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Über das Buch: In "Die KI-Nation" nimmt Fabian Westerheide, einer der führenden KI-Experten Deutschlands, die Leser:innen mit auf eine visionäre Reise durch die Zukunft der künstlichen Intelligenz (KI) in Deutschland und darüber hinaus. Angesichts der rasanten Entwicklungen in den USA und China skizziert Westerheide einen Weg, wie Deutschland nicht nur aufholen, sondern eine führende Rolle in der KI-Revolution und der postfossilen Weltwirtschaft übernehmen kann. Von aktuellen Herausforderungen über ethische Fragen bis hin zu konkreten Handlungsempfehlungen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft – dieses Buch ist ein umfassender Leitfaden für alle, die die Zukunft mitgestalten wollen. Warum dieses Buch lesen? Um ein tiefgreifendes Verständnis für die aktuelle und zukünftige Rolle der KI in unserer Gesellschaft zu entwickeln. Um die Chancen und Risiken der KI-Technologien für Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und Demokratie zu erkunden. Um praktische Ratschläge und Strategien für die Nutzung der KI zum Wohle der Gesellschaft zu erhalten. Für wen ist dieses Buch? "Die KI-Nation" richtet sich an Entscheidungsträger:innen, Unternehmer:innen, Wissenschaftler:innen und Bürger:innen, die verstehen möchten, wie KI unsere Welt verändert und wie wir diese Veränderungen zum Positiven nutzen können. Es ist ein essenzielles Werk für alle, die sich nicht nur für die technologischen Aspekte, sondern auch für die sozialen, ethischen und politischen Implikationen der künstlichen Intelligenz interessieren.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Wer KI beherrscht, beherrschtdieWelt.
KI-ExperteFabianWesterheidepräsentiertinseinemprovokan-tenundaufschlussreichenBuch„DieKI-Nation“eineVisionvonDeutschlandsZukunftimglobalenKI-Wettbewerb.Konfrontiertmit demVormarschderUSAundChinasaufdemGebietderKünstli- chenIntelligenz,zeigtWesterheideauf,wieDeutschlandseine eigene Position stärken und eine führende Rolle in der KI-Welt ein-nehmenkann–unddamitinderpostfossilenWeltwirtschaft.Die- sesBuchbieteteinenumfassendenÜberblicküberdenaktuellen StandderKI,beleuchtetdieRisikenundMöglichkeitenundliefert praktischeRatschlägefüreinenzukunftsorientiertenUmgangmit KI. Ein essenzieller Leitfaden für Entscheidungsträger*innen, Unter- nehmer*innenundBürger*innen,
FABIANWESTERHEIDE
DIE
KI-NATION
ZwischenDystopieundUtopie
Wir schreiben das Jahr 2040: Die Volksrepublik China und dieUSAhabendieabsoluteKontrolleüberKünstlicheIntelligenz
und ihreverbundenenTechnologien. Die beiden Staaten nutzen ihreunangefochteneMacht,umihreDominanzaufderWeltbüh- ne zu festigen und ihre Gegner in die Knie zu zwingen.
Inmitten dieses globalen Kräftemessens findet sich Deutsch- land in einem beängstigenden Rückstand wieder. Einst techno- logischer Vorreiter, ist die deutsche Nation zu einem Schatten ihrer selbst verkommen. Die Wirtschaft liegt in Trümmern, For- schungsinstitutesindverwaistunddasLanddrohtinweitereAb- hängigkeitundUnterwerfungzuversinken.DieBevölkerunglebt in einer düsteren Welt, in der Freiheit und Privatsphäre bedroht sind. Hilflos stehen sie den übermächtigen Entwicklungen in an- deren Teilen der Welt gegenüber.
GefälltdirdiesesSzenario?
FallsdudeinenEinfluss,deinEngagementunddeinWissendafür einsetzen willst, dass es nicht so weit kommt, dann ist dieses Buch genau richtig für dich!
Denn in diesem Buch erhältst du nicht nur einen Überblick über den aktuellen Stand (2024) von Künstlicher Intelligenz und die dominierende Rolle der USA und Chinas. Du erhältst konkrete HandlungsempfehlungenfürPolitik,WirtschaftundGesellschaft, um KI in Deutschland und Europa voranzubringen.
