwunsch am Ende tatsächlich unerfüllt bleibt, liegt es in den meisten Fällen an körperlichen Ursachen.

Diese 5 Dinge solltest du unbedingt abgeklärt haben:

TOP 5 der häufigsten Gründe für Unfruchtbarkeit:

Hormonelle Störungen-oft werden in der Hirnanhangsdrüse zu geringe Mengen derjenigen Hormone produziert, die dafür sorgen, dass die Eizelle heranreift und es zum Eisprung kommt.

Diese Störungen sind häufig anlagebedingt.

Störungen der Eileiter-nicht selten kommt es zu Verklebungen der Eileiter, die verhindern, dass die Eizelle in die Gebärmutter gelangt. Oft sind diese Verklebungen die Ursache von zurückliegenden Unterleibsentzündungen oder Blasenentzündungen. Über meine eigene Eileiterdurchlässigkeitsuntersuchung werde ich auch noch berichten.

Endometriose-Endometriose ist eine chronische Erkrankung bei der sich der Gebärmutterschleimhaut ähnliche Zellen außerhalb der Gebärmutterhöhle ansiedeln: in den Eierstöcken, den Eileitern, am Darm, an der Harnblase oder auf dem Bauchfell.

Die dadurch entstehenden Zysten, Entzündungen und Verwachsungen verhindern sowohl das Wachstum als auch den Transport der Eizelle. Diese Krankheit ist so tückisch, weil sie in vielen Fällen unentdeckt bleibt. Bei mir wurde sie leider auch erst diagnostiziert, als es schon zu spät war.

Veränderte Anatomie-Polypen, Vernarbungen oder Myome in der Gebärmutter können die Einnistung verhindern. Die Gebärmutterspiegelung ist nur ein kleiner Eingriff, der aber sehr aufschlussreich sein kann.

Fortgeschrittenes Alter - Frauen ab 35 gehören schon zur Gruppe der Risikoschwangeren und mit jedem Tag sinkt die Qualität deiner Eizellen leider ab. Ich weiß, das will man nicht wirklich hören, aber so ist nun mal der Lauf der Dinge. Ich persönlich finde, dass man in diesem Bereich sehr viel durch seine Ernährung verbessern kann. Viel vollreifes Obst und Gemüse, am besten ohne Chemie. Die meisten von uns tun sich schwer jeden Tag die empfohlene Menge, nämlich zwischen sieben und zehn Portionen zu essen. Bevor du jetzt aber in die Apotheke läufst und dir irgendwelche hochdosierten, künstlich hergestellten Vitamine holst, lies gern erstmal weiter.

Okay, zugegeben, das war jetzt schon recht wissenschaftlich.

Und sehr wahrscheinlich hast du schon unzählige Tests und Eingriffe in deine Privatsphäre über dich ergehen lassen müssen.

Noch wahrscheinlicher hast du überhaupt keinen Bock mehr noch weitere Arzttermine zu planen.

Vielleicht bist du auch ungewollt kinderlos und kein Arzt oder Experte konnte dir jemals einen plausiblen Grund dafür nennen.

Dummerweise inkompatibel mit dem eigenen Partner.

Schöne Scheiße.

Was es auch immer ist, spielt ja schlussendlich gar keine Rolle.

Was am Ende bleibt, ist ja bei dir und mir und allen anderen Betroffenen das Gleiche.

Leere.

Ein Leben, das man sich komplett anders vorgestellt und erhofft hat.

Wie wenn man gerade noch im warmen, weichen Bett geschlummert hat und plötzlich kopfüber in eisig kaltes Wasser geschmissen wird.

Platsch.

Guten Morgen.

Das ist jetzt dein neues Leben.

Komm klar damit.

Ich weiß ganz genau, wie sich das anfühlt.

Ich weiß aber mittlerweile auch, dass nichts grundlos passiert.

