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Die Innere Landkarte" nimmt Sie mit auf eine spannende Reise zu sich selbst. Dafür werden Sie verschiedene Ansätze und Methoden - u. a. aus der Analytischen Psychologie und dem weiteren Feld des Tanzes - kennenlernen. In jedem Kapitel lernen Sie etwas mehr von Ihrer "Inneren Landkarte" kennen, Sie setzen sich mit Ihrem Schatten auseinander, begegnen der Alten Weisen und finden die "Innere Weisheit" direkt in Ihrer körperlichen Mitte. Am Ende des Buches haben Sie ein vertieftes Gefühl für sich und Ihre Bedürfnisse, sowie eine engere Beziehung zu Ihrem Körper - das ist Ihr Anker, um im Alltag auch mit stürmischen Situationen gut umgehen zu können.
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Seitenzahl: 267
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Für meine drei Kinder
Ein paar einleitende Worte
Ausgangspunkt
Die Innere Weisheit
Der Weg
Landkarte
Auf unserem Weg bleiben
Anker
Literaturverzeichnis
Informationen
In diesem Buch lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihre eigene „Innere Landkarte“ erstellen Die Bilder von mir zu Beginn jeden Kapitels sollen dafür Inspiration und Anregung sein. Doch bevor es ganz praktisch losgeht, lassen Sie mich ein paar einführende Sätze dazu sagen.
EIN PAAR EINFÜHRENDE WORTE
Es war schon immer ein Wunsch von mir, ein Buch zu schreiben. Verschiedene Themen tauchten immer wieder auf, ergänzten sich, bis sich schließlich der Kern meiner Arbeit herauskristallisiert hat: „Die Innere Landkarte“. Damit vereint das Buch alles, was ich in den letzten Jahren studiert, erfahren, angewandt, neu geordnet und überprüft habe. Es ist das Herzstück meiner Selbstständigkeit, die Kernaussage, die ich jedem/r meiner TeilnehmerInnen und KlientInnen mitgebe: Es ist alles schon da, alles, was wir für unseren Weg benötigen, ist bereits in uns. Doch da es eine „schwer erreichbare Kostbarkeit“ ist, brauchen wir dafür manchmal etwas Hilfestellung. So vereine ich in meinem Buch verschiedene Ansätze, wie ich sie weiter unten noch beschreiben werde, um Sie auf vielen verschiedenen Ebenen zu Ihrem Potenzial, Ihrer „Inneren Landkarte“ zu leiten. Jede dieser Methoden habe ich sowohl in meinem beruflichen als auch meinem privaten Leben als hilfreich erfahren und die Verbindung dieser Vielfalt vermochte mich immer noch weiterzuführen, als eine einzelne Methode für sich. Im Laufe der Zeit ist es für mich selbstverständlich geworden, die Ebenen zu wechseln und verschiedene theoretische Grundlagen miteinander zu verbinden – dadurch sind viele schwer verständliche Bilder, Symbole etc. klarer geworden und konnten auch meinen TeilnehmerInnen und KlientInnen zu mehr Klarheit verhelfen. Jede dieser Methoden spricht eine andere Ebene von uns an, in der Verbindung von allen können wir uns selbst ganzheitlicher erfahren und wahrnehmen. Alle Ansätze, die ich hier beschreibe, habe ich praktisch sowohl in der Therapie als auch in Seminaren erprobt und gute Erfahrungen damit gemacht. So hoffe ich, dass auch Sie als Leser/in meine Impulse für sich nutzen und auf IHREM Weg weiterkommen können.
Wegweisende Fragen:
Möchten Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn Sie auf Ihrem eigenen Weg sind? Die Zufriedenheit spüren, die sich einstellt, wenn Sie Ihrem Herzen folgen? Das geht nicht? Zu viele Erwartungen und Aufgaben, die im Alltag auf Sie warten? Was wäre, wenn es doch eine Möglichkeit gäbe, mehr Selbstbestimmung in Ihr Leben zu holen? Mehr Momente, in denen Sie sagen „Ich war ganz erfüllt und ganz bei mir!“?
Dieses Buch habe ich genau dafür geschrieben. In meinen Seminaren darf ich diese Momente, in denen meine TeilnehmerInnen aufhorchen und eine Verbindung zu sich spüren, immer wieder miterleben. Diese intensiven Momente möchte ich an Sie, liebe LeserInnen, weitergeben. Diese Momente, in denen wir uns ganz bei uns fühlen und mit uns in Verbindung und im Fluss sind, sind leider viel zu selten. Mit meinem Buch möchte ich dazu beitragen, dass Sie mehr von davon erleben.
Meine Arbeit ist geprägt von der Analytischen Psychologie sowie dem Tanz unter seinem Aspekt der Selbsterfahrung. Für unser Erleben der „Mitte“ empfinde ich außerdem Focusing als sehr wichtig, welches aus der humanistischen Gesprächstherapie heraus von E. Gendlin entwickelt worden ist. Focusing sehe ich als Grundlage für die Selbstreflexion sowie für den Austausch in einer Gruppe. In meinen weiteren Ausführungen werde ich immer wieder auf die dahinter stehende Theorie und den Grundgedanken verweisen, so dass Sie nicht nur einen praktischen Leitfaden für sich und Ihren Weg, sondern auch ein festes Fundament haben, auf dem dieser steht.