Denn ich glaube: Künstliche Intelligenz (KI) ist die bedeutsamste Technologie unserer Zeit – und wer KI beherrscht, beherrscht die Welt.
Lass uns aktiv dazu beitragen, dass Deutschland auf diesem Markt nicht nur mitspielt, sondern eigene Regeln schafft, die zu uns und unserem freiheitlichen Leben passen. Wenn du Künst- liche Intelligenz für
Erstausgabe
DieKI-Nation
Veröffentlicht15.Mai2024
1.Auflage
Copyright©2024AIforHumansGmbH Mühlenstraße 8a, 14167 Berlin
© Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Werkes darf ohne vorherige schriftliche Genehmigung der AI for Humans GmbH in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Dies schließt Verfahren wie Digitalisierung, Data Mining und die Verwendung durch KI-Systeme ein.
ISBN: 978-3-9826258-2-9
Autor: Fabian Westerheide Autorenbegleitung: Dr.
Fürdich,liebeLeser*in,habeichdiesesBuchgeschrieben: Mögen wir unsere gemeinsame Zukunft aktiv gestalten.
*Gemeint
WerKIbeherrscht,beherrschtdieWelt.
Seit einem Jahrzehnt predige ich diese Worte. Anfangs musste ich über Künstliche Intelligenz aufklären. Spätestens seit ChatGPT weiß jeder, dass KIs real und (all-)gegenwärtig sind.
Inzwischen habe ich dem Thema „Künstliche Intelligenz in Deutschland und Europa“ über 25.000 Stunden Lebenszeit ge- widmet. Zusammen mit meiner Frau lade ich seit 2016 die füh- rendenKöpfeausPolitik,Gesellschaft,ForschungundWirtschaft zur Rise of AI Konferenz (www.riseof.ai)ein.
Ich hatte die Möglichkeit, verschiedene Regierungen, staatliche Behörden,Unternehmen,Stiftungen,Universitätenundauchdie breite Öffentlichkeit über den Fortschritt Künstlicher Intelligen- zen aufzuklären.
Parallel habe ich mit eigenem Kapital in ausgewählte KI-Unter- nehmen investiert und eigene KI-Unternehmen mitgegründet.
Denn es ist mein Wunsch und meine Vision, dass Deutschland über ein starkes KI-Ökosystem verfügt, das sicher, vertrauens- würdig und zukunftsfähig ist.
Aus diesem Grund ist auch„Die KI-Nation“
Doch dieses Buch ist nicht nurdas Resultat meinereigenen Be- obachtungen und Erfahrung, sondern auch Ergebnis tausender GesprächemitklugenMenschen,unzähligerArtikelundPodcasts sowie der Erkenntnisse aus dutzenden Büchern und unendlich viel Denkarbeit.
„Die KI-Nation“wird deine Perspektive auf KI erweitern und dir ein Grundverständnis davon vermitteln, wie KI uns bei der Lö- sung zahlreicher gesellschaftlicher Probleme unterstützen kann.
Du erfährst außerdem, woher der Aufschwung der Künstlichen Intelligenz kommt, wer derzeit die Macht über sie hat, wo Deutschland imVergleich zu den KI-Großmächten steht,welche Folgen die technischen Entwicklungen mit sich bringen undwel- chenEinflussKIaufdieBereicheArbeit,Bildung,Gesundheitund Demokratie hat.
Im letzten Teil gebe ich dir zudem konkrete Handlungsempfeh- lungen mit auf denWeg, mit denenwirDeutschland gemeinsam zur KI-Nation machen und unseren Wohlstand erhalten können.
Ichwünsche dir
Wir leben im Erdzeitalter des Anthropozän. Das bedeutet, dassderMenschzueinemgroßenEinflussfaktoraufatmo-
sphärische,biologischeundgeologischeProzessegeworden ist–dieWeltisteineanderealssieesohneunsMenschen wäre.
Erstvorwenigen hundert Jahren habenwirdamit begonnen, die Welt nach unseren Maßstäben zu formen. Die Veränderungen sindradikal:WirnehmenEinflussaufdieUmweltundaufdasKli- ma, bringen Jahrtausende alte Meeresströmungen ins Wanken, verbreitenMikroplastikbisandieunwahrscheinlichstenOrteund selbst das Weltall ist vor unserem Schrott nicht sicher.
