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Konsequenz ist die magische Zutat in der Hundeerziehung und macht Hunde folgsamer und zuverlässiger. Mit kleinen Veränderungen im eigenen Handeln können Hundehalter und Hundehalterinnen immense Trainingsfortschritte erreichen. Unsere Hunde leben uns diese Konsequenz täglich vor; wir müssen sie uns nur aneignen. Inga Böhm-Reithmeier zeigt in ihrem Buch, wie man Konsequenz im Alltag und Training lebt, verbindlich und fair trainiert, wie man innerlich ausgerichtet bleibt und dabei klar kommuniziert. Eine Verbesserung der Verständigung mit dem eigenen Hund ist garantiert und größere Erfolge können sich beim Grundgehorsam, im Training, beim Hundesport oder im Alltag wieder einstellen.
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Seitenzahl: 372
Veröffentlichungsjahr: 2025
Die Magie der Konsequenz
Für eine erfolgreiche Hundeerziehung von großen und kleinen Hunden
Inga Böhm-Reithmeier
KOSMOS
Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.
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Umschlagsabbildung: © Trio Bildarchiv/Sylvie Zollinger
© 2025, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
kosmos.de/servicecenter
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-51080-3
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Cover
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
Zu diesem Buch
Die magische Zutat
Teil 1 — Auswirkungen unseres Handelns
Selbstwahrnehmung und -reflexion
Wahrnehmung anderer
Wahrnehmung von sich selbst
Bereitschaft, zu lernen
Konsequenz versus Inkonsequenz
Was bedeutet Konsequenz?
Inkonsequenz
Konsequenz
Umsetzung von Konsequenz
Vier Schritte zur eigenen Konsequenz
Die Magie der Konsequenz
Trainingsphilosophien
Teil 2 — Mit Wörtern kommunizieren
Hunde- und Pferdemenschen
24 Stunden täglich
Verhalten protokollieren
Zauberwörter
Kommandos – eine Falle der Inkonsequenz
WER soll WAS machen?
Zum eigenen Wort stehen
Ära der Unverbindlichkeit
Konsumverhalten
Unverbindlichkeit mit Hunden
Teil 3 — Konsequenz im Hundetraining
Grundkommandos
Vielfalt an Signalen
Gemeinsam lernen
Ruhesignale
Das Auflöse-Signal
Signal „Bleib“
Die Zauberei der Verknüpfung
Signal „Steh still“
Signal „Langsam“
Signal „Bei Fuß“
Bewegungssignale
Das Dilemma mit dem Heranrufen
Ignorieren von Anweisungen
Hundeplatz versus Spaziergang
Teil 4 — Konsequenz in der Hundeerziehung
Verhalten formen und Grenzen setzen
Erwünschtes Verhalten
Grenzen setzen
Orientierung durch Regeln
Schlussgedanke zu Regeln aufstellen und Grenzen setzen
Das Dilemma mit der Couch
Die Entscheidung liegt bei dir
Der Hund, das konsequente Wesen
Präsenz und Authentizität
Cleverness
Wenn alle an einem Strang ziehen
Erwartungen und Wünsche
Auf wen soll der Hund hören?
Der Leine lang inkonsequent
Der blinde Fleck
Konsequenz in der Mehrhundehaltung
Chaos nicht nur an der Futterschüssel
Klappe auf und weg!
Mit Ritualen zur Konsequenz
Mehr Struktur im Tagesablauf
Rituale, Abläufe und Regeln für mehr Klarheit
Teil 5 — Warum fällt Konsequenz so schwer?
Schwierige Umsetzung, trotz vieler Vorteile
Fehlende Präsenz im Augenblick
Abgelenkt und nicht bei der Sache
Zu viel Fachwissen auf einmal
Planlos im Nirgendwo
Lösung: Der innere Kompass
Weil wir den Hund nicht verstehen
Es ist uns nicht wichtig
Wir spiegeln andere Menschen
Wenn die Konsequenz stimmt
Der Einfluss von außen
Mind the gap
Wenn der Vergleich im Weg steht
Das habt ihr richtig gut gemacht!
Impulse für dein Training
Widmung
Service
Zum Weiterlesen
Webinare
Social media
Über die Autorin
Danke
Wie wäre es, …
… wenn es eine magische Zutat für die Hundeerziehung gäbe, mit der du ganz leicht einen gut erzogenen Begleithund aus deinem Hund machen kannst?
… wenn es ein zauberhaftes Gewürz im Hundetraining gäbe, das deinen Hund folgsamer und zuverlässiger bei allen Kommandos machen würde?
… wenn du mit einer Kleinigkeit deinen Hund leichter führen könntest, und es wirken würde, als wäre es Hexerei?
Würdest du mir glauben, wenn ich behaupte, dass die magische Zutat nur einen Gedanken von dir entfernt ist und die Lösung für dich und deinen Hund nur eine winzig kleine Veränderung in deinem Handeln ist? Und das Beste daran ist, dass dein Hund es dir jeden Tag vorlebt. Du musst es dir nur selbst aneignen.
Auf den kommenden Seiten verrate ich dir, wie du dir deine eigene magische Zutat selbst zusammenrühren kannst, um mehr Erfolg im Umgang mit deinem Hund zu haben. Völlig unabhängig davon, nach welcher Methode du deinen Hund trainierst. Egal, ob du Verbesserungen im Grundgehorsam suchst, im Training, beim Hundesport oder einfach nur im Alltag oder in besonderen Situationen. Mit einer Prise Magie, die in uns allen steckt, können wir unnötige Anstrengungen mit dem Hund und Verunsicherung durch Missverständnisse vermeiden.
Die magische Zutat ist eine innere Ausrichtung, ein zielstrebiges Handeln und eine klare Kommunikation. Man nennt es auch „Konsequenz“.
Ein ziemlich ernstes Wörtchen mit großer Bedeutung! Doch bietet es wunderbare Möglichkeiten, wenn man sie sich zu eigen macht und seinen Hund damit führt. Konsequente Persönlichkeiten werden nicht nur ernst- bzw. wahrgenommen, sie wirken auch als Vorbild für alle Schüler, ob Zwei- oder Vierbeiner. Hiermit meine ich nicht die unangenehmen, gemeinen und strengen Charaktere, sondern die wunderbaren Persönlichkeiten, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und so kommunizieren, dass andere sie auch verstehen. Menschen, die ehrlich sind, zu ihrem Wort stehen, einen Plan haben und anderen eine Orientierung geben.
Diese winzige, aber wirkungsvolle Zutat kann sich jeder Hundehalter selbst zu eigen machen. Der allererste Schritt ist die Selbstwahrnehmung. Finde heraus, in welchen Bereichen du mit deinem Hund konsequent bist und in welchen Bereichen du mit deinem Hund eher „wischiwaschi“ bzw. inkonsequent umgehst. Danach geht es an die Umsetzung.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen, viele Aha-Momente und vor allem mehr Erfolg im Umgang mit deinem Hund, als du dir das selbst erhoffst.
