Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 4): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer - Oleg Sapphire - E-Book

Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 4): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer E-Book

Oleg Sapphire

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Beschreibung

Varg hat bereits mehr als genug Bewährungsproben bestanden, um sich zu Recht als erfahrener Zombie-Überlebender zu betrachten, aber wird das ausreichen? Das Schicksal schläft nicht, genauso wenig wie das System. Wahrscheinlich haben diese beiden launischen Weichensteller sich verbündet. In den neuen Welten warten weitere Prüfungen auf ihn. Wird er dort einen neuen Freund treffen? Oder gar uralte Vampire? Oder erwartet ihn ein mysteriöses Mädchen, dem er in einer Notlage hilft? Vielleicht wird all das und noch viel mehr geschehen. Wer weiß das schon? Das System weiß es, und es lockt Varg mit immer neuen Aufgaben.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Über den Autor

Oleg Sapphire

Die ideale Welt

für den Soziopathen

Buch 4

Magic Dome Books

Die ideale Welt für den Soziopathen

Buch 4

Copyright © Oleg Sapphire 2024

Covergestaltung © Alexander Rudenko 2024

Designer: Vladimir Manyukhin

Deutsche Übersetzung © Elisabeth Neumayr 2024

Herausgegeben von Magic Dome Books 2024

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

Dieses Buch ist nur für deine persönliche Unterhaltung lizensiert. Das Buch sollte nicht weiterverkauft oder an Dritte verschenkt werden. Wenn du dieses Buch mit anderen Personen teilen möchtest, erwirb bitte für jede Person ein zusätzliches Exemplar. Wenn du dieses Buch liest, ohne es gekauft zu haben, besuche bitte deinen Shop und kaufe dir dein eigenes Exemplar. Vielen Dank, dass du die harte Arbeit des Autors respektierst.

Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

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Kapitel 1

„HAST DU DAS GESEHEN?“, fragte einer der Soldaten seinen Kampfgefährten.

„Heilige Scheiße...“ Das war das Einzige, was der andere herausbrachte.

„Hast du nicht damit aufgehört...?“

„Wie soll man da aufhören...“ Er zog noch einmal an seiner Zigarette.

Sie hatten genau beobachtet, was geschehen war, wussten aber nicht, wie sie es Bärenpranke und den anderen beibringen sollten, die weiter unten damit beschäftigt waren, den Zombies den Rest zu geben.

Hier, im obersten Stockwerk, hatten sich diejenigen versammelt, die verwundet und somit kampfunfähig waren, doch keiner von ihnen riss sich darum, nach unten zu gehen und ihrem Anführer Bericht zu erstatten.

„Übrigens, ich habe gar nicht gesehen, was mit dem Nekromanten passiert ist, ich habe nur auf Varg geachtet“, meinte Makar. „Weiß das jemand?“

„Sieht aus, als wäre er atomisiert worden. Dann kam diese eigenartige Welle und alle Zombies waren wieder hirnlose Idioten.“

„Jungs, ich weiß, wie ihr euch fühlt, aber wir müssen weg hier, und zwar schnell.“ Michail hatte Varg oft genug im Kampf gesehen, um davon überzeugt zu sein, dass dieser nicht tot war. Männer wie er starben nicht. Sie selbst hingegen waren nicht unverwundbar, und wenn sie sich nicht aus dem Staub machten, würden die Zombies, die aus allen Richtungen herbeiströmten, sie hier einschließen.

Die Zombies rotteten sich wie Lemminge an der Explosionsstelle zusammen, obwohl der Boden immer noch glühend heiß war. So heiß, dass die Zombies schmolzen... und mit ihnen die Belohnungskisten... Bei dem Gedanken daran, dass dieses Chaos von nur zwei Menschen angerichtet worden war, von denen einer Varg war, hatte Michail das Gefühl, dass sein Verstand selbst kurz vor der Kernschmelze stand. Seine Worte und der Anblick der herbeiströmenden Zombies rissen die Männer aus ihrer Schockstarre. Sie packten einen verwundeten Soldaten und halfen ihm auf die Beine, um gemeinsam nach unten zu gehen.

„Der Junge hat recht. Los, verschwinden wir“, stimmte ein anderer ein, während er sich selbst dazu beglückwünschte, nicht mit Varg auf dem Kriegspfad zu sein.

Bärenpranke war außer sich vor Wut, das bekamen vor allem die Wände zu spüren, auf die er einprügelte. Er war so in Rage, dass er kein Wort herausbrachte, sondern nur zornig schnauben konnte. Er wartete immer noch darauf, dass das Portal sich wieder öffnen und Varg herausspazieren würde, als wäre nichts geschehen. Doch das geschah nicht. Als Anführer des Trupps war er nicht nur für sein eigenes Leben verantwortlich, sondern auch für das der anderen Soldaten. Wäre er allein gewesen, hätte er den Zombies die Stirn geboten und bis zum bitteren Ende gekämpft, in der Hoffnung auf die Rückkehr seines Freundes. Auch wenn sie einander noch nicht lange kannten, war er für ihn zu einem treuen Kameraden geworden.

* * *

Wenig später im Büro des Kommandanten

„Was soll das heißen, weggeflogen?!“ Der Kommandant begriff nicht, was Michail ihm sagen wollte.

„Na weggeflogen. Wie ein Superheld, eine Faust so nach vorne gestreckt.“ Einer anderer Soldat gab seinen Senf dazu. „Er flog direkt ins Portal, dann gab es einen Knall und das Portal schloss sich. Der Nekromant wurde atomisiert und Varg lernte das Fliegen.“

Eine geschlagene Minute stand der Kommandant wie benommen da und blinzelte verwirrt.

„Ihr habt Varg verloren?“, fragte er noch einmal, in der Hoffnung, die ganze Sache würde sich als dummer Scherz entpuppen.

Bärenprankes Miene zeigte deutlich, dass es die Wahrheit war. Er war vollkommen am Boden zerstört.

„Bruder, wenn das ein Witz sein soll...“ Schatun war ebenso erschüttert von der Nachricht.

„Es tut mir leid, ich konnte ihm nicht helfen, und ihn umzustimmen war zwecklos.“ Bärenpranke senkte seinen mächtigen Kopf. Der Gedanke, dass er sich einen anderen Plan ausdenken und Varg aufhalten hätte sollen, ließ ihn nicht los.

Alle im Büro konnten sehen, dass er sich schwere Vorwürfe machte und, wie er in seiner zerkratzten und mit vertrocknetem schwarzem Blut befleckten Rüstung dastand, mit den Kräften am Ende war.

„Varg antwortet nicht“, sagte der Kommandant.

„Mir auch nicht...“

„Ich habe es auch schon versucht...“

„Verfluchte Scheiße...“ Mit einem Seufzen sprach der Kommandant aus, was alle dachten. „Aber eins kann ich sagen, er ist am Leben. Möglicherweise in Gefangenschaft, oder er steckt wieder mal in anderen Schwierigkeiten. Wahrscheinlich ist er nur zu beschäftigt damit, irgendwen zu töten, um auf unsere Nachrichten zu reagieren.“

„Vielleicht ist er zu weit entfernt, um die Nachrichten zu empfangen?“, meinte einer der Analysten.

„Schwachsinn.“ Der Quartiermeister warf ihm einen drohenden Blick zu. Dann sprach er eine heikle Frage an. „Was sollen wir Polina sagen?“

Als Erstes wurden alle Zeugen eingehend befragt.

Es waren nicht viele, nur die sieben Männer, denen aufgrund ihrer Verletzungen befohlen worden war, sich im obersten Stockwerk in Sicherheit zu bringen. Von dort aus hatte man das Portal gut im Blick. Zuerst hatte Varg sich mit dem Nekromanten unterhalten. Nichts hatte auf eine Eskalation hingedeutet. Dann hatte es plötzlich gekracht und das blanke Chaos war ausgebrochen.

