Die Reise des Wanderimkers - Johannes Gruber - E-Book

Die Reise des Wanderimkers E-Book

Johannes Gruber

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Beschreibung

DEM GESCHMACK DES HONIGS AUF DER SPUR Wenn die Bäume im Frühling in voller Blüte stehen, zieht Wanderimker Johannes Gruber mit seinen Bienenvölkern von Weide zu Weide und fängt den Geschmack der Landschaft ein. Je nachdem, wo die Bienen fliegen und welche Pflanzen sie vorfinden, ist der Honig golden oder milchig weiß und schmeckt nach Holunder oder Karamell, duftet nach zarter Bittermandel oder würzigem Harz. EINE HOMMAGE AN DEN HONIG UND DAS IMKERHANDWERK Gemeinsam mit Nina Wessely hat Johannes Gruber Imker im ganzen Land besucht, um dem Geschmack und der Geschichte des Honigs nachzuspüren. Sie beschreiben die Entstehung des Honigs, die Arbeit mit den Bienen, erzählen von feuchten Aulandschaften und saftigen Bergwiesen und den so genannten Trachtpflanzen, die den Bienen Nektar spenden. Wolfgang Hummer hat sie dabei begleitet und über 100 stimmungsvolle Bilder eingefangen. - alles über Honig, seine Historie, Entstehung und Inhaltsstoffe in wundervollen Geschichten und Bildern erzählt - lebendige Landschaftsporträts: Feld und Stadt, Hügel- und Moorlandschaft, Hochgebirge, Wald und Au - ausführliche Beschreibungen zu den Bienenweiden: Vogelkirsche und Sonnenblume, Fichte und Alpenrose - atmosphärisch dichte Porträts von Imkern aus ganz Österreich und Deutschland - jeder Imker präsentiert sein Lieblingsrezept - mit Bildern zum Träumen von Wolfgang Hummer

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Inhalt

DIE AUTOR/INNEN

EINLEITUNG

HONIG

HONIGLANDSCHAFTEN

Stadt

WIEN-GRINZING

250 m

WIEN UND SEINE STADTHONIGE

Hildegard Burgstaller

Wiener Stadthonige

Honige & Trachtpflanzen:

Rosskastanie

Linde

Götterbaum

Au

LAFNITZ

250 m

AULANDSCHAFTEN DER FLUSSTÄLER

Thomas Murlasits

Aulandschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Bärlauch

Weide

Faulbaum

Goldrute

Springkraut

Feld

WEINVIERTEL

275 m

FELDKULTUREN AM RANDE DER PANNONISCHEN TIEFEBENE

Christian Johannides

Feldkulturen

Honige & Trachtpflanzen:

Raps

Sonnenblume

Kornblume

Buchweizen

Hügel

NATURPARK RAAB

390 m

HÜGELLANDSCHAFTEN DES WEINKLIMAS

Alois Krois

Hügellandschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Kirschblüte

Akazie

Edelkastanie

Moor

HASLAUER MOOR

570 m

MOORLANDSCHAFTEN DES WALDVIERTELS

Christian Boigenzahn

Moorlandschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Weide

Faulbaum

Wiese

ISARWINKEL

660 m

WIESENBLÜTENLANDSCHAFTEN DES ALPENVORLANDES

Markus Graf

Grünlandschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Löwenzahn

Himbeere

Klee

Wald

NAINTSCHGRABEN

670m

WALDLANDSCHAFTEN DES ALPENRANDES

Vier Generationen, Familie Gruber

Waldlandschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Fichte

Tanne

Bergahorn

Alpen

OBERINNTAL

1.500 m

ALPENROSEN IM HOCHGEBIRGE

Heinrich Gritsch

Hochgebirgs - landschaften

Honige & Trachtpflanzen:

Alpenrose

 

ANHANG

GLOSSARBEGRIFFSBESTIMMUNGENHONIGWÖRTERBUCH

Abbildungsnachweis

Bibliografie und weiterführende Lektüre

Buchtipp

 

DANK

Imkerkurs für Anfänger

Die AutorInnen

JOHANNES GRUBERist Wanderimker. Er hat sein Leben den Bienen verschrieben und produziert in zweiter Generation sortenreine Bio-Honige in Buchberg in der Steiermark. Mit seinen über 200 Bienenvölkern wandert er von Blüte zu Blüte und ist immer auf der Suche nach neuen Geschmackskomponenten.

NINA WESSELYwar immer schon neugierig. Essen – und alles was es mit sich bringt – hat es ihr bald besonders angetan. So mündete ihr beruflicher Weg über ein Tourismusstudium und Auslandserfahrungen in der Gastronomie bald in den Journalismus.

WOLFGANG HUMMERWolfgang Hummer ist Fotograf mit Spezialisierung auf die Bereiche Food, Portrait und Reportage. Die Fotografie wurde zur Berufung des ehemaligen Art Directors, die Meisterprüfung besiegelte die weitere Karriere. Mit Graz als Homebase und Standort des Fotostudios wird er von namhaften Agenturen und Verlagen in Österreich und international gebucht.

