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Trainer-Trubel und kein Touchdown
Nach dem Sieg gegen die Condors steht eine neue Herausforderung bevor: Die Rebels wollen in die U13-Liga aufgenommen werden. Doch ihr allergiegeplagter Trainer ist weggezogen und coacht das Team nur noch online. Als dann auch noch Artem verschwindet, um ihr Maskottchen Stinker aus dem Knast – ähm Tierheim – zu befreien und ein Unwetter droht, ihren Trainingsplatz zu überfluten, bricht endgültig das Chaos aus. Wie soll sich Jimmy da auf das Training konzentrieren? Dabei muss er sich dringend auf seine neue Position als Cornerback vorbereiten, wenn der Ligaeinstieg gelingen soll.
Die American Football-Reihe für Kinder ab 8 Jahren – empfohlen von Toggo Touchdown. Mit Glossar und einem Vorwort vom ehemaligen Football-Nationalspieler und TV-Experten Jan Stecker.
Weitere Bände der Reihe:
Die Football-Freunde – Touchdown für die Grasdorf Rebels (Band 1)
Die Football-Freunde – Rebels im Superschlamassel (Band 2)
Band 3 erscheint im Herbst 2025
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 101
Veröffentlichungsjahr: 2025
Mit Illustrationen von Dominik Rupp
als ich 1979 mit meinem Bruder mein erstes Footballspiel der Cologne Crocodiles im Kölner Südstadion gesehen habe, hatte mich diese Sportart schon beim Einlaufen der Mannschaft gepackt.
Das Stampfen, Singen und Klatschen im Rhythmus der Musik hat einen solchen Teamgeist und eine solche Kraft ausgestrahlt, dass wir sofort wussten, das ist der Sport, den wir immer gesucht hatten.
Ein Jahr später waren wir selbst Teil dieser Mannschaft und es hat mich bis heute nie wieder losgelassen.
Ich glaube, es gibt keinen anderen Sport, in dem es mehr Kameradschaft und mehr Zusammenhalt gibt als beim American Football.
Selbst nach 40 Jahren sind wir noch ein Team.
Wir nennen uns die Good Old Boys.
Wir sehen uns regelmäßig, und wenn es jemandem schlecht geht, kümmern wir uns um ihn.
Wir sind immer noch die Brüder, die wir vor 40 Jahren waren.
Ich habe meine Söhne nie angetrieben, Football zu spielen, aber als mein älterer Sohn mit 14 Jahren anfangen wollte, war ich sehr gespannt, was er wohl nach dem ersten Training sagen würde.
Das Team waren die Fürstenfeldbruck Razorbacks, und nach dem Training sagte mein Sohn auf der Heimfahrt:
»Papa, das war das beste Training, das ich je erlebt habe.
Die haben mich sofort aufgenommen, als wenn ich schon immer dabei gewesen wäre.
Wenn ich einen Fehler gemacht habe, haben sie mich aufgebaut und mir erklärt, wie ich es besser machen kann.
Wenn ich was richtig gemacht habe, haben sie mich gefeiert.
Papa, ich versteh dich jetzt so gut. Ich liebe diese Sportart.«
Und obwohl er heute mit 22 kein Football mehr spielt, sondern Medizin studiert, hat er nie den Kontakt zu seinem Team verloren.
Deswegen liebe ich American Football.
