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Ein Buch über Menschlichkeit, Zuversicht, Vertrauen und Mut. Es führt uns achtsam in das grosse Mysterium Leben und lässt uns tief im Inneren Heilung spüren. Wie ein goldener Lichtstrom erhellt die Gewissheit, dass es in Wahrheit nur Liebe und Frieden gibt. Immer wieder geht es auch um die herausforderndsten Momente, im festen Glauben daran, dass wir in jedem Moment von der Liebe selbst gehalten sind. Margrith Meyer richtet sich nach der erschütternden Diagnose Lungenkrebs im Endstadium wieder auf. Im Vertrauen, dass auch ihr ein Wunder geschehen kann, begibt sie sie sich auf die Suche nach Heilung. Gleichzeitig setzt sie sich mit dem Tod und dem Jenseits auseinander und erkennt, dass Liebe und Frieden die Schlüssel zu ganzheitlicher Heilung sind. Die medizinische Unterstützung, ihre mystischen Erfahrungen, die konsequente Ausrichtung auf die Liebe, und den unbedingten Glauben an Heilung ermöglichen ihrem Körper ein Wunder zu vollbringen. Auf ihrem Weg stärken sie wunderbare Menschen, die Mutter Erde und die lichtvolle geistige Welt. Das macht dieses Buch zu einem ergreifenden und mutmachenden Bericht über den manchmal schmalen Grat zwischen Leben und Sterben. Es steckt voller Anregungen für ein gesundes und glückliches Leben und erinnert uns an unsere eigene Kraft.
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Seitenzahl: 300
Veröffentlichungsjahr: 2024
Margrith Meyer
Die grosse Kraft in mir
Diagnose Krebs – mein Weg zur Heilung
Buch
Margrith Meyer richtet sich nach der erschütternden Diagnose Lungenkrebs im Endstadium wieder auf. Im Vertrauen, dass auch ihr ein Wunder geschehen kann, begibt sie sich auf die Suche nach Heilung. Gleichzeitig setzt sie sich mit dem Tod und dem Jenseits auseinander und erkennt, dass Liebe und Frieden die Schlüssel zu ganzheitlicher Heilung sind. Die medizinische Unterstützung, ihre mystischen Erfahrungen, die konsequente Ausrichtung auf die Liebe und der unbedingte Glauben an Heilung ermöglichen ihrem Körper ein Wunder zu vollbringen. Auf ihrem Weg stärken sie wunderbare Menschen, die Mutter Erde und die lichtvolle geistige Welt. Dieses Buch steckt voller Anregungen für ein gesundes und glückliches Leben und erinnert uns an unsere eigene Kraft. Dadurch wird es zu einem ergreifenden und mutmachenden Bericht über den manchmal schmalen Grat zwischen Leben und Sterben.
Autorin
Margrith Meyer ist Mutter von drei erwachsenen Kindern. Sie war bis zur Diagnose Lungenkrebs im IV. Stadium mit ganzem Herzen Kindergärtnerin, Hobbybäuerin und Begründerin einer Natur- und Wildnisschule. Diese Nachricht aber veränderte schlagartig ihr Leben. Daraufhin setzte sie sich intensiv mit dem Tod, dem Leben und der Heilung auseinander. Auf diesem Weg eignete sie sich grosses Wissen an und durfte vieles erkennen und Tiefgreifendes erleben. Ihre grosse Freude ist es, wenn sie viele Menschen mit ihrem Weg inspirieren kann und sie zu ihrer eigenen Freude und Heilung begleiten darf.
Margrith Meyer
Die grosse Kraft in mir
Diagnose Krebs – mein Weg zur Heilung
Die Inhalte dieses Buches wurden gewissenhaft erstellt und sorgfältig geprüft, die Übungsanleitungen und Vorschläge haben sich in der Praxis bewährt. Danke, dass Sie in eigener Verantwortung prüfen, inwieweit Sie die Anregungen umsetzen möchten. Eine Haftung für die Resultate vonseiten der Autorin, des Verlags und ihrer Beauftragten ist ausgeschlossen.
1. Auflage
© 2024 Margrith Meyer
Iberg, 9220 Bischofszell, Schweiz
www.margrith-meyer.ch
Umschlaggestaltung: Christian Steiner
Lektorat: Sonia Gembus
Korrektorat: Anita Meschendörfer
Vorwort: Jana Haas
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN
Paperback
978-3-347-96024-4
e-Book
978-3-347-96026-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: [email protected]
Möge meine Geschichte vielen Menschen Mut und Hoffnung schenken und ihr Herz für die Liebe und das Wunder der Heilung öffnen.
