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Die Mettasutta ist nicht nur eine der bedeutendsten Lehrreden um die Methoden der meditativen Übung der liebenden Güte darzustellen, sondern auch die Darstellung eines sehr weitreichenden und praxisorientierten Lebensweges. Dieses umfassende Fundament ist in bisherigen Veröffentlichungen nur wenig berücksichtigt und stellt doch für alle Menschen, nicht nur Mönche und Nonnen, eine tiefgreifende Sammlung an Hinweisen für ein heilsames Dasein dar. Auf dieser Basis können sich die beschriebenen (formalen) Mettaübungen kräftiger und stabiler entwickeln und unerwartete spirituelle Ergebnisse bewirken.
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Seitenzahl: 229
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Einleitung
Die Lehrrede von der liebenden Güte (
Mettasutta
)
Für wen sind die Lehrrede und dieses Buch gedacht?
Die Vorbereitung
Warum und wozu muss man fähig sein um Metta üben zu können?
Welche Fähigkeiten sind gefragt?
Eine Kontemplation zum Begriff: fähig
Überlegungen zum Begriff: direkt & gerade
Wie kann ich meine Lebensziele finden?
Erinnerung an den (eigenen) Vorsatz
Rezension Ihrer gefassten Vorsätze am Ende des Tages
für und durch Metta sehr aufrecht sein
Kontemplation der fünf Silas
Kontemplation der Karmagesetze
Überlegungen zur Aufforderung zugänglich zu sein
Annehmen und Benennen: eine meditative Übung
heilsamer Umgang mit Kritik
Eine Lebensführung nach der Aufforderung milde und sanft zu sein
Nachsicht mit sich selbst - die Unvollkommenheit willkommen heißen
Dem Leben die Ausschläge nehmen
Verzeihensmeditation
Reflexion des Karma
Nachsicht
Die Gefahr des Hochmutes und der Arroganz
eine Kontemplation zum Begriff: ohne Hochmut und Arroganz
Demut als Gegenmittel des Hochmuts
Vertrauen mit Zuversicht
eine meditative Übung um vertrauensvoll und zuversichtlich zu werden
Selbst vertrauenswürdig sein
warum man genügsam & leicht zufrieden zu stellen sein soll
Der Uposatatag - eine Bescheidenheitsübung
Überlegungen dazu ohne Sorgen zu sein
Intellektualisieren stoppen als Übung
Kontemplation der Unbeständigkeit (Anicca)
ohne Verpflichtungen sein
eine Kontemplation zum Thema: ohne Verpflichtungen
zur Ruhe gekommene Sinne
eine meditative Übung die Sinne zur Ruhe kommen lassen
weise und intelligent werden
Eine Lebensführung frei von Dreistigkeit
In der Gesellschaft wunschlos sein
Kontemplation: Wunschlosigkeit in der heutigen Zeit
Nicht im kleinsten…
Mögen alle Wesen …
Übungen zum Umfang der Metta
ob schwach oder stark…
ob Groß oder Klein…
Metta für einen Krankheitserreger
…sichtbar oder unsichtbar
…
Wesen die existieren oder der Existenz zustreben
Erweiternde und ergänzende Anforderungen
andere Wesen nicht betrügen und geringschätzen
jemanden nicht zornig sein
meditative Betrachtung von Zorn und Ärger
keine Abscheu gegen Andere hegen
Anderen kein langes Leid wünschen
So wie eine Mutter…
Metta in alle Richtungen
Metta in die
10 Himmelsrichtungen
In alle Himmelsrichtungen
Mettakreise
Egal ob beim Gehen…
Metta in der Sprache (vaci-kamma-metta)
Metta in der Handlung (kaya-metta)
Die Wirkung von Metta
Rezitation und Betrachtung der
11 guten Wirkungen von Metta
ohne sich falschen Ansichten zu nähern
tugendhaft (ethisch)
mit wahrer Einsicht ausgestattet
alle Gier nach Sinnesfreuden entfernt habend
wird man nie wieder im Mutterschoß wiederkommen
Bei der Beschäftigung mit der Lehre Buddhas trifft man früher oder später auf das Thema der sogenannten göttlichen Verweilungszustände, der Brahmavihara als ein bedeutendes Gebiet der meditativen Übung und des geistigen Trainings.
Bei einem ersten Kontakt mit Anweisungen zu diesen Brahmaviharas scheint dieses Übungsgebiet sehr zwiespältig, um nicht zu sagen in sich widersprüchlich zu sein.
