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Nachdem Anfang Januar 1913 die erste Nachricht von den traurigen Ereignissen, die sich im Anschluß an die Spitzbergen-Expedition des Leutnants Schröder zugetragen haben, durch ein Telegramm des unter unsäglichen Schwierigkeiten allein nach Adventbai zurückgekehrten Kapitäns Ritscher in Deutschland bekannt geworden war, galt es, einen mit Eiswanderungen in Spitzbergen vertrauten Mann als Führer der Rettungsexpedition zu gewinnen, der schließlich in Hauptmann Arve Staxrud gefunden wurde. Über den Verlauf der Expedition berichtet Staxrud im vorliegenden Buch eingehend. Es schließt sich ein Bericht von Dr. Kurt Wegener an, der auf eigene Faust von der Deutschen meteorologischen Station in Croßbai aus schon während des Winters in einer überaus kühnen Schlittenexpedition den Verunglückten Hilfe zu bringen versuchte und erste wichtige Nachrichten über deren Schicksal zurückbrachte.
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Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2020
Die Spitzbergen-Expedition des Leutnant Schröder-Stranz
von Dr. Wedemeyer
Vorbereitungen zum Entsatz der Schröder-Stranz-Expedition
von A. Miethe
Die Staxrudsche Hilfs-Expedition für Schröder-Stranz
von Hauptmann Arve Staxrud
Plan und Ausreise. Ankunft in Spitzbergen
Der Marsch von Greenharbour nach Treurenbergbai
Der Aufenthalt in der Treurenbergbai vom 21. April bis 1. Mai
Die Heimreise mit Rüdiger und Rave nach der Adventbai
Die Reise von der Adventbai über das Inlandeis hinweg nach Treurenberg (Tagebuchauszug)
Der zweite Aufenthalt in der Treurenbergbai; die Märsche nach Süden an der Hinlopenstraße entlang sowie nach der Mosselbai und nach Bangenhook land vom 16. Juni bis 25. Juli
Die Resultate unserer Entsatzexpedition
Die Hilfs-Expedition von Cross- und Kingsbai
von Dr. Kurt Wegener
Sommernacht an der Nordküste Spitzbergens (nach einem Pastell von A. Miethe)
Leutnant Herbert Schröder faßte, ermutigt durch Erfolge früherer Reisen, den Plan, die Nordostdurchfahrt zwischen Asien und Amerika zu erforschen, nachdem es kurz vorher Amundsen gelungen war, die Nordwestdurchfahrt aufzufinden. Als willkommenes Muster für die auszusendende Epedition diente ihm die Südpolarexpedition Filchners, die erst vor kurzem Europa verlassen hatte. Da Filchner eine Vorexpedition nach Spitzbergen sehr nützlich gewesen war, versprach sich auch Schröder von einer solchen Reise Vorteile. Vor allem glaubte er zeigen zu müssen, daß er und sein Stab befähigt wären, etwas zu leisten, zumal ihm eine wissenschaftliche Autorität, auf deren Unterstützung er nicht verzichten zu dürfen glaubte, geraten hatte, erst eine kleinere Reise durchzuführen, ehe er mit der Millionen verschlingenden großen Expedition vor die Öffentlichkeit träte. Bei Dr. Detmers fiel der Plan einer Reise nach Spitzbergen auf fruchtbaren Boden. Eifrig verfocht er ihn gegenüber den übrigen Teilnehmern an der Hauptexpedition, die dem Plane aus verschiedenen Gründen nicht zustimmten.
Schröder verhielt sich bei diesen Diskussionen meist als stummer Zuhörer. Erst als die Firma Brockhaus in Leipzig von dem Kontrakte, die zur Herbeischaffung der Mittel für die Hauptexpedition nötigen Ansichtskarten zu drucken, zurücktrat, hielt er eine Vorexpedition für geboten. Er hatte der Firma Brockhaus den Auftrag erteilt, obgleich andere Firmen günstigere Offerten gemacht hatten. Eine Firma hatte sich bereit erklärt 200.000 Mk. für die Hauptexpedition zu garantieren; ihr Angebot wurde im Vertrauen auf den Ruf der Firma Brockhaus ausgeschlagen.
