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Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Diese Story schildert mit gewissen Abweichungen den aufgezeichneten Weg Katie Benders, die, zweiundzwanzigjährig, zwischen Juni 1872 und März 1873 nahe Independence lebte und zu einer berüchtigten Mörderin in Kansas wurde. Ihr Lebensweg, ihre Verbrechen, ihre Flucht und ihren Tod durch das Vigilanzkomitee Colonel George York hat der Autor in chronologischer Reihenfolge niedergeschrieben, um dem Leser ein lebensnahes Bild des »Wilden Westens« zu vermitteln, in dem es auch Frauen gab, die rücksichtslos ihre Ziele auf der Jagd nach dem Phänomen »Geld« verfolgten. Sie kannten keine Skrupel. Eine von ihnen hieß Katie Bender. * Katie Bender hatte gerade ihr achtes Lebensjahr erreicht, als sie mit brutaler Gewalt konfrontiert wurde… Die Männer, die von Conway kamen und ihre staubigen Gäule vor Benders Drugstore zügelten, machten nicht den besten Eindruck. Johann Bender hatte dafür ein sicheres Auge, denn er kannte das Land in seiner ganzen Wildheit und Gesetzlosigkeit. Kurz entschlossen hob er die Bodenluke, hinter der ein großer Raum verborgen lag, der ursprünglich dem Zweck diente, sich vor streunenden Indianerhorden zu verbergen. Johann Bender hatte ihn vor Jahren vorsorglich angelegt, ohne daß er bisher benutzt worden war. Doch an diesem Tag schien es ihm ratsam, die Familie zu verstecken. »Los, rein!« sagte er zu seiner Frau Miz und deutete in die Dunkelheit des Kellerraumes. »Nimm die Kinder mit und verhaltet euch ruhig!« Miz Bender zögerte, denn sie war keine Angstnatur und wußte ihren Mann schon zu stehen. Es war nicht das erste Mal, daß rüde Burschen ihren Laden betraten. »Mach schon!« knurrte der Alte und gab John, dem Zehnjährigen, einen Stoß,
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Diese Story schildert mit gewissen Abweichungen den aufgezeichneten Weg Katie Benders, die, zweiundzwanzigjährig, zwischen Juni 1872 und März 1873 nahe Independence lebte und zu einer berüchtigten Mörderin in Kansas wurde. Ihr Lebensweg, ihre Verbrechen, ihre Flucht und ihren Tod durch das Vigilanzkomitee Colonel George York hat der Autor in chronologischer Reihenfolge niedergeschrieben, um dem Leser ein lebensnahes Bild des »Wilden Westens« zu vermitteln, in dem es auch Frauen gab, die rücksichtslos ihre Ziele auf der Jagd nach dem Phänomen »Geld« verfolgten. Sie kannten keine Skrupel. Eine von ihnen hieß Katie Bender.
*
Katie Bender hatte gerade ihr achtes Lebensjahr erreicht, als sie mit brutaler Gewalt konfrontiert wurde…
Die Männer, die von Conway kamen und ihre staubigen Gäule vor Benders Drugstore zügelten, machten nicht den besten Eindruck. Johann Bender hatte dafür ein sicheres Auge, denn er kannte das Land in seiner ganzen Wildheit und Gesetzlosigkeit.
Kurz entschlossen hob er die Bodenluke, hinter der ein großer Raum verborgen lag, der ursprünglich dem Zweck diente, sich vor streunenden Indianerhorden zu verbergen. Johann Bender hatte ihn vor Jahren vorsorglich angelegt, ohne daß er bisher benutzt worden war.
Doch an diesem Tag schien es ihm ratsam, die Familie zu verstecken.
»Los, rein!« sagte er zu seiner Frau Miz und deutete in die Dunkelheit des Kellerraumes. »Nimm die Kinder mit und verhaltet euch ruhig!«
Miz Bender zögerte, denn sie war keine Angstnatur und wußte ihren Mann schon zu stehen. Es war nicht das erste Mal, daß rüde Burschen ihren Laden betraten.
»Mach schon!« knurrte der Alte und gab John, dem Zehnjährigen, einen Stoß, daß er die Treppe hinunterstolperte. »Wo steckt Katie?«
»Sie wird wie immer am Creek spielen.« Miz Benders Stimme klang unsicher.
