Die Muskeltiere und die verflixte 13 - Ute Krause - E-Book

Die Muskeltiere und die verflixte 13 E-Book

Ute Krause

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Beschreibung

Oh nein! Es ist Freitag, der Dreizehnte!

Oh nein! Es ist Freitag, der Dreizehnte! Der abergläubische Mäuserich Picandou weiß genau, dass dieses Datum Unglück bringt. In der gemütlichen Höhle der Muskeltiere im Keller unter Frau Fröhlichs Feinkostgeschäft läuft auch prompt schief, was nur schieflaufen kann. Hamster Bertram stößt sich den Kopf und denkt, er sei ein anderer. Und Pomme de Terre, der dem armen Hamster helfen will, verschwindet spurlos ... Können Gruyère und Picandou die Serie von Pleiten, Pech und Pannen stoppen und ihre Freunde retten? Dazu brauchen sie allerdings eine Extraportion Glück!

Ute Krauses Dein Spiegel-Bestsellerreihe ist wunderbar warmherzig erzählt und mit zahlreichen opulenten Illustrationen ausgestattet; sie eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab 5 Jahren und zum Selbstlesen ab 8 Jahren. Die mutigen Muskeltiere stehen für Freundschaft, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft - große Themen für kleine Helden!

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Seitenzahl: 131

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Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

© 2023 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Lena Ellermann, PotsdamUmschlag- und Innenillustration: Ute Krauseck · Herstellung: UKSatz: Lena Ellermann, PotsdamReproduktion: Lorenz+Zeller GmbH, Inning a. A.ISBN 978-3-641-31354-8V001

www.cbj-verlag.de

Inhalt

1 Freitag, der Dreizehnte

2 Tropf-tropf-Trippel-di-tropf

3 Die schöne Wasserhähnin

4 Altes Land

5 Pomme de Terre verschwindet, dreizehn Mäuse wollen helfen

6 Zeh-Geh

7 Der schwarze Stein

8 Onkel Sigmund und die Tanzmaus

9 Eine unheimliche Begegnung

10 Die Plapperschlange

11 Hummel-Hummel, Mörs-Mörs, Tach-Auch

12 Onkel Sigmunds Geschichte

13 Reise durch die Nacht

14 Eine ziemlich gelungene Überraschung

15 Hambuich-Hambuich!

16 Eine weitere Überraschung und dreizehn Hamster

17 Die verschlossene Kiste

18 Retter in der Not

19 Herrn Altländers Plan

20 Sind wir endlich da?

21 Königreich

22 Der Lütte König

23 Noch ein Freitag, der Dreizehnte?

Kapitel 1

Freitag, der Dreizehnte

Seit Freitag, dem Dreizehnten, ging alles schief. Jedenfalls war Mäuserich Picandou Camembert Saint Albray felsenfest davon überzeugt, dass es am Freitag, dem Dreizehnten, lag.

Dabei hatte der Abend in der Mäusehöhle unter der Treppe begonnen wie jeder andere auch. Die Freunde lagen gemütlich in ihren Betten, und wie so oft in letzter Zeit ging Bertram allen ­gehörig auf die Nerven.

»Diese Langeweile«, stöhnte der Hamster zum wiederholten Mal und betrachtete missmutig seinen Degen, der neben dem Schwammbett lag und bereits mit einer dünnen Staubschicht bedeckt war. »Diese schreckliche Langeweile! Keine Maus zu retten, keine Ratte in Not. Nicht mal eine Ameise, die Hilfe braucht!«

»Ameisen brauchen keine Hilfe, sie kommen ganz gut alleine zurecht«, brummelte Pomme de Terre im Hamburger Tonfall aus der anderen Sardinen­dose.

Aber Bertram hörte mit dem Gejammer nicht auf, bis es auch Picandou zu viel wurde. »Was ist eigentlich das Problem?«, rief er. »Wir essen gut, wir schlafen gut, bei mir kommt da beim besten Willen keine Langeweile auf. Keine Sekunde!«

»Das Leben besteht aus mehr als Essen und Schlafen!«, lispelte der Hamster düster. »Sind wir überhaupt noch echte Muskeltiere, wenn es nichts mehr gibt, wofür wir kämpfen? Wenn es niemanden gibt, der unsere Hilfe braucht? Die Wahrheit ist: Wir sind vollkommen überflüssig.« Er schüttelte den Kopf und hob ein drohendes Krällchen Richtung Höhlendecke. »Schrecklich, schrecklich, diese Schmach! Ich verdiene den Namen Backenbart nicht mehr. Nein, ich werde ihn abgeben müssen.«

»Nu mach mal halblang, Jongchen«, näselte Pomme de Terre.

