Die Essenz der Heldenreise Leben - Carina El-Nomany - E-Book

Die Essenz der Heldenreise Leben E-Book

Carina El-Nomany

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Beschreibung

Die Sicht auf das Leben als Heldenreise kann sehr heilsam sein, dies haben schon große Denker wie Joseph Campbell, Carl Gustav Jung und später Stephen Gilligan und Robert Dilts sowie Paul Rebillot und weitere festgestellt. Die Autorin Carina El-Nomany hat basierend darauf ein eigenes, sehr effektives Instrument entwickelt: Die Essenz der Heldenreise Leben. Es ist sowohl in Einzelcoachings als auch in Business Trainings und in der Führungskräfteentwicklung anwendbar. In ihrem Buch stellt sie das Instrument der Essenz der Heldenreise Leben ausführlich als Selbstcoaching-Instrument vor sowie in der Anwendung im professionellen Coaching und in Seminaren. Anhand ihrer persönlichen Heldenreise sowie fünf weiterer konkreter Beispiele zeigt sie sehr praxisnah und leicht nachvollziehbar das konkrete Vorgehen bis hin zur Extraktion der jeweiligen Essenz sowie die Relevanz für den Coachee und seinen weiteren Weg. Es ist erstaunlich, mit welchem geringen Zeitaufwand hier ein enormer Heilungseffekt erzielt wird! Der Einbindung der Essenz der Heldenreise Leben in den Heilungsprozess sowie der Kombination mit Ritualen widmet Carina El-Nomany ein eigenes Kapitel. Ihr Werk richtet sich sowohl an Menschen, die persönlich auf der Suche nach wirkungsvollen Instrumenten zur Entwicklung und Heilung sind, als auch an jene, die sich professionell mit Persönlichkeitsentwicklung befassen – also an Coaches, Berater, Therapeuten, Schamanen und Heiler. Ihre Überzeugung: „Das Leben ist eine Heldenreise, die es zu meistern gilt, um an den Herausforderungen zu lernen und zu wachsen! Ich stehe zwischen Feder und Flipchart genau am richtigen Platz, um Menschen und Organisationen dabei zu unterstützen. Das ist Teil meiner Heldenreise und meiner Bestimmung."

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Carina El-Nomany

Die Essenz der Heldenreise Leben

Ein Instrument zur persönlichen Entwicklung und Heilung

Kreutzfeldt digital

Dieses Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil dieses Werkes darf – auch nicht auszugsweise – in irgendeiner Form oder durch irgendein Verfahren genutzt, reproduziert oder durch Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, vervielfältigt, übersetzt oder in irgendeiner Form verbreitet werden. Jede Verwertung in den genannten oder in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf deshalb der vorhergehenden schriftlichen Einwilligung des Verlags.

Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen. Eine Haftung der Autorin oder des Verlags ist ausgeschlossen.

Besuchen Sie uns im Internet:

www.kreutzfeldt-digital.de

ISBN 978-3-86623-582-3

© 2017 Kreutzfeldt digital, Hamburg

Foto Autorin: Alexander Aretz, Wiesbaden

Covermotiv: © Carina El-Nomany

Alle Rechte vorbehalten.

* * *

Ich widme dieses Buch in Liebe und Dankbarkeit meinem Vater Manfred und meiner Mutter Waltraud, die mir das Leben geschenkt haben und die mir zugleich Begleiter, Helfer, Weise, Dämonen, Drachen, Feen und Zauberer auf meiner Heldenreise durch das Leben waren.

* * *

» Wir sind nicht menschliche Wesen, die eine spirituelle Erfahrung machen, sondern spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen. «

Pierre Teilhard de Chardin

Inhalt

Einführung: Die Relevanz der Essenz der Heldenreise Leben

Kapitel 1: Die Essenz der Heldenreise Leben als Selbstcoaching-Instrument

1.1 Die Heldenreise

1.2 Der Lebensbaum

1.3 Die Essenz – Lektionen, Geschenke und Transformation

1.4 Würdigung und Dankbarkeit

1.5 Die Fortsetzung der Heldenreise im vollen Potenzial

1.6 Ihre persönliche Vision

Kapitel 2: Die Essenz der Heldenreise Leben als Methode im Coaching

2.1 Der Kontext

2.2 Die Rolle, Aufgaben und Haltung des Coaches

2.3 Die Vision – Leben im vollen Potenzial

Kapitel 3: Beispiele – sehr verschiedene Essenzen des Lebens

3.1 Britta : Ein schmerzhafter Verzicht aus Liebe

3.2 Renate: E.H. – Einverstanden Honecker

3.3 Carsten: Der Diplomat

3.4 Alexander: Der Freie

3.5 Anne: Die „große Klappe“

Kapitel 4: Die Essenz der Heldenreise Leben in Seminaren

4.1 Die „kleine“ Essenz der Heldenreise Leben im Business Training und in der Führungskräfteentwicklung

4.2 Die „große“ Essenz der Heldenreise Leben in Seelenseminaren

Kapitel 5: Die Heldenreise und Rituale

5.1 Schaffung eines heiligen Raumes: ein Gebet

5.2 Rituale zur Dankbarkeit und Würdigung

5.3 Rituale zum Vergeben und Verabschieden

Anhang

Danksagung

Die Autorin – Carina El-Nomany

Literaturverzeichnis

Glossar

Kontaktdaten Schamanen

Einführung: Die Relevanz der Essenz der Heldenreise Leben

Wir sind nicht auf der Welt, um möglichst ohne größere Vorkommnisse durch das Leben zu gehen, sondern um Erfahrungen zu machen, die unsere Seele wachsen und reifen lassen.

