Die Kunst des Krieges - Sunzi - E-Book

Die Kunst des Krieges E-Book

Sunzi

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Beschreibung

Konflikte durchziehen den Alltag und nahezu alle Bereiche des privaten und beruflichen Lebens. Sie alle lassen sich am besten lösen, wenn man überlegt vorgeht. Sunzi, erfolgreicher Militärstratege, beschrieb schon vor 2500 Jahren die Mechanismen der Konfliktlösung durch strategisches Handeln. Bis heute ist "Die Kunst des Krieges" das weltweit einflußreichste Handbuch zur Bewältigung verschiedenster Konfliktsituationen. Die einzige vollständige Übersetzung aus dem chinesischen Urtext, die auch die jüngsten archäologischen Funde von Pergamenten berücksichtigt, aus denen sich eine veränderte Textgrundlage ergibt.

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Seitenzahl: 132

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SUNZI

Die Kunst des Krieges

Aus dem Chinesischen übertragen

Das Schriftzeichen bing zeigt zwei Hände,die eine Streitaxt halten. Als pars pro toto kannes dann Soldat und Armee, aber auch Krieg

eBook Insel Verlag Berlin 2011

Insel Verlag Berlin 2011

© Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 2009

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch

Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie,

Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung

des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer

Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: bürosüd, München

Inhalt

I. Die Bewertung der Lage 11

II. Die Kriegführung 14

III. Die Planung des Angriffs 17

IV. Die Formation 21

V. Die Schlagkraft 24

VI. Die Leere und die Fülle 27

VII. Das Gefecht 31

VIII. Die neun Wechselfälle 37

IX. Der Marsch 39

X. Die Beschaffenheit des Geländes 45

XI. Die neun Geländearten 49

XII. Der Angriff mit Feuer 56

XIII. Der Einsatz von Spionen 59

Anhang 63

Sima Qian: Biographie des Sunzi 65

Anmerkungen 71

Nachwort 85

Die Zeit 88

Der Autor 104

Das Werk 109

Zur Text- und Wirkungsgeschichte 119

Zur Übersetzung 125

Zeittafel 131

Aussprachehinweise 132

Literaturangaben 134

Die Kunst des Krieges

I. Die Bewertung der Lage

Der Krieg ist für jeden Staat ein Ereignis von großer Bedeutung. Er ist der Ort, der über Leben und Tod entscheidet, er ist der Weg, der das Überleben sichert oder in den Untergang führt. Unumgänglich ist es, ihn eingehend zu untersuchen.

Wer zu einer sachlichen Bestandsaufnahme gelangen will, läßt sich von fünf Gesichtspunkten leiten und wägt eine Reihe von Voraussetzungen ab:

erstens die Moral, zweitens das Klima, drittens das Gelände, viertens die Führung und fünftens die Ordnung.

Die Moral bewirkt, daß das Volk sich mit dem Herrscher im Einvernehmen befindet. Nur so wird es auf Leben und Tod für ihn einstehen und allen Gefahren trotzen.

Das Klima wird bestimmt durch Dunkel und Helligkeit, Kälte und Hitze sowie den Gang der vier Jahreszeiten.

Das Gelände liegt hoch oder niedrig, fern oder nah, zeigt sich unwegsam oder zugänglich, weiträumig oder beengt, verheißt Tod oder Leben.

Die Führung verkörpert Weisheit, Glaubwürdigkeit, Menschlichkeit, Tapferkeit und Strenge.

Die Ordnung umfaßt die Organisation der Truppen, die Zuweisung der Verantwortlichkeiten und die Beherrschung der Logistik.

Mit diesen fünf Dingen ist jeder Heerführer vertraut, doch nur wer sie wirklich beherzigt, wird siegreich bleiben, und wer sie mißachtet, wird unterliegen.

Wer zu einer klaren Bestandsaufnahme gelangen will, wägt eine Reihe von Voraussetzungen ab, indem er fragt:

Welcher Herrscher hat die Moral auf seiner Seite?

Welcher Feldherr verfügt über die größeren Fähigkeiten?

Für welche Seite sprechen Klima und Gelände?

