Die Flamme - The Flame - Leonard Cohen - E-Book

Die Flamme - The Flame E-Book

Leonard Cohen

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Beschreibung

Leonard Cohens Vermächtnis. 2016 starb im Alter von 82 Jahren der große Sänger und Dichter Leonard Cohen – und »die Welt wurde dunkler«, wie es in einem der unzähligen Nachrufe hieß. Mit Songs wie »Hallelujah« oder »Suzanne« wurde er in den späten 1960ern weltberühmt. In seinen letzten Lebensjahren wuchs seine Popularität noch einmal. Bis kurz vor seinem Tod arbeitete er an diesem Buch, seinem literarischen Vermächtnis. Wenige Wochen vor seinem Tod, gab Leonard Cohen dem New Yorker ein Interview, in dem er sagte, er sei bereit zu sterben. Er brauche nur unbedingt noch genug Zeit, um sein allerletztes Buch fertigzustellen. Glücklicherweise wurde er erhört. »Die Flamme« ist Leonard Cohens sprachmächtiger Abgesang, eine Abschiedsrede, bestehend aus Songtexten, Gedichten, Notizbucheinträgen und Illustrationen. Entstanden ist eine Kartographie seines einzigartigen Lebensweges. Neben noch unbekannten Gedichten und Zeichnungen finden sich in diesem Buch zum ersten Mal ausgewählte Notizbucheinträge Cohens, die dem Leser das Innenleben dieses Ausnahmekünstlers erstaunlich nahe bringen.

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Seitenzahl: 342

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Leonard Cohen

Die Flamme | The Flame

Aus dem Englischen von Nora Bossong, Matthias Kniep, Nicolai Kobus, Simone Kornappel, Nadja Küchenmeister, Léonce W. Lupette, Christian Lux, Klaus Modick, Kerstin Preiwuß, Marcus Roloff, Ron Winkler und Katja WinterÜbersetzungsredaktion: Christian Lux

Kurzübersicht

> Buch lesen

> Titelseite

> Inhaltsverzeichnis

> Über Leonard Cohen

> Über dieses Buch

> Impressum

> Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

FrontispizVorwortEditorische NotizAnmerkung zur ÜbersetzungPOEMS | GedichteHAPPENS TO THE HEARTDem Herz geschiehtI DOJaLAMBCHOPSLammkotelettsNO TIME TO CHANGEEs geht nicht mehrI DIDN’T KNOWIch wusste nichtI CAN’T TAKE IT ANYMOREIch kann nicht mehrUNDERTOWBrandungssogON RARE OCCASIONSIn seltenen FällenMY LAWYERMein AnwaltI CAN’T BREAK THE CODEIch kann den Code nicht knackenI’M LOOKING AT THE FLAGIch schaue, Hand am HerzenTHE LUCKY NIGHT!!!!! SUNDAY MARCH 7, 2004Die eine Nacht!!!!! Sonntag, 7. März 2004HE SAYS HE WANTS TO KILL USEr sagt er will uns tötenROSHI SAIDRoshi sagteIF THERE WERE NO PAINTINGSGäbe es keine GemäldeJAN 15, 2007 SICILY CAFÉ15. Januar 2007, Café SicilyDEPRIVEDBeraubtDIMENSIONS OF LOVEDimensionen der LiebeFULL EMPLOYMENTFestanstellungI HEAR THE TRAFFICIch höre den LärmHOMAGE TO MORENTEHommage an MorenteHOMAGE TO ROSENGARTENHommage an RosengartenI’M ALWAYS THINKING OF A SONGIch denke immer an ein LiedROSHI’S POEMRoshis GedichtKANYE WEST IS NOT PICASSOKanye West ist nicht PicassoOLD FRIENDSAlte FreundeTHE APPARENT TURBULENCEDie augenscheinliche TurbulenzWATCHING THE NATURE CHANNELBeim Schauen des Nature-KanalsTHE CREATUREWesenTHE INDIAN GIRLDas indische MädchenMARY FULL OF GRACEMaria voll der GnadenTHE LOS ANGELES TIMESLos Angeles TimesYOU WANT TO STRIKE BACK AND YOU CAN’TDu willst dich rächen, aber kannst es nichtWHEN YOU WAKE UPWenn du aufwachstWHEN DESIRE RESTSWenn das Begehren ruhtWHAT IS COMING 2.16.03Was auf uns zukommt 16.02.2003WHAT I DOWas ich tueSCHOOL DAYSSchultageTHE FLOWERS HATE USDie Blumen hassen unsUNBIBLICALUnbiblischWINTER ON MOUNT BALDYWinter auf Mount BaldyDOESN’T MATTEREs macht nichts ausGRATEFULDankbarANTIQUE SONGAltes LiedELEVATOR MIRRORSSpiegel im FahrstuhlLISTEN TO THE HUMMINGBIRDHör auf den KolibriI THINK I’LL BLAMESchuldvorwurfMY GUITAR STOOD UP TODAYHeute stand meine Gitarre aufMY CAREERMeine KarriereNEVER GAVE NOBODY TROUBLEHab nie wem Ärger gemachtORDINARY GUY WITH PROBLEMSNormaler Typ mit ProblemenDRANK A LOTZu viel getrunkenIKKYUIkkyuFLYING OVER ICELANDÜber Island fliegenG-D WANTS HIS SONGG-tt will sein LiedALL HE KNOWSAlles, was er weißIF I TOOK A PILLMit nur einer PilleMOVING ONWeitermachenWAS I ALONEWar ich alleinCOME AND SEEKomm und siehTHANKS FOR THE DANCEHab Dank für den TanzA STREETEine StraßeI PRAY FOR COURAGEMutbitteBLUE ALERT | Alarmstufe BlauBLUE ALERTAlarmstufe BlauINNERMOST DOORInnerste TürTHE GOLDEN GATEGolden GateHALF THE PERFECT WORLDDie Hälfte der vollkommenen WeltNIGHTINGALENachtigallNO ONE AFTER YOUNach dir kommt keiner mehrNEVER GOT TO LOVE YOUNie vermocht ich Dich zu liebenCRAZY TO LOVE YOUWahnsinn dich zu liebenTHE MISTDer DunstTHANKS FOR THE DANCEHab Dank für den TanzOLD IDEAS | Alte IdeenGOING HOMEIch geh heimAMENAmenSHOW ME THE PLACEZeig mir den OrtDARKNESSDunkelheitANYHOWIrgendwieCRAZY TO LOVE YOUWahnsinn dich zu liebenCOME HEALINGHeilungBANJOBanjoLULLABYNachtgesangDIFFERENT SIDESVerschiedene SeitenPOPULAR PROBLEMS | Beliebte ProblemeSLOWLangsamALMOST LIKE THE BLUESFast ein BluesSAMSON IN NEW ORLEANSSamson in New OrleansA STREETEine StraßeDID I EVER LOVE YOUHab ich dich je geliebtMY OH MYMann oh MannNEVER MINDWen schert das schonBORN IN CHAINSGeboren in KettenYOU GOT ME SINGINGDu lässt mich singenYOU WANT IT DARKER | Du willst es dunklerYOU WANT IT DARKERDu willst es dunklerTREATYAbkommenON THE LEVELSo belassenLEAVING THE TABLEAbgangIF I DIDN’T HAVE YOUR LOVEGäbe es Deine Liebe nichtTRAVELING LIGHTMit leichtem GepäckIT SEEMED THE 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Vorwort