Einerseits stellt die liebende Güte einen sehr hohen Anspruch an die Übenden. Die Beschreibungen, wie weit und umfassend diese Geisteszustände sein können sowie die Vorbedingungen, welche manche Lehrer anlegen um mit Metta als dem häufigsten Brahmavihara beginnen zu „dürfen“ legt nahe, dass Metta eigentlich eine fortgeschrittene meditative Praxis darstellt.
Andererseits propagieren viele Lehrer Metta als eine Übung für den Beginn des spirituellen Weges, als die Basis und das Fundament für alle weiteren meditativen Übungen. Das legt nahe, dass es sich bei Metta um eine Basispraxis handelt. Wer hat nun in der Sache Recht, was stimmt? Was hatte der Buddha eigentlich im Sinn, als er Mönchen und Laien die Mettapraxis empfohlen hat? Zum Thema der Brahmaviharas wurde bereits viel geschrieben und gelehrt. Wie es auch bei anderen Themen passiert ist, haben sich in der Thematik hinsichtlich der Auslegung der Worte Buddhas ganze Schulen und Richtungen voneinander abgespalten.
Wenn man versucht Ausführungen zu den „klassischen“ Übungen und Meditationsanweisungen zu finden, sind diese in den mir bekannten Publikationen häufig nur sehr kurz beziehungsweise in geringer Tiefe ausgeführt und hinterlassen den Nachgeschmack, dass etwas fehlt. Irgendwie sprang dann der Funke nicht über und es fiel mir schwer, auf dieser Basis eine starke Herzverbindung zur Metta aufzubauen.
Nachdem ich bereits einige Werke unterschiedlicher Autoren und Autorinnen zu dem Thema gelesen hatte, war es die verhältnismäßig kurze Mettasutta (Sutta Nipata 1.8), welche mich faszinierte. In diesem Text ist deutlich mehr enthalten als lediglich eine Beschreibung wie Metta als eine Form der Meditation zu üben ist. Die Lehrrede beinhaltet bei aller Kürze sowohl vorbereitende Übungen und Ideen zur heilsamen Lebensführung - die Mettameditation selbst in unterschiedlichen Varianten - als auch die erlebbaren Ergebnisse und Auswirkungen dieser Praxis.
In diesem Buch möchte ich daher nicht versuchen, Theorie und Übungen nach einer mir logischen Folge abzubilden, sondern die Lehrrede für sich selbst sprechen zu lassen. Aus diesem Grund beginnt dieses Buch mit der Übersetzung der Lehrrede. Die Abfolge der darin enthaltenen Beschreibungen gibt den roten Faden vor, an dem sich der Inhalt dieses Buches in der Folge orientiert vor.
Bitte bedenken Sie, dass die Anweisungen und Anleitungen dieses Buches davon ausgehen, dass der/die Übende die Basis der Meditation sowie der Kontemplation bereits gut beherrscht. Daher werden die grundlegenden Techniken der Meditation in diesem Buch nicht mehr erklärt.
Wien, Oktober 2015
Die Lehrrede von der liebenden Güte (zu finden im Sutta-Nipata), welche Inhalt dieses Buches ist, lautet auf Deutsch wie folgt (die wörtliche Übersetzung befindet sich in Anhang 1). Bitte beachten Sie, dass die Lehrrede vor über 2500 Jahren entstand und daher keine geschlechtsneutrale Schreibweise aufweist. Da ich mir nicht die Kompetenz herausnehme den Originaltext in der Hinsicht zu verändern, bleibt es in der Übersetzung der Lehrrede bei dieser Schreibweise, auch wenn selbstverständlich alle Menschen gleicherweise angesprochen sind.
Der einleitende Satz der Lehrrede kann inhaltlich auf zwei Arten (siehe Pali-Quelle) sinnvoll übersetzt werden. Beide Versionen passen sehr gut, deswegen habe ich mich an der Stelle nicht auf eine einzelne Formulierung festgelegt, sondern möchte beide Varianten zum Inhalt dieser Übersetzung und auch der inhaltlichen Beschreibung machen.
Das ist die Aufgabe für Jenen, welcher die Wirkungsweise
1
des Heilsamen kennt und bereits den Weg
2
zum Frieden erlernt hat:
Das ist die Aufgabe für Jenen der im Heilsamen fortschreiten möchte und bereits den Pfad zum Frieden erlernt hat:
Er soll3 fähig4, direkt, sehr aufrecht, zugänglich5, sanft, ohne Hochmut und Arroganz sein, vertrauensvoll, genügsam, sorgenfrei und ohne Verpflichtungen6. Er sollte zur Ruhe gekommene Sinne haben, weise, frei von Unverschämtheit und in der Familie gierlos sein.