Wer setzt die Gesetze und Befehle durch?

Wer gebietet über die stärkeren Truppen?

Wessen Offiziere und Mannschaften sind besser ausgebildet?

Auf welcher Seite sind Lohn und Strafe einsichtiger geregelt?

Daran erkenne ich den Sieger und den Verlierer.

Der Feldherr, der meiner Bewertung folgt, wird im Einsatz siegreich bleiben, und er wird das Kommando behalten. Der Heerführer, der meiner Bewertung nicht folgt, wird im Einsatz unterliegen, und ihm wird das Kommando entzogen.

Nach der Abwägung der Vorteile heißt es daraus eine Schlagkraft aufbauen, die zusätzliche Wirkung verspricht. »Schlagkraft« bedeutet, die eigenen Kräfte ganz nach Gunst der Verhältnisse in die Waagschale zu werfen.

Die Kriegführung gehorcht dem Prinzip der Täuschung. Der Fähige gibt sich daher den Anschein der Unfähigkeit, Einsatzbereitschaft gibt sich den Anschein von Zurückhaltung, Nähe gibt sich den Anschein von Ferne, und Ferne gibt sich den Anschein von Nähe.

Wer auf Gewinn aus ist, wird geködert,

wer sich ungeordnet zeigt, wird überrumpelt,

wer massiert auftritt, gegen den wappnet man sich,

wer stark ist, dem wird ausgewichen,

wer reizbar ist, wird provoziert,

wer sich zurückhaltend zeigt, wird zur Überheblichkeit verleitet,

wer ausgeruht ist, wird zermürbt,

und wo Eintracht herrscht, wird Zwietracht gesät.

Der Angriff erfolgt, wo keine Vorkehrungen getroffen sind, der Vorstoß kommt, wenn der Gegner ihn nicht erwartet.

Das sind für den Militärstrategen die Schlüssel zum Erfolg, die allerdings nicht starr im vorhinein übertragbar sind.

Wer vor dem Kampf bei den Berechnungen des Tempelorakels einen hohen Wert erreicht, dessen Zeichen stehen auf Sieg; wer bei diesen Berechnungen jedoch einen niedrigen Wert erreicht, dessen Zeichen deuten auf eine Niederlage. Wenn der hohe Wert den Sieg verspricht und der niedrige Wert die Niederlage, um wieviel hoffnungsloser sieht es dann für denjenigen aus, der gar keinen Wert aufweist!

So betrachtet werden Sieg und Niederlage vorhersehbar.

II. Die Kriegführung

Die Regeln für den militärischen Einsatz besagen: Wenn tausend Kampf- und Transportwagen zum Einsatz kommen, hunderttausend gewappnete Männer in Marsch gesetzt und Lebensmittel über tausend Meilen transportiert werden, summieren sich die Kosten für die Front und die Etappe, die Ausgaben für die Abgesandten, die Materialien für die Instandhaltung sowie die Pflege und Wartung der Wagen und Geräte auf tausend Stück Gold am Tag. Nur mit diesem Aufwand läßt sich eine Armee mit hunderttausend Mann in Bewegung setzen.

Ihr Einsatz zielt auf den baldigen Sieg. Läßt der Erfolg auf sich warten, ermüden die Truppen, und die Kampfmoral leidet. Die Belagerung einer Stadt erschöpft die Kräfte, und ausgedehnte Feldzüge belasten die Ressourcen eines Staates.

Sind die Truppen ermüdet und ist die Kampfmoral geschwächt, sind die Kräfte am Ende und die Ressourcen erschöpft, nutzen die Lehnsfürsten eine solche Schwäche und erheben sich. Selbst mit größter Umsicht lassen sich derlei böse Folgen nicht mehr beheben.

Es heißt daher, daß selbst der unbedarfte Feldherr auf einen schnellen Erfolg aus ist; noch nie hat man erlebt, daß ein geschickter Befehlshaber einen Feldzug in die Länge gezogen hätte. Daß ein Staat Nutzen aus einem langwierigen Krieg gezogen hätte, ist noch nie dagewesen.