Gleichzeitig tragen wir in einem nie dagewesenen Ausmaß die Konsequenzen für unser Handeln: Wir erleben eine Zeit derPoly- krisen,inderKriegeundKonflikte,Vertreibung,Flucht,Pande- mien und Naturkatastrophen an der Tagesordnung sind.
Derzeit setzt jedoch ein Umdenken ein. Wir besinnen uns zu- rück auf lokale Produktion: Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte langhabenwirdenHandelundunsereLebensweltstetigausge- dehnt, sie globalisiert. Die Welt wurde immer kleiner und wuchs mehrund mehrzusammen.Alles wurde immerschneller
Diese Konsumfreudigkeit bekam 2020 durch die Corona-Pande- mieeinenernstenDämpfer:Lieferengpässesindseitdemander Tagesordnung. Wir erleben, was es bedeutet, Abhängigkeiten und Lieferketten geschaffen zu haben, die zu kritischen Versor- gungsengpässen führen können.
Das erste Mal seit Jahrzehnten spürenwirauch hierin Deutsch- land, was es bedeutet, wenn nicht alles permanent und sofort verfügbarist.DieLockdownsundauchdiewirtschaftlichenNach- wirkungen von Corona haben dazu geführt, dass wir uns wie-der mehr in Geduldüben müssen. Es bedarf einer vorausschau- enden Planung, damit alles verfügbar ist. Egal, ob es sich um Microchips, Baumaterialien, lebenswichtige Medikamente oder Toilettenpapier handelt.
Gerade bei den Themen „Energie“, „Rohstoffe“ oder „Produk- tionsstätten“habenviele Menschen immerhäufigerdenWunsch nach weniger „global“ und mehr „lokal“.
WirstellenunszudemFragen,dienichtnurpraktischerundwirt- schaftlicher Natur sind, sondern auch ethischer: Ist es richtig, dassichT-ShirtsoderTurnschuhetrage,dievonunterbezahlten Menschen in Bangladesch zusammengenäht oder in Indien un- ter fragwürdigen Bedingungen produziert wurden? Ist es richtig, dass ich Krabben esse, die in unserer Region gefangen, im An- schlusszumPulennachChinaverschifftwurden,nurumdanach bei uns verkauft zu werden?
UnsereexpandierendeWeltlegtalsogeradeeinePauseein.Sie scheintsichnichtsicherzusein,inwelcheRichtungsiesichwei- terentwickeln soll.
Wirstehenzusätzlich
sowie dem sechsten Massensterben der Biodiversität gegen- über. Diese Herausforderungen potenzieren sich wie ein gigan- tischerTsunami.Langsambemerkenwir,dasswirunsnichtmehr sicher sind, ob wir die Entwicklungen aufhalten können. Beson- dersinDeutschlandsetzenwirunsmitdemThemaEnergiewen- de auseinander. Trotz aller Bemühungen sehen die nachfolgen- den Generationen ihre Zukunft real bedroht und machen durch immer radikalere Proteste darauf aufmerksam.
Dochnichtnurdas.ZwischendenUSAundChinabildensichim- mer tiefere Gräben. Russland hat sich mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine vomWestenisoliert und gleichzeitig das alte Prinzip der Blockbildung auf die Probe gestellt.
Darüber hinaus kommt es durch die Deglobalisierung, den Tur- bokapitalismus, durch Kriege, Konflikte und Unruhen zu großen FluchtbewegungenaufderganzenWelt.DieErderwärmung befeuert diese Entwicklung zusätzlich. Denn wenn die globalen Temperaturen weiter steigen, werden ganze Landstriche unbe- wohnbarwerden. Bereits heute wird invielen Ländern das Was- serknapp. Die Pegelvon Seen und Flüssen sinken in den Som- mermonatenrapideodersietrocknenvollkommenaus.AlsFolge der Wasserknappheit ist der Anbau von Nahrungsmitteln nicht mehrodernurnoch sehreingeschränkt möglich. Es kommt zum Kampf um die Ressourcen. Was tun Menschen, wenn sie hungern und Durst haben? Sie versuchen zu überleben und flüchten.