Nach diesem unerwarteten Fehlschlage betrieb man mit Eifer die Ausrüstung der Vorexpedition, da die Jahreszeit schon weit vorgerückt war. Das Ziel der Reise ließ man vorerst unbestimmt, da man sich den zur Verfügung stehenden Mitteln entsprechend einrichten mußte. Eine günstige Gelegenheit schien die Entsendung eines deutschen Dampfers nach Nowaja Semlja zu bieten; allein die Unterhandlungen mit den Dampferreedereien verliefen ergebnislos, da Schröder die gestellten Ansprüche nicht befriedigen konnte.
Lebensmittel und Kleider für die Vorexpedition wurden von Berliner und Hamburger Firmen geliefert. Alfred Ritscher, der für die Hauptexpedition als 1. Offizier gewonnen war, hatte erst vor kurzem seine Lehrzeit als Flugschüler in Johannisthal angetreten. Er mußte sich nun mit verdoppeltem Eifer den Übungen widmen, um zu der bevorstehenden Reise noch das Pilotenzeugnis erwerben zu können. Auf Fahrten im Packeise ist immer beklagt worden, daß man des beschränkten Horizontes wegen eisfreie Wasserflächen überhaupt nicht oder erst spät gesichtet habe. Durch Verwendung von Flugapparaten hätte man diesen Übelstand beseitigen können. Da Ritscher außer diesen Flugübungen noch Privatarbeiten zum Erwerb seines Lebensunterhalts ausführen mußte, blieb ihm nur wenig Zeit, sich um die Ausrüstung der Vorexpedition zu kümmern. Ende Juni setzte ein Sturz mit dem Flugapparat seinen Arbeiten ein Ende, da er an Schultern und Rücken schwer verletzt war und im Krankenhause zu Britz seine Genesung abwarten mußte.
Gleich nach seiner Genesung fuhren die Teilnehmer an der Vorexpedition nach Tromsö, wo nach Auskunft des Konsuls trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch brauchbare Fahrzeuge zu haben wären. Von den in Tromsö liegenden Schiffen erwies sich jedoch keins als brauchbar. Zufällig kehrte im letzten Augenblick der Motorschuner »Ster ling« von einer Nordlandsreise zurück. Das Schiff war allen Schiffen im Hafen weit überlegen und wurde deshalb zum Expeditionsschiff ausgewählt. Die Hoffnungen, die man dar auf setzte, hat es jedoch nur zum Teil erfüllt. Schon bei der in Eile vorgenommenen Probefahrt zeigte sich, daß der Motor nicht immer gehorchte. Auf diesen Übelstand darf wohl ein Teil des Fehlschlages der Expedition zurückzuführen sein. Durch das Versagen des Motors ist Zeit verlorengegan gen, und gerade der Zeitverlust sollte zum Verhängnis werden. Nach der Übernahme von Proviant und Ausrüstung wurde dem Schiffe vom deutschen Konsul das Flaggenattest ausgestellt. Unter begeisternden Reden wurde es in »Herzog Ernst« umgetauft und die deutsche Flagge gehißt.
Über Zweck und Ziel der Reise hatte sich der Expeditionsleiter in einem Briefe vom 3. Juli folgendermaßen geäußert:
»Die Studienreise wird unternommen, um die Wissenschaftler der Expedition ineinander einzuarbeiten und das Material an Fahrzeugen, wissenschaftlichen Instrumenten, ebenso wie den Proviant auf seine Güte für die Hauptexpedition im nächsten Jahre auszuprobieren. Es soll unter jeder Bedingung eine Einschließung während des Winters vermieden werden, da ich als Leiter der Expedition ebenso wie die Herren der wissenschaftlichen Abteilungen hier in Berlin bei den Vorbereitungen unbedingt notwendig bin.
Wenn die Gelegenheiten zu einer längeren Schlittenexpedition günstig sind, so wird eine besondere Schlittenabteilung versuchen, vom Osten Spitzbergens bis zur Nordwestspitze vorzudringen, das ist, schlecht gerechnet, ein Weg von ungefähr 400 km. Wenn ich eine Höchstleistung von 10 km pro Tag für die Schlittenexpedition rechne, so kann bei guter wissenschaftlicher Ausnutzung in vierzig Tagen diese Schlittenreise beendet sein.