„Wie jetzt? Willst du mir ernsthaft erzählen, dass es so sein SOLL, dass ich keine Kinder bekommen kann?“

Falls sich bei dir grad die Halsschlagader nach außen wölbt und du mir mein Buch samt Ratschlägen am liebsten auf meinen unnützen Uterus knallen würdest, kann ich das total verstehen.

Wer bin ich auch dir sowas zu sagen.

Wir kennen uns ja gar nicht.

Frechheit.

Für mich musste auch erst so einiges passieren, bevor ich mich getraut habe diese ganze verworrene Thematik mal von einer anderen Warte aus zu betrachten.

Du darfst mich also gerne jetzt erstmal doof finden.

Hauptsache du liest weiter.

Dass mein Körper komische Dinge fabrizierte, merkte ich schon relativ früh! Genau genommen schon bei meiner ersten oder zweiten Regelblutung! Ich muss dreizehn gewesen sein. Nie werde ich vergessen, wie ich zusammengekrümmt auf dem Sofa im städtischen Jugendzentrum lag und mich fragte, was da eigentlich gerade passierte.

Klar wusste ich, was es mit der Blutung an sich auf sich hatte, aber keiner hatte mir gesagt, dass es sich wie eine innere Zerfleischung anfühlen würde! Und das sollte jetzt jeden Monat so sein?

Puh, wenn ich damals gewusst hätte, was in dem Department noch alles auf mich zukommt, hätte ich mich für eine Geschlechtsumwandlung angemeldet.

Ich hatte tatsächlich jeden Monat Angst vor dieser Prozedur!

Was wusste ich mit dreizehn auch schon vom Innenleben meines Uterus? Es sollte noch über 20 Jahre dauern bis ich das erste Mal von Endometriose hören würden!

Falls du alles, was man über Endometriose wissen kann, schon gelesen hast, will ich dich nicht mit Fakten langweilen.

Falls du aber mit der Thematik noch nicht so vertraut bist, ist das hier für dich.

Die Ursache für Endometriose ist nach wie vor ungeklärt und selbst über die Entstehung sind sich die Experten uneinig! Was war zuerst da - die Henne oder das Ei? Die gängige Erklärung momentan ist, dass während der Periode Teile der Gebärmutterschleimhaut quasi rückwärts durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen und sich dort an verschiedenen Organen wie beispielsweise dem Darm, der Blase oder den Eierstöcken festsetzen. Das führt in den meisten Fällen zu schmerzenden Verwachsungen, Verklebungen der Eileiter und im schlimmsten Fall zu Unfruchtbarkeit. Aber ist das wirklich die korrekte Erklärung? Die andere Theorie ist, dass bereits bestehende Zellen an den betroffenen Organen mutieren und so besagte Probleme verursachen. Diese Zellen unterscheiden sich von denen der Gebärmutterschleimhaut. Wie du siehst, ist da einiges nach wie vor sehr unklar, aber wenn du mich fragst, ist da eins nicht besser als das andere.

Jede zehnte Frau leidet an Endometriose. Neuesten Hochrechnungen nach sogar jede siebte.

Zieh dir das mal rein! Diese Krankheit ist alles andere als selten und trotzdem dauert es durchschnittlich zwischen sechs und zehn Jahren bis es zu einer Diagnose kommt. Was läuft denn da bitteschön schief? In meinem Fall dauerte es leider sogar noch viel länger. Zu lang! Es gibt natürlich auch Frauen mit Endometriose, die keinerlei Schmerzen oder Probleme haben.

Mein Frauenarzt erzählte mir mal, dass er bei 70% der Kaiserschnitte Endometriose Gewebe entdeckt. Und die betroffenen Frauen seien ahnungslos!

Endometriose ist eine tückische kleine Hexe! Als ob es nicht schon reichen würde, dass der komplette Unterbauch betroffen sein kann, sprich Genitalbereich, Blase, Darm, Harnleiter und sogar Bauchnabel, kann es in seltenen Fällen auch vorkommen, dass Lunge, Leber und Haut infiltriert sind. Na herzlichen Glückwunsch!