Cover
Halbe Titelseite
Titelblatt
Urheberrechte
VORWORT VON JANA HAAS
EINLEITUNG
Teil 1: Anfang
ICH LIEBE MEIN LEBEN
IRGENDETWAS STIMMT NICHT
ICH WURDE VOM LEBEN DARAUF VORBEREITET
VIEL RUHE FÜR ERSTE ENTSCHEIDUNGEN
LOSLASSEN, LIEBE UND FRIEDEN
IN TIEFE GÖTTLICHE VERBINDUNG KOMMEN
FAMILIENLEBEN
Teil 2: Der Heilungsweg geht weiter
KÖRPERLICHE UND SEELISCHE PROZESSE
EIN GROSSER LICHTBLICK
DAS GESCHENK DES SEELENPLANS
MOMENTE DER TRÄNEN
ERFREULICHE NEUIGKEITEN
LIEBEVOLLE BEGLEITER AUF MEINEM WEG
Teil 3: Erneute Aufrichtung
HILFE FÜR MEINE HÜFTE
GROSSE ERSCHÜTTERUNG
WERTVOLLE GESCHENKE
HEILSAME TAGE
MEINE BERUFUNG UND MEINE VISIONEN
VERTRAUEN IST EINE GROSSE KRAFT
ICH ENTSCHEIDE MICH FÜR DAS LEBEN
ALLES IST MÖGLICH
DANKBARKEIT FÜR MEINEN WEG DER HEILUNG
DANKSAGUNG
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Titelblatt
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VORWORT VON JANA HAAS
DANKSAGUNG
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VORWORT VON JANA HAAS
Es ist mir eine Freude das Vorwort zu diesem einzigartigen Buch zu verfassen. Ich habe es gefühlt in einem Atemzug durchgelesen, so sehr hat es mich in seinen Bann gezogen. Ich konnte es nicht mehr weglegen, so berührend ist Margriths Geschichte. Beim Lesen wird einem das grosse Bewusstseinsfeld der Liebe eröffnet und lässt einen wachsen. Dies ist für mich sehr nachvollziehbar, denn Margrith ist ein Wunder, ein Engel auf Erden, sehr offen und aufrichtig authentisch.
Durch ihre persönlichen Erfahrungen, ihre eigene geistige Anbindung und ihre Erkenntnisse zeigt sie deutlich und für die Leserinnen und Leser leicht nachvollziehbar auf, dass der Lebenssinn nicht innerhalb der vergänglichen Materie, sondern in der Entwicklung der Liebe zu finden ist. An Margriths intensiven Weg können wir deutlich sehen, wie sie in ihrem Lebensweg den Lebenssinn der Liebe umsetzt und tagtäglich den Weg zum Licht und zur überpersönlichen Liebe geht. Selten habe ich einen Menschen getroffen, der so einem liebevollen, vorurteils- und verurteilsfreien Verhalten entsprach. Dieses Buch kann uns eine gute Hilfe sein, denn spirituelle Entwicklung spielt im Leben eines jeden Menschen eine Rolle.
Es ist für mich unglaublich, wie Margrith es schafft für etwas Unaussprechliches und Unfassbares Worte zu finden und dabei Liebe auszusenden. Dies ist eine wahre Gabe und tiefe Herzensmystik. Auf eine sehr bodenständige Weise zeigt sie auf, wie ihr die Spiritualität hilft die geistige Verbindung mit dem Höheren, mit dem Übersinnlichen, die Ausrichtung auf Gott, trotz allen gesundheitlichen Herausforderungen, aufrecht zu erhalten. Indem sie stets zum tiefen, unerschütterlichen Glauben zurückkehrt und eine geistig-geistliche Orientierung und Lebenspraxis in ihrem Alltag lebt. In der grössten Krise ihres Lebens hilft ihr die Spiritualität dabei, sich mit Sinn- und Wertfragen des Daseins, der eigenen Existenz und Selbstverwirklichung im Leben, mit dem göttlichen Sein und der höchsten Wirklichkeit zu befassen. Denn die Spiritualität gibt dem suchenden Menschen in seiner Lebensgestaltung eine lichtvolle und liebevolle Orientierung. Margrith zeigt auf, dass sie nicht einfach einen vorgegebenen Glauben annimmt, sondern gemäß der heutigen Zeit eine erkennende Haltung einnimmt und den Glauben im Inneren persönlich erfährt.
Margriths Zeilen, «Nur was im Herzen ist, kann auch herauskommen. Fühle ich Frieden, werde ich automatisch friedvoll denken, sprechen und handeln. Spüre ich Liebe, werde ich aus der Liebe heraus handeln. Empfinde ich mich heil, kann ich auch heilsam für andere sein», berühren mich ganz tief in meinem Herzen. Sie zeigt wahrlich auf, wie wir im inneren göttlichen Kern ruhen können. Dies kann nur eine wahre Mystikerin. Sie macht begreifbar, dass Spiritualität der Weg zur Liebe ist, welcher den Menschen durch all die gravierenden, wie auch wunderbaren Veränderungen, die dazu nötig sind, hindurch trägt. Das Gott-Bewusstsein ist nötig, damit die Wahrnehmung der Einheit und das Anerkennen des Geistigen als Realität geschieht. Lebt der Mensch danach, so kann sich alles zum Frieden entfalten. Alles wird zu seiner Zeit seine Heilung auf allen Ebenen finden. Diese Erkenntnis ist nötig, um die innere Weisheit zu haben, für das tatsächliche Erleben des Göttlichen.
Gott ist universelle Energie des Lebens und Schwingung der Liebe, der Ruhe und des Friedens, ein Zustand des absoluten Seins. Gott findet seine Ausdrucksform in der erschaffenden und hingebungsvollen Kraft. Diese Kräfte finden sich in jedem Menschen und haben in den liebevollen Taten ihren Ausdruck. Der Mensch ist ein geistiges Wesen, welches auf der Erde die Erfahrung macht, sich in der Materie und im Austausch mit den Mitmenschen wahrzunehmen. Er nimmt sich auch über seine Gedanken und Emotionen wahr. Deshalb sollte er auch stets achtsam damit umgehen, denn die Verbindung mit dem Transzendenten besteht immer. Der Mensch benötigt das göttliche Bewusstsein für die positive Ausrichtung seines Inneren. Viele verlieren ihre innere Mitte und ihr Vertrauen in die geistige Führung, denn die Menschheit ist oft zu sehr von vielen Mustern und beschwerlichen Ereignissen aus diesem und aus früheren Leben geprägt. Dadurch vergleichen viele Menschen sich und ihr Schicksal überwiegend nur mit den äußeren Aspekten und Umständen und suchen Halt im Äußeren. Immer mehr Menschen sind aber heute zu mehr Bewusstsein, Selbstbestimmung und Liebe bereit, woraus das Gottesbewusstsein immer mehr erwacht. Dies ist ein globaler Prozess, durch das fortschreitende evolutionäre Bewusstsein, durch welche sich die Schwingung der Erde und des Himmels erhöht. Diese feinstofflichen Kräfte fließen dauerhaft durch jeden Menschen und erhöhen sein Wahrnehmungsvermögen für sich und den Lebenssinn. Dies ist der normale Verlauf der Schöpfung.