Dieser Band enthält die letzten Arbeiten meines Vaters als Dichter. Ich wünschte, er hätte noch die Fertigstellung erleben können – nicht, weil es durch seine Hände zu einem besseren Buch geworden wäre, das deutlicher und großzügiger und stärker geformt gewesen wäre oder weil es ihm und der Form, die er seinen Lesern anbieten wollte, eher entsprochen hätte, näher gekommen wäre, sondern, weil es das war, wofür er versuchte am Leben zu bleiben, am Schluss der einzige Grund für ihn weiterzuatmen. In der schwierigen Zeit, in der er das Buch zusammengestellt hat, schrieb er E-Mails mit der Titelzeile »Bitte nicht stören« an die wenigen von uns, die regelmäßig bei ihm vorbeikamen. Er erneuerte seine tiefe Hinwendung zu ausgiebiger Meditation, um seinen Geist trotz der durch die multiplen Kompressionsbrüche hervorgerufenen akuten Schmerzen und seines geschwächten Körpers fokussiert zu halten. Er hat mir gegenüber oft geäußert, dass er sich gewünscht hätte, bei allen künstlerischen und das Leben betreffenden Strategien, die er in seinem reichen und komplizierten Leben angewendet hat, unbeirrter bei der Erkenntnis geblieben zu sein, dass das Schreiben sein einziger Trost, sein wahrhaftigster Lebenszweck war.

Mehr noch als alles andere war mein Vater ein Dichter. Das verstand er als seine eigentliche Berufung, wie er in seinen Notizbüchern schrieb, als eine »Mission G-ttes«. (Der Gedankenstrich deutet auf seine Ehrfurcht vor der Gottheit, sein Zögern, den Namen der Gottheit selbst im Englischen auszuschreiben, ist eine alte jüdische Tradition und ein weiterer Beleg für seinen festen Glauben, den er mit seiner eigenen Freiheit kombiniert hat.) »Religion, Lehrer, Frauen, Drogen, die Straße, Ruhm, Geld … nichts davon macht mich high oder verschafft mir Linderung wie das Füllen von Seiten, das Schreiben.« Diese Aussage war auch der Ausdruck von Bedauern: er bot hier seine Hingabe an die Literatur als Erklärung für das, was er wohl als schlechte Vaterschaft, gescheiterte Beziehungen und Unachtsamkeit in Bezug auf Finanzen und seine Gesundheit empfand. Ich erinnere mich dabei an einen seiner weniger bekannten Songs, (der zugleich einer meiner liebsten ist): »I came so far for beauty, I left so much behind.« [Dt. Ich bin so weit für Schönheit gegangen, ich habe so viel zurückgelassen / hinterlassen.] Offenbar aber war er nicht weit genug gegangen: aus seiner Sicht hatte er nicht genug hinterlassen. Und dieses Buch, das wusste er, würde sein letztes Angebot an uns werden.