Nach Alberto Villoldo

Das Leben als eine Heldenreise zu betrachten, ist eine Sichtweise, mit der wir Menschen uns grundsätzlich gut fühlen, weil sie unserem Leben auch dann Bedeutung gibt, wenn vermeintlich „nicht viel los ist”.

Einige von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser1, unternehmen möglicherweise größte Anstrengungen, damit Ihr Leben eben ohne größere Vorkommnisse geschieht. Auch das genaue Gegenteil kann der Fall sein: Wir tun viel, damit wir uns und unserem Leben doch etwas Bedeutung geben.

Diejenigen unter Ihnen, die schon ein Stück Leben hinter sich haben, wissen, dass es unmöglich ist, den „Vorkommnissen” aus dem Weg zu gehen, und dass selbst das vermeintliche „Nichtgeschehen” Leben ist, mit dem Freude oder Schmerz verbunden sein kann.

Dieses Buch richtet sich deshalb vorwiegend an Menschen, die persönlich auf der Suche nach wirkungsvollen Instrumenten zur Entwicklung und Heilung sind, sowie an jene, die sich professionell mit Persönlichkeitsentwicklung in Einzelarbeit befassen – also an Coaches, Berater, Therapeuten, Schamanen und Heiler.

Ich arbeite in diesem Buch mit der These, dass jedes Leben heldenhaft ist, auch wenn es manchmal auf den ersten Blick nicht so erscheint.

Jedes Leben ist heldenhaft.

Dass die Sicht auf das Leben als Heldenreise eine sehr heilsame sein kann, das haben schon große Denker wie Joseph Campbell, Carl Gustav Jung und später Stephen Gilligan und Robert Dilts ebenso wie Paul Rebillot, Melissa Kay und Franz Mittermair festgestellt.

Bereits Campbell machte in seinem Buch Der Heros in tausend Gestalten deutlich, dass Menschen die Heldengeschichten in Mythen und Religionen immer schon brauchten, um Heilung zu erreichen, sei es individuell oder auch kollektiv, weil diese „nicht vom Gehirn entworfen, sondern vom Herzen erfahren werden”.

Ausgehend von diesem Gedanken haben insbesondere Gilligan und Dilts sowie Rebillot therapeutische Instrumente entwickelt, die analog den von Campbell aus Mythen und Religionsgeschichten herausgefilterten Mustern den Stationen einer Heldenreise entsprechen – vom „Ruf in das Abenteuer” bis zur späteren „Integration“ des Erlebten in das eigene Leben.

Ich selbst habe die Perspektive der Heldenreise erstmalig im Rahmen meiner schamanischen Ausbildung in der Lichtkörperschule von Alberto Villoldo kennengelernt. Die damalige Erfahrung war für mich persönlich so nachhaltig und heilsam, dass ich einen Weg gesucht habe, diesen doch eher spirituellen oder therapeutischen Ansatz in meine Arbeit als Business-Coach zu integrieren. Ich wollte möglichst einen ebenso intensiven Heileffekt erreichen und gleichzeitig meinen Coachees, die überwiegend aus dem Management kommen, eine Brücke bauen, über die sie leichter gehen können.

Ich betrachte das Leben jedes meiner Coachees als Heldenreise und berge mit ihm oder ihr die Essenz seiner bzw. ihrer Heldenreise Leben.

Die Essenz, das sind die Geschenke des Lebens, die Lernerfahrungen, Prägungen, Verletzungen und die sich daraus ergebende, logische Bestimmung für den weiteren Weg.

Die Lebensgeschichte und die Essenz der Heldenreise Leben sind zwei unterschiedliche Dinge. Die Essenz ergibt sich aus der Lebensgeschichte und beschreibt die Transformation, die bereits dadurch erfolgt ist, dass der Mensch seine Erfahrungen gemacht hat.

Wie diese Essenz extrahiert wird – im Selbstcoaching, im Coaching oder auch in der Therapie –, darum geht es in diesem Buch.

Die Essenz wirkt wie eine ganz individuelle Medizin. Die regelmäßige Einnahme hilft, alte Wunden zu heilen!

Meine Erfahrung nach drei Jahren Arbeit mit diesem Instrument zeigt, dass die Essenz wie eine ganz individuelle Medizin für den Klienten wirkt. Die Einnahme – das regelmäßige Lesen, Hören und Fühlen der eigenen Essenz – hilft, alte Wunden zu heilen und aus leidvollen Erfahrungen Ressourcen zu generieren. Sie hilft zu verstehen, warum und wozu möglicherweise etwas geschehen ist, und zeigt das wahrhaft Heldenhafte, manchmal das reine „Überleben“. Dies erfüllt den Empfänger mit Demut und Achtung vor dem Leben und seiner Selbst. Das ist ein kraftvoller Zustand!

DieEssenz der Heldenreise als Entwicklungsinstrument bietet die Möglichkeit, eine neue Perspektive auf das eigene Leben zu erhalten. Den größten Heileffekt hat die Helden-Perspektive sicher, wenn das eigene Leben bisher als Opfergeschichte betrachtet wurde und nun eine völlig neue Deutung erfolgt. Die möglichen Effekte sind so groß und der Aufwand ist dagegen so überschaubar (4 bis 7 Stunden), dass ich es von Herzen wert fand, dieses Instrument mit vielen zu teilen, damit Sie diese Arbeit mit sich selbst ebenso machen können wie mit Ihren Klienten.

