Die Hüterin des Nordens - Siobhàn Aelwen - E-Book

Die Hüterin des Nordens E-Book

Siobhàn Aelwen

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Im ewigen Nebel der Highlands, wo Ehre in Stahl und Blut gemessen wird, trägt Liath MacCraithan das Gewicht eines Schicksals, das weit über ihren Clan hinausreicht. Eine Frau mit unbeugsamem Willen und ungezähmter Seele – sie weiß, dass ihre Stärke das Einzige ist, was ihr Volk in stürmischen Zeiten schützen kann.
Ruadhan MacBraenagh erscheint umhüllt von Geheimnissen, mit einer Vergangenheit, die unter dem Schatten einer falschen Identität begraben liegt, und Narben, die nur das Feuer der Schlacht heilen kann. Krieger und Stratege zugleich, trägt er die schwere Last von Rache und geteilten Loyalitäten.
Als ein königliches Komplott droht, die Highlands zu zerreißen, und König Jakob VI. seinen Schatten über die Inseln wirft, geraten Liath und Ruadhan in ein gefährliches Spiel aus Verrat und Allianzen. Verbunden durch Leidenschaft und Ehre, doch getrennt durch Schicksale, die sie gegeneinander zu stellen scheinen, müssen sie sich entscheiden: als Feinde kämpfen – oder einander retten.
Im Feuer von Krieg und Intrigen, zwischen der Macht ihrer Clans und der alten Magie ihrer keltischen Wurzeln, erwacht eine Liebe, die selbst Verrat und Zeit trotzt. Können zwei Seelen, dazu bestimmt, sich zu kreuzen, auch ihre Zukunft vereinen, um Frieden zu schaffen?
 

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Siobhàn Aelwen

Die Hüterin des Nordens

Die Berührung von Eiche und Wolf

UUID: ca82b9c1-8a9b-4e46-a817-b605c663978e
Dieses eBook wurde mit Write (https://writeapp.io) erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Epigraph

Zusammenfassung

Ein geteiltes Königreich

Echos des Waldes

Alte Zungen, schweigende Herzen

Der Wolf lächelt

Zwischen dem Rotwein und dem Verdacht

Das Brüllen des Herzens

Der Wille einer Mutter

Das Gespenst der Täuschung

Fünf Winter zuvor. Schlacht von Glenmór. Lande von Tarrandháil

Die Schneide des Verlangens

Der Riss des Schicksals

Das verlorene Lachen

Der Wächter im Schatten

Zwischen Schatten und Glut

Im Wald der gebrochenen Schwüre

Wald der Schatten, Schreie und Stahl

Wo der Wolf heult

Die unsichtbare Wunde

Violette Augen und alte Wunden

Zwischen dem Clan und dem Wolf

Unsichtbare Fesseln

Der Kern der Lüge

Abschied vom Auserwählten

Eine Frage aus Eisen

Dùn Caelrach, Insel Tarrandháil. August 1608

Alte Schatten

Das Schweigen vor dem Sturm

Der Kuss und die Wunde

In jener Nacht scheint die Welt stillzustehen

Tanz mit den Wölfen des Nordens

Dort, wo die Erde sich erinnert

Der Ruf des Raben

Der Preis von Liebe und Blut

Fieber von Liebe und Krieg

Unter dem Himmel von Bailemorraigh

Über die Autorin

Anmerkung der Autorin

Weitere Bücher der Autorin

landmarks

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Buchanfang

Copyright © 2025 Siobhàn Aelwen

Alle Rechte vorbehalten.

Dieses Werk ist ein Werk der Fiktion. Alle darin erwähnten Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind das Produkt der Fantasie des Autors oder werden auf fiktive Weise verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen, Geschäften, Unternehmen, Ereignissen oder bestehenden bzw. in der Vergangenheit existierenden Läden ist rein zufällig.

Um eine einfühlsame und tiefgründige Beschreibung der intimen Momente zu vermitteln, habe ich mich, ohne an Feinfühligkeit und Respekt zu verlieren, für einen Ansatz entschieden, der eine Mischung aus evokativer Sprache und Emotionalität darstellt, ohne in explizite Details abzudriften. Dies ist meine Version, die darauf abzielt, das emotionale Wesen und die Verbindung zwischen den Charakteren einzufangen.