Wenn ich meinen Vater als Kind um Geld bat, um mir Süßigkeiten im Eckladen kaufen zu können, sagte er mir oft, ich solle in den Taschen seines Blazers nach Scheinen und Kleingeld suchen. Unweigerlich stieß ich dabei auf Notizbücher. Als ich ihn später im Leben nach einem Feuerzeug oder Streichhölzern fragte, fand ich in seinen Schubladen Notizblöcke und Kladden. Als ich ihn einmal fragte, ob er Tequila da habe, schickte er mich zum Kühlschrank, wo ich ein eingefrorenes, verirrtes Notizbuch fand. Meinen Vater zu kennen hieß (neben vielen anderen wundersamen Dingen), einen Mann zu kennen, der überall Zettel, Notizbücher und Cocktailservietten – jede mit unverkennbarer Handschrift beschrieben – (ordentlich) verteilt aufbewahrte. Sie stammten von Nachttischen aus Hotels oder aus 99 Cent Shops; jene, die vergoldet, ledergebunden, schick waren oder auf andere Weise Bedeutung verhießen, benutzte er nie. Mein Vater bevorzugte schlichte Hilfsmittel. In den frühen 1990ern waren ganze Schränke gefüllt mit Boxen, in denen seine Notizbücher lagen, Notizbücher, die eine lebenslange Aufopferung für das bezeugten, was diesen Mann ausgemacht hat. Das Schreiben war sein Lebenszweck. Das war das Feuer, das er hegte, die bedeutendste Flamme, die er schürte. Sie ist niemals erloschen.

Es gibt viele Themen und Wörter, die sich im Werk meines Vaters unaufhörlich wiederholen: gefroren, zerbrochen, nackt, Feuer und Flamme. Auf der Rückseite seines ersten Albumcovers befinden sich, wie er es in einem späteren Song schrieb, die »Flammen, die Jeanne d’Arc verfolgten«. »Who by fire?«, lautete seine berühmte Frage in einem Song über das Schicksal, der sich auf schelmische Weise eines jüdischen Gebetes bedient. »I lit a thin green candle to make you jealous of me.« [Dt. Ich habe eine dünne grüne Kerze angezündet, um Dich eifersüchtig zu machen.] Diese Kerze gab nur den ersten von vielen Funken. Es folgten Feuer und Flammen für die Schöpfung, für die Zerstörung, für die Hitze und das Licht, für Begierde und Vollendung, die sich durch sein ganzes Werk zogen. Er entzündete Flammen und hütete sie sorgfältig. Was daraus folgte studierte er genau und zeichnete sie auf. Die Gefahr, die von ihnen ausging, beflügelte ihn – er sprach oft davon, dass die Kunst anderer Leute nicht ausreichend »Gefahr« enthalte, und er lobte das »Aufregende in einem Gedanken, der in Flammen stand«.

Dieses glühende Wirken hielt bis zu seinem Ende an. »You want it darker, we kill the flame«, so intoniert er auf seinem letzten Album, seinem Abschiedsalbum. Er starb am 7. November 2016. Es fühlt sich nun dunkler an, aber die Flamme ist nicht erloschen. Jede Seite Papier, die er füllte, war der Beleg zu einer brennenden Seele, der bleibt.

 

Adam Cohen, Februar 2018

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Editorische Notiz

In den letzten Monaten seines Lebens hat Leonard Cohen trotz schwerer körperlicher Beschwerden eine Auswahl für seinen letzten Band mit Gedichten vorgenommen. »Die Flamme« zeigt dieses Werk so, wie seine Herausgeber, Professor Robert Faggen und Alexandra Pleshoyano, sowie sein langjähriger kanadischer Verlag glauben, dass es auf Grundlage des von Leonard erstellten Manuskripts und unter Zuhilfenahme der stilistischen Entscheidungen, die er für seine vorherigen Bücher getroffen hat, seinen Intentionen entspricht. Robert Faggen hat das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Leonard begonnen, und Alexandra Pleshoyano half ihm bei der Fertigstellung der Edition im April 2017. Leonards Sohn, Adam Cohen, hat den Titel für das Buch vorgeschlagen.

Leonard hat klare Anweisungen für die Zusammenstellung des Buches gegeben, in dem seine Texte wie auch eine großzügige Auswahl seiner Zeichnungen und Selbstporträts versammelt sein sollten. Er hat sich dabei drei Abschnitte vorgestellt. Der erste Abschnitt besteht aus 63 Gedichten, die er sorgfältig aus einem Schatz an unveröffentlichten Werken ausgewählt hat, der mehrere Jahrzehnte umspannt. Leonard war bekannt dafür, mehrere Jahre an seinen Gedichten zu arbeiten – manchmal viele Jahrzehnte lang –, bevor sie veröffentlicht wurden; er betrachtete diese 63 Gedichte als abgeschlossene Werke.

Der zweite Abschnitt enthält Gedichte, die zu Songtexten für seine letzten vier Alben wurden. Alle Songtexte für Leonards Songs haben ihren Ursprung als Gedichte genommen und können somit eher als eigenständige Gedichte betrachtet werden als jene der meisten anderen Songwriter. Bemerkenswerterweise hat Leonard einige seiner Songtexte zunächst als Gedichte im New Yorker veröffentlicht, noch bevor das Album veröffentlicht wurde, auf dem der Song mit dem entsprechenden Songtext erschienen ist. Das jüngste Beispiel dieser Art ist »Steer Your Way«, davor waren es »A Street«, »Almost Like the Blues« und »Going Home«. In der Anordnung der Songtexte von Anjani Thomas’ Album Blue Alert (2006), das von Leonard produziert worden ist, und Leonards eigenen Alben Old Ideas (2012), Popular Problems (2014) und You Want It Darker (2016) sind wir der Formatierung gefolgt, die Leonard in seinem Buch mit ausgewählten Gedichten und Songtexten Strange Music (1993), in dem zahlreiche Songtexte aufgenommen wurden, vorgenommen hat. Aufmerksame Leser werden die Unterschiede zwischen den Gedichten und den Songtexten für die dazugehörigen Alben bemerken.