»Halblang?! Du beliebst zu scherzen, mein Guter!« Der Hamster funkelte den braunen Mäuserich an und ließ sich mit einem em­pörten Seufzer aufs Schwammbett sinken.

Als er sich wieder gefasst hatte, murmelte er: »Du verkennst den Ernst der Lage. Aber deine gedankenlosen Worte seien dir verziehen, denn wüsstest du vom Schwur der Backenbarts, würdest du gewiss anders reden.«

»Hassu noch nie erwähnt«, gab der braune Mäuserich zurück und wechselte einen vielsagenden Blick mit seinen Kollegen.

»Noch nie erwähnt?!« Der Hamster wedelte erregt mit der Pfote. »Tatsächlich nicht? Dann ist es höchste Zeit, dass ich von den Backenbarts erzähle, jenen Altländern, die für ihren Mut und ihre Tapferkeit weit über Hamburg hinaus berühmt waren.«

»Oha«, machte Pomme de Terre.

»Onkel Sigmund allen voran«, fuhr Bertram fort. »Oh, Onkel Sigmund kämpfte wie ein Löwe, war schnell wie ein Reh und klug wie ein alter Fuchs.«

»Klingt anstrengend«, brummte Picandou, der mit seinen Gedanken längst bei den Leckereien war, die schon ewig im Innenhof auf sie warteten. Die Kirchturmuhr hatte bereits elf Mal geschlagen, doch Margarethe und Frau Fröhlich trödelten heute noch immer im Laden.

»Wisst ihr«, fuhr Bertram fort, »als ich noch ein Winzling war, sagte Onkel Sigmund immer: Vergiss nie, dass du ein echter Backenbart bist und mach uns Altländern bloß alle Ehre. Aber nun …« Er seufzte schwermütig.

Picandou, der hörte, wie Frau Fröhlich endlich die Ladentür abschloss, setzte sich auf. »Also, wenn du mich fragst, gibt’s für uns Keine-Ahnung-welche-Länder-Leute da draußen demnächst einen vortrefflichen Müllsack.« Sein Magen gluckerte in freudiger ­Erwartung, denn gleich würde Frau Fröhlich sich von Margarethe verabschieden, das Licht löschen, und einem herrlichen Abendessen stand nichts mehr im Weg.

»Mach dich nur lustig«, erwiderte Bertram verschnupft. »Du hast wirklich keine Ahnung.«

In diesem Moment war ein Schrei aus dem Laden zu hören.

»Um Himmels willen. Morgen ist ja Freitag, der Dreizehnte«, rief Margarethe. »Ich werde am besten den ganzen Tag im Bett bleiben!«

»Aber Margarethe, das ist doch nur Aberglaube«, versuchte Frau Fröhlich sie zu beruhigen. »Du kannst morgen nicht im Bett bleiben. Ich brauche dringend deine Hilfe, sonst werden wir mit der Bestellung für Frau Maiers Geburtstagsfeier nicht fertig. Was soll denn da schon passieren?«

»Hast du vergessen, welcher Tag es war, als du dir den Fuß gebrochen hast?«, erwiderte Margarethe aufgebracht. »Es war Freitag, der Dreizehnte! Und weißt du noch, an welchem Tag dein Heinrich in den Himmel gegangen ist?«

»Freitag, der Dreizehnte«, gab Frau Fröhlich kleinlaut zu.

»Siehst du? Und als ich beinahe von diesem Verrückten überfahren worden wäre? Natürlich war es Freitag, der Dreizehnte! Also, erzähl mir bitte nicht, dass ich abergläubisch bin! Ab sofort werde ich alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreifen! Und du solltest das ebenfalls tun. Es ist nämlich gleich Mitternacht.«

»Aber Margarethe!«, rief Frau Fröhlich. »Ergreif so viele Maßnahmen, wie du willst, bloß komm bitte morgen in den Laden.«

Margarethe unterbrach sie. »Nur wenn du versprichst, auch deiners­eits alle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Man darf diesen Tag nicht auf die leichte Schulter nehmen!«

Die Stimmen entfernten sich und kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Die Muskeltiere entspannten sich wieder.

»Freitag, der Dreizehnte, was für ein Blödsinn«, kicherte ­Bertram. Gruyère und Pomme de Terre stimmten zu.