Margriths tiefgreifende spirituelle Erfahrung erhellt auch das Leben der Leserinnen und Leser, indem sie beschreibt: «Ich erkenne, dass in Wahrheit nur Liebe und Frieden zählen, schon immer gezählt haben und immer zählen werden. Diese tiefgreifende spirituelle Erfahrung durchdringt mein ganzes Sein. Ich werde von unendlich grosser Liebe und tiefem Frieden erfüllt.»
Viele Menschen merken immer mehr, dass sich Spiritualität nicht nur in Gebäuden und anderen Gemeinschaften vollziehen will, sondern, dass dieses Bewusstsein in das Innere von jedem Individuum hineingehört, und zwar so, wie es seinem Herzen und seiner Erkenntnis entspricht. Diese Veränderungen sind auch immer mehr in der Pädagogik, Landwirtschaft, Politik, Medizin, im Sozialen, usw. bereits zu beobachten. Die Menschheit ist in einer wunderbaren Entwicklung und doch noch am Anfang des liebevollen Bewusstseins. Das Friedvolle geschieht, wenn die Menschen im liebevollen Gott-Bewusstsein leben. Für diese Charaktereigenschaft ist Wissen und Weisheit notwendig, welches täglich neu gepflegt werden will. Denn ein Weiser wird immer wissen, dass das Lernen und Verstehen nie zu Ende ist.
So kann es uns beim Lesen durchaus passieren, dass wir uns von Margrith nicht nur berührt fühlen, sondern uns selbst in ihr erkennen. Ihre Geschichte öffnet den Zugang zu unserer Seele. Ganz besonders Betroffene und ihre Angehörige werden von diesem wertvollen Buch profitieren. Es wirkt wie eine Therapie.
Für jeden Menschen ist es entscheidend, in Dankbarkeit auf den eigenen Wurzeln aufzubauen und das Gute in sich zu erleben. Es geht darum, das Gute im eigenen Umfeld bewusst wahrzunehmen und sich zu fragen: Woran glaube ich wirklich? Wie will ich wirklich sein? Kann ich von Herzen lieben? Kann ich mich selbst lieben? Kann ich meinen Nächsten lieben? Durch diese Fragen an unser Inneres werden wir ganz automatisch auf unserem spirituellen Weg in unsere Liebe, Verantwortung und Freiheit hineingeführt. Steuern wir also mit liebevollem Bewusstsein unsere Gedanken für unsere Glaubenssätze, für unsere Gefühle, für unseren Umgang mit uns und anderen und für unsere Taten. Dieses liebevoll verfasste Buch bietet dazu eine Vielzahl an vorbildlichen Beispielen und Inspirationen.
Margrith erinnert sich dabei gerne an den tröstenden und hoffnungsvollen Text des Theologen Dietrich Bonhoeffer: «Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag, Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag ...». So schenkt Margrith den Leserinnen und Lesern mit ihrem Buch Trost und Frieden, sowie den Glauben daran, dass das Leben ein Wunder ist und wir dem Leben vertrauen dürfen. Wir können von Margrith wirklich eine lebensbejahende Haltung lernen.
Jana Haas Tägerwilen, Januar 2024
EINLEITUNG
Es ist mir eine Ehre mit Dir, meine liebe Leserin, mein lieber Leser, den bisher herausforderndsten und zugleich auch reichsten Wegabschnitt meines Lebens zu teilen.
Mit einer Hiobsbotschaft, Lungenkrebs im IV. Stadium, dem Tode nahe, machte ich mich auf die Suche nach Heilung. Gleichzeitig setzte ich mich mit dem Sterben, dem Tod und dem Jenseits auseinander. Auf meinem Weg begegnete ich vielen wunderbaren, inspirierenden Menschen, durfte Mystisches erleben und erfuhr eine tiefe Dimension von Liebe, Dankbarkeit, Vertrauen, Annehmen, Loslassen, Demut und Hingabe.
Es geht mir nicht um ein bestimmtes Medikament oder um eine spezielle Therapie gegen Krebs, darauf werde ich bewusst nicht detailliert eingehen. Hierfür gibt es genügend kompetente Onkolog*innen, Ärzt*innen, Heilpraktiker*innen und Forscher*innen. Es geht mir um die tiefe Erfahrung mit dem Leben, dem Tod und der Heilung.
Ohne zu wissen, wohin mich mein Weg führen würde, schrieb ich die Schritte, die ich gegangen bin, Schritt für Schritt, auf. Meine Worte sollen auch Dir den Mut, das Vertrauen und die Kraft schenken, Deinem Herzen zu folgen und das Leben zu leben. Vor allem sollen sie die grosse Kraft in Dir wecken, die weiss, dass alles möglich ist. Die Liebe heilt. Alles, was in Unordnung gekommen ist, kann auch wieder in eine Ordnung kommen. Auf dem Weg nach körperlicher Heilung erkannte ich, dass es in erster Linie um den inneren Frieden geht, und danach, wenn es für meinen Seelenweg sinn- und lichtvoll ist, Heilung auch auf körperlicher Ebene geschehen kann. Wir haben eine grosse Schöpferkraft in uns und doch haben wir letztlich nicht alles in der Hand.