Kernanliegen der Essenz der Heldenreise Leben

▪Die „Lebensessenz“ der wichtigsten Erfahrungen wie einen Schatz zu heben, zu würdigen und daraufhin zu betrachten, welche Bestimmung sich aus diesem Potenzial und den „Geschenken“ des Lebens ergibt

▪Tiefgehende Veränderung, Heilung und Ausrichtung in kurzer Zeit zu erlangen

Selbstverständlich sollte jeder Profi seine eigene Essenz kennen und als Medizin gekostet haben. Deshalb beginne ich dieses Buch mit der Beschreibung der Extrahierung der Essenz im Selbstcoaching.

Anschließend beschreibe ich einen Standard für das Vorgehen im Coaching.

Anhand vieler Beispiele werde ich verdeutlichen, wie heilsam selbst „fremde” Essenzen für unsere Seelen sein können. Gleichzeitig werde ich zeigen, dass es dennoch, wie bei homöopathischen Mitteln, auf die genaue Dosierung und Abstimmung auf das ganz Eigene ankommt.

Abschließend möchte ich in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Ritualen in unserer Arbeit als Coaches hervorheben. Diese kommt mir auch in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen immer noch zu kurz. Dabei ist es unerheblich, ob wir ein Ritual gemeinsam mit unserem Klienten durchführen oder dieser für sich allein. Dinge wie „Danke sagen“, „Abschied nehmen“, „um Hilfe bitten“ sollten meiner Ansicht nach Selbstverständlichkeiten des Lebens werden.

Dafür muss man/frau kein Schamane sein. Ich persönlich musste allerdings erst Schamanin werden, um mich wieder daran zu erinnern.

Ich wünsche Ihnen nun Inspiration durch die Essenz der Heldenreise Leben und Heilung durch die Einnahme Ihrer eigenen Medizin.

Carina El-Nomany, im Februar 2017

Kapitel 1:Die Essenz der Heldenreise Leben als Selbstcoaching-Instrument

1.1   Die Heldenreise

Ich bin schon oft gefragt worden, ob das überhaupt geht, die Essenz im Selbstcoaching zu erarbeiten. Meine klare Antwort: Ja, das geht!

Was Sie dafür brauchen?

▪Etwas Ruhe und Zeit (mindestens einen halben Tag – eher einen ganzen)

▪Neugier und die Bereitschaft, einmal anders auf Ihr Leben zu schauen und sich auf ungewöhnliche Fragen und Vorstellungen einzulassen

▪Vertrauen in Ihre Intuition

▪Mut zu fühlen

▪Ein schönes Notizbuch und einen Stift und/oder bunte Stifte und ein Zeichenblatt

▪Eine brennende Kerze (nur im Haus)

Ich gehe davon aus, dass Sie, liebe Leserin und lieber Leser, sowieso eher zu denen gehören, für die Selbstreflexion kein Fremdwort ist, und dass Sie darin geübt sind, sonst hätten Sie sich wohl kaum dafür entschieden, bis hierin zu lesen.

Wählen Sie für den Rückblick auf Ihr Leben ein ruhiges Plätzchen im Haus und zünden Sie eine Kerze an. Oder gehen Sie in die Natur. Wichtig ist, dass Sie an dem gewählten Ort nach Möglichkeit für einige Stunden ungestört bleiben können.

Zunächst geht es darum, Ihr Leben von Anfang an anzuschauen. Lassen Sie sich dabei von der unten formulierten Thesen und den daran anschließenden Fragen leiten.

Schreiben Sie das Wesentliche auf, ohne dass es gleich ein Roman werden muss.

Wer gar nicht schreiben mag, kann sich für die kürzere Variante entscheiden und sein Leben ausschließlich in Form eines Lebensbaumes darstellen, wobei ein besonderer Fokus auf den Wurzeln liegen wird. Dazu im nächsten Kapitel mehr.

Die Darstellung des Lebensbaumes empfehle ich auch allen anderen! Er hat eine solche Symbolkraft – ich schaue auf meinen Lebensbaum, den ich 2010 gemalt habe, immer noch gern. Er ist so ein prägendes Bild, das Ihre Heldengeschichte wunderbar visualisiert.

Und, ich erinnere nochmal daran: Ihre Lebensgeschichte ist noch nicht die Essenz Ihrer Heldenreise Leben. Diese werden wir später „heben“.

Für den Blick auf Ihr eigenes Leben als Heldenreise arbeiten wir mit folgender These:

Das Leben ist von Anfang an eine Heldenreise, die es zu meistern gilt, um an den Herausforderungen zu lernen und zu wachsen!

Wenn wir diese Aussage ernst nehmen, dann beginnt das Abenteuer Leben bereits mit den Eltern. Ob wir es nun leicht hatten mit ihnen oder extrem schwer, sie sind unsere Wurzeln und sie haben mit allem, was sie sind oder waren, und auch mit allem, was sie nicht sind und waren, unser Leben und den „Ruf in das Abenteuer“ wie Campbell es ausdrücken würde, maßgeblich geprägt. Sie sind nach der Heldenreise Campbells unsere ersten Reisegefährten und häufig auch unsere ersten Drachen und Dämonen. Dazu später mehr.

Manche Leser wünschen sich Beispiele, andere stört dies beim Erfassen der Methodik. Um es den Ersteren leichter zu machen, werde ich meine eigene Lebensgeschichte und meine eigene Essenz hier als Beispiel weitestgehend einarbeiten. Diese Ausführungen stelle ich im Text kursiv dar, so dass diejenigen, die diese Teile überspringen möchten, dies leicht tun können.

Am Ende dieses Kapitels finden Sie zudem einen zusammenfassenden Überblick über die Leitfragen für die Herangehensweise an Ihre Heldengeschichte. Wer es also eilig hat und die „Management-Fassung“ vorzieht, der kann direkt dort hinspringen.

