Die Kraft des Drachen - Marc Gassert - E-Book

Die Kraft des Drachen E-Book

Marc Gassert

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  • Herausgeber: Ariston
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Innere Stärke ist die Summe aus Mut und Weisheit

Möchten Sie Ihre Widerstandsfähigkeit, Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Belastbarkeit verbessern? Dann wird dieses Buch Ihre Wünsche erfüllen. Denn es zeigt Ihnen, wo Ihre innere Stärke liegt und wie Sie sie bewusst trainieren und aktivieren.

Die Shaolin-Mönche beschreiben die innere Stärke als Die Kraft des Drachen. Er gilt als Urahn des Menschen. Sein angeborener Mut, seine Hartnäckigkeit und seine Intelligenz machen ihn enthusiastisch und selbstsicher. Dieser Drache steckt in jedem von uns.

Marc Gassert, selbst ausgebildet in der Kampfkunst der Shaolin, verknüpft ihre Weisheit mit den Erkenntnissen der westlichen Welt aus den Bereichen Philosophie, Soziologie und Psychologie. Sie werden von ihm lernen, sich Konfuzius gemäß zu veredeln, den steigenden Anforderungen einer immer komplexeren Welt gewachsen zu sein, persönliche Angriffe an sich abprallen zu lassen und selbst unter hohem Druck leistungsfähig zu bleiben. Mit der Kraft des Drachen erreichen Sie eine Haltung, die Sie von anderen unterscheidet: Gelassenheit. Wollen Sie Ihre innere Kraft stärken oder andere dabei unterstützen, kommen Sie an diesem Buch nicht vorbei.

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Seitenzahl: 322

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Zum Buch:

Innere Stärke ist die Summe aus Mut und Weisheit

Möchten Sie Ihre Widerstandsfähigkeit, Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Belastbarkeit verbessern? Dann wird dieses Buch Ihre Wünsche erfüllen. Denn es zeigt Ihnen, wo Ihre innere Stärke liegt und wie Sie sie bewusst trainieren und aktivieren.

Die Shaolin-Mönche beschreiben die innere Stärke als die Kraft des Drachens. Er gilt als Urahn des Menschen. Sein angeborener Mut, seine Hartnäckigkeit und seine Intelligenz machen ihn enthusiastisch und selbstsicher. Dieser Drache steckt in jedem von uns.

Marc Gassert, selbst ausgebildet in der Kampfkunst der Shaolin, verknüpft ihre Weisheit mit den Erkenntnissen der westlichen Welt aus den Bereichen Philosophie, Soziologie und Psychologie. Sie werden von ihm lernen, sich Konfuzius gemäß zu veredeln, den steigenden Anforderungen einer immer komplexeren Welt gewachsen zu sein, persönliche Angriffe an sich abprallen zu lassen und selbst unter hohem Druck leistungsfähig zu bleiben. Mit der Kraft des Drachens erreichen Sie eine Haltung, die Sie von anderen unterscheidet: Gelassenheit. Wollen Sie Ihre innere Kraft stärken oder andere dabei unterstützen, kommen Sie an diesem Buch nicht vorbei.

Zum Autor:

Marc Gassert verbrachte einen Großteil seines Lebens in unterschiedlichen Kulturen auf verschiedenen Kontinenten und erlernte bei namhaften Großmeistern die asiatische Kampfkunst. In München studierte er Kommunikationswissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, in Tokio Japanologie. Als Vortragsredner bietet Marc Gassert den Wissenstransfer zwischen fernöstlicher und westlicher Kultur. Mit seinen interaktiven Vorträgen Disziplin: Nicht das Anfangen wird belohnt, sondern das Durchhalten und Balance: Damit alles im Gleichgewicht bleibt, muss einiges verändert werden ist er regelmäßiger Gast auf den Top-Events internationaler Unternehmen. Marc Gassert lebt in München.

Marc Gassert

Die Kraft des Drachen

Mit der Shaolin-Methode zu Mut und innerer Stärke

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

© 2022 Ariston Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Alle Rechte vorbehalten

Redaktion: Desirée Šimeg, Stadtbergen

Umschlaggestaltung: Christine Hartig,

unter Verwendung eines Fotos von © Rainer Spitzenberger

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-29057-3V001

Inhalt

Die nächste Reise beginnt

1 Von dem, der auszog, um innere Stärke zu finden

Die Einheit von Körper, Geist und Seele

Die Deutung der Weltordnung

Das Prinzip der Dualität

Die edelste Art des Handelns

Die Suche nach den »richtigen« Fragen

2 Das Fundament der inneren Stärke – die innere Haltung

Der inneren Haltung auf der Spur

Auf der Suche nach dem wahren Selbst

Im Einklang mit dem Dao

Das Herz des Drachen

Die Intuition

Die Macht der Liebe

Die Kraft von Zielen

3 Die sieben Säulen der inneren Stärke – der SHAOLIN-Faktor

Die unbewusste Verbindung mit dem inneren Drachen

Selbstbewusstsein

Handlungsfähigkeit

Analysekompetenz

Optimismus

Lösungsstärke

Intrinsis

Netzwerknutzung

4 Gegner und Verbündete des Drachen

Sparringspartner Stress

Sparringspartner Sorgen

Sparringspartner Angst

Sparringspartner Scham und Schuld

5 Der Weckruf des Drachen

Von Heldentum und Heldenmut

Mut und Tapferkeit

Lebensmut – der Blick auf das Leben

6 Wege zu mehr Mut

Herz, Bauch und Kopf

Beseelte Objekte und Glaubenssätze

Mut durch Drachenfeuer

Training für den Mut-Muskel

Nur eine Schüssel voll Reis

Dank

Anmerkungen und Quellen

Über den Autor

Dies ist ein Buch für alle Menschen, die leichter, resilienter und mutiger durchs Leben gehen möchten.

Gewidmet allen Meistern der Kampfkunst sowie meinen Kindern. Sie lehren mich auf unterschiedliche Weise.

Yǐnshuǐsīyuán

Wenn du Wasser trinkst, denk an die Quelle.

Die nächste Reise beginnt

Dies ist ein Werk, von dem ich nicht ahnte, dass ich es jemals schreiben würde. Nach meiner Erstveröffentlichung Alles ist schwer, bevor es leicht wird. Mit dem Wissen der Shaolin zu mehr Disziplin und Willenskraft dachte ich, ich hätte nichts mehr zu sagen, ich hätte alles niedergeschrieben über die Shaolin und meine Erfahrungen aus der Kampfkunst und darüber, welch wunderbare Tugend die Selbstdisziplin ist – ein Werkzeug zur Zielerreichung und ein Weg zur Selbstliebe.