EINLEITUNG

Was ist Honig?

 

Honig hatte bei fast allen Völkern und Kulturen in allen Zeitepochen unter landwirtschaftlichen Erzeugnissen einen so hohen Stellenwert wie sonst nur Öl und Wein. Im Gegensatz zu Letzterem hat Honig sich jedoch seine naturbelassene Unschuld bewahrt: Laut Honigverordnung darf diesem Produkt keine Substanz zugesetzt und kein honigeigener Inhaltsstoff entzogen werden. Honig genießt hohe Wertschätzung in fast allen Weltreligionen. Honig war jahrhundertelang Hauptsüßstoff, bis industriell hergestellter Zucker billiger als Honig wurde. Honig war und ist Gewürz, Heil-, Genuss- und Lebensmittel sowie Rohstoff für Kosmetika und Arzneimittel.

Honig genügt sich selbst. Honig ist unbegrenzt haltbar. Er benötigt keine physikalische Haltbarmachung durch Sterilisation wie Milch; chemische Konservierung ist ihm fremd. Sein Aromaspektrum entfaltet feine Malzaromen oder schmeckt würzig nach Harz, er riecht rustikal nach Schweinestall oder duftet zart nach Bittermandel. Honig ist großartig oder einfach nur fad und süß. Honig ist wahrhaftig. Jede Landschaft hat ein ihr eigenes Blütenkleid, das mit keinem anderen der Welt ident ist. Gute Lebensmittel können niemals aus schlechten Zutaten gewonnen werden und gute Zutaten finden sich nur in einer intakten Umwelt. Honig besteht aus lediglich zwei Zutaten: dem Siebröhrensaft von Pflanzen, der von den Bienen innerhalb ihres engen Flugradius von vier Kilometern als Blütennektar oder Honigtau gesammelt wird und bieneneigenen Enzymen. Honig ist einzigartig.

Honig ist Produkt der Bienen und zugleich Spiegelbild der Landschaft, aus der er stammt. Honig ist Natur in ihrer reinsten Form. Honig ist pure Emotion. Honig ist roh. Warum hat Honig dann heute nicht den Stellenwert, der ihm gebührt? Vielleicht ganz einfach deshalb, weil Honig immer schon da war. Fast überall. Für Honig mussten nicht erst Kolonien ausgebeutet werden. Honig konnte in fast allen Klimazonen erzeugt werden. Spekulanten konnten mit Honig keine Geschäfte machen, da Honig sich der industriellen Produktion entzieht. Die Bienen spielen nicht mit. Zumindest nicht auf Dauer. Honig ist eigenwillig.

Honig ist Natur in ihrer reinsten Form. Honig ist pure Emotion. Honig ist roh.

 

Warum ein Buch über Honig?

Es war ein kalter Jännermorgen, an dem an dem Tisch mit türkis-rosa Blumen-Plastikfolie wieder einmal eine Entscheidung fiel. Eine von vielen, die Imker Johannes Gruber an diesem Tisch bereits getroffen hat: Der Schritt zum Vollerwerbsimker, die Entscheidung, aus dem Weinfachhandel auszusteigen, der Entschluss, in der Oststeiermark, am Buchberg, mehr oder weniger sesshaft zu werden – weil mit den Bienen wandert er ja –, sie alle haben als gemeinsamen Nenner den kleinen quadratischen Holzesstisch, mit frühlingshaftem Plastik bedeckt, der Farbe in diesen Wintertag bringt.

Doch an diesem Vormittag kann man die gedruckten Blumen nur schwer erkennen. Sie sind begraben unter einem Berg Fachliteratur zu Honig, Bienen und Landschaften. In deutscher, englischer, spanischer und französischer Sprache. Ein Gespräch darüber, warum eigentlich der Waldhonig vom Stuhleck von 1.200 Meter Seehöhe so anders schmeckt als der vom Naintschgraben auf 700 Meter Seehöhe, markiert den Beginn dieser Fachliteratur-Stapelei. Na, weil die Biene in ihrem Flugradius von vier Kilometern auf komplett unterschiedliche Pflanzen- beziehungsweise Waldformationen trifft. So einfach. Und logisch also, dass der Honig Abbild seiner Landschaft ist. Ein Ansatz, der beim Wein schon lange etabliert ist – auch wenn es hier nur eine Pflanze, nämlich der Rebstock, ist und nicht gleich eine ganze Botanik-Palette von der Sonnenblume bis zur Weißtanne, die Landschaften in Essbarem abbildet.

Jedenfalls ist die Ansicht, dass der Honig seine Herkunft im Geschmack widerspiegelt, eine, die Sinn macht. Und einleuchtet, je länger man darüber nachdenkt und je mehr Bücher sich auf dem Tisch und den rosaroten Plastikhibiskusblüten türmen, die genau diesen Aspekt eben nicht ansprechen.