Herzlichst, deine Inga
Ein konsequenter Umgang mit dem eigenen Hund ist ein fairer Umgang. Konsequenz ist berechenbar und gibt Sicherheit. Doch um herauszufinden, in welchem Bereich wir mit unserem Hund noch klarer und konsequenter sein dürfen, müssen wir unsere ehrliche Selbstwahrnehmung einschalten. Nur, wie können wir uns selbst trainieren, um in unserer Selbstwahrnehmung immer besser zu werden?
„Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist grün!“
Meine beiden Töchter lieben dieses Spiel, besonders auf langen Autofahrten, wenn wir im Stau stehen. Löst sich der Stau nach einer Weile auf und die Fahrt gewinnt wieder an Geschwindigkeit, erhöht sich auch der Schwierigkeitsgrad dieses Spiels erheblich, da man sich mit dem Raten beeilen muss, weil das gemeinte Objekt jeden Moment vorbeihuschen kann. Kinder kündigen das Spiel an, wenn sie es spielen wollen. Wir Erwachsene sind anders: Wir alle spielen dieses Spiel in der Gegenwart anderer oft unbewusst, meist ohne Ankündigung und viel zu selbstverständlich. Besonders wir Hundehalter sehen mehr als andere. Lass es mich erklären.
Dir fällt es bestimmt auf, wenn du jemanden siehst, der mit seinem Hund unfair umgeht, ungeduldig wird, gereizt reagiert oder gar brutal mit ihm wird. Sicher fallen dir auch Details auf, z. B. wenn jemand mit seinem Hund ungenauer wird und ihm widersprüchliche Signale gibt, ihn verwirrt oder verunsichert. Überraschenderweise sind wir richtig gut darin, die Fehler oder bestimmte Verhaltensweisen bei anderen zu erkennen und zu benennen. Es ist schon fast ein gesellschaftliches Phänomen, ganz nach dem Motto: „Der liebe Gott sieht alles, aber die Nachbarn sehen mehr!“
Doch wie sieht es bei einem selbst aus? Siehst du bei dir selbst, jeden Tag, in jeder Situation, wie du mit deinem Hund umgehst? Bemerkst du, welchen Ton du bei deinem Hund anschlägst? Bemerkst du immer, wenn du ungenaue Anweisungen gibst, unfair bist oder gar verwirrend auf deinen Hund wirkst? Seien wir mal ehrlich, wahrscheinlich nicht.
Oft sind wir Menschen innerlich sehr abgelenkt. Es fällt uns gar nicht ein, unser Handeln, Fühlen und Denken zu hinterfragen, ganz zu schweigen davon, uns aus der Sicht unseres Hundes wahrzunehmen. Jeder möchte mit seinem Hund freundlich umgehen und ihm gerecht werden, auch in der Kommunikation. Der eigene Hund ist uns wichtig, er ist Teil der Familie, Teil unseres Alltags und liegt uns am Herzen. Doch gibt es Situationen, da kommt das Leben einfach dazwischen und alle guten Vorsätze wie Fairness, Geduld und Klarheit werden innerhalb eines Augenzwinkerns über Bord geworfen.
Vielleicht sind wir unter Zeitdruck, dann muss alles „schnell-schnell“ gehen. Auch unser Hund soll bitte schön jetzt zügig und schnell unserer Anweisung Folge leisten. Auf unsere Hektik reagiert unser Hund auf jeden Fall, nur nicht so, wie wir es uns in diesem Moment wünschen. Denn meist antwortet der Hund mit Beschwichtigungsverhalten und wird daraufhin langsamer in seiner Bereitschaft, uns zu folgen. Er vermeidet Blickkontakt, lässt sich viel Zeit, macht Umwege auf dem Weg zu uns, schnuppert mehr und tut so, als wären wir nicht da. In unserer zeitlich knappen Wahrnehmung scheint es, als würde er absichtlich versuchen, die Zeit in die Länge zu ziehen. Der Gedanke, dass wir unserer Zeit beraubt werden, macht uns kribbelig. Ungeduld macht sich breit, unsere Anweisungen werden ungenau, unser Ton wird unangenehm und wir werden inkonsequent.
Der Hund reagiert daraufhin mit noch mehr Zögern, Verwirrung, Verunsicherung oder sogar Ablehnung. Dann kommt der Moment, in dem der Hund gewisse „Knöpfe“ bei seinem Hundehalter drückt. Wir werden emotional und gestresst, vielleicht sogar wütend und reagieren gereizt. Dieses Gefühlschaos des gegenseitigen Verunsicherns, Gestresst- und Enttäuscht-Seins zieht sich immer wieder durch die Kommunikationsebenen mit unserem Hund.
In stressigen Situationen verlieren wir oft den guten Ton. Unsere Selbstwahrnehmung ist dann taub und blind zugleich. Wir merken gar nicht, dass wir mit unserem gehetzten und ungeduldigen Verhalten bedrohlich auf unseren Hund wirken. Unser erlebter Stress verhindert zu erkennen, dass wir selbst der Grund sind, warum unser Hund nicht so gut folgt, wie wir es uns wünschen. Diese Erkenntnis könnte uns in Zukunft helfen, uns selbst bewusster wahrzunehmen. Das allerbeste Mittel, um sich in Hundeführung und im Hundetraining zu verbessern, ist der Blick auf sich selbst, auf das eigene Verhalten. Bevor du das fehlende kooperative Verhalten deines Hundes persönlich nimmst, nimm es als Aufforderung, dich aus der Sicht deines Hundes wahrzunehmen.
Hunde sind sensationelle Lehrmeister für unsere Selbstwahrnehmung.
Das gilt nicht nur für Beschwichtigungsverhalten von Hunden, sondern auch für alle Verhaltensweisen deines Hundes, die dir als „schwierig“ erscheinen. Je mehr uns der Hund mit seinem Verhalten anstrengt und wir in Stress geraten, umso eher ist es ein Hinweis darauf, dass es an Klarheit, Konsequenz und Ordnung in der Kommunikation unsererseits fehlt. Unsere Hunde reagieren auf uns stets unmittelbar und ehrlich und sind somit großartig darin, die Auswirkung unseres Verhaltens zu spiegeln. Denn seien wir mal ehrlich: Geben wir unserem Hund eine Anweisung, dann sind wir es, die etwas vom Hund wollen und nicht umgekehrt. Da ist es nur fair, dass wir es so vermitteln, dass unser Hund uns versteht und der Anweisung auch folgen kann.
Fast jeder meiner Kunden erzählt mir in der ersten Trainingsstunde, was für „Themen“ er mit seinem Hund hat, was ihn am Verhalten seines Hundes stört und warum er es ändern möchten. Gleich danach folgen Aussagen wie: „Ich habe den Verdacht, dass es an mir liegen könnte, dass mein Hund nicht richtig folgt. Doch weiß ich nicht, was ich anders machen soll. Deshalb bin ich hier“.
