Die Mission der Seele - Robert Schwartz - E-Book

Die Mission der Seele E-Book

Robert Schwartz

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  • Herausgeber: Ansata
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2015
Beschreibung

Lebenskrisen als Chance für inneres Wachstum und Heilung

Warum ist das Leben vieler Menschen geprägt von Missbrauch, Depression, Armut oder anderen leidvollen Erfahrungen? Der Hypnotherapeut und Bestsellerautor Robert Schwartz gibt darauf eine überraschende Antwort: Selbst schwerste Schicksale haben – auch wenn sie zunächst grausam und ungerecht erscheinen mögen – einen verborgenen Sinn, denn die Seele plant ihren irdischen Weg noch vor der Geburt. Seine tröstliche Botschaft: Jede auferlegte Prüfung macht uns unser ungelöstes Lebensthema bewusst, und die seelischen Wunden, die hinter dem Leid verborgen sind, können heilen. Indem wir unsere Seelenaufgabe erkennen und verwirklichen, entdecken wir den Sinn sogar hinter schmerzlichsten Erlebnissen, begreifen uns selbst als Schöpfer unseres Lebens und gewinnen inneren Frieden.

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Seitenzahl: 448

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Das Buch

Warum ist das Leben vieler Menschen geprägt von leidvollen Erfahrungen wie Identitätskrisen, Verlust oder gar Missbrauch? Robert Schwartz, weltbekannter Hypnotherapeut, bekam in einfühlsamen Gesprächen mit Betroffenen und medial begabten Menschen eine überraschende Antwort: Selbst hinter schwersten Schicksalen liegt ein verborgener Sinn, denn jede Seele plant ihren Weg noch vor der Geburt.

Schmerzhafte oder traumatische Erfahrungen mögen uns also erschüttern, aber auf der höchsten Ebene sind wir immer ganz. Wenn wir ihn zulassen, kann uns unser Schmerz nach innen führen und uns daran erinnern. Wir sind das Licht – sind es immer gewesen. Wir haben es nur vergessen.

Der Autor

Robert Schwartz,ursprünglich Journalist und Marketingexperte, beschäftigt sich seit seinem spirituellen Erwachen intensiv mit der Erforschung der Lebensplanung vor der Geburt. Er ist Lebensberater und ausgebildeter Hypnotherapeut, der sowohl Rückführungen in vergangene Leben als auch in die Zeit zwischen den Leben anbietet. Sein Buch Mutige Seelen wurde zum Bestseller und in über 20 Sprachen übersetzt.

Weitere Informationen unter: www.yoursoulsplan.com

Robert Schwartz

Die

Mission der

Seele

Frieden schließen mit leidvollen Erfahrungen und Schicksalsschlägen

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Manfred Miethe

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel »Your Soul’s Gift« bei Whispering Winds Press, USA.

Copyright © 2012 by Robert Schwartz

www.yoursoulsplan.com, E-Mail: [email protected]

All rights reserved.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Ansata Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Alle Rechte sind vorbehalten.

Covergestaltung: Guter Punkt GmbH & Co. KG

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

ISBN 978-3-641-17363-0V002

www.ansata-verlag.de

Eine Bitte an die Leser

Es gibt viele Menschen, die es sich wirklich nicht leisten können, Bücher zu kaufen. Mein Wunsch ist es, die in diesem Buch enthaltenen heilsamen Informationen so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen – auch denen, die es sich nicht leisten können, es zu kaufen. Bitten Sie Ihre örtliche Bücherei, dieses Buch in ihren Bestand aufzunehmen, oder spenden Sie das Buch der Bücherei, nachdem Sie es gelesen haben. Dieser einfache Akt der Güte wird viele Leben berühren.

Ich danke Ihnen, dass Sie mir helfen, der Welt ein heilsames Bewusstsein davon zu bringen, dass wir unser Leben bereits vor der Geburt planen.

Herzlichen Dank

Ihr Robert Schwartz

[email protected]

Vorwort

Sie sind ein mutiges, heiliges und unsterbliches Wesen, dessen Energie vorübergehend in einem physischen Körper untergebracht ist und das den Fokus seiner Aufmerksamkeit für eine Weile auf die physische Welt richtet. Bevor Ihnen das aber überhaupt möglich war, haben Sie Ihr Leben erst einmal detailliert geplant: die Umstände Ihrer Geburt, Ihre Eltern, Ort und Zeit Ihrer Geburt, Ihre wichtigsten Beziehungen, Ihre größten Freuden, Herausforderungen und Prüfungen. Warum, so mögen Sie sich jetzt aber fragen, habe ich mich gerade für diesen Lebensplan entschieden, mit all seinen schmerzhaften und leidvollen Aspekten?

Es ist meine Aufgabe, Menschen bei der Beantwortung dieser Frage zu helfen. Als Hypnotherapeut helfe ich meinen Klienten, mithilfe einer äußerst wirksamen Form der hypnotischen Rückführung – der Zwischen-den-Leben-Seelenregression –, ihren Lebensplan und ihre Bestimmung zu entdecken. (Weitere Informationen über diese Form der Regression finden Sie in »Möchten Sie Ihren Lebensplan kennenlernen?« am Ende dieses Buches. Dort sind auch Kontaktinformationen aufgelistet. Ich freue mich auf Ihre Fragen und Kommentare.) Als Lehrer und Redner biete ich in den Vereinigten Staaten, Deutschland, der Schweiz, Spanien und in anderen Ländern Seminare an. Die Teilnehmer bekommen dort die Möglichkeit, Ihre vorgeburtlich entworfenen Lebenspläne zu erforschen. Als Autor möchte ich meinen Lesern helfen, Erkenntnisse über ihren persönlichen Lebensplan zu gewinnen. Dazu gebe ich in meinen Büchern wahre Geschichten über die Lebensplanung anderer Menschen exemplarisch wieder. Ich habe mit vier begabten Medien zusammengearbeitet und so Zugang zu den Plänen der in diesem Buch vorgestellten Menschen bekommen. Diese Medien möchte ich Ihnen jetzt einmal kurz vorstellen, denn jedes bekommt die entsprechenden Informationen auf seine ganz eigene Weise:

Barbara Brodsky erhält Durchsagen von Aaron, der während seiner letzten Inkarnation als buddhistischer Theravada-Mönch in Thailand erleuchtet wurde. Aaron ist in der Lage, auf die Akasha-Chronik zuzugreifen, also auf die umfassenden immateriellen Aufzeichnungen jedes Gedankens, jedes Wortes und jeder Handlung, die für das irdische Leben relevant sind – wozu auch der vorgeburtliche Lebensplan einer Person gehört.

Corbie Mitleid empfängt Durchsagen der Seele oder des höheren Selbst eines Menschen. Mit ihrer Hilfe kann ich direkt mit der Seele des Betreffenden sprechen und sie fragen, was sie im gegenwärtigen Leben vorhat.

Wie Aaron so stimmen sich auch Staci Wells und ihr Geistführer auf die Akasha-Chronik ein, die sie als »Buch des Lebens« bezeichnen. Staci besitzt die Fähigkeit, die Gespräche zu hören, die Menschen vor ihrer Geburt auf der Seelenebene miteinander geführt haben. Diese Unterhaltungen sind in diesem Buch wortwörtlich wiedergegeben.

Pamela Kribbe empfängt Botschaften von Jeschua, wie Jesus mit seinem aramäischen Geburtsnamen hieß.

Ich fühle mich über die Maßen gesegnet, die Gelegenheit zu haben, mit all diesen Menschen arbeiten zu können und Ihnen, liebe Leser, ihre weisen, liebevollen und heilenden Worte übermitteln zu dürfen.

In den medialen Sitzungen haben mir die interviewten Personen, deren Lebenspläne wir ergründen wollten, erlaubt, dem Geist nahezu jede Frage stellen zu dürfen. Sowohl die einzelnen Interviews als auch die Sitzungen mit den Medien sind hier in Dialogform wiedergegeben. Immer dann, wenn die interviewte Person oder das gechannelte Bewusstsein über ein neues Thema zu reden beginnt, habe ich einen Absatz gemacht.