Nächster Gedanke nach abgeschlossenem Interview für eines der hochwertigsten Gastronomiemagazine im deutschsprachigen Raum überhaupt ist also: Warum nicht diesen Ansatz, das Know-how der Imker aus allen Winkeln Österreichs und auch aus Deutschland zu Landschaften im Honig – von der Au bis zum Weißtannenwald – auf Papier zusammenfassen? Die Thematik allen Honig- und Herkunftsinteressierten sowie angehenden Hobbyimkern näherbringen?

Zu diesem Zeitpunkt war sie noch nicht definitiv gefällt, die Entscheidung. Eindeutig war nur: Das sind zu viele Warum, um hier nicht in Bienentanz-Manier auch Verlage und Imker zu fragen: Warum eigentlich nicht? Ein Buch über Honig! Nicht Bienen. Honig, ein Produkt aus dem Zusammenspiel vieler Faktoren, die Biene und Mensch in einem Umkreis von vier Kilometern um den Stock vorfinden.

Tja, und wie Sie sehen und in Ihren Händen spüren – irgendwann war sie dann doch definitiv, die Entscheidung. Viele Tage und Nächte folgten am Rande der Hibiskusblüten-Plastiktischdecke. Das Ergebnis dieses menschelnden Bienentanzes, die Antworten und noch mehr Fragen beziehungsweise Denkanstöße zum Honig und seiner Herkunft halten Sie gerade in der Hand. Karl von Frisch, der Entdecker und Erforscher Nummer eins des Bienentanzes, möge diesen unsachgemäßen Vergleich verzeihen.

Wir jedenfalls wünschen viel Vergnügen mit dem Buch über die Honige der Alpen und ihre Pflanzen, mit dem wir Sie selbst auf eine Reise quer durch die Landschaft und ihre Honige schicken möchten.

Nina Wessely

Honig ist Abbild seiner Landschaft. Er spiegelt seine Herkunft im Geschmack wider.

Honig

•DASPRODUKT

GESCHICHTENVON DER

Verwendung des Honigs

Honig begleitete den Menschen seit seinen Anfängen. Unzählige Verwendungsmöglichkeiten zeugen von der komplexen Natur dieses Bienenprodukts.

Honig als Nahrungsmittel I

DIE BEUTEDER HONIGJÄGER

Das älteste gesicherte Zeugnis vom Umgang des Menschen mit Honig wurde 1921 in einer Höhle nahe der südspanischen Stadt Valencia entdeckt: eine Reihe von perfekt erhaltenen Höhlenmalereien mit Jagdszenen. Eine der Zeichnungen, (siehe Grafik Seite 15) deren Alter auf etwa 12.000 Jahre geschätzt wird, zeigt in braunroter Farbe auf einer Größe von etwa 70 Zentimetern eine weibliche Person, die auf einer Leiter steht. Sie trägt in einer Hand ein Gefäß mit einem großen Henkel und greift mit der zweiten in ein Felsloch. Zornig umschwirren dabei Bienen ihren Körper. Eine zweite Person klettert weiter unten die Leiter empor. Die kunstvoll ausgeführte Zeichnung vermittelt mit nur wenigen Strichen die Mühsal, mit der sich die steinzeitlichen Honigjäger ihre Nahrung beschafften, und die Gefahr, der sie sich dabei aussetzten. Noch heute ist diese wohl älteste Form der Honiggewinnung von Wildbienen, bei der ein Teil des Brutnestes der Bienen zerstört und von diesen erst mühsam wieder aufgebaut werden muss, in Nepal und Teilen Afrikas verbreitet.

Große ernährungsgeschichtliche Bedeutung erlangte Honig mit dem Übergang von der rein fleischlichen Ernährung auf den Verzehr von pflanzlichen Produkten. Dies fällt etwa mit der Sesshaftwerdung des Menschen und dem beginnenden Ackerbau in der Jungsteinzeit zusammen. Ähnlich wie Salz hatte auch der Süßstoff Honig große Bedeutung als Würze für pflanzliche Speisen. Nur von wenigen Völkern ist überliefert, dass sie Fleischspeisen zusammen mit Honig verzehrten. Soziale Insekten, die Honig sammeln, sind viel älter als der Mensch und waren nahezu weltweit verbreitet, insbesondere in tropischen Zonen. Frei von Honigbienen waren lediglich der amerikanische Kontinent (nur in den tropischen Zonen Amerikas waren stachellose Bienen beheimatet) und Australien. Von den Indianerstämmen Nordamerikas wurde daher traditionellerweise Ahornsirup zum Süßen von Speisen und Getränken verwendet. Erst 1621 brachten weiße Siedler die ersten Honigbienen ins Land.