Noch ein Tipp: Eine gute Möglichkeit ist auch, sich die Leitfragen – wie eine Meditationsanleitung – zuvor auf Band zu sprechen. Dann können Sie sich diese anhören und zunächst einmal nur Ihren inneren Bildern und Ihrer inneren Stimme folgen. Schreiben werden Sie dann erst anschließend.

Ich möchte Sie nun einladen, sich auf Ihre Lebenswurzeln, auf Ihren Ruf ins Abenteuer zu besinnen. Gerade wenn der Eintritt in Ihre Heldenreise Leben vielleicht „nicht so einfach war“, möchte ich Sie ermuntern, genau hinzuschauen und zunächst einmal alles zu benennen. Lassen Sie sich möglicherweise davon überraschen, wenn Sie sich Ihre Lebensgeschichte heute etwas anders erzählen, als vielleicht einige Male zuvor.

Vielleicht ermutig Sie dabei diese kleine (wahre) Geschichte:

Die Botschaft der schönsten Blume

In einem der letzten Sommer joggte ich meine Strecke durch den Wald. Für mich ist Laufen Meditation in Bewegung. Ich freue mich an meinem Atem, am Pulsieren des Blutes in meinem Körper, dem stärkeren Herzschlag ... einfach an meiner Lebendigkeit.

Ein Stück meiner Laufstrecke führt den Berg hinauf.

Schon von weitem sehe ich eine große Fingerhutpflanze. Es ist, als würde sie oben am Berg stehen und auf mich warten. Sie zieht mich magisch an.

Ich komme näher. Ganz nah. Und sehe, wie schön sie ist. Wow!

So beeindruckend schön. Sie scheint eine Königin zu sein. Hinter ihr ein ganzer Hofstaat von Fingerhutpflanzen, aber keine so prächtig, so perfekt, wie diese.

Ich gehe ganz dicht heran und verneige mich vor ihr, als Zeichen meiner Demut vor ihrer Schönheit und vor der Schöpfung. Und als ich mich so über die Pflanze neige, bemerke ich, dass meine Füße auf getrocknetem Pferdemist stehen und dieser Fingerhut seine Wurzeln darin hat.

Ich muss unwillkürlich lachen, denn das ist wohl die eigentliche Botschaft dieser schönen Pflanze an mich und an Sie ...

Wenn Sie auf Ihr Leben schauen: Welcher Mist war der Dünger Ihres Lebens, woran haben sich Ihre Wurzeln genährt und was hat dafür gesorgt, dass Sie in Ihrer ganzen Schönheit heute da sind?

Wir betrachten als den „Ruf ins Abenteuer Leben“ den Moment, als unsere Eltern uns empfangen haben.

Was wissen Sie darüber? Ja genau, über den Liebesakt Ihrer Eltern, als Sie gezeugt wurden? Was vermuten Sie, wie es war, als Ihre Eltern zusammenkamen, um Sie zu empfangen? War es lustvoll, freudig, hingebungsvoll, liebend, zärtlich, brutal, banal, ... ?

Als ich meine Mutter danach fragte, war ich bereits 40 Jahre und sie selbst schon 60 Jahre alt. Es hatte für mich etwas sehr Schönes zu sehen, dass sie leicht errötete. Sie erzählte mir mit einem verlegenen Lächeln, dass ich wohl nach einer Geburtstagsfeier auf dem Rücksitz des neuen Autos meines Vaters entstanden sei. Mein Vater war 15 Jahre älter als meine Mutter und meine Mutter mit ihren damals 19 Jahren sehr hübsch. Die beiden waren noch nicht verheiratet und waren verliebt.

Das klang für mich nach sehr viel Lust und Lebensfreude. Es hat für mich bis heute etwas sehr Tröstliches, mir vorzustellen, ich sei mit Freude empfangen worden – auch, wenn es ganz sicher nicht die bewusste Absicht der beiden war, ein Kind zu zeugen. Gleichzeitig sind sie das Risiko nun mal voll eingegangen.

Einer meiner großen Lehrer, Ralph Metzner, Psychologe, Schamane und Alchemist, hat mir sehr geholfen, indem er mir folgendes Bild mitgegeben hat:

„Stell dir vor, du hättest mit deinen Eltern schon vor deiner Geburt ein Seelenmeeting gehabt und sie hätten sich bei dir beworben, deine Eltern werden zu dürfen.“

Also lade ich Sie heute ebenfalls dazu ein ...

Stellen Sie sich vor, Sie hätten mit Ihren Eltern schon vor Ihrer Geburt ein Seelenmeeting gehabt und sie hätten sich bei Ihnen beworben, Ihre Eltern werden zu dürfen.

Und er sagte weiter: „Und stell dir weiter vor, du hättest sie danach gefragt, welchen Beitrag sie leisten würden, um deine Seele zum Wachsen zu bringen, vor welche Herausforderungen sie dich stellen würden und welche Bedeutung du für sie hättest. Und stell dir noch weiter vor, nachdem du dich für sie entschieden hast, hättet ihr euch gegenseitig etwas versprochen. Und auf dieser Ebene, da wo eine Begegnung der Seelen stattfindet, gibt es nur Liebe. Alles wird aus Liebe vereinbart!“

Wem es schwerfällt, dieser Betrachtung zu folgen, dem empfehle ich vorab die Geschichte von Neal Donald Walsh: Die kleine Seele spricht mit Gott (vgl. Kapitel 2.2.1.).

