Die letzte Reifung - Carsten Sebastian Henn - E-Book

Die letzte Reifung E-Book

Carsten Sebastian Henn

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Beschreibung

Die »Tour de Fromage«! Kann es eine größere Herausforderung für einen passionierten Käsekenner geben? Prof. Dr. Adalbert Bietigheim, Inhaber von Deutschlands einzigem Lehrstuhl für Kulinaristik, erfüllt sich einen Lebenstraum: Mit Hollandrad und Strohhut reist er zu Frankreichs besten Käsereien und schwelgt in Blauschimmel, Asche-Rändern und mit Marc de Bourgogne eingeriebenen Käselaiben. Natürlich darf auch das Dorf Epoigey im lukullischen Burgund auf seiner Route nicht fehlen, denn schließlich wird dort der unnachahmlich feinsinnige und zarte Weichkäse gleichen Namens hergestellt. Doch als Bietigheim endlich sein Ziel, die berühmte Fromagerie Poincaré, erreicht, erwartet ihn dort eine unangenehme Überraschung: Die Käserin liegt tot im Reifekeller, und in ihrem Rücken steckt ein Messer.

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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Piper Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2011

ISBN 978-3-492-95316-0

© Pendo Verlag in der Piper Verlag GmbH, München 2011

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck   Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.  

Einen Kriminalroman über Käse kann ich natürlich

nur meinem kleinen Käsemonster widmen.

Dieses Buch ist für Charlotte.

KAPITEL 1

Das Coq-au-Vin-Desaster (sowie ein Mord)

Professor Adalbert Bietigheim konnte sich nicht erinnern, jemals einen friedlicheren Tag erlebt zu haben. Das Burgund lachte ihn mit all seiner Pracht an – und er musste einfach zurücklächeln. Fröhlich radelnd genoss er den besonderen Geruch, der in der Luft lag. Allerdings wurde dieser nicht vom Wind zu ihm getragen, obwohl die sommerliche, weingeschwängerte Brise mit ihrer feinen Mineralik einzigartig war. Es war der Duft des vollreifen Epoisses de Bourgogne, vorn in seinem Radkörbchen, der Bietigheim so glücklich dreinschauen ließ. Der mit Marc de Bourgogne bestrichene Rotschmierkäse war reif, geradezu überreif. Eigentlich stand er kurz vor der Verwesung und stank auch entsprechend. Genau so liebte Bietigheim ihn. Bald würde der Professor sich ein lauschiges Plätzchen in einem Weinberg suchen, eine Flasche Pouilly-Fuissé entkorken, ein Stück frisches Baguette abbrechen und den Epoisses dick daraufstreichen.

Falls der Käse nicht bereits vorher davonfloss und im Boden versickerte.

»Was meinst du, mein lieber Benno? Ist es bereits Zeit für eine praktische kulinarische Übung?«

Benno von Saber bellte auf. Der Foxterrier liebte zwar das Laufen, aber ab und an durfte ein Happen guten Essens mit anschließendem Nickerchen im Schatten durchaus sein.

Bietigheim radelte noch ein Stück weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Platz, wobei er des Öfteren seinen Strohhut festhalten musste, denn der Wind fuhr nun tüchtig darunter. Den Hut hatten ihm seine Studenten, diese Brut, für die Semesterferien geschenkt. Irgendwie hatten sie ihn wohl ins Herz geschlossen. Wusste der Himmel, warum.

Unzählige Autos mussten um den langsam tretenden Professor einen Bogen machen, doch niemand hupte. Fahrradfahrer gehörten in Frankreich zur Folklore, selbst wenn sie wie Bietigheim ein fremdartig anmutendes Hollandrad benutzten.

In der Nähe des kleinen Weinörtchens Vosne-Romanée ließ sich Bietigheims Magen, das heißt natürlich sein wissenschaftliches Interesse, nicht mehr zügeln, und er fuhr hinauf in die sanft ansteigenden Rebenhänge. Als rechterhand ein hübscher, mauerumrandeter Weinberg, ein Clos, auftauchte, beschloss er anzuhalten. Bietigheim stellte das Fahrrad ab und stieg das kleine Treppchen in den Weinberg hinauf. Die eng stehenden Pinot-Noir-Rebstöcke waren penibel gepflegt und sicher ein halbes Jahrhundert alt. Sie sahen mit ihrem knorrigen Holz wie Bonsai-Bäumchen aus – was Benno dazu animierte, dort sogleich ein Bonsai-Bächlein zu machen.

In einigem Abstand gedachte Bietigheim sein Picknick abzuhalten. Gelebte Käsekultur! Angewandte Forschung! Die ganze Reise in die französische Feinschmeckerregion hatte er selbstverständlich aus rein wissenschaftlichem Interesse angetreten. Als Professor für Kulinaristik war er zu Derartigem nachgerade verpflichtet.

»Bei Fuß!«, befahl er Benno, doch der hörte nicht. Wie eigentlich immer. Der Foxterrier hatte schon als junger Welpe beschlossen, sich nie und nimmer erziehen zu lassen, und war diesem Vorsatz bewundernswert treu geblieben. Trotz dreier Hundetrainer und einer Tierpsychologin, die inzwischen ihr Geld mit Kartenlegen verdiente. Bietigheim nahm den Revoluzzergeist seines Begleiters schmunzelnd zur Kenntnis und streckte glücklich die Arme empor. Dann wuschelte er Benno über den struppigen Kopf und begann, alles fürs Picknick Nötige auszubreiten. Wie herrlich konnte das Leben sein, einfach grandios!

Das frische Brot und der Käse vermählten sich am Gaumen aufs Wunderbarste, und Bietigheim kam nicht umhin, diese Nation zu bewundern, die über fünfhundert Käsesorten zustande gebracht hatte. Magier der Milch, das waren sie, die Franzosen. Dieser ungemein herzliche Volksstamm.

»Sind Sie noch ganz bei Trost?«, unterbrach ein Vertreter des Landes seinen Gedankengang. »Können Sie nicht lesen?« Seine grunzende Stimme erinnerte an einen Auerochsen. Auch sein Gesicht. Und die Statur. Zweifellos gehörte er zum stumpfsinnigen Teil der Dorfbevölkerung, befand Bietigheim.

Der Professor erhob sich, die Hand zum Gruße ausgestreckt. Doch sie blieb ungeschüttelt. Stattdessen zeigte sein Gegenüber mit den Pranken auf ein rotes Schild an der Mauer. Dort stand geschrieben, dass man durchaus Verständnis für die vielen Touristen an diesem Ort aufbringe, jedoch höflichst darum bitte, auf dem Weg zu bleiben und den Weinberg unter keinen Umständen zu betreten.

»Oh«, sagte der Professor. »Das ist meinem Blick wohl entgangen.«

»Das ist Ihrem Blick also entgangen.«

»Ich habe es übersehen, guter Mann.«

»Soso, übersehen.« Der Auerochse zündete sich eine filterlose Zigarette an. Woher die gekommen war, wusste Bietigheim nicht. Anscheinend konnte man sie hier einfach aus der Luft greifen. Der Bursche sog daran, und im Nu verwandelte sich ein Drittel davon in Asche. Es war beängstigend.

