Die Mathematik der Liebe - Hannah Fry - E-Book

Die Mathematik der Liebe E-Book

Hannah Fry

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Beschreibung

Liebe und Mathematik – das geht nicht zusammen? Und WIE das zusammengeht! Wie kann uns die Spieltheorie dabei helfen, jemanden in einer Bar anzusprechen? Wie stehen die Chancen, die große Liebe zu finden? Wie wahrscheinlich ist es, dass diese dann auch wirklich hält? Selbst in der Liebe lassen sich Muster und Algorithmen entdecken. Die junge Mathematikprofessorin Hannah Fry wirft einen prüfenden und humorvollen Blick auf die allgegenwärtigen Strukturen der Liebe und zeigt, wie wir dieses große Gefühl mit Hilfe der Mathematik besser verstehen können. +++ mit charmanten Farbillustrationen +++

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Seitenzahl: 120

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Hannah Fry

Die Mathematik der Liebe

Von der Berechenbarkeit eines großen Gefühls

Aus dem Englischen von Irmengard Gabler

FISCHER digiBook

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Einführung1 Wie stehen unsere Chancen, Liebe zu finden?2 Wie wichtig ist Schönheit?Eine universelle SchönheitsregelPersönliche VorliebenWie beeinflussen wir den Blick der anderen auf uns?3 Wie man eine Party zum erfolgreichen Abschluss bringen kannWenn wir uns alle auf die Blondine stürzenWen man auf einer Party ansprechen sollte4 OnlinedatingWie eine Partnervermittlungsstatistik entstehtEin Hoch auf die ChemieBildschön5 Das Dating-SpielWie man von den Frauen bekommt, was man willWie man von den Männern bekommt, was man willDas TreuespielWas tun, wenn er nicht anruft6 Mathematik und SexMagische ZahlenEine Formel, die uns verbindetPräservative7 Wann sollten wir sesshaft werden?8 Wie Sie Ihre Hochzeit optimierenMathematische EinladungenMathematische Tischordnung9 Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr LebensendeDie Mathematik der EheEpilogWeiterführende Lektüre1 Wie stehen unsere Chancen, Liebe zu finden?2 Wie wichtig ist Schönheit?3 Wie man eine Party zum erfolgreichen Abschluss bringen kann4 Onlinedating5 Das Dating-Spiel6 Mathematik und Sex7 Wann sollten wir sesshaft werden?8 Wie Sie Ihre Hochzeit optimieren9 Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr LebensendeDankDieses Buch ergänzt Hannah [...]Kleine Bücher – große Ideen![Mehr Information]

Einführung

Zunächst muss ich eines gestehen: Ich bin keine Expertin in Sachen Liebe. Ich habe noch nie einen Psychologiekurs belegt, begreife die menschliche Biochemie nur in Grundzügen, und meine Erfahrung in puncto Verabredungen ist – wie bei den meisten von uns – ein Cocktail aus wenigen Treffern und einer tüchtigen Portion Nieten.

Ich bin allerdings Mathematikerin. Und im Zuge meiner Arbeit, die darin besteht, bestimmte Muster im menschlichen Verhalten zu entdecken und zu begreifen, habe ich erkannt, dass die Mathematik uns einen neuen Blick auf fast alles eröffnen kann – selbst auf etwas so Mysteriöses wie die Liebe.

Ich will mit diesem Buch keinen Ersatz schaffen für all die herausragenden Quellen zur Wissenschaft menschlicher Beziehungen. Ich wäre gänzlich ungeeignet, die unfassbare Erregung, verzehrende Leidenschaft oder bodenlose Verzweiflung zu beschreiben, die mit der Liebe einhergehen kann. Wenn es das ist, wonach Sie suchen, sollten Sie sich einem beliebigen Gemälde, Gedicht, plastischen Werk oder Musikstück der vergangenen 5000 Jahre zuwenden.

Ich dagegen möchte versuchen, Ihnen dieses am meisten besprochene Thema in der Geschichte der menschlichen Existenz aus einem neuen Blickwinkel zu präsentieren, nämlich dem der Mathematik.

Sie dürfen getrost davon ausgehen, dass Liebe und Mathematik nicht auf den ersten Blick ein Traumpaar sind. Menschliche Emotionen sind im Unterschied zu mathematischen Gleichungen weder ordentlich noch wohlerzogen, und was eine Romanze so aufregend macht, lässt sich nicht so leicht definieren.