* * *

Mein Erwachen war alles andere als angenehm. Ich erinnerte mich an die letzten Sekunden vor meinem zielgenauen Flug in das Portal, doch der Rest war schwarz. Auch nun nahm ich nichts als Dunkelheit wahr, begleitet von einer extremen Kälte. Mein Bewusstsein verabschiedete sich sofort wieder. Ich versuchte noch, die Augen zu öffnen, da war ich schon wieder weg.

„Na toll“, dachte ich, als ich zum zweiten Mal zu mir kam.

Die Kraft, die es mich kostete, meine Augen zu öffnen, um zu sehen, wo ich war, ließ sich nicht in Worte fassen — nicht einmal ich kannte genügend Flüche dafür.

Mein Körper gehorchte mir zwar, aber ohne besondere Begeisterung, und jede Bewegung bereitete mir unfassbare Schmerzen. Aber es war anders als damals mit dem Blut, als jede meiner Körperzellen protestiert hatte. Diesmal lag es an meiner Haut. Ich war mit einer vertrockneten schwarzen Kruste bedeckt, die fürchterlich schmerzte und juckte.

Ich versuchte, sie abzukratzen, und bereute es sofort.

Verflucht... Schlechte Idee.

Nun war mir klar, warum ich nicht aufgefressen worden war. Mein epischer Flug hatte kopfüber in einer Schneewehe geendet, sodass nur meine Beine in die Luft ragten. Kaum war die Welt wieder im Lot, hätte ich beinahe selbst das Gleichgewicht verloren, weil mein Blut plötzlich seine Fließrichtung zum Kopf hin änderte.

Wo zur Hölle bin ich? Und wie kommt diese Schneewehe hierher?

Ich sah mich um. Ringsum herrschte tiefster Winter. Die klirrende Kälte ließ sich durch den Schneesturm erklären, der hier tobte. Meine Rüstung hing mir in Fetzen am Leib. Nur meine Unterhose war heil geblieben — immerhin etwas. Hämmernde Kopfschmerzen erschwerten mir das logische Denken. Dutzende Nachrichten vom System und von anderen Leuten machten es auch nicht gerade einfacher.

Tja... Ich konnte mir lebhaft vorstellen, was zu Hause los war.

Leider fehlte mir im Moment die nötige Konzentration, um zu antworten. Ich spürte, dass meine inneren Energiereserven vollständig aufgebraucht waren, was auch die Schmerzen in meiner Brust erklärte. Wenn ich nicht irrte, waren unsere Angriffe in Resonanz getreten und hatten eine kleine Sonne erschaffen, die mir Verbrennungen zugefügt hatte. Dabei hatte sie auch meine gesamte innere Energie verbrannt. Ohne meine Regeneration wäre das wohl mein Ende gewesen.

Tja... dumm gelaufen. Dennoch verspürte ich keinerlei Reue. Ich hatte getan, was nötig gewesen war und was meine Natur von mir verlangt hatte. Immer vorwärts, alles für den Sieg.

Hätte er den Wolkenkratzer angegriffen, hätte es ein Blutbad gegeben, so hatte wenigstens nur ich zu leiden. Aber ich war am Leben, nur das zählte. Meine Regeneration würde meine Wunden heilen. Apropos, ich holte gleich fünf Heiltränke hervor und stürzte sie hinunter. Eine angenehme Wärme durchströmte meine Kehle und breitete sich in meinem Körper aus. Nach dieser kurzen Aktivität war ich schon wieder erschöpft und wollte nur noch schlafen. Doch hier einzuschlafen konnte den Tod bedeuten. Wenn ich nicht von Zombies umgebracht wurde, dann von der eisigen Kälte. Und ich war am Verhungern. Fünf Minuten lang saß ich nur da und starrte die verschneiten Straßen an, auf denen der Schnee teilweise meterhoch lag. Die Häuser waren mit einer dicken Eisschicht überzogen und vollkommen verlassen. Wie weit war ich von meiner Stadt entfernt?

Ach ja, die Karte. Ich öffnete sie und begann vor lauter Frust, wie ein Hund zu heulen. Die ganze Stadt war schwarz, mit anderen Worten, ich war noch nie zuvor hier gewesen. Und von meiner Heimatstadt trennten mich eintausendzweihundert Kilometer.

„Systeeem... Ich brauche einen Teleport...“ Ich appellierte an das allmächtige System. „Sag mir, was ich dafür machen soll, und ich werde es tun. Die Basen aller anderen Eindringlinge zerstören? Mehrere Challenges auf einmal machen? Ich tue alles für einen einzigen Teleport.“

Das Wunder blieb aus.

Ich wartete noch zehn Minuten, bis mein Kopf aufhörte, sich zu drehen, dann stand ich auf. So weit, so gut. Und wohin nun? Immer der Nase nach.

Mit unsicheren Schritten näherte ich mir dem erstbesten Gebäude, das mir ins Auge fiel. Es war ein gewöhnliches zweistöckiges Haus mit mehreren Wohnungen.

Der blöde Schnee! Kalt! Hunger! Zweimal stolperte ich fast, zuerst über ein Fahrrad, dann über die Leiche des Fahrradfahrers. Nur mein Röntgenblick, der zum Glück immer noch intakt war, bewahrte mich vor einem Sturz. Auch meine Unsichtbarkeit schien zu funktionieren, aber mit dem Blinzeln sah es schlecht aus.

In nächster Zeit würde ich es definitiv nicht hinkriegen.

Ich schaffte es mit knapper Not ins Gebäude, nachdem ich den Schnee vor der Tür mit den Händen weggeschaufelt hatte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich mich zum letzten Mal so fortbewegt hatte — auf zwei Beinen wie jeder andere. Normalerweise blinzelte ich mich durch die Gegend und sprang durch Fenster.

Ich suchte mir die beste Wohnung aus. Ich hatte Glück, wenn man das unter diesen Umständen so nennen konnte. Die Wohnung war klein, mit zwei Zimmern und einer winzigen Küche. Ein großes Plus waren die intakten Fenster. Angesichts des Schneesturms, der draußen tobte, war das nicht unwichtig. Außerdem gab es einen offenen Kamin. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich damit, Möbel zu Kleinholz zum Heizen zu verarbeiten. Ich zündete ein Feuer im Kamin an, und erst, als ich seine wohlige Wärme spürte, entspannte ich mich. Es wäre unangenehm, wenn zu meinen Verbrennungen auch noch Erfrierungen hinzukämen.

Immer wieder trudelten Nachrichten ein, doch ich wischte sie weg. Keine Zeit für so etwas. Ich musste mich dringend trockenlegen und etwas essen, sonst würde ich bald den Löffel abgeben.

Schade, dass ich kein Fresspaket von Polina bei mir hatte. Beim Gedanken an ihre Kochkünste lief mir das Wasser im Mund zusammen. Schließlich entschied ich mich für ein paar Konserven. Zu mehr reichte meine Energie nicht. Und selbst wenn, mit meinen eigenen Kochkünsten war es nicht weit her. Brot, Konserven und Wurst — das war meine heutige Tagesration. Mein Vorrat an grauen Kisten war zum Glück recht groß.

Als ich mit dem Essen fertig war, machte ich mich daran, das Sofa zu verrücken. Es stand am Fenster, aber ich wollte es neben dem Kamin haben, wo es schön warm war.

Mit letzter Kraft schob ich es an seinen neuen Platz und ließ mich hineinfallen, um sofort einzuschlafen. Ich schaffte es gerade noch, mir ein Kopfkissen und eine Decke aus dem Inventar zu schnappen. Wieder hatte ich lebhafte Träume, die mir jedoch nicht im Gedächtnis blieben. Das Einzige, was sich mir einprägte, war dieses Lachen... Ein weibliches Lachen.

Irgendjemand fand meine Situation zum Brüllen komisch. Mir selbst war weniger zum Lachen. Meine Verletzungen waren Kinderkram, das würde sich von selbst regeln, aber wie sollte ich jemals wieder nach Hause gelangen?

Nach einem langen Schlaf fühlte ich mich besser. Das Feuer im Kamin war längst erloschen, und draußen war gerade ein neuer Tag angebrochen, wenn meine Uhr die Wahrheit sagte. Ich war unschlüssig, was ich als Nächstes tun sollte. Fürs Erste entschied ich mich, Feuer zu machen und etwas von meinen Vorräten zu essen.