Cover-Design: Mystical Moments

Epigraph

Wie ein alter Gesang der Highlands

Nicht alle Wölfe heulen mit dem Wind, und nicht jedes Versprechen wird durch ein Gesetz besiegelt. Es gibt Lieben, geboren aus Feuer und Furcht, die weder Clan noch Blut je bändigen können.

Zusammenfassung

Im ewigen Nebel der Highlands, wo Ehre in Stahl und Blut gemessen wird, trägt Liath MacCraithan das Gewicht eines Schicksals, das weit über ihren Clan hinausreicht. Eine Frau mit unbeugsamem Willen und ungezähmter Seele – sie weiß, dass ihre Stärke das Einzige ist, was ihr Volk in stürmischen Zeiten schützen kann.

Ruadhan MacBraenagh erscheint umhüllt von Geheimnissen, mit einer Vergangenheit, die unter dem Schatten einer falschen Identität begraben liegt, und Narben, die nur das Feuer der Schlacht heilen kann. Krieger und Stratege zugleich, trägt er die schwere Last von Rache und geteilten Loyalitäten.

Als ein königliches Komplott droht, die Highlands zu zerreißen, und König Jakob VI. seinen Schatten über die Inseln wirft, geraten Liath und Ruadhan in ein gefährliches Spiel aus Verrat und Allianzen. Verbunden durch Leidenschaft und Ehre, doch getrennt durch Schicksale, die sie gegeneinander zu stellen scheinen, müssen sie sich entscheiden: als Feinde kämpfen – oder einander retten.

Im Feuer von Krieg und Intrigen, zwischen der Macht ihrer Clans und der alten Magie ihrer keltischen Wurzeln, erwacht eine Liebe, die selbst Verrat und Zeit trotzt. Können zwei Seelen, dazu bestimmt, sich zu kreuzen, auch ihre Zukunft vereinen, um Frieden zu schaffen?

Ein geteiltes Königreich

Prolog

Echos der Schlacht und Vorzeichen des Sturms

Loch Darnach, Torvellan-shire — Ende des Frühlings 1608

Der Wald flüstert in alter Zunge, wenn die Nacht über die Highlands fällt. Tief im Tal, wo sich die Eichen wie die Hände schlafender Riesen ineinander verschlingen, durchbricht das Echo von Hufen die Stille mit einem drängenden Rhythmus. Ein Reiter in Schwarz, den Blick auf den Horizont geheftet, galoppiert dahin, als fliehe er vor der Vergangenheit oder jage einem unausweichlichen Schicksal entgegen.

Ruadhan MacBraenagh kehrt heim.

Hinter ihm liegen drei Jahre voller Blut und Stahl, namenloser Wege und Kriege, die fernab seiner Heimat geführt wurden. Er verließ Tarrandháil als ein Soldat ohne Banner und kehrt nun zurück als ein Mann, gezeichnet vom Exil und von Geheimnissen, die schwerer wiegen als sein Schwert. Doch sein Bruder Ciaran hat ihn gerufen, und wenn der Rabe von Caer Tornail sich in die Lüfte erhebt, verweigert kein MacBraenagh die Heimkehr.

„Glaubt Ihr, dass wir es rechtzeitig schaffen?“ fragt Finnlay, sein junger Knappe, mit vom Galopp stockender Stimme.

Ruadhan hebt den Blick zum grauen Himmel, wo sich die Wolken drängen wie Unglücksboten.

„Noch vor dem Regen? Nein, Junge. Wir werden bis auf die Knochen durchnässt sein. Aber das wird uns guttun.“

Er lächelt kaum merklich, wie jemand, der zu viel gesehen hat. Und genau in diesem Moment dreht der Wind. Er bringt ihn mit sich: einen Schrei. Zuerst fern, dann deutlicher. Eine Frau.

Ohne ein Wort reißt Ruadhan die Zügel herum. Die Männer, die ihm folgen, tun es schweigend, verschmelzen mit dem Wald wie lauernde Schatten. Der Donner kracht über ihnen, und der Sturm zerreißt den Himmel, als würde er einem vergessenen Zauber gehorchen.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

In die Pflicht, durch den Schlamm

Land des Clans MacCraithan — Auf dem Weg nach Edinburgh

Die Welt ist zu Wasser und Stein geworden. Liath MacCraithan reitet durch den Nebel, den Mantel ihres Clans durchnässt und an ihren Körper gepresst wie ein Versprechen. Der Weg nach Edinburgh liegt vor ihr wie ein Urteil. Sie sucht einen Ehemann, ja – doch nicht aus Sehnsucht oder Romantik. Ihr Vater liegt im Sterben, und das Schicksal des Clans hängt von einem Bündnis ab. Pflicht leitet sie, nicht Verlangen.