Die Antworten, die mir damals dazu kamen, waren sehr heilsam. Und sie wirken bis heute nach. Auch deshalb teile ich Ralphs Fragen gern, ebenso wie meine Antwort und mein inneres Bild dazu:

In meiner Vorstellung haben meine Eltern mir gegenüber offen zugegeben, völlig überfordert zu sein, mit sich und dem Leben. Sie versprachen, dass sie es ehrlich versuchen wollten, in diesem Leben miteinander und als Familie aber scheitern würden. Damit würden sie mir die Gelegenheit geben, sehr früh auf mich selbst angewiesen zu sein und Qualitäten zu entwickeln, die mir ein Überleben sicherten, das nicht darauf vertrauen konnte, dass sie für mich da seien. Ich würde mich sehr einsam fühlen, früh erwachsen werden und Verantwortung für mich und andere übernehmen. Daraus würde ich eine Ernsthaftigkeit entwickeln, die mir später im Leben sehr zugute kommen würde. Außerdem würde ich mit ihnen Gewalt erleben und dadurch aus Angst Strategien entwickeln, Konflikte zu umgehen. Ich würde wissen, was Todesangst heißt, und auch das würde mir irgendwann als Erfahrungsschatz dienen, um anderen zu helfen. Es würde zu meinem Lebensweg werden, mich meiner Angst zu stellen, um sie zu überwinden.

Auf die Frage, welche Bedeutung ich für sie hätte, antworteten meine Eltern in meiner Vorstellung mit: „Du wirst für uns eine Freude sein. “ Und mein Versprechen an sie lautete: „Ich will für euch eine Freude sein.“

Welche Antworten kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie in sich hineinhorchen und sich vorstellen, Sie hätten schon vor Ihrer Geburt eine Verabredung mit Ihren Eltern gehabt? Wenn Sie sich ausmalen, Sie hätten sich genau für diese Eltern entschieden? Was mögen wohl die Gründe gewesen sein? Welche Herausforderung hat Ihre Seele mit diesen Eltern gesucht bzw. auch gefunden?

Dabei gibt es kein gut oder schlecht. Es geht auch nicht darum, ob Ihre Antworten objektiv wahr sind oder nicht. Es geht vielmehr darum, was Ihre innere Stimme intuitiv dazu sagt, es geht um Ihr inneres Wissen, rückblickend, vor dem Hintergrund dessen, was Sie mit Ihren Eltern erlebt haben.

Lassen Sie sich jetzt für einen Moment auf die folgende Vorstellung ein, nicht mehr und nicht weniger: Wenn Sie sich nur für einen Augenblick auf den Gedanken einlassen, dass alles aus Liebe geschehen wäre …

Fühlen Sie, was Ihnen Ihre innere Stimme dazu sagt. Fühlen ist bereits ein wesentlicher Heilungsaspekt. Sollten Sie kühl, distanziert und nüchtern sein, dann nehmen Sie auch das nur wahr. Es gibt kein richtiges oder falsches Gefühl. Und Kühle, Distanz und Nüchternheit können ein guter Schutz sein. Ich weiß, wovon ich da spreche.

Für diejenigen unter Ihnen, für die das wie eine völlige Zumutung wirkt: Machen Sie hier eine kurze Pause und setzen Sie einfach mit der nächsten Frage fort. Es kann durchaus sein, dass die Zeit für diese Perspektive noch nicht reif ist, und dann ist das völlig in Ordnung.

Von diesem vorgeburtlichen Bild gehen wir weiter zu Ihrem Eintritt in das Leben. Die Schwangerschaft! Wie war Ihre Mutter schwanger mit Ihnen? Mit welchen Gedanken und Gefühlen hat sie Sie getragen? Mit welchen Gedanken und Gefühlen hat Ihr Vater Sie erwartet? Was hat das möglicherweise mit Ihnen gemacht, wie hat es Sie auf das Leben eingestimmt?

Waren schon Geschwister da? Wie „empfangsbereit“ waren diese für Sie? Mit welchen Gefühlen wurden Sie für dieses Leben erwartet? Und wenn Sie zu diesem Zeitpunkt schon bewusst hätten denken können, welche Ansage hätten Sie dem Leben, dem Ruf in das Abenteuer gemacht?

Wenn ich hineinspüre und einen Moment still werde mit diesen Fragen, dann kann ich die Vorfreude und die Verunsicherung meiner Eltern spüren. Meine Mutter war 19 Jahre alt und ich bin genau an ihrem 20. Geburtstag geboren. Sie war aufgeregt und gleichzeitig auch unbekümmert. Mein Vater hat sich für sie und mich verantwortlich gefühlt. Er wollte es ehrenhaft und gut machen und hat meine Mutter geheiratet, als sie im fünften Monat schwanger mit mir war.

Sie sind zusammengezogen und waren verliebt und neugierig auf mich. Ich bin die Erstgeborene. Es ist noch niemand vor mir da und ich mache meine Eltern zu Eltern.

Meine Ansage an das Leben: „Ich will es gut machen!“

Dass diese „Ansage“ eine Menge Konsequenzen nach sich zieht bzw. gezogen hat, werden wir später in der Essenz sehen. Es ist jedenfalls keine Entscheidung für die Leichtigkeit gewesen.

Und dann haben Sie das Licht der Welt erblickt: Wie war Ihre Geburt? Was wissen Sie darüber? Haben Sie sich leicht oder schwer getan ins Leben zu kommen, mussten Sie kämpfen? Gab es Komplikationen oder Besonderheiten?