„Varg... Varg, antworte uns! Wir sind krank vor Sorge. Lass uns wenigstens wissen, dass du am Leben bist.“ Als ich den letzten Löffel Pastete in den Mund steckte, kam wieder eine Nachricht vom Kommandanten.

„Falls du in Gefangenschaft bist, gib uns irgendein Zeichen. Sag ihnen, dass wir verhandeln wollen und dass ich bereit bin, auf jede Forderung einzugehen.“

Eigentlich hätten sie froh sein müssen, dass ich verschwunden war. Ich war nicht gerade das zuverlässigste Mitglied ihrer Gemeinschaft. Sie waren mittlerweile eine ziemlich starke Gruppe und kamen sehr gut ohne meine Hilfe zurecht. Wenn sie in Michails Training investieren würden, könnte er mir wahrscheinlich bald das Wasser reichen. Bärenpranke vernichtete jetzt schon Zombies wie ein Reißwolf Papier, ganz zu schweigen von den anderen.

„Ich schicke dir gleich eine Anfrage zum Teilen deines Standorts. Soweit ich weiß, kann das System dich nicht sperren. Nimm die Anfrage an, damit wir wissen, wo du bist. Wir können sofort Hilfe schicken.“

Auf was für Ideen die schon wieder kamen. Tatsächlich erhielt ich kurz darauf eine Anfrage, die ich sofort annahm. Sie würden sich wundern, wo ich gelandet war.

„Heilige Scheiße...“ Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Wurdest du von Zigeunern entführt, oder was? War in der Nähe nichts mehr frei?“

Ein richtiger Komiker, der Kommandant. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

„Mir geht’s gut, ich lebe, alles noch dran, nur ein paar Kratzer. Und wie geht’s euch?“ Ich musste antworten, bevor sie mich als Toten abschrieben.

„Bist du in Gefangenschaft?“

„Nö...“

„Mist... Jetzt schulde ich Fedja zehn Kisten.“ Diesmal entlockte er mir ein Grinsen. Aber nur ein kurzes, es tat nämlich höllisch weh.

„Richte Fedja aus, dass ich meinen Anteil haben will.“ Warum sollte nur er an meiner Lage verdienen?

„Ich sag’s ihm. Sag du mir lieber, wie es dir geht und was passiert ist.“ Nun kam der unangenehme Teil.

Was sollte ich ihm antworten?

„Als Erstes möchte ich anmerken, dass ich keinen Schimmer habe, wie ich zurückkommen soll.“ Ich rückte gleich mit der schlechtesten Nachricht heraus. „Aber ich werde es schon herausfinden. Ich muss dich sicher nicht daran erinnern, dass ich darauf zähle, meine Mädchen und meine Wohnung unversehrt vorzufinden? Weißt du, ich habe selbst nicht mehr damit gerechnet, mich in diesem Leben an jemanden zu binden. Aber es ist, wie es ist, und ich kann es nicht leiden, wenn jemand sich an meinem Besitz vergreift.“

„Du weißt doch, solange ich da bin, musst du dir darüber keine Gedanken machen.“ Ich hatte keine andere Antwort erwartet. „Ich werde es auch Bärenpranke ausrichten, er nimmt sich dein Verschwinden sehr zu Herzen. Alles, was dir gehört, bleibt unangetastet, versprochen.“

„Ich verlasse mich auf dein Wort. Hm, was gibt’s sonst noch zu sagen. Ich habe leichte Verletzungen, wenn man Verbrennungen am ganzen Körper so nennen kann, aber das muss niemand sonst erfahren. Besonders nicht Polina und Katja. Verstanden?“

Er sollte zumindest ungefähr Bescheid wissen. Wem sollte ich vertrauen, wenn nicht ihm? Aber es war besser, wenn die Frauen nichts davon wussten. Sie waren zu ängstlich und würden sich unnötige Sorgen machen.

Sie hatten mir die ganze Zeit über kaum Nachrichten geschickt, nur zwei, drei Mal, um zu fragen, wie es mir gehe, wann ich zurückkomme und dass ich mich melden solle. Der Kommandant hatte offenbar dichtgehalten und den anderen verboten, sie ins Bild zu setzen. Es war besser, sie in dem Glauben zu lassen, alles wäre in Ordnung. Einen Panikanfall konnte niemand gebrauchen, also war allen gedient, wenn sie weiterhin nicht im Bilde waren.

Der Kommandant und ich besprachen noch ausführlich, was passiert war und wie es weitergehen sollte. Es hatte keine neuerlichen Angriffe auf die Basis gegeben, was nicht weiter verwunderlich war.

Eine der Systemmeldungen hatte ich erst heute gelesen.

Du hast einen Überlebenden getötet.

Die Kapazität deines Inventars wurde um 138 kg erweitert.

Achtung: Du hast Ivan Sidorov getötet, den zweithöchsten Diener von Miragesse.

Anmerkung: Die Herrin der Grauen Dimension ist von Natur aus rachsüchtig und verzeiht niemandem, der sich an ihrem Eigentum vergreift. Rechne mit Vergeltungsmaßnahmen von ihrer Seite.

Rachsüchtig, soso. Tja... Ich konnte es auch nicht leiden, wenn jemand sich an meinem Eigentum vergriff, doch genau das hatten sie getan, als sie in unsere Welt eingedrungen waren. Von mir aus konnte sie sich ihre Dimension sonst wohin stecken und zur Hölle fahren. Oder sich von mir erschießen lassen, bis zum letzten Mann. Beim nächsten Mal würde ich schlauer vorgehen.

Der Kommandant verkündete, der Runologe habe die Arbeit aufgenommen und bereits einige Gebäude und Wände mit Runen versehen.

Das war auch eine interessante Sache. Auf Steine aufgetragene Runen verschmolzen damit und erforderten keine Energiezufuhr. Bei Pfeilen und Armbrustbolzen hingegen war es nicht so einfach. Die Lebensdauer der Runen hing von der Menge des Manas ab, die hineinfloss. Bolzen, Pfeile und andere Waffen fraßen wie verrückt Mana. Gebäude hingegen verbrauchten nur sehr wenig.

An die Soldaten waren bereits verstärkte Bolzen verteilt worden, die sie in ihrem Inventar aufbewahrten. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass sie dort überhaupt kein Mana verbrauchten.

Ausgerechnet jetzt hatte ich verschwinden müssen. Jetzt, wo ich endlich verstärkte Pfeile bekommen hätte. Für Kraftprotze und Ausweider genau das Richtige. Diese Kreaturen wurden ohnehin mit jedem Tag stärker und vor allem frecher.

Der Kommandant versprach mir, einen Weg zu finden, mich hier rauszuholen, und bat mich, vorsichtig zu sein. Kurz gesagt, das Übliche... Den Frauen würden sie sagen, ich sei durchs Portal gefallen und hätte beschlossen, einige Zeit dortzubleiben. Aber kein Wort über meine Verletzungen.

Alles andere würde ich ihnen selbst sagen, gleich jetzt.

„Hallo! Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war ziemlich beschäftigt mit... äh... Dingen.“ Nachdem ich die Nachricht an Polina abgeschickt hatte, legte ich Holz in den Kamin nach, während ich auf ihre Antwort wartete.

„Igor, ist bei dir alles in Ordnung? Ich verstehe ja, dass du viel zu tun hast, aber bitte, lass uns nie wieder so lange im Ungewissen. Eine kurze Nachricht genügt, damit wir wissen, dass es dir gut geht. Wir haben schon zwei Nächte lang nicht geschlafen.“ Was sollte ich dazu sagen. Schön zu wissen, dass sich jemand um mich sorgte.

Nachdem ich Polina besänftigt und eine kurze Nachricht an Katja geschrieben hatte, war ich wieder mit meinen Gedanken allein. Aber nicht lange, denn plötzlich ging es los. Der Quartiermeister, Schatun, Bärenpranke, der Taktiker und sogar der Tentakler überschütteten mich mit Nachrichten.

