Die großen Western 173 - Frank Callahan - E-Book

Die großen Western 173 E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Hinter mir lagen wilde abenteuerliche Jahre. Aber nun hatte ich eine prächtige Frau gefunden, und für mich schien endlich eine friedliche, glückliche Zeit begonnen zu haben. Plötzlich jedoch wurde für mich die Vergangenheit wieder lebendig. Meine drei alten Sattelpartner waren zum Tode verurteilt worden. Drei echte Freunde, die mich vor ein paar Jahren gerettet hatten, als ich selbst gehängt werden sollte. Jetzt musste ich die alte Schuld begleichen. Mein Ehrgefühl ließ mir keine andere Wahl mehr. Und deshalb ritt ich los und stürzte mich in das wüsteste Abenteuer meines Lebens. Ich richtete mich im Sattel auf, als die Hügel zurückwichen und ein kleines Tal sich vor mir öffnete. Ich seufzte zufrieden, denn das Ende meines langen Rittes war nahe. Auch mein Rapphengst schnaubte mehrmals. Bestimmt witterte er Wasser und den heimatlichen Stall. Hinter mir lagen über fünfzig Meilen durch unwegsames Gelände. Und ich hatte weder mich noch meinen Schwarzen geschont, um so schnell wie möglich meine kleine Pferderanch zu erreichen. Ich dachte an Peggy, die ich erst vor vier Monaten geheiratet hatte und die ich von ganzem Herzen liebte. Die Trennung war mir schwergefallen, doch ich hatte meinen Ritt nach Bitter Spring nicht länger aufschieben können. In der kleinen Stadt hatte ich meine Zinsen und auch die fälligen Kreditraten auf der Bank bezahlt. Mit meiner Arbeit des letzten Jahres konnte ich zufrieden sein. Meine Pferde waren bis nach Utah hinein berühmt geworden. Ich fand immer genügend Abnehmer, hatte sogar eine Anfrage von der Armee erhalten, die sich für meine Zuchtpferde interessierte. Und ich gratulierte mir in diesen Sekunden

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Die großen Western – 173 –

Die alte Schuld

Frank Callahan

Hinter mir lagen wilde abenteuerliche Jahre. Aber nun hatte ich eine prächtige Frau gefunden, und für mich schien endlich eine friedliche, glückliche Zeit begonnen zu haben.

Plötzlich jedoch wurde für mich die Vergangenheit wieder lebendig. Meine drei alten Sattelpartner waren zum Tode verurteilt worden. Drei echte Freunde, die mich vor ein paar Jahren gerettet hatten, als ich selbst gehängt werden sollte.

Jetzt musste ich die alte Schuld begleichen. Mein Ehrgefühl ließ mir keine andere Wahl mehr. Und deshalb ritt ich los und stürzte mich in das wüsteste Abenteuer meines Lebens.

Ich richtete mich im Sattel auf, als die Hügel zurückwichen und ein kleines Tal sich vor mir öffnete. Ich seufzte zufrieden, denn das Ende meines langen Rittes war nahe.

Auch mein Rapphengst schnaubte mehrmals. Bestimmt witterte er Wasser und den heimatlichen Stall. Hinter mir lagen über fünfzig Meilen durch unwegsames Gelände. Und ich hatte weder mich noch meinen Schwarzen geschont, um so schnell wie möglich meine kleine Pferderanch zu erreichen.

Ich dachte an Peggy, die ich erst vor vier Monaten geheiratet hatte und die ich von ganzem Herzen liebte. Die Trennung war mir schwergefallen, doch ich hatte meinen Ritt nach Bitter Spring nicht länger aufschieben können.

In der kleinen Stadt hatte ich meine Zinsen und auch die fälligen Kreditraten auf der Bank bezahlt.

Mit meiner Arbeit des letzten Jahres konnte ich zufrieden sein. Meine Pferde waren bis nach Utah hinein berühmt geworden. Ich fand immer genügend Abnehmer, hatte sogar eine Anfrage von der Armee erhalten, die sich für meine Zuchtpferde interessierte.