Nicht im kleinsten sollten Übenden Dinge tun welche von anderen Weisen getadelt werden könnten.
Mögen alle Wesen glücklich und geschützt7 sein, mögen sie selbst glücklich werden!
Was es auch an (atmenden) Lebewesen gibt, egal ob schwach oder kräftig, ausnahmslos alle - egal ob klein, mittel oder groß, ob zart (gebaut) oder grob8 von Statur. Jene die sichtbar sind und jene die unsichtbar sind, Wesen die sich nah oder entfernt aufhalten, Wesen die schon existieren und solche die einer Existenz zustreben. Mögen alle Wesen selbst glücklich sein.
Einen Anderen soll man, egal wo und wann auch immer, nicht betrügen und geringschätzen, ihm nicht zornig sein, keine Abscheu gegen ihn hegen und ihm kein langes Leid wünschen.
So wie eine Mutter ihren Sohn, ihr einziges Kind mit ihrem Leben9 beschützen würde, so sollen alle Wesen die unermesslichen Gedanken der liebenden Güte entwickeln.
Gegenüber allen Orten (in alle Richtungen) soll man die unermesslichen Gedanken der liebenden Güte entwickeln. Nach oben, nach unten, in alle Richtungen ohne Grenzen, ohne Aversion, ohne Feinde.
Egal ob beim stehen, gehen, sitzen oder liegen, soll man entschlossen ohne Mattheit die Achtsamkeit üben, das versteht man unter: „Ein spirituelles Leben führen“.
Ohne sich falschen Ansichten zu nähern, tugendhaft mit wahrer Einsicht ausgestattet, alle Gier nach Sinnesfreuden entfernt habend, wird man nie wieder im Mutterschoß wiederkommen10.
1 Die Übersetzung dieses Begriffs ist eher „technisch“ im Sinne eines Mechanismus (einer Maschine gleich) beschrieben. Das zeigt bereits in der Einleitung der Lehrrede deutlich, dass die Brahmaviharas letztendlich einem automatischen Mechanismus unterliegen. Wenn man sich so übt wie es in der Mettasutta beschrieben wird, tritt automatisch und unweigerlich die Ruhe und die Gestilltheit ein. Unsicher ist nur wann das der Fall ist, und nicht ob diese Gestilltheit überhaupt eintritt.
2 Der Begriff umfasst oder impliziert sowohl Ort als auch Weg. Das heißt, man könnte ihn auch mit …Ort des Friedens… übersetzen. Das dehnt den Umfang der Lehrrede nochmals weiter aus, indem somit auch Menschen, welche bereits das Ziel erreicht haben (also erleuchtet sind) mit dieser Lehrrede angesprochen werden. Eine weitere zutreffende Sichtweise wenn man diese beiden begrifflichen Übersetzungen verbindet, wäre der so häufig gebrauchte Begriff: Der Weg ist das Ziel.
3 In der Lehrrede finden sich sehr oft die Begriffe sollen, müssen oder sogar Pflicht. Diese Formulierungen sind bei vielen Menschen negativ belegt (aus eigenen Erfahrungen, religiöser Erziehung o.Ä.) und führen zu Widerständen. Während einige Lehrer und Übersetzter versuchen weniger belegte Worte zu verwenden möchte ich versuchen den Kerngehalt der Formulierungen herauszuarbeiten da ich der Meinung bin, dass der Buddha bewusst diese Formulierungen verwendet hat. In unserer westlich-christlichen Kultur ist müssen oder sollen üblicherweise mit einer Bezugsinstanz versehen – man muss etwas um einem Gott, der Gesellschaft oder einer Autoritätsperson zu entsprechen. Der Buddha hingegen setzt die Pflicht, das sollen oder müssen in einen anderen Kontext. Er sagt ja einleitend dass diese Aussagen für jene gelten die aus eigenen Stücken einen heilsamen Weg gehen wollen. Das sollen und müssen bezieht sich somit auf das was nötig ist um den selbstgewählten Weg zu gehen, der Bezug ist damit nicht eine andere Instanz oder Autorität der man verpflichtet ist sondern ausschließlich die eigene Entscheidung, der eigene Weg.
4 Der Begriff wird auch mit tüchtig und kräftig übersetzt.
5 In einer anderen Übersetzung wird diese Formulierung als: "Er soll eine gemäßigte Sprache haben“, wiedergegeben. Das ist meines Erachtens, im Sinne des Inhaltes der Lehrrede aber nicht korrekt, und so bleibe ich bei der ursprünglichen Übersetzung.
