Die Qi-Formel für ein langes und gesundes Leben - Awai Cheung - E-Book

Die Qi-Formel für ein langes und gesundes Leben E-Book

Awai Cheung

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  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Ausgeglichenheit, Energie und geistige Klarheit – mit der Qi-Formel führen Sie bis ins hohe Alter ein glückliches und aktives Leben. Die traditionelle chinesische Gesundheitslehre zielt seit jeher darauf ab, Körper und Geist in Einklang zu bringen. Awai Cheung, Experte für asiatische Bewegungskünste, kombiniert diesen Ansatz mit Qigong, Meditation und Akupressur zu Qi-Fitness. Seine ganzheitliche Methode hilft Ihnen, Ihre Qi-Energie, Ihre Lebenskraft, wieder harmonisch fließen zu lassen – mit über 50 Übungen für einen guten Start am Morgen, Ausgleich während des Tages und Entspannung am Abend. Die Mischung aus fernöstlicher Lebensphilosophie und praktischem Fitnessprogramm ist der ideale Weg, um Ihre Gesundheit dauerhaft zu stärken, Achtsamkeit zu erlangen und Ihr inneres Gleichgewicht zu finden.

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Awai Cheung

DIEQI

FORMEL

für ein langes und gesundes Leben

Awai Cheung

DIEQI

FORMEL

für ein langes und gesundes Leben

Die 5 Säulen der chinesischen Heilkunst

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

Originalausgabe

1. Auflage 2019

© 2019 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Simone Fischer

Umschlaggestaltung: Manuela Amode

Umschlagabbildungen: Foto Harry Schnitger, Illustrationen shutterstock.com/Daiquiri, wow.subtropica, Elina Li, Olga_C

Fotos: alle Bilder von Harry Schnitger außer S. 6, 20, 52, 165 Awai Cheung, 11 shutterstock/Bignai, 16 shutterstock/Beretta99, 32 iStock/superjoseph, 35 iStock/chinaview, 41 iStock/ctktiger1018, 43 shutterstock/Tweesap, 45 shutterstock/LStockStudio, 49 iStock/dam_point, 54 shutterstock/Salvacampillo, 58 iStock/enviromantic, 84, 145u shutterstock/Antonio Guillem, 85u, 131u shutterstock/Vladimir Gjorgiev, 110o iStock/AndreyPopov, 110u shutterstock/Dan Kosmayer, 111o iStock/deepblue4you, 120o, 131o shutterstock/MASTER PHOTO 2017, 120u shutterstock/Dragon_Fly, 121o shutterstock/smallblackcat, 121u shutterstock/Monika Wisniewska, 130o shutterstock/Rungnapa4289, 130u shutterstock/B-D-S Piotr Marcinski, 144 shutterstock/Funstock, 145o iStock/mediaphotos, 173 Andreas Roebel

Illustrationen: S. 23–29 shutterstock/ellepigrafica, 31 shutterstock/sunday pictures, 162 shutterstock/tristan tan, 162 shutterstock/seamuss

Satz: Daniel Förster, Belgern

Druck: Florjancic Tisk d. o. o., Slowenien

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-7423-0947-1

ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0574-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0575-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Vorwort

1 Die Gesundheit der Asiaten

East meets West

Die Bedeutung von Qi

Der Dualismus von Yin und Yang

Die Meridianlehre

Die 5 Säulen der chinesischen Heilkunst

Die Qi-Formel

Motivationstipps

2 Das Qi-Fitness-Programm

Beginnen Sie JETZT!