Und ich gratulierte mir in diesen Sekunden zu dem Entschluss, vor zwei Jahren mein unstetes Leben aufgegeben zu haben. Es war doch was ganz anderes, mit seiner Hände Arbeit etwas aufzubauen.

Und ich freute mich auf Peggy, die mich bestimmt schon voller Ungeduld erwartete.

Die untergehende Sonne stand wie ein Feuerrad über dem Talrand. Die Abenddämmerung sank vom geröteten Himmel und verdichtete sich schnell zu einem engmaschigen Netz, in dem sich das letzte Tageslicht fing.

Ich durchfurtete den schmalen Creek, der das Tal in zwei Teile trennte. Saftiges Gras wuchs im weiten Rund und erinnerte an ein wogendes Meer, als leichter Wind mit den Gräsern spielte und sie in Wallung brachte.

In der Mitte des Valleys stand meine geräumige Blockhütte, umgeben von zwei Ställen und einer großen Scheune, in der ich Wintervorräte aufbewahrte.

In einem Korral weideten über fünfzig Pferde, deren Wiehern und Schnauben mir entgegenklang. Mein Rapphengst spitzte die Ohren und stieß ein trompetenhaftes Wiehern aus.

Dumpf tackten die Hufe des Rappen. Ich hielt Ausschau nach Peggy, konnte meine Frau aber nirgends sehen.

Rauch stieg aus dem kleinen Schornstein des Blockhauses und zerfaserte träge im Wind. Es wurde rasch dunkel, nachdem die Sonne hinter dem Talrand untergegangen war.

Peggy war noch immer nicht zu sehen. Und dabei musste sie die Hufschläge längst gehört haben.

Ärger stieg in mir hoch, irgendwie hatte ich erwartet, dass meine Frau mir entgegenlaufen würde, damit ich sie in meine Arme schließen konnte.

Auch Old Joe entdeckte ich nirgends. Es konnte natürlich sein, dass der Oldtimer irgendwo im Stall beschäftigt war und die Hufschläge überhört hatte. Der Oldman hörte nicht mehr besonders gut.

Peggy tauchte noch immer nicht auf, als ich mich der kleinen Ranch bis auf Steinwurfweite genähert hatte. Mein Ärger wandelte sich in Besorgnis.

Unwillkürlich legte sich meine Hand auf den Griff meines Revolvers.

Ich sprang aus dem Sattel und blieb geduckt stehen.

Ich spürte instinktiv die drohende Gefahr. Meine Lippen wurden schmal. Für einen Moment dachte ich daran, dass sich Peggy vielleicht einen Scherz mit mir erlauben wollte, doch dann verwarf ich diesen Gedanken.

Ich schlich vorwärts, näherte mich dem Blockhaus von seitlich und erwartete, dass jeden Augenblick Schüsse aufpeitschten und mir heißes Blei um die Ohren flog.

Doch es kam anders.

Ein Mann trat aus der Tür des kleinen Hauses hervor.

Es war ein noch junger Bursche – hager, ganz in Schwarz gekleidet. Rötliches Haar spitzte unter dem Stetson hervor, der weit im Nacken saß.

Der Fremde stützte beide Hände in die Hüften und wippte auf den Zehenspitzen. Sein Revolver hing tief am Oberschenkel. Bestimmt nicht nur zur Zierde. Der Hombre sah ganz so aus, als könne er mit seinem Eisen umgehen.

Nun grinste der Bursche. Und es war ein spöttisches Lächeln, das mir nicht gefiel.

Und ich fragte mich, ob der Bursche allein war oder ob einige Kumpane von ihm mit schussbereiten Waffen im Hinterhalt lauerten.

*

Ehe ich etwas sagen konnte, rief der junge Mann: »Da bist du ja endlich, Thorpe Hannagen. Lass nur die Hand vom Eisen. Ich nehme an, dass wir uns friedlich einigen können. Deiner Frau und dem alten Narren ist nichts geschehen. Mein Wort darauf.«

»Wer bist du?«, fragte ich, wartete aber keine Antwort ab, sondern fügte mit hart klingender Stimme hinzu: »Solltest du meiner Frau und meinem alten Freund Joe auch nur ein Haar gekrümmt haben, würdest du das in alle Ewigkeit bedauern.«

Der junge Schießer nickte.