Unsere Welt wird immer komplexer und bringt jeden Tag neue Probleme und Herausforderungen mit sich. Kein Wunder, dass wirunsoftmalsüberfordertfühlen.DieFinanzkrise,dieEurokrise undauchdieCorona-Krisehabenunswirtschaftlichgetroffenund ihre Spuren hinterlassen. Unternehmen sahen sich gezwungen, Mitarbeiter*innenzuentlassenundBudgetszu
damit verbundene Unsicherheit sank das Investitionsvolumen. Wer in eine unsichere finanzielle Zukunft blickt, scheut unnöti- gen Konsum und Investitionen.
DieseSpannungenbeeinflussenunsundunserealltäglichenEnt- scheidungenbisheute.Fragen,diewirzuvorklarmit„ja“beant- wortethätten,beantwortenwirmöglicherweisemiteinem„lieber nicht“oder„nein“.SollichmeinErspartesinAktienanlegen?Ist meinJob,meineBranchesicher?KönnenwirunsdasneueAuto nochleisten?DieseUnsicherheitistallgegenwärtig.Zumersten Mal seitlangerZeitspürenwir,dassunserWohlstandinGefahrist.
Und auf all das obendrauf kommt noch die Technologisierung und Digitalisierung unserer Lebenswelten, die vielleicht auch eine Ursache für die vielen Krisen ist.
In der Biotechnologie gelingen gigantische Fortschritte, längst arbeiten wir daran, das Altern aufzuhalten und das Sterben zu bekämpfen. Die Menschen werden immer älter und bleiben im- mer länger gesund. In 30 Jahren sind wir vielleicht sogar in der Lage,denAlterungsprozessumzukehrenodergänzlichaufzuhal- ten.InderMaterialforschungentstehentäglichneueStoffe,die unserenAlltag beeinflussen und dieArt,wiewirDinge benutzen.
Unternehmen und Forscher*innen ist es gelungen Quanten- computerzubauen.DassindextremleistungsstarkeRechner, die Quantenmechanik nutzen, um komplexe Berechnungen durchzuführen,diefürherkömmlicheComputersehrzeitaufwän- dig oder sogar unmöglich wären.
KI ist die Technologie, die uns in ein goldenes Zeitalter führen kann. Sie ist die bedeutsamste Technologie unserer Zeit und gleichzeitig die Technologie, die alles dominieren und beherr- schen wird.
DochKIbirgtauchenormeRisikenundkönntedurchMissbrauch oder falsche Verwendung zu einem Risiko für das menschliche Zusammenleben werden.
Fallen die Worte „Bedrohung“ und „KI“ in einem Satz, denken viele sofort an die allesvernichtende Künstliche Intelligenz„Sky- net“ aus den Terminator-Filmen oder an den Supercomputer HAL9000,derinStanleyKubricks„2001:OdysseeimWeltraum“ versucht, die Besatzung eines Raumschiffs zu eliminieren.
Ich denke bei KI vielmehr an Wall-E, Pixars neugierigen und lie- benswerten Roboter, der sich im Animationsfilm aufmacht, die Zukunft derMenschheit zu retten. OderanAva, die weibliche KI aus dem preisgekrönten Film „Ex Machina“.
Science-Fiction oder Zukunftsmusik? Unserem Gehirn kommen dieseüberspitztenFormenKünstlicherIntelligenzsehrentgegen. Vielleicht ist es Romantik,vielleicht dieTatsache, dass wirMen- schenMusterundBilderbrauchen,umDingeeinzuordnen.Des- halbgebenwirKIsgerneinGesicht.WirgebenihnenNamen,ein Geschlecht und schreiben vielleicht sogar „bitte“, wenn wir bei ChatGPTeinenBefehleingeben.Manchevonunsbedankensich bei Alexa, wenn sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Google Maps weiß, wohin ich fahre, bevor ich es eintippe und merktsich,woichmein Autogeparkthabe.DieSystemesind inderLage,DateninEchtzeitgrafischsodarzustellen,dassihre Nutzung für uns sehr komfortabel und intuitiv ist. Wir hinterfra- gen nicht mehr, woher die Daten kommen. Im Alltag helfen uns dieVorgänger-KIsvonChatGPTdabei,Einkaufslistenzuerstellen oderunserZimmerlichtoderunsereWaschmaschinezusteuern. DieseAlltags-KIs demonstrieren durch ihre eingeschränkten Fä- higkeiten und Verständnisprobleme, dass wir heute noch weit von sog. AGIs (Artificial Generell Intelligence) entfernt sind. Diese wären in der Lage, selbständig zu denken und Lösungen umzusetzen. Sie wären intelligenter als der Mensch.