»Dann runter mit dir!« John Bender blickte zu dem halbblinden Fenster hinüber. Die Fremden hatten ihre Pferde an die Halfterstange gekoppelt. Laut klangen die festen Schritte der Männer, die sich der Tür näherten. Kompromißlos drängte Johann sein protestierendes Weib in die Öffnung und warf den Dekkel zu. Mit dem Fuß schob er einige geflochtene Matten – die er von ziehenden Indianern gekauft hatte – über die Öffnung und trat hinter die Theke.
Die gestutzte Schrotflinte lag griffbereit in der Ablage, als die Fremden über die Schwelle traten.
Verwilderte Burschen mit struppigen Bärten, denen der Geruch von Pferdeschweiß anhaftete. Sie trugen weite, helle Regenmäntel.
Es waren vier, ihre Blicke wanderten flink durch den Verkaufsraum. Einer von ihnen trat zur Seite und hob den schweren Vorhang.
»Bist du allein?« fragte er und warf einen Blick in die Küche.
Johann Bender nickte.
Die Männer grinsten.
Einer von ihnen, mit ausdruckslosem Gesicht und verschlagenen Augen, trat näher.
»Wir müssen eine Menge Dinge ersetzen, die wir zurücklassen mußten und die wir aber nicht entbehren können. Damit du es weißt, unsere Zeit ist kurz bemessen, und wir haben wenig Geduld. Kommen wir also zur Sache.«
Bender erkannte den Mann, dessen Konterfei am schwarzen Brett in Conway hing. Er hieß King Fisher und war fünfhundert Dollar wert – tot oder lebendig. Johann Bender nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Gegen Bezahlung könnt ihr alles haben«, sagte er.
Die Männer grinsten ihn an – höhnisch, herausfordernd. Fisher lachte
leise. Ein scharfes, beißendes Lachen. »Wir brauchen Pulver, Freundchen. Zweihundert Zündnadeln und die gleiche Menge vierundvierziger spitze oder runde Kugeln. Ein paar Ersatztrommeln für unsere Navys, ein Dutzend Tabakrollen und feste Verpflegung für zwei Wochen. Zu dem Ganzen packst du ein paar Flaschen guten Brandy, damit uns die Nächte in der Einsamkeit nicht zu langweilig werden.«
Johann Bender schluckte. Er äugte zu seiner Flinte, aber er wagte es nicht, gegen die vier Burschen anzutreten. Dennoch bewegte er sich nicht vom Fleck.
Einer von ihnen, ein breitklotziger Schrank von sechseinhalb Fuß, packte Bender am Rockaufschlag und knautschte den schweren Wollstoff zusammen.
»Bist du schwerhörig? Du weißt doch, daß wir in Eile sind. Pack zusammen, was mein Freund King bestellt hat!«
»Pulver führe ich nicht, ebensowenig Blei und Zündnadeln. Das bekommt ihr in Conway.«
Er stand hinter der Theke, und seine Hand lag dicht bei dem schweren Kolben seiner verkürzten Schrotflinte.
Die Fremden verstauten die Vorräte in den mitgeführten Säcken. King Fisher sah sich um. Er fand, was er suchte und schleuderte ein kleines graues Säckchen auf die Platte.
»Und was ist das hier?«
»Fünfundvierziger Kugeln«, log Bender und wurde blaß.
»So.« Der Bandit löste die Bindung und griff in den Jutesack. Ein paar Kugeln lagen auf seiner Handfläche. Mit der freien Linken zog er den Colt und setzte eine der Bleikugeln an die Mündung. Sie hatte das richtige Kaliber.
»Er nimmt uns auf den Arm, Steve.« Fisher grinste diabolisch. »Dann soll er selbst probieren, ob es Vierundvierziger oder Fünfundvierziger sind.«
Wieder wurde Johann Bender gepackt, doch dieses Mal landete er mit dem Rücken auf der Theke. Sechs Fäuste hielten den Zappelnden, und King Fisher schob dem Mann brutal eine Kugel in den zusammengepreßten Mund. Gleichzeitig spürte Bender den unangenehmen Geschmack von Blei auf der Zunge.
