Die frühen Jahre - Felix Stephan - E-Book
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Die frühen Jahre E-Book

Felix Stephan

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Beschreibung

Ein verstörend intimer Blick auf das Leben der Angepassten

Als die DDR zusammenbricht, versammelt sich die Familie des Erzählers eines Abends vor dem Ofen, um sämtliche Beweise über die Stasi-Tätigkeit ihrer Mitglieder zu verbrennen. Der einzige Sohn wächst in eine Welt hinein, die sich in Auflösung befindet und in der die Eltern schnell die Orientierung verlieren. Erst als der Großvater, die sozialistische Heldenfigur der Familie, allmählich dement wird, scheint ein Neuanfang denkbar.

Felix Stephan erzählt von einer Familie, die sich ein neues Leben aufbauen muss ohne sich auf das alte berufen zu können, und wirft einen Blick auf die inneren Verwüstungen der Angepassten und die Herausforderungen der Freiheit.

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Seitenzahl: 245

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Über das Buch

»Meine Familie stand immer noch unter Schock, und wenn man unter Schock steht, ist das gesamte Denken auf ein einziges Ereignis gerichtet. Dieses Ereignis war bei uns das Ende des Sozialismus. Vor unserem inneren Auge fiel die Mauer immer und immer wieder, wie in einer Endlosschleife.« 

Ost-Berlin, 1989: Ein siebenjähriger Junge erlebt, wie die Massen in den Westen strömen, während für seine Familie die Welt, in der sie gut lebten, zusammenbricht. Seine Eltern und Großeltern haben ihr Leben dem Sozialismus gewidmet, jetzt zerrinnt er ihnen zwischen den Fingern und mit ihm alles, woran sie glaubten. »Die frühen Jahre« ist ein Roman über eine Familie, die das Anpassen neu verlernen muss. Die Geschichte eines Jungen, der ein normaler Teenager sein möchte; einer Mutter, die sich im Westen neu kennenlernt; eines Vaters, der die Schande eines unerhörten Abstiegs verkraften muss.

Felix Stephan erzählt einfühlsam und verstörend von Kindheit und Jugend im Niemandsland einer neuen Zeit und stellt die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen.

Über Felix Stephan

Felix Stephan, 1983 in Ost-Berlin geboren, hat Journalismus und Literaturwissenschaft studiert. Er hat als Redakteur bei Zeit Online und der Literarischen Welt gearbeitet und ist seit 2018 Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Felix Stephan lebt in Berlin und im Elsass. »Die frühen Jahre« ist sein Romandebüt.

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Felix Stephan

Die frühen Jahre

Roman

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Widmung

I

II

III

IV

V

VI

VII

VIII

IX

X

XI

XII

XIII

XIV

XV

XVI

XVII

XVIII

XIX

XX

XXI

XXII

XXIII

XXIV

Impressum

Für A.

»Der Fehler der Jugend ist es zu glauben, man könne den Dämon zufriedenstellen, indem man ihn zum Helden macht.«

Yukio Mishima

I

Im Januar 1990, als unsere Nachbarn und Arbeitskollegen die Archive der Staatssicherheit stürmten, Türen und Fenster zertrümmerten, versammelte sich meine Familie vor dem alten Ofen im Haus meiner Großeltern und verbrannte sämtliche Akten, die das Ministerium für Staatssicherheit über sie angelegt hatte. Mein Großvater, der ein hochrangiger Geheimdienstler war, hatte das Ende rechtzeitig kommen sehen und war geistesgegenwärtig in die Archive hinabgestiegen, hatte alles aus den Regalen gezogen, was unsere Familie betraf, und es in Sicherheit gebracht. Wie alle Mitglieder meiner Familie erfüllte er die Aufgaben, mit denen er betraut war, außergewöhnlich gewissenhaft.

Die Gesichter rot vor Wärme, Angst und Erleichterung, stand meine Familie im Zentrum des Sturms andächtig und in respektvollem Abstand zu den Flammen im Halbkreis und warf einen prall gefüllten Pappordner nach dem anderen in den Ofen. Die glühenden Schnipsel flogen durch das Zimmer, und ich folgte ihnen mit meinen Augen. Das Schweigen meiner Familie, die scheuen Blicke, die sie einander zuwarfen, und dieses Feuerwerk, das nur für uns stattfand, empfand ich als sonderbar festlich, doch ich verstand weder den Anlass noch die Gefühle der Erwachsenen. Lange habe ich behauptet, mich an dieses Ereignis erinnern zu können, aber die Erwachsenen lachten, wenn ich davon erzählte, denn ich war ein sechs Jahre alter Junge, der an diesem Abend in seinem Kinderzimmer im Bett lag, in einem anderen Teil der Stadt, beseelt von der Hoffnung, bald ein Pioniertuch tragen zu dürfen.