»Keine Sorge, Thorpe. Mein Name ist Joke Clayton. Und ich soll dir viele Grüße von Buck Daniels, Blake Haaras und Rock Clayton ausrichten. Rock ist übrigens mein Vater.«

Das musste ich erst mal verdauen.

Natürlich kannte ich diese drei Namen.

Und ich wusste bereits in diesen Sekunden, dass mich meine Vergangenheit eingeholt hatte.

Daniels, Haaras und Clayton waren frühere Freunde von mir … Beinharte Burschen, von denen ich mich damals schnell wieder trennte, denn sie nahmen es mit dem Gesetz nicht genau.

Diese drei Burschen gingen über Leichen, wenn es sein musste. Und ich war damals froh gewesen, als sich unsere Wege trennten.

Und nun war Rock Claytons Sohn hier aufgetaucht.

Vergebens fragte ich mich, wie er meinen Aufenthaltsort herausgefunden hatte. Doch das war in diesen Sekunden Nebensache.

»Überrascht?«, fragte Joke Clayton und grinste noch spöttischer. Und ehrlich gesagt, es ging mir ganz schön an die Nieren. Der junge Bursche musste es meinem Gesicht ansehen, denn sein Lächeln verlor sich.

Clayton hob besänftigend seine rechte Hand und nickte mir dann irgendwie entschuldigend zu.

»Lass uns ins Haus gehen, Thorpe. Bestimmt willst du deine Frau und den alten Krauter begrüßen.«

Ich nickte nur und stiefelte auf Clayton zu. Zuerst schien es, als wolle er nicht zur Seite weichen, doch dann ließ er mich vorbei. Und bestimmt hätte ich dem Kerl eine gescheuert, die nicht von schlechten Eltern gewesen wäre.

Ich atmete tief durch, um meine angespannten Nerven zu beruhigen, ehe ich in die Hütte hineinmarschierte.

Peggy, meine Frau, und Old Joe saßen am Esstisch und blickten mir betrübt entgegen. Hinter mir hörte ich Claytons Schritte. Der Bursche folgte mir ins Haus. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass seine rechte Hand wie zufällig über dem Griff seines tief hängenden Revolvers schwebte.

Mir war das alles egal. Ich atmete auf, als ich Peggy und Old Joe unverletzt vor mir sah. Und dann schloss ich erst mal meine Frau in die Arme. Sie klammerte sich an mich, als wolle sie mich niemals wieder loslassen.

Wir küssten uns, doch es war anders als sonst.

Peggy hatte Angst.

Ich las es in ihren blauen Augen, als ich ihr sachte unters Kinn griff und ihren Kopf sanft zurückbog.

Ich strich sanft durch ihr langes blondes Haar.

»Alles in Ordnung, Kleines?«, fragte ich.

Peggy nickte zaghaft. So eingeschüchtert hatte ich sie nie zuvor gesehen.

»Wir sind okay, Thorpe«, brummelte nun auch Old Joe und zupfte an seinem mächtigen Rauschebart, der fast sein gesamtes verwittertes Piratengesicht verdeckte. »Nun solltest du aber diesen Burschen fragen, warum er hier eingedrungen ist und uns unter Druck setzte!«

Ich nickte, und mein Lächeln war alles andere als freundlich, als ich mich Joke Clayton zuwandte. Der junge Schießer lehnte am Türpfosten und hatte seine Arme vor der Brust verschränkt.

Ich explodierte förmlich.

Mein Colt schien mir wie von selbst in die Hand zu springen.

Auf Claytons Gesicht konnte ich kein Erschrecken feststellen. Ich sah nur Erstaunen, bestimmt hatte er nie jemanden so flink den Colt ziehen sehen.

»Lass die Hände, wo sie sind, Clayton«, warnte ich den schwarz Gekleideten. »So, und nun solltest du ausspucken, was dich zu uns führt. Und wenn es kein einleuchtender Grund ist, kannst du dich auf was gefasst machen, mein Junge. Dann bringe ich dir die Flötentöne bei, dass dir der Hintern dabei auf Grundeis geht. Mein Wort darauf!«

Ich sah Peggys erstaunten Blick. So hatte sie mich nie zuvor reden hören. Ich lächelte ihr beruhigend zu, ließ aber Clayton keine Sekunde aus den Augen.