In diesem Buch will ich Sie die „Innere Weisheit“, wie ich sie verstehe und in meinen Seminaren vermittle, erfahren lassen. Dafür müssen Sie sich dem Nichtwissen anvertrauen, wie es u. a. im Authentic Movement praktiziert wird (dazu später mehr), sowie Ihre eigene Verletzlichkeit annehmen. Durch dieses Einlassen auf sich selbst nehmen wir mehr von uns und unserer Umwelt wahr, als es vorher der Fall war. Wir hinterfragen mehr und versuchen, hinter die Dinge zu sehen, anstatt alles als gegeben und selbstverständlich hinzunehmen. Es ist nichts „nichts als…“ – das haben sowohl C. G. Jung als auch E. Gendlin immer wieder betont. Wir können die Wirklichkeit, unsere Wahrnehmung, nicht auf den Bruchteil reduzieren, der für uns erkennbar und verständlich ist. Im Gegenteil – so unterschiedlich wir in unserem alltäglichen Leben sind, so unterschiedlich sind auch unsere Psychen. Was für den einen stimmig ist, kann für uns selbst völlig falsch sein. Es gibt auf unserem Weg viel Unbekanntes. Dinge, Situationen etc., die uns unangenehm sind, Angst Machendes ebenso wie Hilfreiches. Beides zeigt sich auch in symbolischer Form.
Dieses Symbolische erfahren wir vor allem mit Hilfe der Analytischen Psychologie: Der Schatten bspw. ist auf den ersten Blick etwas Dunkles und Abstoßendes, kann aber verwandelt werden oder in einem anderen Licht gesehen werden, indem wir unsere Einstellung / Perspektive ändern. Die Weise Frau / der Weise Mann wiederum sind hilfreiche Archetypen, die uns auf unserem Weg zur Seite stehen können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie jederzeit ansprechbar sind, wenn wir offen für ihre Hilfe sind. Je klarer wir dabei sind, desto besser erreichen wir sie und desto klarer sind die Antworten bzw. Reaktionen. Mit Focusing wiederum können wir dieser symbolischen Ebene in uns selbst nachspüren und ihr eine Bedeutung für uns selbst geben. Diese vertiefte Auseinandersetzung mit uns selbst ist es, die uns auch in unserem Alltag hilft, bei unseren Handlungen und Entscheidungen auf uns selbst zu achten und möglichst auf unserem eigenen Weg zu bleiben, ohne den verschiedenen Ablenkungen und fremden Erwartungen zu folgen. Meist sind wir das nicht gewohnt, was sich wiederum in unserer Lebenszufriedenheit spiegelt.
Sowohl in meinem privaten als auch in meinem beruflichen Alltag begegnen mir häufiger als man annehmen mag Menschen, die mit ihrer Lebensgestaltung unzufrieden sind. Wenn sie das Glück haben, einen sie erfüllenden Beruf zu haben, engen sie die dort herrschenden Strukturen zusehends ein, äußere Verpflichtungen nehmen die verbleibende freie Zeit ein, so dass für sie selbst kein Raum mehr bleibt. Hinzu kommen dann noch Konflikte in der Familie und / oder Partnerschaft, zwischen KollegInnen und in anderen zwischenmenschlichen Beziehungen. Zudem scheinen viele Menschen Schwierigkeiten mit Entscheidungen zu haben. Sich zu entscheiden beinhaltet auch, zu etwas zu stehen, sich festzulegen und klar das eigene Bedürfnis auszudrücken. Das fällt vielen jedoch schwer, sei es, weil sie es nie gelernt haben oder weil sie in ihrem Leben schon oft erfahren haben, dass ihre Bedürfnisse nicht beachtet werden. Anstatt also bei sich selbst zu schauen, passen sie sich an die Erwartungen – und damit an die Bedürfnisse – der anderen an. Sich zu entscheiden bedeutet auch, zu allem anderen „Nein“ zu sagen. Das fällt natürlich besonders schwer, wenn wir uns nicht sicher sind, was wir selbst wirklich wollen. Klarheit für uns selbst ist hier entscheidend wichtig. So kommen Menschen, denen diese Klarheit fehlt, regelmäßig in Entscheidungsnot, denn wer nicht gelernt hat, seine Bedürfnisse zu beachten, der hat keine Grundlage, auf der er / sie Entscheidungen treffen kann.
In meinen Seminaren, die ich regelmäßig an verschiedenen Bildungsinstitutionen für Erwachsene gebe, habe ich jedoch festgestellt, dass es meist nicht viel braucht, um scheinbar Festgefahrenes zu lösen und somit neue Ideen zu ermöglichen. Oftmals sind es alte Denkmuster, die bei der Umsetzung des Eigenen im Wege stehen. Das lässt sich selbstverständlich nicht von Heute auf Morgen ändern, aber der erste große Schritt ist bereits getan, wenn wir ganz bewusst und wertfrei unsere aktuelle Situation anschauen. Allein dadurch fallen uns mehrere Hindernisse auf, die schon lange so bestehen, unsere (Verhaltens-)Muster, wie wir zu sein und zu handeln haben. Gerade durch das bewusste Betrachten mit einer annehmenden Haltung, die erst einmal lediglich wahrnimmt, ohne etwas verändern zu wollen, sehen wir auch die Veränderungsmöglichkeiten. Sie sind genauso vorhanden, wie die Blockaden, die uns daran hindern. All unser Potenzial ist schon da, es braucht „nur“ diesen Impuls von außen.