Meine Familie gehörte zu jenen, die am Esstisch die korrekte Haltung und Heranführung des Löffels diskutierten, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass einer von ihnen etwas zu verbergen hätte. Ihr größter Wunsch bestand darin, sich in der Welt häuslich einzurichten, und ihre Radikalität drückte sich höchstens darin aus, diese Sehnsucht auch gegen die widrigsten Umstände durchzusetzen. Die DDR machte es ihnen leicht. Alles in allem glaubten sie, was der Staat ihnen über sich selbst erzählte und damit über sie. Wenn man die eigene Unfreiheit erst einmal verinnerlicht hat, ist sie von Freiheit nicht mehr zu unterscheiden. Wenn die Unfreiheit zum Lebensprinzip geworden und verschmolzen ist mit einem selbst, wenn es einem gelungen ist, trotzdem ein äußerlich normales Leben zu führen, beginnt man, sie zwangsläufig zu lieben, weil man sie für die Bedingung der Normalität hält. Und wenn man erst einmal dieses Stadium der Assimilation erreicht hat, akzeptiert man seine Unfreiheit nicht mehr nur, sondern setzt sie unweigerlich auch durch.

Selbst die Opfer, die sie erbrachte, hatten für meine Familie eine seelenbildende Funktion. Jeder Verzicht festigte in ihnen die Überzeugung, dass im Westen zwar jeder alles haben konnte, aber es einen gleichzeitig von innen zerstörte, jedes Bedürfnis unmittelbar und oberflächlich befriedigen zu können. Trotzdem war es offensichtlich, dass sie sich schuldig fühlten, nur war mir damals vollkommen schleierhaft, worin diese Schuld hätte bestehen können.

In dieser Atmosphäre verbrachte ich meine ersten Lebensjahre. Jeder gehe Kompromisse ein, sagte mein Vater einmal zu mir, und in jedem Kompromiss liege ein Verrat an sich selbst. Dass jeder erwachsene Mensch innerlich vor Reue verging, war in meiner Kindheit meine tiefste Überzeugung. Jeden Erwachsenen, den ich kennenlernte, beäugte ich im Hinblick auf die Frage, wann er wohl gebrochen worden war und die Hoffnung aufgegeben und sich in diesem Leben eingerichtet hatte. Und wenn mir jemand glücklich erschien, schaute ich ihn mitleidsvoll an, weil ihm offenkundig nicht bewusst war, wie bald dieses Glück vorüber sein würde. Zu dieser Zeit muss ich etwa acht oder neun Jahre alt gewesen sein.

Kurz nach dem Feuer begannen die Besuche. Zwei-, dreimal in der Woche klingelten verschwitzte Männer in billigen Anzügen an unserer Tür im fünften Stock unseres Plattenbaus, nur zehn Minuten Fußweg entfernt vom S‑Bahnhof Hohenschönhausen, um uns Vorschläge zu unterbreiten, wie wir unser Leben verbessern könnten. Meine Eltern ließen sie allesamt ein und führten sie in unsere winzige Küche. Vielleicht waren ihre Befürchtungen ja falsch gewesen und das Leben im Westen lief tatsächlich so: An der Tür klingelten freundliche Menschen und boten einem Weinverkostungen und Finanzlösungen an. Natürlich wirkten wir wie leichte Beute, die Wohnung, die die Vertreter betraten, lag wehrlos vor ihnen. An den Wänden klebten Tapetenreste, die meine Eltern aus den Kellern der Familie zusammengesammelt und verkehrt herum angebracht hatten, weil sie auf der Rückseite alle denselben Farbton hatten, ein unbestimmtes Braun. Die Möbel bestanden aus Almosen von Nachbarn und Bekannten für das junge Paar, und vor der Küche hing ein Perlenvorhang. Meine Eltern hatten gerade fertig studiert, und dies war die erste Wohnung, in der ich ein eigenes Zimmer hatte und nicht auf einer Liege schlafen musste, die am Fußende ihres Bettes aufgestellt war, während sie im Licht der Nachttischlampen an ihren Seminararbeiten schrieben. Die Vertreter zogen allesamt wieder ab, ohne Geld verdient zu haben, weil meine Eltern keines hatten. Manche von ihnen wurden wütend, weil sie ihre Zeit verschwendet hatten, und schimpften auf meine Eltern. In diesen Tagen, als sie sich erstmals selbst durch die Augen westdeutscher Verkäufer sahen, begann ihr neues Leben als Ostdeutsche.