Das heißt aber nicht, dass die Mathematik nichts zu bieten hätte. Sie forscht nach Mustern – zur Vorhersage bestimmter Phänomene, vom Wetter angefangen bis hin zum Wachstum von Städten. Mit ihrer Hilfe lässt sich alles erklären, von den Gesetzmäßigkeiten des Universums bis hin zum Verhalten subatomarer Teilchen. Und auch diese Dinge sind – seien wir ehrlich – weder sauber geordnet noch leicht vorhersehbar.

Glücklicherweise strotzt auch die Liebe – wie das meiste im Leben – geradezu von Mustern: von der Anzahl der Sexualpartner, die wir im Leben haben, bis hin zu der Frage, wie wir bei der Partnersuche via Internet unsere Auswahl treffen, ehe wir mit jemandem Kontakt aufnehmen. Diese Muster drehen und wenden, krümmen und entwickeln sich, genau wie die Liebe, und sind dennoch Muster, die die Mathematik auf einmalige Weise beschreiben kann.

Die Mathematik bietet uns diverse Einsichten in die Partnersuche, aber ich muss Ihnen noch etwas gestehen: Der Zweck dieses Buches besteht nicht nur darin, Ihr Liebesleben unter die Lupe zu nehmen. Ich möchte auch zeigen, wie schön und relevant die Mathematik ist. Ich war immer ein wenig enttäuscht, dass die Mathematik im Allgemeinen einen so schlechten Ruf genießt, auch wenn es nicht überrascht. Die meisten Menschen kennen die Mathematik nur aus der Schulzeit, als ausgesprochen verhasstes Unterrichtsfach: Die Themen schienen wenig inspirierend, die Ideen hatten sich seit Jahrhunderten nicht verändert, und die Lösungen der Aufgaben standen hinten im Buch. Kein Wunder also, dass einige Leute glauben, Mathe habe ihnen nichts Neues zu bieten. Trotzdem liegen sie weit daneben.

Die Mathematik ist die Sprache der Natur. Sie ist der Grundstein, auf dem jede bedeutende wissenschaftliche und technologische Leistung der modernen Zeit basiert. Sie ist lebendig, und gedeiht prächtig. Wie der Physiker und Schriftsteller Paul Davies es ausdrückte:

Ohne die Mathematik ist es nicht möglich, die volle Bedeutung der Ordnung in der Natur zu erfassen, die so gründlich mit der physikalischen Wirklichkeit verwoben ist.

Um Ihnen zu zeigen, wie aufschlussreich, relevant und mächtig die Mathematik sein kann, habe ich absichtlich ein Thema gewählt, das so weit wie nur irgend möglich von Gleichungen und Beweisen entfernt liegt. Sie sollen erkennen, dass die Mathematik selbst in diesem Zusammenhang einiges zu bieten hat. Daher möchte ich Ihnen zeigen, wie sich – auf mathematisch nachprüfbarem Wege – die Liebe und ihre Funktionsweise begreifen lässt.

Wir werden berechnen, wie gut Ihre Chancen stehen, den Traumpartner zu finden. Ich liefere Ihnen die mathematische Rechtfertigung, die Sie brauchen, um jemanden in einer Bar anzusprechen, und ziehe sogar ein paar mathematische Tricks aus dem Hut, mit deren Hilfe Sie eine reibungslose Hochzeit planen können.

Für die meisten Beispiele habe ich das traditionelle Mann-trifft-Frau-Schema verwendet, weil es die Mathematik erheblich einfacher macht, wenn zwei klar definierte Gruppen einander ins Visier nehmen. Abgesehen von der Wahl der Beispiele sind die Ergebnisse und Ratschläge im Buch jedoch allgemein genug gehalten, um sich auf jedes Geschlecht und jede sexuelle Neigung übertragen zu lassen.

Gelegentlich benutzen wir die Daten realer Paare, um all den einsamen Herzen, die nach einem besonderen Menschen suchen, eine geeignete Strategie an die Hand zu geben. Dann wieder begeben wir uns, auf der Jagd nach Einsichten, in die Abstraktion und Vergröberung (wie Mathematiker es so oft zu tun pflegen). Viele Beispiele entstammen den Bereichen Wirtschaft und Wissenschaft, aber die Mathematik ist stets mit von der Partie, auch wenn sie zuweilen eine etwas zurückhaltende Rolle spielt. Die Beispiele lassen sich vielleicht nicht immer auf Ihr eigenes Liebesleben übertragen, aber ich hoffe, Sie finden sie trotzdem interessant.