Ich weiß, dass meine Mutter an ihren Heimatort gegangen ist, um mich in einem Krankenhaus in der Nähe ihrer eigenen Mutter zur Welt zu bringen. Mein Vater hat sie ins Krankenhaus gefahren und mit den noch heute in der Familie berühmten Worten verabschiedet: „Na, dann bring mir mal ‘nen kleinen Butscher nach Hause.“ (Gemeint ist ein Junge J)

Es war ein Tag vor dem Geburtstag meiner Mutter und dem Geburtstag meines Großvaters (dem Vater meiner Mutter). Nach Aussagen meiner Mutter hatte auch die Hebamme am nächsten Tag Geburtstag. Sie hätten die Geburt etwas hinausgezögert, damit ich eben auch am 14. Oktober zur Welt kommen konnte. Ich bin um 00:44 Uhr geboren, und meine Mutter und die Hebamme haben mit kaltem Tee angestoßen. Geboren an einem echten GEBURTSTAG. Bis heute ist es etwas Besonderes für mich, mit meiner Mutter an einem Tag geboren zu sein, und jedes Jahr denken wir auch an meinen schon sehr lange verstorbenen Großvater.

Nachdem Sie nun dem Ruf des Lebens gefolgt sind: Wie war das zu Anfang? Wer waren Ihre ersten Beschützer und Begleiter? Was waren Ihre ersten Schwellen und Kämpfe? Wer war möglicherweise nicht da, wer oder was hat gefehlt?

Aus Erzählungen weiß ich, dass ich ein sehr hübsches Baby gewesen sein muss. Dunkle braune Augen. Mein Vater und sein Vater sowie die Schwester meines Vaters – meine Tante Agnes – hatten einen Narren an mir gefressen. Ich hatte also vorerst viel Aufmerksamkeit. Mein Vater versuchte, mir früh das Sprechen beizubringen, und angeblich war mein erstes Wort „Papa“.

Bereits drei Monate nach meiner Geburt wurde meine Mutter mit meinem Bruder schwanger. Meine Mutter erzählte mir, dass sie teilweise so erschöpft waren, dass sie mich nachts in ein Zimmer gesperrt und alle Türen zugemacht hätten, wenn ich die ganze Nacht geschrien habe, weil sie es nicht mehr aushalten konnten.

Mein Bruder wurde genau ein Jahr und neun Tage nach mir geboren. Ich muss ihn zunächst behandelt haben wie ein Hündchen. Herumkommandiert und lange für doof befunden. Schließlich war ich über ein Jahr älter, ein Mädchen und recht pfiffig.

Weitere drei Jahre später kam meine Schwester zur Welt. Wie meine Mutter einmal sagte, mit ihr wurde sie erst Mutter. Und so fühlte es sich für mich in meiner Erinnerung auch an. Meine Schwester war sehr krank – eine Stoffwechselstörung. Sie bekam alle Aufmerksamkeit meiner Eltern und war viel im Krankenhaus. Alle Sorgen drehten sich um sie. Ich wurde derweil bei meiner Tante und meinem Opa (dem Vater meines Vaters) geparkt und war dort die Prinzessin.

Zuhause musste ich mir die Aufmerksamkeit mit zwei Geschwistern teilen. Ich war in meiner Erinnerung, bis ich ins Schulalter kam, mehr bei meiner Tante als zu Hause. Und ich habe es geliebt, dort zu sein.

Meine Tante Agnes war das, was man damals ein „altes Mädchen“ nannte. Unverheiratet und sehr „zugeschnürt“. Für mich: immer da! Ebenso wie mein immer geduldiger Opa Paul. Ich bekam mein Lieblingsessen, Aufmerksamkeit und Zeit. Für mich wurde gesungen, mit mir wurde gespielt. Ich habe beide innig geliebt. Ich war vier Jahre alt, als mein Opa starb. Ich habe ihn lange sehr vermisst.

Zuhause war es ganz anders: Wenn ich bei meinen Eltern war, sind die schlimmsten Erinnerungen die, bei denen mein Vater abends betrunken nach Hause kam und zunächst unter das Bett und in den Schrank schaute, um sicherzustellen, dass seine junge Frau keinen Liebhaber zu Besuch hatte. Vorsichtshalber hat er sie dann aber doch „verdroschen“, nur damit sie wüsste, was passiert, wenn sie es sich doch einfallen ließe.

Schläge waren ein normales Erziehungsmittel, und als Älteste war ich generalverdächtig, wenn irgendetwas schief lief – gefühlt habe ich am meisten „einstecken“ müssen.

Mit fünf Jahren erkrankte ich und hatte einen geplatzten Blinddarm. Ich erinnere mich bis heute, dass ich furchtbare Schmerzen und große Angst hatte. Ich wurde notoperiert und weiß noch, wie verlassen ich mich im Krankenhaus gefühlt habe. Als meine Eltern einmal zu Besuch waren, riss ich mir den Wundschlauch aus der Narbe und lief ihnen bis auf den Parkplatz hinterher.

Zuhause wurde es immer schlimmer. Ich fing an, in einer Phantasiewelt zu leben und in Tagträume zu flüchten: Da war ich die Frau von Winnetou und eine Schamanin. Damals wusste ich noch gar nicht, was das genau ist, aber ich konnte in meinen Tagträumen heilen und sogar Tote aufwecken.

Irgendwann – ich war acht – hatte meine Mutter dann tatsächlich einen „Geliebten“. In der schlimmsten Nacht meines Lebens musste ich zusehen, wie mein Vater meine Mutter fast erwürgt hätte. Ich stand daneben, konnte mich nicht rühren und hatte Todesangst. Bis heute glaube ich, dass meine Mutter nur überlebt hat, weil mein Vater mich bemerkte und sie dann von der Treppe stieß. Sie lief fort und ich habe sie zwei Jahre lang nicht gesehen.

Mein Vater und meine Tante erzählten mir, dass meine Mutter eine Hure sei, und ich habe das geglaubt. So entschied ich mich vor dem Familiengericht dafür, bei meinem Vater zu leben, während meine Geschwister nach der Scheidung bei meiner Mutter und ihrem neuen Mann blieben. Mein Vater lebte zu der Zeit bei meiner Tante Agnes und war ständig auf Montage. Meine Tante arbeitete den ganzen Tag, und ich war viel allein.