In ihrer Schulzeit waren beide Vorsitzende des Pionierrats gewesen, und in ihrer Freizeit hatten sie sowjetische Teeabende in der Schulkantine veranstaltet. Sie hatten gemeinsam die Wandzeitung der Schule betrieben, auf der sie die Erfolge der Roten Armee priesen, und wenn Parteitage anstanden, legten sie auf dem Schulhof Tulpenbeete an. Bei diesen Aktivitäten müssen sich irgendwann ihre Blicke getroffen haben, und ich stelle mir vor, wie sie im jeweils anderen einen Teil von sich selbst erkannten und wie sie sich sagten: Auf diesen Menschen ist Verlass. Nur ein sehr spezieller Schlag Mensch verbrachte seine Nachmittage auf diese Weise, und ausgerechnet meine Eltern gehörten dazu. Ich war nicht nur ein Kind von Sozialisten, ich war ein Kind des Sozialismus. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, dass die Ehe meiner Eltern arrangiert war, aber ich würde es auch nicht nicht behaupten.

Von ihrem Begrüßungsgeld kauften sich meine Eltern einen veralteten Philips-Heimcomputer, für den ihnen ein Westberliner Student 700 Mark berechnet hatte, bestimmt das Doppelte seines Wertes. Dieses Modell sollte der letzte Heimcomputer sein, den Philips herstellte, er wurde nicht mehr weiterentwickelt, es gab dazu keine Ersatzteile mehr und keinen technischen Service. All das wusste der Student, und wenn meine Eltern das Gerät nicht gekauft hätten, hätte er es wegschmeißen müssen. Aber meine Eltern ahnten nicht, dass sie über den Tisch gezogen wurden, sondern freuten sich über ihren Fang, einen echten Heimcomputer mit Bildschirm und Tastatur. So etwas hatten sonst nur die Ministerien. Die technologische Ausstattung unserer Wohnung hatte auf einen Schlag einen gigantischen Sprung nach vorn gemacht. Viele Familien hatten noch nicht einmal ein eigenes Telefon, wir hatten einen Prozessor. Meine Eltern genossen das gute, saubere Gefühl, ihr Geld nicht für Coca-Cola oder Nike-Pullover ausgegeben zu haben wie viele andere Ostdeutsche, sondern es stattdessen investiert zu haben.

Mein Vater trug das Gerät die fünf Etagen nach oben und stellte es auf den Schreibtisch, von dem aus man den Spielplatz im Innenhof sehen konnte, die Kinder also im Blick hatte, auch wenn man arbeitete. Dann begann er, die Bedienungsanleitung zu studieren. Das machte er immer, bevor er sich an ein neues Gerät wagte, er konnte Stunden mit der Betriebsanleitung verbringen, ohne dabei den Gegenstand auch nur eines Blickes zu würdigen. Es war, als hätte er die Bedienungsanleitung gekauft, und den Computer hatte es obendrauf gegeben.

Wenn er Seite für Seite sorgfältig studiert hatte, schnaufte er und musterte seinen Neuerwerb mit dem zweifelnden Blick des Kenners. Mir kam es immer so vor, als wollte er das Gerät nicht nur bedienen, sondern es regelrecht durchdringen, bevor er zum ersten Mal mit ihm in Kontakt trat. Als wollte er sich innerlich vorbereiten und zu einem höheren Stadium gelangen, das es ihm erlaubte, dem neuen Objekt unter die Augen zu treten. Natürlich rührte dieses Verhalten daher, dass man in der DDR die Dinge selbst reparieren musste, wenn sie kaputtgingen, und sie nicht einfach nachkaufen oder umtauschen konnte. Und weil er diesen Philips-Computer sicherlich nicht selbst würde reparieren können, hatte er im Grunde seines Herzens Angst vor dem Gerät und widmete sich der Bedienungsanleitung noch ehrgeiziger und konzentrierter als sonst.

Bis die Bedienungsanleitung nicht durchgearbeitet war, durfte das Gerät nicht an den Strom angeschlossen werden, denn wer weiß, vielleicht musste es wie ein Kühlschrank nach dem Transport über Nacht ruhen, oder es hatte irgendeine andere Überraschung parat. Mein Vater studierte sogar die Bedienungsanleitungen für Toaster und Staubsauger wie ein Bibelschüler, Geräte, die nur einen einzigen Knopf besaßen, als verberge sich darin ein Geheimnis. Wenn ich bei diesen Gelegenheiten probeweise den Knopf drückte oder auch nur die Schutzfolie berührte, zog er mich grob zur Seite.