Mit zwei Dingen hatte ich nicht gerechnet. Erstens, dass so unglaublich viele Menschen das Buch nicht nur lesen, sondern auch mit mir darüber korrespondieren und mich damit bereichern würden. Zweitens, dass es mir gelingen würde, durch viele Vorträge und Führungskräfteseminare in den vergangenen Jahren mein vorhandenes Wissen umfassend zu reflektieren und neues Wissen hinzuzugewinnen. Ich trage große Dankbarkeit in mir. Zudem habe ich die Zeit genutzt, um meine Kung-Fu-Kenntnisse weiter zu vertiefen und reifen zu lassen. Nein, ich bin noch immer kein Meister, aber ich habe viele Meister kennengelernt und durfte an deren Wissen teilhaben – und das möchte ich an Sie weitergeben. So gehört es sich, wie es im Chinesischen formuliert ist: Yǐnshuǐsīyuán – »Wenn du Wasser trinkst, denk an die Quelle«. Daher beginnt nun unsere nächste gemeinsame Reise, diesmal zur inneren Stärke. Und auch sie geht mit vielen Fragen einher:

Was macht innere Stärke aus? Warum braucht jeder innere Stärke?Warum ist innere Stärke in der heutigen Zeit so wichtig wie nie zuvor?Wo finden wir unsere innere Stärke?Was können wir tun, um unsere innere Stärke zu entfalten?

Auf dem Weg zu den Antworten werden Ihnen bei der Lektüre wie in meinem ersten Buch Anekdoten aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz und der Welt der Kampfkünste begegnen. Um Sie mit den asiatischen Prinzipien und Philosophien vertraut zu machen, erkläre ich Ihnen spezielle Begriffe aus dem Chinesischen, Japanischen oder Koreanischen. Da alle Kampfkünste den gleichen Ursprung haben, erscheint es mir gerechtfertigt, Erkenntnisse aus Taekwondo und Karate dem Wissen der Shaolin zuzuführen. Essenziell sind dabei die grundlegende innere Haltung zur Kampfkunst sowie der Bezug zur inneren Stärke, nicht die jeweiligen Unterschiede der Kampfkunstarten. Um die asiatischen Lehren anschaulicher zu machen und Sie an meinem persönlichen Erkenntnisprozess teilhaben zu lassen, nutze ich wieder Gespräche mit meinen unterschiedlichen Meistern und ich lasse diese dabei in den skizzierten Dialogen wieder alle mit einer Stimme sprechen. Der Einblick, den ich Ihnen auf diese Weise geben möchte, ist ein Rückblick auf alte Tugenden, die uns mit etwas Weitblick einen Ausblick in die Zukunft geben sollen. Dazu versuche ich, Ihnen vielfältige Perspektiven und Ansätze anzubieten – aus der westlichen Welt, aber auch aus Fernost. Also die Weisheiten der Shaolin verknüpft mit hiesigen Erkenntnissen aus den Fachbereichen Philosophie, Soziologie und Psychologie.

Die Kraft des Drachen richtet sich an alle Menschen, die leichter, resilienter und mutiger durchs Leben gehen möchten. Und ihnen allen sei an dieser Stelle mitgegeben, was mein Meister einst gesagt hat: »Wir Menschen meistern unser Schicksal stets viel besser, als wir zunächst von uns glauben.« Es dreht sich nach der Selbstdisziplin also nun alles um ein weiteres Werkzeug zur Zielerreichung und Persönlichkeitsentwicklung: innere Stärke. Das bedeutet aber nicht, dass Sie durch die Lektüre unbesiegbar werden. Es genügt aber auch völlig, wenn Sie in Zukunft nicht mehr so leicht kleinzukriegen sein werden. Das ist es, was Ihre innere Stärke zu leisten vermag – und noch so einiges mehr. Und keine Sorge: Dafür müssen Sie nicht todesmutig einen Drachen töten und Ihren Heldenmut beweisen, sondern Sie sollen sich mit der Kraft Ihres inneren Drachen verbinden und aus dieser Kraft heraus denken und handeln. Die Idee ist, sich – nach Konfuzius – zu »veredeln«, sich dahingehend zu entwickeln, den steigenden Anforderungen einer immer komplexeren Welt immer besser gewachsen zu sein, Krisen zu managen, persönliche Angriffe an sich abprallen zu lassen und selbst unter hohem Druck leistungsfähig zu bleiben. Mit der Kraft des Drachen erreichen Sie eine Haltung, die Sie von anderen unterscheidet: ein Mindset der Gelassenheit, einhergehend mit einem tiefen Vertrauen in Sie selbst und Ihre Handlungsfähigkeit.

In den meisten asiatischen Kampfkünsten lernt man als Erstes die Basics. Dazu zählen die Grundstellungen, Struktur, Schläge, Abwehr, Kicks, Beinarbeit, Würfe, Hebel, Winkelsysteme, Raumaufteilung und nicht zuletzt die Atmung. Doch auch die Grundfitness – Kondition, Kraft, Dehnung – steht im Fokus. Dann kommt im Curriculum meist eine der Formen. Das sind genau festgelegte Abläufe von Bewegungen, die einen Kampf mit imaginären Gegnern darstellen. Ziel ist es, sich die Kampfkunst- und Körperprinzipien nach und nach zu erschließen und durch Repetition im Körper als reflexartige Handlung zu verankern. Dann erst geht es richtig zur Sache, und man probiert sich an einem Gegner. Ähnlich ist es in diesem Buch: Wir beginnen mit den Basics, wagen uns dann tiefer in die Materie vor und lernen dann erst unsere Sparringspartner kennen, die uns beim Erlangen von innerer Stärke hemmen, aber durch ihre Anwesenheit auch zu Höchstleistungen anspornen können.