Jeder Schritt ihrer Stute wirbelt Schlamm und Zweifel auf. Ich werde ihn nicht enttäuschen, wiederholt sie wie ein Gebet ohne Altar.

Hinter ihr quietscht die Kutsche im unregelmäßigen Takt der Highland-Wege. Ihre Mutter, Lady Iseabail, reitet an ihrer Seite. Nicht einmal der Regen hat es geschafft, die Eleganz zu trüben, mit der sie sich aufrecht hält.

„Es tut mir leid, Mutter“, murmelt Liath. „Dafür, dass ich Euch jetzt von Vater fortbringe.“

Iseabail wendet den Blick nicht vom Weg. Nur ein schiefes Lächeln legt sich auf ihre Lippen. „Unsinn. Dein Vater hat schlimmere Winter überstanden. Und der Hof… der Hof wird ein Segen sein. Es ist Jahre her, dass ich ein Kleid trug ohne Schlamm am Saum.“

Doch Liath lacht nicht. Die Krankheit, die ihren Vater verzehrt, ist älter als die Medizin der englischen Ärzte. Sie riecht nach nasser Wurzel, nach aufgewühlter Erde, die besser unberührt geblieben wäre. Eine jener Leiden, die die Druiden vergangener Zeiten mit Gebeten und trockenen Blättern behandelt hätten – im Schein des Feuers und mit stiller Seele.

Und ohne zu wissen warum, spürt Liath, dass nicht nur der Regen im Anzug ist. Etwas – oder jemand – hat begonnen, sich im Gewebe des Schicksals zu regen.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

In der Ferne, jenseits von Bergen und Glens, sitzt König Jakob VI. auf seinem Doppeltthron, bereits auch als Jakob I. von England gekrönt. Zwei Kronen ruhen nun auf seiner Stirn vereint, doch das Herz Schottlands – besonders in den Highlands und auf den Inseln – schlägt für andere Könige: die Clanchefs, die Ahnen, die alten Götter von Wald und Stein.

Die Macht des Monarchen breitet sich aus wie ein wachsender Schatten. Er befiehlt, er überwacht, er misstraut. Und in den Sälen von Edinburgh, während Kelche erhoben und Bündnisse geschlossen werden, wuchern die Gerüchte über einen drohenden Clankrieg wie Brombeersträucher zwischen Mauern aus Stein.

In dieser Landschaft geteilter Loyalitäten und ungezähmter Leidenschaften müssen Liath und Ruadhan einander begegnen. Nicht als Verbündete. Noch nicht. Sondern als Kinder eines Landes, das weder vergisst noch verzeiht.

Echos des Waldes

Kapitel 1

Donnerschläge über Tarrandháil

Der Himmel grollte mit uralter Wut. Zwischen den Schatten des Waldes bahnte sich der Galopp eines Pferdes seinen Weg wie ein Schwur. Wurzeln, Steine, selbst die Geister, die noch immer durch die Highlands streiften, wichen zurück, als sie seinen Schritt erkannten. Tarrandháil rief ihn. Und er gehorchte.

Ruadhan MacBraenagh, mit einem Gesicht so hart wie Fels und einem Blick wie Stahl in finsterer Nacht, kehrte zurück nach drei Jahren des Exils und vergossenen Blutes auf fremdem Boden. Er kam zurück, weil sein Bruder Ciaran ihn gerufen hatte – Clanchef, Hüter des Raben von Caer Tornail.

„Dein Clan braucht dich“, hatte Ciaran mit tiefer Stimme gesagt, ohne weitere Worte, ohne Versprechen.

Mehr brauchte er nicht. Gehorsam lag in seiner Natur. Er war Soldat, kein Märtyrer. Krieger, kein Erlöser.

Da, im Halbdunkel des Waldes, durchschnitt ein Schrei den Wind. Hoch. Weiblich. Kein Klagen… ein aufreißender Ruf.

Das Claymore auf seinem Rücken vibrierte leicht.

„Los“, sagte er. Seine Stimme war Befehl und Stahl zugleich.