»Du weißt schon alles, ja?«

»Aber da ist nur ein Knopf.«

Als er schließlich den Stecker in die Steckdose steckte und am Computer den Power-Knopf drückte, surrte die Maschine, und auf dem Bildschirm erschien die Buchstaben-/Zeichenkombination »C:\…« Mein Vater pfiff durch die Zähne und schüttelte den Kopf, als sei ihm in diesem Moment klar geworden, warum wir den Systemkrieg verloren hatten. »Wahnsinn«, sagte er.

An meinen ersten Schultag habe ich keine Erinnerungen, aber auf den Fotos sind Erwachsene in Puffblusen mit Schulterpolstern zu sehen, die sorgenvoll auf Erstklässler ohne Pioniertuch schauen. Viele unserer Lehrer hatte vom Westen nur ungefähre Vorstellungen, und die stammten zur einen Hälfte aus dem West-Fernsehen und zur anderen aus den DDR-Nachrichten. Es schien sich also um eine Gesellschaft zu handeln, in der einerseits Waschmittel die Pullover so weich spülen konnten, dass man orgiastisch darin versinken wollte, die sich aber andererseits im Würgegriff einer imperialistisch-faschistischen Oligarchie befand. Es war nicht ganz einfach, diese beiden Positionen zusammenzubringen.

Die Erwachsenen waren selbst so orientierungslos, dass es wenig gab, das sie uns Kindern hätten erklären können, also blieben sie im Ungefähren und sagten uns, dass man grundsätzlich ein guter Mensch sein sollte. Was sollten sie uns beibringen? Sie versuchten es mit den Grundlagen: wie man ruhig an einem Tisch saß, wie man eine warme Mahlzeit einnahm und eine Distanz von fünfzig Metern zurücklegte, so schnell man konnte. Wie man Bälle warf und fing und vier Meter hohe Stangen erklomm. Der Granatenweitwurf war abgeschafft, aber wenn wir unser Sportzeug vergaßen, mussten wir noch immer in Unterwäsche turnen, um aus dieser Erniedrigung als besserer, weniger vergesslicher Mensch hervorzugehen.

Während ich eine Schrift lernte, von der ich später erfuhr, dass es sich dabei um die »ostdeutsche Schreibschrift« handelte, bewarb sich mein Vater bei westdeutschen Zeitungen auf eine Stelle als Redakteur, schließlich gebe es jetzt einiges über Ostdeutschland zu sagen, und er kannte sich aus.

Mein Vater war als Kind ein blasser, dicker Junge, aufgewachsen in einem Dorf an der polnischen Grenze, der von seiner Mutter verhätschelt wurde. Als eine Zwei in Sport ihm den makellosen Einsnull-Schnitt zu verderben drohte, wies er die Kuchen und Törtchen zurück, die ihm seine Mutter unentwegt unter die Nase hielt, und erhungerte sich sein Idealgewicht. Er nahm dafür sogar in Kauf, seiner Mutter das Herz zu brechen. Das Abitur schloss er mit Einskommanull ab, das Journalistik-Studium in Leipzig summa cum laude, und sein Traum war es, als außenpolitischer Korrespondent für die Nachrichtenagentur der DDR aus New York von den Vereinten Nationen zu berichten. Er musste nur noch seinen Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee absitzen, die schlimmsten drei Jahre seines Lebens, in denen er sich gegen die Korn-kippenden Mecklenburger auf seiner Stube nie durchsetzen konnte und erbittert Romane las, um nicht verrückt zu werden. Aber als er nach Berlin zurückkehrte und es endlich losgehen sollte mit seinem Aufstieg als DDR-Papiertiger, zerrann ihm das Land, wobei er sich gefühlt haben muss wie Narziss, dessen Spiegelbild sich in nichts auflöst.

Weil die Lehrer und die Eltern mit sich selbst beschäftigt waren, war ich im ersten Schuljahr die meiste Zeit unbeaufsichtigt. Ich verschwand morgens in die Schule, bevor meine Eltern aufgestanden waren, und wenn ich nach Hause kam, war meine Mutter noch auf Arbeit. Mein Vater saß mit einem dicken Handbuch am Schreibtisch und brachte sich selbst Microsoft Office bei, um diese Fähigkeit auf seinem Lebenslauf unter »Sonstiges« angeben zu können. Manchmal stand ich morgens um halb sechs mit meinem Schulranzen vor dem verschlossenen Gittertor meiner Sozialbauschule, und als eine Stunde später der Hausmeister auftauchte, um die Türen aufzuschließen, erkundigte er sich nach meinen Eltern. »Ich war einfach schon fertig und bin los«, erklärte ich ihm.