Übrigens gängeln, motivieren, belehren und drillen die meisten guten Kampfkunstlehrer ihre Schüler in Bezug auf die Basics. Es ist der Teil ihrer Ausbildung, der niemals aufhört. In den Kampfkünsten sind sie der elementare Bestandteil und ihr Stellenwert liegt ähnlich hoch wie der Erwerb des Lesens, Schreibens und der Grundrechenarten. Allerdings muss ich bekennen, dass ich meine schulischen Basics nicht halb so hingebungsvoll trainiert habe wie die Grundelemente in den Kampfkünsten. Hierin liegt eine mögliche Lektion für den Westen. Wie ist es bei Ihnen? Üben Sie sich täglich im Erhalt Ihres Wissens und Ihrer Fitness? Mein Meister rät, sich hingebungsvoll den Basics zu widmen, und zwar bis ans Ende aller Tage. Dabei schule man sich nicht nur in den Grundfähigkeiten, sondern auch in den Tugenden Geduld, Beharrlichkeit und in mentaler Stärke.

Bevor wir loslegen, sollten wir eine grundlegende Begriffsklärung vornehmen. Mentale Stärke sind Überzeugungen und Denkprozesse, die dazu führen, dass wir uns Ziele setzen, uns Herausforderungen stellen, Misserfolge wegstecken, uns motivieren, uns weniger ablenken lassen und fokussiert sind. Resilienz meint die Widerstandskraft, also unsere Fähigkeit, Belastungen standzuhalten, uns von Rückschlägen schnell zu erholen, wieder aufzustehen und neuen (Lebens-)Mut zu schöpfen. Innere Stärke ist all das plus eine bestimmte innere Haltung als Fundament, die sich aus philosophischen Fragen speist, etwa: »Wer bin ich?«, »Wie/Wer will ich sein?« und »Warum stehe ich morgens auf?«. Um unsere Ziele zu erreichen, müssen wir zudem so manches Mal für gewisse Zeit eine ordentliche Portion Mut aufbringen.

Der Drache als Krafttier ist mit seiner Symbolik der Stärke und des Schutzes ein hilfreiches Bild auf unserem Weg zur Selbstfindung und Persönlichkeitsentwicklung. Er schenkt uns Tatkraft und Energie und erfüllt uns mit Lebenskraft. Er kann unsere Fantasie beflügeln und uns helfen, Ängste zu überwinden und unseren Weg im Leben mutig und entschlossen zu gehen. Der Drache steht für Selbstverwirklichung und Selbstständigkeit, die durch eigene Kraft erlangt wurden. Er bündelt verschiedene Kräfte in sich. Nach diesen Kräften suchen wir in uns mit dem Ziel, unsere innere Stärke zu entwickeln und zu festigen.

Eine Möglichkeit, unserem persönlichen Drachen zu begegnen, ist es, den Weg der Kampfkünste zu beschreiten. Denn wer sich auf diese Weise mit ihm und seiner Kraft vereint, hat nicht nur im echten Kampf einen unschätzbaren Vorteil. Doch auch wer auf anderen Pfaden schreitet, wird fündig. In unserer modernen Welt, bei den täglichen Anforderungen des Lebens, kämpfen wir ständig »um«, »für« oder »gegen« etwas. Und ganz gleich, ob wir gewinnen oder verlieren: »Kämpfen wir nicht, haben wir auf jeden Fall verloren!«1

Der Weg entsteht beim Gehen, wie schon Konfuzius sagte. Wichtig ist vor allem der Wunsch, dem unsere ersten Schritte Ausdruck verleihen. Dann werden wir unserem persönlichen Drachen begegnen. Um welche Wünsche geht es dabei genau? Manchmal geht es darum, Stress entgegenzuwirken oder sich von ihm zu erholen. Manchmal geht es darum, Ängste und Sorgen zu überwinden und endlich durchzustarten. Manchmal geht es um das Aufarbeiten von Traumata aus der Vergangenheit. Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzen. Was immer es für Sie ist: Indem Sie Ihren inneren Drachen finden und stärken, erhöhen Sie Ihre Widerstandskraft und nähren Ihren Mut und Ihre Entschlossenheit, die Dinge wirklich anzupacken und Ihre Ziele zu erreichen.

Rén bùkě màoxiàng, hǎishuǐ bùkě dǒu liàng

Beurteile eine Person nicht nach ihrem Äußeren. Oder: Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband.

1 Von dem, der auszog, um innere Stärke zu finden

Das Streben nach innerer Stärke ist eines der größten Themen unserer Zeit. Menschen sehnen sich nicht nur danach, erfolgreich, beliebt und leistungsfähig zu sein. Sie wünschen sich auch, in Ruhe, Vertrauen und Hoffnung zu leben. Innere Stärke verleiht uns dafür die Kraft, den Mut und die Ausdauer. Mit ihr begegnen wir Problemen, Hürden und Widrigkeiten optimistischer. Sie gibt uns Vertrauen in unsere Lösungs- und Handlungskompetenz. Mit ihr kontrollieren wir nicht nur unser Denken und Handeln, sondern auch unsere Emotionen. Mit innerer Stärke verbinden wir die Fähigkeit, Krisen, schwierige Situationen und Belastungsphasen zu bewältigen und bestenfalls sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Mit ihrer Unterstützung führen wir schlichtweg ein besseres Leben, sind erfolgreicher und glücklicher. Sie ist der Schlüssel zu einem zufriedenen Dasein.

Innere Stärke macht uns also dauerhaft stark, ruhig und frei – im Idealfall gelangen wir mit ihr zu einer heiteren Gelassenheit im Umgang mit der Welt, ohne deren Probleme zu banalisieren. Es ist dann weniger entscheidend, was das Leben oder die Welt uns vor die Füße wirft; darauf haben wir ohnehin nur sehr bedingt Einfluss. Es geht vielmehr darum, wie wir darauf reagieren und wie wir damit umgehen.

Der Wunsch, innerlich stark zu sein, wird umso größer, je größer die Anforderungen an uns, an unsere Leistungsfähigkeit, unsere Widerstandskraft und unsere Flexibilität werden. Und diese Anforderungen sind definitiv gestiegen. Unsere Lebenswelt wird immer schneller, anstrengender und komplizierter – im Großen wie im Kleinen. Vermutlich kennen Sie den Begriff »VUCA-Welt« schon. Er hat seinen Ursprung beim amerikanischen Militär und bezeichnete den Umgang mit einer modernen Umgebung. Heute wird er von Unternehmen und Hochschulen im Zusammenhang mit Globalisierung und Digitalisierung verwendet und steht für eine Geschäftswelt, in der selbst sehr erfolgreiche Unternehmen einer unsicheren und unvorhersehbaren Zukunft entgegenblicken. VUCA ist ein Akronym und steht für volatility, uncertainty, complexity und ambiguity. Zu Deutsch beschreibt es im weitesten Sinne den Zustand des Schwankens, der Unsicherheit, der Komplexität und der Vielschichtigkeit – die unverkennbaren Merkmale unseres schnelllebigen Zeitalters. VUCA ist aber auch unsere kleine Welt, ganz privat und tief in uns. Alle, die den stetigen Wandel für sich meistern möchten, brauchen innere Stärke. Sie brauchen eine innere Haltung, die sie trägt, aus der heraus sie kontinuierlich mit allem umgehen können, was auf sie zukommt.