6 Das wird auch mit: Ein leichtes Leben habend übersetzt. Auf diesen Aspekt des Begriffes werde ich später, bei der Beschreibung der vorbereitenden Übungen noch näher eingehen.
7 Der Begriff beinhaltet auch noch die Aspekte: gesichert, frei von Gefahr, in Frieden
8 Das damalige Wort grob könnte unserer heutigen Sprache nach auch als kompakt verstanden werden.
9 Man könnte es aufgrund der Breite der verwendeten Pali-Begriffe auch weniger drastisch übersetzen – aus dem Text wäre auch denkbar, dass die Mutter das Leben des Kindes soweit es geht schützt (und eben nicht ihr eigenes Leben gibt) was eigentlich vernünftiger klingt.
10 In diesem Absatz sind die Erleuchtungsstufen verklausuliert angegeben – mehr dazu findet sich im entsprechenden Kapitel.
Üblicherweise wird in einem Buch nach den einleitenden Worten des Autors die Frage angesprochen, für wen das Buch geschrieben wurde, wer die Leser und Leserinnen sein sollten. Die Voraussetzungen und die nötigen Vorkenntnisse des Lesers und der Leserin werden beschrieben, welche nötig sind um dem Inhalt folgen zu können.
Dieses Vorgehen ist nicht neu und so findet sich auch in der Einleitung der Mettasutta die Ausführung, wer der Adressat bzw. die Adressatin dieser Lehrrede Buddhas ist.
Die Aufgaben, welche im Text der Lehrrede beschrieben werden sind für all jene Menschen gedacht welche sich zu einem heilsamen Dasein hin entwickeln möchten. Diesem Wunsch nach Entwicklung kann sowohl in einer generellen inneren Motivation liegen, sein Leben „spiritueller“ entwickeln zu wollen oder auch im bereits erlangten tieferen Verständnis der Funktionsweise des Heilsamen. Egal worin die Motivation konkret liegt, ist es der Wunsch nach dem Heilsamen, den der Buddha als Grundlage nahm darzustellen für wen die Lehrrede gedacht ist.
Diese Lehrrede beschreibt wie man durch sehr konkrete Übung das Ziel der Befreiung vom Leid erlangen kann. So weist diese Lehrrede vor allem in der Praxis eine große Bedeutung auf, da sie sich nicht auf einen philosophischen Diskurs darüber einlässt was heilsam ist und was nicht, oder ob das Ziel der Heilsamkeit in diesem Leben erreichbar ist oder nicht. In diesem Text wird den Übenden eine Reihe an sehr konkreten Hinweisen gegeben wie ein umfassender Ansatz zu einem heilsamen Leben aussehen könnte. Dieser Ansatz umfasst nicht nur formale Methoden der Mettameditation sondern beschreibt einleitend eine Reihe von Aspekten des täglichen Lebens, die ebenso bedeutend sind wie die Meditation selbst. Weiters stellt die Lehrrede die (erwartbaren) Veränderungen an einem Menschen dar, der sich in Metta übt bis hin zu den möglichen tieferen Ergebnissen und Erfahrungen, welche ein solches heilsames Leben bewirken kann.
Neben dem Wunsch nach einem heilsamen Leben ist in der Zielgruppenbeschreibung ebenso enthalten, dass der oder die Jene, welche sich durch die Lehrrede angesprochen fühlen, den Weg (oder auch den Ort) des Friedens bereits kennen sollen. Diese Formulierung hat zu einiger Kontroverse geführt, sodass einige Lehrer und Lehrerinnen ihre Argumentation, warum Metta nur für fortgeschrittene Meditierende geeignet ist, daran aufhängen. Auf den ersten Blick verleitet diese Formulierung ja tatsächlich zur Annahme, man müsste den Weg zum Frieden bereits erlernt haben, um sich mit der Lehrrede beschäftigen zu können. Bei der Betrachtung des folgenden Inhaltes der Lehrrede wird aber klar, dass das nicht so gemeint sein kann, da eine Reihe von Themen angesprochen werden, welche für Menschen die den Weg zum Frieden bereits komplett erlernt haben längst erledigt sein sollten.