Diesen Impuls möchte ich Ihnen mit diesem Buch geben, wobei dieser für jede/n anders aussehen kann. Damit Sie sich ebenso wie alle anderen LeserInnen angesprochen fühlen, gebe ich immer verschiedene grundlegende Anregungen und Inspirationen, die Sie dann so anwenden können, wie es zu Ihnen passt. Sie werden in diesem Buch viele Übungen und praktische Hinweise finden, jeweils mit einer ausführlichen Erklärung und, wenn es angebracht erscheint, mit einer kurzen theoretischen Erläuterung zu den dahinterstehenden Grundlagen und Ansätzen. Die Übungen sind dabei so ausgewählt, dass Sie zu Ihrer jeweiligen Wegstation passen und Sie sich dadurch immer mehr Ihrer „Inneren Landkarte“ erschließen können. Dazu erläutere ich meine Idee der „Inneren Landkarte“, eingebettet in die grundlegenden Theorien, woraus sich mein Ansatz entwickelt hat. Durch dieses theoretische Fundament haben Sie die Möglichkeit, die eine oder andere Methode, die ich Ihnen vorstelle, zu vertiefen und gleichzeitig wissen Sie, worauf meine weiterführenden Gedanken beruhen.
Damit der Text jedoch nicht zu theorielastig ist und jede/r Leser/in auf der gleichen Grundlage mit dem Lesen und Einlassen beginnen kann, stelle ich hier zu Beginn die für mich wichtigsten Ansätze in sehr knapper und verdichteter Form vor.
Methodenübersicht
In diesem Buch werden Sie immer wieder von „Focusing“, „Analytische Psychologie“, „Tanz“ etc. lesen. Damit Sie zum einen wissen, was diese Ansätze jeweils bedeuten und zum anderen, in welchem Kontext ich diese verwende, gebe ich vorab eine kurze Übersicht über alle verwendeten Methoden bzw. damit zusammenhängenden Begriffe. Wenn Sie in die Themen vertieft einsteigen wollen, empfehle ich Ihnen das Literaturverzeichnis.
FOCUSING
Eugene Gendlin hat das Focusing aus der Humanistischen Psychologie heraus entwickelt. In Forschungen hat er herausgefunden, dass es ein Merkmal gibt, welches eine erfolgreiche von einer weniger erfolgreichen Therapie unterscheidet. Es liegt in dem Klienten selbst begründet: Hatte dieser zu Beginn eine vage körperliche Vorstellung seiner Symptomatik, die er nicht ganz greifen konnte im Sinne von „… es ist wie… aber ich kann es nicht ganz fassen…“, so verlief die Therapie gut. Dieses nicht Greifbare ist es, was E. Gendlin später den „Felt Sense“ nennt – eine Ahnung davon, ob etwas stimmig ist oder nicht. Den Prozess dahinter nennt er Focusing. „Focusing nenne ich die Zeit, in der man mit etwas ist, das man körperlich spürt, ohne zu wissen, was es ist“ (Gendlin in Stumm & Wiltschko & Keil, 2003, S. 117). Es ist das innere Gefühl von unserem Körper – wir sind unser Körper und können ihn von innen wahrnehmen. Im Focusing ist der von innen gefühlte Körper gemeint. Er reagiert in Wechselwirkung mit der Situation, die er zugleich ist. „Der Körper ist die Situation, und die Situation ist der Körper in dem Sinn, dass beides ineinander „enthalten“ ist und sich wechselseitig kreiert“ (Stumm, Wiltschko, Keil, 2003, S. 199).
Der Körper weiß von der Vergangenheit und kann den Schritt Richtung Zukunft fortsetzen (vgl. ebd.) – so, wie die Analytische Psychologie es der Seele zuschreibt. Aus dem Focusing übernehme ich vor allem dieses nach innen spüren als auch den Begriff „Freiraum“ Den Freiraum schaffen wir uns zu Beginn des Focusings. Damit schaffen wir in uns Raum, um dem Felt Sense nachspüren zu können, ohne uns mit dem damit verbundenen Gefühl zu identifizieren. Der Felt Sense „weist auf etwas hin, das weitergetragen und fortgesetzt werden muss“ (ebd.) Um den Felt Sense zu spüren und auch symbolisieren zu können, benötigen wir unseren Körper (vgl. ebd.). „Den Felt Sense1 suchen Sie dort, wo Sie ohne Worte etwas wissen und in Ihrem Körper empfinden“ (Gendlin, 2016, S. 108). Aus ihm kommt der Impuls zu etwas Neuem hin. Jeder neue Schritt bringt eine qualitative Änderung des Problems mit sich. Das Problem selbst bleibt von außen betrachtet das Gleiche, aber die Wahrheit in Bezug zu diesem ändert sich. „Focusing ist ein systematischer, wissender Weg, etwas Implizites sich öffnen zu lassen“ (Gendlin, 1998, S. 169). Beim Focusing geht es vor allem darum, das, was in Ihrem Körper ist, anzunehmen, in einen Dialog damit zu treten und so einen Prozess der Selbstwahrnehmung in Gang zu setzen.