Wer sich über den Schaden eines militärischen Einsatzes nicht völlig im klaren ist, der vermag auch den Nutzen eines solchen Einsatzes nicht vollständig zu begreifen.

Wer sich auf die Kriegführung versteht, hebt kein zweites Mal Truppen aus und fordert nicht dreifach Nachschub an. Die Ausrüstung führt er aus der Heimat mit, doch mit Nahrung versorgt er sich im Feindesland. Auf diese Weise wird die Armee stets ausreichend versorgt sein.

Wenn ein Staat durch militärische Unternehmungen verarmt, liegt das an den langen Nachschubwegen. Eine Armee über größere Entfernungen zu versorgen, läßt die Bevölkerung verarmen.

Im Umfeld einer Armee steigen die Preise. Wenn die Preise steigen, zehrt das die Habe der Bevölkerung auf, und wenn die Habe der Bevölkerung aufgezehrt ist, wird die Last der Abgaben und Frondienste um so drückender.

Sind erst die Kräfte erschöpft und die Güter verbraucht, herrscht Leere in den Häusern und Höfen des Landes. Sieben Zehntel des Besitzes der Bevölkerung gehen verloren, und auch von den öffentlichen Finanzen werden sechs Zehntel aufgewendet für beschädigte Wagen und ausgezehrte Pferde, Rüstungen und Helme, Armbrüste und Pfeile, Lanzen und Schilde, Fronochsen und schwere Gespanne.

Daher ist der weise Feldherr bemüht, sich auf Kosten des Feindes zu verpflegen. Ein Fuder Verpflegung aus den Händen des Feindes wiegt zwanzig Fuder an eigenem Proviant auf; ein Zentner Futter kommt zwanzig Zentnern aus eigenen Vorräten gleich.

Das, was den Feind tötet, ist die Wut, und was ihm Verluste zufügt, ist die Aussicht auf Beute. Werden also im Kampf der Wagen mehr als zehn Fahrzeuge erobert, erhalten diejenigen eine Belohnung, die den ersten erobert haben.

Die Flaggen werden gewechselt und die Wagen in die eigenen Reihen eingegliedert. Die Gefangenen sind gut zu behandeln und zu versorgen. Das nennt man durch den Sieg über die Feinde an eigener Stärke gewinnen.

Im Krieg zählt nur der rasche Sieg und nicht der langwierige Kampf.

Der Feldherr, der sich auf den Krieg versteht, lenkt die Geschicke des Volkes und bestimmt über das Wohl und Wehe des Staates.

Darstellung eines Kampfwagens aus der Zeit derStreitenden Reiche. Zu erkennen sind vier Pferde,ein Wagenlenker, ein Kämpfer und die sich im Fahrtwindbiegenden Flaggen. Rechts daneben eine frühe Formdes Schriftzeichens qi für »Fahne«, »Flagge«.

III. Die Planung des Angriffs

Die Regeln für den militärischen Einsatz besagen:

Die Eroberung eines heilen Landes ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt seine Zerstörung.

Die Unterwerfung einer heilen Armee ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt ihre Zerschlagung.

Die Übernahme eines heilen Bataillons ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt seine Vernichtung.

Die Übernahme einer heilen Kompanie ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt ihre Vernichtung.

Die Übernahme einer heilen Gruppe ist das oberste Ziel; nachrangig bleibt ihre Vernichtung.

Daher ist nicht derjenige der Inbegriff der Tüchtigkeit, der in hundert Schlachten hundert Siege erringt, sondern derjenige, der sich die Truppen des Gegners ohne Kampf unterwirft.

Als die höchste Kriegskunst gilt es, die Strategie des Gegners zu bekämpfen, danach kommt die Bekämpfung der Allianzen, wieder danach die Bekämpfung der Truppen und erst am Ende der Angriff auf die befestigten Städte.

Die Belagerung von befestigten Städten sollte nur erfolgen, wenn keine andere Wahl bleibt. Drei Monate dauert es, die Schutzschilde und die Sturmwagen herzustellen sowie die Geräte zur Erstürmung aufzubauen, und weitere drei Monate nimmt es in Anspruch, die Wälle aufzuschütten.