»Schluck sie!« knurrte der Bandit mit gemeinem Lächeln. »Wenn es eine vierundvierziger Kugel ist, rutscht sie durch. Wenn nicht, wirst du daran ersticken. Los, schluck!«
In Benders Kehle schien ein dicker Kloß zu sitzen, aber er würgte das Blei hinunter.
»Sie paßt!« stieß der Breitschultrige hervor. »Gib ihm noch ein Bonbon!«
Johann Bender schluckte eine zweite und dritte Kugel, ehe sie ihn losließen. Ihm war speiübel.
»Und nun suche den Rest! Wir haben es eilig«, forderte King Fisher. »Und nur keine Ausflüchte. Wenn wir die Pferde unserer Verfolger hören, ehe wir hier raus sind, bist du ein toter Mann.« Um seinem Wunsch Nachdruck zu verleihen, schlug er Bender brutal die Faust ans Kinn. »Das ist unsere Marschrichtung.«
Johann Bender ging in die Knie. Er verwünschte seine Feigheit und die Unentschlossenheit, die ihn nicht zur Schrotflinte greifen ließ.
Doch dann sah er etwas, das seinen Willen brach. Zwei entsetzte Augen starrten durch das halbblinde Glas in den Raum. Braune Kinderaugen, die nicht begreifen konnten, was in dem Laden geschah, die verwirrt dem Ablauf der Geschehnisse folgten.
Katies Augen.
Johann Bender hatte es plötzlich eilig, das Gesindel loszuwerden. Sein unvermuteter Eifer wurde lobend von Fisher erwähnt, und der Kerl hatte sogar ein freundliches Lächeln, als sie die Bündel packten und nach draußen staksten.
»Bis bald, Storeman!« rief Eisher an der Tür und grinste. »Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder.«
*
Vermutlich hatte dieses kleine Erlebnis Katie Benders weiteres Leben in eine andere Richtung geworfen, denn als sie größer wurde, zeigten sich bei Katie Neigungen brutaler Natur. Sie prügelte sich mit Jungen gleichen Alters, und es kam nicht selten vor, daß sie einen von ihnen ernstlich verletzte. Es gab Ärger bei den Benders, und ihr Geschäft lief schlecht. Nach einem Zwischenfall in der Mission, der nie recht geklärt werden konnte, mußte Katie die Schule verlassen. Inzwischen war sie vierzehn Jahre alt, und ihr anfänglich magerer Körper bekam nach und nach beachtliche Proportionen, die nicht zu übersehen waren.
Katie Bender war inzwischen fünfzehn, durchtrieben und gefährlich für die rauhen Burschen, die mit ihren Rinderherden über die Überlandstraße nach Independence und weiter ostwärts zu den großen Herdenstädten trailten.
Sie hatte mit Männern ihre ersten Erfahrungen gesammelt, und da die Eintönigkeit in dem kleinen Laden kaum zu ertragen war, kam es zwischen ihr, dem Bruder und den Eltern zu immer größeren Differenzen.
Und irgendwann in einer dunklen Nacht verschwand Katie unbemerkt aus dem schützenden Gehege elterlicher Obhut. Schlichtweg, sie brannte mit irgendeinem windigen Typ, den sie Tage vorher im Geschäft kennengelernt hatte, durch und zog mit ihm durch die Rinderstädte in Kansas.
Der Kerl hieß Braham Motter und lebte vom Spiel.
Er hielt nicht viel von Treue und betrog Katie – inzwischen siebzehn Jahre – nach Strich und Faden. Motter trank, und wenn er betrunken ins Hotelzimmer kam, schlug er Katie nicht selten. Katies heißentflammte Liebe zu dem geschniegelten, worterfahrenen Mann erlosch Zug um Zug.
Zurück blieb kalter Haß, der sich vollends entlud, als Katie ihren Braham eines Tages mit einem der Tanzmädchen aus dem Saloon im Bett fand. Katie kochte vor Zorn und zerkratzte der kleinen Hure derart das hübsche Gesicht, daß kein Mann mehr Freude an ihr hatte. Die Antwort gab Braham Motter, der im Liebesspiel tief enttäuscht und gestört wurde. Seine Prügel war fürchterlich und machten Katie für zwei Wochen bettlägerig.