Einen Horizont gab es in unserem Viertel nicht, wir waren umgeben von Hochhäusern. Ich verlief mich gern in dieser Gegend, das Abgewrackte und Anonyme empfand ich als wohlgesinnt, in jedem Erwachsenen, der gebückt und gebrochen über die breiten Bürgersteige schlich, sah ich einen Seelenverwandten.

Mein einziges Problem war mein aggressives Verhalten, das ich nicht unter Kontrolle hatte. Im Kindergarten, der zwei Straßen weiter lag, hatte ich den Mittagsschlaf allein auf einer Liege auf der Toilette verbringen müssen, weil ich die Bilder und Bauklotztürme der anderen Kinder zerstört hatte. Mit meinen eigenen Bauklötzen warf ich um mich, und gelegentlich attackierte ich meine Betreuerinnen. Einmal brauchte es drei von ihnen und den Hausmeister, um mich in ein anderes Zimmer zu tragen, während ich um mich trat und boxte. Die kleinste Kleinigkeit ließ mich rotsehen.

Wenn ich nicht gerade auf die anderen Kinder einschlug, brachte ich mich selbst in Lebensgefahr. Als ich vier Jahre alt war, balancierte ich bei einem Familienausflug nach Stralsund auf dem Rand des Stadtbrunnens und rutschte aus. Mit knapper Not kam ich davon, ein Passant zog mich aus dem Wasser. Als ich fünf war, fiel ich in den Goldfischteich meiner Großeltern. Mit sechs steckte ich kopfüber in der Regenwassertonne fest, in der ich elendig ertrunken wäre, wenn meine Großmutter nicht zufällig aus dem Küchenfenster geschaut hätte. Niemand wusste, was mit mir los war. Ich schien nur zwei Möglichkeiten zu kennen, mich zur Welt ins Verhältnis zu setzen: auf sie einprügeln oder mich vor ihr in den Tod flüchten.

II

Als ich in der zweiten Klasse war, nahmen meine Eltern einen Kredit auf, um sich ein Einfamilienhaus fünf Kilometer außerhalb der Neubausiedlung zu kaufen, weil meiner Mutter eine Verbeamtung in Aussicht stand. Sie hatte Mathematik studiert und arbeitete als Lehrerin, und dass die Gesetze ihres Faches nicht revidiert werden mussten, bestärkte sie in der Überzeugung, dass diese Gesetze die einzigen waren, die wirklich zählten.

Das Haus stand am Ende einer holprigen Straße, die an einem Feld endete, und befand sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. Es war kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden und bestand in seiner Urversion aus zwei Zimmern und einem Tante-Emma-Laden. Danach hatte es zwei weitere Besitzer, die neue Zimmer anbauten und eine Etage draufsetzten. Als wir das Haus kauften, sah es aus, als hätte es ein Sechsjähriger gezeichnet. Herr Donath, der für die zweite Etage verantwortlich war, konnte es kaum fassen, dass ihm jemand die Bruchbude abkaufte, und er lachte durch seine gelben Zähne.

Hinter dem Haus stand ein Schweinestall, der größer war als das Haus selbst, und die ersten Monate verbrachten wir damit, ihn Ziegel für Ziegel abzutragen. Am Anfang des Sommers 1991 drückten mir meine Eltern einen schweren Gummihammer in die Hand und trugen mir auf, damit auf einen riesigen Haufen Steine einzuschlagen, und genau das tat ich dann wochenlang von morgens bis abends. Der Hammer war so groß, dass ich ihn nur mit beiden Händen halten konnte, die Arbeitshandschuhe reichten mir fast bis zu den Ellenbogen, der Helm auf meinem Kopf und meine Brille wackelten bei jeder Bewegung hin und her. Trotzdem fühlte ich mich in dieser Zeit so friedlich und ausgeglichen wie nie zuvor. Es war, als wäre ich für diese Arbeit geboren. Es gab keine Mitschüler, keine Verwandten, keine Zeremonien, keine Empfindungen, die man empfinden sollte, aber nicht empfand, keine Verstellungen, keine Bestrafungen. Nur den Hammer, die Ziegel und mich, den glücklichen Sisyphos, der tagein, tagaus dieselbe Bewegung ausführte.