Teil 1: Anfang
ICH LIEBE MEIN LEBEN
September 2018. Darf ich mich Dir kurz vorstellen? Mein Name ist Margrith, ich bin 48 Jahre alt und lebe mit meinem lieben Mann Dominik, meinen Kindern Simona (21), Christian (18) und Raphael (16) auf einem wunderschönen, knapp 400 Jahre alten Bauernhof. Wir bewirtschaften ihn nur noch zu einem kleinen Teil selbst, da auch Dominik auswärts arbeitet. Den Hof konnten wir von meinen Eltern übernehmen. Sie wohnen in einer Wohnung, ebenfalls in unserem grossen Bauernhaus, und sind für ihr Alter noch sehr vital. Sie helfen bei den Arbeiten auf dem Hof mit. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, ein Füreinanderdasein. Der Alltag ist reich gefüllt. Meine kleine Milchschafherde hält mich schön auf Trab mit Füttern, Misten, Umzäunen, Heuen und Einfangen, wenn sie wieder einmal als ganze Gruppe ausgebüxt ist. Ich kuschle gerne mit den grossen, weichen Mutterschafen und den herzigen, kleinen Lämmern. Dann ist da noch unser Hahn mit seinem Hühnergefolge und unsere Katzenfreundin Kasimira, die von allen geliebt wird. Ich bin so glücklich, eine Hobbybäuerin zu sein. Es gefällt mir, mitten im Leben zu stehen, das Leben zu leben und mitzugestalten.
Ich bin auch Erzieherin in einem Kindergarten. Wir starten dort wieder mit einer neu zusammengesetzten Kindergruppe. Die Kinder bereichern mein Leben, und es ist mir eine Ehre, sie auf ihrem Lebensweg ein Stück begleiten zu dürfen. Wir singen, tanzen, spielen, bauen, trösten, helfen, basteln und lachen viel. Meine liebe Kollegin Melanie und ich arbeiten seit vielen Jahren als gut eingespieltes Team zusammen. Sie übernimmt jeweils die ersten zwei und ich die restlichen drei Tage der Woche. Ich bin dankbar mit einer einfühlsamen, unkomplizierten und lebensfrohen Frau zusammenarbeiten zu dürfen.
Und da ist noch unsere geliebte Natur- und Wildnisschule, die ich mit Christian Steiner, meinem lieben Freund, aufgebaut habe. Wir absolvierten zusammen die dreijährige Ausbildung in Natur- und Wildnispädagogik und einen einjährigen Heil- und Wildkräuterkurs. In unserer Naturschule haben wir eine Mäusegruppe mit kleinen Kindern, eine Wildnisgruppe mit älteren Kindern, wir geben Bogen-, Heil- und Wildkräuterkurse, führen Team-Events in der Natur durch, organisieren Klassenfahrten etc. Ich liebe es, meine Begeisterung für die Natur mit anderen Menschen zu teilen oder sie zur Natur und so zu sich selbst zu führen.
Manchmal werde ich von Freund*innen gefragt: »Wie machst du das alles, wie bringst du das alles unter einen Hut?» Das gelingt mir, weil ich liebe, was ich mache, und es mich mit Freude erfüllt. Mir gefällt mein Leben. Doch immer mehr spüre ich, dass ich nicht mehr in meiner grossen Kraft bin. Wahrscheinlich, weil ich ein paar Kilo zugenommen habe. Jetzt kommen die Herbstferien und dann wird Kraft getankt, jahaaa!
IRGENDETWAS STIMMT NICHT
In den ersten Herbstferientagen ernten wir Zwetschgen, Äpfel und Birnen und dörren und sterilisieren diese. Unser Vorratsraum platzt mit so viel eingemachten Früchten fast aus allen Nähten. Lecker, ich sehe bereits die herrlichen Desserts vor mir.
Jetzt kann’s losgehen, die Koffer sind gepackt. Dominik und ich reisen für ein paar Tage nach Soglio. Ich freue mich riesig auf das schmucke, kleine Bergdorf. Wir kommen nach einem schönen Zwischenhalt in St. Moritz in Soglio an. Das Wetter ist perfekt und auch die Unterkunft könnte liebevoller nicht sein. Zum Frühstück werden wir mit einer schön dekorierten Käseplatte verwöhnt. Wir wandern auf kleinen, wurzeligen Wegen inmitten schönster Natur. Am Abend gehen wir auswärts essen. Wir haben uns ein schönes Lokal ausgesucht und für zwei Personen reserviert. Glücklich und vom heutigen Tag reich beschenkt gehen wir ins Restaurant und studieren die reichhaltige Menükarte. Wie jedoch bereits die letzten Abende spüre ich einen Druck auf der Speiseröhre im Übergang zum Magen. Es ist ein unangenehmes und beklemmendes Gefühl. Ich habe keine Ahnung, was die Ursache dafür sein könnte. Doch es ist das gleiche Gefühl, welches ich dieses Jahr im Frühling und Sommer schon einmal hatte. Damals verging es nach ein paar Tagen wieder von selbst. Im Sommer, kann ich mich erinnern, hatte ich es sehr stark. Ich musste mich richtig recken und die Arme in die Luft strecken, um mich von dem Druck auf der Speise- und Luftröhre zu entlasten. Da dieser Spuk immer wieder vorbeiging, machte ich mir nie länger Gedanken darüber. Aber jetzt schon wieder? Ich spüre, dass da etwas nicht in Ordnung ist und möchte der Ursache auf den Grund gehen. Zu Hause werde ich einen Arzttermin vereinbaren. Wir geniessen trotzdem das gute Essen und kehren müde zur Pension zurück.