In diesen beiden Wochen hatte die enttäuschte Katie lange Zeit über ihr Leben nachzudenken. Als sie ihre ersten Gehversuche machte, führte sie der Weg zu Sheriff Hedges Office. Sie wußte dem biederen Kleinstadtsheriff glaubhaft zu machen, daß Motter seine Mitspieler betrog und mit gezinkten Karten arbeitete.
Und tatsächlich fand Hedge am folgenden Abend bei Motter ein präpariertes Kartenspiel, das Katie ihm unbemerkt in seine Tasche geschoben hatte.
Das war Katie Benders Rache. Und ihr Herz machte Freudensprünge, als ihr Galan von seinem Mitspieler windelweich geprügelt wurde. Der Mob wollte ihn hängen, doch dies verstieß gegen das Gesetz, das Sheriff Hedge in Algio vertrat. Dennoch verschloß er die Augen, als die Bürger der Stadt Motter in die Mangel nahmen und mit Schimpf und Schande aus der Stadt jagten.
Katies Reue kam zu spät. Wenn Braham sie auch öfter verprügelt hatte, sie brauchte sich keine Sorgen um ihren Lebensunterhalt und die Unterkunft zu machen. Da war ihr Geliebter nicht kleinlich gewesen. Nun stand sie plötzlich da und hatte weder einen Cent in der Tasche, noch Hoffnung, etwas zu bekommen.
Und eines Morgens standen ihre Koffer in der Rezeption des Hotels, und Maron, der Besitzer, zuckte bedauernd die Achseln.
»Tut mir leid, Miss Bender. Ihr Zimmer habe ich anderweitig vermieten müssen. Ich lebe letzten Endes von den Einnahmen meines Hotels. Sie werden verstehen.«
Katie verstand nichts, trotzdem ging sie.
Am Nachmittag saß sie am Wegesrand vor der Stadt auf den verbeulten Koffern und machte sich Gedanken über ihre miese Lage. Und während sie noch grübelte, näherte sich ein einsames Gefährt der Stadt.
Mac O’Corney, der Hausierer. Ein fahrender Händler, der über Land zog und seine Waren den Farmern und Ranchern feilbot. O’Corney war Mittvierziger. Eine knorrige irische Eiche. Kräftig, in der Blüte seines Lebens stehend – und einsam. Er war wohlgesonnen aller irdischen Schönheit. Und die Knospe, die traurig am Wegesrand saß, war nicht nur schön, sondern auch unverschämt jung.
»Hallo!« Der Ire straffte die Zügel und brachte seinen Wagen zum Stehen. O’Corney zwirbelte die brandroten Bartenden und schnalzte mit der Zunge. »Wer hat dich hier verloren, Mädchen? Denn ich nehme nicht an, daß du den Sonnenuntergang bewundern möchtest.«
Katie nickte.
»Okay, dann steige auf!«
Katie nahm ihre Koffer, und der irische Händler rutschte ein wenig zur Seite, um ihr Platz zu machen.
»Bleiben Sie in der Stadt?« fragte Katie Bender, als der Mann den Wagen anrollen ließ.
»Hast du was dagegen?«
Katie senkte verlegen den Blick und blieb die Antwort schuldig.
O’Corney verstand und änderte seine Absichten.
»Es ist gleich, ob ich in der Stadt übernachte oder draußen in der Prärie.«
Er fuhr ohne Eile die Straße hoch und verließ sie in entgegengesetzter Richtung. Irgendwo fand er einen günstigen Lagerplatz, und nach einem guten Essen richtete er Katie ein Nachtlager zwischen Töpfen und Pfannen unter der Plane seines Wagens. Und später legte er sich selbst dazu.
Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, begann er Katies Bluse aufzuknöpfen. »Es ist nicht gerade ein besonderer Wohnkomfort, den ich dir bieten kann, Schätzchen, aber ich finde, gerade diese enge Vertrautheit der Umgebung ist bestens geeignet, um uns näher kennenzulernen.« Mac O’Corney lachte, und sein heißer Atem stank nach billigem Fusel. »Letzten Endes werden wir eine Weile miteinander leben müssen.«
Katie Bender spürte die Nacktheit des Körpers, der sich ihr entgegendrängte, und ihr Herz pochte vor Angst. Angewidert stieß sie die groben Hände, die von ihrem Körper Besitz zu ergreifen versuchten, zurück. Katie nahm all ihren Mut zusammen, obwohl sie längst erkannt hatte, daß Widerstand zwecklos war. Dieser rauhe Patron ließ sich nicht abweisen.