Dieses Buch ist mein drittes zum Thema der vorgeburtlichen Lebensplanung. Im ersten (Mutige Seelen: Planen wir unsere Lebensaufgabe bereits vor der Geburt?1) und dem zweiten (Jede Seele plant ihren Weg:Warum leidvolle Erfahrungen nicht sinnlos sind2) habe ich wahre Geschichten von Menschen wiedergegeben, die sich vor ihrer Geburt mutig entschieden hatten, Herausforderungen wie die folgenden auf sich zu nehmen: körperliche und geistige Krankheiten zu haben, ein behindertes Kind zu bekommen, enge Angehörige zu verlieren, schwere »Unfälle« und Fehlgeburten zu erleiden oder pflegebedürftig zu sein. Ich entschied mich für weitverbreitete Herausforderungen, weil die Bücher für so viele Menschen wie möglich heilsam sein sollten. Mit meinen Büchern versuche ich, Menschen beim Erwachen zu helfen, also ein tiefes inneres Wissen darüber zu erlangen, dass wir mehr sind als unsere Körper und unsere Persönlichkeiten – ja, dass wir tatsächlich Seelen sind – und Sinn und Zweck sowie die tiefere spirituelle Bedeutung unserer Herausforderungen zu verstehen.

In diesem dritten Buch untersuche ich die vorgeburtliche Planung der sexuellen Orientierung, von Vergewaltigung, Adoption, Suizid, Armut und des Zusammenlebens mit Haustieren. Haustiere in unserer Lebensplanung war übrigens das von den Lesern am häufigsten gewünschte Thema. Viele haben mich gefragt, ob unsere treuen tierischen Gefährten tatsächlich Teil unserer Lebensplanung sind. Ja, das sind sie!

Das Kapitel über Suizid enthält die machtvollste und heilsamste Information, die ich in all den Jahren, in denen ich mich mit der vorgeburtlichen Lebensplanung beschäftigt habe, bekommen habe. Wenn Sie einen lieben Angehörigen durch den Freitod verloren haben, nehmen Sie sich die in diesem Kapitel enthaltene Weisheit bitte zu Herzen. Das wird Ihnen helfen, Schuldgefühle oder Selbstvorwürfe loszulassen, die Sie möglicherweise quälen, weil Sie den Suizid nicht verhindern konnten. Das ist der sehnlichste Wunsch Ihrer Lieben für Sie.

Vergewaltigung ist in diesem Zusammenhang sicher ein besonders schwieriges und heikles Thema. Sie werden möglicherweise angewidert oder entsetzt sein, wenn Sie lesen, dass eine Seele sich an einer solchen Erfahrung entweder als Täter oder Opfer beteiligen möchte. Es ist nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken, ich möchte diesen Aspekt der Seelenplanung nur ins kollektive Bewusstsein rücken, damit wir die verletzten Teile in uns – die ursächlichen Gefühle der eigenen Wertlosigkeit, Hilflosigkeit und unbändigen Wut – heilen und dadurch Vergewaltigungen und andere Formen des Missbrauchs beenden können.

Tagelang habe ich mir den Kopf zermartert, ob ich dieses Kapitel ins Buch aufnehmen sollte. Schließlich bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es meine Pflicht ist, das mit Ihnen zu teilen, was ich erfahren habe. Wenn wir wollen, können wir leugnen, dass die Erde rund ist, aber dadurch wird sie nicht flach. Gleichermaßen können wir leugnen, dass ein derart traumatisches Ereignis häufig – aber gewiss nicht immer – bereits vor der Geburt geplant wird, aber das bedeutet nicht, dass eine solche Planung nicht stattfindet. Sie findet statt.

Wenn es unser Wunsch ist, eine Welt zu erschaffen, die frei von solchen Traumata ist, dann müssen wir uns mutig und ehrlich anschauen, was wohl die Motive hinter der vorgeburtlichen Planung solcher Erfahrungen sein könnten.

Dann kann Heilung geschehen.

1 Robert Schwartz: Mutige Seelen: Planen wir unsere Lebensaufgabe bereits vor der Geburt? Ansata, München 2008, undHeyne TB, München 2015

2 Robert Schwartz: Jede Seele plant ihren Weg: Warum leidvolle Erfahrungen nicht sinnlos sind. Ansata, München 2012

Kapitel 1

Sexuelle Identität und Orientierung

Unsere sexuelle Identität ist für die meisten etwas Selbstverständliches, mit dem wir uns vollständig identifizieren. Das heißt, wir glauben, die heterosexuelle Frau oder der homosexuelle Mann zu sein. Aber auf der Seelenebene haben wir kein Geschlecht, sondern sind eine wunderschöne Mischung aus sowohl männlichen wie weiblichen Energien. Bevor wir uns verkörpern, entscheiden wir uns für eine sexuelle Identität und Orientierung aus Liebe zu uns selbst und zu jenen, die in unserem Leben sein werden, weil wir wissen, dass diese Erfahrung unsere und ihre Entwicklung begünstigen wird.

Typischerweise stellen verkörperte Seelen, die sich für Heterosexualität entschieden haben, ihre sexuelle Orientierung weder infrage noch haben sie Probleme damit. Nur selten fragen sie sich: »Warum bin ich heterosexuell?« Außerdem urteilt die Gesellschaft im Allgemeinen nicht über heterosexuelle Menschen oder diskriminiert sie. Obwohl es also durchaus angebracht wäre, die Frage zu stellen, warum sich eine Seele dafür entscheidet, heterosexuell zu sein, soll es in diesem Kapitel doch vor allem darum gehen, die vorgeburtliche Entscheidung, homosexuell zu sein, zu untersuchen, um so zu einer Sichtweise zu gelangen, die Verständnis und eine nicht urteilende Einstellung unter den Menschen fördert – und zwar ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung.

Obwohl die Gesellschaft in ihrer Akzeptanz der vielen Spielarten, in denen sich Sexualität ausdrücken kann, große Fortschritte gemacht hat, werden Homosexuelle immer noch ganz anders als Heterosexuelle behandelt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Zurzeit sind schwule und lesbische Eheschließungen in den meisten Staaten der USA immer noch illegal. In vielerlei, häufig nicht so offenkundiger Hinsicht sehen sich Menschen mit homosexueller oder anderer Orientierung mit Herausforderungen und entsprechenden Rahmenbedingungen konfrontiert, durch die die betreffende Seele hilfreiche Erfahrungen sammeln und Erkenntnisprozesse durchlaufen kann.

Das Ausmaß dieser Herausforderung zeigt sich deutlich in den Suizidstatistiken unter Jugendlichen: Lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Jugendliche versuchen, sich bis zu viermal so häufig das Leben zu nehmen wie gleichaltrige Heterosexuelle und sogar neunmal so oft, wenn sie aus einer Familie stammen, die ihre Orientierung ablehnt.

Menschen, die ihre sexuelle Identität und Orientierung erst später im Leben infrage stellen, stehen vor anderen Herausforderungen: zum Beispiel dem Schock oder der Wut ihrer heterosexuellen Partner und der Notwendigkeit, sich zu ändern und eine neue Lebensweise anzunehmen.

Warum planen Seelen Leben, in denen sie sich in dieser Hinsicht von der Mehrheit unterscheiden werden? Warum riskieren sie es, von den anderen be- oder gar verurteilt zu werden, oder streben sogar danach? Und wie wird sich diese Entscheidung auf ihre Selbstakzeptanz und Selbstliebe auswirken?

Jims Geschichte

»Etwa ein Jahr nach unserer Heirat merkte ich plötzlich, dass ich mich eigentlich schon mein ganzes Leben lang zu Männern hingezogen gefühlt hatte«, erzählte mir Jim Ashburn.

Jim wurde 1946 in einer eintausendsiebenhundert Seelen zählenden Kleinstadt im westlichen Teil Pennsylvanias geboren. Sein Vater war von Beruf Küchenbauer. Als Jugendlicher entdeckte Jim im Schrank seines Vaters »gewagte, schwule« Romane – wie er sie nannte. Er war schockiert, als er so herausfand, dass sein Vater derartige Fantasien hatte. (Während Jim mir davon erzählte, überlegte ich mir, ob sich Jim wohl seine Eltern und somit seine Veranlagung, schwul zu sein, schon vor der Geburt ausgesucht hatte. Ich fragte mich, ob sein Vater wohl jemals in Betracht gezogen hatte, seine Frau zu verlassen, um mit einem männlichen Partner zusammen sein zu können.) Neben Jim, seinem jüngeren Bruder und seinen Eltern lebten noch eine Großmutter, eine Großtante sowie zwei Großonkel mit im Haus. Jim beschrieb seine Familie als »irisch-katholisch, also sehr katholisch«. Die Kirchengemeinde war der Dreh- und Angelpunkt des Familienlebens.