Falls du wie ich auch Anfang der 80er geboren bist, weißt du schon, was in meinem Fall als Nächstes passierte. Richtig! Die Pille! Ich weiß nicht wie das heutzutage bei den jungen Mädels abläuft, aber zu meiner Zeit gab es da eine fast schon vorgegebene chronologische Reihenfolge:

Grundschule - Tanzsportclub/Ballett/Reitverein - Pille.

Ich weiß sogar noch, dass ich diejenige war, die meine Mama darauf aufmerksam gemacht hat, dass es doch mal Zeit wäre für den ersten Frauenarzt Besuch!

Und wenn du mit fünfzehn immer noch kein Rezept für die Anti-Baby-Pille hattest, dann warst du also wirklich spät dran!

Heute wissen wir, was dieser Hormoncocktail alles anrichten kann, aber damals wurde das null hinterfragt. Ganz im Gegenteil! Die Pille gehörte wie selbstverständlich zum Teenager Starter Paket für Mädchen dazu!

„Du hast Akne? Hier, die Pille!“

„Du schwitzt stark? Hier, die Pille!“

„Du hast Schmerzen während der Periode? Na das ist normal! Da musst du jetzt durch! Aber trotzdem, hier, die Pille!“

Ich startete mit einer „normalen“ Pille, aber nachdem ich dann während meiner Periode einmal in der Videothek vor Schmerzen ohnmächtig wurde, bekam ich das „Upgrade“ zur Minipille.

Erinnerst du dich noch an Videotheken?

Der abgetrennte Bereich für alles Nicht-Jugendfreie.

Teppich an den Wänden.

Zwei Mark extra, wenn man vergessen hatte, den Film zurückzuspulen.

Herrlich.

Von da an nahm ich also meine Pille durchgängig und hatte dementsprechend jahrelang meine Periode nicht mehr.

Ich verlor in dieser Zeit mehr und mehr die Verbindung zu meinem Körper. Man könnte sagen zu meiner Weiblichkeit. Irgendwann spürt man sich einfach nicht mehr.

Die Endometriose war natürlich weiterhin da. Sie schlummerte nur.

Sie ist der Grund, warum ich heute kinderlos bin. Sie hat über die Jahre meinen kompletten Fortpflanzungstrakt zerstört. Ein Eierstock und Eileiter wurden bereits entfernt, der andere Eileiter ist nicht mehr durchlässig und in meinem verbliebenen Eierstock ist kein Platz für Wachstum, weil er komplett von einer Endometriose Zyste ausgefüllt ist. Bye bye eigene Eizellen.

Eigentlich sollte ich sie hassen.

Das war auch lange Zeit so.

Aber mittlerweile habe ich meinen Frieden mit ihr gemacht.

Sie ist nicht mehr meine Feindin, sondern meine Begleiterin.

Sogar ein stückweit meine Lehrerin.

Hier geht es aber ja nicht nur um mich.

Es geht um die jungen Mädels von heute.

Es geht um die Frauen, bei denen es noch nicht zu spät ist.

Es geht um Prävention.

Es geht um Aufklärung.

Es geht um dich.

Was hätte ich also damals anders machen können?

Was hätten meine Eltern damals hinterfragen sollen?

Was solltest du heute als Elternteil eines Teenager Mädchens beachten?

In einem späteren Kapitel werde ich auf diese Fragen zurückkommen.

Diese Krankheit muss nicht unfruchtbar machen, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Und wenn man weiß, wie man mit ihr umzugehen hat.

Als Nächstes will ich dir aber von der ersten offiziellen Bekanntschaft mit meiner Endometriose erzählen.

„Understand deeply what it is you are, so that you are deeply aware of what you are not.“

„Entwickle ein tiefes Verständnis für alles, was du bist, damit du genau weißt, was du nicht bist.“

-Ra Uru Hu

KAPITEL ZWEI – EIN HOCH AUF MEINE EIERSTOCKZYSTE

Das war 2016!