»Was soll das, Mac O’Corney? Ich bin dankbar, daß Sie mich ein Stück mitgenommen haben. Aber erwarten Sie nicht, daß ich meine Dankbarkeit auf diese Weise abstatte«, sagte Katie zornig.
»Was hast du anderes erwartet?« Der Ire lachte genießerisch.
Gewaltsam drängte er Katies abwehrende Hände zurück.
Ihr Körper zitterte, als der Ire die Bluse vollends öffnete und die Hand ihre jugendliche Haut berührte.
»Du bist gut, Mädchen. Das Beste, was O’Corney je am Wege aufgelesen hat.«
Seine Lippen vergruben sich zwischen ihren vollen Brüsten, während er dumpf und zufrieden brummelte. Zum erstenmal in ihrem nicht unerfahrenen Leben widerte sie ein Mann an. Und als seine plumpen Hände sich tastend bewegten, dachte Katie wehleidig an ihren letzten Bekannten Braham Motter, der gemein und brutal, doch in der Liebe unermeßlich zärtlich sein konnte.
Willenlos ließ sie es geschehen, daß er sie vollends entkleidete. Ihre Augen waren geschlossen, und sie wagte nicht einmal zu atmen, da ihr die Ausdünstung des Mannes unerträglich schien.
»So ist es recht, Schätzchen«, sagte der Ire lächelnd, als ihr Widerstand erlahmte. Er schraubte den Docht der Lampe höher, um den Anblick des jungen, glatten Körpers genießen zu können. »Mit Vernunft läßt sich das Leben weitaus besser ertragen als mit Halsstarrigkeit. Du wirst sehen, Schätzchen, Mac O’Corney wird dir ein guter Liebhaber und Gefährte sein, und wir werden gemeinsam die Freuden des Lebens genießen.«
Er küßte ihre vollen Brüste, den schlanken Hals, ihren Mund. Katie duldete es mit geschlossenen Augen und würgendem Ekel in der Kehle.
Irgendwie schien alles Blut aus ihren Adern gewichen, und das Gefühl grenzenloser Hilflosigkeit wirkte wie lähmende Starre, die ihre Glieder schwer und müde machte.
Katie empfand nichts, als der schwere Mann sich über sie schob und die Last sie zu erdrücken drohte.
»Warum tust du das?« Unbewußt, wie aus weiter Ferne kommend, füllten ihre Worte die Stille.
Für einen Augenblick gab sich O’Corney verblüfft, denn er richtete den Oberkörper auf und betrachtete erstaunt das Gesicht des Mädchens, über dessen Züge die Lichtreflexe der pendelnden Laterne zuckten.
»Warum ich das tue«, flüsterte O’Corney, um im nächsten Augenblick dröhnend aufzulachen, »weil ich es will. Weil es mir Freude macht. Und weil ich ein Mann bin.«
Und sie fügte sich unabwendbar dem Schicksal, das sie selbst herausgefordert hatte, denn es blieb ihr keine andere Wahl. Und zum erstenmal in ihrem jungen, doch so erfahrungsreichen Leben, widerte sie die Berührung eines Mannes an. Und gleichzeitig zum erstenmal vielleicht noch im Unterbewußtsein ruhend – kam der Gedanke auf, daß es ihr nicht schwerfallen könnte, einen Menschen wie O’Corney zu töten. Ein Gedanke, der ihr weiteres Leben beeinflussen und beherrschen sollte…
Vier Wochen zog Katie Bender mit dem Händler durch die Einsamkeit der Wildnis, und wenn O’Corney nach seiner Begleiterin gefragt wurde, antwortete er stets, sie wäre seine Tochter. Dabei war er der übelste Kerl, der ihr in ihrem jungen Leben begegnet war.
