Die Möglichkeiten des Sportförderunterrichts zum Angstabbau bei Schülern mit generalisierten Angststörungen - André Jucht - E-Book

Die Möglichkeiten des Sportförderunterrichts zum Angstabbau bei Schülern mit generalisierten Angststörungen E-Book

André Jucht

0,0
36,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Sport - Sportmedizin, Therapie, Ernährung, Note: 1,7, Universität Erfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Es gibt heute wohl kaum ein Kind, welches nicht von Ängsten heimgesucht wird. Viele davon sind unbegründet, die meisten jedoch schwerwiegend und akut. Doch werden viele dieser Ängste selten rechtzeitig erkannt. Im ersten Augenblick besteht kein Motiv dafür, wenn Kinder sich vor harmlosen Tieren fürchten, laute Geräusche sie zusammenzucken lassen, wenn sie ohne scheinbaren Grund anfangen zu weinen oder von einem Tag auf den anderen zu stottern beginnen. Eltern und auch Erzieher stehen solchen Fällen sehr besorgt und vor allem ratlos gegenüber. Selten oder gar nicht haben sie von primären Angststörungen wie Agoraphobie, Sozialphobie, Paniksyndrom oder generalisierter Angststörung gehört. Eltern und Pädagogen haben in den seltensten Fällen Kenntnis darüber, dass es sich hierbei um ernstzunehmende Krankheiten handelt. Auch wissen sie nicht, wie man sie diagnostizieren kann um sie erfolgreich zu behandeln. Demnach besteht Aufklärungsbedarf grundlegender Fragestellungen und Kenntnisse im Bereich des Themas Angst bei Kindern (KRÜGER, in: ZIMMER 2004, S.156). Die Wissenschaft und Forschung hat dieses Thema und das Problem der Angstbewältigung im Sportförderunterricht nur ungenügend diskutiert und beleuchtet. Deshalb ist geeignete Fachliteratur bisher nur mangelhaft vorhanden. Aus diesem Grund ist die zentrale Frage dieser Arbeit: Welche Möglichkeiten stellt speziell der Sportförderunterricht zur Verfügung, um Angst bei Schülern abzubauen? Im ersten Kapitel werden grundlegende theoretische Kenntnisse vermittelt. Der Leser erfährt Wissenswertes über das Thema Angst und seine Formen. Die Angst vor dem Hintergrund der Klinischen Psychologie wird näher durchleuchtet. Speziell die generalisierte Angststörung ist Bestandteil dieses Abschnittes. Anschließend beschäftigt sich der Autor insbesondere mit den Angststörungen im Kindesalter. Ursachen und Verlauf dieser werden ergründet. Dieser Teil soll zum besseren Verständnis des Angstproblems bei Kindern beitragen. Hierzu gehört sowohl der Erwerb von Sachkompetenz über die Auslöser und Arten der Kinder-und Schülerängste als auch deren Äußerungsformen und Erkennungsmerkmale. Außerdem werden erste Aussichten auf allgemeine Interventionsmöglichkeiten bezüglich der Kinderängste gegeben. Der Verfasser benutzt hier Beispiele, die bewusst fiktiv gewählt wurden, um die Alltäglichkeit zu veranschaulichen und weil er der Meinung ist, dass sich „Geschichten“ aus dem Allgemeinen besser herausheben.[...]

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2007

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
Kapitel
2.1 Angst
2.2 Angststörungen
2.3 Generalisierte Angststörungen
2.3.1 Allgemeine Einführung und diagnostische Merkmale.
2.3.2 Symptomatik und Diagnostik.
2.3.3 Therapieformen.
2.3.4 Abgrenzungen zu anderen psychischen Störungen.
2.4.1 Interventionsverfahren und Präventionsmöglichkeiten.
4. Methoden zur Angstreduzierung
4.1 Wahrnehmung ( Körperwahrnehmung )
4.2 Mut- und Risikoübungen.
4.3 Abenteuerpädagogik

Page 1

Im Fach: Sport- und Bewegungswissenschaften

Thema:

„Die Möglichkeiten des Sportförderunterrichts zum Angstabbau bei Schülern mit generalisierten Angststörungen“