Alle wollten sich dringend mit mir unterhalten.

Als ich allen Rede und Antwort gestanden hatte und mir gerade wieder einen Snack genehmigen wollte, wurde ich wieder abgelenkt. Diesmal durch ein lautes Klopfen an der Tür.

„Was ist denn jetzt wieder?“ Ich stöhnte genervt und machte mich auf Probleme gefasst.

Und ich hatte recht. Vor der Tür standen gleich mehrere Probleme. Ein Haufen gewöhnlicher Zombies und ein Springer brachen meine Tür auf, die offenbar nur mit Spucke verschlossen gewesen war, genauer gesagt mit einer gewöhnlichen Türkette. Das Schloss hatte ich selbst aufgebrochen, sodass die Kette der einzige Einbruchschutz gewesen war.

Ich hatte ein Déjà-vu. Irgendwie erinnerte mich diese Situation an etwas. War ich etwa wieder dort gelandet, wo ich angefangen hatte?

Schon mit festerem Schritt als am Vortag ging ich den Zombies entgegen, um die Angelegenheit zu klären.

Fünf Zombies waren in die Wohnung eingedrungen. Sie sahen genauso aus wie in meiner Stadt. Nur dass sie vor Kälte blau angelaufen waren. Zu Hause waren normal gefärbte Zombies durch das Portal gekommen, was bedeutete, dass sie nicht von hier stammten.

Wozu hätte jemand das Portal schließen und ein neues in diese Winterlandschaft öffnen sollen? In der Hoffnung, ich würde hindurchgehen und für immer verschwinden?

Im Moment würde ich keine Antwort auf diese Fragen finden. Schade, es hätte mich wirklich interessiert.

Als Erstes tötete ich den Springer durch einen Schuss aus meiner Armbrust, die geladen und gespannt in meinem Inventar lag. Als Nächstes spendierte ich einem Zombie einen Bolzen, der seine Arme nach mir ausstreckte und versuchte, mich zu schnappen. Seine von Erfrierungen schwarzen Finger sahen einfach zu unappetitlich aus.

Die restlichen Zombies konnte ich nicht sofort töten. Ich musste warten, bis sie in mein Sichtfeld kamen. Mein Röntgenblick erfasste sie zwar, aber leider konnte ich noch nicht durch Wände hindurchschießen.

Ich brauchte mehrere Minuten, um sie auszuschalten und die Umgebung zu scannen. Ich entdeckte keine anderen Lebewesen. Wie hatten sie mich bloß gefunden? Bei dem Schneegestöber draußen konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Meterhohe Schneeverwehungen bedeckten die Erde, und diese Gestalten stapften munter durch die Gegend.

Ich zog die Zombies von der Tür weg, ließ sie aber im selben Stockwerk liegen. Es lohnte sich nicht, sie ganz wegzuschaffen. Bei dieser Kälte würde sich der Gestank in Grenzen halten.

Beim letzten Zombie merkte ich, dass ich mich übernommen hatte. Wieder begann sich alles in meinem Kopf zu drehen und mir wurde speiübel, was meinem Hunger jedoch keinen Abbruch tat. Ich brauchte dringend etwas im Magen und eine Mütze Schlaf. Ich hasste es, mich so schwach zu fühlen.

Ich schleppte mich zurück zur Wohnung, nicht ohne meine Belohnungen einzusammeln. Hm... zwei violette Kisten. Gleich zwei auf einmal, das war ungewöhnlich. Manchmal fand ich wochenlang keine einzige.

Dennoch wollte ich sie nicht öffnen. Wahrscheinlich enthielten sie irgendeinen Müll, und es war einfacher, sie wie sie waren auf dem Marktplatz zu verkaufen. Dafür könnte ich mir eine neue Lederrüstung zulegen, sie war in letzter Zeit fast zu meiner zweiten Haut geworden.

Ich legte noch etwas Feuerholz nach. Der Schrank brannte grottenschlecht. Ich aß ein paar Konserven mit Brot und spülte alles mit Saft hinunter, während ich so sehnsüchtig an Polinas Essen dachte, dass mir fast die Tränen kamen. Dann umfing mich erneut die rettende Dunkelheit. Nach einem kurzen Nickerchen würde die Welt sicher besser aussehen.

Ich schlief nur zwei Stunden. Aber nicht, weil ich an Schlaflosigkeit litt. Im Gegenteil, ich schlief tief und fest, als ich von einem lauten Poltern auf dem Dach geweckt wurde. Ich drehte den Kopf zum Fenster und sah, wie Schnee vom Dach fiel, gefolgt von... Dachziegeln?

„Ach herrje... Was ist denn jetzt schon wieder?“ Schicksalsergeben nahm ich zur Kenntnis, dass ich offenbar von Problemen verfolgt wurde, und wandte meinen Röntgenblick zum Dach.

„Heilige Scheiße... Wer sind die denn?!“

Kapitel 2

AUF DEM DACH HOCKTEN drei Kreaturen, die wie Insekten aussahen. Sie waren mit Speeren bewaffnet und starrten konzentriert in eine Richtung. Auf den ersten Blick wirkten sie humanoid, mit zwei Armen, zwei Beinen... und zwei Flügeln. Aber ihre Körper waren von einer bräunlichen Chitinschicht überzogen. Ihre Fratzen sahen aus, als hätte sich eine Kakerlake mit einer Mücke gepaart und diesen eigenartigen Nachwuchs gezeugt.

Nun sah ich, was ihren Blick fesselte: mein Schornstein, aus dem Rauch aufstieg. Aha, das war es, was sie angelockt hatte.

Was sollte ich jetzt machen? Am besten gar nichts... Nun kam Leben in die Mücken — die Ähnlichkeit mit dieser Gattung erschien mir am größten. Sie sprangen vom Dach und hoben ab. Hm... Fliegen konnten sie also auch.

Sie umkreisten das Haus und blickten in alle Fenster. Tja, Pech gehabt, ich bin unsichtbar.

Wie hoch war die Chance, dass diese Insekten friedlich waren? Einer hielt einen Speer in der Hand, dessen Spitze mit getrocknetem rotem Blut bedeckt war. Das Blut der Zombies war normalerweise schwarz oder dunkelgrün.

Sie schwirrten noch eine Weile herum und flogen dann durch ein zerbrochenes Fenster in die Nachbarwohnung. Meine Tür segnete nach einem einzigen Fußtritt das Zeitliche.

Ich zog mich in eine Ecke des Zimmers zurück und wartete ab, was als Nächstes geschehen würde.

Die Insekten stürmten wie die Wilden in meine Wohnung und begannen, sie zu durchsuchen, wobei sie überall Unordnung und Chaos stifteten. Ich hatte währenddessen Gelegenheit, sie aus der Nähe zu betrachten. Sie waren zweifellos intelligente Lebewesen, das war schon an den Lederriemen zu erkennen, an denen ihre Ersatzspeere am Rücken befestigt waren. Einer von ihnen trug ein Schwert in einer Scheide am Gürtel. Ihre Speere waren Standardwaffen, bestehend aus einem Schaft und einer Metallspitze.

Ich verstand nicht, was sie sagten, aber sie unterhielten sich ungezwungen miteinander. Die Sprache der Kreaturen ähnelte Vogelgezwitscher. Es war ein einziges Gepiepse und Geschrei.

Verdammt, ich hätte gern gewusst, worüber sie sprachen.

Möchtest du die Sprache der Tarianer erlernen?

Anmerkung: Das Erlernen der Sprache der Tarianer kostet zehn graue Kisten.

Echt jetzt... Selbstverständlich wollte ich, aber ich schuldete dem System immer noch zwei blaue Kisten vom letzten Mal.

Deine Schulden betragen derzeit 0 blaue Kisten. Der Anführer der Gruppe „Ehrensache“ hat deine Schulden beglichen.

Mein Gesicht, als ich diese Nachricht hörte, war sicher sehenswert. Wie bitte? Der Kommandant hatte sich für mich ins Zeug gelegt und es nicht einmal erwähnt? Was sagt man dazu...