Der dritte Abschnitt des Buches präsentiert eine Auswahl von Einträgen aus Leonards Notizbüchern, die er seit seiner Teenagerzeit bis zum letzten Tag seines Lebens täglich geführt hat. Robert Faggen hat die Transkription von mehr als dreitausend Seiten der Notizbücher aus sechs Jahrzehnten überwacht. Wenngleich Leonard an der Auswahl der Einträge aus den Notizbüchern für The Flame mitgewirkt hat, hinterließ er keine finale Entscheidung über ihre Anordnung. Es wäre eine Herausforderung – wenn nicht gar ein Ding der Unmöglichkeit –, dabei chronologisch vorzugehen, da Leonard oft in den gleichen Notizbüchern über viele Jahre hinweg mit unterschiedlichen Farben unterschiedliche Einträge vorgenommen hat. Leonard hat die Notizbücher nach einem System nummeriert, das wir nicht verstehen. Dessen ungeachtet haben wir uns dazu entschieden, dieser Nummerierung für die Notizbücher zu folgen, auch wenn diese nicht chronologisch erscheint. Die Auswahl aus den Notizbüchern enthält eine Vielzahl von Strophen und Versen – die Leonard »Scraps« nannte – und Leser, die mit Leonards Werk vertraut sind, werden häufig -erkennen, dass manche Einträge offenbar Entwürfe für Gedichte und Songtexte sind. Es wurde kein Versuch unternommen, eine klare Narration zwischen diesen Notizbüchern herzustellen, und die Einträge sind hier so nah wie möglich an der Art und Weise wiedergegeben, wie sie in den Notizbüchern selbst vorkommen, wobei keinerlei Versuch unternommen wurde, Interpunktion oder Zeilenumbrüche zu verändern. Bei der Transkription der Notizbücher sind wir bestimmten Konventionen gefolgt, und die folgenden Symbole wurden genutzt, um Varianten zu kennzeichnen: { } weist auf ein Wort oder einen Satz, der über oder unter der Zeile steht; [?] markiert Worte und Sätze, die nicht zu entziffern waren; und *** kennzeichnen einen Abstand zwischen Notizbucheinträgen.

Neben diesen drei Buchabschnitten wollte Leonard seine Dankesrede zur Verleihung des Prinz-von-Asturien-Preises, der ihm am 21. Oktober 2011 in Spanien überreicht worden ist, in die Auswahl für das Buch aufnehmen. Darüber hinaus hat mit Genehmigung von Leonards Freund und Kollegen, Peter Scott, einer der letzten E-Mail-Wechsel, der noch weniger als 24 Stunden vor Leonards Tod stattfand, einen Platz im Buch bekommen.

Leonard hat vorgeschlagen, dass einige seiner Selbstporträts und Zeichnungen ebenfalls abgedruckt werden, ein Vorgehen, das er mit Book of Longing begonnen hatte. Da Leonard diese Auswahl selbst nicht vornehmen konnte, hat Alexandra Pleshoyano aus über 370 von Leonard angefertigten Selbstporträts eine Auswahl getroffen und diese um einige Zeichnungen ergänzt. Leonard war außerdem damit einverstanden, dass wir einige der Seiten aus den Notizbüchern zur Illustration des Buches reproduzieren.

Schließlich noch ein paar Hinweise zu einzelnen Gedichten. Das Gedicht »Full Employment« ist im Grunde eine längere Version des Gedichts »G-d Wants His Song«. Die Ähnlichkeiten zwischen dem Gedicht »The Lucky Night« und dem Gedicht »Drank A Lot« ist ebenfalls bemerkenswert. Das Gedicht »Untertow« wurde als Song auf Leonards Album Dear Heather (2004) veröffentlicht. Das Gedicht »Never Gave Nobody Trouble« wurde als Song auf Leonards Live-Album Can’t Forget: A Souvenir of the Grand Tour (2015) herausgebracht. Die Gedichte »A Street« und »Thanks for the Dance« werden in leicht unterschiedlichen Versionen als Songtexte im zweiten Abschnitt des Buches erneut vorgestellt. Wer sich mit der Homepage Leonard Cohen Files auskennt, die von Jarkko Arjatsalo betrieben wird, könnte einige Gedichte, Selbstporträts und Zeichnungen wiedererkennen, die dort zuvor mit Leonards Erlaubnis veröffentlicht worden sind.

 

Robert Faggen und Alexandra Pleshoyano

Juli 2018

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Anmerkung zur Übersetzung

Die Flamme von Leonard Cohens Texten in die deutsche Sprache zu übertragen, ist eine heikle Angelegenheit. Zunächst ist die Übersetzung von Lyrik niemals ein leichtes Unterfangen und bewegt sich in gewisser Hinsicht immer am Rand der Unmöglichkeit. Im besten Fall gelingt sie als Verneigung vor dem Original, und in zweisprachigen Ausgaben wie dieser hier kann sie zudem als vertiefendes Leseerlebnis neue Ebenen eröffnen, selbst wenn man mit den einzelnen Entscheidungen der Übersetzerinnen und Übersetzer womöglich nicht einverstanden ist.

Der letzte von Leonard Cohen zusammengestellte Band enthält aber nicht nur Gedichte, sondern neben Auszügen aus seinen Notizbüchern auch Songtexte. Wie jeder weiß, der sich schon mal daran versucht hat, seinen Lieblingssong ins Deutsche zu übertragen, stellt die anschmiegsame Leichtigkeit der mit Musik verstärkten Texte für den Übersetzer eine nahezu unlösbare Aufgabe dar.