Wenn man in die Zeit Buddhas zurückgeht, dann lässt sich diese Formulierung wohl etwas besser deuten. Man könnte diesen Ausdruck so sehen, dass die Lehrrede für Personen gedacht war, welche den Weg zum Frieden bereits (theoretisch) erlernt haben, welche also Buddhas Lehre, die vier edlen Wahrheiten bereits hören konnten, in ihren Grundzügen verstanden hatten und so den tieferen Sinn der folgenden Anweisungen nachvollziehen konnten.
Ein weiterer Aspekt zu dieser Thematik ist nicht in der Lehrrede enthalten, kann aber aus der vorliegenden Literatur sowie den eigenen Erfahrungen abgeleitet werden. Meiner Meinung nach kann man in der konkreten Übung und Ausführung (wie diese gelehrt werden) zwei Arten oder Varianten der Mettameditation unterscheiden.
Einerseits kann Metta mit dem Ziel einer meditativen Vertiefung geübt werden (Verwendung von Metta als ein Meditationsobjekt). Für diese Herangehensweise ist tatsächlich bereits viel meditative Erfahrung nötig – hier treffen die Einschränkungen und Bedingungen, welche im Vishuddi Magga genannt werden voll zu.
Man kann aber Metta auch mit dem Ziel üben, ein heilsames Dasein zu entwickeln, ein gutes Leben zu führen und so karmische Verdienste zu sammeln um seinem Leben bzw. seiner Entwicklung eine gute Richtung zu geben. Auch diese Art von Metta kann man nicht von heute auf morgen umsetzen, es gibt ebenfalls Voraussetzungen und aufbauende Übungen um diesen Pfad zu beschreiten. Die vorliegende Mettasutta bezieht sich meiner Meinung nach hauptsächlich auf diese zweite Herangehensweise indem Sie das „Gesamtpaket“ beschreibt und auf diese Art jedem Menschen ermöglicht unverzüglich mit der Übung zu beginnen und davon zu profitieren.
Zusammengefasst verstehe ich unter der Einschränkung, dass man den Weg zur Freiheit erlernt haben muss. Darunter verstehe ich, dass man verstanden hat, dass andere (weltliche) Wege, welche Glück und Freude versprochen haben, in letzter Konsequenz untauglich sind und man nur in einem spirituellen Weg dieses Ziel erlangen kann. Solange man glaubt, beispielsweise durch Materialismus oder Sinnesgier den Frieden erreichen zu können, wird man am Inhalt dieser Lehrrede Buddhas vermutlich keinen Gefallen finden. Diese Art des Erlernens ist meinem Verständnis nach eine Kombination der kognitiven Ebene mit der Ebene der Gefühle und der Erkenntnis.
Die Bedeutung von Metta wird in der angereihten Sammlung (Anguttara Nikaya) wie folgt beschrieben:
Wenn ein Mönch nur für einen Augenblick den Gedanken der Güte pflegt, ihn entfaltet und bedenkt, so darf er als einer gelten, der sich nicht vergebens vertieft …. Was soll da erst von jenen gesagt werden, die diesen Gedanken der Güte häufig hegen.
In diesem Zusammenhang ist es mir wichtig auf eine weitere Besonderheit der Lehrrede hinzuweisen: Bei sehr vielen anderen Lehrreden findet man im Text, dass sie entweder für Mönche gehalten oder aber Mönche direkt angesprochen wurden. Neben der Situation in welcher die Lehrrede gehalten wurde, zeigte diese Ansprache der Mönche auch, dass die Lehrrede für Personen gehalten wurde welche entweder schon genügend meditative Erfahrung besaßen, oder die Zeit hatten sie zu erlernen.
In dieser Lehrrede jedoch fällt der Begriff eines Mönchs oder Bikkhu kein einziges Mal. Es werden aber auch keine anderen, sonst häufig verwendeten Personentypen (Laien, Unterstützer Buddhas, edle Schüler..) angesprochen, sondern generell jene Wesen welche das Heilsame suchen und den Weg zur Freiheit vom Leid erlernt haben. Das heißt, dass selbst in der damaligen Zeit Metta im generellen und diese Lehrrede im speziellen für alle Menschen, welche einen heilsamen spirituellen Weg suchen gehalten wurde, egal welcher Religion diese angehören.
Und so ist diese Lehrrede auch heute (noch) für all jene Menschen, welche ein bewussteres Leben führen wollen und die Freiheit vom Leid auf einem Weg wie Buddha ihn gelehrt hat suchen zutreffend, und eine gute Richtschnur für die eigene Entwicklung.