Gleichzeitig findet die Entwicklung von KI-Systemen so schnell statt, dass es schwerfällt Schritt zu halten. Alles, was passiert, passiert jetzt noch schneller. Netflixbrauchte zehn Jahre, um hundertMillionenNutzerzubekommen.Facebookhatvierein- halb Jahre dafür gebraucht. TikTokist eine schnellwachsende App, die erst in China erfolgreich wurde und dann in die Welt hinaus ging und nur neun Monate brauchte, um die hundert Mil- lionenzuknacken.UndOpenAIsChatGPThat nurzweiMonate dafür gebraucht.
JedenTag kommen neue KI-Lösungen auf den Markt. Gleichzeitig probierenMenschendieneuenToolsheutevielschnelleraus.Es braucht nicht mehrzehn Jahre, um ein neues Produkt am Markt zuetablieren.JenachProduktdauertesnurnochwenigeMona- te, Wochen oderTage, bis sich eine KI-Lösung durchsetzt.
Wir spüren diese Beschleunigung auch in unserem Alltag. Vie-le Menschen fühlen sich überfordert und suchen bewusst nach EntschleunigungundBalanceimstressigenAlltag.JedenTagbe- rührenwirimSchnitt 2.500-mal unser
Errungenschaften haben, neben vielen positiven Eigenschaften, zweifellosihreSchattenseiten.NeueAbhängigkeitensindentstan- den und dievirtuellen Möglichkeiten fördern nicht immernurdas Positive zutage. Die vermeintliche Anonymität im Netz verleitet dazu, Hemmungen fallen zu lassen,„fremde“Menschen persön- lichanzugreifen,zubeleidigen,falscheInformationenzuverbrei- ten(Fake-News)odersogarsystematischesMobbingzubetreiben (Cybermobbing). Gleichzeitig sind dank der digitalen Netzwerke mehrKreativität,Mitgefühl,GemeinschaftundEmpathiemöglich. DieAnzahlderMöglichkeitenisteinerseitsberauschendundande- rerseitsüberforderndundbeängstigend.Esistanuns,dievirtuel- len Welten zu einem sicheren Raum für alle zu machen.
Manche Algorithmen sind auf den ersten Blick nicht als solche erkennbar,sodasswirsieals „nichtbedrohlich“ einstufen.Da- bei beeinflussen sie zum Teil massiv unseren Alltag und unsere Entscheidungen. Sie zeigen uns die vermeintlich preiswertesten Angebote, den besten Fahrtweg oder den günstigsten Flugpreis. Anhand unserer Profilinformationen sind sie in der Lage, durch angezeigte Inhalte unser Wahlverhalten zu beeinflussen, ohnedass wir diese überhaupt Künstlicher Intelligenz zuordnen. Auf sozialen Plattformen, wie Facebook, X (vormals Twitter), Insta- gram und TikTok entscheiden Algorithmen, was wir wann zu le- senbekommenundbeeinflussenso,waswirkaufenoderwen wiramEndewählen.GleichzeitigwärendiesozialenMedien ohne KI-Algorithmen überhaupt nicht so groß geworden. Der Reiz ihrer Nutzung liegt im versteckten Belohnungssystem. Menschen lieben Likes, Shares oder Kommentare von anderen. Ein Beloh- nungssystem, das sich gegenseitig befruchtet und – dank Algo- rithmen – die Vorlieben des Einzelnen versteht und entsprechen-de Inhalte anzeigt, um den Nutzer am Ball zu halten. Vom Nutzer unbemerkt geben die Algorithmen mit einer beeindruckenden Treffsicherheitvor,wasichjetztgeradesehenmöchte.Sieschaf-
fen es, mich so lang wie möglich aktiv zu halten. Ihr Ziel dabei ist, dass ich immerweitergucke, klicke, like. Noch einVideo an- schaue und sogar selbst Content produziere, der dann wiederfürandere die Bildschirmzeitverlängert. Und sei es nurein Foto meines morgendlichen Cappuccinos. Die Konditionierung und der Belohnungseffekt durch das System sind vergleichbar mit dem Pawlowschen Hund. Jede Interaktion mit meinen Inhalten löst einen Dopamin-Kick im Belohnungssystem aus. Belohnung ist etwas Tolles, wovon ich mehr möchte, also interagiere ich weiter. Das menschliche Belohnungssystem zu triggern und die Nutzer somit in der Aktion zu halten, scheint unternehmerisch brillant,lassensichdamitdochMilliardenDollardurchWerbeein- nahmenverdienen.DennochwirdvielüberdieVor-undNachtei- le des Konsums sozialer Medien und die damit einhergehenden Auswirkungen auf die Gesundheit diskutiert.