Ein neuer Tag, doch schon wieder das beklemmende Gefühl, es kommt und geht. Heute haben wir eine grosse Panoramawanderung vor uns. Wir starten mit dem Rucksack und kaufen beim Dorfladen einen Lunch. Ich freue mich sehr auf diese vielversprechende Wanderung. Zuerst fahren wir mit dem Postauto ins Tal. Von da aus gehen wir unter der glühenden Sonne eine lange, strassenähnliche Strecke eben geradeaus, bis der Anstieg beginnt. Nach langer Wanderzeit erreichen wir einen traumhaften Wegabschnitt. Wir legen eine Rast ein und geniessen die wunderbare Natur und die Stille, die mit ihr einhergeht. Auf diesem Fusspfad begegnen uns viele Pflanzen, Bäume und Eidechsen, bis uns schliesslich der Kirchturm von Soglio am Ziel begrüsst. Müde, aber glücklich machen wir uns für den Abend frisch. Beim Treppensteigen spüre ich meine Hüfte. Vielleicht war die Wanderung für mich ein wenig zu lang. Doch es war so herrlich und meine Muskeln werden sich bald wieder erholen.
Für den letzten Tag haben wir uns den Weg durch den Kastanienhain aufgespart. Dieser Fussweg ist märchenhaft, einfach wunderschön. Wir finden viele, kleine Kastanien, die wir von ihrer stacheligen Schale befreien und in unseren Rucksack legen. Nach einer Weile drängt Dominik zum Weitergehen. Ich würde am liebsten hierbleiben und weiter auflesen, doch da es schon spät ist und wir nun wirklich weitergehen müssen, unterbreche ich mein Sammeln. Der vermeintliche Muskelkater in der linken Hüfte ist stärker geworden und erschwert mir das Wandern, so entscheiden wir uns, das Postauto für die Rückfahrt nach Soglio zu nehmen. Eigentlich wollten wir den ganzen Weg zurückwandern, doch ich bin froh, es wenigstens noch bis zur Postautohaltestelle geschafft zu haben.
Nur noch einen Abend hier. Morgen fahren wir wieder nach Hause. Auch heute drückt es wieder auf die Speiseröhre. Trotz dem Gefühl, keinen Hunger zu verspüren, gehen wir ins Restaurant, um unseren Abschied mit einem gemütlichen und kulinarischen Abend ausklingen zu lassen. Gut ausgeschlafen und gestärkt mit einem wunderbar frischen Frühstück verabschieden wir uns am nächsten Tag von unseren herzlichen Gastgebenden. Soglio, wir kommen wieder!
Arztbesuch
Zu Hause angekommen, haben wir noch eine gute Woche Ferien. Um das Druckgefühl abzuklären, bekomme ich bei meiner neuen Hausärztin einen Termin Anfang der Woche. Meine Hüfte schmerzt mittlerweile so stark, dass ich nur noch hinkend gehen kann. Irgendwo habe ich sicher einen Nerv eingeklemmt, der wieder gelöst werden muss. Ich melde mich für eine Massage an und bin dankbar, dass ich bald einen Termin erhalte.
Während die Therapeutin meinen Rücken mit ihren Händen erspürt, erfasst sie schnell die Ursache meiner Schmerzen in der Hüftgegend und sagt: «Ganz klar, eindeutig gehen die Schmerzen vom Rücken aus!» Dies scheint mir sehr nachvollziehbar, also habe ich wohl wirklich einen eingeklemmten Nerv. Die Massage bringt mir ein wenig Linderung. Mit einem weiteren Termin hinke ich zur Praxis hinaus.
Der Besuch bei meiner Hausärztin ergibt den Verdacht auf eine Magenübersäuerung. Ich bekomme Magenblocker in Pillenform, und falls der Druck nachlässt, sei die Übersäuerung das Problem, falls nicht, würde sie es weiter abklären lassen. Sie fragt mich, ob ich sonst noch irgendwelche Beschwerden habe. Da ich wegen der Hüfte schon in Behandlung bin, habe ich diese Schmerzen gar nicht erwähnt. Doch ich spreche sie auf den Eisenmangel an, der für mich schon seit einigen Jahren immer wieder ein Thema ist. Bis zur letzten Eiseninfusion vor fünf Monaten habe ich diesem Mangel kaum Bedeutung zugemessen. Damals habe ich mir allerdings vorgenommen diesem auf den Grund zu gehen und die Ursache dafür herauszufinden. Es wäre darum interessant zu wissen, wie mein Eisenwert aktuell ist. Meine Ärztin veranlasst daraufhin einen Blutuntersuch und wir vereinbaren auf Donnerstag den nächsten Termin zur Besprechung.
Ich denke zwar nicht, dass der Druck von einer Übersäuerung ausgelöst wird, trotzdem nehme ich zwei Pillen ein. Das Druckgefühl lässt am nächsten Tag wieder nach, aber ich weiss, dass es so ja schon die letzten zwei Mal war, also eher weniger den Magenblockern zu verdanken ist.