Honig als Nahrungsmittel II

DER HONIGDER PHILOSOPHEN

Vom griechischen Philosophen Pythagoras (570–495 v. Chr.) wird berichtet, dass er sein langes Leben dem häufigen Genuss von Honig verdanke. Athenaios schrieb später in seinem Werk „Gastmahl der Gelehrten“: „Der Mittagsimbiss der Pythagoräer bestand aus Brot mit Honig oder einer Honigwabe.“ Von Platon (427–348 v. Chr.) wird erzählt, er sei als schlafender Knabe von den Bienen des Hymettus-Berges mit Honig genährt worden. Auch der Philosoph Demokrit schätzte Honig über alles. Er soll seinen Tod mit dem Genuss des Bienenproduktes um einige Tage hinausgezögert haben. Als der Vorrat zur Neige ging, starb er.

Abbildung:Höhlenzeichnung von La Araña

Honig als Rauschmittel

DER ERSTE RAUSCHDER MENSCHHEIT

Eine weitere Verwendung von Honig reicht ebenfalls weit in die Frühzeit der Menschheit zurück: die berauschende Wirkung der vergorenen, wässrigen Honiglösung. Honigwein ist wesentlich älter als Wein aus Trauben. Als Beleg dafür mag der griechische Schriftsteller Plutarch (50–120 n. Chr.) gelten, der in seinen Tischreden schreibt: „Ehe man den Wein kennen lernte, bediente man sich des Honigs, sowohl zum Getränk als zu Trankopfern.“ Wie Ausgrabungen beweisen, war Met bereits den Honigjägern der Steinzeit bekannt. Wein aus Trauben konnte erst zum Hauptgetränk werden, als der Mensch sesshaft wurde und die Rebe kultivierte. In den Mittelmeergebieten erfolgte die Verdrängung relativ rasch, in anderen Regionen blieb die Bedeutung von Met erhalten. Lange galt beispielsweise in Deutschland die traditionelle Dreifaltigkeit der Rauschgetränke: im Südwesten Wein und Most, in Bayern und Sachsen das Bier, östlich der Elbe der Met. Dass unter den Meterzeugern auch schwarze Schafe zu finden waren, beweisen Auszüge aus einer Rede des Wiener Hofpredigers Abraham a Santa Clara: „Es seynd auch die Lebzelter nicht heilig, einige aus ihnen sieden einen so schlechten, liederlichen Masch, dass hievon an einem Kirchentag die Bauern fast die Gedärm verlieren.“

Honig als Konservierungsmittel

DER BALSAM FÜRTOTE PHARAONEN

In den Sammlungen ägyptischer Kunstschätze in aller Welt finden sich unzählige Abbildungen von Bienen. Man kann davon ausgehen, dass die Bienenhaltung in Ägypten bereits um 3000 v. Chr. von großer Bedeutung gewesen sein muss. Eine der schönsten Darstellungen von altägyptischer Imkerei stammt von einer Wandmalerei aus dem Grabmal von Rekhmire (siehe Grafik Seite 15), datiert etwa mit 1450 v. Chr.: Es zeigt drei horizontale Bienenstöcke mit abgerundeten Enden, die übereinanderliegen. Die Bienenstöcke scheinen auf der Rückseite geöffnet zu sein, da sich zwei Imker davor befinden. Einer von ihnen hält ein offenes Rauchgefäß in seinen Händen, während der zweite Honigwaben aus dem Bienenstock entnimmt.

Honig als Grabbeigabe für verstorbene Pharaonen scheint als Speise für das Jenseits gedacht gewesen zu sein, eine davon, nach ihrer Auffindung in einem luftdicht verschlossenen Behälter etwa 4000 Jahre später, war noch genießbar. Ein durchaus glaubwürdiger, mit etwa 1200 n. Chr. datierter Bericht des Abd al-Latif al-Baghdadi beschreibt eine weitere, aus heutiger Sicht makaber wirkende Verwendungsweise von Honig: „Als sie einmal damit beschäftigt waren, Gräber in der Nähe der Pyramiden nach Schätzen zu durchsuchen, fanden sie einen versiegelten Tontopf. Als sie ihn geöffnet hatten und sahen, dass Honig darin enthalten war, begannen sie ihn zu kosten. Einer von ihnen bemerkte, dass sich ein Haar um seine Finger wickelte. Sie leerten den Topf und fanden darin den Körper eines Kindes, der gut erhalten war. Es war gut gekleidet und trug eine Menge Verzierungen.“

Abbildung: Wandmalerei Grabmal von Rekhmire

Nach Berichten von Zeitgenossen soll auch der Leichnam Alexanders des Großen, wohl zu dem Zwecke, Unsterblichkeit zu erlangen, mit Bienenhonig übergossen worden sein.