Page 3

Page 4

1Vorwort

Es gibt heute wohl kaum ein Kind, welches nicht von Ängsten heimgesucht wird. Viele davon sind unbegründet, die meisten jedoch schwerwiegend und akut. Doch werden viele dieser Ängste selten rechtzeitig erkannt. Im ersten Augenblick besteht kein Motiv dafür, wenn Kinder sich vor harmlosen Tieren fürchten, laute Geräusche sie zusammenzucken lassen, wenn sie ohne scheinbaren Grund anfangen zu weinen oder von einem Tag auf den anderen zu stottern beginnen. Eltern und auch Erzieher stehen solchen Fällen sehr besorgt und vor allem ratlos gegenüber. Selten oder gar nicht haben sie von primären Angststörungen wie Agoraphobie, Sozialphobie, Paniksyndrom oder generalisierter Angststörung gehört.

Eltern und Pädagogen haben in den seltensten Fällen Kenntnis darüber, dass es sich hierbei um ernstzunehmende Krankheiten handelt. Auch wissen sie nicht, wie man sie diagnostizieren kann um sie erfolgreich zu behandeln. Demnach besteht Aufklärungsbedarf grundlegender Fragestellungen und Kenntnisse im Bereich des Themas Angst bei Kindern (KRÜGER, in: ZIMMER 2004, S.156).

Die Wissenschaft und Forschung hat dieses Thema und das Problem der Angstbewältigung im Sportförderunterricht nur ungenügend diskutiert und beleuchtet. Deshalb ist geeignete Fachliteratur bisher nur mangelhaft vorhanden.

Aus diesem Grund ist die zentrale Frage dieser Arbeit: Welche Möglichkeiten stellt speziell der Sportförderunterricht zur Verfügung, um Angst bei Schülern abzubauen?

Im ersten Kapitel werden grundlegende theoretische Kenntnisse vermittelt. Der Leser erfährt Wissenswertes über das Thema Angst und seine Formen. Die Angst vor dem Hintergrund der Klinischen Psychologie wird näher durchleuchtet. Speziell die generalisierte Angststörung ist Bestandteil dieses Abschnittes.

Anschließend beschäftigt sich der Autor insbesondere mit den Angststörungen im Kindesalter. Ursachen und Verlauf dieser werden ergründet. Dieser Teil soll zum besseren Verständnis des Angstproblems bei Kindern beitragen. Hierzu gehört

Page 5

sowohl der Erwerb von Sachkompetenz über die Auslöser und Arten der Kinder-und Schülerängste als auch deren Äußerungsformen und Erkennungsmerkmale. Außerdem werden erste Aussichten auf allgemeine Interventionsmöglichkeiten bezüglich der Kinderängste gegeben. Der Verfasser benutzt hier Beispiele, die bewusst fiktiv gewählt wurden, um die Alltäglichkeit zu veranschaulichen und weil er der Meinung ist, dass sich „Geschichten“ aus dem Allgemeinen besser herausheben. Das Praktische und das Theoretische sollten sich ergänzen und einander weitertreiben.

Nachfolgendes Kapitel stellt vergleichend Sport- und Sportförderunterricht dar. Dabei war es dem Autor wichtig, die Angst der Schüler innerhalb der Institution Schule und speziell im Sportförderunterricht zu betrachten. Das Kapitel geht auf Kontroversen hinsichtlich des Sport- und des Sportförderunterrichtes ein und stellt die Lehrerpersönlichkeit als anregendes, begleitendes und förderndes Organ in den Mittelpunkt des Interesses. Es wird auf Vorteile beider Formen eingegangen und Argumente dargelegt, wie diese gewinnbringend und schülerorientiert genutzt werden können.

Der vierte Abschnitt befasst sich konkret mit dem Sportförderunterricht und den spezifischen Methoden zum Angstabbau bei Schülern. Es werden Gründe, die für ein zusätzliches Sportangebot an der Schule sprechen, genannt. Daraus ergeben sich Gründe, inwieweit ein Sportförderunterricht als Kriterium zur Minderung der Angst in den Schulsport integriert werden kann.

Die Arbeit endet mit einer abschließenden Diskussion bezüglich der Notwendigkeit des Sportförderunterrichts.