Sie begann den Mann zu hassen. Und irgendwann in einer dunklen Nacht, zwischen dem Cadfish River und dem Double Mountains Fork, geschah es dann.
Mac O’Corney hatte getrunken. Er saß grölend am Lagerfeuer und sang unanständige Lieder.
Im Wagen lag Katie mit wachen Augen und dachte voller Schrecken an die nächsten Stunden. Sie trug ihre Kleider vom Tage, und unter dem Kissen war ein schweres Bowiemesser verborgen. Eines von vielen, die der Pedlar am Wege verkaufte. Ihr Herz klopfte und seine Stimme widerte sie an.
Es war schon spät, als O’Corneys Gesang verstummte und er torkelnd die Plane zurückschlug.
»Schläfst du, Schätzchen?« fragte er rülpsend, und sie spürte den Whiskydunst seines Atems. Katie suchte nach einem Weg, um den Kerl loszuwerden.
»He, Darling, was ist? Keine Sehnsucht nach deinem irischen Schatz?«
»Es ist zu heiß unter der Plane. Hier, nimm die Decke, ich komme gleich raus!«
Katie warf ihm ein paar grobe Decken zu. Sie wollte Zeit gewinnen.
»Bestimmt?«
»In fünf Minuten.«
Sie hörte O’Corney genießerisch grunzen, als er die Decken ausbreitete und sich niederließ.
Katies Gedanken arbeiteten fieberhaft.
Sie haßte diesen brutalen Menschen und wünschte seinen Tod.
Plötzlich hielt sie das schwere Messer in den schlanken Fäusten. Der Gedanke, der sich aufdrängte, war erschreckend. Er nahm dennoch immer deutlichere Formen an.
Als sie unter der Plane hervorkroch, stand der Entschluß fest.
Sie wollte ihn töten.
Der Pedlar lag auf dem Rücken. Er hielt die Augen geschlossen und plusterte mit den Lippen. Er hatte das Jackett und das Hemd abgestreift, trug nur die schmutzige Hose, die er seit dem ersten Tag ihres Zusammentreffens anhatte. Flackerndes Licht fiel über die Gestalt, unterbrochen vom dunklen Schatten Katies, die sich lautlos vor das Feuer geschoben hatte.
Undeutlich sah sie das verwitterte Gesicht des Mannes. Die Waffe in ihrer Hand brannte, als wäre sie vom Feuer erhitzt. Doch als Katie sich niederbeugte, wurde sie plötzlich ruhig. Kalte Gelassenheit bestimmte ihr Handeln, und als die scharfe Schneide des Bowiemessers auf O’Corney niedersauste, fühlte die Frau nichts mehr in sich.
Mac O’Corneys Körper bäumte sich nur einmal kurz auf, ehe der Tod ihn ereilte.
Hoch aufgerichtet stand sie vor dem Toten, und als ihr Blick die blutbeschmierte Schneide des Messers traf, schleuderte sie es angeekelt in die zuckenden Flammen des verlöschenden Feuers.
*
Wochen zogen ins Land, und nur noch selten dachte Katie an jene grauenvolle Nacht am Cadfish River. Sie hatte den Wagen in eine tiefe Schlucht gestürzt und war auf einem der Zugpferde davongehetzt, als wäre der Leibhaftige oder O’Corneys Seele hinter ihr her gewesen.
Sie hatte es nicht gewagt, irgendeine Ansiedlung zu berühren und war den großen ziehenden Rindertrecks stets ausgewichen.
Zum erstenmal hatte sie in Gutkrie übernachtet und die Vorräte aufgefrischt. Das war nach zehn Tagen. Sie hatte sich Reitkleider und ein gutes Pferd gekauft. O’Corneys Klepper hielt sie noch eine Woche als Handpferd und ließ ihn dann in freier Wildnis laufen.
Inzwischen lagen dreihundert Meilen zwischen dem Cadfish River und ihr, sie glaubte ihre Spur verwischt zu haben. Dreihundert Dollar, die in Macs Leibgurt gesteckt hatten, waren ziemlich aufgebraucht. Katie benötigte dringend einen Job.
Der Zufall führte sie nach Cherryvale. Pür die letzten Dollars mietete sie ein Zimmer und suchte nach irgendeiner Beschäftigung.