Manchmal reicht es schon, wenn dich jemand darauf aufmerksam macht, was deinen Hund gerade verunsichert oder verwirrt. Dabei kann ein Hundetrainer, der einen offenen und fachkundigen Blick auf dein Verhalten mit deinem Hund wirft, eine gute Hilfe sein. Vier Augen sehen mehr als zwei!
Mein Mann führt schon eine Ewigkeit Jagdhunde, trainiert sie und bildet sie aus. Ich bin ebenfalls mit Hunden in einer Jägerfamilie mit integrierter Jagdhundezucht groß geworden und trainiere Menschen und ihre Hunde schon mein halbes Leben. Da möchte man meinen, dass wir jeden Tag in jeder Minute einen hoch professionellen Umgang mit unseren Hunden ausüben. Um ganz ehrlich zu sein, sind auch wir nur Menschen, haben ein Leben mit Höhen und Tiefen und erleben gute und schlechte Tage, so wie jeder andere Hundehalter auch. Aber wir beide sind froh darüber, uns gegenseitig zu haben, wenn es darum geht, uns auf den ein oder anderen Umgangs-Fauxpas mit unseren Hunden aufmerksam zu machen.
Auch Profis nehmen diese Hilfe in Anspruch. So haben beispielsweise Profisport-Reiter, die für die Olympiade mit ihren millionenschweren Pferden die höchste Kunst der Dressur vorführen, einen Trainer, der von außen regelmäßig einen Blick auf Reiter und Pferd wirft.
Unstimmigkeiten erkennen
Macht uns jemand auf eine Unstimmigkeit in unserem Verhalten aufmerksam, können wir es selbst wahrnehmen und die Situation in Zukunft verbessern. Denn manchmal haben wir uns eine Angewohnheit zu eigen gemacht, die für uns selbst unsichtbar geworden ist, aber uns daran hindert, Erfolg im Umgang mit dem eigenen Hund zu haben.
Hat man keinen Menschen mit passendem Blick oder Fachwissen zur Hand, dann kann es eine gute Hilfe sein, wenn man sich von einer Spaziergang-Begleitung im Umgang mit seinem Hund filmen lässt. Ein Vorteil unserer heutigen Smartphone-Technik ist, dass jeder eine Kamera bei sich führt. Hierzu fällt mir ein passendes Erlebnis auf einem meiner letzten Workshops ein.
Aus der Praxis
Auf einem meiner Hundeworkshops haben wir in der Pause alle Hunde der Teilnehmerinnen auf einer großen Wiese im späten Herbst frei laufen lassen. Einige haben gespielt, die anderen waren mit Schnuppererkundungen zugange. Eine Teilnehmerin hatte aus Spaß ihren spielenden Hund gefilmt, als eine andere Dame ihre Bracke aus der Gruppe heranrief. Ihr Hund hatte zuerst gar nicht auf ihr Rufen reagiert. Nachdem sie ihre Bracke wiederholt ansprach und das Kommando gleich viermal wiederholen musste, bis ihre Hündin sich entschloss, zu ihr zu kommen, verging einige Zeit. Doch alles wurde dabei auf Kamera festgehalten. Später wurden alle Fotos und Videos unter den Teilnehmern ausgetauscht und die Dame mit der Bracke sah sich und ihren Hund auf Film. Ihre Augen wurden immer größer und sie schlug ihre Hände über ihrem Kopf zusammen und sagte laut: „Um Himmels willen, warum hat mir denn keiner gesagt, wie hysterisch ich mich in Wirklichkeit anhöre, wenn ich meinen Hund zu mir rufe?!“ Diese Erkenntnis über ihren eigenen Ton ihrem Hund gegenüber hatte ihre Selbstwahrnehmung diesbezüglich enorm geschärft. Sie setzte sich selbst zum Ziel, in Zukunft auf ihren Ton zu achten und ihn zu verbessern. Vor allem erkannte sie, dass auch sie nicht bei solch einem hysterischen und kreischenden Rufen kooperiert hätte, wenn sie an der Stelle ihres Hundes gewesen wäre.
Sich selbst aus der Perspektive seines Hundes wahrzunehmen, ist wahrscheinlich das Hilfreichste in puncto Selbstwahrnehmung, was ich dir mit auf deinen Weg geben kann.
Wenn etwas mit deinem Hund nicht funktioniert, dann gehe einen Schritt zurück und frage dich: „Wäre ich mein Hund gewesen, hätte ich mich dann verstanden?“, „Hätte ich gewusst, was Frauchen von mir wollte?“, „Hat mein Mensch mich so gerufen, dass ich auch hätte kommen können?“ Ein augenöffnender Perspektivwechsel – die Welt aus der Sicht deines Hundes wahrzunehmen, um ihn besser zu verstehen. Somit lass uns das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“, in folgendes Spiel ändern: „Ich sehe was, was ich schon längst hätte sehen sollen“.
Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung ist wie ein Muskel. Trainieren wir diesen Muskel, so wird er immer kräftiger und ist stets einsatzbereit. Wir bleiben innerlich flexibel, lernen dazu und können in unserem Verhalten immer besser werden. Vernachlässigen wir ihn, so bleibt er schwach und wir werden innerlich unflexibel. Wir hören auf zu lernen und besser zu werden. Geht es uns dann mal nicht gut, suchen wir förmlich den Fehler bei anderen. Die Fähigkeit der Selbstwahrnehmung geht somit Hand in Hand mit der Bereitschaft, zu lernen.
Ist unsere Selbstwahrnehmung jedoch blockiert, verhindert es das Erlernen neuer Verhaltensweisen. Manche Menschen halten an ihren eingefahrenen Gewohnheiten mit ihrem Hund fest, auch wenn diese schon mehrfach zu einem unerwünschten Ergebnis in der Vergangenheit geführt haben. Andere vertreten eine festgefahrene Einstellung zur Hundeerziehung oder sind durch bestimmte Erfahrungen mit vorherigen Hunden verunsichert. Ein weiteres, sehr verbreitetes Phänomen ist, dass manch einer zu viele Informationen über Hunde im Kopf hat, die sich regelrecht überschlagen und widersprechen. Dies erschwert das Wahrnehmen enorm, da man sich gern im Analysieren verstrickt.
Selbstreflexion erfordert ein wenig Mut, das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen. Selbstwahrnehmung ist eine Art innerer Spiegel, in dem man sich sieht und beobachtet, so wie wir andere beobachten.
„Du musst mit deinem Hund konsequenter sein!“ Bitte, was? Was heißt denn „konsequenter sein“ überhaupt? Was ist damit gemeint und wie ist das zu verstehen? Soll ich härter mit dem Hund umgehen? Soll ich mich mehr durchsetzen? Soll ich mehr wiederholen? Soll ich lauter und deutlicher werden? So leicht das Wörtchen „konsequent“, als guter Ratschlag verpackt, Hilfe suchenden Hundehaltern an den Kopf geworfen wird, heißt noch lange nicht, dass es auch verstanden wird. Es klingt zwar logisch und manchmal auch klug, doch kann sich ein Hundehalter, der Probleme mit seinem Hund hat, oft nichts Konkretes darunter vorstellen.