Honig als Genuss- und Konservierungsmittel

DIE VERSCHWENDUNGSSUCHT IM ALTEN ROM

Im antiken Rom entstanden die ersten Konditoreien und die Sucht nach Tafelgenüssen war zu Cäsars Zeit (100–44 v. Chr.) weit verbreitet. Der Honig war als einziges verfügbares Süßungsmittel zum Luxusgut geworden. Das berühmte Kochbuch des Apicius gibt ausführlich Zeugnis über die altrömischen Kochkünste. Neben durchaus bodenständigen Rezepten lobt Apicius beispielsweise Flamingozungen als besondere Delikatesse und regt an, Schweine mit Feigen zu mästen, um eine besonders wohlschmeckende Leber zu erhalten. Plinius der Ältere bezeichnete ihn deswegen als den größten Prasser aller Zeiten und zu jeder Art von Luxus geboren. Auch das Lebensende des Apicius ist bemerkenswert: Er soll, nachdem er bereits 100 Millionen Sesterzen für Speisen ausgegeben hatte und ihm nach seiner Rechnung nur noch ein Zehntel von dieser Summe für sein restliches Leben zur Verfügung stand, seinem Leben mit Gift ein Ende bereitet haben. Das Kochbuch des Apicius enthält zahlreiche Rezepte mit Honig: „Nimm, was die Griechen als Färberdistel bezeichnen, mache Mehl daraus und mische es mit Honig, wenn du darangehst, den Kuchen zu machen.“ Honig wird für fast alle Süßspeisen empfohlen und nach dem Backen auch darübergeleert. „Entferne die Kruste eines Weizenbrotes, brich es in längliche Stücke. Tauche sie in Milch, brate sie in Öl und gieße Honig darüber, fertig zum Servieren.“ Honig wird Saucen zugesetzt und zu Gerichten mit Geflügel und Fisch gereicht. Fleischspeisen werden nur selten mit Honig gewürzt, aber in einem Rezept des Apicius wird Schinken gekocht, die Haut abgezogen, mit einem Messer Einschnitte gemacht und mit Honig gefüllt. Das Ganze wird mit einer Paste von Mehl und Öl überzogen und anschließend gebacken. Die Ahnen der Römer hatten noch Früchte in Most konserviert. Doch bald lernten die Römer, dass sich Honig dafür viel besser eignete. Besonders auf diese Weise konservierte Quitten waren sehr beliebt und wurden deshalb auch als „Honigäpfel“ bezeichnet. Apicius verwendet Honig zum Konservieren vieler Früchte: Frische Feigen, Äpfel, Pflaumen, Birnen und Kirschen werden in seinem Kochbuch in Honig eingelegt, Rüben mit Myrtenbeeren in Honig und Essig. Ein Rezept, um Fleisch ohne Ansäuerung frisch zu halten: „Bedecke es mit Honig und lagere das Gefäß an einem kühlen Ort. Dies funktioniert im Winter besser, im Sommer hält sich das Fleisch auf diese Weise nur wenige Tage. Man kann diese Methode auch bei gekochtem Fleisch anwenden.“

Honig als Gewürz

DAS ALTE GRIECHENLAND

Die Hauptgewürze der altgriechischen Küche waren Honig, Essig, aromatisierter Rotwein, eine fermentierte Fischsoße und eine Menge Kräuter. Die Kunst der Küche bestand darin, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den süßen und den bitteren, den säuerlichen und vollkommen unbekannten Geschmacksrichtungen zu finden. Honig und Traubensirup fanden sich praktisch in jeder Soße. Man mischte auch Wein und Honig zu einem süßen Aperitif. Interessanterweise finden sich in den überlieferten Rezepten keine Mengenangaben, das Würzen der Speisen scheint eine Sache des Gefühls und natürlich des guten Geschmacks gewesen zu sein. Honig wurde in der altgriechischen Literatur häufig als Liebesspeise sowie als Speise, die das Leben verlängert, bezeichnet. Von der hohen Honigkultur im alten Griechenland zeugen zahlreiche schriftliche Quellen.

Honig als Genussmittel

DIE LANDSCHAFTSHONIGEIN DER ANTIKE

Die Qualität und Herkunft des Honigs hatte schon in der Antike einen hohen Stellenwert: Der griechische Dramatiker Euripides (484–406 v. Chr.) bezeichnet Honig von Salamis als exzellent. Der Geograf Strabo (20 v. Chr.–21 n. Chr.) schrieb, der Honig von den Inseln sei zum größten Teil gut und stehe dem von Attika in nichts nach, doch der Honig, der auf den Inseln Leros und Kalimnos produziert wird, sei von außerordentlicher Qualität, insbesondere der kalimnische. Plinius (23–79 n. Chr.) wiederum sah Honig von Sizilien als den besten an, da er in den Blütenkelchen der besten Blumen gelagert würde. Columella bewertete Honige nach ihrer Pflanzenquelle: Thymian ergäbe Honig mit dem besten Geschmack, die nächstbesten seien griechische Aromen: Bergbohnenkraut und Majoran. An dritter Stelle, jedoch immer noch von hoher Qualität, ständen Rosmarin und italienische Aromen. Tamariske und Jujube-Baum hätten lediglich mittelmäßigen Geschmack. Vergil bezeichnet Honig vom Berg Hybla in Sizilien als hervorragend. Weitere Honige, die als besonders fein gerühmt wurden, waren vom Berg Hymettus in Griechenland und von Taranto und Brindisi in Süditalien. Spanischer Honig war bekannt, jedoch im alten Rom nicht sehr beliebt.