»Ich ignorierte alles, was nicht in das vorgefertigte Bild passte, dem weiße Menschen der Mittelklasse zu entsprechen hatten«, erinnerte sich Jim. »Dazu gehörte mit Sicherheit die Anziehungskraft, die Jungen auf mich ausübten. Ich war einfach gern mit ihnen zusammen. Das war präsexuell. Ich erinnere mich, dass es schräg gegenüber von unserem Haus eine Eisenwarenhandlung gab. Der Typ, dem der Laden gehörte, übte eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Ich wusste nicht, warum, aber irgendwie war mir klar, dass ich das besser für mich behalten sollte.«

Im Laufe seiner Kindheit erhielt Jim immer wieder widersprüchliche Botschaften zum Thema Sexualität. In der katholischen Schule »wurde uns beigebracht, dass Masturbation eine Sünde ist«, erzählte Jim. »Tat man es trotzdem, kam man in die Hölle. Ich erinnere mich, dass ich oft den Tränen nahe war, weil ich es tun wollte.«

»Meine Großmutter verschlimmerte dies noch. Sie sagte: ›Dein Körper ist schmutzig.‹ Mein Vater, der sehr liebevoll war und ihr sonst eigentlich nie widersprach, nahm mich, wenn er das mitbekam, beiseite und sagte: ›Dein Körper ist ein Geschenk Gottes. Dein Körper ist schön.‹ Das verhinderte wohl, dass ich größere Narben davontrug.«

Eines Tages, Jim war sieben, werkelte er gerade mit seinem Vater im Garten vor dem Haus, als ein Junge namens Bobby Weir vorbeiging. Da rief Jim ihm etwas zu, das er in der Schule aufgeschnappt hatte – ohne recht zu wissen, was es überhaupt bedeutete: »Bobby Weir ist vom anderen Ufer!« Daraufhin legte sein Vater die Schaufel beiseite, sah Jim lange an und sagte dann sehr eindringlich: »Sprich niemals so über einen anderen Menschen.« Als Jim sich Jahre später zu seiner Homosexualität bekannte, war ihm die Erinnerung an diesen Moment eine kraftvolle Unterstützung.

Jim hatte während seiner Kindheit einen besten Freund namens Mike, der ihn und seine Familie auf ihren Ausflügen häufig begleitete. Oft unternahmen Jim und Mike lange Wanderungen entlang der Eisenbahngleise und pflückten Holunderbeeren, die seine Großmutter dann zu Marmelade verarbeitete.

»Eines Tages spielten wir mit ein paar anderen Jungen auf einem verlassenen Grundstück. Mike nahm uns mit in sein kleines Klubhaus und erzählte uns etwas über Sex«, sagte Jim lachend. »Er informierte uns, dass Babys gemacht werden, indem die Männer in den Körper einer Frau pinkeln. Meine Reaktion war: ›Das kann nicht sein, denn meine Eltern würden so etwas niemals tun!‹« Jim begann lauter zu lachen. »Aber das brachte mich dazu, Nachforschungen zu diesem Thema anzustellen. In der Bibliothek fand ich Bücher darüber. Ich wusste, dass ich sie eigentlich nicht lesen sollte, aber ich setzte mich Samstagnachmittags in eine Ecke und las sie doch. Mike und ich verbrachten viele Stunden damit, über das Ergebnis meiner Studien zu fachsimpeln.«

Auf der Oberschule freundete sich Jim mit Sue an, einem Mädchen aus seiner Klasse. Da auch Mike und Sue gute Freunde waren, teilten die drei vieles miteinander. Als er auf der Universität war, wurde aus Jims Freundschaft mit Sue Liebe, und nach Abschluss des zweiten Studienjahres heirateten sie. Da Sue unfruchtbar war, wusste Jim, dass er niemals Kinder haben würde.

»Es war ganz unglaublich, mit Sue Sex zu haben«, erinnerte sich Jim. »Ich wollte ihr Vergnügen bereiten. Ihr Körper erweckte meine Neugierde, denn ich war noch nie mit jemandem zusammen gewesen. Wir waren sexuell sehr kompatibel. Wir liebten einander wirklich. Ich ließ nicht zu, dass ich an Männer dachte, sodass ich nichts hatte, das ich mit Sue vergleichen konnte.«

»Hast du denn damals wirklich nie an Männer gedacht?«, hakte ich nach.

»Bewusst? Nein. Unbewusst vermutlich schon. Die Fähigkeit des Verstandes, Dinge zu verdrängen, ist ganz erstaunlich.«

»Also zu Beginn eurer Ehe hatten weder du noch Sue eine Ahnung, dass du dich zu Männern hingezogen fühlst?«

»Nein, überhaupt nicht«, antwortete Jim. »Das war 1967, die Schwulenbewegung hatte zwar gerade begonnen, war aber noch weitgehend unbekannt. Es war in unserer Kultur nicht üblich, seine sexuelle Orientierung infrage zu stellen. Der Einzige, der sich damals zu seiner Homosexualität bekannte, war Liberace. Er war das einzige Vorbild für schwule Männer«, erzählte er und lachte dabei herzhaft.

»Jim, wann begann dein Interesse an Männern?«

Kichernd antwortete er: »Es fällt mir nicht leicht, davon zu erzählen. Etwa ein Jahr, nachdem Sue und ich geheiratet hatten, gingen ein Kumpel und ich in ein [heterosexuelles] Pornokino. Einmal zeigten sie dort ›Deep Throat‹. Als ich aus dem Kino kam, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wie die Frauen ausgesehen hatten!« Jim und ich lachten. »Aber ich erinnerte mich an jedes Haar auf Harry Reems Körper. Dieses Erlebnis machte mir schlagartig bewusst, dass ich mich zu Männern hingezogen fühlte und dass es schon immer so gewesen war.«

»Als ich das Kino verließ, trat ich auf die Liberty Avenue in Pittsburgh, Pennsylvania hinaus. Es war buchstäblich die Straße der Freiheit für mich. Ich dachte: ›O mein Gott, ich bin schwul!‹ So stand ich eine Zeit lang da.«

Kurz darauf wurde Jim klar, dass er sich nicht nur zu Männern im Allgemeinen hingezogen fühlte, sondern auch zu seinem Freund Mike im Besonderen. Er vertraute sich Mike an, und der zeigte sich dafür durchaus offen und war neugierig, obwohl er noch nie mit einem Mann zusammen gewesen war.

»Wir hatten Sex«, erzählte Jim weiter, »und es war ganz wunderbar! Es war unglaublich, den Körper eines anderen Mannes zu berühren. Jeder Teil von mir erwachte zum Leben. Es war leicht für mich, Sex mit Sue zu haben, weil ich sie liebte, aber die wirkliche Erregung stellte sich erst angesichts des Körpers eines anderen Mannes ein.«

»Mike und ich waren zwar nur zweimal zusammen gewesen, aber das hatte mich tief beeinflusst. Eines Abends sagte Sue dann zu mir: ›Jim, irgendetwas stimmt doch nicht, aber du erzählst mir nichts davon.‹ Da brach ich weinend zusammen und schluchzte: ›Ich habe gemerkt, dass ich schwul bin oder zumindest starke Gefühle in diese Richtung habe.‹ Sie war vollkommen entsetzt. Mit solchen Dingen hatte sie sich bisher nicht besonders befasst.«

»Ich erinnere mich an ihre Traurigkeit und Angst. Sie war so unsicher. Und sicher hätte all das auch zur Auflösung unserer Ehe führen können, aber das kam mir komischerweise so gar nicht in den Sinn. Ich wollte auch weiterhin zu ihr stehen, daran bestand gar kein Zweifel. Es gab auch nie Vorwürfe in der Art: ›Du tust da etwas ganz Schlimmes.‹ Es war eher so wie: ›Wie können wir das in unsere Ehe integrieren?‹«

Da Mike nur mit Jim sexuell aktiv war, hatten weder Sue noch Jim Angst davor, sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken. Als Sue merkte, dass Jim sie nicht verlassen würde, fühlte sie sich auch nicht mehr bedroht. Sie hielt sogar ihre Freundschaft zu Mike aufrecht. Jim und Sue kommunizierten offen und ehrlich über seine sexuelle Orientierung, sodass sie sich in den sieben Jahren, in denen er mit Mike zusammen war, sogar noch näher kamen. Kurz nachdem die Beziehung mit Mike endete, zogen Jim und Sue dann nach Kalifornien.