Allein Picandou nagte nervös an seinen Krallenspitzen. »Das ist kein Blödsinn«, sagte er mit Grabesstimme. »Margarethe hat vollkommen recht!«

»Denk lieber an unseren Müllsack«, erwiderte Gruyère, um ihn abzulenken, doch Picandou ließ sich nicht ablenken, denn jetzt schlug die Turmuhr Mitternacht. Freitag, der Dreizehnte hatte begonnen!

»Frau Fröhlich und ihr verkennt den Ernst der Lage«, rief er aufgeregt und begann heftig mit dem Hinterteil zu wackeln. Die Freunde beobachteten ihn verblüfft, denn nun wedelte er auch noch mit dem rechten Bein.

»Wat soll dat werden?«, fragte Pomme de Terre.

Picandou schwang seinen wohlgerundeten Po erneut in die Luft und drehte sich so zur Seite, dass er das rechte Hinterbein hinausstrecken konnte. Dann erhob er sich umständlich und erwiderte würdevoll: »Eine von Margarethes Vorsichtsmaßnahmen. Ich stehe mit dem rechten Fuß auf.«

»Nich dein Ernst. Is der linke nich gut genuch?«, fragte Pomme de Terre.

»Versteh doch – es bringt Unglück, mit dem linken Fuß aufzustehen. Vor allem heute. Ich empfehle euch dringend, ebenfalls den rechten zu benutzen.«

»So ein Quatsch aber auch«, knurrte Hamster Bertram.

Picandou sah ihn zornig an. »Margarethe weiß, wovon sie spricht. Die Sache ist äußerst ernst. Hört auf sie.«

Doch die Freunde standen mit dem Fuß auf, der gerade passte, was Picandou noch mehr auf die Palme brachte.

»Wie könnt ihr nur so leichtsinnig sein!«, schimpfte er.

»Leichtsinn ist besser als Langeweile«, antwortete Bertram, wo­rauf der graue Mäuserich resigniert abwinkte. »Euch ist echt nicht zu helfen«, rief er und marschierte, ohne auf die anderen zu warten, zum Waschbecken. »Zwei, eins, drei, fünf, sechs, acht, neun …«, murmelte er und machte kleine merkwürdige Hüpfer dazu; mal trippelte er nach links, mal nach rechts.

»Wat soll denn dat nu wieder werden?«, fragte Pomme de Terre, der ihm gefolgt war. »Ein Tänzchen?«

»Ich zähle«, erwiderte Picandou kühl.

»Wieso?«, fragte Gruyère.

»Damit ich die Dreizehn rechtzeitig erkenne. Alles mit dreizehn bringt Unglück, vor allem heute.«

»Aha, verstehe.« Pomme de Terre grinste breit. »Also is die Hopserei auch wegen der Dreizehn?«

»Ich hopse nicht. Ich verhindere ein weiteres Unglück.«

»Dat versteh ich nu nich.«

»Weil, wenn ich nicht auf die Ritzen trete, verhindere ich das Unglück. Ist doch logisch«, erwiderte Picandou und deutete auf die Bodenfliesen. »Wie gesagt, es wäre ratsam, wenn ihr das Gleiche tätet.«

Was aber niemand tat, worauf Picandou mit finsterer Stimme wiederholte: »Euch ist echt nicht zu helfen.«

Den Müllsack betrat er natürlich auch mit rechts. Überhaupt machte er alles mit der rechten Pfote und ermahnte auch die anderen ständig dazu. Gruyère und Pomme de Terre taten ihm um des lieben Friedens willen schließlich den Gefallen.

Nur Bertram knurrte: »Lass mich doch mit deinem Gequatsche in Ruhe. Ein bisschen Unglück wäre mir ganz recht, bei so viel Lange­weile.«

»Oh, das hättest du nicht sagen dürfen!« Der graue Mäuserich blickte ihn entsetzt an. »Damit lädst du das Unheil ja geradewegs ein!«

»Dann erlebe ich wenigstens etwas«, gab der Hamster zurück, aber es geschah natürlich rein gar nichts, außer dass Frau Fröhlichs Müllsack wie immer ganz herrlich schmeckte. Picandous Befürchtungen hatten sich als völlig unbegründet erwiesen, was Bertram dazu brachte, seine altbekannten Klagelieder anzustimmen: »Oh, diese Ödnis, diese Eintönigkeit. Ach, hätte ich doch nur ein spannenderes Leben. Selbst eine winzigste Aufregung wäre besser als diese schreckliche Gleichförmigkeit.«

Pomme de Terre stöhnte. »Sag mir bitte, was schlimmer ist?«, flüsterte er der Rattendame zu. »Eine abergläubische Maus oder ein gelangweilter Hamster?« Und an Bertram gewandt: »Am besten, du gehst noch einmal um ’n Pudding, damit dein Denkapparat ein bissken durchpustet wird, denn dat hat er echt nötich.«

Was sich Bertram nicht zweimal sagen ließ – zutiefst beleidigt hoppelte er Richtung Ausfahrt.