Honig als Kosmetikum

DAS GEHEIMNIS DER POPPEA

Der Papyrus Ebers, datiert etwa mit 1550 v. Chr., ist eine der ältesten medizinischen Schriften überhaupt. Er enthält etliche Rezepte mit Honig zur Schönheitspflege im alten Ägypten, als Beispiel: „Pulver von Alabaster und Natron, Salz und Honig werden vermischt und der Körper damit eingerieben.“ In späteren Jahrhunderten wird von etlichen berühmten Frauen berichtet, sie hätten Honig zur Pflege ihrer Haut verwendet. Poppea, die Frau des Nero, soll hundert Sklaven allein für ihre Schönheitspflege beschäftigt haben. Sie verwendete Honig und Eselsmilch als Gesichtslotion. Die reichen Frauen von Rom folgten viele Jahrhunderte lang ihrem Beispiel. Sarah, die schöne Herzogin von Marlborough, die im Jahre 1744 im Alter von 84 Jahren starb, wurde gerühmt dafür, das schönste Haar zu haben, das man sich nur denken kann. Wie sie selbst sagte, sei das Geheimnis ihrer Haarfarbe die ständige Verwendung von Honigwasser. Mrs. Dukeley, die königliche Kammerzofe, verriet einige Jahre später das genaue Rezept ihrer Haarpflege: „Rosmarinblüten werden in einem Gemisch von Weißwein und Honig eingelegt und gemeinsam destilliert, Mandelöl wird beigefügt, geschüttelt und eine kleine Menge davon ins Haar gerieben.“

Häufig wird der Genuss von Honig mit paradiesischen Vorstellungen gleichgesetzt.

Honig als Heilmittel

DER RAT DES HIPPOKRATES

Seit etwa 4000 Jahren beschäftigen sich Natur- und Wunderheiler, Ärzte und Wissenschaftler mit der medizinischen, pharmazeutischen und gesundheitsfördernden Wirkung von Honig. Der wohl berühmteste Arzt der Antike, Hippokrates (460–377 v. Chr.) beschreibt eine einfache Diät: Honig gemischt mit Essig als Schmerzmittel, Honig mit Wasser gegen Fieberdurst sowie ein Gemenge von Honig, Wasser und anderen medizinischen Substanzen als Mittel gegen akutes Fieber. Anwendungen von Honig in der internen Medizin der alten Ägypter tauchten Jahrhunderte später in griechischen und römischen Texten auf, dann in arabischen Schriften aus Südspanien und zuletzt in mittelalterlichen oder noch späteren Texten in nordeuropäischen Sprachen. Vieles von diesem alten Wissen gilt als wissenschaftlich erwiesen. Äußerliche Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere bei Augenleiden und in der Wundheilung, sind auf eine antimikrobielle Wirkung des Honigs zurückzuführen, die das Bakterienwachstum hemmt und die Bakterienzellen durch Osmose dehydriert. Der hohe Zuckergehalt trocknet die Bakterienzellen aus und bringt sie zum Absterben. Auch die Säure des Honigs verhindert das Wachstum von Mikroorganismen. Hohe Wirksamkeit haben auch Enzyme, die von Bienen im Laufe des Entstehens dem Honig zugesetzt werden. Von besonderer Bedeutung ist das Enzym Glukose-Oxidase, das im Honig selbst inaktiv ist. Sobald jedoch Honig mit Wasser verdünnt wird, erfolgt der Abbau von Glucose zu Wasserstoffperoxyd und Gluconsäure. Wasserstoffperoxyd wirkt stark keimtötend. Die Gluconsäure erzeugt ein saures Milieu, in dem sich viele Bakterien und Hefen nicht mehr ansiedeln und ausbreiten können. Diese beiden Abbauprodukte von Glucose haben auch große Bedeutung für die Selbstkonservierung des Honigs. Honige von bestimmten Pflanzen haben noch zusätzliche antimikrobielle Wirkungen, die auf ihre botanische Herkunft zurückzuführen sind.