»Als wir dort ankamen«, erinnerte sich Jim, »stieg Sue aus dem Auto, ging zu einem Aussichtspunkt und begann zu weinen. Sie sagte: ›Ich weiß einfach, dass du dich hier in Kalifornien in einen Mann verlieben und mich verlassen wirst.‹ Da ich ihr nicht wehtun wollte, beschloss ich, keinen Sex mehr mit Männern zu haben. Ich unterdrückte diesen Teil von mir vollständig. Es war furchtbar, einfach schrecklich. Ich war geradezu besessen, denn ich konnte an nichts anderes mehr denken, als Sex mit Männern zu haben.«

Zwei Jahre lang unterdrückte Jim sein Verlangen. In dieser Zeit wurde er zum Aktivisten und nahm aktiv an einer Kampagne zugunsten eines Gesetzes teil, das die sexuelle Orientierung als Menschenrecht schützen sollte. Während dieser Kampagne begegnete er einem Mann, mit dem er eine Beziehung anfing. Später gründete und betrieb Jim eine Hotline für Schwule und Lesben. Er begann eine Beziehung mit einem anderen Mann, und seine Ehe mit Sue wurde immer problematischer. Um diesen Stress irgendwie zu kompensieren, riefen Jim und Sue eine Selbsthilfegruppe für verheiratete Schwulen und Lesben ins Leben.

»Es ging uns darum, ein Paar nach dem anderen so bei der Trennung zu unterstützen, dass sie diesen Prozess mit größerer Offenheit, Liebe und Kommunikation vollziehen konnten, als dies normalerweise der Fall gewesen wäre«, erzählte Jim. Als Jim und Sue zusahen, wie sich andere Paare trennten, erkannten sie allmählich, dass auch sie sich trennen mussten. »Wir fingen an, das zu akzeptieren«, sagte er zu mir. »Aber während all dem blieben wir beste Freunde.«

Einige Jahre später begegnete Jim Zachary – dem Mann, mit dem er heute sein Leben teilt – und verliebte sich in ihn. Sue heiratete wieder und brach schließlich den Kontakt zu Jim ab, was Jim auf den Einfluss ihres neuen Mannes zurückführte. Jim sagte, dass ihn Sues Weigerung, in Kontakt zu bleiben, sehr schmerzen würde, da er in ihr seine Seelenpartnerin sah. Heute leitet Jim eine gemeinnützige Stiftung im Norden Kaliforniens, die schwule Männer in Herzkreisen – Selbsthilfegruppen, in denen sie alles miteinander teilen und sich gegenseitig unterstützen können – zusammenbringt. Außerdem ist er in der Aids-Prävention aktiv.

Ich fragte ihn: »Jim, was würdest du jemandem raten, der zu dir kommt und sagt: ›Ich glaube, ich bin schwul, bin mir aber nicht sicher, ob das in Ordnung ist.‹«

»Schon bevor ich Sex mit einem Mann oder einer Frau hatte, war ich bereits durch einen Prozess der Selbstakzeptanz gegangen, sodass ich nie Schuldgefühle hatte«, antwortete Jim. »Der Sex mit Sue war ein Ausdruck von Liebe. Bei Mike war es eher der Gedanke, dass es in Ordnung war, diese Seite zu erforschen. Viele Menschen haben sexuelle Begegnungen, bevor sie mit ihrer sexuellen Orientierung zurechtkommen. Deshalb bekommen sie Schuldgefühle, und die sind nur schwer wieder loszuwerden. Also würde ich jedem sagen, akzeptiere dich erst einmal selbst, bevor du deine Sexualität ausdrückst.«

»Und denen, die sich über ihre sexuelle Orientierung im Klaren sind, aber ihrer Familie und ihren Freunden noch nichts davon gesagt haben?«

»Such dir ein paar enge Vertraute, mit denen du darüber reden kannst«, lautete sein Rat. »Offenbare dich zuerst ihnen, dann den anderen. Meistens lieben die Menschen dich doch. Und meistens wissen sie es intuitiv bereits und warten nur darauf, dass du es ihnen sagst. Wenn du Menschen mit Homophobie begegnest, ist es wichtig, dass du es nicht persönlich nimmst. Es geht gar nicht um dich, es geht um die verinnerlichten Ängste des anderen, die er von der Gesellschaft übernommen hat.«

»Jim, wenn du dir deinen Weg rückblickend anschaust, was hast du dabei über dich selbst und das Leben gelernt?«

»Verdrängung und Unterdrückung funktionieren nicht«, antwortete er bestimmt. »Es ist unmöglich, eine Lüge zu leben und trotzdem ein gutes Leben zu haben. Wenn du nur einen Teil von dir ausdrücken kannst, dann bist du in der Welt nur ein halber Mensch. Selbstausdruck bereichert dein Leben, er ist der erste Schritt ins Glück.«

Jims Sitzung mit Staci

Wenn Jim das Leben als schwuler Mann erfahren wollte, warum hatte er sich dann eine Zeit und einen Ort ausgesucht, an dem seine sexuelle Orientierung weder verstanden noch akzeptiert wurde, fragte ich mich nach unserer Unterhaltung. Wenn es denn seine Absicht war, sich selbst herauszufordern, warum hatte er sich dann einen so liebevollen und verständnisvollen Vater ausgesucht? Und was war mit Sue? Hatte sie bereits vor ihrer Geburt gewusst, dass sie Jim heiraten und er sich im Verlauf ihrer Ehe seiner Anziehung zu Männern bewusst werden würde? Falls ja, warum hatte sie sich eine so schmerzvolle Erfahrung ausgesucht? Und welche Rolle hatte Mike in der vorgeburtlichen Planung gespielt?

Staci begann zu sprechen: »Ich werde unsere Sitzung beginnen, indem ich dir, Jim, etwas über dein Karma und speziell über die Herausforderung erzählen werde, deine Homosexualität zu entdecken und sie zu akzeptieren, nachdem du bereits geheiratet und ein Leben als heterosexueller Mann geführt hattest.«

»Ich habe kurze Einblicke in vergangene Leben gehabt, die mit Sue und Mike zu tun hatten. Ich spüre eine unglaubliche Liebe von Mike dir gegenüber. Diese Liebe scheint weit umfassender zu sein als menschliche Sexualität. Ich würde sie fast als Agape bezeichnen. Während ich dies sage, fügt mein Geistführer hinzu: ›bedingungslose Liebe in all ihren Ausdrucksformen‹.«

»Ich habe das Gefühl, dass Mike eine sehr hoch entwickelte Seele ist. In seinen Leben war er Priester, Mönch oder jemand, der viel Zeit in der Stille und Abgeschiedenheit verbracht und seine Beziehung zu sich selbst und zu ALLEM, WAS IST kultiviert hat. In jenen Leben ging es immer auch um den liebenden Dienst am Nächsten. In vielen von ihnen hattet ihr verschiedenartige Beziehungen.«

»Hier ist ein wichtiges Leben, in dem er ein Priester war. Ich höre ›Rom‹ und ›Vatikan‹. Du warst jünger als er. Er kannte dich in den zwei Jahren, bevor du dich entschlossen hattest, diesen Weg einzuschlagen. Mein Geistführer sagt mir, dass du Teil seiner Familie warst, ein Cousin. Du wolltest mit ihm über deine Berufung sprechen und über deinen Wunsch, Priester zu werden. Er wurde zu deinem Mentor, zu deinem Ratgeber. Er liebte diese Rolle, ebenso wie du die deine.«

»Die geistige Welt teilt mir mit, dass Mike in zwei Leben dein Vater war. Eines sehe ich jetzt ganz deutlich vor mir. Ich sehe eine Edelsteinmine. Ihr seid gerade mit der Arbeit fertig. Ich sehe, wie er seine Schaufel weglegt, sich den Schweiß von der Stirn wischt und sagt: ›Wir haben es geschafft! Dafür haben wir geschuftet!‹ Er hält einen Stein in der Hand, der ganz schwarz ist und wie ein Rohedelstein aussieht. Während er zu dir spricht, spüre ich diese unglaubliche Liebe, eine Liebe, die über Generationen hinweg Bestand hat. Obwohl das, was er sagt, seinen Überzeugungen in diesem Leben und dem entspricht, was er im Herzen fühlt, reicht das doch nicht aus, um das gewaltige Ausmaß der Liebe zwischen euch auszudrücken. Ich muss noch einmal wiederholen, dass es weit über die menschliche Liebe hinausgeht und etwas weitaus Großartigeres ist, etwas, das wir anstreben und nach dem wir uns sehnen.«

»Nun komme ich zu deinem Karma. Mein Geistführer sagt, dass deine wichtigste karmische Herausforderung darin besteht, ›zu lernen, deine Wahrheit zu erkennen, und herauszufinden, wie du sie am besten nutzen kannst. Es geht darum, dass du Veränderungen in deiner emotionalen Familie erlebst und lernst, dich diesen Veränderungen anzupassen‹.«

Mit »emotionaler Familie« meinte Stacis Geistführer wohl jene Menschen, mit denen Jim in diesem Leben wichtige Beziehungen hatte, also nicht nur seine Geburtsfamilie.