Obwohl das Ziel dieses Buches darin besteht, jene Muster aufzudecken, die einem der größten Rätsel des Lebens zugrunde liegen, hege ich die Hoffnung, dass ein wenig Einsicht in die Mathematik der Liebe Sie vielleicht Ihre Liebe zur Mathematik entdecken lässt.

1Wie stehen unsere Chancen, Liebe zu finden?

In vielerlei Hinsicht sind wir alle gleich. Von persönlichen Marotten einmal abgesehen, würden wenige von uns die Gelegenheit verstreichen lassen, sich wahrhaft romantisch zu verlieben. Auf die eine oder andere Weise eint uns alle ein inneres Verlangen nach dauerhaftem Glück. Wie Sie den Traumpartner ködern und an sich binden können, sind wichtige Aspekte meiner Mission, und wir kommen noch darauf zu sprechen, aber zunächst einmal gilt es diesen speziellen Jemand überhaupt zu finden, auf den man seine Zuneigung richten kann.

Für diejenigen unter uns, die sich schon eine Zeitlang allein durchs Leben schlagen, kann die Suche nach diesem Jemand bisweilen zur unüberwindlichen Herausforderung werden. Wer etliche Jahre in Folge immer nur auf langweilige Bernards oder durchgeknallte Suzys trifft, kann frustriert und enttäuscht den Eindruck bekommen, alles hätte sich gegen ihn verschworen. Und einige mögen sogar behaupten, dieser Eindruck sei nicht ganz unbegründet. So hat 2010 der Mathematiker und langjährige Junggeselle Peter Backus errechnet, es gebe mehr intelligente außerirdische Zivilisationen in unserer Galaxie als potentielle Partnerinnen für ihn.

Die Sache ist aber vielleicht nicht ganz so aussichtslos, wie es zunächst den Anschein hat. Es gibt immerhin sieben Milliarden Menschen auf der Erde, und wenn sie auch nicht alle unserem Geschmack entsprechen, erklärt dieses Kapitel doch, wie wir mit Peter Backus’ Methode unsere Aussichten auf einen Partner errechnen können – und warum wir, indem wir uns den Gegebenheiten ein wenig öffnen, die Chancen erhöhen, hier auf unserem Planeten Liebe zu finden.

In seiner Abhandlung mit dem Titel »Warum ich keine Freundin habe« greift Backus eine Formel auf, mit deren Hilfe Wissenschaftler eigentlich erklären, warum die Erde noch nicht von Außerirdischen heimgesucht worden ist. Er hingegen nutzt sie, um die Anzahl der Frauen zu errechnen, die eventuell seinen Ansprüchen genügen.

Die Gleichung, die Backus anwendet, wurde nach Frank Drake, ihrem Erfinder, benannt und soll die Anzahl intelligenter außerirdischer Lebensformen in unserer Galaxie schätzen. Die Methode ist einfach: Drake spaltet das Problem in kleinere Komponenten auf und fragt zunächst nach der Durchschnittsrate von Sternformationen in unserer Galaxie, dann nach dem Anteil der Sterne, die Planeten haben, dann nach dem Anteil der Planeten, auf denen Leben möglich wäre, und schließlich nach dem Anteil von Zivilisationen, die vielleicht imstande sind, eine Technologie zu entwickeln, mit deren Hilfe sie sichtbare Zeichen ihrer Existenz in den Weltraum aussenden könnten.

Drake bediente sich eines unter Wissenschaftlern wohlbekannten Tricks: Er stellte viele kleine schlaue Vermutungen an, statt eine große Schätzung abzugeben. Das Ergebnis dieses Tricks ist eine Schätzung, die mit einiger Wahrscheinlichkeit der Wahrheit überraschend nah kommt, da etwaige Fehler dazu tendieren, einander unterwegs auszugleichen.[1] Je nachdem, welche Werte bei jedem einzelnen Schritt gewählt wurden (und über die letzten herrscht Uneinigkeit), gehen Wissenschaftler derzeit von etwa 10000 intelligenten außerirdischen Zivilisationen in unserer Galaxie aus. Dies hat nichts mit Science-Fiction zu tun: Wissenschaftler sind wirklich der festen Überzeugung, dass es da draußen Leben gibt.