Hin und wieder kam meine Großmutter vorbei und brachte Essen, weil wir noch kein Wasser und keinen Strom hatten und in dieser Zeit von Konserven und Brot lebten, die mein Vater mit dem Trabant aus dem Handelshaus holte. Sie war damals sechsundfünfzig, hatte lange als Sekretärin im Wirtschaftsministerium gearbeitet und machte sich keine großen Hoffnungen mehr, im Westen noch einmal eine Arbeit zu bekommen. Trotzdem war sie nicht verzweifelt, sondern voller Wärme und Güte. Man konnte nichts falsch machen bei ihr, sie freute sich über alles, was man sagte oder tat. Außerdem hatte sie jetzt Zeit, Eintopf für uns zu kochen und tschechische Kochwurst und Äpfel einzukaufen und uns all das auf die Baustelle zu bringen, wo wir mit staubigen Gesichtern auf Ziegelhaufen saßen und picknickten. Jeden Tag aufs Neue bestaunte meine Großmutter unseren Fortschritt und rief: »Meine Herren …«, als hätte sie so etwas in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen, und wenn ich ihr mit dem Gummihammer die Ecke umriss, die ich seit ihrem letzten Besuch am Tag zuvor abgetragen hatte, schüttelte sie ungläubig den Kopf und sagte: »Na, Mensch.«

Eine andere Eigenschaft meiner Großmutter war, dass sie sich immerzu für alles Mögliche verantwortlich fühlte. Ihre Wochenenden hatte sie damit verbracht, detaillierte Pläne auszuarbeiten, wie dem Hunger in den sozialistischen Bruderländern Mosambik und Angola beizukommen war, welche Schritte einzuleiten seien, um die Produktionsbedingungen in den Fabriken in Vietnam zu verbessern, oder wie Reisfelder in Kambodscha bewässert werden könnten. Sie verfasste ganze ökonomische Aufsätze und schickte sie als Eingabe an die Regierung der DDR, wo sie allesamt ignoriert wurden. Aber ihr Output war unglaublich, und wenn sie bei unseren Weihnachtsfesten und Kaffeerunden über ihre Theorien zur Entwicklungspolitik und internationale Beziehungen redete, glaubte ich, dass es meine Großmutter war, die unser Land regierte. Weil sie aber nie im Fernsehen zu sehen war, fragte ich meine Eltern eines Tages, was Oma eigentlich genau arbeite, und da erfuhr ich, dass sie Sekretärin war. Aber im Unterschied zu den anderen Erwachsenen war sie auch da noch guten Mutes und freute sich, weil es eine linke Partei aufzubauen galt und sich bald wieder Parteivorsitzende und Fachbereichsleiter finden würden, denen sie ihre Aufsätze würde schicken können.

An den Wochenenden waren meine Großeltern in dieser Zeit oft bei uns zu Besuch. Mein Großvater trug Hemden, die so gewissenhaft gebügelt waren, dass die Falten den ganzen Tag hielten. Meist waren es kurzärmelige Hemden mit einer scharfen Kante, die nach oben hin abstand. In Gesprächen ließ er oft so lange Pausen, dass wir uns untereinander ansahen und grinsten. Aber er war nicht hinfällig, er lebte bloß in seiner eigenen Geschwindigkeit. Er war nie in Eile, und er hatte keine Termine, und das verlieh ihm eine Aura großer Unabhängigkeit. Mir kam es manchmal so vor, als sei er mit unserer Welt nur noch lose verbunden und befinde sich gedanklich schon auf der anderen Seite.

Als ich zehn Jahre alt war, hatte er gesagt, dass es jetzt an der Zeit sei, dass ich Schießen lernte. Er nahm mich mit in den hinteren Bereich seines Gartens, hängte den ausgebeulten Metalldeckel einer alten Mülltonne an die Wand des Geräteschuppens und drückte mir ein Luftgewehr in die Hand. Ich drückte ein paar Mal ab, aber es zwirbelte nur ein bisschen. Meine Aufregung war ganz umsonst gewesen. Als er mir das Gewehr wieder aus der Hand nahm, glühten meine Wangen, und er wirkte erleichtert, dass er es hinter sich gebracht hatte.

Meine Eltern sagten, mein Großvater sei ein Held des Sozialismus. Wir hätten ihm alles zu verdanken, und ich sollte nicht frech zu ihm sein. Wenn sie wütend auf mich waren, führten sie immer das gleiche Gespräch mit mir. »Als dein Großvater in deinem Alter war, hat er auf den Straßen von Frankfurt Flugblätter gegen Hitler verteilt und ist dafür ins Zuchthaus gekommen. Vier Jahre hat er dort überlebt, bis die Sowjets ihn befreit haben. Aber die Wärter haben sich Häftlingskleidung übergezogen, damit sie nicht mehr von den Insassen zu unterscheiden waren. Du weißt, was das bedeutete?«

An dieser Stelle machten sie eine dramatische Pause, die ich nach einer peinvoll langen Zeit des Schweigens mit einem kleinlauten »Nein« füllte, in meinen Abendbrotteller geflüstert.