Staci fuhr fort: »Ich sehe diese Lektion häufig in Form von Trennung, Tod, schwerer Krankheit oder Verrücktheit ausgedrückt. Jim, du hast dir vorgenommen, Veränderungen in der Familie, die du erschaffen hast, zu erleben, um einerseits deine Wahrheit zu verstehen. Andererseits auch, um Sue zu helfen, eine Lektion zu verstehen, die für sie sehr schwer war. Ich lasse das jetzt aber erst einmal beiseite und komme später darauf zurück.«

»In deiner Beziehung zu Sue hast du an einigen Themen gearbeitet, die dir zuerst von einem älteren weiblichen Familienmitglied präsentiert wurden, als du ein Kind warst. Ich höre das Wort ›schimpfen‹. Weißt du, von wem ich spreche?«

»Ja, das weiß ich ganz genau«, antwortete Jim. »Von meiner Großmutter. Sie lehrte mich, mich meines Körpers zu schämen. Sie war einfach gegen alles Körperliche. Wenn ich im Sommer braun wurde, weil ich in der Sonne war, schrubbte sie mich mit einem Waschlappen ab und sagte dabei: ›Du bist schmutzig, du bist schmutzig.‹«

»Diese Botschaft bezüglich der Scham war als Kontrast zu deiner inneren Selbstwahrnehmung [als Kind] und zu deiner Beziehung zu Sue gedacht, die dich auf so großzügige Weise mit einer liebevolleren Erfahrung gesegnet hat. Ein Teil deiner Suche in diesem Leben bestand auf der Seelenebene darin, eine anpassungsfähigere und flexiblere Persönlichkeit zu entwickeln. Die von dir gewählte Erfahrung – ich höre, dass sie wirklich gewählt wurde –, die darin bestand, einen bestimmten Weg einzuschlagen und dann zu deinem wahren Selbst zu erwachen, während du auf diesem Weg bist, ist eine widersprüchliche Erfahrung. Zu lernen, diese Wahrheit anzunehmen, ist mit dem Wechseln eines Gleises vergleichbar. Es war deine Entscheidung [vor der Geburt], dies zu tun, um in der Spanne eines einzigen Lebens große Fortschritte zu machen.«

Wenn wir uns verkörpert haben, motivieren wir uns durch Gegensätze und lernen daraus. Früh in Jims Leben standen die beschämenden Worte seiner Großmutter im Widerspruch zu seinem unschuldigen, kindlichen Wissen, dass weder am Braunwerden noch an seinem Körper irgendetwas falsch war. Später im Leben stand Sues Wertschätzung von Jims Körper im Gegensatz zu der ihm von seiner Großmutter eingeflößten Scham. Beide Gegensätze waren als Nahrung für die mögliche zukünftige Akzeptanz seiner sexuellen Orientierung gedacht.

»Deine zweitwichtigste karmische Herausforderung ist emotionale Unabhängigkeit«, fuhr Staci fort. »Emotionale Unabhängigkeit bedeutet anzuerkennen, dass nur du allein die Quelle deines Glücks und Wohlbefindens bist. Neben der emotionalen Unabhängigkeit arbeitest du auch daran, Beziehungsthemen aufzuarbeiten und beziehungsfähiger zu sein.«

»Ich arbeite seit einundzwanzig Jahren daran, in Nordkalifornien unter schwulen Männern ein Gemeinschaftsgefühl aufzubauen«, erklärte ihr Jim. »Unser Kernritual sind die Herzkreise, eine sehr tiefgehende Möglichkeit für schwule Männer, sich miteinander zu verbinden.«

»Durch die Seelenentscheidung meines Bruders, in diesem Leben schwul zu sein«, antwortete Staci, »bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass manche Männer immer noch aufgrund eines früheren Lebens, in dem sie als Frauen brutal missbraucht wurden, traumatisiert sind. Sie möchten immer noch mit dem empfindsamen Wesen einer Frau arbeiten, haben aber zu viel Angst, sich als Frau zu inkarnieren.«

»Jim, du arbeitest daran, Brücken zu bauen, Verständnis zu entwickeln und in den Männern, die du ansprichst, fürsorgliche Eigenschaften hervorzubringen. Das ist genau das, was Mike für dich in diesem Leben getan hat. Es ist derselbe Ausdruck von Fürsorglichkeit, Mitgefühl und einer Liebe, die über alles Sexuelle hinausgeht, den Mike dir gegenüber bereits in mehreren anderen Leben gezeigt hat. Mir wird jetzt gerade gesagt, dass du in den Nachkriegsjahren geboren wurdest, weil du dich darauf gefreut hast, Liebe in körperlicher Form in einem umfassenderen, von mehr Akzeptanz geprägten Umfeld erfahren zu können, als es dir in früheren Leben möglich war.«

»Das bringt mich zu der nächsten karmischen Lektion: anderen voller Mitgefühl zu dienen. Dein Mitgefühl ist so groß und dein liebevolles Wesen so umfassend, dass es mir vorkommt, als könne dein Körper dies alles kaum fassen. Ein Teil des Weges, anderen aus Mitgefühl zu dienen, besteht darin, früh im Leben eine Erfahrung zu machen, die in deinem Bewusstsein Mitgefühl wachruft. Vermutlich gab es jemanden, der dich sehr wütend gemacht, dich enttäuscht oder dir das Herz gebrochen hat. Dieses Ereignis sollte dazu dienen, dir ein Aha-Erlebnis zu ermöglichen. Dadurch hast du erkannt, dass die betreffende Person wahrscheinlich darauf konditioniert worden war, so zu reagieren. Vielleicht wurde sie selbst früh im Leben missbraucht. Plötzlich hast du Mitgefühl für diese Person empfunden, die eine so wichtige Rolle bei der Ingangsetzung dieses Prozesses gespielt hat. Spreche ich von deiner Großmutter?«

»Auf jeden Fall«, gab ihr Jim recht. »Du hilfst mir, sie im richtigen Zusammenhang zu sehen, denn ich habe genau das getan, was du gesagt hast. Ich erkannte, dass sie sich selbst nicht helfen konnte, und lernte auf diese Weise, Mitgefühl mit ihr zu haben. Ich konnte ihre Aufgabe bisher nicht sehen, aber ich erkenne nun die Wahrheit in dem, was du sagst.«

Dann sprach Staci einen wichtigen Punkt an. »Anderen aus Mitgefühl zu dienen, hat allerdings auch einen negativen Aspekt. Der besteht darin, dass man zu wissen glaubt, was für andere am besten ist, und dass es ihnen gut gehen würde, wenn sie nur täten, was man ihnen sagt. Das aber ist tatsächlich eine Ausdrucksform des Wunsches, andere zu beherrschen. In deiner Energie spüre ich jedoch nichts davon.«

»Bei dir spüre ich nur, dass es deine größte Leidenschaft ist, andere auf die Weise ins Gleichgewicht zu bringen, auf die du dich selbst ausbalanciert hast. Das bringt mich zu deiner letzten karmischen Lektion: Gleichgewicht. Damit ist üblicherweise das emotionale gemeint. Mir wird gesagt, dass sich ein Teil dieser Lektion darin ausdrückt, dass du Liebe und Sex bewusst trennen wolltest. Ich glaube, du bist zu der Erkenntnis gelangt, dass du Sue nie weniger geliebt hast, nur weil sich dein Herz leidenschaftlich nach sexuellen Beziehungen mit Männern sehnte.«

»Ja, ja«, pflichtet ihr Jim bei.