Das Übersetzerteam bestehend aus Nora Bossong, Matthias Kniep, Nicolai Kobus, Simone Kornappel, Nadja Küchenmeister, Léonce W. Lupette, Christian Lux, Klaus Modick, Kerstin Preiwuß, Marcus Roloff, Ron Winkler und Katja Winter hat es dennoch versucht und ist sich der freundlichen Vermessenheit im gesamten Prozess der Entstehung dieses Bandes bewusst gewesen.

Bei der Übersetzung konnten die einzelnen Übersetzer frei entscheiden, welche Texte sie übernehmen und welchen Ansatz sie beim Übersetzen verfolgen. So finden sich viele Übertragungen in diesem Band, die den Versuch unternommen haben, für den Reim Entsprechungen zu finden. Sie haben ihren eigenen Charme, weil sie mitunter Klang, Ton und Rhythmus privilegieren und zu ganz anderen Ergebnissen kommen als die Übersetzungen, die sich für eine wortgetreue Nähe zum Text entscheiden. Der vermeintlich leichtere Verzicht auf den Reim aber verpflichtet zu einer sprachlichen Genauigkeit, die ihrerseits eine erhebliche Spannung und neue Sichtweisen ins Zwiegespräch mit dem Original trägt.

Bei Interpunktion sowie bei Groß- und Kleinschreibung sind wir im Wesentlichen Leonard Cohens recht flexiblen Entscheidungen gefolgt. Insbesondere bei der Übersetzung der Notizbücher stützen sich die Entscheidungen auf die Transkription der Notizbücher, die Leonard Cohen nicht mehr selbst überwachen konnte. Dies führt im Deutschen zu einer hier und da uneinheitlichen Verwendung von Kommata sowie Groß- und Kleinschreibung. Durch den Blick zum gegenüberliegenden Original können diese aber jederzeit überprüft werden.

 