In der Mettasutta sind bei aller Kompaktheit der Lehrrede doch ein Menge an Hinweisen enthalten, in welchen Gebieten und in welcher Reihenfolge Sie sich entwickeln und stärken sollten um die Metta(meditation) in der Form wie sie der Buddha meint üben und perfektionieren zu können.
Vom Beginn der Lehrrede weg, bis zur ersten (konkreten) Nennung oder Ausführung des Mettabegriffs, wird an und für sich eine lange Reihe von Eigenschaften und Zuständen eines/einer Übenden genannt, welche zu realisieren sind bevor11 die Mettaübung ihre volle Kraft und Stärke entwickeln kann. All diese vorbereitenden und begleitenden Aspekte sind nur zum Teil meditativ belegt, sondern sprechen auch in umfassender Weise die Lebensführung, den Alltag eines/einer Übenden an. Metta wird auf diese Weise nicht nur als eine Meditationsform gesehen, sondern als eine Art der heilsamen Lebensführung; daraus leitet sich auch der Titel dieses Buches ab.
In diesem Kapitel finden Sie daher die in der Lehrrede enthaltenen Aspekte dieses Themenblocks in unterschiedlicher Weise aufgearbeitet. Zu manchen Begriffen stelle ich Ihnen eine Kontemplation vor, zu manchen einen eher theoretischen Text oder unterschiedlich umfangreiche Überlegungen, und zu manchen Themen ganz konkrete Meditationsübungen oder eine andere Form der Praxis. All die in dem Buch vorgestellten Übungen und Inhalte zur Mettavorbereitung erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen Ihnen als Vorlage bzw. Richtungsweiser dienen. Wenn Sie für sich gut geeignete Übungen, Ideen oder Herangehensweisen finden um ein bestimmtes Thema präsenter zu machen oder zu stärken, so bauen Sie das in Ihre persönliche Übungsfolge mit ein.
All diese Begrifflichkeiten, welche nun zu Überschriften der Unterkapitel werden, beschreiben das Fundament und die Basis, auf welcher Sie Metta so kraftvoll und intensiv entwickeln können, wie es die Lehrrede beschreibt.
Dieses Fundament ist aber keinesfalls eine einmalige Übungsabfolge, welche nach dem „erfolgreichen“ Durchlaufen aufgegeben werden kann, sondern ein dauerhafter Anspruch an die Art und Weise wie man als Übender/als Übende mit sich und der Welt um sich herum umgehen soll. So dienen diese Aspekte über die gesamte Entwicklungszeit hinweg der wiederholten Selbstüberprüfung, als Richtschnur und gedankliche Ausrichtung und Stärkung der Mettaübung.
Die Übung bzw. das Training dieser einzelnen Aspekte empfehle ich Schritt für Schritt aufzubauen und sich erst einmal nur das erste Attribut vorzunehmen. Wenn dieses gut eingeübt und zu einem bestimmten Ausmaß automatisiert ist, können Sie das nächste hinzunehmen. Der Grund dieser Empfehlung liegt darin, dass es beim gleichzeitigen Start mit mehreren „Aufgaben“ schwerer ist sich aller bewusst zu sein und keine zu vergessen oder zu vernachlässigen. Daher empfehle ich Ihnen vorerst einen Aspekt wirklich intensiv zu üben – aber natürlich steht es Ihnen frei sich zusätzlich oder ergänzend auch bereits mit anderen Übungen dieser Lehrrede zu befassen – Sie sollten nur nicht auf ihre momentane „Hauptübung“ vergessen.
Warum muss man sich zur Mettaübung vorbereiten?
Die Mettaübung oder besser gesagt ein Lebensweg der allumfassenden Güte, so wie dieser von Buddha dargelegt wurde, zeichnet sich wie bereits gesagt dadurch aus, dass er nicht (nur) Mönche und Nonnen, sondern alle Menschen anspricht.
Während man bei Ordinierten davon ausgehen konnte, dass sie die nötigen Voraussetzungen bereits auf anderen Schulungswegen erlangt haben, waren Laien zu dem Zeitpunkt (oftmals) noch eher unbedarft. Damit die Idee von Metta auch wirklich so funktionieren kann, wie es später in der Lehrrede beschrieben wird, ist es nötig zuerst sein Leben besser in den Griff zu bekommen.
Der Buddha hat oft gesagt, dass sich das äußere und innere Erleben angleichen. Wenn das äußere Leben unheilsam, gewalttätig und aufwühlend ist, so kann man sich nicht erwarten, dass dann eine friedvolle, ruhige und heilsame Meditation stattfinden kann. Aus diesem Grund ist einleitend für die Menschen, welche sich in Metta üben möchten beschrieben, welche heilsamen Ausrichtungen im Leben es zu fördern gilt, möchten sie diesen meditativen Schulungsweg wirklich folgen.