»Ich möchte nun erklären, was Sue aus der Situation mitnehmen wollte, und so vielleicht etwaige Schuldgefühle auflösen, die du noch hast«, fuhr Staci fort. »Auch Sue arbeitet mit dem Thema Gleichgewicht. Du hast ihr eine Erfahrung beschert, die sie in ein tiefes Loch hätte fallen lassen können. Sie musste das Gleichgewicht in sich selbst finden, um die Ehe aufrechtzuerhalten. Zudem hat sie bereits in einer ganzen Reihe von Leben danach gestrebt, von anderen geliebt zu werden, statt sich selbst zu lieben. Sie wollte lernen, sich selbst zu nähren, um ihr Selbstwertgefühl entwickeln zu können. Daher entschied sie sich vermutlich dafür, in eine Familie hineingeboren zu werden, die nicht voll funktionsfähig war. Das ist der Prozess, den man normalerweise durchläuft.«

»Du hast sie auf eine Weise geliebt, wie sie in diesem Leben noch nie geliebt worden war. Diese Liebe war für sie sehr heilsam. Das war Teil eurer Abmachung. Aber eure Abmachung sah nicht vor, dass ihr Partner fürs Leben sein würdet. Du musstest dich an einem gewissen Punkt aus eurer Beziehung zurückziehen, um dir selbst treu zu sein. In meiner Meditation [vor der heutigen Sitzung] sah und hörte ich die vorgeburtliche Planungssitzung. Sue stimmte dieser Erfahrung zu. Sie sagte: ›Du wirst mir ein Beispiel sein.‹ Indem du den Prozess durchliefst, deine Wahrheit zu entdecken und ihr und der Welt diese mitzuteilen, hast du ihr als lebendes Beispiel gedient. Sie kann es selbst noch nicht, aber sie möchte es wirklich.«

Staci hielt einen Moment lang inne. »Ich sehe jetzt Sues vorgeburtliche Planungssitzung.«

Das war eine Überraschung, denn ich hatte erwartet, dass sie sich auf Jims Planungssitzung einstimmen würde. Aber ich wusste, dass die geistige Welt uns genau das zeigt, was wir am nötigsten brauchen.

»Ich sehe, wie so oft in diesen Räumen, einen Holzboden und Holzmöbel auf ihrer Seite des Raums. Ich sehe ein Geländer, das den vorgeburtlichen Planungsbereich von dem Bereich abgrenzt, in dem sich Sues Seelengruppe versammelt hat, um zuzusehen. Links von Sue befindet sich ein Fenster in der Wand, durch das mehr Licht strömt, als ich jemals während einer dieser Sitzungen gesehen habe.«

»Das Licht kommt nicht nur vom Fenster. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die Stelle, wo hinter Sue Wand und Decke ineinander übergehen. Das passiert mir zum ersten Mal, und ich hoffe, Jim kann uns sagen, warum dies von Bedeutung ist. Ich sehe einen Lichtkörper in der Form eines großen Balles. Mir wird gesagt, dies sei die Seele von Sues Vater, der die Sitzung beobachtet. Jim, hatten Sue und ihr Vater eine besondere Beziehung?«

»Nein«, antwortete Jim, »er war eher der Alfred-Tetzlaff-Typ. Nicht immer offen, voller Vorurteile, doch ein sehr schlicht denkender Mensch. Wir machten immer den Witz, dass ihre Mutter Else und ihr Vater Alfred waren.«

»Manchmal leben die Persönlichkeiten mit den meisten Vorurteilen einfach, um bestimmte Erfahrungen zu machen, und wissen dies von einem höheren Standpunkt aus gesehen auch«, sagte Staci. »Ich spüre, dass von diesem Geist unglaubliche Begeisterung und Liebe ausgehen. Er genießt es, Zeit mit Sues Geist zu verbringen. Sie waren einmal Liebende. Sie sind die besten Freunde. Ich spüre Freude, weil sie sich entschieden hat, wieder ein Leben mit ihm zu teilen.«

»Jim sitzt vor Sue. Er trägt den Mantel der Persönlichkeit, der viel detaillierter als der von Sue zu sehen ist. Sue ist immer noch ein bisschen in ihrem Lichtkörper. Ich sehe nun Spuren ihrer Persönlichkeit im Bereich von Schultern, Brust und Bauch. Ich komme etwa in der Mitte der Diskussion hinzu.«

Sue: Ich werde dich beherbergen und dich halten.

»Während sie dies sagt – es ist schwer, es zu beschreiben – sehe ich, dass sie sich auf ein Leben bezieht, in dem sie deine Mutter war, Jim. Ein Teil ihres Lichtkörpers stülpt sich nun aus, wie ein zweites Paar Arme, die ihren Lichtkörper überlagern und das Baby [Jim] halten. Ich sehe ein Bild in Höhe ihres Kopfes. Es stellt die Erinnerungen an zwei Leben dar. Das Erste fand in der westlichen Prärie der Vereinigten Staaten statt. Sie war deine Mutter. Du hast nur ganz kurz gelebt, nur ein paar Monate.«

»Im zweiten Leben warst du der Freund ihres Sohnes. Das war im antiken Griechenland. In ihrer Beziehung zu dir drückte sich also etwas Mütterliches aus. Sie wollte dich [in diesen früheren Leben und in dem gegenwärtigen] nähren. Und du wolltest sie nähren.«

Jim: Ich werde es dir mit Güte vergelten. Ich will dich halten und dir die Liebe und die Fürsorge geben, die ich dir in anderen Leben nicht geben konnte, weil ich daran gehindert wurde.

»Du streckst die Arme mit den Handflächen zu ihr gerichtet aus. Du bist sehr aufgeregt.«

Jim: Perfekt! Das wäre perfekt! Du weißt, dass ich dich liebe und verehre.

Sue (lachend): Ja.

Jim: Aber ich werde dich auch betrügen, wenn ich mich selbst erkenne.

Sue: Ja.

Jim: Kannst du diese Erfahrung gemeinsam mit mir machen? Die Harmonie zwischen uns wird in dieser Zeit gestört werden. Bist du sicher, dass du dem zustimmen kannst?

»Sue senkt ihren Kopf ein wenig, während sie darüber nachdenkt.«

Sue: Das ist mein Geschenk der Liebe an dich. Was ich dir an bedingungsloser Akzeptanz schenke, nährt und bereichert mich. Kannst du das verstehen?

Jim: Ja, ich verstehe es.

Sue: Wirst du damit umgehen können?

»Ich sehe wieder das Bild wie auf einem Fernseher. Ihre Gedanken erschaffen eine visuelle Darstellung eures gemeinsamen Lebens. Ich sehe euch in eurem [zukünftigen] Wohnzimmer stehen und euch unterhalten. Sie denkt an den Augenblick, in dem du dich ihr offenbart hast.«

»›Kannst du damit umgehen?‹ fragt sie dich. ›Bist du sicher, du kannst diese Ehe aufrechterhalten? Und bist du sicher, du kannst damit [mit deiner sexuellen Orientierung] in unserer Ehe zurechtkommen?‹ Sie weiß, wie schwer es für dich werden wird.«

Jim: Ja, ja, ja!

Sue: Mehr als alles andere wünsche ich mir dies: mich zu erkennen. Ich möchte ein größeres Geschenk der Liebe und ein immerwährendes Gefühl für die Gegenwart der bedingungslosen Liebe erfahren.

»Sie ist entzückt, dass du auf diese Weise in ihrem Leben sein wirst. Ihr reicht euch die Hände.«

Sue: Dies ist ein Geschenk, das wir über die Jahre hinweg miteinander teilen werden. Wir werden einander erkennen und verstehen lernen.

Jim: Aber was bekommst du von mir? Was bringt dir das alles? Wie willst du es für dich nutzen? Was willst du erreichen?

»Mit das ist die Bekanntgabe deiner sexuellen Orientierung gemeint und was diese schließlich aus der Beziehung machen wird.«

Sue: Ich werde dies als Mittel zur Selbstentdeckung nutzen, im Rahmen meines eigenen Prozesses, in körperlicher Form zu einem erleuchteten Standpunkt zu kommen. Es hat viele Leben gegeben, in denen ich vom Weg abgekommen bin, statt mich auf die Ziele zu konzentrieren, die ich mir gesetzt hatte. Dich auf diese Weise in meinem Leben zu haben, ist sowohl eine Belohnung als auch eine Herausforderung. Das wird mir nützlich sein, denn sowohl das Geben als auch das Empfangen von bedingungsloser Liebe ermöglichen es mir, mich besser zu fühlen. Das Erkennen deiner Wahrheit wird langfristig dazu führen, dass ich eine Kehrtwendung vollziehe und mir selbst auf einer neuen Stufe der Selbstständigkeit und Selbsterkenntnis begegne, von der ich hoffe, dass sie mich wieder ganz machen wird.