Qi-Fitness-Basics

Start in den Tag mit Qi-Fitness

Qi-Fitness für volle Power

Qi-Fitness fürs Büro

Qi-Fitness für den Nacken

Qi-Fitness für den Rücken

Qi-Zen zur Entspannung und Entschleunigung

Aprez-Qi – Fitness für Fortgeschrittene

Mein 5-Minuten-Super-Qi-Fitness-Programm

Schlusswort

Übungsverzeichnis

Weiterführende Literatur

Dank

Über den Autor

Vorwort

Gesundheit, Wohlbefinden, Lebenskraft und geistige Klarheit – sie gehören zu den sehnlichsten Wünschen der Menschen aller Kulturen. Wer träumt nicht von einem glücklichen und aktiven Leben in bester Gesundheit und voller Energie bis ins hohe Alter? Viele fragen sich, ob sie in zehn oder gar zwanzig Jahren so fit sein werden wie jetzt. Was muss man dafür aktiv tun?

Viele Teilnehmer meiner Gesundheitsseminare sind an einem Punkt angelangt, an dem ein »So-weiter-Machen« perspektivisch nicht mehr funktioniert: 80 Prozent leiden unter ständigem Termindruck und sind rund um die Uhr auf allen digitalen Kanälen erreichbar. Es bleibt keine Zeit mehr zum Durchatmen, sie fühlen sich erschöpft, müde und angespannt, sollen aber dennoch leistungsfähig und konzentriert den Alltag bewältigen. Im Zeitalter der Digitalisierung, in dem sich die Arbeitsprozesse durch Homeoffice, Co-Working und Telearbeit ändern und die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zunehmend aufweicht, ist aber die Balance von Körper, Geist und Seele wichtiger denn je. Bleiben Sie gesund und beweglich – jetzt und in der Zukunft!

Ich zeige Ihnen, wie Sie durch die Stärkung Ihrer Lebensenergie Qi Ihr Wohlbefinden effektiv verbessern können – in kleinen Schritten und mit leicht nachvollziehbaren, praxisnahen Übungen für Zuhause, das Büro oder unterwegs. Dabei hilft Ihnen meine Qi-Formel für mehr Energie und Gelassenheit. Auf Grundlage des traditionellen chinesischen Qigong und jahrzehntelanger Praxis habe ich die Übungen für mein Qi-Fitness-Programm vereinfacht, modifiziert und zu meinem eigenen Stil weiterentwickelt. Lernen Sie die Qi-Basics sowie nützliche Akupressurtechniken kennen, um für die täglichen Herausforderungen im Beruf und Alltag besser gewappnet zu sein. Die erprobten Energie-Übungen helfen, Verspannungen vorzubeugen, Rückenschmerzen zu lindern oder Ihr Immunsystem nachhaltig zu stärken. Außerdem finden Sie viele Anregungen zur Verbesserung Ihrer Körperwahrnehmung und Selbstreflexion.

Die Übungen zeige ich Ihnen zusammen mit meiner Tochter Mei Li.

Durch regelmäßiges Training können Sie nicht nur Kraft aufbauen, sondern auch innere Ruhe und Gelassenheit üben – allein oder auch zusammen mit einem Partner. Spezielle Partnerübungen oder Trainingseinheiten mit Bällen sorgen für Abwechslung. Für Qi-Fitness benötigen Sie keine sportlichen Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Übungen eignen sich für alle, die Spaß an Bewegung und Koordination mitbringen, vom Teenager bis zum Silver-Ager.

So können Sie das Buch optimal nutzen: Im ersten Teil erhalten Sie einen Einblick in die Grundlagen der chinesischen Medizin und in die Qi-Formel. Der zweite Teil widmet sich gänzlich der Praxis – mit Qi-Fitness-Übungen für Anfänger und Fortgeschrittene und zusätzlichen Akupressurtipps. Verwenden Sie das Buch wie ein Regal: Wählen Sie täglich aus dem Programm diejenigen Übungen, die Ihnen je nach persönlichem Bedarf geeignet scheinen. Sie können es von Anfang bis Ende lesen oder sich gezielt einzelne Abschnitte vornehmen.

»Ein entspannter Mensch ist ein gesunder Mensch«, lautet eine chinesische Weisheit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Ausprobieren der Übungen und hoffe, dass sie Ihnen helfen, Ihren Alltag entspannter und gelassener zu meistern.