Dieser Zusammenhang zeigt auch auf, warum es nötig ist vorerst einmal weltliche Eigenschaften und Aufgaben anzugehen, bevor man sich mit Erfolgsaussicht der tatsächlichen Mettaübung widmen kann.
11 Das bedeutet aber nicht, dass Sie erst dann mit der Mettameditation beginnen dürfen, wenn Sie diese Vorbereitung (erfolgreich) absolviert haben. Sie können und sollen bereits parallel mit den meditativen Mettaübungen beginnen. Sie müssen sich nur bewusst sein, dass Herausforderungen in der meditativen Übung daraus stammen können, dass die vorbereitendenden Übungen noch nicht komplett verinnerlicht sind. Aber gerade die trainierte Metta wird Ihnen wiederum helfen diese vorbereitenden Übungen besser und effizienter umzusetzen.
Einleitend, ganz am Beginn der Mettasutta steht die Anforderung an einen Übenden oder eine Übende fähig zu sein. Die Lehrrede verlangt von Ihnen in anderen Worten gesagt - weltliche und meditative Fähigkeiten, eine ausreichende Befähigung - um diese Übung mit Aussicht auf Erfolg zu beginnen. Im Kern geht es um die Überlegung wie sie in dem Buch: „Der Mönch der seinen Ferrari verkaufte“ von Robin S. SHARMA ausgeführt wurde. Wie kann man sich um andere kümmern - wenn man sich nicht um sich selbst kümmern kann? Wie kann man Anderen Gutes tun - wenn man sich selbst nicht gut tut?
Auch wenn es sich bei Metta um eine Meditationstechnik handelt, welche im Gegensatz zu anderen Ansätzen (auch) durch die ausdauernde Übung12 erlernt werden kann, sind Sie bei dieser Übungsreihe ordentlich gefordert. Auch wenn die edlen Verweilungszustände, zu denen Metta gehört als Unbegrenzliche bezeichnet werden, gibt es eine Reihe an Voraussetzungen, die Sie sich erarbeiten müssen, damit Ihre Ausdauer und Geduld in der Mettaübung nicht umsonst sind und Ihre Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen.
Zu etwas fähig zu sein, wird in unserer Kultur damit verbunden nicht nur das nötige Rüstzeug zu haben, sondern es sich selbst zuzutrauen etwas zu erlangen. Fähigkeiten sind mit einem Weg, mit Potentialen und Eigenschaften verbunden und nicht bereits mit Zielen oder Ergebnissen. Es gibt zu Beginn des Trainings keine direkte Fähigkeit namens Metta sondern eine Reihe an Fähigkeiten, welche Metta entstehen, wachsen und sich ausbreiten lässt. Es ist gleich wie im Sport – es gibt keine Fähigkeit Olympiasieger zu werden, aber die Fähigkeit schnell zu laufen, Fitness oder Konzentration aufzubauen und konsequent zu trainieren.
Die äußere Form und die sichtbare Auswirkung der Metta ist „nett“, um nicht gar zu sagen lieblich – aber doch gilt es, wie Sie vielleicht bereits vermuten einige (heilsame) Fähigkeiten zu erlangen, damit diese äußere Form der Metta wirklich vom Herzen kommt und nicht zu einer aufgesetzten Maske wird.
Die Aufforderung seine Fähigkeiten zu erarbeiten ist wichtig, da diese Fähigkeiten nicht nur am Anfang dieses Weges hilfreich und wertvoll sind - sondern kontinuierlich einen Schutz gegen mögliche Gefahren und Abwege darstellt bzw. ein wertvolles Reservoir sind, sollte man mit Problemen, egal ob es sich nun um weltliche oder spirituelle handelt konfrontiert werden.
Wie es um diese Fähigkeiten bei Ihnen bestellt ist, um welche Fähigkeiten es sich dabei handeln könnte – diese Fragen werden in der Folge in kontemplativer und theoretischer Form behandelt.
Diese erste Anforderung der Mettasutta beschreibt also, dass Sie Fähigkeiten mitbringen und aufbauen müssen, um mit Metta nicht nur beginnen zu können, sondern sich auch darin weiterzuentwickeln. Die folgende Übersicht führt die bedeutendsten, allgemeingültigen Voraussetzungen auf, erhebt aber keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Auf diese Weise wird die Frage beantwortet, welche Voraussetzungen nötig sind um mit dem im Folgenden beschriebenen spirituellen Übungsweg beginnen zu können. Diese Auflistung soll Ihnen dabei helfen für sich selbst herauszufinden, welche Fähigkeiten Sie als jene erachten, die im Moment für Sie von Bedeutung sind.
