Die Essigbibel - Harry Rosenblum - E-Book

Die Essigbibel E-Book

Harry Rosenblum

4,5

Beschreibung

Essig – wer hat ihn nicht zu Hause? Aus der Küche nicht mehr wegzudenken, führt Die Essigbibel in eine nie dagewesene Welt des Selbermachens. Von den Basics der Eigenherstellung über Schritt-für-Schritt-Anleitungen bis hin zu vielfältigen Rezepten findet man alles, was das Selbermacherherz begehrt. Harry Rosenblum, passionierter Essig-Gourmet und Inhaber der Trend-Kochschule The Brooklyn Kitchen, zeigt, wie verblüffend unkompliziert, ohne spezielles Zubehör und mit nur 3 Zutaten eigene Essigkreationen gelingen. Die Essigbibel enthält Rezepte zu Getränken und Cocktails (Dirty Essig Martini oder leckeren Minz-Essig-Julep), Eingelegtem (eingelegter Fenchel mit Cardamon, oder der Klassiker saure Gurken), Soßen und Vinaigrettes (BBQ-Soße oder Kräuter-Dressing), Vorspeisen (Russische Eier), Hauptgerichte (Sauerbraten), Beilagen (gerösteter Rotkohl) und Desserts (Balsamico-Eis oder Essig-Pie). Die Essigbibel hebt das Experiment Homemade-Essig auf eine ganz neue Ebene. Denn wer es wagt, stellt schnell fest: wenig Aufwand – große Wirkung! "Wenn Sie Essig bisher nur als Zutat in Salatsoßen eingesetzt haben, wird Harry Rosenblum sie restlos überzeugen. Er weiht Sie in seinem Werk in die Welt des Essigs ein – angefangen vom Einkaufen über die Selbstherstellung bis hin zur Verwendung in einzigartigen Cocktails, Soßen, Hauptspeisen und sogar Desserts!" – Meredith Deliso, NEW YORK City News

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HARRY ROSENBLUM

DIE ESSIGBIBEL

MIT SELBST GEMACHTEM ESSIG GERICHTE UND GETRÄNKE VERFEINERN UND NEU KREIEREN

Harry Rosenblum

DIE ESSIGBIBEL

Mit selbst gemachtem Essig Gerichte und Getränke verfeinern und neu kreieren

1. deutsche Auflage 2018

ISBN: 978-3-96257-058-3

© 2018, Narayana Verlag GmbH

Titel der Originalausgabe:

VINEGAR REVIVAL

Artisanal Recipes for Brightening Dishes and Drinks with Homemade Vinegars

Copyright © 2017 by Harry Rosenblum

Published in the United States by Clarkson Potter/Publishers, an imprint of the Crown Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC, New York.

Übersetzung aus dem Englischen: Alice von Canstein

Coverlayout: Marysarah Quinn

Coverabbildungen: Ed Anderson

Abbildungen im Inhalt: Ed Anderson

Herausgeber:

Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974 970-0

E-Mail: [email protected]

www.unimedica.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Sofern eingetragene Warenzeichen, Handelsnamen und Gebrauchsnamen verwendet werden, gelten die entsprechenden Schutzbestimmungen (auch wenn diese nicht als solche gekennzeichnet sind).

Die Empfehlungen dieses Buches wurden von Autor und Verlag nach bestem Wissen erarbeitet und überprüft. Dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Weder der Autor noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