Awai Cheung

1 Die Gesundheit der Asiaten

»Der Mensch […] opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.«

Dalai Lama

East meets West

Gesundheit hat eine wichtige Bedeutung – überall auf der Welt. Die Lebenserwartung der Bevölkerung steigt weiter an. Um aber auch im Alter gesund und fit zu bleiben, müssen wir pfleglich mit unserer Gesundheit und unserem Körper umgehen. Je früher, desto besser.

Was bedeutet Gesundheit in China? Was unterscheidet die jahrtausendealte chinesische Medizin von der westlichen Schulmedizin? Können beide »Systeme« miteinander harmonieren oder bilden sie Gegensätze, die nicht vereinbar sind?

»Wer glaubt, keine Zeit für seine körperliche Fitness zu haben, wird früher oder später Zeit zum Kranksein haben müssen. Für was hast du dich entschieden?«

Chinesische Weisheit

Um es vorweg zu nehmen: Asiaten stehen genauso wie Europäer unter Erfolgsdruck und Stress. Wer kennt nicht die Bilder von überfüllten U-Bahnwaggons in Japan, in die sich die Menschenmassen drängen? Das Bahnpersonal schiebt und drückt, bis sich endlich die Türen schließen. Drinnen wird weder gesprochen noch über die Enge geklagt. Die Pendler haben sich mit der Situation arrangiert. Mancher nutzt die Fahrzeit für ein kurzes Schläfchen – denn der Mittagsschlaf gehört in Asien zum Alltag, um wieder Kräfte zu tanken und den Schlafmangel auszugleichen.

Um während des Tages Energie zu tanken, hilft aber nicht nur eine Schlafpause, sondern vor allen Dingen aktive Bewegung. Als ich vor einigen Jahren beruflich nach Asien reiste, beobachtete ich einen Busfahrer in seinem Führerhäuschen, der in seiner Pause allein sehr fröhlich und ausgelassen tanzte. Ihm schien es nichts auszumachen, dass er von Passanten auf dem Parkplatz beobachtet wurde. Der Tanz auf seinen zwei Quadratmetern war für ihn eine Möglichkeit, sich aktiv zu bewegen und zu entspannen, bevor er wieder stundenlang sitzen musste – ein Mini-Fitnessprogramm auf kleinstem Raum, in der Enge eines Busses. Für mich war dies wieder einmal ein Beweis dafür, dass man Bewegung auch unter vermeintlich schlechten Bedingungen in seinen Alltag integrieren kann. Man muss es nur wollen und tun. Um fit zu bleiben, muss man den mentalen Schalter umdrehen und sich die Zeit nehmen – für ein Workout statt für ein Burn-out.

In einem Park in Vietnam trainieren beispielsweise viele junge und ältere Menschen Qigong, Fächertanz oder Tai-Chi oder üben an öffentlich zugänglichen Sportgeräten. Dort gibt es Räder mit Griffen, an denen man durch Kurbelbewegungen seine Armmuskulatur und den Schulterbereich trainieren kann, gebogene Bänke zum Üben von Sit-ups oder Schaukeln, in denen man mit beiden Beinen hin- und herschwingt. Das »Sportstudio« im Park dient aber nicht nur der körperlichen Ertüchtigung. Es ist auch ein sozialer Treffpunkt, wo Menschen zusammenkommen können und Gemeinschaft erleben. Die Leute wirkten alle zufrieden, gesund und glücklich. Dies beobachtete ich auch in China. Dort gehört das morgendliche Üben von Tai-Chi oder Qigong zum Alltag. Beliebt ist auch der chinesische Fitnesstanz im Park, bei dem sich insbesondere Senioren zu moderner oder traditioneller Musik nach festgelegten Choreografien bewegen.

Bewegung wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit aus. Sie baut Stress ab und hat zudem noch einen guten Nebeneffekt, denn sie steigert die Lebensfreude und das Wohlbefinden. Dies hat auch damit zu tun, dass Hormone wie Endorphine, Serotonin und Dopamin ausgeschüttet werden.