Die Männer, die ihm folgten – so lautlos wie Wölfe – drangen mit ihm in das Dickicht vor. Im selben Moment zerriss die Sturmfront den Himmel.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Die Last der Pflicht

Der Regen hörte nicht auf. Er fiel wie ein Fluch auf Liath MacCraithans Schultern, während sie sich tiefer in den durchnässten Tartan hüllte, der längst keinen Schutz und keine Wärme mehr bot. Der Schlamm besudelte ihren Rock, die Angst kroch ihr den Magen hinauf. Doch sie blieb nicht stehen. Denn sie konnte nicht.

Hinter ihr ächzte die Kutsche mit metallischem Stöhnen, und neben ihr ritt ihre Mutter schweigend: aufrecht, schön selbst unter dem Sturm, mit der Würde einer vergessenen Königin.

„Ich werde nicht zulassen, dass du ohne Liebe heiratest“, sagte Lady Iseabail plötzlich, als lese sie die Gedanken, die Liath sich nicht auszusprechen traute.

„Es geht nicht um Liebe, Mutter. Es geht um Loyalität. Und ums Überleben.“

Stille senkte sich wieder zwischen sie, nur unterbrochen vom Trommeln des Regens.

Liath suchte keinen Ehemann. Sie suchte ein Schild. Einen Mann, der das Erbe ihres Vaters tragen konnte, die Geschichte ihres Clans. Doch sie wusste, wie unwahrscheinlich diese Hoffnung war. Liebe war in solchen Zeiten ein Luxus. Keine Wahl.

„Man kann das Herz nicht lehren, zu gehorchen“, murmelte ihre Mutter.

Liath senkte den Blick. Denn in ihrem Innersten fürchtete sie, dass es stimmte.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Dämonen des Waldes

Ein Blitz erhellte das Dickicht. Und dann, als hätte der Himmel das Zeichen gegeben, brach die Hölle los. Aus den Büschen tauchten Schatten auf. Keine Männer: Gespenster aus Hunger und Gewalt. Blankgezogener Stahl. Augen ohne Seele.

Liath blieb keine Zeit für Panik. Nicht einmal für einen Schrei.

Branoc, der treueste ihrer Wächter, fiel als Erster, das Blut schoss aus seinem Hals, sein Blick auf sie gerichtet – als wollte er um Verzeihung bitten, weil er sie im Stich ließ.

Zwölf Männer bewachten sie. Gegen den Ansturm von zwanzig mordgierigen Banditen würden sie nicht standhalten.

Liath stellte sich zwischen ihre Mutter und die Bedrohung, die Dolchklinge in der Hand – kalt wie die Angst, die ihr durch die Knochen fraß.

„Sie müssen an mir vorbei“, dachte sie.

Und der Regen begann, den Schlamm wegzuwaschen, das Blut, die Tränen. Sie war kein Mädchen mehr. Sie war eine MacCraithan.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Das Heulen des Wolfes

Und dann, als hätten die alten Götter ihre Herausforderung erhört, ertönte das Dröhnen von Hufen. Nicht ein Hufschlag. Viele.

Ruadhan MacBraenagh trat aus dem Wald wie eine Prophezeiung.

„Formation!“ brüllte er.

Seine Männer entfalteten sich wie ein Sturm aus Stahl. Der Zusammenprall war brutal. Der Schlamm färbte sich rot, der Klang der Schwerter erstickte die Schreie.

Liath sah ihn. Groß, dunkel, gezeichnet im Gesicht und in der Seele. Und er sah sie. Nicht als Opfer, sondern als Flamme, die sich weigert, zu verlöschen.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Die Entscheidung

Iseabail stieg vom Pferd, durchnässt und zitternd, mit dem Blick einer alten Göttin, die im Begriff war, ihren Zorn zu entfesseln. Sie nahm das Messer aus der toten Hand eines Wächters und reichte es ihrer Tochter. „Wenn du fliehen kannst, lauf“, flüsterte sie. „Ich kann dich nicht zurücklassen…“ „Du tust, was ich sage, Liath.“

Liath nickte. Der volle Name schmerzte mehr als der Befehl. Sie war ein Kind, und doch eine Wölfin.

Sie stach auf den Kerl ein, der sich näherte. Wurde zu Boden geworfen. Die Klinge flog fort. Iseabail stürzte sich auf den Angreifer, doch sie fiel. Ihr Kopf schlug gegen einen Stein.