Das Schiff geht jedoch an die meist bis Januar offene Nordwestküste Spitzbergens und geht unter keiner Bedingung, auch bei den günstigsten Eisverhältnissen an der Nordküste Spitzbergens entlang, um die Expedition früher aufzunehmen. Dies ordne ich an, da die Nordküste auch bei den günstigsten Eisverhältnissen innerhalb eines halben Tages vom Eise blockiert werden kann, wenn der Wind nach Norden herumspringt.«
Da nach diesen Ausführungen die Teilnahme an der Reise nicht mit großen Gefahren verknüpft war, begab ich mich auf dem Seewege nach Tromsö. Dr. Kohl, der als Arzt an der Filchner’schen Expedition teilgenommen hatte, traf kurz vor dem Expeditionsleiter ebenfalls in Tromsö ein.
Am 1. August nachmittags eröffnete Leutnant Schröder Dr. Kohl, Ritscher, Sandleben und mir seine endgültigen Absichten. Er handelte darin genau nach dem Vorbilde Amundsens, der seine Leute für eine Nordpolexpedition angeworben hatte, ihnen aber erst in Madeira erklärte, daß die Reise nach dem Südpol gehen sollte. Da die Spenden für die Expedition bislang nicht viel gebracht hatten, was hauptsächlich auf den Einfluß einer wissenschaftlichen Autorität zurückzuführen sein sollte, wollte Schröder etwas Außerordentliches leisten, wodurch er den Widerstand dieser Autorität zu bezwingen hoffte. Außerdem gab er uns zu bedenken, daß durch eine Durchquerung Spitzbergens für die wissenschaftliche Forschung wenig gewonnen werden könnte, während eine Durchquerung von Nordostland von Süden nach Norden wichtige Aufschlüsse über das noch jungfräuliche Nordostland bringen könnte. Die Reise sei zwar gefährlich, aber nicht unmöglich. In vierzig Tagen ließe sie sich erledigen. Das Schiff sollte die Schlittenpartie bis an den Rand des Packeises bringen, dann Spitzbergen von Süden aus umschiffen und die Schlittenpartie endlich an der Hinlopenstraße oder einem noch näher zu bestimmenden Punkte der Nordküste Spitzbergens wieder aufnehmen. Mitgeteilt wurde uns noch, daß ein Immediatgesuch um Genehmigung einer Lotterie für die Hauptexpedition Erfolg haben dürfte.
Ritscher und mich überraschte dieser neue Plan nicht besonders, da wir wußten, daß Schröder bereits schwierigere Unternehmungen geplant hatte, die sich aber der vorgerückten Jahreszeit wegen nicht ausführen ließen. Außerdem war gerade eine österreichische Jagdgesellschaft in Tromsö eingetroffen, die unter Gisberts Führung auf Kaiser-Franz-Josephs-Land jagen wollte. Diese Jagdreise schien jedenfalls gefährlicher zu sein. Bei Schröder waren alle Gegenvorstellungen ergebnislos; mit der ihm eigenen Energie verfocht er seinen einmal gefaßten Plan. Dr. Kohl mußte im November wieder in Deutschland sein und trat, da er fürchtete, länger auf Nordostland bleiben zu müssen, von der Reise zurück. Da ich mich den Gefahren nicht gewachsen fühlte, nahm ich ebenfalls von der Teilnahme Abstand. Ritscher und Sandleben machten ihre Teilnahme davon abhängig, welche Aufnahme der neue Plan bei den übrigen Teilnehmern finden würde. Schröder sagte uns dann noch, daß die Abschlüsse der Lebensversicherungen nicht perfekt geworden wären, dagegen würden Unfallversicherungen abgeschlossen werden. Am Abend wurde der Plan den übrigen Herren mitgeteilt. Keiner der Herren, auch nicht Dr. Rüdiger, dem man nach seiner Dissertationsschrift die meiste Kenntnis der Ge fahren im Eismeere Zutrauen durfte, hat sich von der Teilnahme aus geschlossen. Nur der Marinemaler Rave bat, da er körperlich ungeeignet sei, nicht mit auf die Schlittenreise genommen zu werden. Dies mußte ihm gewährt werden.
Dr. Bruce, den bekannten Retter Nansens, trafen wir bei einem Abschiedsessen im Hause des österreichischen Konsuls. Er hielt den Plan für gefährlich, aber nicht für aussichtslos. Die Funkenstation in Greenharbour telegraphierte, daß über die Eisverhältnisse an der Ostküste Spitzbergens nichts bekannt sei. Robbenfänger erklärten jedoch, daß das Eis weit südwärts reiche und keine Möglichkeit vorläge, in diesem Jahre die an der Ostküste Spitzbergens seit mehreren Jahren vergeblich ihrer Abholung harrenden Eisbärenfelle heimzubringen. Die Antwort auf ein Telegramm an Professor Dr. v. Drygalski lief erst in Tromsö ein, als das Schiff bereits den Hafen verlassen hatte. Erwähnt werden möge noch, daß keiner der Herren des Ehrenkomitees der Hauptexpedition von diesem Plane eine Ahnung hatte, geschweige denn auf seine Ausführung irgendwie hätte einwirken können.