In Asien werden schon frühmorgens die Möglichkeiten genutzt, um sich zu bewegen und aktiv in den Tag zu starten.

Im Westen definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrer Satzung Gesundheit folgendermaßen: »Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.«

Traditionelle Chinesische Medizin und westliche Schulmedizin

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bedeutet Gesundheit ausgewogene Lebensenergie, die Harmonie von Yin und Yang und im Einklang mit der Natur zu sein. Der Mensch wird ganzheitlich, also als Einheit, betrachtet. Der Mensch ist gesund, wenn er in Harmonie mit der Natur und dem Kosmos lebt. Krankheiten entstehen, wenn dieses Gleichgewicht gestört ist.

Gesund ist man, wenn Qi, die vitale Lebensenergie oder Urkraft, im Körper ungehindert fließen kann. Gesundheit ist also mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Eine gesunde Lebensweise beinhaltet aktives, selbstverantwortliches vorbeugendes Handeln. Durch einen gesundheitsfördernden Lebensstil soll man länger fit und ausgeglichen bleiben und sein Qi stärken. Hierzu zählt neben der Kultivierung von Körper, Geist und Seele auch eine ausgewogene Ernährung.

Die chinesische Medizin legt traditionell ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheitsvorsorge. Schon die Ärzte im antiken China wurden an der Vermeidung von Krankheiten gemessen. Sie wurden verehrt, wenn sie anfängliche Beschwerden früh erkannten und durch Suppen, Tinkturen, Akupressur oder Akupunktur frühzeitig bekämpften, bevor sich der Zustand des Patienten verschlimmern konnte. Die Aufgabe des Arztes bestand darin, die Blockaden im Körper zu lösen und das Qi wieder fließen zu lassen. »Die Weisen heilen, was noch nicht krank ist« oder »Nur ein Kranker wird krank«, heißt es daher im chinesischen Volksmund.

Huang Di, der Gelbe Kaiser, beschrieb Gesundheit als einen Zustand von Harmonie der inneren und äußeren Faktoren: »Gesundheit und Wohlbefinden könnt ihr nur erlangen, wenn euer Geist in der Mitte ruht, wenn ihr eure Energie nicht vergeudet und den Fluss von Qi und Blut konstant haltet, wenn ihr euch den jahreszeitlichen Veränderungen und den jährlichen makrokosmischen Einflüssen anpasst und vorbeugend euer Selbst nährt.« (Huangdi Nei Jing: Der innere Klassiker des gelben Kaisers, 221 v. Chr.)

Die chinesische Medizin und die Schulmedizin unterscheiden sich auch bei den Diagnoseverfahren. Der chinesische Arzt versucht, durch ein ganzheitliches Verständnis dem Ungleichgewicht des Patienten auf den Grund zu gehen. Wie ist der allgemeine Lebensstil? Wie ist der Tagesablauf? Wie ernährt sich der Patient? Wie sind die Schlafgewohnheiten? Wie ist das emotionale Befinden? Wie ist der Stuhlgang? Fragen, die wichtig sind, um ein ganzheitliches Bild des Patienten zu erstellen. Die TCM-Ärzte nutzen außerdem die Puls-, Zungen- und Gesichtsdiagnostik. Eine rosafarbene Zunge ohne Belag deutet beispielsweise auf einen gesunden Organismus hin, Augenringe hingegen auf einen Mangel an Nieren-Qi.

Das theoretische Grundgerüst der chinesischen Heilkünste basiert auf den fünf Elementen und dem Prinzip von Yin und Yang. Zudem gehen die Chinesen von einem Energieleitbahnsystem – dem Meridiansystem – im Körper aus. Diese Theorie beschreibt ein Netz aus Energieleitbahnen, die für die chinesischen Heilmethoden wie zum Beispiel Akupunktur oder Massagen die Grundlage bilden. In der Anatomie sind diese Leitbahnen naturwissenschaftlich nicht eindeutig nachweisbar. Dennoch: Durch die Kirlianfotografie gibt es Ansätze, die Leitfähigkeit der Meridiane in den Fingerkuppen und Zehen durch hochfrequente Hochspannungsfotografie sichtbar zu machen.