Wie du siehst, ist KI ein Überbegriff füreine komplexeTech- nologiemitweitreichendemEinflussaufvieleBereiche unseres Lebens. KIwirdinZukunftdievirtuellemitderana- logen Welt vernetzen: Neue, virtuelle Welten erschaffen, unsere Ernährungsichern,unsereBedürfnisseundunsereSehnsüchte nachGemeinschaftbefriedigen.Allesistundwirddigitaler.Un- sere Welt wird in Zukunft noch viel mehr vonVirtual-, Mixed-und Augmented-Reality-Anwendungen durchdrungen sein. In 30Jahrenbewegenwirunsvermutlichfließendvondereinenin dieandereRealität.Wersichdementziehenmöchte,schafftdas nurnochabseitsjeglicherTechnologie–inderNatur.
Denneines ist klar: KIistTeilunseresAlltagsundwirdnicht wiederverschwinden,nurweilwirsieignorieren.Deswegen isteswichtig,zubegreifen,welcheAuswirkungenderAufstiegder Maschinen hat.
Doch die wenigsten von uns haben Zeit, sich jedenTag intensiv mit den zahlreichen Themen rund um KI und Digitalisierung zu befassen. Es ist schier unmöglich nebenbei im Alltag all die Bü- cheroderBlogbeiträgezulesen,Podcastszuhörenoderdarüber zu diskutieren.
Dafür habe ich dieses Buch geschrieben! Es gibt dir einen um- fassenden Status quo über alle relevanten Themen im Kontext von KI:
•WasistpassiertundwohinbewegtsichdasGanze?
Die Lösungen, die ich in diesem Buch entwickelt habe, sind klar undgleichzeitigeinegroßeHerausforderung:AnpassungundRe- silienz. Anpassung an eine Welt, die sich stetig schneller dreht, immer krisenanfälliger ist und in der immer radikalere Dinge passieren, die von heute auf morgen unser Leben auf den Kopf stellen. Wie geht es dir damit? Welche Lösungen wünschst du dir?
Ich glaube, wir müssen lernen, uns anzupassen – und zwar im-mer schneller.
Gleichzeitig müssen wir (gesellschaftliche) Systeme entwi-ckeln, die uns widerstandsfähiger, resilienter machen. In einer Welt, in der Wetterextreme eher die Regel als die Ausnahme sind,müssenwirunsereWälderstabiler
gen negative Einflüsse machen – weg von Monokultur, hin zum natürlichen Gleichgewicht. Ein lebendiges und ganzheitliches Ökosystem. Angepasst an die extremen Wetterbedingungen,damit unsere Bäume besser mit Trockenheit, Dürre, Feuer und Stürmen klarkommen und auch sintflutartige Regenbrüche er- tragen.
Anpassungs-undwiderstandsfähigeSystemebrauchenwirauch fürunsere Gesellschaft, unseren Staat, unsere Institutionen und unsere Familien. Die Welt hat sich gedreht und wir müssen uns an das 21. Jahrhundert, seinTempo und seine Herausforderungen anpassen und lernen, mit den neuen Bedingungen undTechno- logien umzugehen, um Schritt halten zu können.