Leitern und Wagen wurden zur Erstürmung befestigterStädte verwendet. Der von Sunzi erwähnteSturmwagen (fenwen) ist unten rechts abgebildet.

Weiß der Feldherr seinen Ärger nicht zu zügeln und treibt er seine Soldaten gleich Ameisen die Mauern hinan, mag ein Drittel der Männer fallen, ohne daß die befestigte Stadt genommen wird. Derlei Unheil ergibt sich bei Belagerungen.

Wer sich auf die Kriegführung versteht, unterwirft die Armeen, ohne Schlachten zu schlagen, erobert die Städte, ohne sie zu belagern, und zerstört die fremden Reiche, ohne sich auf endlose Kämpfe einzulassen. Er führt seine Feldzüge als Bewahrer. Dann behalten die Truppen ihre Kampfkraft, und der Gewinn kann als vollkommen gelten. All das sind die Regeln für die Planung des Angriffs.

Die Regeln der Kriegführung besagen:

Zehnfach überlegene Kräfte umzingeln den Feind,

fünffach überlegene Kräfte greifen ihn an,

doppelt so starke Kräfte teilen ihn,

gleich starke Kräfte stellen ihn zum Kampf,

schwächere Kräfte bleiben in Verteidigungsstellung

und gänzlich unterlegene gehen ihm aus dem Wege.

Die Unbeweglichkeit der zahlenmäßig kleineren Streitmacht führt unweigerlich in die Gefangenschaft des zahlenmäßig überlegenen Gegners.

Der Feldherr ist der Stützpfeiler des Staates. Steht dieser robust, bleibt der Staat stark; zeigt er Risse, wird der Staat verfallen.

Drei Wege gibt es, auf denen der Herrscher Unheil über seine Armee bringen kann:

Er ordnet den Vormarsch oder Rückzug der Truppen an, ohne zu wissen, daß sie zu Vormarsch oder Rückzug nicht in der Lage sind. Dies heißt der Armee Fesseln anlegen.

Er mischt sich in die Verwaltung der Armee ein, ohne die Gegebenheiten in der Armee zu kennen. Dies führt zur Verwirrung der Offiziere wie der Mannschaften.

Er greift in die Vergabe der militärischen Ämter ein, ohne die soldatischen Anforderungen zu kennen. Dies hat die Verunsicherung der Offiziere wie der Mannschaften zur Folge.

Ist die Armee erst einmal verwirrt und verunsichert, wächst die Bedrohung durch die Lehensfürsten. Dies heißt die eigenen Truppen in Unruhe versetzen und den Sieg des Gegners herbeiführen.

An fünf Dingen läßt sich der Sieg vorhersagen:

Es siegt die Seite, die weiß, wann zu kämpfen ist und wann nicht.

Es siegt die Seite, die sich auf die zahlenmäßige Über- oder Unterlegenheit der Truppen einzustellen weiß.

Es siegt die Seite, auf der Vorgesetzte und Untergebene von einem Willen beseelt sind.

Es siegt die Seite, die vorbereitet auf einen unvorbereiteten Gegner trifft.

Es siegt die Seite, auf der die militärische Führung fähig ist und der Herrscher nicht eingreift.

Dies sind die fünf Wege, um den Sieg vorherzusagen.

Daher heißt es: Wer den Gegner kennt und sich selbst, wird in hundert Schlachten nicht in Not geraten. Wer den Gegner nicht kennt, sondern nur sich selbst, wird das eine Mal siegen, das andere Mal unterliegen. Wer aber weder den Gegner kennt noch sich selbst, der wird in jeder Schlacht unweigerlich geschlagen werden.

IV. Die Formation

Vormals sorgte der tüchtige Feldherr zunächst dafür, daß er selbst unbesiegbar war, um dann darauf zu warten, daß der Feind besiegt werden konnte. Denn die eigene Unbesiegbarkeit hing von ihm selbst ab, die Besiegbarkeit dagegen lag beim Feinde.