Viele suchen bereits nach Unterstützung und Hilfestellungen, nach »mentaler Selbstoptimierung«: Die einen klettern in Wochenendkursen seilgesichert auf Bäume und hoffen, dass sich die Stärke, die sie dafür in sich wecken müssen, in ihren Alltag überträgt. Andere essen das Pulver der zähen Maca-Wurzel aus den unwirtlichen Höhen der peruanischen Anden im Joghurt, weil sie hoffen, dass sie die Widerstandskraft dieser Pflanze in sich hineinlöffeln können. Wieder andere sind auf der Suche in ganz unterschiedlichen Bereichen: NLP, Meditation, Yoga, Pilates, Psychoanalyse et cetera. Die Ansätze und die Ergebnisse sind unterschiedlich, doch letztlich suchen wir alle nach ein und demselben: nach innerer Stärke.

Ich kam auf meiner Suche nach dem Ursprung der inneren Stärke immer wieder auf die fernöstlichen Kulturen zurück. Dort finden sich meiner Meinung nach die Meister der inneren Stärke: die Shaolin. Die Leistungen und Fähigkeiten dieser Mönche stellen einen Außenstehenden unweigerlich vor die Frage, ob sie womöglich über übermenschliche Kräfte verfügen könnten. Denn sie scheinen weder Schmerzen noch Angst oder körperliche Grenzen zu kennen. Sie stürzen sich mit der Kehle voraus in Speere, zerstören mit bloßen Händen Flusssteine, schleppen Autos mit ihren Hoden ab, machen einen Handstand auf nur einem Finger, schlagen Salti, bei denen sie absichtlich (!) auf dem Rücken oder dem Hinterkopf landen, laufen jeden Tag zum Aufwärmen einen halben Marathon und vieles mehr. Zugegeben, das wirkt ziemlich übermenschlich. Doch sie sind durch und durch Menschen. Aber sie sind in der Lage, die Gesetzmäßigkeiten des Dao anzuwenden.

Wir haben die Shaolin in der Regel als körperlich starke, muskulöse Kämpfer vor Augen, die unentwegt Kampftechniken trainieren. Ihr wahres Geheimnis liegt jedoch nicht in ihrer körperlichen Kraft und auch nicht in den großartigen Kampftechniken des Kung-Fu. Unbesiegbar werden sie erst durch ihr Bewusstsein und ihr Denken: durch ihre mentale Stärke. Sie sind in der Lage, Energie bewusst zu steuern und sie da einzusetzen, wo sie gebraucht wird.

Die Einheit von Körper, Geist und Seele

Die Shaolin-Mönche setzen dabei auf Ganzheitlichkeit. Das bedeutet, sie verstehen den Menschen als Einheit von Körper, Geist und Seele. Dieser ganzheitliche Ansatz geht von innen nach außen: Wer im Außen eine Veränderung wünscht, sollte in seinem Inneren beginnen. Dafür nutzt man im chinesischen Kung-Fu häufig Bilder, deren Assoziationen dabei helfen können, eine entsprechende innere Haltung einzunehmen. Eines dieser Bilder beschreibt die innere Stärke als die Kraft des Drachen. Die innere Stärke, die man durch die Visualisierung des Drachen aufbaut, ist nach dem Glauben der Shaolin der Quell von Widerstandsfähigkeit, Durchhaltevermögen, Belastbarkeit und Erfolg. Den Drachen vor Augen, verbinden sich die Mönche mit seiner enormen Kraft. So wirken sein Mut, seine Hartnäckigkeit und seine Intelligenz in ihnen. Ich bin ebenfalls davon überzeugt: Die Kraft des Drachen steckt in jedem von uns, wir müssen sie nur wecken!

Es ist ein Prozess, unseren inneren Drachen zu erwecken. Ich möchte Ihnen dazu ein Konzept der westlichen Philosophie anbieten: die Dialektik. Sie betrachtet These und Antithese, also das Aufzeigen von Problemen und Widersprüchen zwischen unterschiedlichen Denkansätzen, und führt in diesem Prozess zur Synthese, also zu einer Lösung oder zumindest zu einem neuen Verständnis. Meine These ist, dass wir aus der jahrtausendealten Shaolin-Kultur in Bezug auf innere Stärke die besten Lektionen ziehen können. Ich finde es ebenso spannend wie erhellend, die Unterschiede zur sogenannten westlichen Kultur zu diskutieren und sich aus beiden Welten das Beste zu holen.

Ich habe einst meinen Meister gefragt, worin er die größten Unterschiede zum Westen sieht. Er sagte: »Der Westen glaubt in festen Kategorien. Er glaubt an Gut und Böse. Er glaubt an Beständigkeit, an Konstanten. Wirtschaftliches Wachstum bestimmt alle Bereiche eures Menschseins und alle Bereiche eurer Kultur, aber allem voran steht eure feste Verbundenheit mit eurem Ego, dem Ich. Bei uns steht das Wir im Vordergrund. Wir glauben, dass alles miteinander verwoben ist. Wir glauben an die Notwendigkeit von der Harmonie zwischen (ren) Mensch, (di) Erde, (tian) Himmel und (dao) Weg. Bei uns ist alles eins – Dao, das All-Eine.«

Die Deutung der Weltordnung

Der Prozess zur inneren Stärke ist genau das: ein Weg mit dem Ziel der Harmonie. Mehr noch: Gut ausgeprägt oder trainiert, verhilft innere Stärke nicht nur zur Harmonie, sie führt sogar zu einer weiteren Stärkung. Mit innerer Stärke gehen wir aus Krisen und schwierigen Zeiten in der Regel gestärkt hervor, und seien es noch so verheerende Schicksalsschläge, schlimme Verluste, schreckliche Lebensereignisse. Dinge, von denen wir im ersten Moment vermuten, dass wir uns nie wieder von ihnen erholen. Alles kann uns stärken, wenn wir über eine gewisse Form der inneren Stärke verfügen. Krisen und schwierige Zeiten möchte niemand erleben, aber wir werden sie nicht vermeiden können. So ist das Leben. Die Krisen kommen – und zwar oft ohne Ankündigung. Wenn wir alles Schwierige vermeiden wollten, müssten wir uns im Keller einsperren, doch das wäre auch nicht gerade ein leichtes, unbeschwertes Leben. Abgesehen davon, dass wir selbst dort nicht vor dem Leben und seinen Herausforderungen sicher wären. Ich sage nur: Wasserrohrbruch.