Page 6

2 Theoretische Grundlagen

2.1 Angst

Angst oder angstähnliche Symptome gehören mittlerweile bei einer großen Anzahl von Krankheiten zum Beschwerdebild vieler Patienten. Manchmal ist ein einziges Symptom auffällig, ein anderes Mal ist dies nur eins unter vielen (vgl.SARTORY 1997, S.3). Die folgenden theoretischen Untersuchungen sollen die weitreichenden Facetten der uns bekannten Angst und der damit verbundenen Störungen deutlich machen.

Sehr oft hört man, dass wir im „Zeitalter der Angst“ leben. Das lässt auf eine „Modeerscheinung“ schließen, die gleichzeitig die Hoffnung in sich birgt, irgendwann wieder aus den Köpfen der Menschen zu verschwinden. Doch so einfach scheint es nicht. Dagegen spricht eine lange Reihe von Schlagwörtern unserer Zeit, die eigentlich untrennbar mit Angst oder Furcht verbunden sind. Leider ist es so, dass sich viele Menschen mit Dingen wie Aggressivität, Arbeitslosigkeit, Gewalt, steigender Kriminalität, mangelnder Altersvorsorge, Umweltverschmutzung, Krieg oder Klimaveränderungen auseinandersetzen müssen. Dies alles sind Tatsachen, mit denen sich Generationen vor uns nicht zwingend beschäftigen mussten. Sie hatten andere Ängste.

Dennoch scheint es so, dass wir im beginnenden 21.Jahrhundert nicht umhin kommen, solche Sachen außer Acht zu lassen, ferner noch, uns zwingend mit ihnen zu beschäftigen. Die Angst in den Köpfen der Menschen wächst und nimmt sogar so dramatisch zu, dass ein sehr großer Anteil der Bevölkerung in verschiedenem Maße beeinträchtigt wird. Diese Beeinträchtigung bezieht sich eben nicht nur auf physische oder psychische Aspekte, sondern auch auf zwischenmenschliche oder berufliche, also alltägliche Sichtweisen. Beschreiben wir die Angst nun zunächst als einen Zustand. Wie ist es nun einem solchen möglich, Menschen in diesem Ausmaß zu beeinflussen, so dass die Lebensqualität entscheidend leidet? Für eine Erklärung ist es notwendig, den Begriff derAngstgenauer zu erläutern. Untersucht man nun dieses Wort sprachgeschichtlich, fällt auf, das es schon vor tausenden von Jahren das „Einschnürende“ oder „Einengende“ (FAUST 2003, S.13) beschreibt. Angst selbst leitet sich aus dem lateinischen Wort„angustia“ab,

Page 7

welches auch mit Enge übersetzt wird. Neben der Angst kursieren noch andere Worte wieÄngstlichkeitoderFurcht.

DieÄngstlichkeitist nicht zwingend ein Zustand, sondern vielmehr ein Merkmal individueller Persönlichkeit, eine Charaktereigenschaft oder ein Wesenszug. Sie verändert sich in der Regel nicht oder kaum und unterscheidet sich somit zur Furcht und zur Angst (ebenda, S.13).

Angst und Furcht als Zustände ähneln sich sehr auf den ersten Blick. Denn auch Furcht ist eine Anspannung. Sie folgt meist auf die Erwartung einer unangenehmen Situation. Die Unterschiede zwischen beiden muss man in den Ursachen und der Dauer der Aufrechterhaltung suchen. Eine Furchtattacke ist die Reaktion auf eine Gefahr, die durchaus bewusst und greifbar ist; die Bedrohung kann benannt werden( RACHMAN 2000, S.9). Es ist also ein spezifischer Reiz vorhanden, auf den emotional und mit objektiver Angepasstheit reagiert wird.