»Jawohl, übersehen«, bestätigte Bietigheim. »Ich war nämlich in Gedanken versunken.«

»Sie wollen mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass Sie keinen blassen Schimmer haben, wo Sie hier stehen?«

»Natürlich weiß ich das!« Er nahm etwas Erde in die Hand. »Der Boden besteht aus einer lehmig-kalkigen Rendzinaschicht. Ich mag ja einen Schluck Wein getrunken haben, doch mein Denkvermögen ist davon gänzlich unbeeinträchtigt.«

Jetzt kam der Auerochse näher und blies Bietigheim den Rauch seiner Zigarette ins Gesicht. Es brannte in den Augen. Eine Selbstgedrehte mit billigem Tabak. Widerlich.

»Das hier, guter Mann, ist der teuerste Weinberg der Welt. Romanée-Conti, nie gehört?« Er zupfte Bietigheim am Ohr. »Für eine Flasche bezahlt man locker tausend Euro – aber nur, wenn man noch ein Dutzend anderer Weine des Gutes dazukauft.«

»Benno, komm mal her«, sagte Bietigheim, dem viel an Aufklärung gelegen war. »Du hast dein Geschäft gerade in der Lage Romanée-Conti verrichtet.«

Benno blickte ihn stolz an.

»Das mag man hier nicht«, erklärte Bietigheim.

Benno setzte sich in Position für ein Häufchen.

»Benno von Saber, ich darf doch sehr bitten!«

Bietigheim hob ihn über die kleine Mauer.

Der Auerochse telefonierte nun, wobei das Gespräch fast nur aus Grunzen bestand. Dann verstaute er sein Handy wieder in der Hosentasche.

»Dann fahr ich mal wieder«, sagte Bietigheim.

Doch der Mann hielt das professorale Fahrrad fest umklammert. »Sie fahren nirgendwohin!«

»Sie wollen mich meiner Freiheit berauben?«

Keine Antwort. Na gut, dachte Bietigheim, dann beende ich wenigstens in aller Ruhe mein Picknick. Und dem Auerochsen würde er nichts davon anbieten!

Nach rund zehn Minuten öffnete dieser erneut den Mund. »Da kommt er ja endlich!« Er hob die Hand zum Gruß. »Salut, Benoit!«

Der Neuankömmling war ein Polizist, was unschwer an seiner tadellos sitzenden Uniform zu erkennen war. Ein junger, drahtiger Mann, dessen dünner Schnauzbart so exakt aussah, als wäre er angemalt.

»Salut, Claude. Ist er das?«

Der Auerochse mit Namen Claude nickte grimmig.

»Und dieser Hund …?« Benoit wagte es nicht auszusprechen.

Claude schenkte ihm ein weiteres entschlossenes Nicken, das er geschickt mit einem völliges Unverständnis signalisierenden Kopfschütteln verband. Mit ernster Miene wandte sich der Gendarme an Bietigheim.

»Was führt Sie zu uns, Herr …?«

»Professor Dr. Dr. Adalbert Bietigheim. Ich habe leider wenig Zeit, ein ganz dringender Termin, es pressiert.«

»Aber nicht doch, Herr Professor. Wir sind doch noch gar nicht komplett. Der Eigentümer des Weinberges, in den Ihr Hund uriniert hat, wird gleich zu uns stoßen.«

»Das ist doch nun wirklich nicht nötig.«

»Und ob das nötig ist!«, ließ sich Claude vernehmen und trat seine Zigarette wütend auf dem Weg aus. Nur um sich sogleich eine neue anzuzünden.

Bietigheim musste wohl einiges klarstellen.

»Hören Sie, ich bin Deutschlands einziger Inhaber eines Lehrstuhls für Kulinaristik. An der Universität der Hansestadt Hamburg! Meinen Sie bloß nicht, es wäre einfach gewesen, solch einen Lehrstuhl ins Leben zu rufen und aufrechtzuerhalten. Die Kollegen belächelten mich anfangs, Kulinaristik wäre keine Wissenschaft, haben sie gespottet, doch ich habe es all diesen Unkenrufern gezeigt. Das Bundesverdienstkreuz haben die für ihre Arbeit nicht erhalten, ich hingegen sehr wohl! Aber ich schweife ab.« Bietigheim räusperte sich. »Mir geht es um die Bewahrung des kulinarischen Erbes, weltweit. Ich lebe im Dienst von Räucherwurst, Weinbergschnecken und geharztem Wein. Denn nicht Theater oder Malerei sind es, die unsere Kultur im Kern zusammenhalten, nein, es sind Speis und Trank, meine Herren, das ist die Kultur, die jeden von uns, im wahrsten Sinne des Wortes, durchdringt. Deshalb, Sie haben es ja bereits bemerkt, spreche ich auch fließend Französisch, wie auch Italienisch, Englisch, Spanisch, Altgriechisch und ein wenig Japanisch. Wie sollte ich sonst etwas über die Feinheiten der Küchentraditionen erfahren? Gerade jetzt bin ich auf dem Weg zur Käserei von Madame Poincaré. Sie will mir die Herstellung ihres vorzüglichen Käses zeigen. Ich plane nämlich eine Abhandlung über die Käse des Burgunds, als Teil meiner >Tour de Fromage. Und dabei darf der teuerste und seltenste Käse der Fünften Republik natürlich nicht fehlen. Ich möchte ihn als die Krönung der Rotschmierkäse-Kunst bezeichnen, ja so weit wage ich mich vor, und da würden mir wohl selbst meine Zürcher Kollegen kaum widersprechen.« Bietigheim konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Diese Zürcher und ihr Käsestolz, einfach nur lächerlich. »Der Epoigey ist die sublimste Vermählung von Cremigkeit und Herbe, die sich nur denken lässt. Fraglos hängt dies mit der besonderen Kuhfütterung durch Madame Poincaré zusammen. Es hat mich viel Arbeit gekostet, einen Termin bei dieser sehr zurückgezogen lebenden Dame zu erhalten. Und nun drängt leider die Zeit.«

An dieser Stelle unterbrach ihn der Polizist. »Tour de Fromage?« Er zog eine Augenbraue empor.

»Ganz genau!« Endlich verstand der Mann. »Seit einigen Jahren fahre ich in der vorlesungsfreien Zeit stets ein Stück mit meinem treuen Rad durch Frankreich und besuche dabei die herausragenden Käsereien – natürlich keine industriellen Betriebe.« Bietigheim rümpfte empört die Nase, was er nach langjähriger Erfahrung mit lernunwilligen Studenten in Perfektion beherrschte.

Benno von Saber hob nochmals das Bein – diesmal jedoch in einem benachbarten Weinberg. Bietigheim sandte einen fragenden Blick zum Polizisten.