Christian Lux

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 POEMS | Gedichte

HAPPENS TO THE HEART

I was always working steady

But I never called it art

I was funding my depression

Meeting Jesus reading Marx

Sure it failed my little fire

But it’s bright the dying spark

Go tell the young messiah

What happens to the heart

There’s a mist of summer kisses

Where I tried to double-park

The rivalry was vicious

And the women were in charge

It was nothing, it was business

But it left an ugly mark

So I’ve come here to revisit

What happens to the Heart

I was selling holy trinkets

I was dressing kind of sharp

Had a pussy in the kitchen

And a panther in the yard

In the prison of the gifted

I was friendly with the guard

So I never had to witness

What happens to the Heart

I should have seen it coming

You could say I wrote the chart

Just to look at her was trouble

It was trouble from the start

Sure we played a stunning couple

But I never liked the part

It ain’t pretty, it ain’t subtle

What happens to the Heart

Now the angel’s got a fiddle

And the devil’s got a harp

Every soul is like a minnow

Every mind is like a shark

I’ve opened every window

But the house, the house is dark

Just say Uncle, then it’s simple

What happens to the heart

I was always working steady

But I never called it art

The slaves were there already

The singers chained and charred

Now the arc of justice bending

And the injured soon to march

I lost my job defending

What happens to the Heart

I studied with this beggar

He was filthy he was scarred

By the claws of many women

He had failed to disregard

No fable here no lesson

No singing meadow lark

Just a filthy beggar blessing

What happens to the heart

I was always working steady

But I never called it art

I could lift, but nothing heavy

Almost lost my union card

I was handy with a rifle

My father’s .303

We fought for something final

Not the right to disagree

Sure it failed my little fire

But it’s bright the dying spark

Go tell the young messiah

What happens to the heart

June 24, 2016

Dem Herz geschieht

Meine Arbeit war stets redlich

Die ich Kunst nicht nennen mag

Finanzierte meinen Kummer

Traf auf Jesus, las in Marx

Meinem Feuer zwar kein Beistand

Doch der Funke, sterbend, glüht

Geh und sag dem jungen Heiland

Was mit dem Herz geschieht

Es weht ein Dunst von Sommerküssen

Wo im Parkverbot ich hielt

Der Wettbewerb war sehr verbissen

Die Frauen bestimmten das Spiel

Rein dienstlich, kaum von Interesse

Eine fiese Narbe aber blieb

Und ich kehrte zurück um zu wissen

Was mit dem Herz geschieht

Ich verkaufte heiligen Nippes

Ich trug Kleidung raffiniert

Hatt ’ne Mieze in der Küche

Einen Mähnenwolf im Revier

Hinter Mauern weil ich dichte

War ich stets zum Wärter lieb

Und hab nie mit ansehen müssen

Was mit dem Herz geschieht

Ich hätt es wissen sollen

Als wär’s ein Plan von mir

Schon ein Blick hieß Ärger wollen

Und Ärger gab’s immer mit ihr

Mir gefiel nie diese Rolle

Jenes Traumpaars, das wir spielten

Es ist nicht fein, nicht würdevoll

Was mit dem Herz geschieht

Und der Engel hat ’ne Geige

Wo der Teufel Harfe spielt

Jede Seele ist ein Fischchen

Jeder Geist zum Hai geriet

Hab die Fenster aufgerissen

Dunkel bleibt das Domizil

Sag nur Onkel, dann wird’s einfach

Was mit dem Herz geschieht

Ich arbeite in einem fort

Aber Kunst nannt’ ich das nie

Die Sklaven waren schon vor Ort

Die Sänger versengt im Verlies

Das Schwert des Rechts gezückt

Die Verletzten gehen marschiern

Ich geh stempeln, denn ich schützte

Was mit dem Herz geschieht

Hab gelernt mit diesem Bettler

Voller Narben, blutverschmiert

Durch die Krallen vieler Frauen

Die er besser ignoriert

Keine Fabel keine Lehre

Keine Lerche tiriliert

Nur ein Bettler, dreckig, ehrt

Was mit dem Herz geschieht

Die Arbeit hab ich stets erledigt

Aber Kunst nannt ich das nie

Leichtes, doch nichts Schweres hob ich

Nie war mir die Gewerkschaft grün

Ein Colt lag gut in meinen Händen

Meines Vater’s .303

Wir kämpften für ein großes Ende

Nicht für das Recht auf Streit

Meinem Feuer zwar kein Beistand

Doch der Funke, sterbend, glüht

Geh und sag dem jungen Heiland

Was mit dem Herz geschieht

24. Juni 2016

 

Übersetzung: Léonce W. Lupette

I DO

I do, I love you Mary

More than I can say

Cuz if I ever said it

They’d take us both away

They’d lock us up for nothing

And throw away the key

The world don’t like us Mary

They’re on to you and me

We got a minute Mary

Before they pull the plug

50 seconds maybe

You know that’s not enough

30 seconds baby

Is all we got to love

And if they catch us laughing

They gonna rough us up

I do, I love you Mary

More than I can say

Cuz if I ever said it

They’d take us both away

They’d lock us up for nothing

And throw away the key

The world don’t like us Mary

They’re on to you and me

Ja

Ja, ich liebe dich, Maria

Mehr als ich sagen kann

Denn: wenn ichs sagen würde

Wären wir beide dran

Sie sperren uns ein für gar nichts

Und schmelzen die Schlüssel ein

Die Welt hasst uns, Maria

Und wird uns auf den Fersen sein

Maria, wir haben eine Minute

Bevor sie den Stecker ziehn

Vielleicht noch 50 Sekunden

Du weißt, das reicht nicht hin

30 Sekunden, Schätzchen

Bleiben uns, um uns zu lieben

Und wenn sie uns lachend erwischen

Reiben sie uns auf

Ja, ich liebe dich, Maria

Mehr als ich sagen kann

Denn: wenn ichs sagen würde

Wären wir beide dran

Sie sperren uns ein für gar nichts

Und schmelzen die Schlüssel ein

Die Welt hasst uns, Maria

Und wird uns auf den Fersen sein

Übersetzung: Nicolai Kobus

LAMBCHOPS

thinking of those lambchops

at Moishe’s the other night

we all taste good to one another

most bodies are good to eat

even reptiles and insects

even the poisonous lutefisk of Norway

buried in the dirt a million years before serving

and the poisonous blowfish of Japan

can be prepared

to insure reasonable risks

at the table

if the crazy god did not want us to eat one another

why make our flesh so sweet

I heard it on the radio

a happy rabbit at the rabbit farm

saying to the animal psychic

don’t be sad

it’s lovely here

they’re so good to us

we’re not the only ones

said the rabbit

comforting her

everyone gets eaten

as the rabbit said

to the animal psychic

2006

Lammkoteletts

ich denk an diese Lammkoteletts

bei Moishe’s neulich abends

wir alle schmecken einander gut

die meisten Körper lassen sich gut essen

sogar Reptilien und Insekten

sogar der toxische Lutefisk aus Norwegen

für eine Million Jahre im Dreck eingebuddelt bevor er serviert wird

und der giftige Kugelfisch aus Japan

können so zubereitet werden

dass ein vernünftiges Maß an Risiko

am Tisch gewährleistet ist

wenn der verrückte Gott nicht wollte dass wir einander essen

warum hat er dann unser Fleisch so schmackhaft gemacht

Ich habs im Radio gehört

ein glückliches Kaninchen auf der Kaninchenfarm

sagt zur Tierhellseherin

sei nicht traurig

hier ist es zauberhaft

sie sind so gut zu uns

wir sind nicht die Einzigen

sagte das Kaninchen

um sie zu trösten

jeder wird gefressen

so sagte das Kaninchen

zur Tierhellseherin

2006

 