Die Welt hielt an. „Mutter!“

Und etwas zerbrach in Liath. Sie erhob sich wie eine wilde Kreatur, geblendet vor Wut. Wurde wieder zu Boden gestoßen. Der Angreifer trat näher. „Mit dir werd ich meinen Spaß haben, kleine Hexe…“

Dann – ein weiterer Donner. Nicht vom Himmel. Von der Erde.

Ruadhan erschien wie ein Gott aus uralten Mythen. Dunkle Kettenrüstung. Das Claymore auf der Schulter. Ohne Worte. Ohne Gnade.

Die Klinge sang. Der Kerl fiel. Blut. Stille.

„Danke…“, hauchte Liath zitternd.

Er nickte und rief etwas auf Gälisch, das wie ein Zauberspruch grollte. „Bist du verletzt?“ fragte er, mit rauer Stimme, schwer vor Ernst. „Noch nicht…“, antwortete Liath.

Und sie lächelte. Denn der Tod war gekommen… aber auch der Wolf.

Liath beobachtete seine Bewegungen. Wie ein Wolf. Wie ein Falke. Wie der Krieg selbst in Menschengestalt. Als ein weiterer Mann versuchte, ihn von hinten zu attackieren, schrie Liath: „Vorsicht!“

Doch er hatte es längst gespürt. Ein weiterer Leichnam. Ein weiteres Schweigen. Der Feind floh.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Begegnung

Liaths Augen suchten die seinen. Und da wusste sie es. Er war nicht nur ein Retter. Er war ein Omen.

Er hatte das Gesicht einer Legende: markante Wangenknochen, ein fester Kiefer, ein Blick aus Eis. Er war Gefahr. Er war Erlösung.

Und während sie sich neben ihre Mutter kniete, beobachtete er sie. Nicht aus Mitleid. Sondern aus etwas Tieferem. Etwas Älterem.

Sie ist eine MacCraithan, dachte Ruadhan. Verdammt.

Und trotzdem… ging er nicht. Konnte nicht.

Denn Liath MacCraithan war keine gewöhnliche Maid. Sie war ein Sturm in Menschengestalt. Und sie zurückzulassen, wäre schwerer als jede Schlacht.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Der Wolf und die Schwelle

Der Wald atmete noch Blut. Der Regen versuchte, die Erde zu reinigen, doch er konnte das Brennen nicht auswaschen, das unter Ruadhan MacBraenaghs Haut zurückblieb. Dieses wilde Feuer, das jede Schlacht hinterließ – nicht in den Muskeln, sondern im dunkelsten Teil seines Wesens.

Und dennoch war es diesmal nicht die Gewalt, die ihm die Brust versengte. Es war sie.

Die junge Frau mit dem scharfen Gesicht und Augen wie grüne Seen unter dem Sturm. Es war nicht Schönheit, was ihn erschüttert hatte. Es war etwas Tieferes. Ursprünglicher. Als hätte der Wald beim Anblick von ihr den Atem angehalten.

„Was zum Teufel ist mit mir?“, dachte er, mit dem Zorn eines Mannes, den etwas verwundet hat, das er nicht benennen kann.

Er war kein Barbar. Kein weiterer dieser Wikinger-Vorfahren, die nahmen, was sie wollten, mit Schwert und Feuer. Er wollte sie nicht besitzen. Er wollte sie beschützen. Und das… das war gefährlicher als jeder Instinkt.

Er machte einen Schritt. Auf sie zu.

Und dann holte ihn die Welt wieder ein.

Iseabail MacCraithan öffnete die Augen. Die Ehefrau des feindlichen Clanführers. Und Liath… ihre Tochter.

Das Schicksal fiel auf ihn mit dem Gewicht jener, die der Erlösung zu nah gekommen sind.

Er konnte nicht bleiben. Nicht jetzt. Er durfte nicht erkannt werden. Weder von ihr… noch von ihrem Clan.

„Sattelt die Pferde“, befahl er leise.

Seine Männer gehorchten, längst an die Schärfe in seiner Stimme gewöhnt.

Ruadhan wandte sich ein letztes Mal zu Liath um. Nur ein einziges Mal.

Und in diesem Moment sah er sie zögern. Ihre Lippen bebten, als wollten sie seinen Namen sagen. Aber sie taten es nicht.

Und ihre Augen… waren keine Augen der Dankbarkeit. Sie waren voller Furcht.

Er, der sie gerettet hatte, wurde wie ein Monster angesehen.