»Das ist die Lage Romanée Saint-Vivant.«

»Und?« Adalbert Bietigheim gab es ungern zu, doch mit berühmten Weinlagen kannte er sich en détail nicht aus. Im nächsten Jahr wollte er sich jedoch für ein neues Proseminar über »Europas historische Rebberge« damit auseinandersetzen – inklusive ausführlicher Recherche-Weinproben. »Was hat es mit diesem Weinberg denn auf sich?«

»Er ist ebenfalls ein Grand Cru, aber deswegen landen Sie nicht im Knast. Dafür aber schon.« Der Polizist deutete auf die feuchte Stelle in der Lage Romanée-Conti. »Die Besitzer der Domaine nehmen es äußerst genau, seit sie vor Kurzem erpresst worden sind. Ihre wertvollsten Stöcke sollten vergiftet werden, falls nicht eine Million Euro gezahlt würde. Bevor der Täter Schaden anrichten konnte, wurde er Gott sei Dank gefasst. Bei dem … Anschlag Ihres Hundes waren wir nun leider etwas zu spät dran.«

Selbst ist der Mann, dachte Bietigheim, und ein Mann ist auch zu unorthodoxen Schritten fähig. Also nahm er sich eines seiner Stofftaschentücher, stieg abermals über die Mauer und tupfte den Rebstock ab. Daraufhin griff er kurz in seinen Rucksack, drückte dem verdutzten Polizisten den restlichen Epoisses als Schmiergeld – im wahrsten Sinne des Wortes – in die Hand, stieg flugs auf sein Rad und trat schnell in die Pedale.

»Grüßen Sie Madame Poincaré!«, rief ihm der Polizist nach, anstatt ihn zu verfolgen. »Sie ist nämlich meine Großtante.«

Bietigheim radelte trotzdem schneller.

»Und lassen Sie sich hier ja nie wieder blicken!«, brüllte Claude.

Einen Käse verloren – doch die Freiheit gewonnen. Ein gutes Geschäft.

Benno von Saber trug seinen Teil zur erfolgreichen Flucht bei, indem er gefährliche Beller von sich gab – soweit das einem Foxterrier seiner Größe möglich war. Bietigheim blickte weder auf die sanft gewellten Osthänge, die begehrte Pinot Noirs hervorbrachten, noch westwärts in die Ebene, wo Johannisbeersträucher standen und sich Weideland erstreckte. Er dachte an Madame Poincarés Großneffen, den Polizisten. Der Professor hatte sich die Familie der Käserin anders vorgestellt. Wie genau, wusste er nicht, aber auf jeden Fall nicht so … uniformiert.

Über Madame Poincaré hatte er seine wissenschaftliche Assistentin an der Universität Hamburg einiges zusammentragen lassen. Die Käserin war bereits vor über dreißig Jahren von ihrem Vater in die Geheimnisse der Herstellung des Vacherin d'Epoigey eingeführt worden und widmete sich dem Käsemachen rund 210 Tage im Jahr, ohne Pause, von Dezember bis Juli. Sie besaß neun Kühe, stellte jeden Morgen fünfzehn Käselaibe her, und abends, wenn die Milch spärlicher floss, kam ein weiteres Dutzend hinzu. Die früh verwitwete Madame hatte nie gelernt, viele Worte zu machen. Am Telefon war sie schroff gewesen, erst beim siebten Anruf hatte sie eingewilligt, den Professor zu empfangen. Aber er solle pünktlich sein und nichts Besonderes erwarten. Es sei nichts weiter dabei, Käse zu machen, und sie habe auch gar nicht lange Zeit für ihn. Madame Poincaré war ein alter Knochen, wie es sie nur noch selten gab. Sie hatte Bietigheim gleich an seine Großmutter erinnert, die durch den Krieg und die Zeit des Wiederaufbaus geprägt war, immer hart zu sich selbst und hart zu anderen. Sie hatte lange gelebt und war doch viel zu früh verstorben.

Als er sich von den Weinbergen entfernte, schließlich in Epoigey ankam, sein Hollandrad vor der kleinen Käserei in der Rue Napoléon ordentlich auf den Ständer wuchtete und sich die Hosenbeinspangen abklemmte, bemerkte er sofort die himmlische Ruhe. Auf der Dorfwiese waren nicht einmal die obligatorischen Pensionäre zu finden, die Boule spielten oder, falls ihnen der Sinn nicht nach Leistungssport stand, einfach still nebeneinander auf einer Bank saßen, wie Spatzen auf einer Überlandleitung. Sogar das chinesische Restaurant Le Lotus bleu hatte geschlossen. Kein Hund bellte. Am merkwürdigsten war allerdings die Weide hinter dem einfachen Bauernhaus, in dem sich die kleine Käserei befand. Sie war kuhlos. Weder sanftes Muhen erklang, noch das Geräusch Gras zermalmender Mäuler. Eine Weide ohne Kühe, befand Bietigheim, war wie ein Coq ohne Vin. Hier sollten Montbéliard-Rinder stehen, deren Milch besonders viel Kasein aufwies, das für die Milchherstellung des Vacherin d'Epoigey so essenziell ist. Madame Poincaré verwendete ausschließlich Montbéliard-Milch. Das hatte sie ihm am Telefon durch ein Brummen bestätigt.

Unruhig blickte Bietigheim auf seine goldene Taschenuhr – zwanzig Minuten zu früh. Er hasste Menschen, die zu früh kamen. Es war bedeutend schlimmer, als verspätet einzutreffen. Bietigheims Pünktlichkeit war eine Viertelstunde zu spät, so gehörte es sich für einen Akademiker. Deshalb schlenderte er nun um den Dorfplatz, die Hände hinter dem Rücken gefaltet, und summte Beethovens Sechste, die Pastorale. Nach seiner Runde schaute Bietigheim abermals auf die Uhr. Es fehlten weiterhin zehn Minuten! Was konnte er noch tun? Der Professor kontrollierte abermals das Schloss an seinem Fahrrad und beschloss dann, dem Mysterium der fehlenden Kühe auf den Grund zu gehen. Er war nämlich ein äußert neugieriger Mensch. Bietigheim sah dies als eine seiner guten Eigenschaften an, schließlich hatte sie ihn zur Wissenschaft geführt.

»Platz!«, befahl er Benno von Saber, der ihm daraufhin brav folgte, als er das Gatter öffnete und auf die Wiese trat. Das Gras war saftig, fressbereit sozusagen, doch nirgendwo war ein Wiederkäuer zu sehen. Selbst Benno von Saber wurde nicht fündig, obwohl er in kürzester Zeit weite Kreise gezogen hatte.