Empfohlene Literatur dazu:
Gendlin, E. (1998). Focusing-orientierte Psychotherapie. Pfeiffer: München.
Gendlin, E. (2016). Focusing. Rowohlt: Reinbeck bei Hamburg
Cornell, A. W. (2013). Die Kunst des Annehmens. Norderstedt: Books on Demand
Renn, K. (2016). Magische Momente der Veränderung. Was Focusing bewirken kann. München: Kösel.
ANALYTISCHE PSYCHOLOGIE
„In der Seele steht alles mit allem in Zusammenhang“ (C. G. Jung, GW3, §58). C. G. Jung ist derjenige, der das kollektive Unbewusste in die Psychotherapie eingeführt hat. In der Analytischen Psychologie werden Zusammenhänge zwischen Symptomen und persönlichen Bedeutungen sowie allen Menschen gemeinsamen Symbolen, Archetypen (Urbilder) und damit verbundenen Mythen und Märchen hergestellt. Im Zentrum steht das Selbst und die Individuation. Das Selbst ist sowohl unser Zentrum als auch der Teil, der alles von uns umfasst. Demgegenüber braucht es das Ich, um gestaltet zu werden und enthält dabei alle in uns angelegten Möglichkeiten wie ein Keim als wegweisendes Prinzip. Das Selbst ist die Ursache für die Selbstregulierung der Psyche. Die Individuation beinhaltet die Integration der unbewussten Anteile, vor allem auch der Schattenaspekte, wodurch der Mensch zu dem wird, der er ist. In diesem Buch ist die Analytische Psychotherapie die Grundlage, auf der ich alle Schritte aufbaue. Ihre Verbindung zu dem kollektiven Unbewussten gibt jedem Einzelnen einen spürbaren und tragbaren Boden, von dem aus weitere Wege möglich werden. Sie ist der Rahmen, wenn es um unsere Struktur – unser Ich und seine Funktionen – geht und unsere Orientierungshilfe in der Auseinandersetzung mit unserem Schatten. Jung hat seine Ausführungen nicht als starres Konstrukt gesehen, sondern vielmehr als Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit dem Unbewussten. Dabei soll sich der Mensch nicht an eine vorgefasste Theorie anpassen, sondern umgekehrt die Theorie an den lebendigen Menschen. Diese Grundhaltung zieht sich durch seine gesamte Psychologie. Diesen Ansatz verfolge ich auch in diesem Buch: Nicht meine Ausführungen sind für Sie ausschlaggebend, sondern das, was Sie daraus machen und wie Sie meine Anregungen umsetzen. Es geht darum, sich weiterzuentwickeln und Ganzheit anzustreben.
C. G. Jung sieht den Menschen dabei als ein „sich selbst regulierendes System“, d. h., wir haben alles, was wir zu unserer Entwicklung benötigen schon in uns und auch wir sind es, die diesen Entwicklungsprozess anstoßen und weiter voranbringen können. Außenstehende können uns dabei unterstützen, aber nicht den Prozess an sich lenken oder steuern. Jung hat in seiner krisenhaften Zeit sowohl das Malen als auch die Imagination als heilende therapeutische Kraft entdeckt und diese genutzt, um zunächst sich selbst zu heilen und später auch, um seine Patienten zu therapieren (I. Riedel, Vortrag am 08. Mai 2015 in der Melanchthon-Akademie in Köln). Dementsprechend strebte er schon früh eine integrative Behandlung an, in der die analytischen Ansichten durch kreative Methoden und auch Mythen etc. ergänzt wurden. Aus der Analytischen Psychologie habe ich vor allem das Malen, die Aktive Imagination und die Arbeit mit Märchen übernommen. Die Imagination wie auch das Malen wirken direkt auf den Körper und regen somit einen Wechselprozess zwischen Körper und Seele an (vgl. Müller, L. und Müller, A. (Hrsg.), 2008, S. 240). Auch grundlegende theoretische Aspekte werden immer wieder vorkommen, wie bspw. das Archetypenkonzept oder die Komplexe. Archetypen sind Urbilder, die jedem Mensch zu eigen sind und dabei Spiegel für individuelle Erfahrungen sein können. So beinhaltet der Baum als Archetyp u. a. Wachstum, Veränderung und auch Erdung. Doch wie wir uns davon berühren lassen, hängt von unserer eigenen Situation und Lebens-erfahrung ab. Komplexe2 wiederum hängen eng mit unseren (oft frühesten) Erfahrungen zusammen. Ein Ereignis, das wir emotional sehr intensiv erlebt haben, schlägt sich in unserer Seele als Komplex nieder. An diese Erinnerung schließen sich ähnliche Erfahrungen an, so dass der Komplex dadurch stärker wird. Alle Menschen haben Komplexe, um gut damit umgehen zu können, ist es auch hier wichtig, dass uns diese und die damit verbundenen Themen bewusst sind. Welche Bedeutung diese beiden Aspekte für uns persönlich haben können, werde ich in dem jeweiligen praktischen Zusammenhang erläutern.
Empfohlene Literatur dazu:
Kast, V. (2007). Dynamik der Symbole. Düsseldorf: Patmos.
Stein, M. (2006). Landkarte der Seele, Düsseldorf: Patmos.
Müller, A. & Müller, L. (Hrsg.) (2008). Wörterbuch der Analytischen Psychologie.