Euer
Jan Stecker
Herzlichen Dank an unsere Beraterin bei den Potsdam Royals Friederike Harnisch und David Odenthal, ex-NFL-Europe- und Toledo-Rocket-Spieler
Die Helden von Grasdorf
Als sich endlich die Schranken am Bahnübergang vor mir heben, strahlt die Sonne wie Flutlicht über unseren Football-Platz. Ich sprinte weiter zur VIP-Zone, wo Stinker mir von der Wand des Containers die Schnauze entgegenstreckt. Wir haben unser Hunde-Maskottchen auf die Umkleidekabine gemalt, damit jeder es schon von Weitem sehen kann: Hier regieren die GRASDORFREBELS!! Den ganzen Weg von der Schule bin ich zu dem Ort gerannt, an dem ich am liebsten morgens aufwachen und abends schlafen gehen würde. Okay, meine Mum Samy wäre damit sicher nicht einverstanden, aber jeder Tag ohne Football ist die Hölle für mich: Da gehe ich die Wände hoch, knabbere am Bettpfosten oder rupfe die Federn aus meinem Kopfkissen. Ohne mein Team drehe ich einfach komplett am Rad! Ausgerechnet unter unserem Platz sollte ein Glasfaserkabel zu der Neubausiedlung zwischen Bahnhof und Spielfeld verlegt werden. Einen tiefen Krater hatten sie über der 20-Yard*-Linie gebaggert und sich wochenlang Zeit gelassen, das Loch wieder zu stopfen. Heute ist der erste Trainingstag nach der unfreiwilligen Pause, puh, geschafft, das Leben kann weitergehen! Gestern Abend haben Fammbel, Amon, Wiesel und ich eigenhändig die Yard-Linien frisch aufgemalt, nachdem wir den Platz gründlich geharkt hatten. Wir haben den Rost vom Grill gekratzt und den Kühlschrank randvoll mit Limo gepackt. Zwischendurch hat Herr Heinrich, der Vater von unserem Center, Bowl, sogar ein frisches Kaxi-Klo geliefert.
»Stinkt nicht und ist wasserdicht!«, hat er uns aus seinem Klo-Transporter zugerufen.
* Für diesen und alle weiteren grau eingefärbten Begriffe findest du eine Erklärung im Glossar am Ende des Buches.
Zum Schluss haben wir das Partyzelt aus dem Container geholt. Einen Schlüssel zu der schweren Eisentür habe ich, den anderen hat der Sportshop-Besitzer, Herr Karaca, der sich um unsere Ausrüstung kümmert. Zufrieden lasse ich mich in einen der Plastikstühle fallen und öffne eine Zitrone-Kirsch-Limo. Allerbeste Voraussetzungen für das erste Training. Zuletzt haben wir die Condors geschlagen zurück nach Keilbach geschickt. Über das legendäre Feindschaftsspiel reden die Leute im Ort noch immer. Seitdem sind wir die Helden von Grasdorf. Sogar in der Gratis-Wochenzeitung, die an alle Haushalte verteilt wird, war ein Artikel über uns. Und im Internet gibt es Videos von unserem grandiosen Sieg. So fühlt es sich also an, ein Star zu sein! Daran könnte ich mich gewöhnen.
Superblöd ist nur, dass wir keinen Trainer mehr haben. Coach Berti ist wegen seiner Hundeallergie weggezogen. Er hat eine Stelle als Lehrer weit entfernt von Grasdorf angenommen – an einer Schule ohne Schulhund. Ein wenig habe ich mein Team schon beim letzten Spiel gecoacht, aber das war nur eine Notlösung. Wir brauchen einen echten Trainer, der uns ganz nach oben bringt. Schließlich will ich ein berühmter Profi-Footballer werden!
Außerdem sitzt unser Maskottchen Stinker im Knast – also im Tierheim –, aber er ist dort schrecklich unglücklich und sehnt sich nach Artem, seinem besten Freund. Artem, unserem genialen Tight End, geht es ohne seinen Hund auch richtig mies. Umso wichtiger, dass wir ein Team sind. Bei den Grasdorf Rebels wird keiner im Stich gelassen oder verraten, niemals! Jeder steht für den anderen ein. Hundertpro!
Mein Handy klingelt. Ich hoffe auf einen Anruf von Fammbel oder Bowl. Wo bleiben die nur? Aber es ist Mum. Bestimmt ist sie sauer, weil ich im Beauty Dream nicht gefegt habe. So heißt ihr Schönheitssalon. In der Wohnung darüber wohnen wir. Kurzerhand drücke ich ihren Anruf weg – sorry, und tschüss, Mum.