Nun ja, wenn meine Schulden getilgt waren, konnte ich es mir leisten, neue aufzunehmen. Ich teilte dem System in Gedanken mit, dass ich ihre Sprache erlernen wollte. Sofort begann sich alles zu drehen und mir wurde schwindlig.

„Keine Lederhäute hier... Sind geflohen... Müssen gehen... Essen entkommt nicht... Schwarm benachrichtigen... Lange keine Lederhäute hier gewesen...“

„Müssen sie finden... Lederhäute gefährlich für Schwarm... Sie finden...“

Sie sprachen wie geistige Minderbemittelte. Aber der Kern ihrer Unterhaltung war klar. Ich fühlte mit den Lederhäuten. Was für verdammte Rassisten...

Ich wagte kaum zu atmen. Sie wirkten nicht besonders stark, aber ich war im Moment selbst nicht in Topform und wollte einen Kampf vermeiden.

Sie stachen noch eine Weile mit ihren Speeren auf irgendwelche Lumpen und mein Sofa ein, bevor sie abzogen, wobei sie ihrer Empörung lautstark mit gutturalen Lauten Ausdruck verliehen, die das System unübersetzt ließ.

Wozu waren sie überhaupt gekommen? Nur um meine Tür endgültig zu ruinieren? Am liebsten hätte ich ihnen ihre Flügel einzeln ausgerissen.

Im letzten Moment kam mir eine Idee. Sie waren die perfekten Aufklärer. Zum Glück hatte ich gerade wieder ein wenig innere Energie gesammelt.

Ohne lange zu überlegen, versah ich den letzten Tarianer mit einer Markierung und ging dabei fast zu Boden. Wieder waren meine Kräfte vollkommen erschöpft.

Ich war müde, aber zufrieden.

„Flieg los, mein kleiner Aufklärer, und lüfte den Kriegsnebel für mich. Erkunde brav die Stadt für Onkel Varg.“ Ich beobachtete, wie die Markierung auf meiner Karte auftauchte.

Ich wartete, bis sie abgezogen waren, dann machte ich mich auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Diese war bereits enttarnt worden. Ich hätte gern noch ein, zwei Tage Zeit gehabt, um mich auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen. Und um dieses grauenhafte Hautjucken loszuwerden. An einigen Stellen war die schwarze Schicht bereits abgeblättert und darunter kam neue, rosige Haut zum Vorschein.

* * *

Es dauerte doch länger als zwei Tage, meinen gesamten Körper wiederherzustellen. Fünf Tage lang wanderte ich wie eine Ratte von Haus zu Haus, um mich versteckt zu halten. Ab und zu kamen, vom Rauch angelockt, neue Tarianer angeflogen und durchsuchten die Umgebung. Ich ließ sie ziehen. Ich fürchtete, das System würde ihnen mitteilen, wer ihre Kameraden getötet hatte und sie würden eine ganze Horde schicken. Dafür war ich noch zu schwach.

Doch mit der Zeit gewann ich meine frühere Stärke zurück und die Situation änderte sich. Neunzig Prozent der schwarzen Haut waren von mir abgefallen und ich sah wieder wie ein Mensch aus. Auch was meine Kraft anging war ich wieder ganz der Alte, nur der bohrende Hunger blieb. Ich verbrannte die Kalorien schneller als eine Dampflok.

In all der Zeit war ich nicht untätig gewesen, sondern hatte versucht herauszufinden, wo ich war. Als ich alle Systemmeldungen gelesen hatte, wurde mir klar, dass es besser gewesen wäre, sich gar nicht erst mit dem Nekromanten anzulegen.

Eine der Nachrichten war besonders beunruhigend.

Achtung: Du befindest dich in einer belagerten Stadt!

Die Eindringlinge versuchen, sie zu erobern. Dazu müssen sie sie sechs Monate lang unter ihrer Kontrolle halten.

Anmerkung: Solange sich auch nur ein Mensch in der Stadt befindet, der einer Gruppe oder einem Clan angehört, wird der Timer angehalten.

Zusatzinformation: Du bist der einzige Überlebende in dieser Stadt, der einer Gruppe angehört. Du bist ein Gejagter.

Bonusinformation: Die Tarianer sind eine humanoide Insektenrasse, die von Königinnen regiert wird. Diplomatie oder Verhandlungen sind den Tarianern fremd. Sie nehmen sich mit Gewalt, was sie haben wollen. Sie zögern nicht, andere intelligente Lebewesen als Nahrungsquellen zu benutzen. Sie sind intelligent und furchtlos. Wenn sie eine Stadt erobert haben, bleiben sie nicht dort, sondern ziehen weiter. Derzeit ist es nur einer Kolonne gelungen, sich auf der Erde anzusiedeln.

Tipp: Die Tarianer mögen die Kälte nicht. In kalten Gegenden sind sie um ein Vielfaches schwächer. Für die Ermordung ihrer Angehörigen üben sie grausame Rache. Die Tarianer sind der Meinung, die einzige gerechte Strafe für Mord sei es, aufgefressen zu werden.

Anmerkung: Sie mögen kein rohes Fleisch.

Anmerkung: Die Tarianer haben alle Gruppen und Clans in dieser Stadt vernichtet, es gibt nun keine mehr.

Mit derartigen Informationen überhäufte mich das System. Ich leitete sie sofort an den Kommandanten weiter. Sollte er sich den Kopf darüber zerbrechen.

Ich verstand nur so viel: Die Eindringlinge mussten alle ansässigen Gruppen vernichten, um irgendwo Fuß zu fassen, und anschließend mehr von ihren eigenen Leuten dorthin verlegen. Das erklärte, weshalb die Knirpse zu Hause noch nicht die halbe Stadt besetzt hatten. Es gab Grenzen, die sie einschränkten. Und wie viele ich auch tötete, an ihrer Stelle erschienen laufend neue. Mir stellte sich nun die Frage, wie man sie aufhalten konnte. In der Stadt taten sich ständig neue Portale auf.

Ich stand auf einem Dach und konnte es noch immer nicht fassen, dass ich hier gelandet war. Der Schneesturm hatte sich schon am Vorabend gelegt, sodass ich nun die ganze Stadt vor mir sah.

Kein schöner Anblick... Überall, so weit mein Auge reichte, schwirrten Tarianer umher. Ihre Patrouillen schienen das gesamte Stadtgebiet abzudecken.

Nicht weit entfernt töteten Zombie-Spießwerfer gerade vier Fluginsekten durch eine gezielte Salve aus einem Haus, an dem diese vorbeiflogen. Die restlichen von ihnen übten sofort Rache für den Tod ihrer geflügelten Freunde, indem sie die Zombies mit Speeren bewarfen.

Ich bemerkte eine weitere Eigenheit, die mir das System bisher verschwiegen hatte. Körperlich waren die Insektoiden extrem stark. Ihre Speere flogen buchstäblich wie aus der Pistole geschossen und zugleich mit äußerster Präzision. Fast alle trafen ihr Opfer am Kopf.

Die Zombies kämpften gegen die Tarianer, aber von den Menschen fehlte immer noch jede Spur. Was für eine interessante Wendung die Geschichte genommen hatte!

Mir fiel auf, dass die meisten Zombies sich in Häusern oder unter der Erde versteckten. Wenigstens Knirpse schien es hier keine zu geben, dem System sei Dank. Von diesen Wichten hatte ich schon zu Hause die Nase voll gehabt. Anscheinend waren die Zombies die Einzigen, die den Eindringlingen die Stirn boten, was natürlich inakzeptabel war.

Ob ich eingreifen sollte? Gerade flog wieder eine Mückenkreatur in hohem Tempo an mir vorbei. Sie hatte es offenbar eilig.

Kaum lag mein Bogen in meiner Hand, da spürte ich eine Welle der Genugtuung. Es war erst fünf Tage her, dass ich ihn zuletzt benutzt hatte, aber es erschien mir wie eine Ewigkeit. Ich spannte einen gewöhnlichen Pfeil von geringer Qualität ein und zielte.