Irgendwann – mit ca. 12 Jahren – bin ich dann in einer recht dramatischen Aktion doch zu meiner Mutter, meinen Geschwistern und meinem Stiefvater gezogen. Er war ein einfacher Mann mit viel Geld. Ich bekam mein eigenes Zimmer, schicke Klamotten und war leicht korrumpierbar.

Meine Mutter bekam noch einen weiteren Sohn mit meinem ersten Stiefvater. Spätestens jetzt musste ich mich um meine jüngeren Geschwister kümmern und auch Pflichten im Haushalt übernehmen.

Das Glück dauerte nur so lange, bis meine Mutter die „Liebe ihres Lebens“ kennenlernte und mein Stiefvater mir und meinen Geschwistern die Fotos eines Detektivs auf den Tisch legte, um uns wissen zu lassen, was für ein schlimmes Flittchen unsere Mutter sei.

Also wieder Scheidung, wieder ausziehen, wieder Schulwechsel. Da war ich 14 Jahre alt.

Mein zweiter Stiefvater war ebenfalls gut situiert, hatte mit Kindern aber nicht viel am Hut. Er nahm uns als notwendiges Übel in sein Haus auf. Wie mein leiblicher Vater hatte er die Tendenz, meine Mutter zu verprügeln, wenn er betrunken war.

Uns Kinder hat er nie angerührt. Von uns Vieren bekam ich sicher die meiste Wertschätzung von ihm. Ich war das, was man „fleißig und artig“ nannte. Ich habe versucht, es durch maximale Anpassung irgendwie gut zu machen, nicht aufzufallen und Lob wenigstens durch viel Hausarbeit und gute Noten zu bekommen.

Soweit zu mir. Wer waren weitere wichtige Reisegefährten und Beschützer in Ihrem Leben? Welche Schwellen mussten Sie überschreiten? Welche Kämpfe haben Sie gekämpft und welche Siege und Niederlagen haben Sie davongetragen? Wer oder was sind die Drachen und Dämonen in Ihrem Leben? Also die Menschen oder Aspekte, die Ihnen größte Kraft abverlangen und die die herausforderndsten Kämpfe Ihres Lebens bedeutet haben oder auch immer noch bedeuten? Mit denen Sie schmerzhafte Erfahrungen gemacht haben, um an ihnen zu lernen, zu scheitern, zu siegen und zu wachsen?

So ging es für mich weiter:

Meine Mutter trat nach vielen Szenen häuslicher Gewalt wieder die Flucht nach vorne an, und es folgten noch einige „Onkels“ und einige Umzüge, bis ich 19 Jahre alt war, mein erstes Geld verdiente und endlich ausziehen konnte.

Außer ersten Liebeleien war ich bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr Single. Ich machte nach der mittleren Reife erst eine Ausbildung und studierte später über den zweiten Bildungsweg Volkswirtschaft, wurde politisch aktiv und arbeitete nach dem Studium als Beraterin in verschiedenen Unternehmensberatungen. Ich arbeitete hart und versuchte, der Welt zu beweisen, dass ich sehr anständig und fleißig war und ganz anders als meine Mutter. Meine Familie war durch den häufigen Besuch der Polizei doch recht bekannt in unserer Kleinstadt, auch meine Geschwister hatten durch ihre rebellischen „Auffälligkeiten“ dazu beigetragen, dass man uns kannte. Also setze ich alles daran, das Gegenteil zu beweisen. Tatsächlich gab es Presseartikel und Fernsehberichte über mein Engagement als Landesvorsitzende eines politischen Jugendverbandes.

Sowohl meine Mutter als auch mein Vater waren sehr stolz auf mich und meinen Weg. Anders als meine Geschwister hatte ich es irgendwie auch früh geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen.

Ich baute ein Unternehmen mit auf, arbeitete bis zum Umfallen, 60, 70 und schließlich 90 Stunden die Woche. Ich bezog meine schicke Dachterrassen-Wohnung, fuhr mein Cabrio und dachte, es gibt sowieso kein anderes Glück, außer ich nehme es selbst in die Hand. Familienplanung abgeschlossen!

Erst mit 36 Jahren lernte ich meinen Mann kennen. Und noch bevor er mir den ersten Kuss gab, bat er mich zu überlegen, ob das Thema Familie wirklich abgeschlossen sei.

Wir haben heute drei Söhne. Auch hier habe ich mich überfordert. Mein Jüngster war unterwegs, da war ich 42. Er und ich wären fast gestorben, weil es zu viel war und ich nicht auf mich achtgegeben habe: Hausbau, schon zwei kleine Kinder, voll berufstätig, zwischenzeitlich mit meinem eigenen Unternehmen selbstständig und ein anspruchsvoller Mann. Immer hübsch sein, fleißig sein, außergewöhnlich fleißig sein! Und das bei einem halbarabischen Ehemann, der mich sehr liebt, dem Fleiß aber gar nichts bedeutet, von dem es keine Wertschätzung dafür gibt. Im Gegenteil. Das hieß für mich: Ich bin noch fleißiger, um dann doch irgendwie seinen Respekt zu bekommen …

Mein Antrieb: Ich bin nicht genug …

Was waren für Sie wichtige Ereignisse in Ihrem Leben, nach denen es keine „Umkehr“ mehr gab und die damit die „Initiation“ in einen neuen Lebensabschnitt waren?

Die wichtigste Initiation meines Lebens war ganz sicher die, Ehefrau und Mutter geworden zu sein. Ich habe sehr bewusst geheiratet und ich habe es sehr geliebt, meine Kinder auf die Welt zu bringen.