TANZ
Tanz ist für jeden Menschen zugänglich. Wird der Tanz in den Alltag integriert, kann seine heilsame, kreative und inspirierende Wirkung erfahren werden. Im Tanz finden wir Ausgleich und Balance zwischen den beiden grundlegenden Polen des Lebens wie bspw. hell – dunkel, männlich – weiblich, positiv – negativ, etc.
Tanz(-therapie) hilft, den eigenen Weg wieder zu finden (wie es auch die Intention dieses Buches ist), er ist „Ausdruck des gesamten menschlichen Seins“ und hilft bei der Nachholung unserer Entwicklungsschritte (Bender, 2020).
Tanzend erforschen wir uns selbst, tauchen ein in unseren Körper, nehmen neue Seiten an uns wahr und kommen mit unserem Unbewussten in Berührung. Der Tanz vermag es, uns zu öffnen – für unsere Emotionen, unsere blockierten Energien und Potenziale. Geben wir uns ihm hin, kann er uns ein neues Selbstbild schenken, uns helfen, uns selbst neu zu gestalten, neue Perspektiven zu entdecken und zu erforschen. So, wie wir uns bewegen, zeigt, wie wir uns auch im realen Leben bewegen. Den Bezug zu unserem normalen Alltag erhalten wir, wenn wir immer wieder innehalten und auf unsere aktuelle Situation schauen – wo im Leben bin ich auch so stark / weich / flexibel etc. wie meine Bewegungen im Tanz?
Dabei findet unser Tanz nicht nur in einem abgeschlossenen Raum statt, er kann vielmehr ein Sinnbild für unseren „Lebenstanz“ sein, dafür, welche Haltungen wir annehmen und wie wir normalerweise auf gewisse Situationen reagieren. Im Tanz können wir verschiedene Haltungen ausprobieren und mit ihnen experimentieren. Durch den Tanz kann Ganzheit erfahren werden und als Tanzende erfahren wir uns als Teil der Schöpfung. Im Tanz werden Gefühle, Konflikte, Ängste etc. körperlich erlebt und angenommen, so dass es zu einer Erweiterung des (Lebens-) Raumes kommt. Dafür bedarf es jedoch des bewussten Reflektierens und somit der Verbindung von Körper und Bewusstsein (vgl. Müller, L. & Müller, A. (Hrsg.), 2008, S. 407f).
Über den bewegten Selbstausdruck kommen wir zu uns selbst. Tanz kann Heilung sein und Tanz kann uns ein besseres Gespür für uns selbst vermitteln, wenn wir dafür offen sind und die Impulse, die in unserem Körper aufsteigen, zulassen können. Der Tanz entsteht aus uns selbst, unserem aktuellen Körpergefühl heraus.
Aus dem Zusammenspiel von inneren Bildern und Bewegung ergibt sich unser individueller Tanz. Die Bewegungen selbst kommen dabei direkt aus unserem Körper, sind weder von uns bewusst gesteuert noch von außen vorgegeben. Dabei ist unser eigener Rhythmus wichtig. Den eigenen Rhythmus zu leben, können wir im Tanz lernen. Aus dem Tanz und der Tanztherapie sind facettenreiche Ansätze hervorgegangen. Für uns relevant ist vor allem die freie Bewegung aus uns selbst heraus (vgl. Adler, 2012), die Verbindung von unserem Tanz mit anderen Medien (Halprin, A. 2009 und Halprin, D., 2013) sowie das im Tanz erweiterte Spüren und Ausgestalten dessen, was jetzt in uns ist.
Der Tanz ermöglicht uns über den Körper einen vertieften Zugang zu unseren ganz persönlichen Themen. Er ist eine Schnittstelle zwischen der Analytischen Psychologie und unserem Körper. Über die Analytische Psychologie gehen wir in einen Dialog mit dem Unbewussten. Diesen Dialog führen wir im Tanz fort, so dass er seine Entsprechung in unserem Körper findet. Diesem Körpergefühl wiederum können wir in der Analytischen Psychologie nachspüren, in einem Bild oder einer Aktiven Imagination ausgestalten und dieses wiederum im Tanz erfahren. Symbole bekommen so eine ganz persönliche Bedeutung und dieses ganz Persönliche finden wir wiederum im Symbol auf kollektiver Ebene wieder.
Über den Tanz erreichen wir die unbewusste Ebene. Innere Bilder werden im Tanz erfahren und ausgestaltet. Tanz kann hier Struktur und Halt geben und uns helfen, das im Unbewussten Erfahrene zu gestalten. Ebenso wie die Analytische Psychologie, die die Tanzerfahrung symbolisch auffängt. Unterdrücken wir dabei unsere Gefühle, so unterdrücken wir damit auch die darin enthaltenen Energien, unsere Spontaneität und somit einen Teil von uns (vgl. Espenak, 1985, S. 12).
Um uns in Bewegung zu bringen, brauchen wir vor allem eines: einen festen Standpunkt und eine stabile Mitte. Ohne diesen kommen wir kaum in eine zielgerichtete Bewegung. Im Tanz brauchen wir einen festen Halt, wie es auch in der Analytischen Psychologie mit dem Ich-Bewusstsein deutlich wird. Unsere Füße und Beine müssen stabil sein, damit wir einen festen Stand haben, ohne umzukippen. Unsere Mitte muss dabei sowohl stabil als auch flexibel sein, damit wir dynamisch bleiben und dynamisch agieren können. Über das erlangte Körpergefühl dieser Balance und Ausgeglichenheit erlangen wir auch INNERE Balance und Ausgeglichenheit. Wichtig ist hier unsere Bereitschaft, uns den erforderlichen Veränderungen zu öffnen.