Ohne die hätte ich vermutlich noch viel länger auf meine Endo-Diagnose warten müssen! Die Zyste war bereits so groß, dass mein Frauenarzt mich für eine Not-OP am nächsten Tag anmeldete!

Warum nennt man es eigentlich eine Not-OP obwohl immer noch eine Nacht dazwischen liegt?

Da war er also, der Tag meiner Laparoskopie!

Wobei sich „Bauchspiegelung“ ein bisschen weniger dramatisch anhört. Eigentlich ist es nicht mehr als ein kleiner Schnitt im Bauchnabel! Der Bauchraum wird dann mit Gas gefüllt, um Platz für die Instrumente zu schaffen!

Alles halb so schlimm!

Meiner Erfahrung nach ist die größte Herausforderung an dieser Prozedur, das Gas später wieder loszuwerden.

Ich weiß noch, dass ich ziemlich lange mit einem Blähbauch rumgelaufen bin.

Mir ist bewusst, dass sehr viele Frauen unheimliche Angst vor diesem Eingriff haben.

Immer wieder lese ich in diversen Endometriose Foren Dinge wie:

„Seit vielen Jahren bin ich mindestens zehn Tage des Monats außer Gefecht, weil meine Schmerzen so stark sind! Was macht ihr dagegen? Ich will unbedingt eine Bauchspiegelung vermeiden!

Habe solche Angst davor!“

Also ich persönlich finde Vollnarkosen ja toll!

Ja ich weiß, ist ein bisschen psycho ...

Finde es entspannend, so langsam wegzudämmern.

Das Aufwachen dagegen ist nicht so angenehm.

Ok, ich schweife ab. Zurück zum Thema.

Ich kann total verstehen, wo die Angst herkommt.

Es ist und bleibt eine Operation.

Man muss bereit sein, die Kontrolle abzugeben.

Und klar ist der Heilungsprozess dann auch mit Schmerzen verbunden.

Aber ganz ehrlich, die Alternative kann noch viel schlimmer sein, ohne dass man etwas davon ahnt.

„Erst der Schnitt, dann die Diagnose.“

Fieserweise ist das nach wie vor der Slogan, wenn du wirklich Gewissheit haben möchtest.

Endometriose Herde sind durch einen Ultraschall nur sehr selten zu erkennen.

Also ja, für eine bombensichere Diagnose kommst du um eine Bauchspiegelung nicht herum.

Es gibt natürlich auch alternativ viele Dinge, die du machen kannst.

Viele Fragen, die du stellen kannst.

Was hat meine Ernährung mit meiner Endometriose zu tun?

Könnte sie vielleicht sogar mit die Ursache sein?

Wie sehe ich mich als Frau?

Erlaube ich es mir selbst, meine Weiblichkeit zu leben?

Wie gehe ich mit meinen Emotionen um?

Wie viel davon habe ich über die Jahre unterdrückt?

Diese Themen hatten für mich zum Zeitpunkt meiner ersten Bauchspiegelung aber noch überhaupt keine Relevanz.

Ich wusste ja noch nicht einmal, dass ich Endometriose hatte.

Wenn ich aber gerade über operative Eingriffe im Zusammenhang mit Endo schreibe, möchte ich definitiv klarstellen, dass es da noch eine komplett andere Welt an Optionen gibt.

Diese Welt durfte ich aber erst viel später kennenlernen und ich werde in späteren Kapiteln auch noch darüber berichten.

Ich sage nicht per se, dass eine Operation der einzig richtige Weg ist.

Für mich persönlich steht aber fest, wenn die Herde Schmerzen auslösen und das alltägliche Leben verhindern oder beeinträchtigen, oder sogar das Risiko besteht, dass andere Organe geschädigt werden, dann muss das Zeug raus! Lieber früher als später!

Als ich an diesem Tag meine Infusion für die Narkose gelegt bekam, wusste ich noch nicht, dass dieser Eingriff mein Leben verändern würde!