Besonders im Hundetraining wird dieses Wort mit einer solchen Selbstverständlichkeit benutzt, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt oder sich gar nicht erst traut zu fragen, was damit gemeint ist. Es wird davon ausgegangen, dass jeder seine Bedeutung kennt. Doch die klare Vorstellung, wie man in welchen Bereichen mit einem Hund konsequent sein soll, fehlt.
Der Grund, warum das Wort „konsequent“ nicht selten zu Verwirrung und Verständnisfragen führt, liegt darin, dass wir es mit einem multiinterpretierbaren Fachbegriff zu tun haben. Die folgenden Aussagen bzw. Ratschläge bekommen Hundehalter oft zu hören, jedoch ist jedes Mal etwas anderes damit gemeint:
Dein Hund ist kopfstark und braucht eine konsequente Hand.Du musst mit deinem Hund konsequent die Signale üben, damit er zuverlässiger im Folgen wird.Wenn dein Hund die Kommandos nicht ausführt, musst du dich konsequenter bei ihm durchsetzen.Gib deine Anweisungen an deinen Hund konsequenter, damit er versteht, was du von ihm möchtest.Wenn dein Hund sich nicht benimmt, muss er die Konsequenzen zu spüren bekommen.Dein Hund macht einfach was er will, weil es keine Konsequenz für ihn hat, wenn er nicht folgt.Du siehst, diese Wörter tauchen bei vielen gut gemeinten Ratschlägen auf, doch die Bedeutung ist immer eine andere. Zuerst stellt sich die Frage, ob das besagte Wort als Substantiv oder Adjektiv eingesetzt wird.
Konsequenz als Substantiv bedeutet: Die Folge, die sich zwingend oder möglicherweise aus einer Situation oder durch eine Handlung ergibt. Man könnte auch sagen: Jede Tat hat eine Auswirkung.
Beziehen wir diese Definition auf das Hundetraining und unser Hund zeigt ein erwünschtes Verhalten, so wäre die Konsequenz daraus, dass er eine Belohnung oder ein Lob von uns bekommt. Der Hund lernt, dass erwünschte Verhaltensweisen angenehme und harmonische Reaktionen bei uns Menschen auslösen.
Zeigt der Hund ein unerwünschtes Verhalten, kann die Konsequenz z. B. das Ausbleiben von Belohnung, Aufmerksamkeit und Anerkennung sein. Ein anderes Mal ist damit eine simple Korrektur gemeint und im Extremfall kann damit eine körperliche Bestrafung gemeint sein. Besonders, wenn es heißt, „Dein Hund muss die Konsequenz zu spüren bekommen“, will man, dass der Hund bestimmte Auswirkungen seines Verhaltens oder seines „Nichtfolgens“ bewusst körperlich erfährt. Nicht selten ist damit das Zufügen von Schmerzen gemeint oder andere Methoden, die den Hund massiv erschüttern, mit der angeblichen Begründung, dass der Hund spüren soll, „dass er etwas falsch gemacht hat, sonst würde er es nie lernen“.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass das Einsetzen von tierschutzrelevanten Konsequenzen noch der sogenannten „Alten Schule“ zuzuordnen ist. Die Lernpsychologie von Hunden hat in den vergangenen 30 Jahren einen Quantensprung gemacht. Wir Menschen haben so viele neue, effektive, faire und hundefreundliche Trainings- und Erziehungsmethoden entwickelt und für alle leicht zugänglich gemacht, dass kein Hundemensch sich mehr herausreden kann und auf tierschutzrelevante Erziehungsmaßnahmen zurückgreifen muss.
Gemeinsam zum Ziel
Hundeerziehung und Hundetraining muss keine ernste Angelegenheit mehr sein, in der einst Härte, Druck und Zwang herrschte. Im Gegenteil: es darf Freude machen, es darf entspannt sein und man darf MIT seinem Hund arbeiten und muss nicht mehr GEGEN ihn arbeiten. Hunde, die gern mit uns zusammenarbeiten, weil sie uns verstehen und Anerkennung für die Zusammenarbeit von uns bekommen, sind sehr motiviert, sich aktiv mit einzubringen. Sie zeigen nicht nur das Verhalten, was sie zeigen sollen, sondern setzen auch all ihre Fähigkeiten für ihre Aufgabe ein, sodass wir nur noch über ihre Großartigkeit staunen können.
Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass nicht nur der Hund Konsequenzen für sein Verhalten beim Hundetraining oder in der Hundeerziehung erfährt. Auch Hundehalter ernten die Folgen ihrer Taten. Arbeiten wir mit unserem Hund klar, bewusst, fair und so, dass er uns verstehen kann, dann hat es zur Folge, dass er schnell lernt, kooperativ mit uns arbeitet und leicht zu führen ist. Sind wir dagegen in unseren Anweisungen ungenau, planlos, ungeduldig und reagieren immer unterschiedlich auf die Verhaltensweisen des Hundes, so hat es zur Konsequenz, dass der Hund uns nur schlecht folgt, wenig Kooperation zeigt und es sehr schwer wird, ihn zu führen.
Hunde haben ehrliche Menschen verdient, die mit ihnen fair und klar umgehen.
Konsequent als Adjektiv: Hier bedeutet es Zielstrebigkeit einer Person, die ihr Handeln wie geplant durchführt. Unbeirrbar und fest entschlossen im Tun.
Spricht man also von einem konsequenten Umgang mit dem Hund, dann fordert es Klarheit, Struktur und Zielstrebigkeit im Handeln von uns Menschen dem Hund gegenüber. Dies gilt nicht nur für das Hundetraining, sondern auch für die Hundeerziehung, für das Einfordern von Alltagsregeln und vor allem für die Kommunikation mit dem eigenen Hund.
Eine Übung konsequent mit dem Hund aufzubauen und zu trainieren, bedeutet beispielsweise, dass wir es regelmäßig immer auf dieselbe Art und Weise üben, mit einem klaren Ziel vor Augen. Also immer das gleiche Signalwort mit dem gleichen Handzeichen und mit demselben Ziel und eben nicht heute „mal so“ und morgen „mal wieder ganz anders“, denn dann wären wir ein wunderbares Beispiel für das Gegenteil von konsequent – wir wären inkonsequent.
„Nur ein Genie beherrscht das Chaos!“ könnte man höflich meinen, wenn man sich ein unordentliches Büro anschaut. Das mag bis zu einem gewissen Punkt auch der Fall sein, um sich diese „kreative Unordnung“ schönzureden. In Wahrheit unterstützt Inkonsequenz das Chaos in jedem Bereich. Ob in der Büroordnung, in der eigenen Küche oder in zwischenmenschlichen Beziehungen, sowie im Umgang mit dem eigenen Hund.
Folgende Synonyme vermitteln ein klares Bild dieser schwankenden Eigenschaft, die hier als „inkonsequent“ bezeichnet wird:
unbeständigunberechenbarkreativsprunghaftunwichtigEin unbeständiges Verhalten einer Person beschreibt jemanden mit einem wechselhaften Gemüt, vergleichbar mit dem Wetter im April. Ständig werden Ansichten zu einer Sache oder einem Sachverhalt geändert, mit schwankenden Interessen zu den jeweiligen Situationen oder bestimmten Lebensbereichen.