»Jim, du berührst nun sehr liebevoll und dankbar ihr Gesicht, allerdings sieht es nicht wie ein physisches Gesicht aus, denn es ist weich, rund und nicht klar definiert.«

Jim: Ich habe nicht die Absicht, dir weh zu tun.

Sue: Das weiß ich.

Jim: Ich habe nur den Wunsch, dich zu lieben und dadurch mich selbst zu lieben.

Sue: Ich werde dir dabei helfen.

Jim: Das ist sehr gütig und lieb von dir. Ich habe dich immer für eine der gütigsten Frauen gehalten, die ich je gekannt habe.

»Sue schmunzelt. Ich sehe, wie sie sich an frühere Leben als Frau und als Mann erinnert. Die Leben als Frau befinden sich auf dem Bild an der linken Seite ihres Kopfes, die Leben als Mann auf der rechten. Sie schmunzelt, weil sie in ihren Leben als Mann nicht besonders nett war: Sie hat vergewaltigt, geplündert, kleine Tiere und Insekten gequält. Da sie auf der Seelenebene den Sinn dieser Leben vollkommen verstanden hat, hat sie wegen der Dinge, die sie getan hat, kein schlechtes Gewissen. Aber wenn sie sich als Frau verkörpert, kämpft sie mit Themen wie Selbstliebe, bedingungsloser Liebe und emotionalem Gleichgewicht.«

Sue: Deine Liebe wird ein Geschenk sein, durch das ich mich selbst besser kennenlerne. Ich werde zuschauen, wie du deine Wahrheit entdeckst. Du wirst für mich ein Vorbild sein. Und indem du mir genau das Gegenteil von dem gibst, was ich mir sehnlichst wünsche – nämlich [in einer lebenslangen Ehe] geliebt und verehrt zu werden –, wirst du mich zwingen, mich selbst anzuschauen und zu erkennen, dass ich zu lange abhängig davon war, dass mich jemand anders gebraucht hat.

Dich zu haben, dich zu halten und dich dann loszulassen ist eine Erfahrung in Sachen Liebe, die ich nutzen kann, um mich selbst lieben zu lernen. Du wirst mir einen Grund geben, mich selbst nähren zu lernen, was mir bei dem Thema helfen wird, mit dem ich mich in so vielen Leben abgequält habe: mich selbst wertzuschätzen und vollkommen unabhängig zu werden.

Jim: Ich weiß.

Sue: Auf diese Weise wirst du mich belohnen, denn die Liebe, die ich dir über die Jahrhunderte hinweg geschenkt habe, wird in dieser Beziehung und in dieser Zeit zu mir zurückkehren. Weil auf diese Weise ein Zyklus abgeschlossen wird, ist es für mich äußerst befriedigend. Wenn dieses Leben seinen Abschluss findet, werde ich dich auf jede nur erdenkliche Weise geliebt und erkannt haben.

Jim: Ist das nicht fantastisch?

»Der Zyklus ist mit dieser Beziehung in diesem Leben vollendet«, kommentierte Staci.

Wir hielten einige Momente inne, um das zu verdauen, was gesagt worden war. Jetzt kannten wir Sues Beweggründe, eine so schwierige Erfahrung zu wählen. Dann kam mir eine bestimmte Frage in den Sinn.

»Staci«, sagte ich, »Sue ist doch unfruchtbar. Kann uns dein Führer sagen, ob dies ebenfalls Teil des vorgeburtlichen Plans war?«

Sofort verlangsamte sich Stacis Sprechrhythmus, und ihr Führer begann, durch sie zu sprechen. »Obwohl sie für kurze Zeit den Wunsch hatte, Kinder zu empfangen und zu gebären, war dies in diesem Leben nicht geplant und sollte auch kein Thema sein«, antwortete er. »Sie fühlte sich nie in der Lage, die Verantwortung für eine neunmonatige Schwangerschaft zu übernehmen. Es gab in dieser Seele noch ein Licht [eine Erinnerung] an eine Mehrlingsschwangerschaft, die nicht erfolgreich zum Abschluss gebracht wurde. Tatsächlich zerstörte diese ihre Gebärmutter. Daher hatte sie eine Abneigung entwickelt, in diesem Leben wieder die Erfahrung einer Schwangerschaft zu machen. Diese individuierte Seele hatte das Gefühl, dass sie in der Lage wäre, durch andere familiäre Personen als jene, die sie selbst gebären würde, eine flexiblere Persönlichkeit zu entwickeln.«

Das war eine wichtige Information. Wenn wir unser Leben mit einem anderen Menschen planen, tun wir dies, um gemeinsam zu wachsen und zu lernen. Jede Seele bekommt dann die Erfahrungen, die sie anstrebt. Da in diesem Fall weder Sue noch Jim geplant hatten, Kinder zu haben, passten seine Sexualität und ihre Unfruchtbarkeit perfekt zusammen. Keiner würde dem anderen die gewünschte Erfahrung vorenthalten. In einem völlig anderen Lebensplan hätte Sue planen können, einen starken Kinderwunsch mit in die Verkörperung zu bringen. Dann hätte sie mit Jim vor der Geburt die Abmachung getroffen, dass er diesen Wunsch stören oder sogar verunmöglichen sollte. In diesem Fall hätte es reichlich Gelegenheit gegeben, Vergebung zu üben und zu meistern.

Wir hatten erfahren, dass Jim seine sexuelle Orientierung und deren Entdeckung später im Leben als Form des Dienstes an Sue geplant hatte. Aber was waren Jims Ziele in Bezug auf sich selbst? Was hatte er vor zu lernen und auf welche Weise hatte er als Folge dieser Erfahrung zu wachsen gehofft? Da ich spürte, dass eine Unterhaltung zwischen Jim und Mike zur Klärung dieser Fragen beitragen könnte, bat ich Staci, uns zu diesem Teil von Jims Planungssitzung zu bringen.

Staci war einige Sekunden lang still. Dann sagte sie: »Ich beginne, Jims vorgeburtliche Planungssitzung zu sehen. Das Erste, was mir auffällt, ist, dass Jim nicht vor dem Geländer sitzt, das den Planungsbereich von der Seelengruppe trennt, die die Sitzung beobachtet und unterstützt. Er befindet sich näher an der Seitenwand, direkt vor dem Fenster. Das habe ich noch nie gesehen. Er macht Platz für weitere Seelen aus seiner Seelengruppe, damit diese an der Planung teilnehmen können.«

»Mein Geistführer sagt mir, dass Jims Platz im Raum darauf hinweist, dass er dieses Mal die Rolle des Beobachters in seinem Leben einnimmt. Seine Absicht bestand darin, zuerst seine Familie und den Gegensatz zwischen sich und ihr zu beobachten, später im Leben dann sich selbst und andere zu beobachten, von denen viele Angehörige seiner Seelengruppe sind. Er beobachtet, hilft und lernt von ihnen zur gleichen Zeit.«

»Ich sehe Jim vor seiner vorgeburtlichen Planungskarte. Diese wirkt etwas größer als die anderen, die ich bisher gesehen habe. Es gibt anscheinend viel zu tun! Ich sehe, wie Mike auf die Karte zugeht und sich setzt. Ich habe noch nie gesehen, dass die einzelnen Seelen während der vorgeburtlichen Planungssitzung auf Stühlen sitzen. Sonst schweben sie immer ein paar Zentimeter über dem Boden, entweder in einer knienden Haltung oder im Schneidersitz. Während Mike sich setzt, sehe ich ihn so, wie er in zwei anderen Leben war. Es sieht so aus, als würden sie [die Persönlichkeiten] aus seinem Körper ein- und austreten, als würde ich einen Film mit durchsichtigen Überlagerungen sehen. Da diese Leben am engsten mit seiner Beziehung zu Jim in diesem Leben verbunden sind, bringt er Erinnerungs- und Persönlichkeitsfragmente aus ihnen mit.«

»Mike empfindet offensichtlich große Freude, Liebe und Glück. Es scheint, als hättest du, Jim, um ihn gebeten. Es ist nicht so, dass du ein Individuum von einer bestimmten Art gesucht hättest, um mit ihm bestimmte Erfahrungen zu machen, du hast tatsächlich nach ihm gefragt. Du hast ihn aus deiner Seelengruppe ausgesucht und ihn gebeten, ein Teil deines Lebens zu sein. Er freut sich sehr darauf, diesem Wunsch zu entsprechen.«

Mike: Was soll ich tun?

Jim: Ich möchte, dass du mich in meinen frühen Jahren begleitest, damit wir unsere langen Spaziergänge und Gespräche weiterführen können.