INHALT

ESSIG – DIE BASICS

BASISESSIGE, ANSATZESSIGE UND SHRUBS

GETRÄNKE UND COCKTAILS

EINGELEGTES UND EINGEMACHTES

SOSSEN, WÜRZMITTEL UND VINAIGRETTES

VORSPEISEN, HAUPTGERICHTE UND BEILAGEN

DESSERTS

DANKSAGUNG

VERFEINERUNG IHRER KÜNSTE

BEZUGSQUELLEN

INDEX

ESSIG – DIE BASICS

Essig steht wahrscheinlich in fast jedem Küchenschrank, aber die wenigsten wissen diese unglaubliche saure Flüssigkeit richtig zu nutzen. Klar, wir machen daraus Salatdressings, und viele Leute haben ihre Reinigungsmittel durch das destillierte, klarflüssige Zeug ersetzt. Aber davon abgesehen, hat Essig noch keinen Platz in unserer alltäglichen Küche gefunden. Bis jetzt! Wenn Sie richtig guten Essig bekommen können, können Sie Cocktails, Dinners und sogar Desserts eine fantastische, völlig neue Geschmacksnote verleihen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in Ihrem normalen Supermarkt Essig erstklassiger Qualität finden, ist eher gering. Denn seit Jahrzehnten wird uns beim Kauf von Industrieessig vorgespielt, wir würden Malz- oder Rotweinessig kaufen. Die Flüssigkeit ist braun oder rot, schmeckt aber kein bisschen nach Bier oder Wein.

Wenn Sie qualitativ hochwertigen Essig haben möchten, müssen Sie ihn höchstwahrscheinlich selbst herstellen. Aber die gute Nachricht ist: Dafür brauchen Sie nur drei Zutaten (einschließlich Luft), überhaupt keine besonderen Geräte und nur etwas Wartezeit. Verwenden Sie die besten Zutaten, die Sie bekommen können – ein regional produziertes Craft-Bier, Obst und Gemüse der Saison, Wein, den Sie zum Essen servieren würden – und am Ende haben Sie ein Produkt, das so gut ist, dass Sie es am liebsten sofort pur trinken würden! Essig ist weitaus einfacher zu brauen als Bier oder Kombucha und hat auch noch viel mehr Einsatzmöglichkeiten. Außerdem sparen Sie dadurch Geld, verwerten potenziellen Abfall wieder und verändern Ihre Kochkünste vollkommen. Zapfen Sie etwas von Ihrem perfekt gelungenen Essig ab und verschenken Sie ihn an Freunde – Sie werden sie enorm beeindrucken!

Dieses Buch führt Sie durch den gesamten Essigherstellungsprozess, vom Anfang bis zum sauren Ende. Sie werden alles über die Essigmutter erfahren (Seite 12), welche Essigsorten am einfachsten zu Hause zu machen sind (Seite 27) und welche Sie besser kaufen sollten (Seite 30). Außerdem finden Sie in diesem Buch fünfzig fantastische Arten, Essig zu machen und zu genießen, unabhängig davon, ob Sie dafür selbst gemachten oder gekauften Essig verwenden. Manche Verwendungszwecke sind eindeutig (eingelegtes Gemüse, Seite 64), während andere eher unerwartet sind (Minz-Essig-Julep, Seite 60, oder Essig-Pie, Seite 137). Für viele Rezepte sind bestimmte Essigsorten nötig; trotzdem sollten Sie ein wenig herumexperimentieren und selbst forschen. Wenn in einem Rezept steht, Sie sollen Apfelessig verwenden, Sie aber nur Rotweinessig haben, dann sollten Sie es trotzdem ausprobieren – Sie müssen sich nicht ganz genau an das Rezept halten. Experimentieren Sie mit dem, was Sie zu Hause haben.

WIE ICH ZUM ESSIG KAM

Mit dem Fermentationsvirus wurde ich erstmalig Mitte der 1990er als Student am Hampshire College in Amherst, Massachusetts, angesteckt. Da ich legal kein Bier kaufen durfte, die Zutaten für dessen Herstellung allerdings schon, lernte ich, mein eigenes Bier zu brauen. Als ich nach dem College nach Brooklyn zog, wollte ich meine Fermentationsexperimente natürlich fortführen. Es gab allerdings ein Problem: In New York City gab es keine gut erreichbaren Geschäfte für Brauzubehör und ich konnte mir keine Pakete in meine Wohnung liefern lassen. Doch als ich begriff, dass die Päckchen mit Trockenhefe durch den Postschlitz passten, bestellte ich trockene Wein- und Champagnerhefe und fing an, Apfelsaft zu fermentieren, den ich auf dem Union Square Greenmarket kaufte.