Die Denkmodelle und Behandlungsmethoden der westlich-naturwissenschaftlichen und der asiatischen Medizin unterscheiden sich in vielen Aspekten. Die chinesische Medizin will Krankheiten vorbeugen und die Gesundheit pflegen und greift ein, bevor Krankheiten entstehen. Dennoch gilt auch in China: Die chinesischen Ärzte studieren parallel zur TCM die westliche Medizin.

Schulmedizin oder chinesische Medizin – muss man sich nun für eine Seite entscheiden? Oder ist es nicht vielmehr der Brückenschlag zwischen dem Westen und Fernost, der auch zukünftig eine größere Rolle spielen wird? An der Berliner Charité werden die Wirkstoffe asiatischer Pflanzen erforscht, die Universität Erlangen hat den Erfolg von Akupunktur bei Bluthochdruck nachgewiesen. Der Trend geht zu alternativen Heilmethoden als zusätzliche Möglichkeit, wenn die Schulmedizin ins Stocken gerät.

Im September 2017 nahm ich an einem Seminar in Weinheim teil. Plötzlich bekam ich einen permanenten Schluckauf, der während der darauffolgenden drei Tagen anhielt. Am ersten Tag klopfte ich alle relevanten Akupressurpunkte – leider ohne Erfolg. Am zweiten Tag suchte ich eine Allgemeinärztin auf und bekam Tabletten verschrieben, die ich dann aber nicht schluckte, nachdem ich mir den Beipackzettel mit den vielen Nebenwirkungen durchgelesen hatte. Nach dem letzten Seminartag fuhr ich zu Freunden und fragte, ob es im Ort einen TCM-Arzt gäbe, der auch an einem Samstag Sprechstunde hatte. Tatsächlich hatte eine Praxis geöffnet und ich vereinbarte sofort einen Termin. Als ich der Ärztin gegenübersaß und ihr von meinem Leiden erzählte, nahm sie sich eine Stunde Zeit für mich. Nach der Anamnese wandte sie eine Art Osteopathie an, zeigte mir einige Qigong-Übungen und setzte abschließend im linken Ohr Dauernadeln. Nach einer Stunde war mein Schluckauf verschwunden. Wie erleichtert ich war, brauche ich sicher nicht zu beschreiben.

Die Schulmedizin ist sehr wichtig. Auch ich lasse mich in erster Linie schulmedizinisch behandeln. In diesem Fall war es nun die TCM, die erfolgreich meinen Schluckauf bekämpfen konnte. Eine Kombination von Schulmedizin und TCM ist aus meiner Sicht zu begrüßen und sinnvoll. Vereinzelt gibt es in Deutschland einige Kliniken, in denen beide Medizinsysteme kooperieren. Die chinesische Heilkunst sollte daher nicht als Alternative für die Schulmedizin betrachtet werden, sondern als eine gute Ergänzung – die sehr wirkungsvoll sein kann.

WESTLICHE SCHULMEDIZIN

TRADITIONELLE CHINESISCHE MEDIZIN

Basiert auf Naturwissenschaften

Basiert auf Tradition, Yin und Yang, Qi, Meridiansystem, Fünf-Elemente-Theorie

Logik und Analyse

Erfahrung und Intuition

Behandlung der erkrankten Organe

Behandlung der Ursachen

Äußeres

Inneres

Anatomie

Meridiansystem

Technische Geräte zur Diagnose wie Röntgen, Ultraschall, MRT

Betrachten, berühren, tasten, fühlen, hören, riechen, Fragen nach dem Lebensstil; Puls-, Zungen- und Gesichtsdiagnose

Trennung von Körper und Geist

Ganzheitlichkeit: Körper, Geist und Seele werden als Einheit verstanden

Betrachten der Organe, Nerven, Blutkreislauf, Hormone

Betrachten der Symptome und der inneren und äußeren Faktoren

Heilung von Krankheiten

Vorbeugung und Linderung von Krankheiten

Chirurgie, Medikamente

Heilkräuter, Qigong, Akupunktur, Tuina-Massage, Diätik

Die chinesische Medizin und die westliche Schulmedizin unterscheiden sich grundsätzlich in den Diagnose- und Heilmethoden.