Tanz hilft uns, uns zu erden und zur Ruhe zu kommen und versorgt uns gleichzeitig mit neuer Energie. Doch wofür steht der Tanz? Warum taucht er immer wieder in unseren Märchen auf (wie wir später noch sehen werden)? Der Tanz bietet uns einen Spielraum, in dem potenzielle Möglichkeiten ausprobiert werden können, in welchem wir uns neu erfahren, neue Aspekte von uns entdecken und ausdrücken können. Dabei rückt unser Körper natürlicherweise verstärkt in den Vordergrund, was er in unserem Alltag normalerweise nicht ist. Wir nehmen uns somit ganzheitlich auf neue Weise wahr. Nehmen wir uns im Anschluss an die Tanzerfahrung Zeit, uns und unseren Tanz zu reflektieren, so sind wir in der Lage, uns dieses neue Erleben zu eigen zu machen, es als uns zugehörig zu erfahren und somit auch die Änderung in unseren Alltag einfließen zu lassen.
Empfohlene Literatur dazu:
Bender, S. (2020). Grundlagen der Tanztherapie. Gießen: Psychosozial-Verlag.
Adler, J. (2012). Die Gabe des bewussten Körpers. Books on Demand.
Halprin, D. (2013). Was der Körper zu erzählen hat. München: Kieser.
KÖRPER
Von unserem Körper werden Sie in diesem Buch häufig lesen. So selbstverständlich er für uns ist, so haben wir doch meist keinen guten Zugang zu ihm. Dieser Zugang zu unserem Körperwissen ist jedoch elementar wichtig, wenn wir auf unserem Weg sein und bleiben wollen. Denn über ihn können wir klare Entscheidungen treffen, die sich auf allen Ebenen gut anfühlen. Unser Körper enthält unsere ganze Lebensgeschichte, auch wenn uns Erinnerungen verloren gegangen sind, so sind sie über den Körper wieder erfahrbar. Wie bei einer Zwiebel können wir auf unserem Weg wir Schicht für Schicht zu uns vordringen. Dabei haben jedes Körperteil und jedes Organ eine ganz bestimmte Funktion. Ist etwas aus unserem Körpersystem aus dem Gleichgewicht geraten, hat das sehr viel mit uns selbst zu tun.
Im Laufe des Buches – und unseres Weges – werden wir immer wieder die körperliche mit der seelischen Ebene verbinden und dabei feststellen, wie sehr sich beide gegenseitig bedingen. Im Focusing geben wir dem Körper eine Stimme, in der Analytischen Psychologie wiederum erfahren wir ihn symbolisch und im Tanz schließlich erleben wir uns ganz direkt körperlich. Für jede unserer Entwicklungen ist unser Körper unerlässlich. Umso wichtiger ist eine gute Beziehung zu ihm.
Unser Körperbild gibt uns einen Eindruck davon, wie wir uns selbst wahrnehmen, es bildet ab, wie wir uns in uns selbst fühlen. Wir können unseren Körper nicht getrennt von uns, unseren Wahrnehmungen und Gefühlen betrachten. Vor allem auch in der Verbindung mit der Analytischen Psychologie wollen wir die Körperwahrnehmung nicht nur spüren, sondern auch nach ihrem Sinn und ihrer Einbettung in unser Leben hin befragen. Dieser Aspekt wird besonders in dem Kapitel „Landkarte“ wichtig, in welchem wir unsere Körperwahrnehmung mit inneren Bildern verbinden. Je tiefer unsere Vorstellung von unserem Körper ist, desto tiefer können wir in unser Erleben eintauchen. Unsere Körperhaltung wirkt auf unsere Psyche und umgekehrt. Unser Körper drückt aus, wie wir sind und durch unser Sein formen wir – unbewusst – unseren Körper. Verdrängung von Gefühlen wirkt sich auf die Atmung, die Haltung sowie den Körperbau aus, was die enge Beziehung zwischen Körper und Seele deutlich macht (vgl. Cantieni in Storch et. Al, 2006). Unser Verhalten und Körperausdruck sind bis in die tiefsten Schichten hinein miteinander verbunden (vgl. Todd, 2017).
Empfohlene Literatur dazu:
Todd, M. (2017). Der Körper denkt mit. Bern: Hogrefe
Hartley, L. (2019). Einführung in Body-Mind Centering. Bern: Hogrefe.