»Jim, du beziehst dich auf das Leben im Vatikan, als du Priester werden wolltest und er dein Mentor war.«

Jim: Es wäre mir ein großer Trost, wenn ich mit dir während meiner Kindheit spielen könnte. Es würde mir Kraft geben, dich in der Nähe zu wissen. Deine Unterstützung und deine Führung waren für mich schon immer von großem Wert.

Mike (lachend): Ich weiß.

Jim: Ich werde in diesem Leben nicht so leicht und nicht so schnell darauf verzichten. Wirst du mir einen Gefallen tun?

Mike: Welchen denn?

Jim: Wärst du einverstanden, mein Partner zu sein und mir zu ermöglichen, gemeinsam mit dir meine Sexualität auf eine Weise zu erforschen, die liebevoll, emotional hilfreich und für mich unglaublich befreiend wäre?

Mike: Was meinst du damit?

Jim: Ich hoffe, dass wir dieses große Vertrauen und die große Liebe zwischen uns in eine Beziehung einbringen können. Zwei Männer, die einander lieben. Dadurch würdest du mir ein großes Geschenk machen, das mir helfen wird, meine innere Kraft einzusetzen und es mir zu ermöglichen, meine persönliche Wahrheit umfassend zu erkennen. Weißt du, ich habe nämlich beschlossen, dieses Leben als schwuler Mann zu verbringen …

»Ich wusste nicht, dass wir das Wort schwul auf der Seelenebene benutzen«, unterbrach Staci. »Das mag nur meine Interpretation des Wortes sein, das benutzt wurde.«

Jim: … weil ich glaube, dass mich dies an den Punkt bringen wird, an dem ich mich bedingungslos lieben und akzeptieren muss. Diese Liebe und Akzeptanz werde ich nutzen, um mich selbst zu stärken und mir das Geschenk des Mitgefühls zu geben, damit ich anderen das geben kann, was ich über mich selbst gelernt und an mir selbst akzeptiert habe.

Es ist meine Aufgabe, den Samen der Selbstakzeptanz und Selbstliebe in den Herzen vieler Menschen zu säen. Da ich mich in der Gesellschaft von Männern wohl fühle und mein Verständnis der männlichen Ausdrucksform von Emotionen und Spiritualität während meiner Zeit als Priester weiterentwickelt habe, glaube ich, dass ich auf jene Männer – und auch Frauen – zugehen muss, die lernen wollen, mit sich selbst im Reinen zu sein, dies aber noch nicht ganz geschafft haben. Ich möchte jene Menschen zusammenbringen, die nach Ganzheit streben. Und ich will ihnen mögliche Wege zu ihrem eigenen Herzen, ihrer eigenen Seele und ihrer eigenen Weisheit zeigen.

Du würdest mir ein unglaubliches Geschenk machen, wenn du dies in unserer Beziehung in diesem Leben möglich machen würdest.

Mike: Natürlich helfe ich dir. Obwohl ich nicht geplant hatte, diese Form der Sexualität oder des Lebensausdrucks anzunehmen, möchte ich, dass du Erfolg hast. In den Leben, in denen wir menschliche Gestalt angenommen hatten, habe ich versucht, in dir Respekt und Ehrfurcht gegenüber dem, was in deinem Wesen angelegt ist, zu erwecken. Es gab Zeiten, in denen dir dies in Form einer größeren Liebe, zum Beispiel der Liebe zu Gott, präsentiert wurde.

Jim: Ja, ich weiß.

Mike: Du hast erfahren, dass diese Liebe mehr als ein Konzept ist.

Jim: Ja.

Mike: Du hast die Liebe des ALLES, WAS IST erfahren und die Demut, die aus der Erkenntnis erwächst, dass du nur ein kleiner Teil vom Ganzen bist und es so viel gibt, was über dich hinausgeht; die Demut, die aus der Erkenntnis deiner kleinen Rolle im Universum erwächst und aus der Erkenntnis, dass alles in diesem Universum schön ist und seinen eigenen Sinn hat.

Jim: Ja, das weiß ich.

Mike: Warum sollte ich dir dieses Geschenk nicht machen? Wenn es das ist, was du brauchst, um den nächsten Schritt in Richtung liebevoller Ganzheit zu machen, dann freue ich mich auf die Gelegenheit, es dir zu geben.

Jim: Bist du sicher? Was, wenn wir nicht unser ganzes Leben miteinander verbringen?

Mike: Es hat in diesem oder jenen Leben immer Phasen gegeben, in denen wir nicht zusammen waren. Das beunruhigt mich also nicht, denn es wäre ja nichts Neues. Ich kann das annehmen und dem zustimmen. Ich brauche dich nicht in meinem Leben, um Vollständigkeit oder liebevolle Ganzheit zu erfahren. Auch brauche ich dich nicht als liebenden Gefährten. Ich möchte nur, dass wir Freunde sind.

Jim: Wenn wir uns an den Plan halten können, wird in den ersten zwanzig Jahren eine solide Grundlage für eine liebevolle Freundschaft, Güte und Vertrauen geschaffen werden.

Mike: Ja.

Jim: Danach kann unsere Beziehung so tief sein, wie du willst, und jede Ausdrucksform der Liebe und Güte annehmen, die du möchtest. Ich brauche dich nicht, damit du mich auf diese Weise das ganze Leben lang liebst. Ich bin immer zu dir gekommen, um dich um Rat oder Anleitung zu fragen. Auch dieses Mal möchte ich das von dir erbitten – zusätzlich zu unserer Freundschaft.

Mike: Das will ich dir gern geben. Das passt gut in meine Pläne für dieses Leben, denn es wird mir etwas geben, an das ich mich lange erinnern und darüber nachdenken werde. Es wird meinen Fokus auf bestimmte Beziehungsthemen richten, mit denen ich mich weiterhin auseinandersetze – zum Beispiel Aufrichtigkeit – und auch die Art und Weise verwandeln, in der ich mich selbst sehe. Es wird mir eine Erfahrung ermöglichen, durch die auch ich bedingungslose Liebe und Selbstakzeptanz lernen kann.

»Mikes Hände waren immer verschränkt gewesen oder manchmal hatte eine auf der anderen gelegen. Jetzt dreht er sie um, sodass die Handflächen nach oben zeigen.«

Mike: Also, warum nicht?

»Ihr lacht und umarmt euch. Dann steht Mike auf und schwebt von der vorgeburtlichen Planungskarte weg zurück in den Bereich der Seelengruppe.«

Damit schloss Staci ihre Einblicke in Jims vorgeburtliche Planungssitzung ab. Jetzt war es an der Zeit, mit Stacis Geistführer zu sprechen. Ich bat ihn, uns mehr darüber zu erzählen, warum Jim sein Leben auf diese Weise geplant hatte.

»Die Seele dieses Individuums hat ihren Trost schon immer in schwer erkämpften Siegen gefunden«, gab der Geistführer zur Antwort. »Zum Beispiel in dem Leben, in dem dieses Individuum das Leben ablehnte, das seine Eltern für es vorgesehen hatten, und es stattdessen der Priesterschaft beitrat, um sich selbst zu erkennen, mit seinem Wesen, mit ALLEM, WAS IST und dem dahinterliegenden Gottesbewusstsein zu kommunizieren. In anderen Leben trat es auf verschiedene Weise für andere ein: in früheren Zeiten mit Schwert und Schild und heute durch das gesprochene Wort. Seine Seele tritt für andere ein, durch das, was sie sagt, wie sie zuhört, wie sie wahrnimmt und wie sie auf sanfte Weise andere individuelle Formen zur Ganzheit führt.«

»Im Verlauf vieler Leben und in den Zeiten zwischen den Leben hat diese Seele häufig die Bedürfnisse ihres eigenen Selbst und ihrer Persönlichkeit zugunsten der Bedürfnisse anderer hintangestellt. Der notwendige Fokus auf das Nähren des eigenen Selbst und die Anwendung bestimmter Prinzipien der bedingungslosen Liebe und Akzeptanz des Selbst wurden bisher übersehen. Diese Seele benötigte viele Leben, um sich ein bestimmtes Wissen anzueignen und die Tatsache zu akzeptieren, dass Liebe zu anderen aus der Liebe zu sich selbst erwachsen muss. Diese Seele will sich selbst ganz und gar so lieben, wie sie Gottes Liebe für sich wahrnimmt – auf dieselbe reine Weise, auf die wir alle unsere Verbundenheit mit dem spüren, was ihr das Göttliche nennt.«