Der Schmerz traf ihn wie ein offener Schnitt.

Er konnte es ihr nicht verübeln. Er wusste, wie er aussah: ein Krieger, blutbedeckt, mit einem noch warmen Claymore. Ein Mann ohne Namen, ohne Heimat. Ein MacBraenagh.

Er sah sich um. Die Leichen. Den Schlamm. Die Gewalt, die ihm folgte.

Ein Wolf unter Menschen. Ein Schatten aus Fleisch.

Und dennoch schrie alles in ihm nach ihr. Er wollte sich nähern. Ihr Gesicht berühren. Ihr sagen, dass er mehr war als das, was sie sah.

Aber er tat es nicht. Noch war er zivilisiert. Gerade so.

„Bereit, mein Herr?“, fragte Finnlay. „Ja. Wir sind schon zu lange hier.“

Er stieg auf, ohne sich noch einmal umzusehen. Doch in ihm zerbrach etwas – wie ein Ast im Winter.

Und im Wald hing der Nachhall einer Leidenschaft, die noch keinen Namen kannte. Der Beginn einer Legende, die noch niemand zu erzählen begonnen hatte.

∞⇴⊷♡⊷⇴∞

Es gab etwas in seiner Stille, das Liath nicht vergessen konnte. Die Schlacht war vorbei. Der Himmel weinte weiterhin über die Highlands, als ob er den Preis des Heldentums beklagte. Aber sie spürte keine Erleichterung. Nur eine tiefe Verwirrung, die widerhallte wie das Echo einer Trommel, die nicht wusste, wen sie rief.

Er war zwischen den Bäumen aufgetaucht wie eine Vision. Ein Krieger aus alten Zeiten. Riesig und wild, aber mit der seltsamen Schönheit jener Männer, die nicht ganz dieser Welt angehören. Als hätte der Nebel von Tarrandháil ihn für einen einzigen Zweck geformt: sie zu retten.

Und dann war er einfach verschwunden.

Er hinterließ keinen Namen. Keine Versprechen. Nur sein Bild, eingebrannt ins Gedächtnis.

Die Augen, dachte Liath. Seine Augen haben mich gesehen. Nicht als hilflose Jungfrau. Sondern als Gleichgestellte. Als jemanden, der dem Sturm standhalten konnte.

Neben ihr atmete ihre Mutter schwer, aber bei Bewusstsein. Lady Iseabail MacCraithan hatte den Schlag überlebt, obwohl die Wunde am Kopf Sorge bereitete. Die Blutung hatte aufgehört. Die Folgen, noch unsichtbar, würden sich mit der Zeit zeigen.

Was sich sofort offenbarte, war ihr Wille.

„Wir müssen Vorkehrungen treffen“, sagte sie mit trockener Stimme, ohne Widerspruch zuzulassen. „Wir werden nicht noch einmal so ausgeliefert sein.“

Liath verstand, was das bedeutete. Eine Heirat. Eine Allianz. Ein Schutzschild gegen das Chaos.

Aber sie sagte nichts.

Denn tief in ihr hallte noch der Galopp jenes Mannes nach, der nicht geblieben war.

Und obwohl ihre Mutter schon an Verpflichtungen und Abstammungen dachte, wusste sie, dass sich etwas verändert hatte.

Im Wald war ein Riss entstanden.

Und durch diesen Riss schlich sich ein Name, den sie noch nicht kannte.

Ein Schicksal, das sie bereits erwählt hatte.

Alte Zungen, schweigende Herzen

Kapitel 2

Cairn Dhuin, Edinburgh. Sommer im Jahre unseres Herrn 1608

Masken auf Cairn Dhuin

Der Hof von Cairn Dhuin House erstrahlte im flackernden Licht der Kronleuchter. Orangenblütenduft, französische Musik, das stetige Murmeln von Allianzen, getarnt als Konversation. Doch für Liath MacCraithan war dies ein goldener Käfig. Wunderschön, ja. Strahlend. Tödlich wie ein Dolch, verborgen in Samt. Nacht für Nacht, zwischen bestickten Seidenroben und berechnenden Lächeln, suchte sie nach etwas, das sich in keiner Mitgiftliste fand und in keinem Stammbaum der Bewerber: einen Mann, der der Highlands würdig war. Einen, der nicht von Macht sprach, sondern von Ehre. Einen, der seinen Wert nicht in Hektaren maß, sondern in Treue.