Ich empfehle Ihnen sich in einem Notiz- oder Tagebuch (mit Datum) kurz niederzuschreiben, welche Fähigkeiten Sie im Moment für bedeutend erachten und in welchen Sie ein Manko sehen, das Sie aufholen wollen. Nach einiger Zeit können Sie das mit einem neuen Datumseintrag wiederholen. So können Sie über einen gewissen Zeitraum nachvollziehen, welche der Fähigkeiten Ihnen wichtig sind, wie sich Ihre Prioritäten verändern und in welche Richtung Sie ihre Übung forcieren (können).
Neben den expliziten Fähigkeiten und Eigenschaften, welche in der Mettasutta noch folgen, handelt es sich um folgende Eigenschaften:
Körperliche Ruhe & eine gesundheitliche Basis:
Diese Fähigkeit ist nötig, um vor allem am Beginn eine formale meditative Übung durchführen zu können - ohne sich mehr mit den anderen Beeinflussungen auseinanderzusetzen als die Metta zu üben. Das bedeutet aber nicht, dass Sie mit körperlichen Problemen oder gesundheitlichen Einschränkungen keine Metta erlernen können, ganz im Gegenteil. Diese Fähigkeit beschreibt vielmehr wie Ihr Verhältnis zum Körper und der Umgang mit ihm aussehen sollte um eine solche Meditation durchführen zu können. Es geht nicht nur um die Fähigkeit den Körper zu beruhigen und einige Zeit in einer Meditationshaltung verharren zu können, sondern um die viel umfassendere Fähigkeit im Moment zu erkennen, was nötig ist - welche Methode wirksam sein kann um die erwünschte körperliche und geistige Ruhe zu erlangen.
Um diese Fähigkeit zu stärken ist jede Methode der Entspannung und Ruhefindung gut geeignet. Ob es überwiegend körperliche Methoden wie Yoga, QiGong oder progressive Muskelentspannung sind oder ob Sie eine geistig-meditative Methode zum Ziel führt bleibt Ihrer eigenen Erfahrung überlassen.
geistige Gesundheit
: Um nicht in geistig-seelische Probleme zu geraten ist eine gewisse Stabilität in diesem Bereich eine nicht zu unterschätzende Fähigkeit. Metta kann und wird einiges in Ihnen berühren – das umfasst neben den erwünschten und erfreulichen Aspekten auch seelische Probleme genauso, wie noch nicht aufgearbeitete Traumata und verschüttete Erfahrungen. Das heißt aber nicht, dass Sie kein Metta machen dürfen, wenn Sie beispielsweise ein Trauma erlebt haben oder mit tiefen Gefühlen umgehen müssen. Ganz im Gegenteil – es ist gut, wichtig und unterstützend. Sie sollten aber die Übungen
in dem Fall
mit einem etwas anderen Focus beginnen - um vorerst einmal diese sehr präsenten Erfahrungen zu bearbeiten, bevor Sie die Güte tatsächlich allumfassend ausstrahlen können. Man könnte es so sagen – in dem Fall ist die Metta zuerst auf sich selbst (oder Teile von sich) anzuwenden, bevor man den Schritt gehen kann sie auszustrahlen. Außerdem ist es sicherer sein Vorgehen und seine Erfahrungen mit einem erfahrenen Meditationslehrer abzuklären, welcher potentiell unerwünschte Entwicklungen frühzeitig erkennen kann.
Falls Sie sich in Psychotherapie befinden oder medikamentös mit Psychopharmaka behandelt werden, ist es ratsam den direkten Kontakt zu Meditationslehrern zu suchen, welche mit diesen Gegebenheiten vertraut sind - und nicht auf eigene Faust darauf los zu üben um unerwünschte Effekte im Zusammenspiel von Meditation und Medikamentation zu vermeiden. Unerwünschte Effekte werden sich vielleicht nicht immer vermeiden lassen, aber sie zu besprechen um ihre Relevanz besser einordnen zu können, kann auch ein Vorteil sein, sich mit einem kundigen Meditiationslehrer abzuklären.
Basiskenntnisse der Meditation:
Das Wissen, wie Sie aus dem getrieben-sein des Alltags in die Ruhe kommen, das Umgehen mit geistigen