Seit meinen frühen 20ern litt ich unter anderem an ständig wiederkehrenden Darmkoliken. Und wenn ich schreibe Kolik, dann meine ich keine Krämpfe. Nein, ich meine Kolik!

Diese Art von Schmerz krümmt deinen Rücken, wie den einer alten Frau.

Er schickt dich weinend und zitternd auf den Badezimmerboden.

Diese Art von Schmerz ist so intensiv, dass er Übelkeit auslöst und dir schwindelig wird.

Er macht ohnmächtig!

Zusammen mit allen anderen chronischen Schmerzen, die mich schon über viele Jahre begleiteten, der ständigen Müdigkeit, den Fieberschüben und regelmäßigen Entzündungen in meinem Körper, bekam ich nach gefühlten 200 plus Bluttests damals mit Mitte 20 endlich eine Diagnose.

Autoimmunerkrankung. Genaugenommen eine Mischkollagenose. Mein Immunsystem hatte also ständig das Gefühl, mich gegen Angreifer verteidigen zu müssen.

Nur dass die vermeintlichen Angreifer meine eigenen Organe waren, mein eigener Körper, das schnallte es irgendwie nicht.

Niemand weiß so recht wieso und die Symptomatik ist immer noch sehr komplex.

Da waren keine Bakterien oder Viren denen ich hätte die Schuld geben können.

Mein Körper bekämpfte sich selbst.

Na vielen Dank auch!

Die Folge: Immunsuppressiva! Medikamente, die das Immunsystem komplett aushebeln.

Die dafür sorgen, dass es seine Arbeit nicht mehr tun kann.

Nämlich den Körper zu schützen. Ziemlich sinnfrei, wenn du mich fragst!

Damals war ich jung, aber mein Körper fühlte sich an wie der einer alten Frau. Ich war es so leid ständig Schmerzen zu haben.

Ich hatte vergessen, wie es sich anfühlte, ohne Schmerzen aufzuwachen. Die Frage war nicht ob, sondern wie schlimm.

An manchen Tagen war ich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch vollkommen am Ende. Ich konnte nicht mehr.

Also nahm ich diese Medikamente. Jahrelang. Sie machten alles ein wenig erträglicher, aber schmerzfrei war ich dadurch trotzdem nicht.

Und selbst wenn, hätte es meine Ärzte null tangiert.

Es fragte ja auch keiner nach.

„Frau Hirsch, ich sehe Sie füllen heute ihr Rezept wieder auf? Zum 587. Mal. Wie geht es Ihnen denn? Verbesserungen?

Verschlechterungen?“

Hah, das wäre ja mal ein Service gewesen.

Ich war einfach nur eine Nummer.

Mittel zum Zweck, um die Mühlen der Pharmaindustrie am Laufen zu halten. Ich als Person, als Mensch, war ihnen vollkommen egal.

Dann kam der Tag, an dem ich beschloss, die Pille abzusetzen.

Und die Immunhemmer gleich noch dazu!

Ich wollte das ganze Gift raus aus meinem Körper! Nicht mehr nur auf Symptome reagieren. Ich wollte verstehen, was da in meinem Körper passierte. Und warum!

Das ist übrigens auch der Zeitpunkt, an dem die meisten Frauen das erste Mal von ihrer Endometriose erfahren.

Wenn sie die Pille absetzen, weil sie keinen Bock mehr auf künstliche Hormone haben, oder weil ein Kinderwunsch besteht, oder aus welchem Grund auch immer.

Der Zeitpunkt des ersten Rendezvous sozusagen!

„Hey! Hier ist deine Endometriose! Kannst mich auch gerne Endo nennen. Mensch, wird ja auch Zeit, dass wir uns endlich kennenlernen. Ich habe schon so viel von dir gehört! Du hast jetzt also einen Kinderwunsch und hast deshalb die Pille abgesetzt. Ja blöd, da muss ich dich jetzt leider enttäuschen. Deine Eileiter funktionieren nämlich nicht mehr! Aber war echt nett, mit dir zu plaudern!“

Zurück im Aufwachraum.