Honig als Symbol I

DAS GOLDENE ZEITALTER

Die schriftlichen Quellen über Honig in der antiken Mythologie sind nahezu unüberschaubar. Häufig wird der Genuss von Honig mit paradiesischen Vorstellungen gleichgesetzt: Ovid (43 v. Chr.–17 n. Chr.) war einer von vielen, für den das Goldene Zeitalter ein Synonym für den Überfluss an Honig war. In den Metamorphosen schreibt er: „Schon flossen Ströme von Milch, schon Ströme von Nektar dahin, und von den grünen Steineichen träufelte goldener Honig …“ Homer lässt Odysseus durch die Zauberin Kirke wie folgt bewirten: „… und Kirke setzte die Männer auf prächtige Stühle und Sessel, mengte geriebenen Käse mit Mehl und gelblichem Honig unter pramnischen Wein und mischte be törende Säfte in das Gericht, damit sie der Heimat gänzlich vergäßen.“ In vielen Religionen war Honig eine reiche Quelle der Symbolik, die den Menschen das Verstehen von abstrakten Konzepten näherbrachte. In Glaubenskonzepten, die Opfergaben und Demutsgesten gegenüber höheren Wesen vorsahen, war Honig ebenso wie Milch, Butter oder Öl eine häufig verwendete und heilige Substanz. In den jüdischen Schriften wurde den Gläubigen ein „Land, wo Milch und Honig fließen“ verheißen. Das himmlische Paradies der Moslems enthält Flüsse von Milch und Honig und den Kelten Nordeuropas wurden gar Ströme von Met und ein ganzer Fluss von Honig versprochen. Im Frühchristentum wurde frisch Getauften Milch und Honig gereicht, um ihnen eine Vorstellung dessen zu geben, was sie im Jenseits erwartet. Lange blieb auch die Entstehung des Honigs im Dunkeln: Über Jahrhunderte wurde angenommen, der Honig fiele als heilige Substanz vom Himmel auf die Blumen und Bienen würden das fertige Produkt lediglich einsammeln. Erst Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde bekannt, dass die Quellen von Nektar und Honigtau botanischen Ursprungs sind und die Bienen, insbesondere durch die Zugabe von Enzymen, großen Anteil am Entstehen des Honigs haben.

Honig als Symbol II

DER HONIG IN DER BILDENDEN KUNST

Joseph Beuys hatte sich 1977 mit der Installation „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ auf der Dokumenta 6 in Kassel mit diesem Thema auseinandergesetzt. Die Arbeit „Gib mir Honig“, ein von Beuys signierter Blechkübel für Honig, dessen Schriftzug massenhafte Verbreitung als Postkarte gefunden hat, und das Zitat „Honig fließt in alle Richtungen“ zeugen von der hohen Wertschätzung des Künstlers für dieses Lebensmittel. Honig wurde von Beuys als Arbeitsmaterial verwendet und etliche seiner Werke nehmen Bezug auf Honig und Bienen.

Honig als Symbol III

DER HONIG IN DER LITERATUR

Stellvertretend für unzählige Erwähnungen: Die Bienenkönigin aus Grimms Märchen: „... die dritte Aufgabe aber war die schwerste: Aus den drei schlafenden Töchtern des Königs sollte die jüngste und liebste herausgesucht werden. Sie glichen einander aber vollkommen. Nur hatten sie, bevor sie eingeschlafen waren, verschiedene Süßigkeiten gegessen: die älteste ein Stück Zucker, die zweite ein wenig Sirup, die jüngste einen Löffel voll Honig. Da kam die Königin der Bienen und versuchte den Mund von allen dreien. Zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen hatte. Und so erkannte der Königssohn die rechte ...“

Honig als Symbol IV

DER HONIG ALS BILD VOM ENDE DES LEBENS

Lojze Wieser zeichnet am Ende seines Buches „Kochen unter anderen Sternen“ ein eindrucksvolles Bild vom Tode seines Vaters: „Der Vater war kein Mensch von süßen Speisen ... Umso verwunderlicher war es, als mir die Mutter erzählte, dass er in der Früh am Tage seines Todes nach Kaffee und Honigbrot verlangte ... Der Vater lag schwer atmend seitlich auf dem Diwan. Der Kaffee verschüttet. Das Honigbrot angebissen neben ihm.“

Honig als Symbol V

DER HONIG ALS SYMBOLFÜR DEN BRUCH IM LEBEN

Nach einem Bericht im Standard vom 10.08.2016 soll die indische Widerstandsikone Irom Sharmila ihren Hungerstreik gegen das Militärregime nach 16 Jahren abgebrochen haben, indem sie symbolisch einen Schluck Honigwasser trank.

Honig als Symbol VI

DER HONIG ALS LOHN FÜR HARTE ARBEIT

Die Imkerin Anna Gruber erinnert sich an ein Bild aus ihrer Kindheit: „Nach dem Dreschen von Getreide erhielten wir Kinder ein Stück frischgebackenes Brot, bestrichen mit Butter und Honig. Mit den Fingern voll Getreidestaub verrührten wir Butter und Honig vor dem Verzehr zu einer milchfarbenen Masse. Das war das beste Butterbrot meines Lebens.“