Die Bedeutung von Qi

Qi ist der Stoff des Lebens und wird oftmals als »Lebensenergie« übersetzt. Qi ist ein Begriff, der im Chinesischen viele Bedeutungen hat. Qi bedeutet Luft, Dampf, Atem, Wind, aber auch Aura, Kraft oder Energie. Der chinesische Philosoph Laotse bezeichnete Qi als »Materie, die man nicht sieht, wie auch Luft Materie ist, die man nicht sieht.«

Der Begriff beschreibt verschiedene Substanzen und Zustände: den Sauerstoff in der Luft, Vitamine und Mineralstoffe in der Nahrung oder die Gene, die wir von den Eltern erben. Qi durchdringt das ganze Universum. Steine, Erde oder Pflanzen besitzen es. Sogar ein Raum kann über gutes oder schlechtes Qi verfügen. Chaos verbreitet schlechtes Qi – ein aufgeräumtes Büro kann gute Energien erzeugen. Schlechtes Qi äußert sich auch in negativen Emotionen wie Ärger und Wut. Qi fließt durch unseren Körper. Auch wenn man es als Materie nicht sehen kann, so befindet es sich laut der Traditionellen Chinesischen Medizin in der belebten und unbelebten Natur.

Qi – das chinesische Zeichen für Atem, Energie, Luft, Dampf

Qi hat viele Funktionen: Das körpereigene Qi wird benötigt, um Muskeln zu bewegen, die Körperwärme zu regulieren und die inneren Organe zu erhalten. Wir benötigen es, um zu atmen, zu denken und zu wachsen. Es wandelt Nahrung um und wehrt äußere Einflüsse ab, stärkt also unser Immunsystem. Das eigene Qi kann man stärken, indem man auf Alkohol und Rauchen verzichtet, sich ausreichend bewegt, Spaziergänge an der frischen Luft macht und nicht dauerhaft über die Stränge schlägt. Qi wird nicht nur von äußeren Umwelteinflüssen geprägt, sondern auch vom eigenen inneren Befinden und dem seelischen Zustand.

Körpereigenes Qi wird in drei »Sammelstellen« gespeichert: im oberen Dan Tien zwischen den Augenbrauen, im mittleren Dan Tien in Höhe des Herzens und im unteren Dan Tien zwei Daumenbreit unterhalb des Bauchnabels.

In der chinesischen Medizin und Philosophie bezeichnet Qi die universale Urkraft, die in jeder Naturerscheinung vorhanden ist und Wandlungsprozesse, Wachstum und Erneuerung bewirkt. Ohne Qi gibt es kein Leben, keine Bewegung, kein Wachstum. Über Qi, das wir von außen in Form von Nahrung und Luft aufnehmen, sind wir mit dem Universum verbunden.

Der Dualismus von Yin und Yang

Damit das Qi fließen kann, ist ein Gleichgewicht von Yin und Yang notwendig. Dieses dualistische Prinzip beschreibt den ständigen Wandel in der Natur anhand von Polaritäten wie Tag und Nacht oder warm und kalt. Bei zu großer Hitze im Sommer bedarf es Kälte, um die Harmonie wiederherzustellen.