Der Pfeil traf den Brustpanzer aus Chitin und tötete die Kreatur, obwohl er nicht sehr tief eindrang. Es reichte dennoch, die Mücke stürzte wie ein Stein zu Boden.

Eigentlich hatte nicht der Pfeil sie getötet, sondern der Aufprall. Ich lief und blinzelte mich näher heran, um mir den Kadaver anzusehen. Wenn nur dieser verfluchte Schnee endlich verschwinden würde. Man musste bei jedem Schritt darauf achten, was sich darunter verbarg. Einmal hätte ich beinahe einen Ausweider übersehen, der friedlich unter der Schneedecke schlief.

Ich hatte mich geirrt, als ich die Tarianer mit Kakerlaken verglich. Mein Opfer sah vollkommen anders aus als diejenigen, die meine Wohnung durchstöbert hatten. Er ähnelte eher einem Käfer mit schabenartigen Mundwerkzeugen. Sein Blut war so rot wie das eines Menschen. Sein Chitinpanzer war stark, einem Hammerschlag konnte er jedoch nicht standhalten. Das bewies ein einfacher Test. Der größte Schwachpunkt, den ich fand, waren die Flügel. Sie brachen sofort ab, was mich auf eine Idee brachte, die meine Laune sofort deutlich hob. Ich machte mich gleich an die praktische Umsetzung und blinzelte mich über die Dächer, auf der Suche nach den anderen Tarianern.

Fünf Minuten später hatte ich zwei geeignete Opfer erspäht. Die Rieseninsekten inspizierten den Boden, während sie darüber hinwegflogen. Sie hatten keine Ahnung, was sie erwartete. Ich konzentrierte mich auf den Bereich der Flügel und aktivierte meine Fesselfähigkeit. Genau wie geplant, schossen die Fesseln vorwärts und legten sich, für mein Opfer vollkommen unerwartet, um dessen Flügel. Ich war mir nicht sicher, ob ich ein Knirschen gehört hatte, jedenfalls tötete der Absturz aus dieser Höhe die Mücke sofort. Die zweite starb noch schneller, nachdem sie von einem Fremdkörper am Kopf getroffen worden war. Mich fröstelte und ich beschloss, zu verschwinden, bevor Hilfe kommen konnte, nachdem ich den Mantel, den ich über meine Lederrüstung auf Level 3 angezogen hatte, noch fester um mich gewickelt hatte.

Es dauerte nicht lange, bis ich mein nächstes Opfer fand. Ich musste nur den Kampfgeräuschen und dem unmenschlichen Knurren folgen, das ich schon von Weitem hörte. Auf einer breiten Straße war eine regelrechte Schlacht entbrannt. Zwei Dutzend Insektoiden kämpften gegen eine Horde von Zombies, die in einem steten Strom aus der ersten Etage eines Gebäudes auf die Straße sprangen, sodass nicht abzuschätzen war, wie viele noch folgen würden.

Die Hälfte der Insekten kämpfte auf dem Boden mit Schwertern, die andere hielt den Feind aus der Luft mit Speeren unter Beschuss.

Vor meinen Augen gelang es einem Springer-Zombie, unbemerkt von den Käfern auf ein Dach zu klettern und von dort aus auf einen Tarianer zu springen, der in der Luft schwebte. Die beiden Kontrahenten stürzten gemeinsam in die Tiefe, wobei der Springer dem Käfer noch im Fallen das Blut aussaugte. Diese Freveltat blieb natürlich nicht ungestraft. Sofort regnete es Speere auf den Zombie herab. Ein Treffer in den Kopf erwies sich schließlich als fatal.

Auf dem Boden wurde eher mit Schwertern gekämpft, aber es wurden auch Speere geworfen, bis sie ihnen ausgingen.

Ihre Taktik war nicht besonders ausgereift. Viele Angriffe trafen nicht den Kopf. Einer hatte seinem Opfer gerade am Ellbogen den Arm abgeschlagen, ihn dann mit einer Drehung am Knie verletzt und ihm erst dann den Rest gegeben. Wozu dieser Aufwand? Wozu diese Spiegelfechterei? Mit Zombies musste man entschieden und schnell verfahren, ohne unnötige Spielereien.

Dennoch schienen die Mücken problemlos mit den Zombies fertigzuwerden, da diese auf sich allein gestellt waren. Aber nicht mehr lange.

Mit einem verschlagenen Grinsen legte ich einen Rauchpfeil in meinen Bogen ein.

Die Bogensehne surrte und mein Pfeil bohrte sich zwischen den Käfern in den Schnee, ohne diese auch nur zu streifen. Genau wie beabsichtigt. Der beißende Rauch breitete sich rasant aus. Die Käfer kreischten immer lauter, während sie orientierungslos die Köpfe drehten.

Mir war bereits aufgefallen, dass die Zombies sich weder von Rauch noch von Mauern beirren ließen. Sie wussten immer, in welche Richtung sie laufen mussten, um an ihr Frischfleisch zu kommen.

In diesem Moment verschlangen gleich sechs ehemalige Menschen einen Tarianer, der gestürzt war. Trotz seines Chitinpanzers rissen sie ihn mühelos in Stücke.

Ich legte einen in Fesseln, dann den zweiten und schließlich den dritten. Dann riss ich allen dreien gleichzeitig die Flügel ab. Sie wussten nicht, wie ihnen geschah, und fielen wie Steine zu Boden. Meine Fesseln konnten sie zwar nicht lange festhalten, aber für dieses Manöver waren sie stark genug.

Nun war aus dem Fliegertrupp ein Infanterietrupp geworden. Zwei von ihnen hatten Glück. Sie landeten im Tiefschnee und überlebten den Absturz. Der dritte landete mitten unter den Zombies und offenbarte wenig später buchstäblich sein Innerstes. Kein schöner Anblick.

Die anderen Insektoiden hielten währenddessen nach dem Angreifer Ausschau. Aber wie hätten sie mich finden sollen? Ich wartete einen günstigen Moment ab, dann schoss ich wieder auf die Tarianer.

Ich stellte fest, dass es sinnlos war, ihnen in den Rücken zu schießen, ihre einzige Schwachstelle dort waren die Flügel. Am Rücken war ihre Chitinschicht wesentlich dicker als auf der Vorderseite.

Ich musste zu meinen Sprengpfeilen greifen, um die Flieger zu erledigen. Wieder zwei weniger. Ohne Luftunterstützung starben die Infanteriekäfer wie die Fliegen. Auch der dichte Rauch machte ihnen zu schaffen. Sie rannten planlos herum und verirrten sich darin.

Irgendwann gelang es den überlebenden Tarianern, sich zu sammeln und ins nächstgelegene Gebäude zurückzuziehen, um den angreifenden Zombies erneut die Stirn zu bieten.

Ich stoppte den Beschuss, um meine Deckung nicht auffliegen zu lassen, und verlegte mich darauf, den Feind zu beobachten und zu studieren.

Die Zombies sahen einem überlegenen Sieg entgegen, als sich das Blatt plötzlich wendete.

Etwa fünfzig Fluginsekten waren im Anflug, um ihre Kameraden zu unterstützen. Außerdem sah ich, dass sie über Magie verfügten. Einen Moment später wurden die Zombies von einem Blitz getroffen. Dieses Verhalten gegenüber meinen Zombie-Freunden konnte ich natürlich nicht tolerieren, daher antwortete ich mit zwei Pfeilen. Zuerst mit einem Sandspitzenpfeil, der die Innereien des Feindes zu Brei machte, dann mit einem Explosionspfeil, der ihn zur Seite schleuderte. Ihre Flügel waren wirklich extrem empfindlich.

Mit einem Blinzeln wechselte ich die Position und überzog das Schlachtfeld mit Rauchpfeilen, um den Zombies einen Vorteil zu verschaffen.

Im dichten Rauch konnten die Insektoiden ihre Speere nicht benutzen. Alle, bis auf ein Dutzend, mussten landen. Zwei wurden sofort von Zombie-Schützen ausgeschaltet, die dabei leider selbst draufgingen. Die restlichen erledigte ich...