Schließlich fand der Foxterrier die Kühe. Im Stall. Obwohl das Tor offen stand und der Wind lau wehte, die Sonne gnädig schien, es also ein herrlicher Tag zum Grasen war. Doch diese Kühe standen im Stall und schauten so glücklich drein, als hätte man ihnen Hanf ins Heu gemischt. Ihre Augen waren geradezu glasig, und ihre Mäuler standen offen. Sie gaben keinen Laut von sich, als Bietigheim ihnen nahe trat. So hatte der Professor Milchvieh noch nie zuvor gesehen. Die rot-weiß gescheckten Tiere mit den hellen Köpfen schienen mit ihren Gedanken ganz woanders zu sein. Und wenn er sich nicht täuschte, schunkelten sie leicht im Takt, als liefe irgendwo Volksmusik. Das war nicht normal. Überhaupt nicht. Städter mochten denken, dass Kühe immer so aussahen: zufrieden mit sich und der Welt. Doch diese hier strahlten geradezu vor Glück. Dabei waren ihre Euter bereits prall, höchste Zeit, die Tiere zu melken. Die Kühe zwickte es sicher schon.

Bietigheim musste Madame Poincaré unbedingt fragen, was es damit auf sich hatte. Vom Stall gab es einen Zugang zur eigentlichen Käserei, einem Raum mit mehreren Kupferkesseln, Schalen, Tüchern und Schöpfkellen, dazu etlichen Behältnissen, die unleserlich beschriftet waren. Ein Anachronismus in Zeiten von vor Edelstahl blitzenden und weiß gefliesten Käsereien. Eigentlich handelte es sich um ein Schlafzimmer, denn in der Ecke stand ein Bett, ein Nachttisch daneben, an der Wand eine Kommode aus dunklem Holz. Staub schien zwar nirgendwo zu liegen, doch jeder EU-Inspektor hätte diese Käserei auf der Stelle dichtgemacht. Wie gut, dass anscheinend noch keiner vorbeigekommen war. Nach Käse roch es hier nicht, sondern nach frischer Milch, eine Spur säuerlich.

»Madame Poincaré? Ich bin es, der Herr Professor aus Hamburg. Ihre Kühe scheinen mir derangiert.«

Keine Antwort.

Bietigheim öffnete die aus den Angeln hängende Holztür in der gegenüberliegenden Wand und fand sich in einer hutzeligen Küche wieder. Er rief nochmals, doch wieder keine Reaktion. Er musste weitersuchen. Wie sich herausstellte, hatte das Haus nur fünf Zimmer, und sie alle wirkten auf merkwürdige Art zu klein, wie ein alter Apfel, der mit der Zeit eingeschrumpelt war.

Die Käserin musste außer Haus sein, dachte Bietigheim, vielleicht besorgte sie noch Kaffee für den bevorstehenden Besuch aus Deutschland. Ob es unhöflich wäre, im Haus auf sie zu warten? Ach was, die Tür zum Stall hatte ja einladend offen gestanden, und das Gatter war auch nicht wirklich abgeschlossen gewesen. Falls sie dennoch verärgert wäre, würde ein schmachtender Blick Bennos sicher genügen, um sie weich zu klopfen.

Doch sie kam nicht, geschlagene zwei Stunden lang.

Egal, wie oft Bietigheim auf seine Taschenuhr schaute, die Zeiger drehten sich nicht zurück. Madame Poincaré hatte ihn versetzt. Seufzend erhob er sich, bereit für den Weg zurück zum Fahrrad, als ihm der schwere rote Vorhang auffiel, der in der dunkelsten Ecke des Zimmers hing. Der Professor hatte ihn vorher kaum beachtet, doch als Benno nun aufstand, bewegte der Vorhang sich zur Seite – und eine metallene Tür wurde sichtbar.

Da war sie wieder, die Neugierde!

Bietigheim schob den Vorhang fort und schaute sich nervös um, als verstieße er gegen ein Gesetz. Die Tür war eine Sonderanfertigung und passte genau in das alte Mauerwerk. Der Schlüssel steckte, und der Professor drehte ihn ohne Zögern um.

Hinter der Tür erwartete ihn Kälte, die mit dem Duft nach köstlichem Vacherin d'Epoigey geschwängert war. Der Reifekeller! Und endlich fand er auch Madame Poincaré. Hier, wo Hunderte von Tannenrinden umschlossene Käseleiber vor sich hinreiften. Die Käserin hatte auch ihr großes Käsemesser bei sich.

Es steckte in ihrem Rücken.

Und sie selbst lag vornüber in einer Blutlache. Sie war tot, das wusste Bietigheim sofort.

Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Nach einigen tiefen Atemzügen kniete er sich neben die alte Frau. Er wollte ihr die Augen schließen, beschloss dann jedoch, die Leiche besser nicht zu berühren.

Was für ein schrecklicher Tod.

Bietigheim zitterte am ganzen Leib, als er aufstand und das Telefon suchte. Er fand es schließlich in einer Schublade und rief die Polizei. Sein Atem war immer noch schwer, als er wieder auflegte. Diese arme Frau, wer tat einer greisen Käserin so etwas Grausames an?

Dann hörte er die Kühe. Sie muhten nicht, sie schrien fast schon, ihre Euter waren jetzt bestimmt zum Platzen gefüllt. Die Tiere mussten von ihrem Leiden erlöst werden, und das duldete keinen Aufschub. Entschlossen krempelte der Professor die Ärmel hoch und ging in den Stall, denn genau das hätte Madame Poincaré gewollt. Bevor er sich den Schemel umschnallte und sich an den ersten Euter begab, rieb Bietigheim sich die Hände warm. »Sei leise und mach brav sitz!«, sagte er zu Benno von Saber, woraufhin der Foxterrier kläffend hinausrannte.

Als die Staatsmacht eintraf, war das Melken noch lange nicht erledigt. Bietigheim fehlte die Übung. Vor Jahren hatte er mit seinen Studenten ein Praktikum in einer südholsteinischen Käserei absolviert, doch die Fingerfertigkeit war ihm abhandengekommen. Die Euterzitzen verhielten sich beträchtlich flutschiger als in seiner Erinnerung.

»Herr Professor, stehen Sie bitte auf.«

Benno fing an zu kläffen und nahm das rechte Hosenbein des Eindringlings ins Visier.

Bietigheim blickte auf. Es war der junge Polizist aus Vosne-Romanée mit Namen Benoit.

»Mein herzliches Beileid zum Tod Ihrer Großtante!«, sagte Bietigheim und wollte aufstehen, um ihm die Hand zu reichen, überlegte es sich dann aber anders. Die Kuh vor ihm musste dringend zu Ende gemolken werden.

»Erheben Sie sich bitte.« Die Augen des jungen Mannes waren feucht, die Lippen aufeinandergepresst.

»Lassen Sie mich doch bitte diesen Euter …«

»Stehen Sie bitte sofort auf! Die Hände so, dass ich sie sehen kann.«

»Sie sehen sie doch. Ich habe sie an den Zitzen!«

Der Gendarme friemelte an seinem Pistolenhalter.

Bietigheim wurde zornig. »Sehen Sie denn nicht, dass die Tiere leiden? Wollen Sie vielleicht an meiner Stelle weitermelken?«

»Ich ermittle in einem Mordfall!«

»Und das hier ist ein Notfall!«

Es entstand ein Moment unangenehmer Stille, nur gestört von dem auffordernden Muhen der Kuh direkt vor dem Professor.

