Die Kartause Ittingen - Felix Ackermann - E-Book

Die Kartause Ittingen E-Book

Felix Ackermann

0,0

Beschreibung

1848 verliessen die letzten Mönche Die Kartause Ittingen. Die über Jahrhunderte hinweg entstandenen Gebäude gingen in den Besitz des Kantons Thurgau und und später an private Eigentümer über, die sie als herrschaftlichen Wohnsitz und Musterbauernhof nutzten. Seit 1977 betreibt die Stiftung Kartause Ittingen die Anlage als Kultur- und Begegnungszentrum, das auch zwei kantonale Museen beherbergt. Der hervorragend erhaltene Gesamtkomplex vermittelt einen lebendigen Einblick in die Geschichte des Ortes und ihrer ehemaligen Bewohner. In den Mönchszellen, Kreuzgärten und der reich ausgestatteten Rokokokirche lässt sich das Selbstverständnis der Kartäuser als Einsiedler in der Gemeinschaft unmittelbar erleben.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 61

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Felix Ackermann

Die Kartause Ittingen

Kanton Thurgau

Einführung

Die Lage

Die Klostermauer

Innerhalb der Mauern

Ausserhalb der Mauern

Geschichte

Vom Adelssitz zum Kloster

Das Augustiner-Chorherrenstift

Ittingen als Kartause

Nach der Klosteraufhebung: Von der Staatsdomäne zum privaten Gutsbetrieb

Die Stiftung Kartause Ittingen und ihre Partner

Räume

Die öffentlich zugänglichen Bereiche der Klosteranlage

Westflügel

Grosser Weinkeller

Südflügel

Ostflügel

Die Klosterkirche

Baugeschichte

Das Chorgestühl

Wand- und Deckengemälde

Stuckdekoration

Altäre

Anhang

Das Südtor zum Klosterareal, bekrönt von einer Statue des heiligen Bruno, des Gründers des Kartäuserordens. Links das Gutsverwalterhaus von 1910, entstanden durch Erweiterung der ehemaligen Klosterschmiede.

Einführung

Die Lage

Die Kartause Ittingen gehört zu den bekanntesten historischen Klosteranlagen in der Schweiz. Bedeutende Teile der 1848 von den Mönchen verlassenen Gebäude sind erhalten geblieben. Seit 1983 ist die Anlage öffentlich zugänglich. Die Stiftung Kartause Ittingen als Besitzerin betreibt auf den umgebenden Flächen Landwirtschaft und führt ein Kultur- und Seminarzentrum sowie ein Restaurant. Der Kanton Thurgau ist für das Ittinger Museum und das ebenfalls in der Kartause domizilierte Kunstmuseum Thurgau verantwortlich.

Die Klosteranlage liegt knapp vier Kilometer nordwestlich der thurgauischen Kantonshauptstadt Frauenfeld entfernt, an der Strasse zwischen den Dörfern Warth und Uesslingen, umgeben von Wald, Landwirtschaftsflächen und Reben. Durch die Hanglage gegen Süden zur Thurebene hin ist die Umgebung für den Weinbau attraktiv: Durch den Wein gelangte die Kartause Ittingen im 17. und 18. Jahrhundert zu bedeutendem Wohlstand. Die intakte, abwechslungsreiche Umgebung trägt zur Attraktivität Ittingens als Ausflugsziel bei.

Die Klostermauer

Klosteranlagen waren meist von Mauern umgeben. Sie boten der darin lebenden Gemeinschaft nicht nur Schutz, sondern hatten auch symbolische Bedeutung: Der Eintritt ins Kloster wurde als ‹Verlassen der Welt› verstanden. Die Mauer wird so zum Symbol der Abgrenzung einer dem Gottesdienst gewidmeten Sphäre gegenüber der Aussenwelt.

Die Mauer der Kartause Ittingen ist vollumfänglich erhalten geblieben. Die Strasse zwischen Warth und Uesslingen führt dicht an der Klostermauer vorbei. Dort befindet sich das Südtor, historisch der wichtigste Zugang zur Anlage. Über seinem Giebel erhebt sich eine Statue des heiligen Bruno, des Gründers des Kartäuserordens.

Rechts des Südtors zeigt sich die Mauer in ihrer ursprünglichen Geschlossenheit, mit nur kleinen, vergitterten Öffnungen. Links dagegen ragt ein grosszügig durchfenstertes Fachwerkhaus über die Mauer hinaus – ein Bau von 1910, der zur Zeit Ittingens als privatem Gutsbetrieb durch Erweiterung der ehemaligen Klosterschmiede entstanden war.

Weitere Tore befinden sich im Osten und im Westen; in fast gerader Linie sind sie heute wie früher durch einen Weg verbunden, der das Klosterareal durchquert.

Luftaufnahme der Kartause Ittingen von Süden.