Donnerstag, ich fahre zur Besprechung der Eisenwerte zu meiner Ärztin und berichte vom Nachlassen des Druckgefühls, dass ich aber nicht denke, dass dies auf Grund der Medikamente geschah. Ich füge hinzu, dass sich dieses Druckgefühl nicht wie Sodbrennen angefühlt hat. Die Eisenwerte sind so tief unten, wie sie bei Weitem nach meiner letzten Infusion nicht sein sollten. Aufgrund dieser Befunde und meinen Beschreibungen meldet mich meine Ärztin zu einer Darmspiegelung für den 10. Dezember an. Beunruhigt darüber, dass dieser Termin erst dann wahrgenommen werden kann, meldet sie mich gleichzeitig für eine Computertomographie des Oberkörpers an. Einen Tag später liege ich in der Röhre. Die CT-Resultate kann mir meine Hausärztin in drei Tagen mitteilen.
In diesen Tagen bin ich unbekümmert und mache mir keine grossen Gedanken über den CT-Befund. Ich bin froh, dass mich meine Ärztin ernst nimmt und bin gespannt, ob man in den Bildern etwas sehen kann, das Aufschluss gibt.
Der Tag, für den ich keine Worte finde
Montag, 22. Oktober 2018. Es ist kurz vor Mittag, ich fahre allein zur Besprechung in die Arztpraxis.
Meine Ärztin empfängt mich sehr nett, doch mit ernstem Blick und sagt: «Frau Meyer, es sieht gar nicht gut aus. Setzen Sie sich.» Was, gar nicht gut? So ernst kann es doch nicht sein, beruhige ich mich innerlich, sonst fühle ich mich ja gut. «Sie haben Krebs auf der Lunge, in der Leber, in den Knochen und in den Lymphknoten. Das Druckgefühl kommt von den stark vergrösserten Lymphknoten.» Ich fühle, als bekäme ich eine Diagnose, die für mich gar nicht stimmen kann. Das geht gar nicht, ich höre nur Krebs, Krebs, Krebs, überall Krebs, nein, unmöglich! Ich frage nochmals nach, wo ich überall Krebs habe. «In der Lunge, in der Leber, in den Knochen und in den Lymphknoten.» Ich kann nicht mehr richtig denken, ich spalte meine Gefühle ab, das darf ich nicht an mich heranlassen, das kann ich gar nicht ertragen, es ist zu schwer. Ich reagiere nur noch, als gehe es um eine Sache mit Distanz, ich habe die Verbindung zu mir verloren, spüre mich nicht mehr. Ich fühle mich zutiefst gebrochen und leblos. Nein, das kann nicht sein! Meine Ärztin erklärt mir die weiteren Schritte: «Ich melde Sie auf der Onkologie an. Damit wir sehen welches der Ursprungstumor ist, wird eine Lungenpunktion gemacht. Dies ist ein operativer Eingriff, der, wenn er komplikationsfrei verläuft, nur einen Tag stationärer Aufenthalt bedeutet. Danach wird es wahrscheinlich eine Lungenoperation, stärkste Chemo und Bestrahlung der Knochen geben. Ich schreibe Sie für die nächste Zeit krank, Sie können nicht mehr arbeiten gehen.» Das sind zu viele, zu harte Informationen für mich, aber ich lasse auch diese über mich ergehen. Ich spüre meine Gefühle nicht mehr, bin wie eine Schlafwandlerin. Ich bemühe mich, gefasst und sachlich zu reagieren, doch jetzt kommen ein paar Tränen, und ich sehe, wie es der Ärztin wehtut, mir das alles sagen zu müssen. Sie reicht mir Taschentücher. «Frau Meyer, wollen Sie die Bilder sehen?» Im ersten Moment sage ich Nein. Es ist besser, wenn ich die CT-Bilder nicht sehe, ich will mich davor schützen. Aber vielleicht ist es wichtig, mit meinen eigenen Augen zu sehen, was ich gehört habe, um es besser glauben zu können? Sie zeigt und erklärt mir die Röntgenaufnahmen. Jetzt sehe ich es schwarz auf weiss. Ich kann nicht mehr klar denken, bin verwirrt. Wir verabschieden uns. Als ich draussen bin, bemerke ich, dass ich noch Medikamente mitnehmen und einen neuen Termin vereinbaren sollte, also gehe ich zurück in die Praxis und entschuldige mich für mein Verwirrtsein.
Wie sag ich’s meinen Liebsten?
Wie bin ich nur nach Hause gekommen? Ich bin gefahren, und doch lenkte ich das Auto, ohne mir dessen bewusst zu sein. Meine Gedanken kreisen, ich fühle mich leer, fühle mich nicht mehr.