»Achtung, nicht unter der Leiter durchlaufen!«, rief Picandou ihm nach, doch der Hamster hörte nicht auf ihn.

»Das hat er mit Absicht getan, der Dummkopf!«, jammerte Picandou. »Wenn jetzt was passiert, ist es seine Schuld.«

Und leider passierte bald darauf tatsächlich etwas, allerdings etwas, womit niemand gerechnet hatte.

Kapitel 2

Tropf-tropf-Trippel-di-tropf

Bertram strich liebevoll über seinen Degen, den er sich für den Abend angelegt hatte, und spähte hoffnungsvoll auf die Deichstraße. Vielleicht wartete irgendwo da draußen ja doch noch ein klitzekleines Abenteuer auf ihn.

Er trippelte erst in die eine, dann in die andere Richtung und tätschelte seinen Degen, doch zu seiner Enttäuschung war und blieb die Straße still und leer. Nichts und wieder nichts rührte sich.

Zum x-ten Mal neigt sich eine ereignislose und sterbenslangweilige Nacht dem Ende zu, dachte er bekümmert und folgte den anderen betrübt zum Abfluss, der zu ihrem Geheimgang führte.

»Mit dem rechten Fuß einsteigen bitte, meine Herrschaften«, schnarrte Picandou gerade und, als sie das Waschbecken betraten, ein zweites Mal. Gruyère und Pomme de Terre taten ihm wieder den Gefallen, Bertram aber hatte genug.

»Lass mich endlich mit deinem Schwachsinn in Ruhe«, fuhr er den Mäuserich an, denn seine Laune war inzwischen im alleruntersten Kellergeschoss angekommen. Als er den Beckenrand erreichte, machte er absichtlich einen besonders großen Schritt mit dem linken Fuß.

»Nicht doch«, rief Picandou.

Aber zu spät!

Bertram verlor das Gleichgewicht und rutschte ab.

Er machte dabei einen beeindruckenden Salto und stieß sich den Kopf so heftig, dass ihm schwarz vor Augen wurde.

Die Freunde blickten erschrocken auf den Hamster, der reglos neben dem Abfluss lag.

Picandou rang die Pfoten. »Hab ich’s nicht gesagt!«, jammerte er. »Aber mir glaubt ja keiner!«

»Ach wat, der wird gleich wieder. Der is nur ’n bisken benebelt.« Pomme de Terre stupste Bertram an. »Nu komm man zu dir, ­Digger«, rief er. Doch der Hamster rührte sich nicht, weshalb ­Pomme de Terre zum Rand des Waschbeckens zurückkletterte.

»Da hilft nur eins«, sagte er und wackelte zum Wasserhahn. »Damit kriegen wir ihn garantiert wach: Kurz dat Wasser laufen lassen, und dann haben wir unseren Bertram schon wieder.«

Aber sosehr er sich auch anstrengte, er bekam den Wasserhahn nicht richtig auf – gerade mal ein Tropfen löste sich und platschte Bertram auf die Nase. Es folgte ein zweiter und dann ein dritter.

Tripp-tropp-trippel-di-tropp.

Und siehe da, Bertram öffnete die Augen und blinzelte benommen zum Hahn, aus dem sich gerade ein weiterer Tropfen löste.

Platsch, machte der Tropfen.

»Platsch«, wiederholte Bertram und blickte vom Wassertropfen zum Hahn.

»Mama-Papa«, flüsterte er selig.

»Hat er ›Mama-Papa‹ gesagt?«, fragte Gruyère.

»Hat er.« Pomme de Terre nickte. »Dat is garantiert der Schock.«

Tripp-tropp-trippel-di-tropp, machte da der Hahn.

»Tripp-tropp-trippel-di-tropp«, wiederholte Bertram und klang wie ein Wasserhahn.

»Da hassu uns aber einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Jongchen.« Pomme de Terre reichte ihm eine Pfote, um ihm ­aufzuhelfen, doch Bertram rührte sich nicht, sondern blickte stur geradeaus.