Übersetzung: Léonce W. Lupette

NO TIME TO CHANGE

No time to change

The backward look

It’s much too late

My gentle book

Too late to make

The men ashamed

For what they do

With naked flames

Too late to fall

Upon my sword

I have no sword

It’s 2005

How dare I care

What’s on my plate

O gentle book

You’re much too late

You missed the point

Of poetry

It’s all about them

Not about me

Es geht nicht mehr

Für den Versuch

Zurückzusehn

Geliebtes Buch

Ist es zu spät

Zu spät um

Menschen vorzuhalten

Was sie der

Reinheit vorenthalten

Zu spät mich in

Mein Schwert zu stürzen

Ich hab kein Schwert

Es ist 2005

Was stört es mich

Wenn etwas fehlt

Oh liebes Buch

Du kommst zu spät

Der Grund für Dichtung

Erreicht dich nicht

Es geht nur um sie

Nicht um mich

Übersetzung: Kerstin Preiwuß

I DIDN’T KNOW

I knew that I was weak

I knew that you were strong

I did not dare to kneel

Where I did not belong

And if I meant to touch

Your beauty with my hand

Then come the boils and blood

Which I would understand

You tore your knees apart

The loneliness revealed

That drew this unborn heart

From chains that would not yield

But weakened by your exercise

You fell against my soul

The stricken soul the mind denies

Until you make it whole

So I can love your beauty now

Though seeming from afar

Until my neutral world allow

How intimate you are

Sometimes it gets so lonely

I don’t know what to do

I’d trade my stash of boredom

For a little hit of you

I didn’t know

I didn’t know

I didn’t know

How much you needed me

Ich wusste nicht

Ich wusste, ich war schwach

Ich wusste, du warst stark

Wo ich nicht hingehörte

Hab ich zu knien nicht gewagt

Und wäre ich auserwählt

Deine Schönheit zu berühren

Mir kochte wohl mein Blut

Und ich verstünde

Du spreiztest deine Beine

Die entblößte Einsamkeit

Die dieses ungeborene Herz

Aus schwachen Ketten riss

Von deinen Übungen geschwächt

Sankst du an meine Seele

Die gebeutelt und verleugnet

Durch dich nun wieder ganz

So kann ich deine Schönheit lieben

Wenn auch nur als fernen Schein

Bis meine Nüchternheit erlaubt

Dir wirklich nah zu sein

Manchmal wird es einsam

Was mach ich dann mit mir

Ich gäbe meine Langeweile

Für einen kleinen Schlag von dir

Ich wusste nicht

Ich wusste nicht

Ich wusste nicht

Wie sehr du mich gebraucht

Übersetzung: Nicolai Kobus

I CAN’T TAKE IT ANYMORE

O apple of the world

we weren’t married on the surface

we were married at the core

I can’t take it anymore

surely there must be

a limit for the rich

and a hope unto the poor

I can’t take it anymore

and the lies that they tell

about G-d

as if they owned the store

I can’t take it anymore

Ich kann nicht mehr

Oh Weltenapfel, wir

waren nicht an der Kruste

vermählt, sondern im Kern

ich kann nicht mehr

Beschränkungen für die Reichen

und den Bedürftigen Hoffnung

sicher, das brauchen wir sehr

ich kann nicht mehr

und die Lügen die sie streuen

über G-tt

als wären sie die Herrn

ich kann nicht mehr

Übersetzung: Léonce W. Lupette

UNDERTOW

I set out one night

When the tide was low

There were signs in the sky

But I did not know

I’d be caught in the grip

Of the undertow

And ditched on a beach

Where the sea hates to go

With a child in my arms

And a chill in my soul

And my heart the shape

Of a begging bowl

Brandungssog

Eines Nachts brach ich auf

Bei Ebbe am Strand

Am Himmel blinkten Zeichen

Doch war mir nicht bekannt,

Dass ich mich bereits im Lauf

Des Brandungssogs befand

An ein Ufer verschlagen

Das das Meer selbst nicht mag

Mit einem Kind in den Armen

Und der Kälte in meiner Seele

Und meinem Herz in der Form

Einer Bettelschale

Übersetzung: Christian Lux

ON RARE OCCASIONS

On rare occasions

the power was given me

to send waves of emotion

through the world.

These were impersonal events,

over which I had no control.

I climbed on the outdoor stage

as the sun was going down

behind the Tower of Toledo

and the people did not let me go

until the middle of the night.

All of us,

the musicians, the audience,

were dissolved in gratitude.

There was nothing but

the starry darkness,

the smell of fresh cut hay,

and a hand of wind caressing

every single forehead.

I don’t even remember the music.

A wide unison whispering arose

which I didn’t understand.

When I left the stage

I asked the promoter

what they were saying.

He said they were chanting:

to-re-ro, to-re-ro

A young woman drove me back to the hotel,

a flower of the race.

All the windows were rolled down.

It was a ride free from error.

I could not feel the road

or the pull of destination.

We didn’t speak

and there was no question of her

entering the lobby,

or climbing to my room.

Only recently

I remembered that drive of long ago,

and since then,

I need to be weightless

but I never am.

In seltenen Fällen

In seltenen Fällen

war mir die Macht verliehen,

Wellen von Gefühlen

in die Welt zu senden.

Es geschah losgelöst von mir,

ich hatte keinen Zugriff.

Ich betrat die Bühne eines Open Airs,

als hinterm Tower of Toledo

die Sonne unterging,

die Leute ließen mich

bis Mitternacht nicht gehen.

Wir alle,

die Musiker, das Publikum,

waren von Dank erfüllt.

Es gab nichts als

die sternenklare Nacht,

den Duft von frisch gemähtem Gras

und einen Luftzug,

der alle Stirnen koste.

Ich erinnere mich nicht an die Songs.

Ein allgemeines Wispern setzte ein,

das ich nicht verstand.

Als ich von der Bühne kam,

fragte ich den Veranstalter,

was da zu hören sei.

Er meinte, sie sängen

to-re-ro, to-re-ro

Eine junge Frau fuhr mich ins Hotel,

eine Blüte unserer Spezies.

Im Auto waren alle Fenster offen.

Die Fahrt fühlte sich richtig an.

Ich spürte weder Straße

noch das Verlangen anzukommen.

Wir sprachen nicht

und dass sie in die Lobby mitkam

oder auf mein Zimmer,

war kein Thema.

Erst vor Kurzem fiel mir

die Fahrt nach Langem wieder ein,

und suche seitdem

schwerelos zu sein

und bin es nie.