»Soll ich jetzt weitermelken, oder nicht? Ich muss das nicht tun, ich habe studiert. Sogar in Oxford!«

Der Polizist verschränkte unsicher die Arme vor der schmächtigen Brust. »Wann haben Sie die Leiche meiner Großtante aufgefunden? Und in welchem Zustand?«

»In welchem Zustand? Sie war tot!« Es tat Bietigheim überhaupt nicht leid, so barsch reagiert zu haben. Die Frage war saublöd gewesen.

Nun trat der junge Polizist näher und baute sich neben der vor Bietigheim stehenden Kuh auf. »Wollen Sie mir die Arbeit schwer machen? Das kann ich auch!« Er legte eine Hand auf das Hinterteil der Kuh. »Wenn ich Marie einen Klaps gebe, genau hierhin, dann wird sie austreten, und zwar in Ihr Professorengesicht.«

Bietigheim ließ die Zitzen Zitzen sein und erhob sich vom Schemel. Das heißt: Er erhob sich mit dem Schemel, denn diesen hatte er ja umgeschnallt. Dann blickte er dem Gendarmen in die nervös zuckenden Pupillen. »Hören Sie, junger Mann, wir haben irgendwie einen schlechten Start erwischt. Was mich bei einem so schrecklichen Todesfall nicht verwundert. Ich teile Ihnen jetzt mit, wo Sie Ihre Großtante finden. Und dann reden wir weiter. Ich habe die Leiche vor …«, er blickte auf seine Taschenuhr, »achtzehn Minuten gefunden. Damit Sie von der Polizei den Tatort unverändert vorfinden, habe ich Ihre Großtante noch nicht einmal umgedreht, um ihr die Augen zu verschließen.«

Der Polizist nickte. »Das habe ich gesehen – ich war nämlich schon bei ihr. Da ich im Besitz eines Haustürschlüssels bin. Sie aber nicht. Sie haben sich unbefugt Zutritt zum Haus meiner Großtante verschafft, nicht wahr?« Er zückte ein schwarzes Notizbuch.

»Ich verschaffe mir niemals Zutritt zu Häusern! Meist werde ich eingelassen, und in diesem Fall stand die Tür einladend offen.«

»Die Haustür?«

»Nein, selbstverständlich nicht, Sie dummer Mensch. Die des Stalles, und von diesem der Zugang zur Käserei. Sowie – natürlich – zum Reifekeller.«

»Haben Sie mich gerade …?«

Bevor Bietigheim antworten konnte, trat ein weiterer Mann in den Kuhstall. Er hatte ein gepflegtes Äußeres. Die Ärmel seines gestärkten hellblauen Hemdes waren hochgekrempelt und gaben den Blick auf muskulöse Unterarme frei, von denen in Büscheln die Haare abstanden. Dadurch wirkte er wie ein frisch geschorener Orang-Utan – bei dem aus Versehen die Unterarme vergessen worden waren.

»Ich darf mich kurz vorstellen«, sagte der Mann, nachdem er dem jungen Polizisten zugenickt hatte. »Ich bin der amtierende Bürgermeister, Jules Bigot.«

Bietigheim verbeugte sich kurz und stellte sich ebenfalls vor. »Ich würde Ihnen ja gerne die Hand geben, aber die ist zurzeit …«

»Jaja, das sehe ich. Benoit, sei ein guter Junge und zeig mir schnell die … du weißt schon. Du hast die Zeitung doch sicher noch nicht informiert, oder?«

»Nein, aber die lokale Presse wird routinemäßig von der Pressestelle in Dijon über Gewaltverbrechen in Kenntnis gesetzt.«

»Na, nun schauen wir uns erst einmal deine Großtante an, ob es überhaupt ein Gewaltverbrechen war. Da gibt es ja immer … Interpretationsspielraum. Und Sie da bei der Kuh: immer schön weitermachen, nicht?«

»Wollen Sie vielleicht übernehmen?«

»Nein, danke. Sie machen das fabelhaft, ganz fabelhaft. Vor allem für einen Ausländer.«

Bietigheim nahm die frisch gemolkene Milch und goss sie in eine große metallene Kanne, führte die Kuh zurück an ihren Platz und holte die nächste zum Melken. Benno von Saber schien mittlerweile Gefallen an seiner Rolle als Hütehund gefunden zu haben und rannte permanent um die Kühe herum.

Was diese gänzlich unbeeindruckt ließ.

Nach kurzer Zeit kamen Dorfpolizist und Dorfbürgermeister zurück. Letzterer schüttelte den Kopf und kratzte ihn sich dabei. Er nahm die Hand gar nicht mehr herunter, als helfe das Kratzen beim Denken.

»Solch ein Unglück.«

»Wer könnte denn ein Motiv gehabt haben, die arme Frau umzubringen?«, fragte Bietigheim, dem mittlerweile die Finger schmerzten.

»Wo denken Sie hin, Professor?«, fragte der Bürgermeister erstaunt und setzte das Kratzen am Ohrläppchen fort. »Das war ein schrecklicher Unfall! Die Ärmste muss gefallen sein. So was kann in ihrem Alter ja schnell passieren.«

»Gefallen? Mit dem Rücken in ein Messer? Und dann liegt sie mit dem Bauch auf dem Boden?«

»Ja, es ist schrecklich. Nicht wahr, Benoit? Das siehst du als Mann vom Fach doch genauso.«

Der Polizist blickte von seinem Notizblock auf. Sein Mund formte sich zu einem »Nein«, doch er schwieg und nickte.

»Und zu einem solch unglücklichen Zeitpunkt!«, fuhr Jules Bigot fort. »Kommendes Wochenende ist unser großes Käsefest. Ganz Burgund, ach, was rede ich, ganz Frankreich blickt auf Epoigey. Wie sähe es aus, wenn kurz zuvor die einzige Käserin unseres Dorfes ermordet worden wäre? Die Einzige, die das Rezept für unseren berühmten Käse kennt, die Letzte einer großen Tradition? Ganz schlecht sähe das aus, Herr Professor. Das wäre gar nicht gut für die Stimmung.«

»Ach«, erwiderte Bietigheim. »Eine Frau ist ermordet worden, aber die Stimmung vor Ort ist wichtiger, als den Mörder zu suchen. So habe ich das noch gar nicht gesehen.«

»So müssen Sie es aber sehen! So und nicht anders.« Bigot sah Bietigheim ernst an, dann setzte er erneut sein routiniertes Politikerlächeln auf. »Sie haben übrigens einen niedlichen kleinen Hund. Beißt der?«

»Nein, nie.«

Der Bürgermeister streckte die Hand aus, und Benno schnappte zu.

»Aber Sie sagten doch …!«

»Er beißt ja auch nicht, er schnappt nur. So müssen Sie das sehen. Und jetzt melken Sie weiter – ist ja schließlich Ihr Dorf.«

Bietigheim schnallte den Schemel ab und griff sich Benno. Als er an Jules Bigot vorbei zur Haustür wollte, hielt dieser ihn fest.