»Es bedeutete, dass die Sowjets alle Deutschen einsammeln mussten. Sie haben sie in ein Arbeitslager gesteckt, inklusive deines Großvaters. Obwohl er Kommunist war.«

Dann kam der Teil über die Mutter meines Großvaters, die die Suche nach ihrem Sohn nie aufgegeben hatte. Sie habe sich bei den Behörden erkundigt, hier und in Moskau, immer wieder Gesuche aufgegeben, seinen Namen und eine Fotografie von ihm hinterlegt, alles in der Hoffnung, dass man ihn vielleicht doch noch eines Tages lebend finden würde.

»Und weißt du was? Nach elf Jahren hat sie ihn gefunden, in einem Lager irgendwo hinter Perm. Im ewigen Frost! Elf Jahre, mein Lieber, fast so lang wie dein ganzes Leben.«

Wenn ich meinen Großvater betrachtete, sah ich einen kleinen Mann, dessen Augen hinter dicken Brillengläsern verborgen lagen, die nach oben hin dunkler wurden, und dem weiße Haarbüschel aus den Ohren wuchsen. Er spielte so gern mit unserem Hund Terry, einer Schnauzer-Mischung mit drahtigem Haar, dass ich mich fragte, ob er uns besuchen kam oder ihn. So gut wie nie richtete er das Wort direkt an mich, sondern flüsterte, was er mir sagen wollte, meiner Großmutter ins Ohr, und obwohl es hieß, dass er einfach nicht mit Kindern umgehen konnte und nicht wisse, wie er mit ihnen sprechen sollte, trug ich stets den Gedanken mit mir herum, dass es an mir lag und ich seiner Aufmerksamkeit nicht würdig war.

III

Nach dem Ende der Sommerferien wechselte ich in die dritte Klasse der Dorfgrundschule, meine insgesamt fünfte staatliche Bildungseinrichtung in sechs Lebensjahren, und traf dort zum ersten Mal auf einen Ausländer. Als Boris mitten im Schuljahr in die Klasse eingeführt worden war, hielt es die Klassenlehrerin für eine gute Idee, ihm den Platz direkt neben mir zuzuweisen, vielleicht weil ich auch neu in der Klasse war oder weil ich die meiste Zeit allein verbrachte und die Lehrerin glaubte, wir könnten beide Gesellschaft gebrauchen. In dem ersten Test, den wir ein paar Tage später schrieben, beobachtete ich, wie Boris sich die Aufgaben aufmerksam durchlas und sämtliche Felder ausfüllte. Er gab sich dafür selbst eine gute, aber nicht übertrieben gute Note. Er hatte von den einfachsten Dingen nicht den geringsten Schimmer, aber er war voller Enthusiasmus.

Am Ende des Schuljahres sortierte er schon die Mannschaften auf dem Schulhof, achtete darauf, dass bei unseren Spielen die Regeln eingehalten wurden, und entwickelte ein erstaunliches Talent, beim Tauschen von Spielsachen immer einen kleinen Vorteil davonzutragen. Ein Cousin seines Vaters, erzählte er, habe mit einem stumpfen Messer angefangen und sich bis zu einem Mercedes hochgetauscht, indem er immer nach Leuten gesucht habe, deren Bedürfnis nach dem jeweiligen Gegenstand so groß war, dass er für sie einen größeren Wert hatte als der reine Geldwert.

Zu keinem Zeitpunkt war Boris auf meine Hilfe angewiesen. Wenn er etwas nicht verstand, schämte er sich nicht, sondern ging einfach darüber hinweg, indem er die Aufmerksamkeit seiner Mitschüler dirigierte. Er griff sich zwischen die Beine und sprach mit einer piepsigen Mädchenstimme, erzählte einen schmutzigen Witz über eine russische Oma oder erinnerte jemanden, der zufällig neben ihm stand, daran, dass er ihm noch eine Revanche schuldete. Nichts blieb an ihm hängen, er war immer schon woanders. Innerhalb weniger Monate hatte er das Leben auf dem Ostberliner Schulhof zu seinem eigenen gemacht, die anderen waren nur noch das Publikum, aber sie waren es gern, weil das, was sie zu sehen bekamen, interessanter und aufregender war als das, was sie erlebten, wenn sie sich selbst überlassen waren.