Übersetzung: Ron Winkler

MY LAWYER

My lawyer tells me not to worry

Says that junk has killed the revolution

Leads me to the penthouse window

Tells me of his plan

To counterfeit the moon

1978

Mein Anwalt

Mein Anwalt rät mir zur Ruhe

Sagt, die Revolution sei an Dreck krepiert

Führt mich ans Penthousefenster

Erzählt mir von seinem Plan

Den Mond zu fälschen

1978

 

Übersetzung: Nora Bossong

I CAN’T BREAK THE CODE

I can’t break the code

Of our frozen love

It’s too late to know

What the password was

I reach for the past

Keep coming up short

And everything feels

Like a last resort

Tho’ we’ve called it quits

And there’s nothing left

Still I hear my lips

Make these promises

Though we’ve squandered the truth

And there’s little left

We can still sweep the room

We can still make the bed

When the world is false

I won’t say it’s true

When the darkness calls

I will go with you

In a time of shame

In the great Alarm

When they call your name

We’ll go arm in arm

Ich kann den Code nicht knacken

Ich kann den Code nicht knacken

Von unserem frostigen Band

Es ist zu spät, zu erfassen

Wo sich das Passwort befand

Ich greife nach Vergangnem

Und falle stets durchs Gitter

Und alles fühlt sich an

Wie ein letztes Mittel

Zwar machten wir Schluss

Und nichts ist mehr da

Doch ich hör wie mein Mund

Diese Versprechungen macht

Wir haben die Wahrheit vergeudet

Da ist fast nichts geblieben

Wir können den Boden noch scheuern

Wir können das Bett noch beziehen

Wahr nenn ich die Welt nicht

Wenn sie nur fingiert

Wenn Finsternis einbricht

Gehe ich mit Dir

In Zeiten der Scham

Bei höchstem Alarm

Rufen sie Deinen Namen

Gehen wir Arm in Arm

Übersetzung: Léonce W. Lupette

I’M LOOKING AT THE FLAG

I’m looking at the flag

My hand against my heart

If only we could win

(One of) these wars we like to start

Ich schaue, Hand am Herzen

Ich schaue, Hand am Herzen

Unsere Flagge an

Hoffentlich gewinnen sie

Die Kriege, die wir so gern starten

Übersetzung: Ron Winkler

THE LUCKY NIGHT!!!!! SUNDAY MARCH 7, 2004

Let’s say that on that lucky night

I found my house in order

and I could slip away unseen

tho’ burning with desire

Escaping down a secret stair

I cross into the forest

The night is dark but I am safe—

My house at last in order

But luck or not, I do it right

and no one sees me leaving

Hidden, blind and secret night—

my heart the only beacon

But O that beacon lights my way

more surely than the sun,

and She is waiting for me there—

Of all and all, the only One

And then the night commands me

to enter in Her side

and be as Adam is to Eve

before they need divide

So I can show Her what’s been kept

for Her and Her alone—

a secret place that Love had left

before the world was born

Her nipples underneath My hand

Her fingers in My hair—

a forest crying from the dead

and fragrance everywhere

And from the wall a grazing wind

weightless and serene

wounds Me as I part Her lips

and wounds Us in between

And fastened here, surrendered to

My Lover and My Lover,

We spread and drown as lilies do—

forever and forever

Die eine Nacht!!!!! Sonntag, 7. März 2004

Sagen wir: in dieser Nacht

stehl ich mich ungesehn hinaus

aus einem gut bestallten Baus

doch brennend vor Verlangen

Aus geheimer Treppenflucht

schlag ich mich in den Wald

in dunkler Nacht bin ich beschützt –

mein Haus ist gut bestallt

Nenn es Glück, ich mach es gut

und niemand sieht mich flüchten

Blind, in klandestiner Nacht –

mein Herz nur wird mir leuchten

Dies Leuchten zeigt mir meinen Weg

gewisser als der Sonnenschein,

und Sie wird draußen auf mich warten –

Von allen einzig sie allein

Und dann gebietet mir die Nacht

in Ihre Flanke einzudringen

wie Adam es mit Eva macht

bevor es nottut, sie zu trennen

so zeige ich Ihr, was bewahrt

für Sie, nur Sie allein –

den Ort, den Liebe hinterließ, geheim

noch eh die Welt entstand

Ihre Nippel unter Meiner Hand

Ihre Finger in Meinem Haar –

ein Wald aus Totenklage

und Duft ist überall

Und ein Fallwind von der Mauer

leicht und unbeschwert

trifft Mich, als ich Ihre Lippen teile

hat Uns dabei versehrt

Und gefesselt wie ergeben

Meinem Liebling, Meinem Liebling,

wie Lilien knospen und ertrinken Wir –

für immer und für immer

Übersetzung: Nicolai Kobus

HE SAYS HE WANTS TO KILL US

he says he wants to kill us

he says it very often

just let him know you love him

his attitude will soften

let’s wait a little while

let’s wait a little longer

the enemy is gaining strength

let’s wait until he’s stronger

Er sagt er will uns töten

er sagt er will uns töten

er sagt es unablässig

teil ihm nur mit du liebst ihn

so wird sein ton gemäßigt

komm, warten wir ein bisschen

komm, warten ohne frist

der feind gewinnt an stärke

wir warten bis er stärker ist

Übersetzung: Léonce W. Lupette

ROSHI SAID

1.

Roshi said:

Jikan san, there’s something I want you to know

yes, Roshi

you are the worst student I’ve ever had

2.

I disappeared for ten years.

When I came back to Los Angeles

Roshi invited me for dinner.

After dinner Roshi wanted to see me alone.

Roshi said:

When you left half of me died.

I said:

I don’t believe you.

Roshi said:

Good answer.

3.

During Roshi’s sex scandal (He was 105)

my association with Roshi