»Eine unwichtige Kleinigkeit noch, Herr Professor. Bis das Käsefest beendet ist, halten Sie sich in der Nähe auf. Ansonsten könnten wir den Eindruck gewinnen, Sie hätten etwas zu verbergen. Und dann müssten wir doch in Richtung Mord ermitteln. Das wollen wir doch nicht, oder?« Er klopfte Bietigheim etwas zu fest auf die Schulter. »Sprechen Sie mit niemandem über Madame Poincarés Tod! Wir verstehen uns, das sehe ich. Wenn das Fest vorbei ist, kann die Polizei gerne ihre Investigation starten, ich werde zu diesem Zweck sogar Fotos von der Toten anfertigen lassen. So hat dann auch alles seine Richtigkeit. Benoit nimmt gleich Ihre Personalien auf und Sie teilen uns bis heute Abend Ihren Aufenthaltsort mit – ansonsten werde ich die nötigen Schritte einleiten.«

»Und was ist mit dem Käse? Wenn sich keiner um ihn kümmert, verkommt er.«

»Guter Einwand!«, befand der Bürgermeister. »Sehr guter sogar. Benoit, du nimmst das in die Hand. Ist ja schließlich deine Familie. Ich regele die Formalitäten mit der Polizeidirektion in Dijon. Denen werde ich klarmachen, dass wir in Epoigey alles wunderbar alleine regeln können. Die Leiche wird Eric abholen, ich habe ihm bereits Bescheid gegeben.«

»Aber ich habe doch keine Ahnung von Käse!«, beschwerte sich Benoit.

»Papperlapapp. Wenn du nicht weiterweißt, frag einfach unseren Professor hier. Der ist schließlich Käsefachmann, hat ja sogar studiert.«

»In Oxford«, ergänzte der junge Polizist und zog Bietigheim hinter sich her in die Käserei.

Wie sich herausstellte, war der junge Benoit der einzige Verwandte von Madame Poincaré, der noch vor Ort lebte. Und er wusste wirklich erschreckend wenig über die Käseherstellung. Bietigheim zeigte ihm die mit Marc de Champagne versetzte Salzlake, mit der die Käse regelmäßig einzureiben waren, und erklärte ihm, woran er erkennen konnte, ob die Laibe reif für den Verkauf waren. Doch wie der Vacherin d'Epoigey herzustellen war, das wusste der Professor auch nicht. Diese Käse hier würden für alle Zeiten die letzten mit dem herrlich nussigen Geschmack sein, der sich im Mund so unvergleichlich cremig entfaltete.

Am Ende des kleinen Einführungskurses gestand Benoit kleinlaut, dass er Käse nicht leiden konnte, ganz besonders den seiner Großtante nicht. In der Jugend sei er wegen des Vacherin d'Epoigey für alle nur der Käsejunge gewesen. Der Stinker, der Miefer. Für Bietigheim erklärte dies, warum der junge Polizist heute stärker nach Rosen duftete als ein Fass Gewürztraminer.

Als er aus der Käserei herauskam, holte Bietigheim erst einmal tief Luft. Sie war heiß und trocken. Mit einem letzten Blick auf die kuhlose Weide schloss er sein Fahrrad auf. Und nachdem er Benno von Saber befohlen hatte, in den Korb zu springen, lief dieser auch brav neben ihm her. Eigentlich hatte der Professor heute noch ein gutes Stück fahren wollen, Richtung Tournus, doch nun hieß es erst einmal vor Ort bleiben.

Nicht nur weil dieser merkwürdige Dorfbürgermeister ihm gedroht hatte, sondern weil es Madame Poincarés Andenken zu schützen galt. Dieser Mord durfte nicht vertuscht werden. So viel war er dieser Göttin des Käses schuldig! Und da ihm das Geld für eine zusätzliche Übernachtung zu schade war, musste er wohl oder übel zu Jan oder Jean, wie er sich in Frankreich nannte.

Zu behaupten, Jan wäre das schwarze Schaf der Verwandtschaft, würde die Farbenlehre verunglimpfen. Er war das bunt gescheckte. Bietigheim hatte ihn auf dem letzten großen Familientreffen kennengelernt. Alle vier Jahre versammelten sich die Bietigheims und ihre unzähligen Zweige im Pfarrsaal des schwäbischen Örtchens, welchem die Familie ihren Namen verdankte. Selbst aus den USA, Venezuela und Neuseeland strömten die Bietigheims herbei, als gäbe es nichts Schöneres, als vorgeführt zu bekommen, wie fehlerhaft das eigene Erbgut war. Es war schon spät am Abend auf dem letzten Treffen gewesen, als Jan sich zu ihm setzte. Sein Cousin unbekannten Grades – aus der dem Professor ohnehin suspekten Linie der Siegerwald-Bietigheims – begrüßte ihn mit der Bemerkung, dass er aussehe wie ein Pauker aus der Feuerzangenbowle. In den folgenden Stunden klagte er dann unaufgefordert sein gesamtes Leid. Ihn hatte es der Liebe wegen ins Burgund verschlagen, dabei hasste er das ruhige Landleben. Die dunkelhaarige französische Schönheit namens Colette hatte sich längst wieder aus dem Staub gemacht. Übrig geblieben waren nur das ruhige Landleben und ein Job als Lokalredakteur bei der Gazette de Côte d'Or. Einem echten Scheißblatt, wie Jan meinte. Sein Häuschen lag im Weinort Meursault, der für seine mineralischen Chardonnay-Tropfen berühmt war und sich einen schönen Flecken auf der Anhöhe ausgesucht hatte.

Mit dem Rad war es ein gutes Stück von Vosne-Romanée bis dorthin, und irgendwann hatte selbst der lauffreudige Benno von Saber beschlossen, den Platz im Lenkerkörbchen der Stra"e vorzuziehen. Als der Professor auf dem überdimensionierten Dorfplatz von Meursault ankam, begrüßten ihn eine Kirche, zwei Hotels mit Gaststätten, ein Supermarkt und ein Brunnen. Auf dem Rand des Letzteren hockte ein alter Mann, dessen rechtes Auge den Himmel fixierte, während das linke Bietigheim beobachtete. Der Professor grüßte und erntete eine freundlich erhobene Hand. Das war also ein Murisaltien, wie die Bewohner des Dörfchens sich nannten. Schienen ja ganz nett zu sein.

Benno von Saber sprang aus dem Körbchen, rannte einmal um den Platz und bellte alles, inklusive Brunnen, gehörig an, um klarzustellen, welche Naturgewalt von nun an hier das Sagen hatte. Auch der Ureinwohner bekam ein paar Kläffer ab.

Das Haus des Cousins lag direkt neben der Kirche, weshalb Jan beim Familientreffen auch eine halbe Stunde über das Geläut geklagt hatte. Bietigheim schloss sein Rad an einer Platane fest und klingelte. Neben den kupfernen Knopf hatte jemand mit schwarzer Farbe »La Caverne« an die Wand gepinselt – die Höhle.

»Ist offen, verdammt noch mal!«, kam es von drinnen.