Boris stand im Zentrum des Interesses, selbst wenn er sich bedeckt gab, weil auch das etwas zu bedeuten schien. Er hatte die Klasse vollkommen im Griff. Trotzdem war ich ihm auf eine gewisse Art zugeteilt. In den Augen der anderen waren wir zu zweit, und obwohl es ursprünglich meine Aufgabe gewesen war, ihm unter die Arme zu greifen, lag die Sache bald so, dass sein Glanz auf mich abfärbte und mir einen neuen Rang verschaffte.

Als Boris einmal drei Tage nicht zum Unterricht erschien und unter der hinterlegten Nummer auch niemand ans Telefon ging, bat die Lehrerin mich, nach der Schule zu ihm zu fahren und nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Damals kam mir das vollkommen angemessen vor, obwohl in Wahrheit natürlich alle möglichen Leute dafür zuständig gewesen wären, nicht aber ich, sein neunjähriger Klassenkamerad. Wahrscheinlich fürchtete sie, dass sich das Ganze zu einem Thema für die Ausländerbehörde auswachsen könnte, wenn sie einen offiziellen Vertreter der Schule schickte und die Sache in den Akten landete, und wahrscheinlich hatte sie damit auch recht.

Ich setzte mich in die Straßenbahn und fuhr zwanzig Minuten durch die Stadt, bis ich vor seiner Adresse stand, und klingelte bei Soloveitschik. Ich hatte diese riesigen, einundzwanziggeschossigen Wohntürme schon immer mal von innen sehen wollen, wir hatten nur in einem Sechsgeschosser gewohnt. Nachdem ich den Klingelknopf gedrückt hatte, blieb eine klebrige Masse an meinem Finger zurück. Die Gegensprechanlage knackte, und ich hörte verzerrt Boris’ Stimme. Ich rief seinen Namen und fragte, ob alles okay sei. Alles okay, sagte Boris, und ließ mich rein.

Seine Wohnung befand sich im obersten Stockwerk, wie ich es mir erhofft hatte. Man fuhr mit dem Fahrstuhl bis in den zwanzigsten Stock, musste dann noch eine Etage laufen und befand sich am Ende direkt unter dem Dach, in dem letzten, unbeleuchteten, fensterlosen Teil des Treppenhauses. Damals hatte ich kein Auge für Armut, und ich erinnere mich, dass ich es cool fand, dass Boris in einer Art Geheimwohnung lebte, in einer Ecke des Hauses, in der man gar keine Wohnung mehr vermutete. In dieser Höhe, stellte ich mir vor, wurden die Außenwände des Hauses von scharfen Winden umweht, und ich hielt die Luft an, um ihr Pfeifen zu hören oder das Knarren des Daches. Dann öffnete sich die einzige Tür in dieser Etage, die breiter und niedriger war als die Türen der anderen Wohnungen, und Boris streckte seinen Oberkörper hervor. Er sah nervös und peinlich berührt aus, so einen Gesichtsausdruck hatte ich an ihm noch nie gesehen. Er wirkte zaghaft, wusste nicht, wie er stehen und wohin er seine Hände legen sollte. Dass ich ihn so sah, war Boris offenkundig nicht recht.

Durch den geöffneten Türspalt erhaschte ich einen Blick in die Wohnung, die irrsinnig klein war, eher eine dunstige Kammer, auf die grauen Vorhänge, die Wodkaflaschen auf dem Fensterbrett, auf einen erwachsenen Mann, der in gebückter Haltung an einem kleinen Tisch saß, mit dem Rücken zur Tür, seine haarigen Schultern, sein ausgewaschenes Unterhemd. Als Boris sah, dass meine Augen den Raum hinter ihm abtasteten, zwängte er sich mit einer flinken Bewegung durch den Spalt, stellte sich, nur in Socken, auf die schmutzige Türschwelle und zog die Tür hinter sich zu wie einen Vorhang. Er hatte nur eine lange Unterhose an, obwohl wir in diesem Alter schon lange keine Strumpfhosen mehr trugen, und einen Strickpullover, der ihm viel zu klein war. Ich stand noch immer auf der anderen Seite des Korridors, und er bewegte sich keinen Zentimeter.

»Was ist?«, flüsterte Boris.

»Du warst drei Tage nicht in der Schule, und Frau Höfer hat mich gebeten nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist.«

Ich sagte meinen Text auf, als hätte ich ihn geprobt. Intuitiv flüsterte auch ich. Boris’ Nervosität übertrug sich auf mich, und da das Bild, das ich von ihm hatte, mit einem Mal verschwunden war, hätte ich genauso gut mit einem Fremden sprechen können.

»Meinem Vater geht es nicht gut, ich muss auf ihn aufpassen.«