»Okay, Thorpe«, murmelte er. »Es war mir klar, dass du den wilden Mann spielen würdest. Wenn du dich wieder beruhigt hast, sollten wir uns vernünftig unterhalten. Du kannst das Eisen ruhig wegstecken. Das bringt nichts ein. Ich suche keinen Streit mit dir. Ich musste nur ein wenig unfreundlich zu deinen Leuten sein, denn sie wollten mich fortschicken. Ich will aber nicht umsonst zweihundert Meilen geritten sein.«

»Was willst du?«

»Deine Hilfe, Thorpe Hannagen.«

»Gut, ich höre!«

»Wir sollten unter vier Augen miteinander reden«, meinte Clayton. Wieder spielte das höhnische Lächeln um seine Mundwinkel.

»Ich habe keine Geheimnisse vor meiner Frau. Und auch Old Joe gehört mit zur Familie«, antwortete ich.

»Auf deine Verantwortung, Thorpe. Du willst es nicht anders!«

Der schwarz gekleidete Bursche trat einige Schritte ins Zimmer, zog sich einen Stuhl herbei und setzte sich rittlings darauf.

Joke Claytons Lächeln erlosch. Der junge Mann sah mich ernst an. Und ich ahnte plötzlich, dass da etwas auf mich zukam, von dem ich nicht die geringste Ahnung hatte und das mein Leben von Grund auf ändern sollte.

*

»Du erinnerst dich noch an Buck Daniels, Blake Haaras und meinen Vater, Rock Clayton – nicht wahr?«

Ich nickte.

Das lag ungefähr drei Jahre zurück. Diese drei Halunken hatte ich längst vergessen.

Joke Clayton fuhr fort: »Deine drei ehemaligen Freunde und Partner stecken bis zur Halskrause in der Klemme. Ich übertreibe nicht, Thorpe. Mein Vater und seine beiden Partner sind zum Tode verurteilt worden und sollen in acht Tagen in Collins Wells hängen. Sie bitten dich, um der alten Freundschaft willen, was für sie zu tun.«

Nun hatte der schwarz gekleidete Schießer die Katze aus dem Sack gelassen.

»Ich …?«, fragte ich erstaunt. »Was kann ich für die drei Männer tun. Bestimmt wurden sie von einem ordentlichen Gericht verurteilt. Soll ich mich mit dem Gesetz anlegen und zum Banditen werden, Joke?«

»So darfst du es nicht sehen, Thorpe«, sagte der schwarz Gekleidete ernst. »Sie sind unschuldig. Das schwöre ich dir. Es waren drei andere Mistkerle, die das Bankgebäude überfielen und dabei zwei Männer erschossen. Und meinem Vater und seinen beiden Partnern legt man dieses Verbrechen zur Last. Sie sind Fremde in einer fremden Stadt. Weder der Sheriff noch der Richter und auch die Geschworenen gaben ihnen eine Chance. Dort in Collins Wells sind alle heilfroh, Schuldige gefunden zu haben. So läuft das Spielchen. Bis sich der Irrtum irgendwann aufklärt, ist es zu spät. Wenn du mir nicht hilfst, dann muss ich allein versuchen, Vater und seine Freunde zu retten.«

Peggy sah mich entsetzt an. Old Joe brummelte einige Worte, die ich nicht verstehen konnte.

»Nun mach mal ’nen Punkt«, sagte ich. »So leichtfertig, wie du es geschildert hast, handelt kein Gericht. Außerdem kenne ich deinen Vater und auch die beiden anderen Männer sehr gut. Ich …«

Joke Claytons Körper versteifte sich.

»Willst du damit sagen, dass du ihnen einen Banküberfall und zwei Morde zutraust«, stieß er mit schriller Stimme hervor.