Innerhalb der Mauern

Das Südtor führt auf den Wirtschaftshof des Klosters, der heute der Angelpunkt des regen Lebens innerhalb der Anlage ist. Rechts erstreckt sich der Mauer entlang das ehemalige Stallgebäude, in dem heute eine Bar, Werkstätten der Stiftung Kartause Ittingen und die Käserei untergebracht sind. Das Gebäude links, die umgebaute ehemalige Klosterschmiede, dient heute als Reception des Hotelbetriebs. Weiter links, der Westseite der Klostermauer entlang, erstreckt sich das mächtige ehemalige Scheunengebäude, in dem sich heute Hotelzimmer, Tagungs- und Seminarräume und der Klosterladen der Stiftung Kartause Ittingen befinden. Nördlich des Wirtschaftshofs steigt das Gelände an. An der Hangkante und teilweise in diese eingetieft ist ein ovales Wasserbecken sichtbar. In den Quellen «Pferdeschwemme» genannt, vereinigte der Wassersammler, verschiedene Zuflüsse und ermöglichte die Weiterleitung auf die Mühlen unterhalb der Strasse, am Abhang gegen die Thurebene. Rechts der Pferdeschwemme ist die abgewinkelte Fassade des Restaurants zu sehen. Sie ist in dieser Form 2008/09 entstanden. Die Gasträume des Restaurants wurden vor das ehemalige Mühlen- und Bäckereigebäude des Klosters gesetzt. Vor dem Restaurant steht ein grosser Brunnen, dessen Säule von einer Figur des heiligen Laurentius überragt wird, des Patrons der Kartause Ittingen. Eine Durchfahrt zwischen Mühle und Stallgebäude wird durch einen Gebäudetrakt in Riegelbauweise auf Ständern überspannt: die ehemalige Kornschütte des Klosters, heute als Saal des Restaurants genutzt.

Die früheste Fotografie der Kartause Ittingen (1870er-Jahre?). Blick vom Wirtschaftshof gegen das Klostergebäude. Rechts das Gebäude mit Bäckerei und Mühle, davor der Laurentiusbrunnen, im Vordergrund die Pferdeschwemme. Der rechte Risalit der Westfassade (links) ist zu sehen im Zustand vor dem Anbau der Loggia.

Ein Teil des ehemaligen Wirtschaftshofs. Mit der Kornschütte (Bildmitte) und den Stallungen (rechts), beide am Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet, links der Anbau des Restaurants (ehemals Mühle und Bäckerei) von 2009.

Zwischen Scheunengebäude und Pferdeschwemme steigt das Gelände an. Links ist das Westtor sichtbar, rechts davon weitere für die Zwecke der Stiftung Kartause Ittingen umgenutzte ehemalige Wirtschaftsgebäude. Nördlich von ihnen, entlang der nordwestlichen Ecke der Klostermauer, erstrecken sich Bauten von 1983 mit weiteren Hotelzimmern und Seminarräumlichkeiten.

Der Weg unterhalb der Mauer zu den Mönchsgärtchen, im Vordergrund zwei Mönchszellen.

Jenseits der Wiese rechts des Weges erhebt sich das eigentliche Klostergebäude mit den Kreuzgängen und der Kirche. Letztere ist hier jedoch hinter der mächtigen Westfassade mit ihren zwei Risaliten verborgen. Das Rundbogenportal dicht am linken Risalit ist heute der Eingang zu den Museen.

Im Süden der Klostergebäude führt ein Weg zum Osttor einer Mauer entlang, auf der ursprünglich die heute verschwundenen Mauern um die individuellen Mönchsgärtchen bei den Zellen aufragten.

Ausserhalb der Mauern

Vor dem Osttor befindet sich ein Weiher, ursprünglich der Speicher für den Betrieb der Klostermühlen. Am Fuss des Weinbergs steht ein kleiner Fachwerkbau, ehemals das Waschhaus des Klosters. Links davon, in etwas Distanz in den Hang gebaut, ist die Fassung der Quelle zu sehen, die seit Jahrhunderten die Anlage mit Frischwasser versorgt.

Die Klosteranlage in einer Federzeichnung von 1719

Einige Ansichten der Kartause Ittingen sind mit Legenden versehen, welche die Funktionen der verschiedenen Gebäude und Gebäudeteile angeben und damit zum Verständnis der Klosteranlage als funktionellem Organismus beitragen. Die älteste Ansicht ist die Zeichnung von 1719. Der wesentliche Unterschied zum heutigen Zustand ist das Fehlen des Westflügels aus den 1720er-Jahren, der die zuvor freistehende Kirchenfassade verbergen sollte. Vergleicht man die Legenden mit jenen der späteren Ansichten, zeigt sich die Kontinuität der Nutzungen. Sie sind hier anhand des Übersichtsplans der Kartause im Zustandes von 1836 erläutert (s. Umschlag innen).

Wie bei der Mehrheit der erhaltenen Ansichten wird die Anlage in Südansicht gezeigt; die Besucher betraten das Klosterareal in der Regel durch das Südtor. Direkt oberhalb des Südtors steht ein grosses Gebäude, das 1844 abgebrochen wurde und auf dessen Fläche sich heute eine Wiese befindet. Es umfasste im Erdgeschoss grosse Räume mit Trotten und im Obergeschoss Zimmer für die Angestellten. Rechts der Mühle ist ein geometrisch angelegter Garten zu sehen: der Küchengarten.

Am grossen Kreuzgang sind die Mönchszellen aufgereiht. Jene im Süden und im Osten sind erhalten geblieben, verschwunden sind jedoch die Anbauten und die die Mönchsgärtchen umschliessenden Mauern.

Federzeichnung der Kartause Ittingen im Zustand von 1719. Die Ansicht ist mit einer ausführlichen Legende versehen, welche die Funktionen der Gebäude angibt. Siehe dazu die Beschriftungen des Übersichtsplans im Unschlag innen.

Das Gebäude vor dem Südtor wurde 1844 durch die staatliche Verwaltung der Klostergüter als Wirtschaft errichtet. Unterhalb sind erhaltene historische Gebäude der ehemaligen Klostermühlen zu sehen, weiter unten, in der Ebene zur Thur hin, stehen die modernen Wirtschaftsgebäude und Stallungen der heutigen Landwirtschaft der Stiftung Kartause Ittingen.

Weitere der heutigen Wirtschaft dienende Gebäude stehen vor dem Westtor, an die Rückseite der grossen Scheune angebaut: Sie umfassen im Erdgeschoss Arbeitsräume und Werkstätten und im Untergeschoss die Weinkellerei.

Geschichte

Vom Adelssitz zum Kloster