Verdammt, es war wie bei einem Stenka-Schaukampf — und ich war mittendrin...

Aber für einen Rückzieher war es zu spät, ich hatte eine Seite gewählt. Die Zombies waren immerhin Erdlinge.

Wer waren die anderen? Stinknormale Eindringlinge aus einer anderen Welt.

Hm... Na ja, stinknormal... Wie man’s nimmt. Aber was ist heutzutage schon normal. Vielleicht würde sich ein Abstecher in den Baumarkt lohnen, um ein paar Dosen Insektenspray zu besorgen? Gar kein schlechter Gedanke. Ich stellte mir vor, wie ich sie mit einer Sprühdose Vandal verfolgte und sie damit einnelbelte, bis sie hustend um Gnade flehten.

Moment... Stopp... Zurück zum Thema.

Was für ein niedliches Hündchen. Es hatte bereits zwei Käfer erlegt, nun kaute es an ihren Chitinpanzern. Vermutlich stellte es sich vor, an einem Knochen zu nagen.

Für mein Gefühl war der Rauch noch nicht dicht genug. Ein weiterer Rauchspitzenpfeil landete im Schnee und begann sein unheilvolles Werk.

Die Zombies strömten immer zahlreicher herbei. Wo hatten sie sich nur alle versteckt? Hatten sie eine schnelle Einsatztruppe gebildet?

Oha... Jetzt war Schluss mit lustig! Auftritt des Ausweiders. Selbst die dickste Chitinschicht konnte sie nicht vor den scharfen Krallen und der Schnelligkeit dieses Monsters bewahren.

Sie hatten ihn offenbar bemerkt. Ich beobachtete, wie ihm zwei Tarianer auswichen. Sie schienen sich an seinen Spuren im Schnee zu orientieren. Aus irgendeinem Grund waren sie immun gegen den Rauch. Nicht gut. Ein Feuerstoßpfeil schlug direkt vor ihnen ein, dass der Schnee nur so hochflog, und schleuderte sie nach hinten.

Mir waren sie auch schon auf den Fersen. Ich sah, wie drei Insektoiden das Gelände abflogen, um den Bogenschützen — also meine Wenigkeit — zu finden. Vielleicht waren sie doch nicht so dumm, wie ich anfangs gedacht hatte. Sie hielten ihre Speere bereit, um sie jederzeit nach ihrem Ziel werfen zu können. Ich wählte meine Position so, dass der Schnee mich nicht verraten konnte. An allen Stellen, an denen ich bisher gewesen war, hatte ich bereits Spuren im Schnee hinterlassen. Im Moment stand ich bis zu den Knien im Tiefschnee, sodass meine Fußabdrücke nicht sichtbar waren.

Wieder einmal beglückwünschte ich mich zu meiner Unsichtbarkeit. Wenn ich jetzt noch mein Blinzeln auf Level 10 bringen könnte, wäre überhaupt alles perfekt.

Irgendwann reichte es mir... Ich warf meine Fesseln über zwei Insektoiden, die gerade vorbeiflogen und mich mit ihrem widerlichen Summen auf die Palme brachten. Es war eine Augenweide, wie sie im Sturzflug zu Boden sausten und dort zerschellten.

Damit war nur noch ein Flieger übrig. Doch als er das Schicksal seiner Kameraden sah, nahm er Reißaus.

Halt! System, hast du nicht behauptet, sie wären furchtlos? Was für eine Art Berserker soll das bitte sein? Na schön, dann kriegst du eben eine Markierung, damit du dich wenigstens als Aufklärer nützlich machst. Mit etwas Glück würde ich so erfahren, wo sie ihre Basis hatten.

Ich wechselte zu gewöhnlichen Pfeilen und half den Zombies, indem ich Käfer abschoss. Nicht alle trafen ihr Ziel, aber es war eine wertvolle Erfahrung. Ich wusste nicht, wie lange ich in dieser Stadt festsitzen würde, daher war es sinnvoll zu wissen, wie und wo ich den Gegner am besten ausschalten konnte.

Noch vor einer Woche hatte ich die Fesselfähigkeit für nutzlos gehalten. Nun eröffneten sich mir neue Anwendungsmöglichkeiten.

Ich sah in der Ferne einen Insektoiden, der zu fliehen versuchte. Leider stolperte er über seine eigenen Beine, woraufhin sich die Griffel eines Flitzer-Zombies fast bis zu den Ellbogen in seine Seiten bohrten. Nun fehlte nur noch ein Kraftprotz.

Ich war so ins Schießen vertieft, dass ich die Neuankömmlinge beinahe übersehen hätte. Wieder waren fünfzig Mücken im Anflug, die Speere in den Händen. Bevor sie uns erreicht hatten, schoss ich noch ein paar Rauchpfeile ab, wobei ich bedauerte, dass ich nicht mehr davon hatte.

Alles wiederholte sich genau wie beim vorigen Mal. Nur dass ich die fliegenden Insekten diesmal tötete, bevor sie Zeit hatten, ihre Wurfgeschosse zu schleudern. Dann begann ich, ohne mich weiter um meine Tarnung zu kümmern, systematisch damit, die gefährlichsten Käfer abzuschießen. Ich wählte meine Ziele so aus, dass eine Flanke offen blieb, um den Zombies Gelegenheit zu geben, ihre Verteidigung zu durchbrechen.

Tja, was soll ich sagen. Die Zombies gingen siegreich aus dieser Schlacht hervor. Ich ließ sie am Leben. Ich wartete einfach, bis sie von selbst abzogen. Nur die Zombie-Köter blieben zurück und verschlangen genüsslich die Insektenkadaver. Leider musste ich sie töten, sie waren gute Verbündete gewesen. Der erste Hund machte Probleme. Ein gewöhnlicher Pfeil reichte nicht, ich musste einen Elfenpfeil opfern, den ich ihm in den Hals jagte. Mit den anderen Kötern machte ich ebenfalls kurzen Prozess.

Wenig traf kam der nächste Verstärkungstrupp der Insektoiden ein. Allerdings kamen sie zu spät und konnten nur noch die Leichen der Toten begutachten. Plötzlich bemerkte einer von ihnen die Pfeile, durch die seine Artgenossen getötet worden waren. Als sie begriffen, dass der Übeltäter ein Mensch sein musste, stimmen sie alle gleichzeitig ein grauenhaftes Geheul an.

Kapitel 3

MITTLERWEILE HATTE ICH einen neuen Unterschlupf in einem kleinen Häuschen gefunden. Es war einstöckig und hatte mehrere gemütliche Zimmer zu bieten. Das Wichtigste aber war, dass es einen Kamin gab.

Mit dem Risiko, entdeckt zu werden, konnte ich leben. Ich war wieder bei Kräften und würde jedem ungebetenen Gast einen würdigen Empfang bereiten, sofern nicht gleich eine ganze Legion anrückte.

Ich verbrachte die ganze Nacht dort, ohne behelligt zu werden. Endlich konnte ich mich ausschlafen und sogar in Ruhe eine Tasse heißen Tee trinken. Von dem Komfort, den ich gewohnt war, war es allerdings meilenweit entfernt. Vielleicht sollte ich irgendwo ein Fahrrad auftreiben und einfach nach Hause radeln. In einem Monat sollte es zu schaffen sein.

Ach, verflucht. In einem Monat würde es mein Zuhause vielleicht gar nicht mehr geben.

Ich brauchte einen Plan, und zwar schnell. Im Moment erschienen mir die Aufgaben des Systems als einziger Ausweg. Wenn es mich wieder an irgendeinen Brennpunkt versetzte, könnte ich vielleicht durch ein Portal woandershin gelangen. Wenn schon nicht nach Hause, dann zumindest näher an mein Ziel, wenigstens in fünfhundert Kilometer Entfernung.

Nach dem Essen wusch ich mich und legte eine Trainingseinheit ein. Darauf wollte ich auch hier nicht verzichten. Ob sie nach meiner Verwundung hilfreich war, war schwer zu sagen, aber zumindest wurde mir wärmer.