Beispiel: An einem Tag findet der Hundehalter das Bellen seines Hundes an der Tür hilfreich und lustig, er lacht dabei und lobt seinen Hund. Am nächsten Tag empfindet er es als lästig und unangenehm, er schimpft mit seinem Hund und scheucht ihn weg. Wieder an einem anderen Tag ist es dem Hundehalter völlig egal, ob der Hund bellt oder nicht.
Diese unbeständige, stets wechselnde Reaktion auf das Verhalten des Hundes macht uns als Hundehalter dem Hund gegenüber unberechenbar. Er kann uns nie richtig einschätzen, da wir uns spontan heute mit Lob, morgen mit Tadel und übermorgen mit Gleichgültigkeit ihm gegenüber verhalten.
Unberechenbarkeit entwickelt sich durch unbeständiges Verhalten: eine Situation oder ein Verhalten, welche(s) sich im Voraus nicht berechnen lässt. Unberechenbar ist ein Mensch, der in seinem Denken und Empfinden sprunghaft ist und dadurch zu unvorhersehbaren Handlungen neigt.
Beispiel: Am Wochenende eilt nichts und es ist dir völlig egal, wenn dein Hund in der Wiese auf eurem Spaziergang riesige Löcher buddelt, als würde er bis ans andere Ende der Welt einen Tunnel graben. Du gehst einfach weiter und wartest geduldig, bis er sich von alleine wieder anschließt. Jedoch am Montag bist du dann unter Zeitdruck und siehst, wie dein Hund Richtung Buddellöcher spurtet und denkst dir: „Oh nein, dafür habe ich heute keine Zeit!“ Sofort schreist du hinter ihm her, doch er reagiert nicht, da er seine Bauarbeiten vom Wochenende gern weiterführen möchte. Das ärgert dich natürlich, du gehst zu deinem Hund, reagierst gereizt, wirst unangenehm, laut und reißt ihn ruppig von seinem Bauvorhaben weg.
Der Hund kennt deine Beweggründe für den Umschwung in deiner Stimmung natürlich nicht. Gestern warst du damit einverstanden, heute plötzlich nicht mehr. Dein Verhalten deinem Hund gegenüber kommt in dieser Situation völlig unvorhersehbar. Kommt so etwas häufiger vor und dein Hund weiß nie, wann er damit rechnen muss, dass du ausrastest und ihm gegenüber unangenehm wirst, dann wird das deinen Hund sehr verunsichern – vergleichbar, als würde man mit einem Choleriker zusammenleben.
Definition: Choleriker
Die ansonsten entspannte Person kann durch den kleinsten Auslöser zum Jähzorn neigen, ist schnell reizbar, aufbrausend, oft laut dabei und diese Situationen artet meist in einen hitzigen Streit aus.
Hast du bereits Erfahrungen im Zusammenleben mit Cholerikern, egal ob es jemand aus der Familie war oder dein Chef, dann weißt du genau, dass der „emotionale Ausraster“ nicht das Schlimmste an diesen Personen ist. Das ist zwar unangenehm, doch man weiß, es geht auch wieder vorüber. Das, was uns als Mitmenschen eines Cholerikers zutiefst verunsichert und massiv stresst, ist die Tatsache, nie zu wissen, wann es passiert. In deren Gegenwart muss man stets mit einem Stimmungsangriff rechnen und kann sich nie wirklich entspannen.
Kreativität ist eine schöpferische Kraft, ein künstlerisches Vermögen. Aus wissenschaftlicher Sicht eine mit der sprachlichen Kompetenz verbundene Fähigkeit, neue, nie gehörte Sätze zu bilden.
Natürlich können wir inkonsequente Verhaltensweisen im positiven Sinn auch als kreative betrachten. Es gibt Hundehalter, die z. B. sehr kreativ in ihren kommunikativen Fähigkeiten mit ihrem Hund sind. Besonders, wenn es darum geht, dem Hund Anweisungen zu geben. Sie bedienen sich einer sehr bunten Auswahl an Signalwörtern, um ihren Hund endgültig zu verwirren. Damit nehmen sie ihrem Hund jedoch jede Chance, sie zu verstehen. Denn mal heißt es „Sitz“, dann wieder „Setz dich“, später dann „Hinsetzen“ oder „Sitzen“, dann „Hock dich hin“, und ein anderes Mal schreit man: „SITZ JETZT verdammt noch mal!“. Eine „kreative“ Signalgebung macht es einem Hund fast unmöglich, mit uns zusammenzuarbeiten.
Abrupt und übergangslos zu etwas anderem zu wechseln.
Sprunghaftigkeit ist eine Steigerung der kreativen Signalgebung. Hierzu werden nicht einfach nur Wörter für ein und dieselbe Anweisung gewechselt, sondern auch Anweisungen und Erwartungen an den Hund so schnell variiert, die es ihm unmöglich machen, uns in irgendeiner Weise zufriedenzustellen.
Beispiel: Frau Neumaier ruft ihren Jack Russell Terrier mit „Charly weiter“. Charly allerdings reagiert nicht, so wird sie unsicher, versucht ihn zu motivieren und ruft ihn mit „Charly HIIIER“. Charly reagiert immer noch nicht und sie wird ungeduldig, zieht ihre Hundepfeife aus der Tasche und lässt einen schrillen Pfiff los. Charlys Kooperationsbereitschaft fühlt sich auch dadurch noch nicht angesprochen und Frauchen brüllt: „Charly lass das – ab jetzt“ – „Charly Sitz“ ist dann ihre letzte Hoffnung, sodass er wenigstens so lange still auf der Stelle verharrt, bis sie ihn an die Leine nehmen kann. Bis zu diesem Punkt hat Frauchen nicht nur fünfmal ihre Anweisung gewechselt, sondern auch ihre Stimmung und ihre Erwartungen an den Hund.
Diese Art der Sprunghaftigkeit wird bei uns Hundehaltern oft dann ausgelöst, wenn das eine nicht funktioniert, es uns verunsichert und wir hoffen, dass wenigstens eine andere Anweisung den Hund anspricht und zum Erfolg führt. Das ist allerdings nur die Erklärung, doch niemals die Lösung. Erlebt unser Hund uns häufiger mit dieser ausgelebten Sprunghaftigkeit in unseren Anweisungen, so verliert nicht nur ein Kommando an Wirkung, sondern gleich fünf, weil keines der Signale von uns Erfolg hat. Der Hund lernt, dass er auf keine unserer Anweisungen reagieren muss und wird in Zukunft immer weniger Kooperation zeigen. Folgen wird zur reinen Glückssache. Frau Neumaiers Inkonsequenz hat zur Konsequenz, dass Charly in Zukunft immer weniger auf ihre Signale reagieren wird.