Und 2005, als ich gerade eine 20-Liter-Portion Cidre abfüllte, entdeckte ich selbst gemachten Essig. Ich hatte fast den ganzen Apfelwein abgefüllt, als ich merkte, dass ich nicht genug leere Flaschen für die gesamte Portion hatte. Allerdings hatte ich einen Krug, in den eine Gallone, also fast 4 Liter passten, und mir fiel ein, dass sich in einer Flasche Bio-Weißweinessig in meinem Küchenschrank oben auf der Flüssigkeit diese merkwürdige, runde Masse gebildet hatte: eine „Essigmutter“. Ich las ein wenig darüber, wie Essig hergestellt wird, und füllte dann den Krug mit dem Cidre-Rest, gab die Essigmutter hinzu und ließ den Krug offen ein paar Monate in der Ecke meines dunklen Heizungskellers stehen. Als ich irgendwann daran dachte, mal nachzuschauen, hatte sich der Cidre in Essig verwandelt – und schmeckte köstlich. Er schmeckte sogar besser als der Cidre, mit dem ich überhaupt angefangen hatte.

Motiviert von der Idee, auch andere Essigsorten herzustellen, bat ich meine Freunde von der Brooklyn Brewery um zwanzig Liter gerade fertig gebrauten Bieres, um meinen eigenen Malzessig zu machen. Richtiger Essig aus gutem Bier war eine Offenbarung. Im Gegensatz zu den meisten kommerziellen Malzessigsorten, die aus Mais- oder Gerstenmalz gemacht werden und ihre Farbe Karamell zu verdanken haben, schmeckte mein Malzessig erdig, vielschichtig, malzig und würzig. Vom Aroma ähnelte er dem ursprünglichen Gebräu – und passte hervorragend zu allem, von Selters bis hin zu Pommes frites. Seitdem habe ich mit der Herstellung anderer Essigsorten experimentiert (Fichten-, Obst-, Wein-, Wildbeeren-, Melonenessig etc.), und mehr als zehn Jahre und Dutzende Essige später bin ich noch immer hin und weg, wenn ich eine Ladung fertig habe. Man nimmt etwas anscheinend ganz Normales und durch kulinarische Alchemie (zumindest erscheint es mir als solche) verwandelt sich dieser Ausgangsstoff in eine köstliche und mehr als zufriedenstellende Zutat.

DER SÄUERUNGSPROZESS

Essig ist nach der Herstellung von alkoholischen Getränken wie Bier und Wein der nächste natürliche Schritt im Fermentationsprozess. Wenn der Alkohol in diesen köstlichen Getränken mit einem Mikroorganismus namens Acetobacter bzw. Essigsäurebakterien und gleichzeitig mit Luft in Kontakt kommt, konsumieren die Bakterien den Ethanol und produzieren Essigsäure, den sauren Bestandteil im Essig. Das mag sich vielleicht kompliziert anhören, ist aber ein sehr einfacher Prozess. Noch einfacher ist sogar, dass die Essigsäurebakterien überall in der Umgebung zu finden sind. Sie sammeln sich und gedeihen an Orten, an denen Ethanol auf natürliche Art und Weise vorkommt, beispielsweise, wenn wilde Hefen Blütennektar bevölkern oder Schalen von vergammelndem Obst und Zucker in Alkohol umwandeln.

Zwar wird Essig häufig aus Wein hergestellt, aber das ist nur einer von vielen möglichen Ausgangsstoffen. Obstessig (Seite 33) wird mit einer traditionellen Methode hergestellt, die insbesondere in warmen Klimaregionen beliebt ist und mit der Sie Ihre Reste in etwas sehr Nobles verwandeln können. Neben den klassischen Weinessigen gibt es auch ganz außergewöhnliche, wie zum Beispiel welche aus Sorghumhirse, Kaki, Tomaten, Ahornsirup, Ramp-Lauch, Grapefruit oder Honig. Wenn man es essen oder trinken kann und es Zucker enthält, kann man es auch zu Essig verarbeiten! Die wichtigste Zutat, die Sie für einen tollen Essig benötigen, ist eine zucker- oder alkoholhaltige Basis. Denken Sie aber daran, dass die Acetobacter mehr benötigen als nur den Ethanol, um Alkohol in Essigsäure umzuwandeln; es sind noch andere Mineral- und Nährstoffe erforderlich. Die Kohlenhydrate, Zucker, Tannine und Nährstoffe in Wein und Bier lassen die Bakterien gedeihen. Dunklere Biersorten, Rotwein und Apfelwein enthalten mehr Nährstoffe und Tannine, weshalb man daraus leichter Essig herstellen kann und sie für den Fermentationsprozess zu Hause am besten geeignet sind. Feinerer Weißwein und Sake funktionieren meistens auch gut, erfordern aber etwas Optimierung und Herumexperimentieren, damit die Fermentation richtig hinhaut.