Doch so wenig sich exakt errechnen lässt, wie viele fremde Lebensformen existieren, so wenig lässt sich vorhersagen, wie viele potentielle Partner jemand in seinem Leben haben wird. Dennoch muss ein Wissenschaftler auch Größen schätzen, die sich nicht nachprüfen lassen. Und diese Technik – als Fermi-Statistik bekannt – lässt sich schlicht auf alles anwenden, von der Quantenmechanik bis hin zu kniffligen Fragenkatalogen, die von Unternehmen wie Google angewendet werden.

Sie lässt sich auch auf Peter Backus’ Frage anwenden, ob es dort draußen intelligente, gesellschaftlich erfolgreiche Frauen derselben Spezies gibt, die zu ihm passen. Und der Gedanke dahinter ist der gleiche: Man spalte das Problem in immer kleinere Portionen auf, bis eine intelligente Prognose möglich ist. Backus’ Kriterien waren die folgenden:

 

Womit ihm auf der ganzen Welt gerade einmal sechsundzwanzig Frauen blieben, mit denen er gern ausgehen würde.

Nur zum Vergleich: Dieser Rechnung zufolge gibt es vierhundert Mal mehr intelligente Zivilisationen auf anderen Planeten als potentielle Partnerinnen für Peter Backus.

Ich persönlich finde Backus ja ein wenig pingelig. Er deutet immerhin an, dass er nur mit einer von zehn Frauen, die er kennenlernt, zurechtkomme, und nur eine von zwanzig attraktiv genug finde, um mit ihr auszugehen. Demnach müsste er bis zu zweihundert Frauen treffen, um auf eine zu stoßen, die allein diesen beiden Kriterien genügt. Damit ist noch längst nicht gesagt, dass er auch ihr gefällt.

Man darf ruhig ein wenig großzügiger sein, meine ich. Vielleicht sollten die Zahlen eher wie folgt aussehen:

 

Also fast eintausend potentielle Partnerinnen in einer Stadt. Das kommt eher hin, wie wir noch sehen werden in meinem Buch.[2]

Doch da wäre noch etwas.

Wenn Backus einige seiner Kriterien etwas weiter fassen könnte, stünde ihm ein weitaus größerer Pool potentieller Partnerinnen zur Verfügung. Wäre er nicht ganz so kleinlich bezüglich der Frage, ob seine künftige Liebe über einen Universitätsabschluss verfügt, könnte er seine Chancen auf der Stelle vervierfachen. Und die Menge potentieller Partnerinnen wäre noch viel, viel größer, wenn Backus sich zudem dazu entschließen könnte, seine Suche auf Gebiete außerhalb der Grenzen Londons auszuweiten.

Seltsamerweise scheinen sich aber gerade Singles nicht allen potentiellen Partnern zu öffnen. Ich habe unlängst von einem Herrn gehört, der eine ausgesprochen dezidierte Vorstellung davon hatte, wie seine Herzdame beschaffen sein sollte. Dieser Mann hatte ein Profil auf OkCupid erstellt, einer Dating-Website, die ihren Nutzern die Möglichkeit bietet, sogenannte Deal Breaker zu nennen, Eigenschaften, die man auf keinen Fall tolerieren kann. Seine Liste umfasste über hundert Kriterien und war so extrem, dass in einem beliebten Artikel auf der Website BuzzFeed dazu Stellung genommen wurde. Die folgenden Kalauer standen unter der Überschrift »Schreib mir nicht, wenn du …«

 

ohne Not Spinnen tötest

Tattoos hast, die du ohne Spiegel nicht sehen kannst

auf Facebook in Fäkalsprache kommunizierst

dich als einen fröhlichen Menschen beschreibst

den Weltfrieden als etwas Erstrebenswertes betrachtest

So vernünftig es auch sein mag, seine Suche auf eine spinnenliebende, tintenfreie Friedenshasserin zu beschränken, lassen solche Vorbedingungen die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu finden, ganz empfindlich schrumpfen. Und fügt man gar eine Mammutliste wie diese in Backus’ Gleichung ein – oder in meine Version davon –, ist die Anzahl potentieller Partnerinnen leider gleich null.

Natürlich haben wir alle absolute Präferenzen und Tabus, wenn es um die Liebe geht. Doch eine so umfangreiche Liste wie die obige wirft doch eine interessante Frage auf: Wie sehr beschneiden eigentlich die Bedingungen, die wir im Vorfeld der Partnersuche stellen, unsere Aussichten, Liebe zu finden?

Tatsächlich neigen Alleinstehende bei der Suche nach einem zukünftigen Partner dazu, alle möglichen Must-haves oder Must-not-haves