Jetzt istFOOTBALL-TIME!! Ich habe einfach keine Lust auf Anschiss, nicht an so einem perfekten Tag. Okay, sie muss den Laden ganz alleine schmeißen, das ist ganz schön anstrengend. Mein Dad hilft uns nicht, der lebt irgendwo in Amerika, den habe ich zuletzt als Baby gesehen. Aber daran erinnere ich mich nicht, logisch. Rrriiiiinnnng! Wieder ruft Mum an.
Wer sich einbildet, sie irgendwie stoppen zu können, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist schiefgewickelt. Ich schalte das Handy auf stumm. Prompt schickt sie mir eine Textnachricht: Meine Freundin Angelina hat Migräne. Wie du weißt, ist sie sehr empfindlich. Sie meint, da ist ein ganz schlimmes Unwetter im Anflug. Jimmy King, DUKOMMSTSOFORTHEIM!!! Verstanden??!! Mum.
Das muss ein Trick sein, damit ich ihr im Laden helfe. Über mir segelt nicht die kleinste Wolke über den Himmel. Nur ein Flugzeug durchkreuzt das strahlende Blau. Mum hat eine Menge Freundinnen. Die reden immerzu über alles Mögliche. Vor allem diese Angelina. Die sagt anderen Leuten auch die Zukunft voraus. Die spinnt total. Ne, nicht mit mir. Ich lasse mir das Training nicht vermiesen. Von nichts und niemandem!
Die Trainer-Mumie
In dieser Sekunde kommt zum Glück Fammbel um den Container gelaufen.
Fammbel hat verlässlich die besten Tipps, wenn einem von uns mal wieder krass der Shit um die Ohren fliegt. Alle lieben Fammbel. Nur seine Gegner nicht, denn er ist auch der härteste Verteidiger, den wir haben. Immer wieder zwingt unser genialer Linebacker die Angreifer zu einem Fumble und bringt uns damit in Ballbesitz. Daher stammt auch sein Spitzname.
»Hey, Fammbel, was läuft?«
»Absolut nichts!«, mosert er. »Ohne Football ist alles Käse!« Dann macht sich ein Grinsen in seinem Gesicht breit. »Mensch, King, wie gut, dich zu sehen. Höchste Eisenbahn, dass es endlich weitergeht.«
Sag ich doch! Prompt pfeift der Schaffner drüben auf dem Bahnsteig zur Abfahrt.
Damit ich nicht komplett verrückt werde, habe ich die Baggerpause gut genutzt. Habe über Aufstellungen, Positionen, Pass- und Laufspielzügen gebrütet. Wer keine Ahnung von American Football hat, denkt vielleicht, da stürmen ein paar Idioten aufeinander zu, verhauen sich eine Weile, und wer am schnellsten mit dem Ball in die Endzone wetzt, gewinnt. Von wegen! Unser Sport ist was für schlaue Köpfe, denn nur wer regelmäßig seine Hausaufgaben macht und die Taktik kapiert, geht als Sieger vom Platz. Leider kann ich nicht gleichzeitig coachen und selbst trainieren. Seit ich beim Spiel gegen die Condors eine obergeniale Interception hingelegt habe, spiele ich nicht nur als Quarterback, sondern auch als Cornerback mit Fammbel in der Abwehr.
»Fammbel, hör zu, wir müssen unbedingt einen neuen Trainer finden«, stöhne ich.
Doch Fammbel grinst noch immer. »Vielleicht tut es ja auch ein alter.«
Wie meint er das denn? Unser letzter Trainer war doch schon steinalt – mindestens fünfzig! Der hatte keine Haare mehr auf der Rübe und war fast blind. Danach kommt nur noch scheintot. »Seit wann trainieren Mumien Footballteams?«, will ich von ihm wissen.
Fammbel wandert wie ein lebender Toter vor mir auf und ab. Dann setzt er sich kichernd neben mich und fischt einen uralten Laptop aus seinem Rucksack.
»Willst du etwa gamen?«, staune ich. »Ausgerechnet jetzt?«
Er klappt die alte Kiste auf und drückt auf einen Knopf. »Nö. Gamen ist nur was für Sofakartoffeln und mieses Wetter. Wir brauchen echte Action. Pass auf, King!«
Der Rechner ist ein Fall fürs Museum. Es dauert eine Ewigkeit, bis das Ding hochgefahren ist.