Angstgefühle und Furcht sind emotionale Reaktionen auf viele Situationen des täglichen Lebens. Sie sind ein ständiger Begleiter. Auch wenn das Wort Angst bei vielen Menschen eher negative Assoziationen hervorruft, ist es doch erwiesenermaßen eine nicht fassbare Tatsache, die den Menschen in vielen Situationen überlebensfähig macht (vgl. FAUST 2003, S.9). Ängste können uns in der Tat helfen, eventuelle Gefahren rechtzeitig zu erkennen und abzuwenden, was man auch mit einem untrüglichen Urgefühl beschreiben kann. BUTTOLLO (1990) hat versucht, dieses Urgefühl im Titel seines Buches lohnend unterzubringen. Er ist der Meinung: „Die Kraft ist eine Macht“. Neben der Bewältigung von Bedrohungen dient sie uns ebenfalls zur Reifung der Persönlichkeit (vgl. MORSCHITZKY 1998). Angst ist weiterhin als biologisches Warnsystem und als eine universelle Erfahrung Teil der menschlichen Existenz. Allerdings nicht nur im humanen Sektor, sondern auch bei Tieren finden wir durchaus Angstzustände, welche als Reaktion auf bestimmte Schlüsselreize und somit als Frühwarnsystem das Überleben sichern. Allgemein kann man von einer evolutionären Bedeutung der Angst sprechen, so MORSCHITZKY.

Furcht und Angst rufen im Menschen, wie auch im Tier eine Aufmerksamkeitssteigerung zur Gefahrenquelle hervor. Gemeint ist eine Aktivierung des kompletten Körpers und diese äußert sich in einer „Notfallreaktion“ oder „Bereitstellungsreaktion“ (MORSCHITZKY 1998, S.2). Weiterhin können sie

Page 8

Reaktionen beschleunigen, was bei Fluchtverhalten oder kampfvorbereitendem Verhalten von großem Vorteil sein kann. Ebenso können sie diese Reaktionen auf zukünftige Ereignisse richten. Hier kommt das Prinzip der Antizipation1zum tragen.

Angst, zumindest normale Angst, kann durchaus auch prophylaktisch wirken. Das meint zum Beispiel, dass die Angst vor Schmerz das Kind davor bewahrt, auf die heiße Herdplatte zu fassen. Ein weiteres Beispiel könnte die Angst eines Schülers vor einer Prüfung sein. Denn eben diese Angst sorgt dafür, dass sich der Prüfling entsprechend vorbereitet.

Ängste können sehr gut zu Höchstleistungen anspornen, uns aber auch gleichzeitig lähmen. Nicht nur, aber auch zeigt sich das in lebensbedrohlichen oder existenzeinschränkenden Situationen.

Es gibt in der Tat nicht viele Phänomene, die solche gegensätzlichen Wirkungskreise erzielen wie die Angst. Betrachtet man alleine das Verhaltensmuster eines ängstlichen Menschen, merkt man, dass dieser entweder versucht vor der Gefahr zu fliehen, oder aber er verfällt in eine gegensätzliche Handlung und sucht Bindung zu Mitmenschen. Bei dem Bindungsverhalten ist eine Angstmotivierung ausschlaggebend, welche die Anknüpfung an Gruppenmitglieder verfügt. Sehr oft kann man das in Katastrophenfällen beobachten, wenn Menschen die sich in der gleichen Situation befinden in ein Gemeinschaftsverhalten verfallen und somit aus ihrer Anonymität ausbrechen. Die Menschen werden in diesem Fall vertrauter und durch den Anschluss an andere Gruppenmitglieder auch stärker und selbstbewusster. Bedrohung oder andere angstauslösende Situationen können jedoch auch Gegenteiliges zur Folge haben. Sie rufen sehr oft auch Fluchtverhalten oder in manchen Fällen auch Angriff hervor (vgl. ESSAU 2003, S.16). Dieser Angriff kann verbal sein und in extremen Gegebenheiten auch körperlich. Menschen, die sich diesen Umständen ausgesetzt fühlen, kompensieren sehr oft ihre Angst indem sie sich besonders mutig verhalten. Ihre Furcht ist ihnen hierbei nicht bewusst.

Ist eine Kompensation nun nicht mehr möglich, folgt als dritte Möglichkeit der Konfliktlösung die Flucht. Diese Flucht geht parallel einher mit Vermeidungsverhalten. Menschen, die sich in einer solchen Situation befinden ziehen sich aus dieser durch Fliehen zurück (RACHMAN 2000, S.16).

1Erwartung oder gedankliche Vorwegnahme eines Geschehnisses oder einer Entwicklung (d.V.)

Page 9

Man sieht, die Wirkungsweisen der Angst sind weit greifend und facettenreich. Das trifft ebenso auf die Symptome zu.