DIE ESSIGMUTTER

Genau wie unsere Mütter häufig die wichtigsten Menschen in unserem Leben sind, gilt dies auch bei der Essigherstellung. Das, was wir als Essigmutter bezeichnen, ist eine Ansammlung schleimiger Zellulose, die sich an der Schnittstelle zwischen Basisflüssigkeit und Luft bildet. Es handelt sich dabei um ein Nebenprodukt, wenn die Bakterien den Alkohol in Essigsäure umwandeln – eine gute Sache! Stellen Sie sie sich als sichtbares Anzeichen dafür vor, dass die Umwandlung der Hauptzutat in „lebenden“ Essig tatsächlich vonstattengeht. In den meisten Fällen wird Ihr selbst gemachter Essig eine ziemlich große Essigmutter bilden, die nur noch wächst, wenn Sie noch größere Mengen Essig machen. Eine 20-Liter-Portion ergibt oft mehr als 2 Pfund Essigmutter.

Halten Sie Ihre Essigmutter gesund; sie soll nicht ertrinken. Sie sollte oben auf schwimmen, gleichmäßig dick sein und sich gummiartig anfühlen. Mit der Zeit bekommt sie vielleicht Babys, die sich oben drauf bilden, während sie selbst zu sinken anfängt. Wenn das passiert, sollten Sie die sinkende Essigmutter herausnehmen und entweder eine neue Portion Essig ansetzen oder ein Stück davon einem Freund als Starter schenken.

Auf einem gesunden Essig wächst die Essigmutter immer weiter; wenn man das Gefäß nur lang genug stehen lässt, verdampft der Essig und man hat ein Gefäß voller Essigmutter und ihren Babys – und sie wachsen immer noch weiter. Darum ist es wichtig, den Essig abzugießen und abzufüllen, sobald er vollständig sauer geworden ist.

ESSIG TESTEN

Egal, ob Sie Ihren selbst gemachten Essig testen oder auf dem Markt nach einer qualitativ hochwertigen Flasche schauen, Sie sollten wissen, wonach genau Sie beim Essigtesten suchen sollen. (Bei Weinessigen kann der Liter im Laden schon mal mehr als 30 € kosten; zum Preis einer guten Flasche Wein können Sie mehr als einen Liter Spitzenessig produzieren – für weniger als 12 €.) Qualitätsessig sollte frisch schmecken und die Säure sollte deutlich auf der Zunge und hinten am Gaumen zu spüren sein, insbesondere bei stärkeren Essigsorten. Weil die Säure brennen kann, sollten Sie bloß keinen ganzen Schluck Essig trinken, ohne vorher einmal daran genippt zu haben, um zu wissen, wie stark er ist. Geruch und Aroma sollten an den für den Essig verwendeten Ausgangsstoff erinnern — Sherryessig sollte wie Sherry schmecken, Rotweinessig wie Rotwein etc. Probieren Sie mal eine Blindverkostung eines Ausgangsprodukts und anschließend des dazu passenden Essigs. Schauen Sie, ob Sie beides einander zuordnen können. Wenn es sich um gute Qualität handelt, sollte das sehr einfach sein.

In etwa, wie wenn Sie einen guten Wein oder ein Craft-Bier trinken, sollten Sie sich dem Essigtesten öffnen und zulassen, dass Ihr Gehirn verarbeitet, was Ihre Nase und Ihre Zunge aus dem Essig aufnehmen. Probieren Sie nur einen kleinen Schluck und behalten Sie ihn vorne auf der Zunge. Atmen Sie währenddessen ein, um ihn zu lüften. So können Sie sein ganzes Aroma und seine Säure erfassen. Wenn er sich auf der Zunge absetzt, achten Sie auf die Aromen; ein guter Essig schmeckt spritzig und nach viel mehr als nur einem kräftigen Schuss Säure. Überlegen Sie, wofür Sie den Essig verwenden könnten oder ob er zu dem Gericht passt, das Sie heute Abend zubereiten möchten.