Honig als Mittel zur Kriegsführung

DER GIFTIGE HONIG

Der bereits erwähnte griechische Schriftsteller und Geograf Strabo berichtet von einer besonderen Kriegslist aus dem Dritten Mithridatischen Kriege (etwa 65 v. Chr.). Demnach sollen die Einwohner von Pontus am Rande des Weges, an dem die feindlichen Soldaten auf ihrem Weg aus dem Gebirge vorbeikommen mussten, Fässer mit giftigem Honig platziert haben. Jene Soldaten, die von dem Honig kosteten, verloren ihre Sinneswahrnehmung und konnten nunmehr leicht überwältigt und besiegt werden. Bei diesem Ereignis sollen 1200 Männer das Leben verloren haben. Einige außereuropäische Ericaceenhonige, z. B. Honig von Rhododendron ponticum in Kleinasien, enthalten Andromedotoxin, einen aus dem Nektar der Pflanzen stammenden Stoff, der auf den Menschen berauschend wirkt, wie auch eine weitere historische Quelle belegt: Xenophon, Anabasis 4.8: Nachdem Soldaten von dem Honig gegessen hatten, „verloren sie ihre Sinneswahrnehmungen und hatten mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen. Keiner von ihnen konnte sich auf den Beinen halten. Jene, die wenig gegessen hatten, waren wie betrunkene Männer, jene, die viel Honig gegessen hatten, wie Verrückte und einige wie Sterbende. In diesem Zustand lagen sie auf dem Boden gerade so, als ob sie in einer Schlacht eine Niederlage erlitten hätten. Am nächsten Tag war keiner von ihnen gestorben und sie gewannen ihre Sinneswahrnehmungen zurück und am dritten Tag standen sie auf, als ob sie eine Medizin genommen hätten.“

Honig als Handelsware I

DER HONIGHANDELBEI DEN ALTEN RÖMERN

Die alten Römer begannen, Honig im großen Stil zu produzieren, und auch der Honighandel erfreute sich im römischen Reich eines großen Aufschwungs. Plinius d. Ä. (23–79 n. Chr.) berichtet, dass auf römischen Gutshöfen eigene Honigsklaven beschäftigt wurden, und erwähnt Berufsimker, die die Bienenstände der vornehmen römischen Villen pachteten. Er erzählt weiter, dass ein gewisser Vejanus, ein kleiner Bienenzüchter, von den Bienen seines Thymiangärtchens jährlich Honig um 10.000 Sesterzen verkauft haben soll. Das Forum Cupedinis, der Naschmarkt von Rom, wo Honig und sonstige Lebensmittel verkauft wurden, spielte eine zentrale Rolle im städtischen Leben. Honige wurden jedoch nicht nur in Rom produziert, sondern auch von allen Teilen des damaligen Weltreiches in die Hauptstadt geliefert. Aus dieser Zeit stammt auch der älteste Bericht über Honigproduktion und Handel im alpinen Bereich. Strabo berichtet: „Im ganzen Abendland gibt es hügelige Gegenden, die sich sehr gut für den Ackerbau eignen, und sorgfältig bebaute Täler. Der größte Teil des Gebirges, besonders in den höchsten Regionen, ist jedoch wild und wegen des Frostes dieser rauen Landstriche unfruchtbar. Wegen ihres Mangels an Lebensmitteln und anderen Dingen lassen die Bewohner der Alpen jene der Ebene in Frieden, um von ihnen ihre Erzeugnisse zu bekommen. Sie bieten das zum Tausch, wovon sie im Überfluss haben, nämlich Harz, Pech und Kienholz sowie Wachs, Honig und Käse.“

„Nach dem Dreschen von Getreide erhielten wir Kinder ein Stück frisch gebackenes Brot, bestrichen mit Butter und Honig. Das war das beste Butterbrot meines Lebens.“

Honig als Handelsware II

DIE HONIGMENGER VON FRANKFURT

In den Steuerbüchern von Frankfurt am Main finden sich bereits im dreizehnten Jahrhundert Aufzeichnungen über sogenannte „Honigmenger“, das waren Kaufleute, die auf den Großhandel mit Honig spezialisiert waren. Im Jahre 1229 erlangte das Handelsgut Honig kurzfristig sogar weltpolitische Bedeutung: In diesem Jahr schloss der Stauferkaiser Friedrich II. einen Handelsvertrag mit dem Sultan El-Kamil. Der Vertrag sollte der Honigproduktion seines Königreiches Sizilien einen Absatzmarkt in Ägypten sichern. Der Papst war über diese Abmachung mit dem schlimmsten Feind des Christentums so empört, dass er den Kaiser exkommunizierte. In welcher Hochblüte der Honighandel zu Beginn der Neuzeit in Mitteleuropa stand, zeigen Aufzeichnungen vom Kolomanimarkt in Radkersburg. Laut Ältestem Geschäftsbuch Österreichs wurden anno 1551 zu Kolomani (13. Oktober) im heutigen südoststeirischen Bad Radkersburg 48 Fässer Honig feilgeboten, was einer Menge von 38,6 Tonnen entspricht. Im Folgejahr 1552 war das Angebot sogar noch größer und der Honig erlitt einen Preissturz von 40 Prozent. Ein Großteil dieser Mengen dürfte aus Teilen der heutigen Südsteiermark und Sloweniens gestammt haben und wurde an Händler aus Salzburg und Deutschland weiterverkauft. Der Markt scheint einer der bedeutendsten überregionalen Spezialmärkte für Honig, Wein und andere Agrarprodukte gewesen zu sein.

Honig als Süßungsmittel

DIE ABLÖSE DES HONIGS DURCH ZUCKER