»Der Arme«, sagte Gruyère. »Schaut mal, er hat eine ganz dicke Beule.« Und in der Tat: Zwischen Bertrams rosa Öhrchen wuchs eine große rosa Beule.

»Packt mal mit an.« Pomme de Terre griff Bertram unter die Arme und gemeinsam zogen sie ihn hoch. Doch Bertram stand stocksteif da, den Kopf leicht nach vorne geneigt, und als der Hahn trip-trip-trip-trop machte, machte auch Bertram »Trip-trip-trip-trop«.

»Tropf-tropf-Trippel-di-tropf«, sang der Hahn.

»Tropf-tropf-Trippel-di-tropf«, sang auch Bertram.

»Hör auf damit. Du bist kein Wasserhahn«, sagte Gruyère. »Komm, wir wollen ins Bett.«

»Tropf-tropf-Trippel-di-tropf«, machte Bertram, weil der Hahn wieder getropft hatte.

»Was ist denn mit ihm?«, fragte Picandou, dem das Ganze nicht geheuer war.

Gruyère, die bemerkt hatte, dass Bertrams Kopf im selben Winkel geneigt war wie der Hals des Wasserhahns, schwante nichts Gutes. »Wisst ihr noch, was passiert ist, als ich einen Schlag auf den Kopf bekommen habe?«, rief sie.

»Und ob ich das noch weiß«, erwiderte Picandou. »Damals hast du alles vergessen und geglaubt, du seist eine Maus.« Er kicherte, weil das in seiner Erinnerung mehr lustig als traurig war.

Gruyère aber blickte ernst in die Runde. »Bertram hat es noch viel schlimmer erwischt. Er hat nicht nur alles vergessen. Er glaubt obendrein, ein Wasserhahn zu sein.«

»Nich dein Ernst!« Pomme de Terre sah sie zweifelnd an.

Auch Picandou schüttelte den Kopf: »Das ist vollkommener Unsinn. Maus – okay, aber Wasserhahn? Ich bitte dich!«

»Schaut ihn euch doch an«, sagte Gruyère.

»Trippeltropf«, machte der Hahn gerade.

»Trippeltropf«, erwiderte Bertram und schaute wie der Hahn in die Mitte des Waschbeckens, dahin, wo der Abfluss war.

Pomme de Terre kratzte sich am Ohr und schaute vom Hamster zum Hahn und wieder zurück zum Hamster. »Oh, Mann. Oh, Mannomannomann. Und wat machen wir jetzt?«

»Jedenfalls können wir ihn nicht hier ­stehen lassen«, erwiderte Gruyère. »Bringen wir ihn in die Höhle und beobachten, wie sich die Dinge entwickeln. Bestimmt erholt er sich bald wieder.«

Und so schleppten sie den Tripp-tropp-trippel-tropfenden ­Hamster in die Mäusehöhle, wo sie ihn vorsichtig auf sein Schwammbett zu legen versuchten. Der aber ließ sich nicht ablegen. Er blieb leicht nach vorne geneigt stehen, und wenn der Hahn in der Ferne tropfte, tropfte er zur Antwort sofort mit, und das so laut, dass es die anderen jedes Mal weckte.

»Morgen ist er bestimmt wieder der Alte«, versuchte Gruyère die Freunde zu beruhigen.

Picandou schüttelte bekümmert den Kopf. »Freitag, der ­Dreizehnte, ist Freitag, der Dreizehnte«, sagte er. »Aber ein gewisser Jemand musste das Unheil ja unbedingt herausfordern, und nun haben wir den Salat.«

Kapitel 3

Die schöne Wasserhähnin

Und Picandou behielt recht. Bertram tropfte weiter, und das so laut, dass Margarethe am nächsten Tag gleich mehrmals in den Keller kam, um die Hähne am Waschbecken fester zuzudrehen.

Erst als sie bemerkte, dass das Tropfen von unter der Kellertreppe kam, rief sie nach Frau Fröhlich. »Mir scheint, eine Leitung hier ist undicht. Wir müssen den Klempner bestellen.«

»Unter der Treppe verläuft keine Wasserleitung«, erwiderte Frau Fröhlich.

»Wenn ich’s dir doch sage! Überzeug dich selbst.«

Frau Fröhlich humpelte die Treppe hinunter, und dann hörten die Freunde, wie sie und Margarethe dicht vor der Mäusehöhle stehen blieben.

Doch zum Glück hatten Hamster und Hahn in diesem Moment ausnahmsweise nichts zu sagen.