Am 5. August war endlich alles so weit geordnet, daß das Schiff die Reede von Tromsö verlassen konnte. Man dampfte nordostwärts an der Bäreninsel vorbei zur Packeisgrenze. Da sich keine Möglichkeit bot, die Schlittenpartie abzusetzen, fuhr »Herzog Ernst« um die Südspitze Spitzbergens zurück und längs der Westküste bis zur Magdalenen-Bucht, wo man mit dem Vergnügungsdampfer »Viktoria Luise« zusammentraf. Die günstigen Eisverhältnisse gestatteten es, bis 3 Sm östlich vom Nordkap auf Nordostland vorzudringen. Dort – auf 80° 30’ N-Breite und 21° 17’ S-Länge von Greenwich – wurde die Schlittenabteilung, an der der Expeditionsleiter, Kapitänleutnant Sandleben, Dr. Mayr und Schmidt teilnahmen, auf das Packeis abgesetzt. Man hatte nicht einmal Zeit zu warten, wie sich diese Abteilung entwickeln würde, denn das Schiff mußte der drohenden Eismassen wegen schleunigst flüchten. Man hatte verabredet, als Merkzeichen des eingeschlagenen Weges Bambusstangen aufzurichten. Die Lernersche Hilfsexpedition hat im Sommer 1913 vergeblich nach solchen Stangen gesucht. Über den Verbleib der Schlittenabteilung ist nichts bekannt. Ein Robbenfänger will jedoch an der Westküste Nordostlands eine Bambusstange gesehen haben, als es ihm in dem günstigen Sommer gelungen war, von Süden aus durch die Hinlopenstraße zu laufen.
Nach mancherlei Fährlichkeiten langte das Schiff in der Treurenberg-Bucht an, wo der Verabredung gemäß ein Depot errichtet wurde. Der damit verbundene Aufenthalt sollte dem Schiff zum Verhängnis werden, denn plötzlich aufkommender Nordwind trieb die Eismassen in die Bucht und versperrte dem Schiffe den Weg. Nun war guter Rat teuer. Auf diese Eventualität scheint man nicht gefaßt gewesen zu sein. Da die Wissenschaftler noch den im Oktober aus der Advent-Bucht abgehenden letzten Dampfer erreichen wollten und im Frühjahr der Proviant knapp zu werden drohte, beschloß man, gemeinsam nach Advent-Bucht zu wandern.
Der Anfang der Wanderung war sehr beschwerlich, man kam nur wenige Kilometer täglich vorwärts. Dr. Detmers und Dr. Moeser hofften schneller vorwärts zu kommen, wenn sie nicht mit der ganzen Abteilung, sondern allein ihren Weg längs der Wijde-Bucht fortsetzten. Gegenvorstellungen waren erfolglos, man mußte sie allein ziehen lassen. Über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Ritscher, Rave, Dr. Rüdiger, Eberhard und zwei Norweger erreichten glücklich eine Fanghütte an der Westseite der Wijde-Bucht. Da die Füße des Dr. Rüdiger erfroren waren, mußte er hier zurückgelassen werden. Zu seinem Schutze erbot sich Rave, bei ihm zu bleiben. Ihre Erlebnisse in der Hütte und auf dem Rückwege zum Schiffe hat Dr. Rüdiger in einem jüngst erschienenen Buche »Die Sorge-Bai« veröffentlicht.
Ritscher, Eberhard und die Norweger erreichten glücklich die Hütte am Kap Petermann. Die Sonne schien nur noch ganz kurze Zeit und nicht hell genug, um den Übergang über die Gletscher wagen zu dürfen. Die erste Mondscheinperiode mußte man des stürmischen Wetters wegen ungenützt verstreichen lassen. Endlich im Dezember gelang es Ritscher, nach Advent-Bucht vorzudringen. Eberhard und die Norweger hatten die Teilnahme an diesem in der Heimat angestaunten und vielfach bezweifelten Marsche abgelehnt und waren zum Schiffe zurückgekehrt, wo sie jedoch ohne Eberhard eintrafen.