Raphael, unser jüngster Sohn, steht oben auf der Treppe und begrüsst mich freudig. Von unten herauf teile ich ihm meinen Befund mit, als würde ich ihm sagen, dass ich eine Erkältung habe. Es ist, als erzähle ich von einer anderen Person. Ich muss ziemlich gefühllos auf Raphael wirken. Er schaut mich bestürzt an und sagt: «Mami, das sagst du mir einfach so?!» In diesem Augenblick spüre ich, was ich ausgelöst habe, es tut mir so leid. «Raphael, Entschuldigung, ich bin selbst noch so verwirrt, dass ich mir keine Gedanken darüber gemacht habe, wie ich es euch erzählen werde.» Dem Rest der Familie werde ich es erst heute Abend beim gemeinsamen Nachtessen mitteilen. Ich denke, dass das gut so ist, dann sind wir alle beieinander und können uns gegenseitig Halt geben. Raphael und ich dürfen zu meinen Eltern Mittagessen gehen. Kaum dort, fragt meine Mutter, wie es beim Arztbesuch war. Ich höre mich wieder dieselben Worte sagen, die ich von meiner Ärztin gehört habe. Meine Eltern sind still, und ich sehe, wie sich das Gesicht meiner Mutter in Falten legt. Ohne Worte, hier braucht es keine Worte. Mein Vater ist ebenfalls betroffen und sprachlos. Es tut mir weh, ihnen diese Hiobsbotschaft zu übermitteln. Wir umarmen uns, das tut gut. Meine Eltern sprechen mir zu, dass sie mich in allem unterstützen werden. Ich spüre, dass sich die Besorgnis meiner Eltern einerseits mitfühlend und verbindend, andererseits aber auch drückend anfühlt. Ich sage mit bestimmter Stimme, dass ich das alles nicht in einer Schwere tragen möchte. Ich möchte, dass wir alle diese Situation so leichtnehmen, wie es uns möglich ist, und dass wir dies so auch nach aussen tragen sollen, wenn wir mit Menschen zusammentreffen.
Nach dem Mittagessen zieht Christian S. glücklich an unserer Hausglocke. Wir haben auf einen Kaffee abgemacht. Ich habe mir überlegt, wie ich es ihm möglichst schonend sagen kann, aber wie soll das gehen? Es ist eine traurige Tatsache. Wir setzen uns in die Küche und ich teile ihm die kaum aussprechbare Diagnose mit. Christian S. fällt in sich zusammen und bricht in Tränen aus. Seine Lebenspartnerin hat vor wenigen Jahren ihre beste Freundin an Lungenkrebs verloren. Ich sage, dass ich das schaffe, obwohl ich spüre, dass etwas auf mich zukommt, was ich jetzt noch in keinem Masse abschätzen kann. Ich versuche uns damit zu trösten. Für mich ist es so wichtig, dass ich zuversichtlich bleiben kann, und dass meine Familie und meine nächsten Freund*innen es auch sind. Auch Christian S. versichert mir Unterstützung und Hilfe dort, wo ich sie brauchen werde. Was machen wir mit unserer Naturschule? Schnell sind wir uns einig, wir legen per sofort bis auf Weiteres eine Pause ein und sagen alles ab. Wie sollen wir informieren? Da ich für Offenheit bin, werden wir unsere Wildnis-Kinder und Wildnis-Freund*innen per Mail über die Krankheit informieren. Wir werden die Diagnose allerdings nicht zu ausführlich beschreiben, Krebs reicht. Christian S. muss wieder arbeiten gehen.
Weil ich nicht mehr arbeiten kann, informiere ich meine Schulleiterin über meine Situation. Sie reagiert sehr betroffen und spricht mir wohlwollend zu, dass ich mich nicht mehr um den Kindergarten zu kümmern brauche, sie regle das alles und werde auch die Eltern mit einem Schreiben informieren. Ich bin dankbar, eine so einfühlsame Schulleiterin als meine Vorgesetzte zu haben. Ja, und jetzt noch meine liebe Kollegin informieren, sie ist mittlerweile bestimmt zu Hause. Ihr Mann hat heute ausgerechnet Geburtstag, deswegen würde ich sie am liebsten erst morgen anrufen, aber sie muss es möglichst bald wissen, da sie vorerst die Verantwortung für die Kindergartenleitung übernehmen muss. Melanie ist zu Hause und nimmt meinen Telefonanruf entgegen. Sie ist sehr still. Mitfühlend unterstreicht sie die Worte der Schulleiterin, ich brauche mir um den Kindergarten und die Kinder keine Sorgen zu machen, sie übernähme alles für mich. Immer noch fühlt sich die Situation für mich unwirklich an.
Dann benachrichtige ich auch gleich meine Geschwister. Sie alle sind zutiefst betroffen. Meine jüngere Schwester glaubt es nicht und sagt sehr bestimmt: «Margrith, du hast keinen Krebs, das ist nicht möglich, dass du Krebs hast, das passt so nicht zu dir!» Diese Worte stärken mich, den Krebs zu überwinden. Beide Schwestern raten mir, vor der Lungenoperation und der Chemotherapie alles zu erledigen, was ich geregelt haben möchte. Ich solle die Zeit jetzt nutzen, denn sobald ich in diesem Therapieschema drin wäre, hätte ich kaum mehr Zeit oder auch die Kraft für solche Dinge. Da ich eine starke Chemo bekommen werde, ist es wahrscheinlich, dass mir die Haare ausgehen. Ich solle mich jetzt schon um eine Perücke kümmern, solange ich noch meine Haare habe. Die Anpassung wäre so viel einfacher. Ich bin froh und dankbar für alle diese Ratschläge. Ich spüre, dass mein Bruder und meine Schwestern für mich da sind und mich unterstützen.
Meine älteste Schwester ist schwer geistig behindert und lebt die Woche hindurch auf einer Wohngruppe in einem Heim für behinderte Menschen. Jedes zweite Wochenende verbringt sie zu Hause bei meinen Eltern und so auch auf unserem Hof. Wenn meine Eltern einmal keine Kraft mehr haben sich um sie zu kümmern, werde ich diese Aufgabe übernehmen. Aber jetzt? Jetzt sieht alles anders aus. Wir werden ihr vorläufig nichts von meiner Diagnose erzählen. Sie könnte es auch nicht verstehen oder würde nur unnötig traurig werden. Sie ist ein wunderbarer Mensch und hat mein Leben sehr mitgeprägt. Es ist schön, dass wir sie in unserer Familie haben.