Es hat für mich nicht so viel Wert. Es bedeutet mir nichts. Ich finde es belanglos. Fehlende Wichtigkeit als getarnter Zweifel gibt es auch: „Ach, das lernt der nie“ oder „Das ist rassetypisch und er wird sich da nie ändern“. Das ist wahrscheinlich die häufigste Ursache für Inkonsequenz, gepaart mit dem fehlenden Willen, tatsächlich ein Verhalten einzufordern.
Fehlende Wichtigkeit in einer Anweisung wirkt für einen Hund so, als würdest du nur etwas kommentieren, aber es nicht so meinen. Deinem Hund eine Anweisung zu geben oder ihm eine Grenze zu setzen, sollte dir immer wichtig sein. Ist es das nicht, lohnt es sich auch nicht, überhaupt Luft zu holen, um es auszusprechen.
Wichtigkeit gibt allem eine Bedeutung. Fehlt diese in deinen Anweisungen, dann sind sie es auch nicht Wert, ausgeführt zu werden. Dein Hund spürt, dass du nicht dahinterstehst und wird deiner Anweisung wahrscheinlich nicht Folge leisten. Das wirkt auf dich zermürbend und deine Willenskraft, das Signal durchzusetzen, sinkt weiter.
Eine inkonsequente Führung geht an einem Hund nicht spurlos vorbei und schädigt das gegenseitige Verständnis und zu guter Letzt das Vertrauen in uns Menschen.
Addieren wir alle Synonyme von Inkonsequenz, kommen wir auf einen gemeinsamen Nenner: fehlende innere Ausrichtung
Definition: Innere Ausrichtung
Die innere Ausrichtung ist wie ein Kompass oder Wegweiser für uns selbst. Wir haben einen Plan! Die eigenen Ziele sind so klar definiert (festgelegt), dass wir genügend Orientierungspunkte haben, um überzeugt unseren Weg zu gehen.
Hast du jedes Mal einen Plan, wenn du deinem Hund eine Anweisung gibst? Wahrscheinlich nicht, da es Situationen gibt, die uns unkonzentriert erscheinen lassen oder uns dermaßen verunsichern können, dass wir den Plan zeitweise vergessen und nicht mehr wissen, was zu tun ist.
Inkonsequenz ist wie eine dünne Gardine: sie ist zwar da, aber ändert ihre Form. Mal ist sie auf, mal ist sie zugezogen, und hin und wieder bewegt sie sich im Wind. Dem Gardinenstoff fehlt es an Stabilität und Beständigkeit.
Eine inkonsequente Hundeführung bietet einem Hund vergleichbar fehlende Stabilität und fehlenden Halt. Im Zusammenleben mit uns Menschen hat ein Hund ohne klar definierte Regeln, Rituale oder Aufgaben nichts, woran er sich festhalten bzw. orientieren kann. Die gesamte Struktur um ihn herum ist dann genauso instabil wie der Stoff einer Gardine.
Würde ein Hund, ähnlich wie ein Pariahund, wild und nur am Rande der menschlichen Gesellschaft leben, dann würde er sein Leben und seinen Tagesablauf selbst gestalten. Seine Rituale und Aufgaben hingen von der Umgebung und dem Nahrungsangebot ab. Soziale Strukturen würde er mit den anderen Hunden selbst etablieren.
Doch lebt ein Familienhund mit einer anderen Spezies zusammen, nämlich mit uns Menschen. Er ist nicht nur unserem vorgegebenen Tagesablauf unterlegen, sondern auch unseren sozialen Verhaltensweisen, unseren kommunikativen Fähigkeiten und unseren modernen, moralischen Ansichten bezüglich der Hundehaltung. Allein diese Faktoren fordern von unseren Hunden das Äußerste an Fähigkeiten, um sich dem Leben und den Umständen der Menschenwelt anzupassen.
Bieten wir unserem Hund, im Zusammenleben und in der Zusammenarbeit mit uns, keinerlei Struktur und zeigen uns viel zu häufig von unserer inkonsequenten Seite, dann möchte ich behaupten, hat der Hund bei uns ein Leben, das weitaus anstrengender zu bewältigen ist, als das von wilden Paria- oder Straßenhunden.
Hunde lassen sich schneller und leichter durch unser Verhalten verunsichern, als es uns Menschen bewusst ist. Eine Struktur im sozialen Miteinander gibt dem Hund all die Anhaltspunkte, die er braucht, um seinen Platz im Zusammenleben mit uns zu finden. Er möchte wissen, was er darf und was nicht, wofür er Anerkennung bekommt und wofür nicht, wie der Tagesablauf ist, was der Mensch von ihm erwartet und wie er ihn verstehen kann. Ändern wir aber die Kriterien dieser Struktur willkürlich und je nach Stimmung, Lust und Laune, dann haben wir unseren Hund erfolgreich verwirrt. Dieses verwirrte Tier ist nicht besonders motiviert, mit uns zusammenzuarbeiten und dessen Kooperation zum Menschen wird auf ein Mindestmaß sinken.
Uns Menschen würde es genauso gehen, wenn wir für einen Chef arbeiten müssten, der täglich seine Meinung ändert und wir ihm nie etwas recht machen können, da er jeden Tag andere Erwartungen an unsere Dienste stellt. Wir verlieren die Motivation, werden unsicher, sind entmutigt und möchten am liebsten die Zusammenarbeit beenden.
Dem ein oder anderen Hund reißt fehlende Konsequenz und fehlende Führung, bildlich gesprochen, den Boden unter den Füßen weg und er verliert jeglichen Halt. Verunsicherung ist oft das Ergebnis von inkonsequentem Umgang mit dem Hund. Besonders junge Hunde oder Tiere, die bereits einen unsicheren Charakter haben, leiden massiv an dem fehlenden Halt.
Unsicherheit beim Hund erkennt man daran, wenn er z. B. in bestimmten Situationen zögert, zurückschreckt oder sogar ganz erstarrt. Ihm fehlt das Vertrauen, er schreckt häufig vor Dingen zurück und duckt sich ab. Die dazugehörige Körpersprache spricht ebenfalls Bände: die Ohren sind angelegt, der Kopf geduckt, die Rute leicht eingeklemmt, die Hinterhand gekrümmt und angespannt, ein Zittern breitet sich in den hinteren Muskeln aus und der gestresste Blick sagt eigentlich schon alles.
Ein unsicherer Hund kann Situationen oft nicht einschätzen und weiß nicht, wie er damit umgehen soll. Dadurch breitet sich eine innere Unruhe aus und er wird aufgeregt, hibbelig, tippelt herum, bellt, springt an seinem Menschen hoch und man hat das Gefühl, er sucht einen Ausweg oder nach irgendetwas, das ihm Halt gibt. Hat der Mensch selbst keinen Plan und verwirrt seinen Hund, kann dieser sein Verhalten auch nicht verbessern und entspannen.