Dao wird übersetzt als »Weg« oder »Pfad«, manchmal auch als das »All-Eine« oder »kosmische Komplexität«. Allerdings sagt Laozi: »Das Dao, das sich beschreiben lässt, ist nicht das Dao.«2 Moderne Sinologen haben sich deshalb entschieden, Dao als stehenden Begriff unübersetzt zu lassen. Ich versuche, das Dao als allumfassendes Prinzip zu verstehen, als Wirkprinzip des Seins und Vergehens, der Wandlung und des Fließens.

Das Dao De Jing beginnt mit der philosophischen Deutung der Weltentstehung. Es spielt mit den Zahlen 1, 2, 3 und 10.000: Nach Laozi ist Dao die Einheit, welche die Zwei hervorbringt (Yin Yang) und als Drei zusammen schließlich die zehntausend Dinge formt (gemeint sind alle Dinge, das Universum). Das All-Eine, das Dao, wird zusammen mit Yin Yang zur Drei, zu Qi, zu Energie – und dann macht es Peng! und es entstehen die zehntausend Dinge, eine Metapher für alles auf der Welt. Erinnert Sie das nicht stark an die Schöpfungsgeschichte, den Urknall, die Entstehung des Universums? Mich schon.

Das Prinzip der Dualität

Schwierigkeiten und Herausforderungen kommen ohne Einladung. So sehen es auch die Shaolin. Nach dem Yin Yang, dem Prinzip der Dualität, entsteht das eine aus dem anderen. Wie schon an anderer Stelle angedeutet: Wenn es etwas gibt, das die Chinesen im Allgemeinen und meinen Meister im Besonderen über uns Deutsche zum Lächeln bringt, dann ist es unsere Neigung, die Welt in Schwarz und Weiß, Gut und Böse, Richtig und Falsch zu teilen. In China tendiert man dazu, mit so finalen, absoluten Aussagen zurückhaltend zu sein. Deswegen schmunzelt man dort auch, wenn wir von »Yin und Yang« sprechen, also wieder eine Unterteilung schaffen. In China sagt man »Yin Yang«, weil beides eins ist. Und man schmunzelt noch ein wenig mehr bei Interpretationen wie: Schwarz und Weiß, männlich und weiblich, schön und hässlich, weil jeweils ein Attribut im anderen existiert. Es sind eben nicht (!) nur Gegensätze, sondern Gegensatzpaare, die miteinander in Wechselwirkung treten.

In jedem Schriftzeichen für Yin Yang ist ein Hügel enthalten. Einmal ist es ein Hügel im Schatten, einmal ein Hügel in der Sonne. Wir können uns auch ein und denselben Hügel vorstellen: Dann hat er eine Seite, die eher hell ist, und eine Seite, die eher dunkel ist. Sie sind aber nicht unabhängig voneinander vorstellbar, sondern gehen ineinander über. Die wechselseitige Beziehung zwischen diesen Gegensatzpaaren kann man an konkreten Beispielen vielleicht besser verstehen:

Zum Atmen gehört das aktive Ausatmen, das irgendwann ins Einatmen übergeht und umgekehrt. Der tiefe und lange Atemprozess nährt ein gesundes und langes Leben. In einer Welt der Ordnung gibt es auch immer ein wenig Chaos. Irgendwann kippt dann die Welt ins Chaos, behält aber immer noch ein wenig Ordnung bei und so weiter.Leben entsteht durch die Verbindung von Männlichem und Weiblichem, Erzeugendem und Empfangendem, Aktivem und Passivem.

Das Yin-Yang-Symbol zeigt den schwarzen Bereich (Yin) und den weißen (Yang) ineinander übergehend, einander umfließend, in einem Kreis, wobei es in jedem Bereich noch einen Punkt des Gegensatzes gibt. Yin steht für Dunkelheit, Ruhe und passives Empfangen, Yang für Sonne, Wärme, Licht und aktives Geben. Will heißen: Jedes Glück trägt ein wenig Pech in sich, und jedes Pech bietet ein Quäntchen Glück; Zustände fließen von einem ins andere, alles ist miteinander verbunden und stets im Wandel. Schwierigkeiten und Krisen sind ein integraler Bestandteil des Lebens, und das soll auch so sein. Denn nur aus dem einen kann das andere kommen, aus dem Dunkel das Licht. Wenn Sie also nicht im Keller sitzen wollen, der – wie wir gerade gesehen haben – auch nicht sicher ist, machen Sie das Gegenteil. Kommen Sie heraus aus dem Dunkel und richten Sie Ihren Blick Tausende Kilometer weit in den entfernten Osten, ins Licht, und lernen Sie von den Shaolin, wie Sie die Kraft des Drachen in sich wecken.

Die edelste Art des Handelns

Wu Wei lässt sich als »nicht tun« oder »nichts tun« übersetzen. Das klingt wie eine Einladung, sich zu entspannen oder – schlimmer noch – in Faulheit oder Apathie zu verfallen, oder? Interessanterweise ist dieses Konzept im Daoismus jedoch der Schlüssel zur edelsten Art des Handelns. Das ist das Paradox von Wu Wei. Es bedeutet nämlich nicht, nicht zu handeln, sondern vielmehr »müheloses« oder »aktionsloses Handeln«. Es bedeutet, in einem Zustand inneren Friedens zu sein, während man gleichzeitig Vollgas in Action ist. Ein Paradox ist das allerdings nur für uns Europäer. Wenn Sie im Zustand von Wu Wei sind, können Sie Aufgaben mit maximaler Geschicklichkeit und Effizienz ausführen. Etwas von der Bedeutung von Wu Wei wird deutlich, wenn Sportler sagen: »Ich bin in der Zone«. Oder wenn wir von uns selbst sagen: »Wow, ich bin gerade im Flow.« Wir fühlen uns dann eins mit dem, was wir tun, in einer Phase tiefer Konzentration. Ich nenne es das Verschmelzen von Selbst und Aufgabe.