Der tüchtige Feldherr kann zwar dafür sorgen, daß er nicht besiegt werden kann, doch auf die Besiegbarkeit des Feindes hat er keinen Einfluß. Daher heißt es: Der Sieg läßt sich zwar vorhersehen, doch nicht erzwingen.

Die eigene Unbesiegbarkeit beruht auf der Verteidigung, die Besiegbarkeit des Feindes beruht auf dem Angriff. Wählt jemand die Verteidigung, so zeugt das von Mangel; wählt jemand den Angriff, so zeugt das von Überfluß.

Wer sich auf die Verteidigung versteht, verbirgt sich in den neun Tiefen der Erde, wer sich auf den Angriff versteht, schwingt sich auf in die neun Sphären des Himmels, denn so vermag er sich selbst zu schützen und den vollkommenen Sieg zu erringen.

Nurmehr die Siege wahrzunehmen, die auch die breite Masse erkennt, ist kein Ausweis höchster Kriegskunst; siegreiche Schlachten zu schlagen, die das ganze Reich rühmt, ist kein Nachweis äußerster Tüchtigkeit.

Denn wer den Herbstflaum hebt, beweist noch nicht ein Übermaß an Kräften, wer Sonne und Mond erkennt, noch nicht den scharfen Blick, und wer das Grollen des Donners hört, noch längst kein gutes Ohr.

Die im Altertum gerühmten Feldherren blieben siegreich, weil sie dann kämpften, wenn der Sieg leicht fiel. Daher siegten die tüchtigen Feldherren niemals überraschend und gerieten dadurch auch nicht in den Ruf besonderer Weisheit oder übergroßer Tapferkeit.

Ihr Sieg stand außer Zweifel, und daß er außer Zweifel stand, kam daher, daß ihre Vorkehrungen den Sieg bedingten und daß sie einen Gegner besiegten, der schon längst geschlagen war.

Daher nimmt der tüchtige Feldherr dort Aufstellung, wo er nicht unterliegen kann, und verpaßt keine Gelegenheit, dem Feind eine Niederlage zuzufügen. Insofern sucht die siegreiche Armee erst den Sieg und dann die Schlacht, die unterlegene hingegen erst die Schlacht und dann den Sieg.

Wer sich auf die Kriegführung versteht, baut auf den Weg und wahrt das Gesetz. Damit bleibt er Herr über Sieg und Niederlage.

Die Regeln des Krieges kennen

erstens das Ausmaß,

zweitens die Menge,

drittens die Anzahl,

viertens das Gewicht,

und fünftens den Sieg.

Aus dem Land ergibt sich das Ausmaß, aus dem Ausmaß ergibt sich die Menge, aus der Menge ergibt sich die Anzahl, aus der Anzahl ergibt sich die Verteilung der Gewichte, und aus der Verteilung der Gewichte ergibt sich der Sieg.

Eine siegreiche Armee wiegt, als setzte man ein Pfund Getreide gegen ein Gran Hirse, und eine unterlegene Armee, als brächte man ein Gran Hirse gegen ein Pfund Getreide auf die Waage.

Es ist der Formation zuzuschreiben, wenn die Soldaten einer Armee mit dem Sieg vor Augen mit einer Gewalt hervorbrechen, als stürzte angestautes Wasser sich über tausend Klafter tief ins Tal.

V. Die Schlagkraft

Umfangreiche Truppenverbände lassen sich genauso lenken wie kleinere Truppenteile, solange sie entsprechend organisiert und gegliedert sind.

Umfangreiche Truppenverbände lassen sich genauso in den Kampf führen wie kleinere Truppenteile, solange die Abstimmung mit Flaggen und Signalen gegeben ist.

Wenn die Truppen der Drei Armeen am Ende dem Feinde standhalten und unbesiegt bleiben, liegt das am Zusammenspiel von überraschenden und regulären Operationen.

Wenn die Soldaten beim Vormarsch den Feind zerschmettern wie der Wetzstein das Ei, liegt das am Unterschied zwischen leerer Hülle und fester Substanz.

Die Kampfverbände treten dem Feind stets in regulärer Formation gegenüber; durch überraschende Manöver erringen sie den Sieg.