Mein Frauenarzt beugte sich mit besorgtem Gesicht über mich und erzählte mir zum ersten Mal in meinem Leben etwas von einer chronischen Erkrankung genannt Endometriose.

Ich war verwirrt. Was war denn aus der Zyste geworden?

Er erklärte mir in groben Zügen, was da im Körper passierte.

Natürlich mit viel Einfühlungsvermögen, wie immer!

„Frau Hirsch, da unten bei Ihnen, Sodom und Gomorrah. Schaut gar nicht gut aus!“

Wie sich herausstellte, war mein Darm zerfressen von Endometriose Herden. Tief infiltriert. Sehr altes Gewebe.

Gewuchert über viele Jahre.

Und es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Meine Koliken hatte ich mir nicht eingebildet. Die Schmerzen waren echt. Ich hatte keine Macke!

Wenn man jahrelang von Arzt zu Arzt, von Spezialist zu Spezialist rennt, und keiner einem wirklich helfen kann, keiner eine plausible Erklärung hat, dann fängt man schonmal an, an sich selbst zu zweifeln!

Am eigenen Verstand.

Der eigenen Zurechnungsfähigkeit.

Was, wenn organisch alles in bester Ordnung ist?

Was, wenn sich mein Kopf diese Schmerzen ausgedacht hatte?

Wie sich noch herausstellen sollte, war bei mir organisch so einiges NICHT in bester Ordnung! Vor allem „unten rum“!

Dazu aber später mehr!

Ich war also nicht „plemplem“.

Was für eine Erleichterung.

Zwar war ich jetzt Endometriose Patientin, aber nach all den Jahren der Unsicherheit, konnte ich damit nun endlich etwas anfangen.

Was ich auch noch oft lese, ist Folgendes:

„Vor einem Monat hatte ich meine 7. Bauchspiegelung innerhalb der letzten drei Jahre. Die Schmerzen sind schon wieder zurück.

Wie kann das sein? Mein Arzt rät mir von einem erneuten Eingriff ab, aber wie soll es dann weitergehen? Hilfe!“

Wie krass ist das denn bitteschön?

„Nach der Bauchspiegelung, ist vor der Bauchspiegelung!“

Für viele Endometriose Betroffene leider Realität.

Falls du jetzt gerade denkst: „Willkommen in meinem Leben!“, solltest du unbedingt weiterlesen!

Wenn deine erste Bauchspiegelung erst ansteht, umso wichtiger!

Vielleicht liest hier auch die ein oder andere Frau mit, die noch viel Schlimmeres durch hat!

Ich sag nur: Künstlicher Darmausgang!

Wusstest du, dass es zwei unterschiedliche Arten der Entfernung von Endometriosegewebe gibt?

Die Abtragung und das Herausschneiden.

Du siehst, ich werfe nicht mit medizinischen Fachausdrücken um mich. Gut verständlich muss es sein!

Bei der Abtragung wird lediglich die Oberfläche der betroffenen Zellen „abgebrannt“.

Ganz nice für den Anfang, aber was passiert mit den Zellen untendrunter? Richtig, die wachsen fröhlich weiter!

Nicht so geil!

Das bedeutet also, dass im besten Fall ALLE der betroffenen Zellen entfernt werden müssen. Dazu muss leider auch tief geschnitten werden. Das verlängert den Heilungsprozess, aber die Chancen zukünftig erstmal OP-frei zu bleiben, steigen!

Wenn du dich also für eine Bauchspiegelung entschieden hast, egal ob zum Ersten oder zum 15. Mal, dann sei nicht schüchtern und stell direkte Fragen!

Wie genau werden die Herde entfernt?

Welches Werkzeug wird dafür benützt?

Werden die Zellen abgebrannt oder herausgeschnitten?