Wenn Sie eine ganze Palette an Essigsorten probieren und miteinander vergleichen möchten, sollten Sie einen Zuckerwürfel nehmen, diesen in den Essig tauchen und den Essig dann aus dem Würfel saugen. Ich finde, mit dieser Methode kann man am besten das Aroma des Ausgangsstoffes herausschmecken, weil durch den Zucker die Zunge nicht so stark mit der Säure konfrontiert wird. Falls Sie ein Fan von wissenschaftlichen Aufzeichnungen sind und sich gerne Dinge aufschreiben, können Sie sich in einem Büchlein Notizen zu Ihren eigenen Essigen und den anderen, die Sie probieren, machen.

DESTILLIERTER KLARER ESSIG

Wenn Sie einfach nur einen klaren Essig zum Einlegen oder Saubermachen brauchen, dann ist es am besten, im Geschäft einen preiswerten destillierten, klaren Essig zu kaufen.

Industriell hergestellte Essigsäure wird in riesigen Fermentern hergestellt, dann destilliert, damit sie ganz rein ist, und anschließend verwässert, sodass sie genießbar und lebensmittelecht ist. (Fermenter sind große Anlagen, in denen die Temperatur und der Sauerstoffgehalt kontrolliert werden, während der Essig vermischt wird, damit möglichst schnell aus dem Alkohol Essig wird; anschließend wird der Essig destilliert, um Verunreinigungen zu entfernen, und verwässert, bis er den standardmäßigen Säuregehalt von 5 Prozent hat.) Während bei selbst gemachtem Essig Säuregehalt und pH-Wert von Charge zu Charge variieren können (mehr dazu auf Seite 150), ist gekaufter destillierter Essig immer gleich, weshalb Sie sich sicher sein können, dass Ihr eingelegtes Gemüse nicht verdirbt.

Hier ein paar Ideen, was Sie mit dem Essigrest machen können:

1

Legen Sie etwas ein (siehe

Seite 64

).

2

Beeindrucken Sie Ihre Kinder mit einem Vulkan: Stellen Sie im Freien ein Glas auf den Boden und geben Sie 4 EL Natron und 10 Tropfen rote Lebensmittelfarbe hinein. Gießen Sie 250 ml Essig hinzu und schon spuckt der Vulkan Lava!

3

Waschen Sie Ihr Obst mit einer Essig-Wasser-Lösung im Verhältnis 1:1. Das macht es länger haltbar und Wachs und andere Überreste werden entfernt.

4

Verwenden Sie die gleiche Mischung, um Boden, Waschbecken und Wanne zu säubern.

5

Eine Essig-Wasser-Lösung im Verhältnis 50:50 oder reiner Essig halten Ameisen fern; einfach dahin sprühen, wo Sie die Tierchen sehen.

6

Neutralisieren Sie Haustiergerüche oder -unfälle, indem Sie die Fläche, nachdem sie getrocknet ist oder Sie so viel wie möglich davon aufgewischt haben, mit einer Essig-Wasser-Lösung im Verhältnis 50:50 einsprühen.

7

Nehmen Sie eine Sprühflasche mit Essig mit an den Strand, für den Fall, dass Sie mit einer Qualle in Berührung kommen, und außerdem, um einen kleinen Sonnenbrand zu lindern.

MACHEN SIE ES BESSER – UND FRISCHER

Obwohl wir täglich Essig in irgendeiner Form zu uns nehmen (als Würzmittel, in Dressings oder eingelegtem Gemüse), ist Essig immer noch eine unterschätzte Zutat, die Ihrer Küche und Ihrem Essen etwas ganz Neues verleihen kann. Die Säure mildert häufig die Reichhaltigkeit des Gerichts, und schwere Nahrungsmittel, wie Innereien und dicke Soßen, werden verfeinert und leichter. Bei geschmortem Gemüse kann Essig für eine frisch-klare Note sorgen, und er verleiht fast jeder Suppe (zum Beispiel Meine Zwiebelsuppe auf Seite 114) das besondere Extra, das den Unterschied zwischen mittelmäßig und köstlich ausmacht. Machen Sie mal ein Experiment und träufeln Sie Essig auf Gerichte, bei denen Sie ihn sonst nicht verwenden würden. Natürlich nicht so viel, als würden Sie auf dem Formel-1-Siegerpodest Champagner versprühen, aber schon ausreichend, dass Sie ihn zusammen mit dem Nahrungsmittel herausschmecken. Probieren Sie mal Rührei mit Essig. Oder probieren Sie gekochten Reis zuerst ohne und dann mit ein wenig Essig. Oder nehmen Sie einen Bissen sautierten Grünkohl und schlucken Sie ihn mit etwas Essig herunter. Sie werden dabei einen so deutlichen Unterschied schmecken, dass es mich nicht wundern würde, wenn Sie ihn ab jetzt auf allem genießen würden.