»Ist online über mein Handy, warʼn echtes Schnäppchen«, informiert mich Fammbel.
Dann endlich leuchtet das zerkratzte Display auf. Eigentlich habe ich keine Lust, auch noch nach der Schule auf einen Bildschirm zu starren. »Jetzt sag schon, wozu brauchen wir die Kiste?«
Fammbel grinst zufrieden. »Ich habe unseren Trainer mitgebracht. Der steckt da drin.«
Er startet ein Programm und dann tackelt es mich fast von den Sohlen.
»Mensch, Jungens, wie schön, euch zu sehen!«, krächzt es aus der Kiste. Es ist keine Mumie, es ist …
Nichts ist unmöglich
»Hallo, BERTI!« Unser neuer alter Trainer winkt mir von seinem Plüschsofa entgegen. Auf seinem Schoß liegen Hustenbonbons und ein Football-Playbook, auf einem Tablett stapeln sich Taschentücher und Medikamente – gegen seine vielen Allergien, logisch.
Keine zwanzig Minuten später sind alle Rebels eingetrudelt. Cemile ist auch gekommen. Sie ist die Tochter von unserem Sponsor, Herrn Karaca, und hilft ihm in seinem Sportgeschäft. Aber seit Cemile sich um unsere verletzten Spieler gekümmert und mir Nachhilfe in Mathe gegeben hat, begrüßen sie alle wie einen echten Grasdorf Rebel.
Endlich kann es losgehen. Cemile baut einen Turm aus Limonadenkisten und stellt den Laptop darauf.
»Check, check«, dröhnt es wieder aus den winzigen Lautsprechern. »Könnt ihr mich hören?«
Wir nicken, aber unter den Helmen verstehen wir nur die Hälfte.
»Seht ihr mich?«
»Na klar!«, freut sich Wiesel.
»Yo, Boomer Berti«, bestätigt auch Amon.
»Shoutout an unseren Coach!«, fordert Lasso.
Wir jubeln wild, lassen die Helme über den Köpfen kreisen und die Limo spritzen. Ich mache mit, weil ich froh bin, das Training nicht alleine organisieren zu müssen. Aber ich glaube nicht, dass Berti der Richtige ist, um aus mir einen echten Profi zu machen. Doch für den Moment hat Fammbel die allerbeste Lösung gefunden. Berti coacht uns einfach und bequem aus dem Homeoffice! Während er mit einer Tasse Tee in der Hand in seinem Wohnzimmer sitzt, kriegt er alles mit, was wir auf dem Platz treiben – live zugeschaltet auf einem alten Laptop. Berti sieht uns durch die Kamera und wir ihn auf dem Monitor. Krass – der erste tragbare Trainer der Welt! Ganz ohne Triefnase und Niesattacken.
Cemile verbindet ihre Boombox mit dem Computer, damit Berti überall auf dem Platz verstanden wird.
»Ich hab euch sooo vermisst, Mensch, Jungens, äh, Mädels, ach egal, ab sofort nenne ich euch einfach meineRebels!« Berti nimmt die Brille ab und reibt sich über die Augen. »Ist mächtig langweilig ohne euch. War gleich begeistert von Fammbels Idee mit dem Computer.«
Sein Fusselbart ist länger geworden und seine Ohren wirken auf dem miesen Bildschirm noch größer.
Bald darauf gibt er auch schon die ersten Anweisungen: »Rechts, links, geradeaus, links, Mitte, schnelle Füße, Shuffle, schneller, wieder rechts, nach hinten, und WERFEN!«, quält er Kilian und mich, während die anderen Sprints üben. Puh, das haut rein. Manche Rebels meinen, auf ihren Positionen müssten sie viel mehr laufen und schwitzen als wir Quarterbacks, aber auf dieser superwichtigen Position haben es alle auf dich abgesehen. Sobald eine Gap, also eine Lücke, in der Offensive Line entsteht, wirst du zur Zielscheibe