»Was du zusammendrücken willst, das musst du erst richtig sich ausdehnen lassen. Was du schwächen willst, das musst du erst richtig stark werden lassen. Was du vernichten willst, das musst du erst richtig aufblühen lassen. Wem du nehmen willst, dem musst du erst richtig geben.«

Laotse

Das Gleichgewicht von Yin und Yang gilt auch in Bezug auf den menschlichen Körper. So kann gelegentlicher Stress im Beruf anregend wirken. Solange es einen Ausgleich gibt, der zur Entspannung führt, ist dies ein normaler Alltagsprozess, der sogar eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben kann. Kann sich der Mensch in einer Ruhephase entspannen, kehrt das Pendel um – die Balance ist wiederhergestellt. Innere Faktoren und äußere Faktoren sind ausschlaggebend für Wohlbefinden oder Unwohlsein. So können Überanstrengung, Ärger und Bewegungsmangel auf Dauer zum Verlust des harmonischen Gleichgewichts und damit zu einer größeren Anfälligkeit für Zivilisationskrankheiten wie Rückenschmerzen, Burn-out oder Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde das Yin-Yang-Prinzip mit den fünf Wandlungsphasen verknüpft. Die chinesische Medizin geht von Prozessen aus, die sich in Form von Zyklen in der Natur zeigen. Hierzu zählen die fünf Elemente Metall, Erde, Holz, Feuer und Wasser. Diese erklären den Kreislauf des Lebens: wie alle Erscheinungen in der Natur auseinander hervorgehen und wie sich im zeitlichen Verlauf alles ändert. Die Elemente beeinflussen und kontrollieren sich gegenseitig. Die Fünf steht in der Zahlensymbolik stellvertretend für das Leben. Ein Zyklus entsteht aus den fünf Elementen Wasser, Feuer, Metall, Holz und Erde: Wasser löscht Feuer, Feuer schmilzt Metall, Metall spaltet Holz, Holz einer Pflanze hält in Form von Wurzeln die Erde, die Erde saugt Wasser auf.

Das dualistische Prinzip von Yin und Yang stammt aus dem Taoismus und bedeutet, dass der ständige Wechsel von Yin (Schatten) und Yang (Sonne) verantwortlich dafür ist, dass zyklische Wandlungsprozesse in der Natur, wie Wachstum und Vergehen, stattfinden. Yin und Yang sind Polaritäten, die sich gegenseitig bedingen und voneinander abhängig sind. Yang repräsentiert alle Eigenschaften des Sommers: Helligkeit, Wärme, Bewegung, Aktivität, das Aufwärtsstrebende. Yin steht hingegen für alle Erscheinungen, die man mit der winterlichen Jahreszeit assoziiert: Kälte, Dunkelheit, Passivität, das Absteigende, Innere, das In-sich-Ruhende. Nur wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind, herrschen Eintracht und Ordnung im gesamten Kosmos. Erste Erwähnung findet diese Theorie im Orakelbuch I-Ging, dem Buch der Wandlungen.

Alles in der Natur hat einen »Gegenspieler«. Yin und Yang sind komplementäre Pole, die aufeinander wirken, sich ergänzen und kontrollieren. Heißes braucht Kaltes, Kälte braucht Wärme. Yin und Yang beschreibt das Wechselspiel und keine festen Zustandsformen. Es gibt kein absolutes Yang oder Yin. In jedem Yang gibt es ein Teil Yin und in jedem Yin ein Teil Yang. Das Konzept erklärt Naturphänomene, die sich anziehen und gegenseitig beeinflussen. Nach ihnen werden alle Erscheinungsformen in der Natur eingeteilt.

YIN

YANG

Winter

Sommer

unten

oben

Nacht

Tag

Kälte

Wärme

Erde

Himmel

weich

hart

Wasser

Berge

schwarz

weiß

Frau

Mann

absteigend

aufsteigend

passiv

aktiv

Das Prinzip von Yin und Yang ist eine der wichtigsten Grundtheorien der chinesischen Philosophie. Yin und Yang sind gegensätzliche kosmische Kräfte, die sich anziehen, gegenseitig kontrollieren und aufeinander einwirken. Sie ergänzen sich als harmonische Einheit.