Wu Wei ist eng mit der daoistischen Reflexion der natürlichen Welt verbunden, denn es bedeutet, dass wir uns bemühen, unser Verhalten so spontan wie möglich zu gestalten. Wir sollen wie der Bambus sein, der sich im Wind biegt, aber nicht bricht, oder die Pflanze, die sich der Form eines Baumes anpasst, wie etwa wilder Wein oder Efeu. Gerne wird auch eine Wassermetapher genutzt: Wir sollen sein wie Wasser – einerseits weich und anschmiegsam, andererseits hart und weltenformend. Das bedeutet: Wir sollten nicht versuchen, der Welt unsere Sicht der Dinge gewaltsam aufzuzwingen. Das Wu Wei lädt uns stattdessen ein, auf die wahren Anforderungen der entsprechenden Situation zu reagieren – die wir übrigens meistens erst dann bemerken, wenn wir unsere eigenen egogetriebenen Pläne vergessen und loslassen. Es geht also um eine neue Einheit zwischen dem Menschen und seiner Umgebung, ein neues Beziehungsverhältnis, also um situatives Handeln. Die Gelassenheit im Wu Wei ist die Gelassenheit unseres inneren Drachen. Sie kommt aber – und das ist mehr als ein Wortspiel – nicht aus dem Unterlassen, sondern aus dem selbstvergessenen Einlassen auf die Sache, die Situation, das Gegenüber.

Die Suche nach den »richtigen« Fragen

Beschäftigen wir uns nun ein wenig mit Philosophie und damit der Wahrheit beziehungsweise Weisheitsfindung. Das Wort »Philosophie« bedeutet nämlich genau das: Liebe zur Weisheit. Die griechische Vorsilbe phil bezeichnet das Lieben und sophia ist die Weisheit. Wer die Weisheit liebt, bildet sich nie ein, sie zu besitzen. Verknüpfen wir dazu einige Weisheiten des Westens mit Weisheiten des Ostens. Wir können dafür sogar grob in derselben Zeit bleiben, denn um etwa 500 v. Chr. haben drei Männer in Griechenland Gedankenmodelle entwickelt, die die westliche Welt bis heute beeinflussen. Etwa zur selben Zeit betraten im fernen Asien drei Männer die Bühne der Welt, die ihrerseits mit ihren Philosophien die asiatische Kultur bis heute bestimmen. Diese sechs Männer lehren vor allen Dingen eines: das Fragenstellen. Ich spreche von Sokrates, Platon und Aristoteles sowie von Konfuzius, Laozi und Buddha. Einen zentralen Gedankengang aller sechs Gelehrten wiederhole ich wie ein Mantra täglich: »Die Qualität meiner Fragen bestimmt die Qualität meines Lebens.« Doch wie findet man die richtigen Fragen?

Ich präsentiere Ihnen hier in aller Kürze einige Kernaussagen aus den großen asiatischen Lehren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Ich versuche lediglich, einen Rahmen aufzuspannen, innerhalb dessen uns die Orientierung leichter fällt. Mir ist es dabei ein Anliegen, das vorherrschende westliche Entweder-oder durch ein Sowohl-als-auch zu ersetzen. Dadurch verschwimmen zwar die Grenzen etwas, doch das bringt uns der asiatischen Denkweise etwas näher. So ist beispielsweise mein Meister nicht nur Meister des Kung-Fu, sondern auch Meister des Synkretismus, also der Verschmelzung verschiedener Religionen und philosophischer Lehren. Ihm ist mein westlicher Purismus völlig fremd, eine vermeintlich reine Lehre extrahieren oder erkämpfen zu müssen. »Fische können in reinem Wasser nicht überleben«, würde er lächelnd sagen. Deshalb lasse ich mich – so gut es mir möglich ist – darauf ein, mich in unklaren Gewässern zu bewegen. Für mich stellt dieses Vorwärtstasten keinen wissenschaftlichen Ansatz dar. Es ist vielmehr meine Annäherung an eine interkulturelle, komparative Philosophie.

Ich habe das Gefühl, dass sich Mensch und Natur in unserer Hochleistungsgesellschaft so weit voneinander entfernt haben, dass ein kosmozentrisches Weltbild gerade jetzt dienlich sein könnte. Auch wenn wir bereits auf den Gedanken gekommen sind, dass der Mensch nicht der Gegner oder Beherrscher der Welt ist, sondern ein Teil der Natur, gilt es doch für uns alle, sich allmählich auch entsprechend zu verhalten. Warum sich also nicht alter Weisheiten für moderne Zeiten bedienen und anstelle des Egos die Natur ins Zentrum rücken? Mein Meister würde sagen: »Rücksicht und Vorsicht gehören zusammen.« Wir müssen also regelmäßig in den Rückspiegel sehen, um voranzukommen.

Die drei Gelehrten der westlichen Welt

Sokrates, Platon und Aristoteles standen in einem gegenseitigen Lehrer/Schüler-Verhältnis. Sie bildeten eine Trias, die man die Attische Philosophie nennt.3 Bei Sokrates ist es allerdings ähnlich wie bei Laozi: Man kann nur mutmaßen, ob es ihn wirklich gegeben hat. Eine Idee der beiden existiert allerdings wirklich – und mir genügt das.

Sokrates suchte sein ganzes Leben lang nach dem »wahren Wissen« und bemerkte dabei in legendärer Selbsterkenntnis: »Ich weiß, dass ich nichts weiß!« Im Versuch, ihn so kurz wie möglich vorzustellen, wage ich es, nur zwei seiner zentralen Themen zu benennen: Wissen und Werte. Er nutzte gezielte Fragetechniken, um vermeintliches Wissen zu überprüfen, und überführte nicht selten mit Ironie und Paradoxie Selbstwidersprüche, Meinungen und Scheinwissen seiner jeweiligen Gesprächspartner. Werte definierte er als Ableitung von Tugenden. Tugendhaftes Handeln setzte aber Wissen voraus: »Wer Wissen vom Guten hat, wird zwangsläufig gut handeln.« Damit erhob Sokrates allerdings das Wissen als höchste Tugend über alles.4

Platon fragte in seinem bekannten Höhlengleichnis, ob das, was wir als Wirklichkeit wahrnehmen, nicht de facto nur ein Abbild der Wirklichkeit sei – und zwar ein falsches. Er entwickelte ein in sich geschlossenes Weltbild und ein logisch-ethisches System. Er kam in seiner Ideenlehre zu der Erkenntnis, dass wir die Wirklichkeit mit unseren Sinneswahrnehmungen weder gänzlich wahrnehmen noch beschreiben oder definieren können. Wir können dies nur indirekt, durch Abstrakta, durch eben das, was Platon als »Ideen« bezeichnete.5

Aristoteles fragte ganz pragmatisch, wie wir die erfahrbare Wirklichkeit der Natur und des Menschen empirisch erforschen könnten. Damit ist er in meinen Augen der Vorreiter, wenn nicht sogar der Vater der Wissenschaftstheorie. Er war ein ewiger Fragensteller, Logikdenker und Argumentemacher. Im Folgenden versuche ich, seine Fragetechnik zu imitieren, um eine Logikkette zu entwickeln, die Aristoteles und sein Verhältnis zur inneren Stärke erklärt.