»Ich bin es, Adalbert.« Keine Antwort. »Bietigheim. Dein Verwandter aus Hamburg.« Wieder nichts. »Der Professor.«

»Ach, du elende Kacke!«

Bietigheim hatte nicht damit gerechnet, mit offenen Armen empfangen zu werden, doch dies war ihm einen Tick zu unhöflich. Als er sich vor Wochen bei Jan über Fermier-Käsereien in der Region erkundigt hatte, war dieser eigentlich ganz umgänglich gewesen.

»Fotofixierer! Na, klar«, fuhr der Verwandte nun fort. »Wie konnte ich den nur vergessen? Nimm dir einen Kaffee, Adalbert. In der Küche. Zucker ist im Schrank.«

Bietigheim drückte die knarzende Haustür auf und trat ins Innere – soweit dies möglich war. Der Flur ähnelte nämlich einer Kunstinstallation. Links und rechts türmten sich mit Hanfkordel verknotete Zeitungspakete, wobei die obersten aussahen, als dürften sie den Gesetzen der Schwerkraft zufolge schon lange nicht mehr dort liegen. Der Professor zog den Kopf ein, als er zwischen ihnen hindurchschritt. Die Küche fand er nicht auf Anhieb, denn sie war ebenso mit Kartons, Dosen, Bündeln, Tüten und Büchern vollgestellt wie all die anderen Räume auch. Alles war mit Aufklebern versehen, doch Bietigheim konnte die Schrift nicht entziffern. Hieroglyphen waren ein Kinderspiel dagegen.

»Bin gleich bei dir, alte Büchereule!«, rief Jan irgendwo aus den Tiefen des Hauses. Das ganze Gebäude wirkte, als wäre es in eine Presse geraten und zusammengestaucht worden. Benno von Saber begab sich sogleich auf Erkundungstour, und Bietigheim schenkte sich eine Tasse dessen ein, was Jan als Kaffee bezeichnete. Normale Menschen hätten es hellbraunes Wasser genannt.

»Die spinnen, sage ich dir. Alle! Keine Digitalkamera, nein, es muss unbedingt eine alte Spiegelreflex mit Normalfilm sein. Wer benutzt so was heute denn noch? Sie wollen die Abzüge und die Negative. Keiner darf etwas davon wissen, und alles muss natürlich superschnell gehen. Von wegen: Die Leute auf dem Land haben die Ruhe weg! Blödes Geschwätz. – Was willst du kleiner Ratz denn jetzt hier? Sofort raus, und der Vorhang bleibt zu. Verstanden? Ruf deinen Höllenhund zu dir, Adalbert!«

»Bei Fuß, Benno!«

Keine Reaktion. Dann erklang wieder Jans Stimme.

»Raus habe ich gesagt!«

Bietigheim hatte keine Ahnung, wohin sich Benno danach verzog, aber es blieb für fünf himmlische Minuten ruhig, bevor ein erneuter Aufschrei aus dem Fotolabor drang.

»Da brat mir doch einer 'nen Storch! Das wird ja immer besser. Ein Sündenpfuhl, das Burgund. Wusste ich schon immer. Das ganze Weinsaufen schlägt auf die Moral und zerfrisst das Stammhirn. Mach mir bitte auch eine Tasse, Adalbert. Viel Milch, viel Zucker, dass der Löffel drin stecken bleibt.«

Jan war mit einem immerwährenden Dreitagebart ausgestattet, über den er sich nun strich, als er in die Küche schlurfte. Er sah zerknautscht aus, doch seine großen blauen Augen, welche sicher so manches Frauenherz in Verzückung versetzten, waren hellwach. Er klopfte Bietigheim auf die Schulter, als dieser ihm höflich die Hand entgegenstreckte.

»Du glaubst ja nicht, lieber Blutsverwandter, in welchem Sodom und Gomorrha du nach Käse suchst. Schön übrigens, dass du vorbeischaust! Am Telefon klang es noch, als hättest du keine Sekunde Zeit für mich.«

»Für liebe Verwandte nimmt man sich die Zeit – egal, wie schwer es fällt.«

»Leider hab ich heute kaum welche für dich. Wie lange bleibst du denn?«

»Solange es nötig ist.«

»Mi Casa es su Casa. Oder besser: Meine Höhle ist deine Höhle! So habe ich meine Behausung nämlich getauft. Fühl dich ganz wie daheim. Im Gästezimmer findest du ein Bett und im Badezimmer eine neu verpackte Zahnbürste. Für unerwarteten Damenbesuch. Sie steht da, seit Colette mich verlassen hat. Das sagt ja wohl alles. Magst du Lebkuchen zum Kaffee? Oder wie es hier heißt: Pain d'Épices? Ich hab eines mit Orangengeschmack. Dein Hund kann auch was haben. Bernhard hieß der, oder? Bernhard, komm!«

Benno erschien, lief schnurstracks zu Jan und machte brav Sitz.

Das Pain d'Épices spuckte er allerdings gleich wieder aus, was in dieser Küche, die sich in verschiedenen Stufen der Kompostierung befand, gar nicht weiter auffiel. Die Schimmelkulturen hätten jedem Mykologen Freudentränen in die Augen getrieben.

Jan verschwand kurz und kehrte mit ein paar frisch entwickelten Fotos zurück.

»Ich muss dir von einer irren Geschichte erzählen. Du bist verschwiegen, oder? Denk dir einfach, du wärst mein Pfarrer, okay? Kriegst du hin, Professor. Bist ja ein Schlauer! Ich habe heute einen dringenden Spezialauftrag des Bürgermeisters von Epoigey reinbekommen. Ein echter Bonze, der für die Nationalversammlung kandidiert und genau weiß, wie er der EU das Geld abmelkt. Na ja, egal, er rief mich auf jeden Fall vor einer guten Stunde an. Ich solle ganz schnell mit meiner Kamera kommen, um Bilder eines Unfalls zu machen.« Er verdrehte die Augen. »Eines Unfalls! Dass ich nicht lache! Ich darf eigentlich mit keinem über diesen Unfall reden. Aber du bist ja nur auf Durchreise und Verwandtschaft – da rede ich quasi mit mir selbst.«

Jan legte Bietigheim die Bilder vor, einige davon Nahaufnahmen. Für die letzten Aufnahmen hatte er die Leiche umgedreht, sodass Madame Poincarés Gesicht zu sehen war. Sie schien ehrlich überrascht, gerade ermordet worden zu sein. Und auch angemessen wütend. Von himmlischem Frieden war in ihren tief zerfurchten Zügen nichts zu erkennen.