Nachdem Anfang Januar 1913 die erste Nachricht von den traurigen Ereignissen, die sich im Anschluß an die Spitzbergen-Expedition des Leutnants Schröder zugetragen hatten, durch ein Telegramm des unter unsäglichen Schwierigkeiten allein nach Adventbai zurückgekehrten Kapitän Ritscher in Deutschland bekannt geworden war, trat, besonders durch die rührige, unermüdliche Tätigkeit des Kapitäns W. Berg angeregt, eine Anzahl von Männern zusammen, um den Plan einer Entsatzexpedition für die Überlebenden zu erwägen. An den ersten Beratungen beteiligten sich die Herren: W. Berg, Dr. Branca, Dr. Brass, Dr. Brauer, von Breitenbuch, Dominik, Dr. Engler, von Frankenberg, Dr. Hergesell, Dr. Miethe, Dr. von Parseval, Dr. Schott, Dr. Wedemeyer, zu denen bei den späteren Sitzungen noch eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten hinzutrat.
Das Berliner Komitee »Hilfe für deutsche Forscher im Polareis« vereinigte sich mit dem gleichzeitig in Frankfurt am Main entstandenen, und es wurde ein Arbeitsausschuß niedergesetzt, dem die Ausführung der Hilfsaktion übertragen wurde. Die erlassenen Zeitungsaufrufe hatten ein höchst erfreuliches Resultat, und beraten vom Auswärtigen Amt und in steter Fühlung mit demselben gewannen die Pläne des Arbeitsausschusses allmählich feste Gestalt. Der Arbeitsausschuß bestand aus den Herren: Professor Dr. Brauer, Hofmarschall von Breitenbuch, Professor Dr. Hergesell, Professor Dr. Miethe, Professor zur Straßen, R. Szamatolski, Direktor von Gwinner, Dr. Ferdinand Graf von Zeppelin, die den Unterzeichneten mit der Führung der Geschäfte beauftragten.
Es galt in erster Linie, einen mit Eiswanderungen in Spitzbergen durchaus vertrauten Mann als Führer der Expedition zu gewinnen, der in dem durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Expeditionen in Spitzbergen bekannten Hauptmann A. Staxrud gefunden wurde. Bei den Verhandlungen, die über die Ausrüstung der Expedition in Kristiania geführt wurden, beteiligte sich u. a. mit Rat und Tat die Deutsche Gesandtschaft in Kristiania, der Chef des Norwegischen auswärtigen Ministeriums Ih1en und Professor Fritjof Nansen, dessen große Erfahrung bei der Beratung der Einzelfragen von besonderer Bedeutung für uns war. Ihm verdankt die Hilfsexpedition den Rat, als Zugtiere Rentiere zu verwenden, eine Maßnahme, die sich auch auf das Beste bewährt hat.
Über den Verlauf der vom Hilfskomitee organisierten Expedition berichtet im Nachfolgenden ihr Führer, Hauptmann Staxrud, eingehend, und ebenso schließen wir dieser Veröffentlichung den Bericht des Dr. Kurt Wegener an, der auf eigene Faust von der Deutschen meteorologischen Station in Croßbai aus schon während des Winters in einer überaus kühnen Schlittenexpedition den Verunglückten Hilfe zu bringen versuchte und wichtige Nachrichten über deren Schick sal zurückbrachte.
Herzlicher Dank gebührt denen, die, ihr Leben für die Verunglückten in die Schanze schlagend, an den beiden Hilfsexpeditionen teilnahmen, besonders ihren Führern; herzlicher Dank auch denen, die durch große und kleine Spenden das Rettungswerk ermöglichten. –
Daß es nicht gelang, das Schicksal der am Nordostland ums Leben gekommenen Männer und ihres Führers, des Leut nants Schröder, zu enträtseln, ist bedauerlich. Weitere Nachsuchungen müssen aber als zwecklos bezeichnet werden.
i. A. Miethe
Aus dem Norwegischen übersetzt von A. Miethe
Am 21. Februar wurde ich von Geheimrat Miethe, welcher aus Anlaß der Hilfsaktion für den verunglückten Schröder-Stranz nach Kristiania gekommen war, aufgefordert, eine Hilfsexpedition zu leiten.