Gleichzeitig fragen wir uns, wie wir unsere Privatsphäre in einer komplett digitalisierten, transparenten Welt schützen können. DennKIkanngroßenEinflussaufunsereFreiheithaben.Wirse- henimVergleichderunterschiedlichenGesellschaftsformen,wie unterschiedlich KI eingesetzt wird, um Freiheit zu ermöglichen oder einzuschränken. In diesem Buch geht es deshalb auch da- rum:
•WerhatdieMachtunddieKontrolleüberdieKI- Technologie?SindesNationen?SindesUnternehmen? Sind es Gesellschaften?
•WerkontrolliertKIunddadurchseineKund*innen,
seineNutzer*innen,ganzeIndustrienodersogardie Menschheit?
•WostehenDeutschlandundEuropaindiesemweltweiten
WettkampfderSysteme?
Außerdem gehe ich in diesem Buch auch darauf ein, dass KI im- merauchunsereKulturrepräsentiert–oderandere.Künstliche
IntelligenzisteinemoralischedigitaleMaschine,dieanhandvon Daten entscheidet,waswirsehen,waswirlesen,waswirhören, was wir essen wollen. KI kann auch aktiv Einfluss auf unser Le- ben nehmen. Diese Maschinen beeinflussen Karrieren. Sie ent- scheiden darüber, welche Bildungswege Leute einschlagen. Sie entscheiden darüber, wer länger leben kann und wer nicht. Sie entscheidenauchdarüber,welcheSprachewirsprechen,welche Kultur wir leben, was richtig oder falsch ist.
KünstlicheIntelligenzisthäufigdasEbenbildderGesellschaft,in der sie erschaffen wurde. Programmierer„trainieren“ die KI mit Datenundstellenihrsomiteinbestimmtes,vordefiniertesWissen zur Verfügung, anhand dessen die Maschine ihre Entscheidungen trifft und ihreAuswahl tätigt. Jede Künstliche Intelligenz ist somit zumTeil–zumindestzuBeginn–einEbenbildderanalogenWelt, auf deren Daten ihr„Wissen“basiert. Erst im Laufe der Zeit und abhängig vom Einsatzgebiet lernt die Maschine, neue Daten zu erstellen oder zu sammeln, um eigenständige Entscheidungen zutreffen.IndieserPhaseistesessenziellwichtig,dieErgebnis- sederMaschinezukorrigieren,umunerwünschteErgebnissezu vermeiden und sicherzustellen, dass die Ergebnisse niemanden diskriminieren, ausschließen oder benachteiligen.
In den folgenden Kapiteln werde ich detaillierter auf die damit verbundenen Fragestellungen eingehen:
•WelchenEinflusshatKIaufUnternehmenundaufdie Zukunft der Arbeit?
•WelchenEinfluss hatKI auf Bildungund Gesundheit?
•WelcheRegeln,GesetzgebungenundNormenbrauchtes, umKünstlicheIntelligenzsicherundvertrauenswürdigzu machen?
Zum Abschluss werde ich auf mögliche Szenarien eingehen und aufzeigen,wie die Zukunft aussehen könnte,wenn die USAbei- spielsweise weiter den KI-Markt dominieren.
Natürlichwerdeichauchbeleuchten,waspassierenkönnte, wenn alle Bemühungen scheitern und wir alle wieder in den Wald ziehen müssen.
UmKIzuverstehenundzuregulieren,müssenwirunszunächst mit ihrer Entwicklung befassen und unsere eigenen Bilder und Vorurteile auf den Prüfstand stellen.
StelldirfolgendeSzenevor:
Majestätisch thront „Maria“ auf einer erhöhten Plattform in der unterirdischenKathedrale.DasKerzenlichtwirftSchattenaufihrGe- sichtunddieLuftisterfülltvonSpannungundErwartung.Zahlreiche Arbeiterhaben sichversammelt, um gebannt ihrerhypnotischen Redezu lauschen. DerSuperroboter„Maria“beherrscht die Kunst derÜberzeugung. Mit jederGeste und mit jedemWort unterstreicht dieMaschinedieDringlichkeitihrerBotschaft,bissieihrZielerreicht.