KOCHGESCHIRR AUS NICHT- REAKTIVEN MATERIALIEN

Gusseisen, Holz, Stahl und Aluminium können mit der Säure im Essig reagieren und Geschmacksstoffe können in Ihr Essen sickern. Aus diesem Grund wird in vielen Rezepten in diesem Buch empfohlen, nicht-reaktives Kochgeschirr oder Schüsseln zu verwenden. Nehmen Sie Emaille, Edelstahl, Keramik oder Glas, je nach Rezept und Ihrer persönlichen Vorliebe. Es sollte aber erwähnt werden, dass die Menschen früher, wenn sie mit Essig gekocht haben, immer gusseisernes Kochgeschirr verwendeten, weil sie nichts anderes hatten. Wenn Ihre gusseiserne Pfanne oder Ihr Schmortopf gut eingebrannt ist, können Sie diese bzw. diesen natürlich verwenden. Geben Sie aber das Essen auf eine Servierplatte oder in eine Schüssel, wenn es fertig ist, um eine mögliche Reaktion mit der Essigsäure zu minimieren.

GESUND UND LEBENDIG

Der Essig, den Sie zu Hause herstellen, ist eine lebende Flüssigkeit. Die Bakterien, die für die Produktion der Essigsäure verantwortlich sind, essen, leben und reproduzieren sich die ganze Zeit. Wenn Sie einen wirklich probiotischen Essig haben und aus gesundheitlichen Gründen konsumieren möchten, dann müssen Sie ihn selbst herstellen, denn ein solcher Essig enthält viele Spurenelemente, Enzyme und andere Bestandteile, welche in kommerziellem, massenproduziertem Essig, insbesondere destilliertem, nicht vorhanden sind. Nur indem Sie Ihren eigenen Essig herstellen, können Sie sicher sein, dass das, was Sie konsumieren, tatsächlich lebendig ist.

Zwar gibt es viele natürliche Essige auf dem Markt, die nicht pasteurisiert sind, doch bedeutet das nicht, dass in der Flasche lebende Essigsäurebakterien zu finden sind. Irgendwann sinkt die Anzahl der lebenden Bakterien rapide, weil sie aufgrund von Sauerstoffmangel sterben. Obwohl Essig niemals richtig schlecht wird (denn er ist sein eigener Konservierungsstoff), ist auf den vielen kommerziell produzierten Flaschen dennoch ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben. Vergessen Sie nicht: Je näher dieses Datum bereits herangerückt ist, umso länger war der Essig in der Flasche und umso weniger lebende Bakterien enthält er. Auch der Geschmack verändert sich mit der Zeit. Sie sollten ältere Chargen Ihres eigenen Essigs testen, um zu bemerken, wie sich der Geschmack verändert.

Forscher sind der Ansicht, dass die Aminosäuren im lebenden Essig für seine medizinischen Eigenschaften verantwortlich sind. Diese Aminosäuren reduzieren den Aufbau der Milchsäure im Blut, welche für Müdigkeit, Reizbarkeit, steife Gelenke und Muskelschmerzen verantwortlich sein kann. In vielen Kulturen nehmen die „alten Hasen“, um fit zu bleiben, täglich ein Stärkungsmittel aus Essig zu sich, das häufig mit Honig, Ahornsirup oder anderem, herkömmlichem Zucker gesüßt wird. Essig hält den Bluthochdruck in Schach und reguliert den Blutzucker und den pH-Wert des Körpers. Das ist zwar keine schnelle Lösung und auch kein Allheilmittel, aber ich versuche trotzdem, jeden Morgen rund 30 ml lebenden Essig in einem Glas Sprudel zu trinken. Das finde ich erfrischend und köstlich.