»Unmöglich wäre es nicht. Daniels, Haaras und dein Vater sind raue Burschen, denen es schwerfällt, zwischen Mein und Dein zu unterscheiden. Ich setzte mich damals gerade noch rechtzeitig ab. Und ich hörte bald darauf, dass sie eine Postkutsche in Utah überfallen haben sollen. Natürlich weiß ich nicht, ob das Gerücht stimmte.«

Joke Clayton winkte ab.

»Unsinn«, zischelte er. »Völliger Blödsinn, Thorpe. Willst du mir helfen oder nicht? Ich muss es wissen.«

Ich sah, dass sich Peggys Hände ineinander verkrampften. Ihr ovales Gesicht wirkte bleich und erinnerte an einen hellen Fleck in der Dunkelheit, die sich immer mehr über das Tal senkte.

Old Joe schüttelte den Kopf, dann fuhr er sich über seinen Schädel, der so blank wie eine Billardkugel war und stark zu seinem Vollbart kontrastierte. Der Oldtimer behauptete zwar immer, dass er vor vielen Jahren von einem Apachen skalpiert worden war, doch niemand hatte ihm bisher diese blutrünstige Geschichte geglaubt.

»Halte dich da raus, mein Junge«, krächzte der Oldman. »Das ist nicht dein Bier, Söhnchen. Natürlich ist es klar, dass dieser Kid seinem Vater helfen will. Das ist verständlich. Er sollte dich aber aus dem Spielchen rauslassen. Du hast eine Frau und auch bald ein Kind. Das ist eine große Verantwortung, Thorpe, die du nicht verleugnen kannst. Also schick diesen wilden Burschen fort. Das ist meine Meinung, und es ist mir egal, ob du sie hören willst oder nicht …!«

Ich nickte zu Old Joes Worten.

Mein zärtlicher Blick traf Peggy, die mich ernst ansah. In ungefähr fünf Monaten würde sie Mutter werden. Und schon jetzt konnte ich diesen Tag kaum erwarten.

Joke Claytons Gesicht wurde zu einer wütenden Grimasse.

»Wirst du mir helfen, Thorpe oder nicht …?«, quetschte er mühsam hervor.

Ich schüttelte den Kopf.

»Tut mir leid, Joke, doch ich kann mich auf kein ungewisses Abenteuer einlassen. Die Gründe hast du gehört. Ich hab längst mit meiner Vergangenheit gebrochen. Nichts bringt mich mehr auf einen rauen Trail zurück!«

Bei diesen Worten rammte ich meinen Revolver ins Leder zurück und nickte dem jungen Schießer unmissverständlich zu.

»Und jetzt solltest du weiterreiten, Joke Clayton.«

»Nein!«

Ich sah den schwarz Gekleideten verwundert an.

»Nein!«, wiederholte er. »Du hast wohl vergessen, dass dir mein Vater und seine Freunde vor drei Jahren das Leben gerettet haben. Du stecktest damals bis über beide Ohren im Schlamassel. Auch dir drohte der Strick. Und ohne ihre Hilfe würdest du jetzt nicht hier sitzen und solche lausige Reden führen!«

Das saß.

Verdammt noch mal!

Das war ein Hieb unter die Gürtellinie.

*

Ich musste schlucken und blickte den jungen Burschen finster an. Auch an dieses Erlebnis hatte ich seit Jahren nicht mehr gedacht.

Vor drei Jahren verschlug es mich nach Kanab, einer Stadt in Utah dicht an der Grenze zum Arizona Territorium. Ich nahm einen Revolverjob an und beschützte einige fromme Männer, die zu den Mormonen gehörten. Und ich ging durch einige rauchige Kämpfe, ehe ich diese frommen Pilger sicher ans Ziel ihrer Wünsche brachte.

Kurz danach wurde ich verhaftet. Die Anklage lautete auf Mord. Zu spät erfuhr ich, dass einige der Mistkerle dahintersteckten, denen ich zuvor auf die Hühneraugen getreten war.

Das Gericht verurteilte mich zum Tode.

Und Buck Daniels, Rock Clayton und Blake Haaras retteten mich in letzter Sekunde vor dem Galgen.

Zwei Tage später wurde der richtige Mörder vom Sheriff erwischt, als er hinter mir her war. Das Intrigenspiel einiger Hundesöhne flog auf.