Jetzt informiere ich noch die Eltern meiner drei Patenkinder ausserhalb meiner Familie. Claudine, meine liebe Freundin, die Mutter von meinem jüngsten Patenkind kommt extra vorbei, um bei mir zu sein. Ich finde das sehr schön und berührend. Sie bietet mir ihre Hilfe an, überall dort, wo ich sie brauchen kann. So schön zu spüren, dass ich von allen getragen werde. Am späteren Nachmittag kommt meine Tochter Simona von der PH nach Hause, sieht mich mit Claudine in der Küche sitzen, plaudert noch ein Weilchen mit uns und geht dann nichtsahnend in ihr Zimmer. Bevor meine ganze Familie nach Hause kommt, verabschiedet sich Claudine.
Ich bereite das Nachtessen vor und wir versammeln uns um den Küchentisch. Alles scheint so wie immer. Bewusst lasse ich alle anderen zuerst von ihrem gefüllten Tag erzählen, sodass sie richtig zu Hause ankommen können. Niemand fragt nach, wie es beim Arztbesuch war, wahrscheinlich für alle fast etwas Nebensächliches. Raphael schaut mich mit aufforderndem Blick an. Langsam erzähle ich, dass ich ja heute bei der Ärztin war. «Ach ja, wie war’s?»
Immer noch sind die Worte getrennt von meinen Gefühlen, die mir versuchen den Atem zu nehmen und den Boden unter den Füssen wegzuschleudern. Wie könnte ich sonst meiner Familie so quasi mein Todesurteil mitteilen? Es würde mich zerreissen und niederschmettern, ohnmächtig und hilflos werden lassen. Gefühle, die ich nicht im Stande bin zu erfassen, zu ertragen, auszuhalten, geschweige denn in mir aufzunehmen. Ich muss sie möglichst fern von mir halten, nicht an mich heranlassen. Nur mit dem Kopf möglichst sachlich denken, nicht ins Herz nehmen. Es würde verbluten.
Ruhig und gleichzeitig vorsichtig teile ich meiner Familie meinen Befund mit. Simona weint, wir umarmen uns, Dominik, Christian und Raphael bleiben stumm. Jetzt hat uns diese Hiobsnachricht alle eingeholt. Mit der Zeit finden wir wieder Worte, Worte des Mutes und des Vertrauens, dass wir es schaffen. Wir sitzen noch lange beieinander. Ab heute wird die Zeit so kostbar wie noch nie.
ICH WURDE VOM LEBEN DARAUF VORBEREITET
Trotz der Schwere der Diagnose spüre ich, dass sie zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist, wenn es diesen überhaupt gibt. In den letzten Jahren konnte ich einige Hürden in meinem Leben überwinden, und ich habe mit dem, was um mich herum ist, Frieden geschlossen. Wenn ich die Diagnose vor einem Jahr bekommen hätte, wäre ich noch zu stark mit anderen Ereignissen beschäftigt gewesen, sodass ich sicher nicht so unbelastet in diese neue Etappe meines Lebens eintreten könnte.
Vor einem Jahr, im Herbst 2017 habe ich im Zusammenhang mit meiner Wildnispädagogik-Ausbildung eine Visionssuche gemacht. Insgesamt dauerte sie zehn Tage inklusive Vorbereitungs- und Abschlusstagen, davon war ich vier Tage allein im Wald auf ca. 9 m2, ohne Zelt und Nahrung, Trinken war erlaubt. Der Sinn einer Visionssuche ist, sich selbst näher zu kommen, Lebensübergänge zu zelebrieren oder Fragen zu klären. Ich ging mit zwei Herzensangelegenheiten auf meine Visionssuche.
Erstens wollte ich meine Lebensmitte feiern. Ich machte eine Zeremonie, in der ich auf mein ganzes Leben zurückblickte. Für meine Eltern, Geschwister und engsten Freunde und Freundinnen legte ich symbolisch Waldgegenstände vor mich hin. Ich nahm diese einzeln an mein Herz und erlebte in dieser Rückschau grosses emotionales Berührtsein. Danach hielt ich diese wichtigen Menschen in meinem Leben zum Himmel und segnete sie. Ich fühlte mich in dieser Zeremonie vom Leben unglaublich reich beschenkt. Ich durfte meine Lebensmitte in Annahme und grosser Dankbarkeit feiern. Ich konnte während dieser Visionstage mein Leben ohne Zeitdruck und Ablenkung anschauen, Frieden schliessen und wertschätzen. Ich liess bewusst das Alte los und hiess das Neue willkommen. Ich spüre, dass ich zu diesem Zeitpunkt vieles abschliessen konnte, was ich sonst jetzt noch für meinen inneren Frieden hätte machen müssen.
Zweitens begleitete mich die Frage, wie mein Weg als Heilbringerin aussieht. Immer wieder wurde ich in meinem Leben mit dem Thema Heilung konfrontiert. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.
Meine Geburt
Mein älterer Bruder ist mit knapp zwei Jahren tödlich verunglückt. Der Tod von Hansli riss eine grosse Wunde in das Herz meiner Mutter, obwohl sie bereits an seinem Sarg spürte, dass Hansli nun bei den Engeln war. Sie sah ihn selbst wie ein Engel, gebettet in einem Meer aus Blumen. Dieser Anblick hatte meine Mutter tief berührt. Wie von unsichtbarer, starker Kraft durchdrungen, betete meine Mutter aus ganzem Herzen das Magnificat, Marias Lobgesang an Gott.