»Ein Mord«, gab sich Bietigheim erstaunt, denn das Vertrauen in seinen Blutsverwandten ging noch nicht so weit, dass er ihm seinen Teil der Wahrheit hätte erzählen wollen. »Wie aus dem Lehrbuch.«

Jan bildete mit Daumen und Zeigefinger eine Pistole und schoss auf Bietigheim. »Du weißt ja nicht, wie recht du hast! Schau dir die Bilder ganz genau an. Vor allem das hier: Es gibt nur den einen Einstich. Nur einen! Der Mörder hat nicht mehrfach zugestochen, bis sie tot war. Nein, ein einziger Stich, und der ging mitten durchs Herz – und das, obwohl er durch den Rücken stach. Bemerkenswert, oder? Man muss sich schon verdammt gut mit dem menschlichen Körper auskennen, um so genau zu treffen. Meine Güte, ich würde vermutlich ein Dutzend Mal die Lunge durchlöchern oder die Klinge an einer Rippe zerbrechen, bevor ich das Herz treffe. Da wusste einer ganz genau, was er tat. Und dann auch noch mit einem Käsemesser, das ist nicht unbedingt eine scharfe japanische Klinge. Morden können die hier, was? Ach so, Entschuldigung, Unfälle haben die hier! Na ja, dann bring ich die Fotos samt Negativen mal zum Bürgermeister. Der ausnahmsweise mal gut bezahlt. Und heute Abend trinken wir einen auf den unerwarteten Geldsegen! Einen Käse hab ich vom Bürgermeister übrigens auch noch geschenkt bekommen.« Er zog ihn aus der Umhängetasche, die Benno gerade erst als Schlafplatz auserkoren hatte. Der Käse sah nun aus wie ein Pfannkuchen.

Das Gästezimmer war für den Hausstauballergiker Adalbert Bietigheim der Supergau. Er verbrachte volle drei Stunden damit, den Raum, der kaum größer als eine Toilette war, komplett auszuräumen, vom Staub zu befreien, zu saugen, nass aufzuwischen und einige stumpf aussehende Ecken sowie die Möbel zu polieren. Das braun gebeizt wirkende Tischchen neben der Tür entpuppte sich nach zwei Schrubbdurchgängen als hellbeige. Am Ende war es zwar immer noch eine Abstellkammer, aber immerhin eine begehbare. Das Fenster würde er bis morgen offen lassen müssen, was für einen Frischluftfanatiker wie ihn keine Beeinträchtigung darstellte.

Es dämmerte bereits, und breite Streifen Pastellkreide in Veilchenblau, Rosa, Fackelrot und Orchideenfarben schmückten den Himmel des Burgunds, als Jan ihn in die Hostellerie de Charlemagne einlud, das erste Haus am Platze. Ein Hotelrestaurant mit den im Sommer üblichen Plastikstühlen auf dem Bürgersteig. So konnte man das schöne Wetter genießen sowie unzählige Jugendliche auf frisierten Mofas. Ohne Bietigheim zu fragen, was dieser essen wolle, bestellte Jan zweimal Coq au Vin, denn das war hier die Spezialität. Der Professor sei selbstverständlich eingeladen, keine Widerworte, das gehöre sich so. Er werde sich dafür bei Gelegenheit sicher revanchieren.

Aha, dachte Bietigheim. Werde ich das. Na, wunderbar.

Auch den Wein wählte Jan aus – was zu Ungunsten des Getränks ausfiel, da es den Geiz der Siegerland-Bietigheims demonstrierte. Ein einfacher Aligoté, der Müller-Thurgau des Burgunds. Und er passte überhaupt nicht zum Coq au Vin.

»Den trinkt man hier!«, erläuterte Jan. »Ein ehrlicher Landwein, nicht so was Versnobtes. Einige Pullen kosten hier ja ein Irrsinnsgeld. Also, diese Winzer …« Er bedeutete mit dem Finger, dass bei denen wohl einige Schrauben locker waren. Bietigheim nickte weder zustimmend, noch lächelte er. Den ganzen Tag hatte die Wut über den vertuschten Mord in ihm gegoren, und bald würde sie überschäumen.

»Was ist denn, liebster Verwandter?«, fragte Jan. »Bist du schlecht gelaunt?«

»Ein Verbrechen ist verübt worden«, konstatierte Bietigheim. »Da kann man nicht gut gelaunt sein.«

»Ach, was! Im Burgund ist man immer gut gelaunt. Savoir vivre nennt man das. Kann manchmal sehr anstrengend sein, glaub's mir. Am besten ist, du machst einfach mit. Das habe ich auch erst lernen müssen. Und, ehrlich gesagt, brauche ich immer noch ein paar Promille, um mich richtig gehen lassen zu können, das ist das Deutsche in mir – unkaputtbar. Prost! Nun stoß schon mit mir an. Sei doch nicht so!«

Bietigheim wollte nicht ungesellig sein. Selbst mit seinen Studenten ging er ab und an etwas trinken. Am Ende des Semesters. Ein Glas. Schorle. Des Frohsinns wegen.

»Na, also, geht doch«, kommentierte Jan. »Siehst gleich rosiger aus.«

Das Essen ließ nicht lange auf sich warten. Als Bietigheim es sah, wusste er auch, warum. Konsistenz und Farbe ließen auf die Hinterlassenschaft eines seekranken Elefanten schließen. Ein Verwesungsbraun über einem Klumpen … ja, über was eigentlich? Es ließ sich nicht einmal erahnen, welcher Teil des Huhns vor Bietigheim lag. Er schnüffelte an der Speise. Wo der Wein in der Sauce geblieben war, blieb ebenfalls das Geheimnis des Kochs. Bietigheim schoss ein Foto. Und griff zur Gabel.

Das Kauen nahm viel Zeit in Anspruch.

»Also, das muss man gegessen haben! Sonst glaubt man es nicht«, stieß er danach aus. »Das ist so unglaublich schlecht, was für eine Frechheit! Das hat aber rein gar nichts mit dem Originalrezept zu tun, welches schließlich einen alten, zähen Gockel vorsieht, der erst durch den Wein mürbe wird. Traditionell wird auch Baguette zu Coq au Vin gegessen. Siehst du welches? Nein! Im burgundischen Originalrezept ist weiterhin von Marc de Bourgogne die Rede. Und hier? Keine Spur davon! Eine Unverschämtheit. Das glaubt mir zu Hause keiner.«

»Früher haben die hier ganz ordentlich gekocht«, sagte Jan und steckte sich eine selbstgedrehte Zigarette in den Mundwinkel, aus der das Kraut unordentlich hervorschaute. »Denen werd ich was erzählen!«

»Was redest du denn da? Ich bin sehr dankbar, das erleben zu dürfen. Das Massaker an einer großen burgundischen Spezialität. Das ist Küchengeschichte. Der widerlichsten Art, aber nichtsdestotrotz. Toll! Einfach nur toll!«

Bietigheims Augen bekamen einen ganz besonderen Glanz. Er erinnerte sich an lederne Schweinshaxen, versalzene Riesling-Suppen und widerliche fleischlose Sauce Bolognese. Lauter wunderbare Anekdoten für seine Vorlesung »Irrwege der populären Küche im Zentraleuropa der Gegenwart«. Der Professor nahm nochmals die Speisekarte zur Hand. »Ist die Crème brûlée genauso schlecht?«

Jan zuckte mit den Schultern. Als die Bedienung vorbeikam, lächelte sie Bietigheim an, der begeistert das Coq au Vin verspeiste und weitere Nahrungsunfälle bestellte.

Ende der Leseprobe