Ich könnte hier noch sehr ausführlich über meinen Mann und meine Kinder als Begleiter, Beschützer, Zauberer, Drachen und Dämonen schreiben, aber diese Geschichte wird gerade noch gelebt. Sie ist noch nicht reif dafür, öffentlich geteilt zu werden, und eine Essenz dazu.

Die nächste große Veränderung kam mit dem Tod meines Vaters 2012. Er starb mit 81 Jahren in meinen Armen, und ich verstand zum ersten Mal, dass ich mich hätte nicht so anstrengen müssen, um ihm genug zu sein. Das alles schon da war. Immer!

Das war für mich der Umkehrpunkt. Ich fing an, mich mit meiner eigenen Seelenentwicklung zu befassen. Ich besuchte das Hoffman Seminar2 und begann 2012 mit einer Ausbildung zur Schamanin in Utah in der Lichtkörperschule von Alberto Villoldo.3

Aber dazu später in der Essenz mehr ...

Zusammenfassender Überblick: Fragen zu Ihrer Heldenreise Leben (Mit den fettgedruckten Zeilen auch als Meditation geeignet)

Suchen Sie sich einen ruhigen Platz, zünden Sie eine Kerze an, schließen Sie die Augen und atmen tief durch. Ein – aus – ein – aus – ein – aus. Mit jedem Einatmen atmen Sie das Leben ein, mit allem Ausatmen geht alles, was verbraucht und vergangen ist.

Spüren Sie Ihre Füße, fest auf dem Boden, mit der Erde verbunden, die Sie nährt und trägt.

Spüren Sie Ihre Beine, Ihren Po, Bauch, Brust, Ihre Arme, Nacken und Kopf.

Mit jedem Ausatmen entspannen Sie sich tiefer an Ihrem Platz.

Nun möchte ich Sie bitten, für einen Augenblick Ihre ganze Aufmerksamkeit und Freundlichkeit Ihrem Herzensraum zu widmen, dem Raum in der Mitte Ihrer Brust. Atmen Sie hier hinein dreimal. Ein – aus – ein – aus – ein – aus.

Spüren Sie, wie mit jedem Atemzug Ihr Herzensraum weiter wird.

Er wird sehr weit, bereit für den Blick auf Ihre Heldenreise Leben.

Ich möchte Sie nun einladen, sich auf Ihre Lebenswurzeln, Ihren Ruf ins Abenteuer zu besinnen. Gerade wenn der Eintritt in Ihre Heldenreise Leben möglicherweise „nicht so einfach war“, möchte ich Sie ermuntern, genau hinzuschauen und zunächst einmal alles zu benennen. Lassen Sie sich möglicherweise davon überraschen, wenn Sie sich Ihre Lebensgeschichte heute etwas anders erzählen, als vielleicht einige Male zuvor.

Wir betrachten als den Ruf ins Abenteuer den Moment, als Ihre Eltern Sie empfangen haben.

Was wissen Sie darüber? Was vermuten Sie, wie es war, als Ihre Eltern zusammenkamen, um Sie zu empfangen? War es lustvoll, freudig, hingebungsvoll, liebend, zärtlich, brutal, banal, ...?

Lassen Sie sich einen Moment Zeit, um nachzuforschen, zu spüren.

Vertrauen Sie Ihren ersten Impulsen.

Nochmal: Es geht nicht darum, dass es genauso war, sondern darum, was in Ihrem Unbewussten dazu zu finden ist, denn das ist, was Ihr Leben prägt.

Wie haben Ihre Eltern Sie empfangen?

Stellen Sie sich vor, Sie hätten mit Ihren Eltern schon vor Ihrer Geburt ein Seelenmeeting gehabt und sie hätten sich bei Ihnen beworben, Ihre Eltern werden zu dürfen.

Sie hätten Ihre Eltern danach gefragt, welchen Beitrag sie leisten würden, um Ihre Seele zum Wachsen zu bringen, vor welche Herausforderungen sie Sie stellen würden und welche Bedeutung Sie für Ihre Eltern hätten. Und stellen Sie sich weiter vor, nachdem Sie sich für sie entschieden haben, hätten Sie sich gegenseitig etwas versprochen.

Und auf dieser Ebene, da wo eine Begegnung der Seelen stattfindet, gibt es nur Liebe. Alles wird aus Liebe vereinbart!“

Wem es schwerfällt, dieser Betrachtung zu folgen, dem empfehle ich vorab die Geschichte von Neal Donald Walsh: Die kleine Seele spricht mit Gott zu lesen.

Welche Antworten kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie in sich hineinhorchen und sich vorstellen, Sie hätten schon vor Ihrer Geburt eine Verabredung mit Ihren Eltern gehabt?

Es geht nicht darum, ob es wahr ist oder nicht, es geht darum, was Ihre innere Stimme intuitiv dazu sagt, es geht um Ihr inneres Wissen, darum, was gewesen wäre wenn ... natürlich rückblickend, vor dem Hintergrund dessen, was Sie mit Ihren Eltern erlebt haben.

Lassen Sie sich jetzt für einen Moment auf die folgende Vorstellung ein, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie sich nur für einen Augenblick auf den Gedanken einlassen, dass alles aus Liebe geschehen wäre …

Fühlen Sie, was Ihnen Ihre innere Stimme dazu sagt. Fühlen ist bereits ein wesentlicher Heilungsaspekt. Sollten Sie kühl, distanziert und nüchtern sein, dann nehmen Sie auch das nur wahr. Es gibt kein richtiges oder falsches Gefühl.

Und Kühle, Distanz und Nüchternheit können ein guter Schutz sein. Ich weiß, wovon ich da spreche.