Vom Bestzustand und vom Glück

Aristoteles fragt also: »Warum tun wir, was wir tun?« Er geht davon aus, dass jedes Lebewesen ein Ziel hat, auf das es hinarbeitet. Doch wie erkennen und erreichen wir dieses Ziel? »Mit Tugend«, lautet seine Antwort.6 Die Tugendethik ist eine ethische Theorie. Sie fragt nach dem Handelnden. Genau genommen ist es Aristoteles, der fragte: »Wie muss ich sein, um ein tugendhafter Mensch zu sein?« Halt! Zuerst würde er natürlich fragen: »Was bedeutet Tugend überhaupt?« Während wir im deutschsprachigen Raum das Wort »Tugend« von »tüchtig« oder »tauglich« ableiten, bedeutet das altgriechische Wort für Tugend (areté) vielmehr so etwas wie »Bestzustand«. Das Perfektionieren der Tugenden beziehungsweise das Erreichen des Bestzustands führt demnach zu innerer Stärke.

Doch wie erreichen wir diesen Bestzustand? Nehmen wir als Beispiel einen Beruf aus dem Handwerk und fragen uns: »Wie wird man ein guter Metzger?« Jetzt müssen wir nur die Tugenden oder, einfacher gesagt, die Eigenschaften (Merkmale, Fertigkeiten, Skills) finden, die einen guten Metzger ausmachen. Zum Beispiel kann er gut mit dem Messer umgehen. Nun haben wir eine konkrete Eigenschaft, die zum Bestzustand entwickelt werden kann. Aristoteles fragt nun aber nicht nur, welche Eigenschaften ein Beruf haben sollte. Er denkt linear logisch weiter und fragt, welche Eigenschaften der Mensch haben sollte. Denn wenn der Mensch diese Eigenschaften entwickeln würde, hätte er sein Ziel erreicht, auf das er hinarbeitet. Und was ist dieses Ziel? Laut Aristoteles die Eudämonie.

Unglücklicherweise wurde der Begriff »Eudämonie« einmal im Deutschen als »Glückseligkeit« übersetzt. Und damit begann hierzulande der unsägliche Irrtum, sich auf die Suche nach Glück als Lebensziel zu fokussieren. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die alten Griechen genauso wenig wie die alten Chinesen »das Glück« als das ultimative Ziel betrachtet haben. Gehen wir deswegen bitte weg vom Glück und hin zur eigentlichen Definition von Eudämonie: Die alten Griechen meinten damit ein in Gänze gutes und erfülltes Leben. Und das ist deshalb das höchste Ziel, weil dieses um seiner selbst willen angestrebt wird.

Laut Aristoteles kann man erkennen, wie gut ein Mensch und wie geglückt sein Leben ist, indem man sich ansieht, wie gut er sein Ergon, seine spezifische Funktion, erfüllt. Aber was ist das Ergon eines Menschen? Zur Klärung dieser Frage vergleicht Aristoteles den Menschen mit Pflanzen und Tieren. Dabei stellt er fest, dass Menschen, Pflanzen und Tiere etwas gemeinsam haben: Sie leben. Aber eine Wahrnehmung haben seiner Ansicht nach nur Menschen und Tiere. Das, was nur der Mensch hat, ist das Denken, also die Vernunft. Wenn sich die Qualität einer Sache in ihrer spezifischen Funktion zeigt – mit der Erkenntnis, dass die spezifische Funktion des Menschen die Vernunft ist, dann bedeutet das: Der Mensch ist dann »bestmöglich« und sein Leben ist dann »eudämonisch«, wenn er seine spezifische Funktion – die Vernunft – bestmöglich entwickelt und zum Einsatz bringt.

Von Tugenden und Charakterzügen

Aber was bedeutet es, seine Vernunft bestmöglich einzusetzen? Hier kommen die Tugenden ins Spiel. Sie sind nach Aristoteles’ Logikkette das Resultat einer gut eingesetzten Vernunft. Leider besitzt der Mensch aber nicht nur Vernunft, sondern auch noch jede Menge Emotionen, Begierden und Bedürfnisse, die untrennbar mit ihm verbunden sind. Darin liegt daher permanent die Gefahr, sich falsch zu verhalten. Und das passiert nach Aristoteles immer dann, wenn Emotionen in die Extreme rutschen. Tugendhaftigkeit ist demnach die Balance, der Mittelweg zwischen den Extremen. Und diese Balance zu halten – das ist innere Stärke!

In Extreme zu rutschen, kann schneller passieren, als uns lieb ist. Wenn jemand, der selbst nicht schwimmen kann, an einen See kommt, in dem gerade ein Mitmensch zu ertrinken droht, wird er widerstreitende Emotionen in sich spüren. Zum Beispiel Mitgefühl. Dann will er helfen, indem er in den See springt und einen Rettungsversuch startet. Gleichzeitig bekommt er Angst davor, selbst zu ertrinken, und rennt lieber schnell weg. Beides wäre in Aristoteles’ Augen nicht richtig, denn beide Reaktionen wären emotionale Extremformen: Als Nichtschwimmer kopfüber ins Wasser zu springen und sich selbst zu gefährden, wäre tollkühn, einfach wegzurennen wäre feige. Die Balance zwischen diesen beiden Extremen ist Mut. Mut ist ein menschlicher Charakterzug und Aristoteles’ »liebste Tugend der Mitte«. Charakterzüge sind das Ergebnis einer vernünftigen Regulierung menschlicher Emotionen. Mutig in diesem Beispiel wäre derjenige, der klug überlegt, wie er als Nichtschwimmer dem Ertrinkenden wirklich helfen kann. Zum Beispiel indem er Hilfe ruft und in der Nähe bleibt, bis die Retter eingetroffen sind.