! Inkonsequenz führt zu fehlendem Vertrauen
Ich habe schon oft erlebt, dass unsichere Hunde, die aus dem Tierschutz in ein liebevolles neues Zuhause kommen, jahrelang oder sogar ihr ganzes Leben in ihrer Unsicherheit stecken bleiben, da sie durch fehlende Klarheit in der Kommunikation und fehlende Konsequenz im Umgang durch ihren Menschen nie ihren Halt finden. Einer der häufigsten Gründe dafür ist, dass diese liebevollen Menschen sich nicht trauen, Grenzen zu setzen und eine Struktur vorzugeben, stattdessen alles vom Hund kommentieren und ihm übertriebene Aufmerksamkeit schenken, da sie Mitleid mit ihm haben. Sie begründen dies oft mit: „Er hat ja schon so viel durchgemacht in seinem Leben. Da soll es ihm bei mir gut gehen und er darf so sein, wie er will.“
! Inkonsequenz im Hundetraining ist, als würde man über Umwege und in Schlangenlinien nach Hause fahren. Entweder kommt man zu spät, oder man landet ganz woanders.
Gemeinsame Ziele mit dem Hund lassen sich mit inkonsequentem Verhalten unsererseits nicht erreichen oder eben nur sehr schwer. Ist z. B. unser Ziel, dass der Hund Grundanweisungen wie „Sitz“, „Bleib“, „Hier“ und „Weiter“ zuverlässig für uns ausführt, dann wird er das nur schaffen, wenn wir ihn klar und konsequent trainiert haben. Doch oft ist Inkonsequenz in diesem Fall eine unserer Schwächen, wenn wir sie uns nicht bewusst machen und daran arbeiten. Konsequenz ist und bleibt die magische Zutat, wenn es darum geht, ein Training erfolgreich zu gestalten. Völlig unabhängig, mit welcher Methode man arbeitet. Bekannt ist, viele Wege führen nach Rom. Doch kommt man dort nie an, wenn man sich nicht konsequent in diese Richtung bewegt.
! Inkonsequenz führt unweigerlich zu Missverständnissen
Missverständnisse bringen einen Hund in eine sehr unangenehme und prekäre Lage. Er versteht uns nicht, macht folglich nicht das, was wir von ihm wollen, und das führt nicht selten zu Ärger.
Menschen neigen dazu, ungeduldig zu werden, wenn der Hund sie angeblich „nicht verstehen will“, wenn er nicht kooperativ ist und wenn er ständig bei Anweisungen zögert. Die Stimmung wirkt angespannt, der Hund bekommt vonseiten des Menschen Druck und Kritik und nicht selten ein ruppiges Verhalten zu spüren. Zu guter Letzt frustriert es beide Seiten – Hund und Mensch. Denn sich immer wieder, ohne zu wissen, warum, von seinem Menschen bedroht, falsch interpretiert oder abgelehnt zu fühlen, kann einen Hund psychisch sehr belasten. So kann sich ein inkonsequenter Umgang zu einem oft unterschätzten, aber sehr hohen sozialen Stressfaktor für den Hund gestalten. Und sozialer Stress kann Ursache für die unterschiedlichsten Verhaltensauffälligkeiten sein (ob im Haus, Garten oder beim Spaziergang), langfristig sogar Ursache für diverse Krankheitsbilder.
Hast du schon einmal mit einer Person zusammengelebt, mit der du dich nicht verstanden hast? Missverständnisse, falsche Erwartungen, alles wird fehlinterpretiert, kombiniert mit Desinteresse an den Bedürfnissen des jeweils anderen. Dann verstehst du sicher, dass so etwas zu einer aktiven Bedrohung für unseren Seelenfrieden werden kann, was oft unbewusst auch als solche empfunden wird. Wir können uns nie wirklich in der Gegenwart des anderen entspannen und haben sogar Bedenken so zu sein, wie wir eigentlich sein möchten. Schlimmer noch, wenn wir zu Hause, an einem Ort, der uns eigentlich Schutz bieten sollte, jemanden als Bedrohung wahrnehmen, dann fehlen uns sogar Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten. Wohnen oder arbeiten wir mit solch einer Person zusammen, ist das eines der größten sozialen Stressoren, denen wir uns selbst ausgesetzt sehen.
! Inkonsequenz bedeutet fehlende Führung
Ein Mensch, der keinen Plan für sich und seinen Hund hat, sich inkonsequent verhält und instabil ist, übernimmt auch nicht die Führung. Aber irgendwo muss es ja langgehen.
Auch wenn viele Hunde mit Unsicherheit reagieren, gibt es doch Hundepersönlichkeiten, die eine andere Strategie im Umgang mit ihrem inkonsequenten Menschen haben. Es sind starke Charaktere, die uns dann als das wahrnehmen, was wir sind: Menschen ohne Plan! Als anpassungsfähiger Überlebensexperte betrachtet der Hund die Lücken unserer Planlosigkeit als seine Aufgabe, diese zu füllen, indem er selbst einen Plan hat. Er setzt sich ans Steuer und gestaltet den Spaziergang eben selbst. Dabei kommt er auf viele tolle Gedanken und zeigt Verhaltensweisen, mit denen wir Menschen zwar nicht einverstanden sind, aber solch ein Hund braucht auch keine Zustimmung.
Natürlich gibt es auch Hunde, die keine Führung bekommen, aber trotz alledem sehr angenehme Persönlichkeiten sind und ihr Umfeld entzücken.
Aus meinem Leben
In unserer Nachbarschaft lebte eine ältere Dame mit ihrem sehr selbstständigen Rauhaardackelmischling, den sie „das Mäxchen“ nannte. Das Mäxchen ging mit seinem Frauchen vor die Tür und ab da an quasi für sich selbst spazieren. Er streunerte in der Nachbarschaft umher, besuchte andere Hundefreunde, die vormittags in ihrem Garten lagen und begrüßte sie am Zaun, ging durch Hintergärten, leerte die Katzenfutterschalen und bei offenen Haustüren fühlte er sich stets eingeladen einzutreten. Das Mäxchen war in der gesamten Gegend bekannt wie ein „bunter Hund“. Sein Frauchen war ebenfalls ein sehr sozialer Mensch und fing gern Gespräche über den Gartenzaun an, wenn sie auf ihrem Spaziergang durch die Wohnsiedlung jemanden im Garten sah und das Mäxchen war natürlich immer Gesprächsthema Nummer 1.
Natürlich können wir nicht all unsere Hunde so frei laufen und entscheiden lassen, wie das Mäxchen es getan hat. Ich möchte mit dieser Geschichte klarstellen, dass es manchmal gar nicht so schlimm ist, einem Hund keine Führung zu bieten. Vorausgesetzt, er wird weder für sich noch für andere zu einer Gefahr oder zur unnötigen Belästigung. Hier kommt es auf die allgemeine Situation an, auf die Persönlichkeit und auf das jeweilige Verhalten des Hundes und natürlich auch auf das Umfeld.