Es ist eine der Schlüsselszenen aus dem Film „Metropolis“, mitdemunsRegisseurFritzLangbereits1927einebeängstigen- de und zugleich faszinierende und hoffnungsvolle Darstellung Künstlicher Intelligenz bescherte. Die dystopische Vision zeigt manipulierende Superroboter genauso wie Maschinen, die uns Arbeit abnehmen und Zeit schenken können. Sie verweist auf die ungleiche Verteilung von Wohlstand und Macht und gleichzeitigauf die Vor- und Nachteile der Technologisierung der Arbeit. Die-se Herausforderungen sind also nicht neu und aus meiner Sichtnur eine weitere Welle, die mit technologischem Fortschritt nor- malerweise einher geht. Schon 1927 sprach die damalige Gesell- schaft über den Einfluss von KI – lange bevor überhaupt der erste Computerexistierte.Wie
in Zukunft überdie technologischen Fortschritte und ihre Folgen sprechen, damit wir die neuen Herausforderungen, die damit einhergehen, zum Wohle aller lösen können.
„Z3“und„Colossus“
Der Zweite Weltkrieg war eine Katastrophe und bedeutete den Tod für Millionen von Menschen. Gleichzeitig vollzog sich in seinem Schatten ein Quantensprung für die Computerisierung, dennwährendüberallallesinSchuttundAschegebombtwurde, entwickelten Ingenieure in geheimen Forschungslabors Maschi- nen mit bahnbrechenden Rechenleistungen, um ihren Nationen strategische Kriegsvorteile zu sichern.
Bis1941entwickeltederdeutscheIngenieurKonradZusedenZ3 („Zuse-Computer“) und fertigte damit einen der ersten funkti- onsfähigen,programmierbarenRechnerderWelt.DerZ3warein elektromechanischer Computer. Er verwendete Lochkarten als Ein-undAusgabemedienundhatteeineRechengeschwindigkeit von etwa einer Addition oder Multiplikation pro Sekunde. Obwohl der Z3 zu seiner Zeit revolutionär war, blieb seine Be- deutung aufgrund des Zweiten Weltkriegs und der begrenzten Ressourcen, die für seine Entwicklung und den Betrieb zur Ver- fügung standen, relativgering. Dennoch gilt derZ3 als einerder VorläufermodernerComputerundlegtedieGrundlagefürweite- re Entwicklungen im Bereich der Rechenmaschinen.
EtwazurselbenZeitentschlüsselteAlanTuringmitseinemTeam die Codes der Enigma. Mit unermüdlicher Begeisterung entwi- ckelten sie eine bahnbrechende Maschine namens „Colossus“, dieinderLagewar,dievondendeutschen
schlüsselten Funksignale zu decodieren. Die Entschlüsselung der Enigma hatte dramatische Auswirkungen auf den Kriegsverlauf. Den Alliierten gelang es dadurch, die verschlüsselte Kommuni- kationderDeutschenabzufangenundzuverstehen,waszuent- scheidendenstrategischenVorteilenführte.Dietechnologischen FortschrittevonTuring und seinemTeam legten den Grundstein für die moderne Computertechnologie und das digitale Zeitalter. Turing gilt als einer der Begründer der theoretischen Informatik und der künstlichen Intelligenz.
DiezweiteStufederEntwicklungbegann,alswirdenphysi-schen Maschinen das Denken beibrachten. In den folgenden JahrzehntenübernahmenComputerundMaschinenimmer mehrAufgabenfürunsundwirbrachtenihnenbei,andere Maschinenfürunszusteuern.Heute fliegen diese Maschinen unsere Flugzeuge, sie zahlen uns Bargeld aus, überprüfen unsere Parkscheine, steuern unsere Züge und den Verkehr. Sie ziehen Steuern ein, buchen Flugtickets, versenden Waren für uns und verwalten unser Kapital.
Doch egal, was wir ihnen bisher beigebracht hatten, wir waren immer schlauer gewesen.
„DeepBlue“
Bis 1996, als deramtierende SchachweltmeisterGarri Kasparov gegenden IBM Computer„Deep Blue“antrat. Deep Bluewarein großer und extrem kostspieliger Computer, der zuvor jahrelang mitDatenausSchachpartientrainiertwordenwar.Damalskonn- ten sich nur Großkonzerne KI-Entwicklung und -Forschung auf diesem Niveau leisten.