Storch, M. et al (2006). Embodiment. Bern: Huber
ATEM
In meinen Ausführungen werde ich auch öfter explizit den Atem erwähnen. Wenn wir bspw. in eine Entspannung kommen wollen, hat es sich bewährt, dass wir unsere Aufmerksamkeit offen und nicht regulierend auf unseren Atem lenken. Unser Atemrhythmus wird von unseren Emotionen, aber auch unseren körperlichen Aktivitäten beeinflusst. Wir merken, wenn wir „Aus der Puste“ sind, die „Luft dünn oder dick“ ist – doch oftmals merken wir viel zu spät, dass wir unseren Atemfluss immer wieder eingeengt haben. Wenn wir nicht zulassen können, Angst vor möglichen Konsequenzen haben – dann wird unser Atem flach, unser lebendiger Rhythmus kaum spür- und sichtbar und auch unser Körper wird dadurch schlechter mit Sauerstoff versorgt. Deswegen ist unser Atem so wichtig. Einfach zulassen, ohne zu bewerten oder einzugreifen. Lassen wir unseren Atem fließen, kommt er in seinen natürlichen Rhythmus. Durch unseren Atem wird unser Körper spürbar mit frischer Energie versorgt. Wenn wir frei durchatmen können, fühlen wir uns frisch und wach, Entscheidungen und Handlungen fallen uns leichter, wir haben einen besseren Zugang zu uns selbst und können auch unsere Gefühle klarer wahrnehmen. Verbinden wir uns mit unserem Atem, können wir leichter unserem Lebensrhythmus folgen. Dafür können wir uns unseren Atemfluss immer wieder achtsam bewusst machen, um mögliche Atemblockaden rechtzeitig wahrnehmen zu können.
ZUSAMMENFASSUNG
Alle diese Methoden ergänzen einander bzw. überschneiden sich in ihren Ansichten, wobei der Fokus jeweils auf einem anderen Aspekt liegt. So bezieht auch C. G. Jung in seinen Ausführungen den Körper mit ein: „Die Seele ist das innerlich angeschaute Leben des Körpers und der Körper ist das äußerlich geoffenbarte Leben der Seele“ (Jung in Müller, L. & Müller, A. (Hrsg.) (2008), S. 238). Schon früh sieht er motorische Störungen als Ausdruck seelischer Spannungen (vgl. Jung, GW3, 2011 / 1907, §1) und erkennt die Einheit zwischen sensomotorischer Aktivität und archetypischem Muster. Ähnliches kennen wir aus der Tanztherapie: Die körperliche Entwicklung des Neugeborenen wird als grundlegend für die physische und psychische Entwicklung sowie das weitere Leben gesehen: Die Bewegungsentwicklung ist mit seelischer Entwicklung verbunden (vgl. Hartley, 2019). Die Aussage aus der Tanztherapie, dass sich die Verdrängung von Gefühlen auf unsere Haltung niederschlägt, wird auch in der Analytischen Psychologie ähnlich aufgegriffen, indem erkannt wird, dass sich der Komplex wiederum auf den Körper auswirkt und dementsprechend körperlich gespürt wird. Auch im Focusing wird von der „Körperweisheit“ gesprochen, der nachgespürt wird. Diese „Körperweisheit“, die unsere Lebenserfahrungen speichert und immer mehr weiß und ausdrückt, als wir in Worte fassen können, kennen wir aus dem Tanz als Körperintelligenz (vgl. Brooks, 1991). „Der Körper drückt aus, was Worte nicht vermögen“ (Graham, 1992). Denn im Tanz müssen Sie sich nicht zwangsläufig tanzend bewegen, vielmehr geht es darum, dass Sie in Ihren Körper hinein spüren, spüren, ob es Bewegungen gibt, die Sie ausführen möchten, wie sich Ihr Kontakt zum Boden anfühlt etc. Tanz bedeutet vor allem, eine bessere Verbindung zu Ihrem Körper herzustellen. Durch eigene Bewegungen erhalten wir diese besser und direkter, als wenn wir vorgegebene Bewegungen ausführen.
Dass Körper und Seele nicht getrennt betrachtet werden und ihre gegenseitigen Auswirkungen für uns wichtig sein können, kennen wir somit aus allen genannten Ansätzen. Beides ist wichtig und es ist wichtig, beides aufeinander zu beziehen und herauszufinden, wohin uns ein bestimmtes Symptom o. Ä. führen will. In der Analytischen Psychologie wird das Symptom dementsprechend auch als Symbol gesehen, welches wiederum betrachtet und bearbeitet werden kann. Durch die Analytische Psychologie verbinden wir unser Unbewusstes mit unserem (Körper-) Bewusstsein. Dadurch erreichen wir nicht nur ein tieferes Verständnis von uns selbst und unseren (Körper-) Symptomen, sondern können darüber hinaus Blockaden lösen und bisher ungenutzte Potenziale und Ressourcen in unser Leben integrieren. Das geht bspw. über das Malen aus dem Unbewussten. Diese Form des Malens ist eine von I. Riedel und C. Henzler entwickelte Methode und stellt eine Erweiterung der Imagination dar: Im Bild gestalten wir das, was in uns ist, unsere körperliche Wahrnehmung bekommt eine sichtbare Gestalt, die oftmals Symbolisches miteinschließt (vgl. Riedel & Henzler, 2008). Indem wir uns den Farben und unserem Bild offen zuwenden und aus unserem (Körper-) Gefühl heraus malen, ohne bewusst zu steuern, berühren wir auch die unbewusste Ebene. Dadurch kommt es zu einem Austausch zwischen Bewusstsein und Unbewusstem, was unser Körperbild bereichert und erweitert. Es erhält dadurch eine tiefere Bedeutung, unsere Symptome machen plötzlich Sinn und erhalten den ihnen bestimmten Platz. Mit Hilfe von Focusing lernen wir, ein Gespür für unseren Körper zu erlangen und auf seine Botschaften zu hören. Lassen wir uns offen und wertfrei darauf ein, berühren wir damit schon die unbewusste Ebene, welche wir mit Methoden aus der Analytischen Psychologie sichtbar machen können. Unsere daraus entstandenen Bilder / Symbole geben uns Aufschluss über unsere individuellen Körperprozesse und helfen uns zudem, unser Verhalten neu zu verstehen. Dadurch greifen wir auf unsere vergangenen Erfahrungen zurück und legen gleichzeitig die nächsten Schritte für unsere Zukunft bereit. „Die erlebte Wirkung der äußeren Realität und der inneren Wirklichkeit sind untrennbar“ (Renn, 2016, S. 257). Das, was wir im Inneren durch Bilder, Imaginationen etc. schaffen können, können wir auch im äußeren – unserem konkreten Alltag – erreichen.