Wir brauchen innere Stärke demnach nicht nur zum Aushalten einer Situation, sondern auch, um unsere Tugenden zu zentrieren, also um zu entscheiden, wie wir handeln wollen, und – ganz wichtig! – die Sache dann tatsächlich durchzuziehen. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Attische Philosophie nach Weisheit, Wissen, Wahrheit und der tugendhaften Entwicklung des Menschen mit dem Ziel der Eudämonie fragt. Wir werden feststellen, dass die drei (sān jiào) asiatischen Lehren – namentlich Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus – einige Parallelen dazu aufweisen. Einen wichtigen Unterschied möchte ich allerdings bereits jetzt festhalten: Die Philosophien des Westens fokussieren sich auf das Individuum, während die Philosophien des Ostens das Wir ins Zentrum rücken.

Die drei Lehren der fernöstlichen Philosophie

Ich finde, dass man die drei wichtigsten asiatischen Lehren am besten mithilfe einer Geschichte vorstellen kann. Geschichten können wir uns ohnehin viel besser merken als Zahlen, Daten und Fakten.

Stellen Sie sich China vor, etwa 500 v. Chr. Dort steht irgendwo ein großes Fass mit Essig. Drum herum stehen drei recht unterschiedlich wirkende Männer. Jeder von ihnen verkostet den Essig aus dem Fass. Und so verschieden die Männer sind, so unterschiedlich sind auch die Reaktionen. Die drei Verkoster sind Kongzi (Konfuzius), Buddha und Laozi. Wenn Sie bereits ein bisschen über die asiatischen Lehren wissen, können Sie anhand der unterschiedlichen Reaktionen vielleicht selbst herausfinden, wer wer ist und wofür seine Lehre steht. Probieren Sie es gerne aus!

Der Erste tritt an das Fass, führt den Löffel zum Munde und errötet. Seine Augen blitzen vor Zorn. Er ballt die Fäuste und sagt: »Sauer! Der Essig ist sauer!« Dann wendet er sich ruckartig ab und eilt mit großen Schritten davon.

Der Zweite beugt sich über das Fass, nimmt den Löffel und führt ihn langsam und achtsam nach oben. Sein Gesicht verzieht sich, als er kostet. Was drückt seine Miene aus? Trauer, Mitgefühl, vielleicht sogar Verbitterung. »Bitter!«, sagt er schließlich. »Der Essig schmeckt bitter!« Achtsam und ruhig legt er den Löffel ab und tritt zurück.

Der Dritte nimmt den Finger, taucht ihn in den Essig und leckt ihn ab. Sein Blick ist freudig verklärt. Er sagt: »Süß, so süß!«, und schreitet beschwingten Schrittes davon.

Na, konnten Sie erraten, wer wer ist?

Der Erste ist tatsächlich Konfuzius. Für ihn ist der Essig sauer, weil er selbst sauer ist – und zwar stinksauer! Er ist der Meinung, dass die Gegenwart nicht im Einklang mit der Vergangenheit steht und dass sich die Herrschaft des Menschen auf der Erde nicht in Harmonie mit dem Dao (dem richtigen Weg) befindet. Aus diesem Grund versucht er, den Staatslenkern seine Regeln, seine Vorstellung von Disziplin und tugendhaftem Umgang, seine Vorstellung von Ritualen beizubringen. Dabei wird er aber enttäuscht von den Menschen, die keine Regeln einhalten können oder wollen – und das macht ihn sauer.

Buddha – und das verwundert vermutlich viele – trägt bittere Züge in sich. Er empfindet das Erdenleben größtenteils als bitter: Leben ist Leiden, so sein Credo. Die Ursache von Leiden ist das bedingte Sein, die Tatsache, dass alles, was entsteht, auch wieder sterben muss. In einem karmischen Zyklus der Wiedergeburt muss sich der Buddhist aus der Welt des Staubes (bedingtes Sein) ins Nirwana (Windstille) hocharbeiten. Auf dem Weg dorthin kommt man am Leid nicht vorbei, dessen Ursache Begierden und Anhaftungen sind, daher muss man sich darauf vorbereiten, dass es »bitter wird«. Deswegen schmeckt der Essig für ihn bitter.

Laozi ist der Dritte im Bunde – und er lächelt. Laozi ist der Meinung, dass jeder, wenn er sich nur bemüht, allzeit die Harmonie spüren und leben kann, die von der Natur ausgeht und von Anfang an zwischen Himmel und Erde besteht. Dieses intensive (Er-)Leben in und mit der Natur wird allerdings nicht durch das Einhalten menschlicher Regeln oder Gesetze wie bei Konfuzius gefördert. Das Leben in der Natur führt uns auf den richtigen Weg. Es geht eher um die Kunst des Weglassens und Einswerdens mit den Gesetzen des Kosmos. Alles trägt seine eigene Natur bereits in sich und braucht seine eigene Zeit, seinen eigenen Rhythmus. Wer versucht, den Lauf der Dinge zu erzwingen, zu kontrollieren oder zu beschleunigen, bringt sich in Schwierigkeiten. Hier besteht eine Gemeinsamkeit mit dem Buddhismus: Der Daoist nimmt das Leben sehr gelassen hin. Er vertraut sich dem Fluss des Yin Yang an und gestaltet seinen Alltag ohne Bestrebungen, ohne Gier nach Erfüllung des Egos. Darum sind das Leben und der Essig für Laozi, den »Vater des Daoismus«, auch süß. Er bemüht sich, es so zu begreifen und zu nutzen, wie es nun einmal ist. Das Saure und Bittere entstehen im Kopf. Erst durch die egoistische, zentrierte Sicht des Menschen wird der Essig sauer oder bitter – die echte Wahrnehmung ist gestört, wenn zu viele Vorurteile die Perspektive bereits im Vorfeld festlegen.

Zhuangzi – der Punkrocker unter den fernöstlichen Philosophen

Zhuangzi (ca. 365–290 v. Chr.) war ein daoistischer Philosoph und Schriftsteller. In seinem gleichnamigen Buch sind seine Gedanken, Geschichten, Analogien und seine Philosophie zusammengefasst. Laut Professor Edward Slingerland von der University of British Columbia ist Zhuangzi »ein Kleinod der Weltliteratur, das viel zu lange sträflich übersehen wurde«7