Dann öffnete ich den Marktplatz und durchstöberte ihn nach etwas, das sich in meiner Situation als nützlich erweisen könnte.

Zwanzig Minuten später stachen mir drei Tränke ins Auge.

Trank zur Frostanpassung

Frostkusstrank

Kühltrank

Ich kaufte alle drei. Der Frostkusstrank, der teuerste von ihnen, der mich fünfundzwanzig graue Kisten kostete, war, wie sich herausstellte, ein Gifttrank. Wenn man ihn einnahm, begann der Körper von innen zu gefrieren. Das klang so gefährlich, dass ich es natürlich sofort ausprobieren musste.

Ich ließ vorsichtig einen Tropfen auf meine Hand fallen... Nichts. Ein paar Tropfen in eine Flasche mit Wasser bewirkten ebenfalls keine Veränderungen. Das Wasser blieb vollkommen klar, was den Trank zur idealen Mordwaffe machte.

Der Kühltrank, der heiße Flüssigkeiten abkühlte, war für meine Zwecke vollkommen nutzlos. Wer dachte sich so einen Schwachsinn aus...

Der Trank zur Frostanpassung hingegen klang vielversprechend. Er erhöhte für mehrere Stunden die Kälteverträglichkeit. Ich entkorkte die Flasche und genehmigte mir einen Schluck. Es war ein seltsames Gefühl, fast so, als hätte ich einen schlafenden nassen Hund verschluckt. Aber mir wurde tatsächlich wärmer. Dennoch fragte ich mich, ob es die Sache wert war. Der widerliche Beigeschmack verflüchtigte sich nicht, sondern wurde sogar noch stärker.

Ich hielt eine Stunde lang durch, dann hielt ich es nicht mehr aus und ging mir die Zähne putzen, um den Mist loszuwerden. Was für ein bescheuerter Trank... Ich beschloss, ihn Fedja zu schenken, damit er auch in den Genuss dieser Köstlichkeit kam.

Nun war ich in Stimmung, jemanden zu töten. Und ich sah keinen Grund, mir dieses Vergnügen zu versagen, man gönnte sich ja sonst nichts.

Meine Aufklärerinsekten hatten bereits weite Gebiete der Stadt für mich erkundet. Sie schwirrten umher wie fleißige Bienchen und halfen mir, den Stadtplan freizuschalten.

Ich erhob mich aus meinem Sessel, streckte die Glieder, bis sie knackten, und verließ die Wohnung.

Bei meinem Spaziergang durch die Stadt entdeckte ich eine Bibliothek. Gerade wollte ich mich aus reiner Neugier dort umsehen, als ich in der Ferne Schüsse hörte. War das als persönliche Einladung für mich zu werten? Ich sah es jedenfalls so.

Unterwegs tötete ich zwei Tarianer, die in dieselbe Richtung flogen. Selber schuld, wenn sie mir so lästig um die Ohren schwirrten. Außerdem sah ich gern dabei zu, wie sie vom Himmel stürzten.

Die Schüsse führten mich in eine schmale Straße, eigentlich nur eine Seitengasse. Eine Gruppe notdürftig bewaffneter Menschen setzte sich standhaft gegen die Tarianer zur Wehr.

Dann war für die Stadt also doch noch nicht alles verloren. Es gab noch Menschen hier.

Für diese Gruppe würde es allerdings bald vorbei sein, wenn ich nicht eingriff.

Aber lohnte es sich, einzugreifen? Ich musste nachdenken. Die Menschen an sich waren mir egal, was mir nicht gefiel, war die Gesamtsituation. Die Tarianer waren Fremde, Eindringlinge, die uns unser... unsere... nun ja, die uns irgendetwas wegnehmen wollten. Die Zwerge waren wegen der Ressourcen hierhergekommen, diese Kreaturen wollten vielleicht einfach mehr Ackerland erobern.

Während ich noch überlegte, mischten sich Zombies ins Kampfgetümmel und attackierten die Insekten von hinten, was den Menschen eine kurze Atempause verschaffte. Aber sie kämpften nicht nur, sie versuchten zugleich, die eiserne Eingangstür zu einem verlassenen Nachtclub aufzubrechen.

Tja... In diesem Club würden sich wohl nie wieder Menschen betrinken, während sie halbnackten Mädchen beim Tanzen zusahen.

Die Menschen hatten mindestens einen Mann mit starken Fähigkeiten dabei. Er holte Messer aus seinem Inventar und warf sie in die Luft. Sie fielen nicht zu Boden, sondern schwebten dort, bis er sie mit einer Handbewegung losschickte. Seine Treffsicherheit ließ allerdings zu wünschen übrig. Fast alle Messer trafen auf Chitin, nur eines blieb im Auge einer Tarianers stecken und nahm ihn aus dem Spiel.

Ich sah, dass wieder Verstärkung im Anflug war — etwa ein Dutzend Insektoiden, die in wenigen Minuten zu uns stoßen würden.

Na schön, dann wollen wir mal nicht so sein.

Ich blinzelte mich über die Dächer in ihre Richtung, dann wartete ich. Ein paar gewöhnliche Pfeile und Fesselwürfe später waren von dem dreckigen Dutzend nur noch zwei Überlebende übrig. Nun musste ich den Speeren ausweichen, die sie bildwütig durch die Gegend schleuderten. Ich parierte mit einem Explosionspfeil, der einem der Tarianer ein Bein abriss. Er begann sofort, Flüssigkeit zu verlieren, wie ein offener Wasserhahn. Der andere zischte wütend, als er das sah, und stürmte in meine Richtung.

Na schön, das ganze Spiel noch einmal von vorne. Er wütete auf dem benachbarten Dach und zerschnitt die Luft mit seinem Schwert, in der Hoffnung, mich zu treffen. Nur dass ich dort nicht mehr war. Nach zweimaligem Blinzeln rammte ich ihm meinen Hammer genau auf den Chitinhöcker zwischen seinen Flügeln, sodass diese abbrachen und er gegen das Dach gepresst wurde. Dort lag er nun zappelnd auf dem Bauch, während ich meinen Hammer schwang und immer wieder zuschlug.

Ich war so mitgerissen, dass ich nicht einmal bemerkte, wie das Dach einbrach und wir gemeinsam in die Tiefe stürzten. Zum Glück nicht weit, nur etwa anderthalb Meter, dann landeten wir im Dachboden.

Daran war nur dieser verdammte Schnee schuld. Normalerweise hätte das Dach stark genug sein müssen, um den Schlägen standzuhalten, doch unter dem Gewicht des Schnees war es brüchig geworden. In Zukunft musste ich derartige Details in meine Überlegungen einbeziehen. Ich schüttelte den Schnee und Staub von meinem Mantel und rannte auf die Straße hinaus.

Zurück auf dem Schlachtfeld sah ich, dass die Käfer in Schwierigkeiten steckten, obwohl es den Menschen nicht gelungen war, die Eisentür zu öffnen. Sie hatte ein paar neue Einschusslöcher.

Mit Waffen sah es bei den Menschen schlecht aus. Ich sah nur ein paar Pistolen und zwei Männer mit Armbrüsten. Alle anderen kämpften mit Schwertern oder überhaupt mit bloßen Händen.

Nun flog ein Feuerball auf die Käfer zu, der sofort einem Schwerthieb zum Opfer fiel und sich in zwei Hälften teilte.

Unfair! Der Typ hatte sich solche Mühe gegeben! Käfer, deine Aufgabe war es, tot umzufallen.

Aber egal... Ich griff nach einem Explosionspfeil und zielte sorgfältig.

Der Kopf des Käfers explodierte wie eine reife Wassermelone, Blut spritzte nach allen Seiten. Nicht nur die Tarianer waren verblüfft, auch die Menschen. Sie blickten alle gleichzeitig nach oben, um den Übeltäter zu entdecken. Aber weshalb nach oben? Vielleicht stand ich längst hinter ihnen...

Mist, war ich wirklich so leicht zu durchschauen?

Egal, wie auch immer... Drei weitere gewöhnliche Pfeile töteten die beiden größten Exemplare.

---ENDE DER LESEPROBE---