Auf unserer gemeinsamen Reise in diesem Buch beginnen wir mit dem „Ich“. Das „Ich“ als Konzept ist hier hauptsächlich aus der Analytischen Psychologie entlehnt und die Grundlage für unsere weitere Arbeit. Ein stabiles „Ich“ ist unerlässlich, um in die Tiefe zu gehen und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Danach werden wir uns ausgiebig mit unserer „Inneren Weisheit“ auseinandersetzen, dem Herzstück dieses Buches und der Motor, um unser Leben frei und kreativ zu gestalten.
In „Der Weg“ erläutere ich anhand des Märchens „Allerleirau“, welche Hindernisse und Hürden auftreten, aber auch, welche Lösungsmöglichkeiten sich zeigen können, sobald wir uns auf unseren eigenen Weg machen.
Die „Landkarte“ erstellen wir ganz praktisch, ausführlich und individuell, so dass Sie eine gute Übersicht über Ihre eigene „Innere Landkarte“ haben. Die beiden abschließenden Kapitel „Auf dem Weg bleiben“ und „Anker“ geben hilfreiche Unterstützungen und Transfermöglichkeiten, damit Ihr Prozess auch nach der Lektüre dieses Buches weiter vorangehen kann.
KLEINER HINWEIS FÜR DEN UMGANG MIT DIESEM BUCH:
Alle Übungen wurden sorgfältig ausgewählt, damit Sie sich selbständig auf Ihren Weg machen und auch darauf bleiben können. Dabei kommen Sie in intensiven Kontakt mit sich, Ihrer Geschichte und Ihrem Körper. Gehen Sie also verantwortungsvoll mit allen Übungen um und seien Sie achtsam mit sich. Sollte etwas auftauchen, das Sie verunsichert, ängstigt o. Ä., dann brechen Sie die Übung sofort ab und kommen Sie wieder ganz im Hier und Jetzt an.
Wenn Ihnen bekannt ist, dass es Lücken in Ihrer Erinnerung gibt, Sie traumatische Erfahrungen oder Ähnliches hatten, dann nehmen Sie vorher am besten mit einem professionellen Therapeuten (bzw. einer professionellen Therapeutin) Kontakt auf und klären Sie mit ihm / ihr gemeinsam, ob Sie die Übungen aktuell – allein oder in Begleitung – durchführen wollen oder damit warten, bis Sie sich innerlich stabiler und bereit dafür fühlen. Sprechen Sie mit ihm bzw. ihr darüber, so dass Sie sich sicher und gut begleitet fühlen. Manchmal ist es uns nicht bewusst, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Sollte bei Ihnen unvorbereitet eine traumatisierende Situation auftauchen, dann brechen Sie die Übung ebenfalls sofort ab und kommen Sie wieder im Hier und Jetzt an. Bewegen Sie sich, nehmen Sie bewusste Atemzüge, trinken Sie etwas. Vielleicht hilft es Ihnen, mit jemandem, dem Sie vertrauen oder sogar mit einem Experten / einer Expertin über Ihr Erlebnis zu sprechen.
Wichtig bei allen Übungen ist immer, dass Sie auf sich achten und ehrlich Ihre Stabilität einschätzen: Bin ich bereit, mich mit mir auseinanderzusetzen und dabei ggf. auch dunkle Anteile / Zeiten / Erfahrungen wieder zu erinnern / erleben? Nur, wenn Sie das ehrlich mit „Ja“ beantworten können, sollten Sie sich auf diese Übungen einlassen.
Angst und Zweifel dagegen sind hinderlich auf unserem Weg zu uns selbst. Sollten diese vorherrschen, so nehmen Sie sich vorab die Zeit, um sich mit diesen Ängsten, Zweifeln etc. auseinanderzusetzen. Dadurch haben Sie eine gute Grundlage, um mit ihrer Reise zu beginnen, ohne dass Sie von vornherein von ihnen bekannten Themen blockiert ist.
Jetzt bleibt mir nur, Ihnen viel Freude bei der Lektüre und bei dem Entdecken Ihrer eigenen „Inneren Landkarte“ zu wünschen.
1 Der Felt Sense erfasst und umfasst alles: Kopf und Gefühl (vgl. Renn, 2016, S. 237). Er ist ein umfassendes körperliches Gefühl, das Gesamte, was zu einer Situation / Person etc. in uns als Körpergefühl da ist (vgl. Gendlin, 2016, S. 54f).
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