Der Einfluss von Ying und Yang auf die Gesundheit

Yin-Yang-Elemente werden auch dem menschlichen Organismus zugeordnet. Nach chinesischer Vorstellung verfügt die obere Hälfte des Körpers über mehr Yang, die untere über mehr Yin. Die vorderen Partien des Menschen entsprechen dem schwächeren Yin, die Rückseite dem stärkeren Yang. Auch die inneren Organe werden in Yin- und Yang-Organe unterteilt: Hohlorgane wie Magen, Darm und Gallenblase sind Yang-Organe. Vollorgane wie Herz, Leber, Milz, Lunge und Nieren zählen zu den Yin-Organen.

Das Yin-Yang-Symbol

Yang-Organe: Magen, Dünn- und Dickdarm, Blase, Gallenblase, Dreifach-Erwärmer

Funktion: Nahrung verdauen und Nährstoffe transportieren

Yin-Organe: Herz, Leber, Milz, Lunge, Nieren

Funktion: Speicherung, Transformation und Regulation von Körperflüssigkeiten und Qi

Durch einen Mangel oder einen Überschuss von Yin oder Yang im menschlichen Körper können Krankheiten entstehen. Um gesund zu bleiben, müssen Yin und Yang in Einklang gebracht werden, die Balance ist die Voraussetzung für einen funktionierenden Organismus. Ist es im Sommer zu heiß, benötigt der Mensch Abkühlung. Ist es im Winter sehr kalt, muss man den Körper erwärmen.

Gesundheit bedeutet Harmonie. Ohne eine gute Balance und ein Gleichgewicht des Qi ist der Körper anfällig und schutzlos und neigt zu Krankheiten. Wir müssen auf unseren Körper und auf seine Signale achten, ihn stärken und helfen, ihn auf Dauer widerstandsfähiger zu machen – indem wir das Wohlbefinden und die Harmonie im Körper fördern. Deshalb brauchen wir ausreichend Entspannung und Gelassenheit (Yin), aber auch Antrieb und Bewegung (Yang). Ein gutes Mittelmaß, ganz im Sinne von Konfuzius, ist hier das Ideal.

Das bekannte kreisförmige Tai-Chi-Symbol symbolisiert die harmonische Einheit von Yin und Yang. Früher wurde Yin auch mit dem weißen Tiger und Yang mit dem feurigen Drachen versinnbildlicht.

Die Meridianlehre

Stau auf der Autobahn, zähfließender Verkehr und überall Baustellen: Die freie Fahrt ist unterbrochen und Sie kommen zum Stehen oder fahren nur noch Stop-and-go. So kann der Verkehr einfach nicht fließen. Ähnlich ist es mit dem Fluss des Qi. Die Energie durchströmt unseren Körper auf einem Netz von »Energiekanälen«, das man als Meridiansystem bezeichnet. Die Meridiane sind quasi die »Autobahnen«. Qi kann über dieses innere Leitsystem alle Stellen des menschlichen Körpers erreichen und eine Verbindung zu den inneren Organen herstellen.

»Die menschliche Natur gleicht einem Wasserstrudel. Öffnet man ihm einen Ausweg nach Osten, so fließt das Wasser ostwärts, öffnet man ihm einen Weg nach Westen, so fließt es westwärts.«

Mengzi

Schmerz wird in der chinesischen Medizin als »Schrei nach fließender Energie« definiert. Wenn die Energie in den Leitbahnen nicht fließen kann, dann entstehen Blockaden und dies bewirkt beispielsweise Verspannungen oder Schmerzen. Die Lebensenergie Qi ist aus Sicht der TCM dann unterbrochen und der harmonische Fluss nicht mehr möglich. Gesundheit bedeutet, wenn Körper und Geist im Gleichgewicht sind und das Qi frei durch die Meridiane fließt.

Darstellung der Energieleitbahnen im menschlichen Körper