Angst ist unbestimmt, unmotivierend, anonym, gegenstandslos, längerfristig und vor allem ohne ausreichende Möglichkeit der Linderung, der Erklärung oder der Bewältigung.

Viele kennen das Gefühl: Man steht vor einer großen Gruppe und muss einen wissenschaftlichen Vortrag halten. Die Beine werden wackelig, der Mund wird trocken, die Stimme verschwimmt und große Versagensängste machen sich breit. Die besten Tipps und Tricks, kurz vorher noch von anderen herangetragen, prallen ab und man fühlt diesen dicken Knoten im Hals. Unter dem weit geläufigen Wort „Lampenfieber“ ist dieses Unbehagen wohl jedem bekannt. Schon DARWIN hat 1877 in seinem Buch dieses Gefühl, beziehungsweise die begleitenden Symptome beschrieben. Er bezeichnet das als Furcht:„ Eines der am besten ausgesprochenen Symptome ist das Erzittern aller Muskeln des Körpers; dies zeigt sich häufig zuerst an den Lippen. Aus dieser Ursache und wegen der Trockenheit des Mundes wird die Stimme heiser und unbestimmt oder kann auch gänzlich versagen.“(DARWIN, 2000 [1872] , S.328 in ROTH/ OPOLKA 2003). Auch beschreibt DARWIN, wie es sich äußert, wenn sich Furcht zu einer„Seelenangst des Schreckens“(DARWIN 1977, S.267) steigert. Es zeigt sich in Herzrasen, Ohnmacht, beschwerlichem Atmen, weit ausgedehnten Nasenflügeln, Pupillenerweiterung oder aber auch in kopfloser Flucht. Allgemein hat Darwin bei seinen Beobachtungen weitaus mehr Symptome einer körperlichen Veränderung festgestellt. Er sagt dazu:„ Wenn die Furcht auf den höchsten Gipfel steigt, dann wird der fürchterliche des Entsetzens gehört. Grosze Schweisztropfen stehen auf der Haut. Alle Muskeln des Körpers werden erschlafft. Das äuszerste Gesunkensein aller Kräfte folgt bald und die Geisteskräfte versagen ihre Thätigkeit.“(DARWIN 1977, S.268) Im weiteren Verlauf werden noch andere Symptome geschildert, die sich auf die Verdauungsorgane und deren Entleerung beziehen.

Cecilia A.ESSAU (2003) meint in ihrem Buch, dass sich Angst, auch auf dem Höhepunkt selbiger, in einer Muskelverspannung äußert, gar nicht in einer Erschlaffung. Weiterhin sieht sie körperliche Symptome als Aktivierung des gesamten Stoffwechsels. Der Speichelfluss nimmt ab, die Pupillen weiten sich und die Herzfrequenz steigt. Die Gegensätzlichkeit zu DARWIN (1977) ist nur so zu

Page 10

erklären, dass er davon ausgeht, dass der Punkt der höchsten Angst schon überschritten ist und eine Ohnmacht und somit ein Versagen des vegetativen Nervensystems und auch aller wichtigen Körperfunktionen bereits eingesetzt hat. Eine weitere Meinung, die ähnlich der Darwins ist, wäre die von MARKS (1993). Auch sie zeigt in Auszügen die unterschiedlichen Angstreaktionen. MARKS sagt:„ Starke Angst verursacht unangenehme subjektive Gefühle der Erregung, Herzklopfen, Muskelspannung, Zittern, Schreck- oder Alarmreaktion, ein Gefühl der Trockenheit […] Übelkeit, Verzweiflung, Harn - und Stuhldrang, Gereiztheit und Angriffslust, starkes Verlangen zu weinen […] ohnmächtig zu werden und umzufallen.“ (MORSCHITZKY 1998, S.1)Auch hier sieht man gut, wie eng eigentlich die Spanne zwischen den unterschiedlichsten Emotionen ist, in dem Fall speziell die geschilderte Angriffslust im Vergleich mit dem Drang zu Weinen, aber ebenso die Weite und das unterschiedliche Repertoire der einzelnen Symptome. Ein Angsterleben ist nicht nur eine Emotion, welche sich auf bestimmte Regionen des menschlichen Körpers bezieht, sondern es umfasst gleichzeitig das ganze Individuum. Dabei umgreift sie das Physische und Psychische.