Sich ganz bewusst dafür zu entscheiden, keine Führung zu übernehmen, ist eine klare innerliche Ausrichtung. Diese Haltung kann man sogar als konsequent betrachten. Für manche Menschen kann es eine Lebensbereicherung sein, Hunde zu halten, die ihre eigenen Ideen ausleben, während es an Führung fehlt. Ein gutes Beispiel dafür ist mein liebenswerter Onkel Horst-Bernd Ruiken.
Aus meinem Leben
Nach zwei Herzinfarkten und der letzten langen Reha ging Horst-Bernd Ruiken zu seinem Hausarzt für einen letzten Check-up. Der Arzt fand nichts Beunruhigendes mehr und schlug ihm vor: „Herr Ruiken, kaufen Sie sich doch einen Hund, dann können Sie ruhig mal eine Stunde am Tag spazieren gehen.“ Mein Onkel antwortete keck darauf: „Dann kaufe ich mir gleich zwei, dann kann ich zwei Stunden am Tag spazieren gehen.“ Und so geschah es. Er ging auf die Suche nach einem Langhaardackelzüchter und suchte sich gleich zwei Dackelschwestern aus einem Wurf aus. Er nannte sie seine zwei Flammen, seine große Liebe.
So groß seine Liebe zu ihnen war, so groß war auch seine Offenheit und Toleranz gegenüber ihren dackeltypischen Verhaltensweisen. Er war einfach entzückt darüber, auf was für Ideen die Dackeldamen immer wieder kamen. Als er, nur um ein Beispiel zu nennen, bemerkte, dass die beiden in seinem Garten dackelgerechte Umbauarbeiten vornahmen, half er ihnen sogar und besorgte ihnen passende Röhren im Baumarkt, grub sie ein und bot so seinen Damen unterirdische Gänge zum Spielen und durchrasen. Er trank jeden Morgen seinen Kaffee auf der Terrasse und genoss das lustige Dackelspektakel.
Horst-Bernd ging jeden Tag mit seinen Dackeln lange Runden spazieren und sie liefen auch die allermeiste Zeit frei. Ich kann mich noch an einen Vorfall erinnern, als er plötzlich feststellte, dass beide wie vom Erdboden verschluckt waren. Und tatsächlich: Die zwei Dackel hatten unterirdische Drainage-Röhren entdeckt, bellten zwar, kamen aber aus irgendeinem Grund nicht mehr von alleine heraus. Nach längerer Zeit des Wartens und Rufens hielt er es für die beste Idee, den Notruf zu wählen. Die örtliche freiwillige Feuerwehr und zwei Polizeibeamte waren gleich zur Stelle, um die Rettungsaktion einzuleiten. Mein Onkel fand die gesamte Angelegenheit fürchterlich spannend und unterhaltsam zugleich. Denn während die Feuerwehrmänner über Bergungsideen diskutierten und Verschiedenes unternahmen, um die Dackeldamen zu retten, führte er lebhafte und spekulierende Gespräche mit den Polizeibeamten.
Es dauerte fast zwei Stunden, doch dann hatte Horst-Bernd seine beiden Flammen endlich wieder unversehrt an der Erdoberfläche. Rundherum war es ein gelungener Nachmittag für meinen Onkel. Nicht nur, dass seine Hunde wieder wohlauf waren, er hatte auch viele neue Menschen kennengelernt, tolle Gespräche geführt und sich gleich für den Abend darauf mit der gesamten freiwilligen Feuerwehr verabredet, um eine Runde Freibier für alle tapferen Helfer zu spendieren. Es war ein Fest! Wären seine Hunde besser erzogen gewesen, wäre seine Zeit im Ruhestand viel langweiliger gewesen.
Wie heißt es so schön? Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus! Es ist schon ein Talent, sich so vom Leben unterhalten zu lassen und gleichzeitig die Show zu genießen. Mit dieser Geschichte möchte ich fehlende Führung nicht schönreden. Doch sie zeigt: Wird keine klare Führung übernommen und keiner der Beteiligten dadurch belastet oder kommt zu Schaden, hat es auch keine hohe Priorität, es zu ändern. Allerdings gilt hier: Überlassen wir einem Hund bewusst die Führung, so dürfen wir nicht unfair mit ihm werden, wenn wir mit dem nicht einverstanden sind, was er tut.
! Inkonsequenz – ein unterschätzter Stressfaktor
Sind wir inkonsequent mit Hunden in gleich mehreren Bereichen, kann eine weitere Konsequenz daraus sein, dass Hunde mit ihrem Verhalten uns richtig nerven können, bildlich gesprochen, bis die Pferde durchgehen. Diese Hunde können sich stark in die Aufregung hineinsteigern, ungehalten werden und eine Stimmung verbreiten, die alle im Umfeld wahnsinnig macht. Je auffälliger ein Hund Verhaltensweisen zeigt, in denen er ungehalten, unausgeglichen, aufbrausend und stürmisch ist, desto mehr verstehe ich das als eine Art Hilferuf seitens des Hundes.
Gehen wir davon aus, ich bekomme als Hundetrainerin einen Anruf von völlig verzweifelten Hundehaltern, die gar nicht wissen, wo sie mit der Erklärung anfangen sollen, wo überhaupt das Problem mit ihrem Hund liegt. Sie berichten von so vielen unterschiedlichen Baustellen: „Er bellt ständig daheim am Fenster und wenn man ihn in den Garten lässt, nimmt er jedes Geräusch zum Anlass, gleich die gesamte Nachbarschaft darüber zu informieren. Er macht alles kaputt, zerstört Gegenstände und auch die Einrichtung. Er kann nicht alleine bleiben, zieht gnadenlos an der Leine, pöbelt andere Hunde und Menschen an und im Auto fängt er an, lauthals zu kläffen, sobald er Hunde oder andere Tiere sieht. Ich kann ihn auch nicht frei laufen lassen, da er sich für alles interessiert, nur nicht für mich.“
Hört man so etwas als Hundetrainer am Telefon, überkommt einen erst einmal das Gefühl von Überwältigung und man denkt sich: „Oh je, wo fängt man da bloß an?“ Ganz besonders, wenn man ein Hundetrainer ist, der nur in Symptomlösungen denkt. Also für das Problem A braucht es die Lösung AY und für das Problem B braucht es die Lösung BY. Betrachtet man die Angelegenheit auf diese Weise nur in seinen Einzelteilen, kann es enorm anstrengend werden, mit dem Hund und seinen Menschen zu trainieren, und der Erfolg bleibt oft auf der Strecke oder ist nur von kurzer Dauer. Hat ein Hund gleich mehrere Baustellen auf einmal, ist die häufigste Ursache für all diese Verhaltensauffälligkeiten fast immer inkonsequenter sozialer Umgang und unklare Kommunikation. Alles hängt damit zusammen.
Also WIE und vor allem WOMIT würde ich als Hundetrainer anfangen?
Kommen solche Kunden ins Training, die viele Baustellen mit ihrem Hund haben, fange ich eigentlich nie mit den einzelnen Verhaltensweisen bzw. Baustellen an, sondern immer erst mit der gegenseitigen Kommunikation. Wir beginnen mit dem Aufbau einer klaren, konsequenten Beziehung zum Hund.